Buch lesen: «Alleinssein»

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Anno Dazumal

Alleinssein

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Die Suche

Die Versuchung

Impressum neobooks

Die Suche

Ignaz war ein guter Mann. Solche Sätze schrieben sich prinzipiell leicht, denn sie dienten der Etikettierung und konnten nicht nachgeprüft werden. In Wirklichkeit handelte es sich bei Ignaz nämlich um einen skrupellosen Unternehmer, der seine Arbeiter ausbeutete, seine Frauen mißhandelte und seine Kinder terrorisierte. Doch der Schein bestimmte das Bewußtsein und nach außen hin war Ignaz ein wirklich netter Kerl. Immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, charmant und großzügig, ein überall gern gesehener Gast und ein großartiger Gastgeber. Seine Freunde mochten ihn, weil er immer so lustige frauenfeindliche Sprüche von sich hören ließ und am Stammtisch schimpfte er über die blöden Politiker und ihre angebliche Unfähigkeit. Das war insofern bemerkenswert, da es sich bei Ignaz um jemanden handelte, der aktiv in die Politik mit eingriff, indem er vielen Parteien Spendengelder zukommen ließ und dafür natürlich Gegenleistungen erwartete, die er selbstverständlich auch bekam. „Wir sind Ihnen zu großem Dank verpflichtet“, hörte er viele „hohe Tiere“ sagen, nachdem er sie persönlich geschmiert hatte. Ignaz überließ nichts dem Zufall und die Übernahme seines größten Konkurrenten hatte er schon lange geplant und generalstabsmäßig vorbereitet. Allerdings hatte er bei der ganzen Sache irgendwie übersehen, daß es sich bei jener Firma um ein Mafia-Unternehmen handelte und so bekam Ignaz erstmals in seinem Leben einen Einblick in die ehrenwerte Gesellschaft. „Wenn Sie Ihr Übernahmeangebot nicht zurücknehmen, dann wird Ihrer Familie etwas ganz Schreckliches zustoßen“, drohte einer der Herren aus der Organisierten Kriminalität. „Das ist mir scheißegal. Eigentlich tun Sie mir damit sogar einen Gefallen“, gab Ignaz zu und sorgte mit jener Aussage für großes Aufsehen im größten aller italienischen Familienbetriebe. „Wie können Sie nur so etwas sagen? Die Familie ist unser Ein und Alles. Sie ist uns heilig“, betonte der Mafioso erschüttert. „Mir ist überhaupt nichts heilig“, machte Ignaz deutlich und so hinterließ er einen bleibenden Eindruck. „Wir müssen viel mehr über diesen Mann erfahren. Der ist noch skrupelloser als wir und könnte langfristig eine echte Gefahr für uns werden“, befürchtete der Obermafioso und erteilte seinem besten Detektiv den Auftrag, im Leben des unheiligen Ignaz herumzuschnüffeln und herauszufinden, wie der zu dem werden hatte können, der er heute war. Beim Detektiv handelte es sich um einen Schnüffler mit abgeschlossenem Psychologiestudium, das bedeutete, daß der Mann wirklich Ahnung hatte oder zumindest so tun konnte als ob. Er machte sich sogleich ans Werk und besuchte eine Tante von Ignaz im Altenheim. „Schönen guten Tag! Ich bin ein alter Freund von Ignaz und soll für ihn an seinem 50. Geburtstag eine Rede halten. Deshalb brauche ich ein paar Informationen über seine Kindheit und sein Leben als junger Mann“, erläuterte der Detektiv und ihre Augen begannen zu glänzen. Sofort legte sie los: „Ach ja, der Ignaz! Was war der nur für ein süßer kleiner Racker! Ich hatte ja leider keine Kinder und deswegen habe ich ihn fast so geliebt wie meinen eigenen Sohn. Als Tante hat man ja den Vorteil, daß man keine Verantwortung trägt und den Kindern keine Vorschriften machen braucht. Der Ignaz war ein kleines Wunderkind. Der war ja sowas von selbständig, der hat sich schon mit vier Monaten die Windeln selbst gewechselt. Eigentlich stand damals schon fest, daß er mal Unternehmer werden würde.“ Der Detektiv lauschte gebannt. „Er war der ungekrönte König in unserer Familie. Alles drehte sich nur um Ignaz, schließlich war er der Erstgeborene der Erstgeborenen, so etwas wie das Über-Kind. Seine Intelligenz war beeindruckend und seine Auffassungsgabe phänomenal. Ich liebte diesen kleinen Racker, der schon als Zweijähriger genau wußte was er wollte. Dann kam seine Schwester zur Welt und er war nicht länger der alleinige Mittelpunkt. Das hat er ihr nie verziehen und sie von Anfang an gedemütigt. Wir fanden das nicht weiter dramatisch, denn wir hielten es mit Darwin. Ignaz wurde eingeschult und war gleich die Nummer Eins, der unumstrittene Klassenführer. Seine Schulkameraden liebten und fürchteten ihn, er konnte manchmal grundlos ausrasten, aber das waren wir gewöhnt. Auch die Lehrer dominierte er und da seine Eltern sehr bekannt und beliebt waren, ließen sie sich das gefallen.“ Der Detektiv schrieb fleißig mit und bekam bereits einen ersten Eindruck davon, mit wem sein Pate es da zu tun hatte. Die alte Frau setzte ihre Erzählung unbeeindruckt fort: „Es war auf dem Gymnasium, als sich Ignaz zum ersten Mal in ein Mädchen verliebte. Sie aber wollte nichts von ihm, doch er ließ nicht locker. Irgendwann nahm er sie sich mit Gewalt und sie zeigte ihn an. Seine Eltern schmierten die zuständigen Leute und so wurde das Verfahren eingestellt. Schön langsam merkten alle in der Familie, daß mit Ignaz irgend etwas nicht stimmte. Er war brutal, rücksichtslos und jähzornig, konnte ein richtiges Ekel sein und als er mit 16 Jahren seine zwei Jahre jüngere Schwester vergewaltigte, sie davon schwanger wurde und abtreiben mußte, da hatten wir alle genug von Ignaz und seinen Eskapaden. Seine Eltern schickten ihn in ein Internat und das hat er ihnen bis heute nicht verziehen. Wir sahen ihn fortan nur noch selten und erschraken jedesmal wieder aufs Neue. Zwar war er nun ruhiger und klang vernünftiger, aber dafür wurde er immer kälter und egoistischer. Eines Tages sagte er uns bei einem Familienfest, er würde dem Teufel nicht nur seine Großmutter, sondern auch den ganzen dreckigen Rest verkaufen. Das fanden wir überhaupt nicht komisch und waren froh, als er die Schule verließ und weit von daheim entfernt zu studieren begann. Er studierte BWL und war einer der Besten. Sein Ehrgeiz ist immer noch bemerkenswert, dieser Mann setzt sich Ziele und erreicht sie auch. Ach so, vielleicht sollte ich doch lieber etwas Positives über ihn berichten, denn das alles von eben können Sie ja wohl kaum in Ihrer Rede verwenden“, fiel der alten Dame plötzlich ein. „Nein, nein, das paßt schon. Ich will schließlich keine Märchen erfinden, sondern eigentlich schon die Wahrheit schreiben. Wie hat sich Ignaz weiterentwickelt?“ „Na ja, nicht unbedingt zum Besseren. Er ist halt so ein richtiger Wirtschaftsfuzzi geworden, der nur seinen eigenen Vorteil im Kopf hat. Zu mir hat er seit Jahren keinen Kontakt mehr, denn von mir hat er nichts mehr zu erwarten. Er hat seine Firma aufgebaut, seine Familie gegründet, Frauen ausgetauscht und Kinder vermöbelt, er ist seinen Weg praktisch konsequent weitergegangen.“ „Wie kann man gegen ihn bestehen?“ „Man darf sich einfach nichts gefallen lassen. Dem Ignaz muß man Steine in den Weg legen, die er nicht so leicht beiseite schieben kann. Der Mann kennt absolut keine Skrupel.“ „Eigentlich wäre der Kerl genau der Richtige für unsere Familie“, dachte sich der Mafia-Detektiv, bedankte und verabschiedete sich von der auskunftsfreudigen Frau und verließ das Altenheim. Er hatte sehr viele interessante Dinge erfahren, doch er brauchte noch viel mehr Informationen.

