Briefe an Gott

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Briefe an Gott
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Anna G. Foxx

Briefe an Gott

Band 1

Jeder Mensch braucht einen, der für ihn da ist…

Impressum

Texte: © Copyright by Anna G. Foxx

Titelbild: © Copyright by Lara Nastulla (Pixeltick)

Verlag:

Annamaria Gashi

Bochumer Str. 153

44866 Bochum

Korrektorat:

Alpinger Köhler GbR

www.alpinger.at

Druck:

epubli - Ein Service der neopubli GmbH Berlin

Kapitel 1 - Lilly

1. Brief an Gott

Hallo mein lieber Gott. Ich bin 6 Jahre alt, wie du weißt, und mein Name ist Lilly. Das weißt du auch. Ich bin eigentlich ein glückliches Kind. Es ist nur, dass ich seit einiger Zeit realisiere, was hier geschieht: Wie benehmen sich die Erwachsenen und ich höre ständig so komische Wörter aus ihren Mund.

Lieber Gott wird das jeden Tag so sein? Und warum weint Mama immer? Einmal habe ich sie beobachtet, wie sie ein Messer in der Hand hielt und genau auf ihr Herz gezielt hat. Ich saß mit meiner Puppe Priscilla auf dem Boden und schloss ihre Augen, damit sie keine Angst bekommt. Mein Onkel kam in Eile und nahm ihr das Messer aus der Hand. Das sah ich heute zum ersten Mal. Ich darf keine Angst haben, weil Onkel hat Mama gerettet und ich bin darüber sehr glücklich. Aber was mich nicht glücklich macht, ist, dass ich nicht weiß, wer mein Papa ist. Mama sagt, dass Papa vor meiner Geburt verstorben ist und sie nicht weißt, wo Papa beerdigt wurde. Lieber Gott kannst du mir zeigen, wo Papa in Frieden ruht? Ich will ihn doch so gerne Blümchen bringen. Lieber Gott darf ich zu dir in den Himmel? Dann kann ich mit Papa spielen. Mein Stiefvater beachtet mich nicht. Wenn ich ihn frage, ob wir miteinander spielen wollen, dann schubst er mich weg. Das macht er seit einigen Tagen so. Als ich noch kleiner war, hat er mich immer auf dem Arm genommen und gestreichelt. Warum ist er jetzt so kalt zu mir? Ich muss jetzt Schluss machen lieber Gott.

Ich liebe dich und ich liebe alle, die im Himmel sind. Schlaf gut bis morgen.

Lilly war ein kleines zierliches Mädchen, das gern zur Schule ging und immer ein Lächeln im Gesicht hatte. Sie wurde von der Nachbarschaft aufgrund ihrer blauen Augen und den blonden langen Löckchen goldenes Engelchen genannt. Sie wurde wegen ihrer lebendigen Art geliebt. Sie lief ständig singend durch die Straßen, ging auch sehr gern in die Kirche. Sie zündete in Gedenken für die Verstorbenen eine Kerze an, kniete sich hin und betete für all die Menschen auf dieser Welt, dass sie immer glücklich und gesund bleiben. Vor allem, dass die Armen was zu Essen bekommen, um zu überleben.