Derweil war auch Ignaz nicht untätig geblieben. Er spazierte auf einem Golfplatz herum und befragte seinen Spion, den er in das Konkurrenzunternehmen eingeschleust hatte: „Also, was habe ich von diesem Verein zu halten? Handelt es sich dabei um ein richtiges Mafia-Unternehmen oder ist das bloß irgend so eine x-beliebige Zweigstelle für Geldwäsche?“ erkundigte sich Ignaz. „Weder noch und sowohl als auch. Was ich ganz sicher weiß ist, daß es die Mafia nicht gerne sieht, wenn man in ihrem Revier wildert“, ließ der Spion von sich hören. „Das ist mir egal. Ich unterhalte allerbeste Beziehungen in die höchsten Kreise. Die Mafia kann mir den Buckel runter rutschen, ich habe schon ganz andere Brocken aus dem Weg geräumt“, prahlte Ignaz. Zwei Sekunden später hatten ihn die Caddys überwältigt und gefesselt. „Tut mir leid, mein Freund, aber ich bin ein Doppelagent“, gestand der Spion und ließ den völlig perplexen Ignaz abführen. Jener dachte an einen ganz schlechten Aprilscherz und rief: „Nein, ich verstehe keinen Spaß! Das hier ist nicht lustig!“ Seine Begleiter ignorierten sein Geschrei und verstauten ihn in einer Limousine, in der sie ihn zum Paten brachten. Der Spion nickte tief befriedigt und teilte seinem Boß per Handy sein baldiges Erscheinen mit.

Der Pate jedoch befand sich in einem Dilemma. Seine neueste Flamme war eine überzeugte Tierschützerin und verlangte von ihm, daß er die Patenschaft für einen kleinen Eisbären übernehmen solle. „Das soll der Umweltminister machen, für solche Kindereien bin ich nicht zuständig“, wiegelte er ab. „Wir sind hier in Italien und da gibt es alle paar Monate einen neuen Umweltminister. Das ist nicht gut für den kleinen Luigi“, glaubte die neue Freundin des älteren Herrn. „Was für ein bescheuerter Name für so einen kleinen Fellscheißer! Also gut, meinetwegen, dann mache ich es halt, damit mein ohnehin glänzender Ruf noch besser wird.“ „Ich will aber, daß Du es für mich machst, mein Knuddelbär. Und jetzt unterschreib bitte noch auf dieser Liste hier gegen das Foltern von Tieren.“ „Was Du alles von mir verlangst! Aber solange ich nicht gegen die Folter von Menschen unterschreiben soll, ist ja alles noch im giftgrünen Bereich. Apropos: Süße, ich habe gleich eine wichtige Besprechung, also verzieh Dich bitte in eines Deiner fünf Zimmer.“ Sie verschwand zufrieden lächelnd und er sah ihr leicht verliebt hinterher. Die jungen Frauen waren gut für ihn, sie gaben ihm neue Energie und frische Lebenskraft. Außerdem fühlte er sich neben ihnen sehr viel jünger und das war das Allerwichtigste. Auf einmal klopfte es und seine Leute führten den gefesselten Ignaz herein. „Willkommen in meiner bescheidenen Hütte!“ begrüßte der Pate seinen unfreiwilligen Gast. „Sie haben schon eine merkwürdige Art, Menschen für sich zu gewinnen“, urteilte jener. „Na ja, die Menschen sind verschieden und viele Leute sind bereits verschieden, weil sie sich falsch entschieden haben.“ „Hören Sie gefälligst mit Ihren kindischen Wortspielereien auf! Ich bin doch hier nicht Ihr Publikum. Sagen Sie mir lieber, was ich für Sie tun kann!“ „Na ja, erst einmal sollten Sie damit aufhören, mir andauernd in die Suppe zu spucken. Dann möchte ich, daß Sie sich aus unserem Geschäftsbereich zurückziehen, was wir Ihnen natürlich entsprechend vergüten würden. Und zu guter Letzt wünsche ich mir, daß Sie gefälligst damit aufhören, meinem Leibwächter ständig auf seine Kanone zu starren.“ „Aber der hat nun mal so ein wahnsinnig großes Ding. Was soll das? Wieso soll ich aufgeben? Warum wollen Sie mich ruinieren?“ „Sie haben damit angefangen, mit Ihrem dämlichen Übernahmeversuch. Sie haben uns den Krieg erklärt und jetzt schlagen wir zurück. Alles so, wie es sich gehört.“