2. Brief an Gott

Hallo lieber Gott, heute wurde ich in der Schule von meiner Lehrerin gelobt. Sie gab mir 5 Sterne, weil ich so gut lesen und schreiben kann. Ich erzählte ihr, dass ich dir gerne Briefe schreibe. Aber die Kinder lachten mich aus. Eins der Kinder schrie ganz laut, dass es keinen Gott gibt. Ich sagte ihm, dass er lügt und er trat mir ins Knie. Das tat so weh dass, ich weinen musste. Die Lehrerin hat ihn ausgeschimpft und er musste sich für eine halbe Stunde an die Wand stellen. Mir tat er ein wenig leid. Lieber Gott, ich muss dir etwas anvertrauen. Das habe ich niemanden erzählt. Nur dir vertraue ich, weil ich weiß, es bleibt unser Geheimnis. Außerdem habe ich Angst, dass Mama und Papa mir nicht glauben. Immer, wenn Mama mich ins Bett bringt und dann das Licht ausmacht, taucht eine Gestalt, ein Schatten, auf. Er steht immer an der Wand neben dem Kleiderschrank und ruft nach mir. Ich verstecke mich unter der Decke und zähle bis 10, dass er endlich verschwindet. Aber ich merke es nicht mehr, weil ich schnell einschlafe. Am nächsten Morgen, wenn Mama mich aufweckt, dann fühle ich mich so erschöpft. Wenn ich ihr sage, dass ich müde bin und noch ein wenig schlafen will, schreit sie mich nur noch an. Warum ist Mama in letzter Zeit auch so komisch zu mir? Ich werde Erwachsene niemals verstehen. Sie verlieren so schnell den Glauben und ihr Lächeln, wie Mama es verloren hat. Sie sagt ständig, dass es dich nicht gibt. Dann schreie ich sie an und beschütze dich, weil du mein einziger lieber Freund bist. Die Kinder in der Schule und hier in der Nachbarschaft sagen, ich sei ein hässliches und komisches Kind, weil ich Selbstgespräche führe oder Blumen pflücke und daraus ein Kranz für meine Haare mache. Sie sagen, das wird nur bei Menschen gemacht, die sterben. Stimmt das denn? Warum kann es nicht so wie früher sein lieber Gott? Es kommt mir vor, als sei ich erst aus einem Ei geschlüpft und merke erst jetzt, was hier alles geschieht. Ist das vielleicht die Zeit, dass ich schon unterscheiden kann, was Böse und Gut ist? Es fällt mir aber schwer, ich mag nur das Gute, lieber Gott! Bitte mach, dass es aufhört und wir alle auf der ganzen Welt in Frieden leben können. Immer, wenn ich meine Mama weinen sehe, tut mir das so sehr weh und ich weiß nicht, warum sie weint. Ich gehe auf sie zu und frage: „Mama. Warum weinst du?“ Sie schubst mich weg. und sagt, ich soll still sein. Ich fühle mich manchmal allein und verlassen, ich hätte gerne Freunde zum Spielen oder eine Schwester, aber Mama sagt, Kinder sind anstrengend. Ich bin nicht anstrengend oder doch? Ich habe Mama und Papa nichts getan, dass sie mich so behandeln. Sie sind auch nur am Streiten, dann höre ich Mama schreien und weinen, er soll aufhören! Ich verkrieche mich unters Bett, weil ich Angst habe, dass er mich auch schlägt. Meine Puppe Priscilla hat auch Angst, ich umarme sie dann ganz fest und zusammen haben wir dann auch keine Angst mehr. Lieber Gott, wann holst du mich zu dir in den Himmel?

Ich muss jetzt Schluss machen. Ich wünsche dir und allen, die im Himmel sind, eine gute Nacht und süße Träume.

Deine dich liebende Lilly

Lilly erlebte viele emotionslose Tage. Sie verstand es nicht so ganz. Warum jetzt? Warum bemerkte sie es jetzt? In ihrem Alter bemerken viele Kinder, dass im Familienkreis Dinge geschehen, die nicht normal sind und beginnen sich damit zu beschäftigen. Eltern vernachlässigen häufig die Gedanken des eigenen Kindes. Diese stellen viele Fragen. Doch diese Fragen bleiben unbeantwortet. Die meisten Kinder kehren in sich, fühlen sich selbst nicht akzeptiert oder gar unbeachtet. Lillys Stiefvater war ein sehr strenger Mann. Er ließ Frau und Kind immer allein, betrank sich und, wenn er heimkam, wurde er gegenüber seiner Frau sehr gewalttätig. Lillys Mama lernte ihren Mann durch eine Freundin kennen. Sie verliebten sich ineinander und heirateten 12 Monate später. Lilly war gerade mal 2 Jahre alt. Sie sprach nie über Lillys Vater. Lilly erfuhr noch nichts über ihren Vater. Das machte das Mädchen sehr traurig. Oft hörte sie von manchen, dass sie dem Vater sehr ähnelte. Kinder sind sehr neugierig. Sie sind fähig, alles dafür zu tun, um hinter Geheimnisse zu kommen und wenn sie das nicht hinbekommen, dann verhalten sie sich anders und widersprechen sogar der Erziehung der Eltern. Deshalb ist es wichtig, dem Kind Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist nicht viel, was ein Kind braucht. Das Nötigste reicht, um sie nicht zu vergessen.