Doch es ging bei der ganzen Sache um viel mehr als darum, einen unliebsamen Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen. Es hatte dereinst in Mafiakreisen eine Prophezeiung gegeben, nach der eines Tages der Über-Pate auf der Erde erscheinen würde, der aus der Mafia ein weltumspannendes, krisenfestes Riesenunternehmen machen würde, das die Welt beherrschen sollte. Auf gut deutsch so etwas wie Scientology für Italiener. Jedenfalls war der aktuelle Pate schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach jenem Über-Paten, war jedoch bislang zu seiner großen Enttäuschung noch nicht fündig geworden. So erhielt der Detektiv den Auftrag weiterzuforschen, damit man jenen widerspenstigen Ignaz besser und näher kennenlernte. Er besuchte daraufhin einen alten Studienkollegen von Ignaz und der zog gleich mächtig vom Leder: „Ja, der Ignaz, der war so ein richtiger Schweinehund. Der hat uns alle über den Tisch gezogen und das in einer Tour. Von Anfang an hat uns der nur verarscht und uns an der Nase herumgeführt. Ignaz kennt die Tricks und weiß ganz genau was abgeht. Wer diesem Mann vertraut, der hat bereits verloren. Ich war mal relativ gut befreundet mit ihm gewesen. Regelrecht bewundert habe ich ihn und das hat er natürlich genossen. Was für ein Scheißkerl! Mich hat er die Drecksarbeit machen lassen und er selbst hat die Meriten einkassiert. Er ist ein begnadeter Laberer, man darf ihm auf gar keinen Fall länger zuhören, weil er so viel Süßholz raspelt, daß man immer wieder auf ihn hereinfällt. Ich habe diesen Mann wie einen Bruder geliebt. Wir hatten zusammen eine Firma und gingen wegen seiner Unfähigkeit pleite und er hat sich einfach davongemacht und mich mit den Schulden und dem Gerichtsvollzieher zurückgelassen. So ein Dreckskerl!“ „Könnten Sie sich vorstellen, daß einer wie Ignaz an der Spitze eines multinationalen Unternehmens stehen könnte?“ forschte der Detektiv. Der Mann überlegte eine Weile, schenkte sich Brandy nach und verkündete dann: „Bei so viel Skrupel- und Rücksichtslosigkeit auf jeden Fall. Ignaz geht nicht nur über Leichen, er schändet sie auch noch und verkauft sie dann. Dieser Typ wird es garantiert noch ganz weit bringen.“ „Was sind seine Schwächen?“ „Er ist zu extrem, er weiß einfach nicht wann es genug ist.“ Der Detektiv notierte fleißig mit, unterhielt sich noch eine knappe Stunde mit dem Ex-Freund von Ignaz und fuhr dann zu sich nach Hause. Dort las er in seinen Unterlagen und überlegte: „Diese Außenbetrachtungen sind zweifellos höchst interessant, das Problem ist bloß, daß meine Gesprächspartner natürlich unbewußt ihre eigene persönliche Scheiße auf unseren Mann projizieren. Aber daran kann man nichts ändern, das ist leider fast immer so. Ich finde, daß dieser Ignaz durchaus das Zeug zum Boß hat, aber ich weiß beim besten Willen nicht, ob er wirklich dieser Über-Pate ist, auf den wir schon so lange warten. Auf alle Fälle muß ich noch viel tiefer einsteigen, vielleicht sollte ich sogar bei Adam und Eva anfangen und seine Kindergartentante befragen. Ob die noch lebt? Würde mich nicht wundern, wenn er die aus dem Weg geräumt hat, obwohl, seine Tante und sein Ex-Freund leben ja auch noch.“ Nach jenen Gedanken zog sich der Detektiv einen primitiven Trashfilm rein, doch der kam gerade zur richtigen Zeit, denn nach so einem anstrengenden Tag mit dermaßen viel Denkarbeit hatte sich sein Gehirn eine Ruhepause wirklich verdient. Der Mann schaltete gedanklich ab und ließ sich fallen. Leise berieselte der Fernseher. Alle Dinge nahmen ihren Lauf und er nahm sie in Kauf.

Ganz anders verlief das Leben der zu jenem Zeitpunkt 35jährigen Isolde. Sie gehörte zu den selbständigen Frauen, die es sich zum Ziel gesetzt hatten, auf eigenen Füßen im Leben zu stehen. Isolde war beliebt, vermögend und hatte einen tollen Job, aber alles hatte seinen Preis. Sie war allein und das störte sie immer erst dann, wenn sie mal zur Ruhe kam und über sich und ihr Leben nachdachte. Aber sie hatte sich ihr Leben selbst ausgesucht und mußte mit den Konsequenzen klarkommen. Isolde hatte zwar diverse Verehrer, doch die konnten ihr nicht das Wasser reichen und so verzichtete sie auf deren Beistand und Beischlaf. Was sie auch anfaßte, es wurde zu Gold, aber das Leben bestand nun mal aus mehr als dem bloßen Ansammeln vergänglicher Materie. Isolde träumte von einer glücklichen und erfüllten Beziehung, andererseits hätte sie überhaupt nicht gewußt, woher sie sich die Zeit dafür hätte nehmen sollen. Sie saß mit ihrer Freundin Ulrike im Park und schwafelte: „Mein Traummann müßte alles haben: Geld, einen tollen Körper, Selbstbewußtsein und natürlich müßte er auch ein toller Vater sein.“ „Den Typen mußt Du Dir aber aus dem Katalog bestellen. Vielleicht ist die Roboterforschung in ein paar Jahren so weit, so ein Wunderwesen herzustellen.“ „Ach ja, romantisch, einfühlsam und zärtlich muß er natürlich auch sein.“ „Weißt Du, Isolde, mein Markus ist vielleicht nicht gerade der tollste Typ auf der Welt, aber auf ihn kann ich mich hundertprozentig verlassen.“ „Wer’s glaubt wird selig. Der ist doch genauso polygam wie alle anderen Kerle.“ „Wie kannst Du nur so etwas Schreckliches behaupten? Markus betrügt mich nicht.“ „Aber Du ihn.“ „Na und? Das ist ganz allein meine Sache. Ich brauche halt auch manchmal etwas Abwechslung.“ „Dann tu doch nicht immer so scheinheilig! Ist doch wirklich nichts dabei, das Kuckuckskind beim Namen zu nennen.“ „Themenwechsel. Was hältst Du eigentlich von diesen Superstar-Kandidaten?“ „Ich weiß nicht so recht. Die sind im Grunde auch nichts weiter als ein Spiegelbild unserer Gesellschaft.“ „Für eine Frau redest Du manchmal ganz schön gescheit daher. Ich jedenfalls kann ohne meinen Fernseher nicht leben.“ „Ich schon. Den ganzen Tag in der Arbeit und abends noch ins second life. Da bleibt keine Zeit mehr für andere Dinge.“ „Nur gut, daß Du keine Familie hast. Die könnte Dich ja nur am Wochenende live erleben.“ „Man sucht sich schon das Leben aus, das am besten zu einem paßt. Aber manchmal wünsche ich mir, daß ich viel mehr leben könnte und viel weniger arbeiten müßte.“ „Du weißt doch, daß Du ohne Arbeit nicht leben kannst.“ „Das schon. Trotzdem. Ich bräuchte das richtige Maß. Wenn alle Leute nur die Hälfte arbeiten würden, dann hätten alle Menschen einen Job.“ „Schon gut. Genug gefaselt.“ „Ich meine das wirklich ernst. Außerdem könnte ich mir für mich auch vorstellen, einfach nur die Frau eines erfolgreichen Unternehmers zu sein. Damit hätte ich überhaupt kein Problem.“ „Das sagst Du jetzt so locker, aber wenn es tatsächlich so käme, dann würde es Dir auch wieder nicht passen.“ Sie schauten sich nachdenklich an. Seit vielen Jahren waren sie nun schon miteinander befreundet und hatten sehr viel miteinander erlebt. Doch irgendwie spürten sie, daß sich ihre Wege bald trennen würden. Ulrike war eine gute Hausfrau und Mutter, Isolde dagegen strebte nach Höherem. Bald würde sich zeigen, ob sie die Luft dort oben auch vertrug, doch erst einmal ging es darum, ins second life zurückzukehren und sich dort ein bißchen auszuleben. Jene Parallelwelt faszinierte Isolde sehr, denn sie vermittelte ihr das unheimlich befreiende Gefühl, daß das normale Leben nicht alles war.

„Wann lassen Sie mich endlich laufen?“ fragte Ignaz den Generalsekretär der Mafia. „Das kann schon noch eine Weile dauern. Wir müssen erst einmal überprüfen, was Sie für einer sind“, stellte jener klar. Das war insofern lustig, weil eigentlich niemand wußte, wer der Generalsekretär war. Es handelte sich bei jenem Geschöpf um einen Seiteneinsteiger, den viele Mafiosi anfangs für einen Polizeispitzel gehalten hatten. Mit den Jahren hatten sie jedoch gemerkt, daß sie sich geirrt hatten, doch so richtig liebgewonnen hatten sie ihn dennoch nicht. Zwar gehörte er inzwischen auch irgendwie zur Familie, aber eher als entfernter Verwandter. Das einzige Pfund, mit dem der Generalsekretär wuchern konnte, war seine Nähe zum Paten und daß jener seine schützende Hand über ihn hielt. „Ich habe nicht ewig Zeit“, knurrte Ignaz, doch der Generalsekretär mit dem wundervollen Namen Guiseppe ignorierte diesen Satz genauso, wie er jegliche Kritik an seiner Person und seiner Arbeit ebenfalls an sich abperlen ließ. Guiseppe hatte es in seiner Kindheit nicht leicht gehabt, doch im Vergleich zu einem zehnjährigen indischen Teppichknüpfer war er relativ gut davongekommen. Der Pate hatte ihn einst dabei erwischt, wie der kleine Guiseppe ihn bestehlen wollte und hatte ihn seit damals in sein Herz geschlossen statt erschossen. Ja, der Pate hatte tatsächlich ein Herz und das war seine vielleicht größte Schwäche. Seine Kritiker spotteten, der Alte hätte nicht nur ein Herz für Tiere, sondern insbesondere für Irre und wer sich Guiseppe und die regelmäßig wechselnden Freundinnen des Paten näher anschaute, der konnte schon zu der Ansicht gelangen, daß jene Theorie nicht ganz unbegründet war. „Ich verlange eine Erklärung für meine Geiselnahme“, machte Ignaz deutlich. Guiseppe baute sich vor ihm auf und tönte: „Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie aufgeblasener Möchtegern! Ich habe hier den ganzen Tag jede Menge zu tun, da kann ich mich nicht auch noch andauernd um Ihren Scheiß kümmern und mir Ihr Gejammer aufhören. Nur soviel: Es wird schon seinen guten Grund haben, daß Sie hier sind.“ „Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie Wicht: Sie stehen hier seit fünf Minuten herum, starren Löcher in die Luft und bohren sowohl in Ihrer Nase als auch in Ihrem Ohr, was ich ziemlich widerlich finde. Also erzählen Sie mir bloß nicht so einen Scheiß, von wegen Streß und so!“ verlangte Ignaz. Im Nebenzimmer beobachtete der Pate mit seinem alten Freund und Ratgeber Giovanni durch eine Spiegelscheibe das Geschehen. „Und? Was meinst Du?“ erkundigte sich der Alte. „Ich bin mir nicht sicher. Von seinem Auftreten und seiner Tonart her könnte er tatsächlich der Über-Pate sein, jedoch scheint ihm jegliches Fingerspitzengefühl zu fehlen“, befand Giovanni. „Mmh, da könntest Du womöglich Recht haben. Ich bin auch noch nicht überzeugt. Wir müssen uns absolut sicher sein, denn wenn wir den falschen Typen auswählen, dann geht alles den Bach runter und wir können die ganze Sache voll vergessen“, ließ der Pate verlauten. Danach versank er in dumpfes, brutiges Schweigen. Erst als seine Freundin auftauchte und ihn beschwingt zu einem Tennisspiel überreden wollte, lockerte sich seine Miene auf. „Ach ja, die Frauen. Wir können nicht mit ihnen, aber auch nicht ohne sie leben“, seufzte der Pate, nachdem die Süße wieder verschwunden war. Giovanni überreichte ihm kommentarlos ein Büchlein. Der Pate setzte seine Brille auf und las laut: „Simplyfie your wife - Ein Ratgeber für die praktische Handhabung Ihrer Ehefrau.“ „Das hat mir gerade noch gefehlt. Du bist wirklich ein Freund“, meinte er lächelnd zu Giovanni. Der nickte stolz und zufrieden.