3. Brief an Gott

Lieber Gott, heute ist Sonntag und ich war in der Kirche mit Mama. Wir haben gebetet. Für all die Menschen auf dieser Welt, die so leiden und nicht glücklich sind. Für die Menschen, die auch kein Essen haben und dieser Krieg lieber Gott. Dieser Krieg von den Erwachsenen ist so schrecklich! Sie töten auch Kinder, die sogar jünger sind als ich. Warum machen sie das lieber Gott? Diese Erde gehört nicht ihnen, sondern nur dir! Warum hören sie nicht auf dich? Warum respektieren sie nicht deine Erde? Ich tue es! Ich bringe meine Bananenschale immer in den Müllkorb, damit die Erde sich nicht schmutzig fühlt und sauber ist, wie ich, wenn ich jeden Abend baden gehe. Manchmal mag ich es nicht zu baden, wenn Daddy mich abtrocknet. Er berührt mich zwischen den Beinen und flüstert mir Worte ins Ohr, die ich nicht verstehe und dann ,dann erzähl ich es Mama. Sie glaubt mir aber nicht. Sie sagt, ich würde lügen. Sonst bestrafst DU mich. Ich habe Angst, dass DU mich bestrafst lieber GOTT. Ich will dich nicht verlieren, weil ich dich so sehr lieb habe. Bis zum Mond und zurück. Aber ich lüge nicht, ich sage die Wahrheit. Warum glaubt mir Mama nicht? Ich habe sie so doll lieb, nur sie mich anscheinend nicht. Sie macht mich auch für ihre schlechte Laune verantwortlich. Was kann ich Mama Gutes tun, das sie nicht mehr schlecht gelaunt ist? Ich habe mir gedacht, aufs Feld zu gehen und Blumen zu pflücken. Lieber Gott. Ich habe Mama heute Morgen angeschaut. Sie hat so blaue Flecken an den Armen und hab ihr die Flecken geküsst und ich hoffe sie heilen schnell. Wenn ich mich verletze und weine, küsst Mama meine Flecken weg. Dann weine ich auch nicht mehr, weil sie schnell geheilt ist. Aber Mama hat immer noch geweint und mich umarmt und sie sagte, „Bald wird alles gut werden, wir müssen nur etwas Geduld haben. Ja, es wird wieder wie früher.“ Darauf freue ich mich und meine Priscilla und ich haben dann auch nachts keine Angst mehr.

Lieber Gott. Ich muss jetzt Schluss machen, weil ich baden muss, hoffentlich trocknet mich Mama ab. Er tut mir immer so weh und ich lüge nicht.

Schlaf gut mein bester Freund, ich habe dich so lieb.

Deine Lilly

Lilly wurde von ihrer Mutter gerufen, sie soll in die Wanne steigen. Sie bat ihre Mutter darum, sie abzutrocknen. Doch der Stiefvater besteht darauf, der Mutter zur Hand zu gehen. Lilly fürchtete sich ganz arg vor ihm und blieb still. Der Stiefvater beobachtete sie beim Baden. Lilly schaut ängstlich zurück. Ein großer Mann, etwas muskulös und sein markantes böses Gesicht machten ihr immer mehr Angst. Seine Augen waren pechschwarz, voller Zorn. Er roch immer nach Bier. So ein unerträglicher Geruch, dass Lilly es nicht mehr aushalten konnte.

 

„Streich mal meine Haare Lilly!“ fordert ihr Stiefvater mit dominanter Stimme. „Warum Daddy? Kannst du bitte rausgehen?“, fragt sie ängstlich. Der Stiefvater lässt sich das nicht noch einmal sagen, nahm sie an den Haaren und drückte sie ins Wasser rein. Lilly versuchte, sich zu wehren und versuchte seine Hand von ihrer Hand wegzunehmen, jedoch vergeblich. Er lachte laut und ließ sie dann los und ging aus dem Badezimmer raus. Geschockt rief Lilly ihre Mama. Sie eilte schnell zu ihr.

„Was ist denn los?“ fragte die Mutter erschrocken.

„Daddy ist böse, Mama. Er hat meinen Kopf ins Wasser gedrückt.“, erklärte sie weinend ihrer Mutter. Der Stiefvater interveniert, dass er sie schlagen würde, wenn sie lügt. Natürlich glaubte ihre Mutter den Stiefvater und ohrfeigte Lilly. Sie verstand die Welt nicht mehr. Es war doch alles so toll und so schön. Warum ändert sich alles zum schlimmsten Fall? Warum ist ihre Mutter gegen sie?

Kinder sind lernfähig. Sie schnappen vieles auf, aber man kann einem Kind das Lügen schnell beibringen. Ein Kind, dem nicht geglaubt wird, setzt man einer Situation aus. Sie beginnen, an sich selbst zu zweifeln. Sie fühlen sich in dieser Situation nicht akzeptiert. Um Aufmerksamkeit zu bekommen, wenden sie die Lügenmethode an.

Lilly´s Mutter föhnte die schönen Locken ihrer Tochter. Sie ist eine zierliche dünne Frau mit einem tristen Gesicht. Sie hat braune glatte Haare und kleine grüne Augen. Lilly ähnelte ihrer Mutter ganz und gar nicht.

„Lilly? Es tut mir wegen der Ohrfeige so leid.“, flüsterte sie in Lilly´s Ohr.