Der Regisseur hatte seinen letzten großen Film hinter sich gebracht, dafür jede Menge Preise abgestaubt und war dementsprechend zufrieden. Zwar konnte man ihm vorwerfen, daß er immer nur über dasselbe Thema, nämlich die Mafia, gedreht hatte, aber damit und davon konnte er leben. Die Wirklichkeit war schließlich viel heftiger als seine Filme, das wußte er, denn er hatte viele Jahre lang im Mafiasumpf recherchiert und man hatte ihn gewähren lassen, denn seine Filme waren ja auf ihre Art und Weise auch eine Art Werbung und Hommage. „Ich bin irgendwie an dem Punkt angelangt, an dem man sich entspannt zurücklehnen und sein Leben genießen kann“, glaubte Massimo und räkelte sich in seiner Hollywoodschaukel. „Das würde Dir so passen, Du faules Stück Scheiße!“ hörte man eine Frauenstimme schreien. „Mamma mia!“ entfuhr es dem Regisseur. „Zum allerletzten Mal: Ich bin nicht Deine Mama, Du stinkfauler Hund! Und wenn Du jetzt nicht gleich Dein Zimmer aufräumst, dann gibt es heute Abend keinen Nachtisch“, drohte die resolute Gattin. Klar, ein objektiver Beobachter würde jetzt erstaunt seine Augen verdrehen und sich denken, daß der arme Filmemacher eine bessere Frau verdient hätte, doch so leicht durfte man es sich nicht machen, denn Massimo und Carla ergänzten sich hervorragend und paßten schon ziemlich gut zusammen. Er kannte sie nicht anders und genau das liebte er ja so an ihr. Wenn es so war, daß sich Frauen einen Mann suchten, der ihrem Vater ähnelte und Männer eine Frau, die ihrer Mutter glich, dann hatte Massimo eine extrem dominante Mutter gehabt, die sehr oft mit ihm geschimpft haben mußte. Jedenfalls hatte er seine beruflichen Ziele erreicht und wollte jetzt etwas kürzer treten und sein Leben genießen. Doch da war Carla vor, denn sie hatte keinerlei Interesse daran, daß ihr Göttergatte nun auf einmal den lieben langen Tag auf der faulen Haut herumlag und machte was er wollte. So weit durfte es niemals kommen, solange sie das Sagen hatte. „Männer sind wie kleine Kinder: Man muß ständig auf sie aufpassen, sonst kommen sie nur auf dumme Gedanken und machen Blödsinn“, pflegte Carla zu sagen und die Hausangestellten, die unter ihrem Regiment sehr wenig zu lachen hatten, außer wenn sie über sie oder ihn, den Pantoffelhelden, Witze machten, wußten, daß sie das sehr ernst meinte. Mit der Zeit begann Massimo seine Arbeit und die damit verbundene Freiheit zu vermissen, denn unter ihrer Terrorherrschaft war es nicht so einfach wie erhofft. „So kann das nicht weitergehen. Diese Frau bringt mich noch ins Grab und das in Kürze. Ich möchte doch nur ein bißchen leben“, jammerte er seiner Köchin vor. „Soll ich ihr ein Pilzgericht zubereiten?“ wollte jene verschwörerisch wissen. „Das ist mal wieder typisch: Ich schütte Ihnen hier mein Herz aus und Sie denken nur ans Essen!“ schimpfte er und verschwand. In seiner Verzweiflung fand er nur noch einen Ausweg. Sekunden später klingelte bei Guiseppe das Telefon. „Mafia und Co. GmbH & KOKG. Sie sprechen mit dem Generalsekretär. Was kann ich für Sie tun?“ „Ja, hallo, hier spricht Massimo, Euer Hoffilmemacher. Ich hätte da einen Auftragsmord zu vergeben.“ „Das tut mir wirklich leid, aber wir sind im Moment völlig ausgebucht. Versuchen Sie es doch in zwei Wochen wieder!“ „Das geht nicht, so lange halte ich es mit diesem Drachen nicht mehr aus. Ich brauche Ihre sofortige und unbürokratische Hilfe.“ „Na ja, wir werden sehen was sich machen läßt Worum handelt es sich denn?“ „Das ist eine ziemlich delikate Angelegenheit, denn ich bin mit dem Opfer verheiratet und möchte es nach seinem Tod sehr gerne verzehren.“

Der Detektiv hatte bereits eine bewegte Vergangenheit hinter sich und war einst ein weltweit geachteter Mann gewesen. Als erster Nationalitätenpsychologe bei der UNO hatte er von sich reden gemacht und daran dachte er gerne zurück. „Das war vielleicht eine tolle Zeit! Ich hatte alle Freiheiten und war der Pionier schlechthin auf diesem Gebiet. Man brauchte Fachwissen in Psychologie und Geschichte und mußte Ahnung von Kulturen, Religionen und Philosophien haben. Nationen und Völker sind schon wahnsinnig faszinierend. Wenn man bedenkt, wie viele große Völker im Orkus der Geschichte verschwunden sind, dann bekommt man erst ein Gespür dafür, was es bedeutet, zu einer Nation dazuzugehören. Aber leider konnte ich nicht lange bei der UNO arbeiten, denn einige wichtige Leute waren der Meinung gewesen, daß ein Nationalitätenpsychologe genauso überflüssig wäre wie ein Betriebsphilosoph und deshalb wurde ich entlassen. Na ja, dieser Schnüffeljob jetzt ist ja auch nicht schlecht“, dachte sich Luca auf seinem Weg zum nächsten Interview, doch man merkte ihm schon an, daß er der tollen Zeit bei der UNO nachtrauerte. Wenig später traf er auf einen Lehrer, der den Weg von Ignaz über einige Jahre hinweg verfolgt hatte und fragte jenen: „Was ist Ignaz für ein Mensch?“ „Unheimlich willensstark und ehrgeizig. Er kann die Liebenswürdigkeit in Person sein, wenn er von jemandem etwas will, aber er kann einen auch zerstören, wenn er etwas gegen jemanden hat. Meiner Meinung nach ist Ignaz bindungsgestört, seine Eltern haben ihn viel zu sehr verwöhnt und in Gesellschaft will er immer im Mittelpunkt stehen. Es gab da mal ein von der Schule veranstaltetes Zeltlager. Ein Bär hatte ein Kind angegriffen und Ignaz warf sich dazwischen. Nicht um das Kind zu retten, sondern weil er es nicht ertrug, daß sich die Blicke der Anderen nicht auf ihn richteten. Warum interessiert Sie das alles?“ „Ich arbeite für die Lokalzeitung und soll zu seinem 50.Geburtstag einen Bericht über ihn schreiben. Dafür brauche ich Informationen. Glauben Sie, daß Ignaz ein großer Firmenchef werden könnte?“ „Das kann ich nicht beurteilen. Ich halte ihn für durchaus führungsstark, aber seine sozialen Kompetenzen lassen sehr zu wünschen übrig.“ „Sind die denn so wichtig?“ „Kommt ganz darauf an wo er arbeitet. In der Mafia zum Beispiel würde er ganz bestimmt einen hervorragenden Paten abgeben, dort sind die soft skills vermutlich nicht so gefragt“, glaubte der ehemalige Lehrer. Luca horchte auf. Das klang doch schon mal sehr vielversprechend. Da man aufhören sollte, wenn es am schönsten war, beendete er das Gespräch und setzte sich in seinen Wagen. „Wenn der Kerl tatsächlich der Über-Pate ist, dann wird sich bei der Mafia bestimmt einiges verändern. Vielleicht sollte ich dann lieber wieder zur UNO zurückkehren, womöglich haben die nach all den Kriegen in den letzten Jahren gemerkt, daß ich ein sehr brauchbarer Mitarbeiter war und auch wieder sein könnte“, kam es dem Detektiv in den Sinn. Die Erde drehte sich weiter und der junge Mann hatte das Gefühl, daß seine Tage bei der Mafia gezählt waren. Jenen letzten großen Auftrag noch erfüllen und dann abtreten, um eine neue Herausforderung zu suchen und zu finden. Außerdem glaubte Luca, daß mit dem neuen Boß ohnehin nicht gut Kirschen essen sein würde, von daher hatte er kein Problem damit, seinen Abflug vorzubereiten. Der große Vorteil des Schnüfflers bestand darin, daß er ungebunden und flexibel war. Keine Frau kommandierte ihn herum und seine Mutter lebte viele hundert Kilometer von ihm entfernt, weshalb er ein Höchstmaß an Freiheit genoß, denn auch in der Mafia war er nicht als Mitglied, sondern nur als Zuarbeiter registriert. Luca träumte von einer wunderbaren Zukunft in New York.

Isolde schlenderte durch die Straßen der Stadt und zog begehrliche Männerblicke auf sich. Solche Momente genoß sie durchaus, auch wenn sie für sie eher eine Art Spiel waren. Im Grunde war sie überhaupt nicht offen für eine Beziehung, denn ihre Arbeit war ihr viel wichtiger. Sie arbeitete an einem Informatikprojekt, das sehr spannend, aber auch enorm zeitaufwendig und arbeitsintensiv war. Plötzlich merkte sie, daß sie verfolgt wurde, denn eine schwarze Limousine fuhr langsam hinter ihr her. „Finden Sie nicht, daß die unserem Paten gefallen könnte?“ wollte Guiseppe vom Chauffeur wissen. „Ich glaube nicht, denn die schaut zwar wahnsinnig gut, aber kein bißchen wahnsinnig aus“, gab Gianfranco zu bedenken, bevor er hinzufügte: „Außerdem haben wir ihm doch erst vor ein paar Wochen diese durchgeknallte Tierschützerin besorgt.“ „Das schon, aber die wird ihn bestimmt schon bald wieder langweilen. Langfristiges Denken und eine ebensolche Planung sind sehr wichtig, mein lieber Gianfranco.“ „Wie meinen Sie das, oh Secretario?“ „Ganz einfach: Ich helfe bei der Suche nach dem Über-Paten, achte aber darauf, daß der neue Typ an der Spitze jener auf gar keinen Fall ist, denn sonst werde ich nie irgendwann der neue Pate.“ „Donnerwetter! Ich hätte nie gedacht, daß Sie solche Ambitionen hegen, Signore.“ „Aber natürlich! Glaubst Du denn, irgend jemand hätte ein Interesse an diesem beschissenen Generalsekretärsjob, wenn es da nicht diese verlockenden Aufstiegsmöglichkeiten gäbe? Mein Freund, die Mafia ist zwar eine große Familie, aber da gibt es ein Hauen und Stechen um jeden Posten. Als Generalsekretär bist Du der letzte Dreck, weil Du Dich um jeden Scheiß kümmern mußt. Aber als Entschädigung dafür hast Du den Zugang zu ganz oben, zur Macht. Das hier momentan sind meine Lehrjahre, doch die Herrenjahre werden bald folgen.“ „Was ist jetzt mit dieser Frau?“ „Was? Ach so, ja, die hätte ich jetzt beinahe vergessen. Laß sie laufen! Für ein paar Wochen wird es die verrückte Tierfickerin schon noch tun und außerdem haben wir ja immer noch diesen Ignaz in unserer Hochsicherheitszelle.“ „Ist er der Über-Pate?“ „So wie er sich aufführt, könnte man das durchaus meinen. Unsere Recherchen haben ergeben, daß er anscheinend sehr talentiert ist und großes Potential in sich trägt, doch um ehrlich zu sein: Die Geschichte mit der Prophezeiung ist meiner Meinung nach totaler Humbug, eine Erfindung, ein Märchen oder sowas in der Art. Ich glaube, daß sie in erster Linie dazu dient, den Paten abzulenken und darauf hinzuarbeiten, daß er sein Zepter demnächst abgibt und weil er sich selbst für so großartig und unersetzlich hält, kann ihn natürlich nur ein sogenannter „Über-Pate“ beerben. Für mich ist das alles ziemlich lächerlich, aber wenn es ihm hilft, meinetwegen.“ „Warum reden Sie so herablassend? Ich halte unseren Paten für einen absolut fähigen Mann.“ „Ich doch auch, Gianfranco, ich doch auch. Allerdings hat er eine Schwäche und das ist sein viel zu gutes Herz.“ „Von dem Sie am allermeisten profitiert haben.“ „Ich weiß und genau das meine ich auch. Ich als Pate hätte niemals so einen ungezogenen Fratz wie mich bei mir aufgenommen und wie meinen eigenen Sohn behandelt.“ „Sehen Sie! Sie können wirklich froh sein, daß es den Paten gibt.“ „Selbstverständlich. Aber wir leben heute in einer anderen Zeit, in der Skrupel- und Rücksichtslosigkeit angesagt sind. Am besten wäre eine Mischung aus dem Paten und diesem Ignaz und genau das bin ich.“ Gianfranco schwieg, denn ihm war die ganze Sache nicht geheuer. Der Generalsekretär phantasierte oft und gern, nur wußte man bei ihm nie so genau, was er ernst meinte und was nicht. Meistens war er sich selbst darüber nicht ganz im Klaren, aber sein Weg sollte nach oben führen und damit meinte er nicht das Himmelreich.

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Umfang:
120 S. 1 Illustration
ISBN:
9783738010220
Verleger:
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Bookwire
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