„Schon gut Mama, aber er hat es wirklich getan. Ich mag Daddy nicht mehr. Er ist komisch geworden. Mama, so glaub mir doch bitte.“, sagte sie leise. Ihre Mutter geht auf Lillys Worte nicht ein. Stattdessen schickt sie Lilly ins Bett.

„Mama bleibst du heute bei mir bitte, bitte, bitte!“, fragte Lilly flehend.

„Nein, du bist ein großes Mädchen und du kannst mit deiner Puppe schlafen.“ sagte die Mutter mit strenger Stimme. Sie machte dann das Licht aus und verließ das Zimmer. Die Tür war einen Spalt auf. Lilly nahm ihre kleine Taschenlampe, das Heft und ihren Bleistift.

4. Brief an Gott

Mein lieber Gott, ich wünsche mir nicht viel, aber bitte mach, dass es aufhört, dass sie mir wehtun. Ich weiß nicht, wie ich Mama dazu bringen kann, dass sie mir glaubt. Er wird später zu mir ins Bett kommen und dann muss ich diese Dinge machen, die er von mir verlangt und ich möchte das nicht. Er sagt, wenn ich das nicht tue, dann würde er Mama schlagen und das will ich nicht.

Ich habe dir nicht alles erzählt. Er ist der schwarze Schatten, der nachts in meinem Zimmer kommt. Nicht jede Nacht, nur, wenn er so schlimm riecht. Er riecht so komisch aus seinem Mund und sein Körper nach Zigaretten. Bitte lieber Gott, hol mich zu dir und Daddy, wir könnten zu dritt eine so tolle Zeit miteinander verbringen und Priscilla nehme ich auch mit. Bitte, er tut mir sehr weh. Am Anfang war er lieb. Es blieb bei der Umarmung und er sagte, wie sehr er mich liebt. Das fand ich schön, ich habe ihn auch lieb gehabt. Aber jetzt nicht mehr, weil er mich zu Dingen zwingt, die mir nicht gefallen. Ich habe überlegt, von Zuhause wegzurennen. Ich habe ein gutes Versteck: Bei uns im Feld sind schöne Bäume und in der Mitte ist ein Baumhaus. Da verbrachte ich mit Jacky sehr viel Zeit. Sie ist weggezogen, wohin weiß ich leider nicht. Sie fehlt mir manchmal. Ich habe doch niemanden hier außer dich und Priscilla. Aber lieber Gott, ich habe sehr viel Angst. Nimm mir bitte die Angst!

Lilly hörte die Schritte ihres Vaters und legte Stift und Papier unter das Bett, schaltete die Taschenlampe aus und drehte sich um. Der Vater legte sich zu ihr ins Bett, streichelt ihre Haare ganz sanft, küsste sie an Ohr und flüsterte, dass sie aufwachen soll.

„Bitte Daddy, ich muss schlafen und du tust mir weh.“, antwortete sie mit zitternde Stimme.

„Nein, kleine Prinzessin, Daddy ist heute ganz zart zu dir.“, flüsterte er ihr weiterhin ins Ohr und streichelt sie zwischen den Beinen. Ihre Mutter nahm jeden Abend zur gleichen Zeit Schlaftabletten, um besser schlafen zu können. Sie wusste von diesem Geschehen, das sich seit drei Monaten abspielte, absolut nichts. Es war ein Hilfeschrei von Lilly. Sie versuchte, ihrer Mutter zu vermitteln, dass der Stiefvater ein Monster auf Erden sei, nur sie war überzeugt, dass Lilly lügt.

Der Stiefvater befahl Lilly, seinen harten Penis zu berühren und ihm zu sagen, wie groß und stark Daddy ist. Leise wiederholte sie weinend seine Worte. Er berührte ihre Vagina und stöhnte leise.

„Daddy, du tust mir weh. Bitte nimm die Hand von mir weg, ich flehe dich an.“, sagte sie weinend. Er war immer mehr erregt und fiel über sie her. Er dringt in sie ein und legte seine Hand auf ihren Mund. Lilly schrie innerlich, ihre Seele schrie um Hilfe. Ein Teil von ihr ist gestorben. Sie wünschte sich nur den Tod, wollte nicht mehr leben! Sie sah die Welt mit ganz anderen Augen. Als der Vater fertig war, drohte er ihr, sie noch mal zu vergewaltigen, wenn sie was darüber erzählen würde. Lilly konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Der Himmel wurde heller. Für sie aber war die Welt dunkel. So dunkel, dass sie sich unter ihrem Bett verkroch.

„Lilly aufstehen!“, rief die Mutter und machte die Tür auf. Erschrocken sieht sie das Bett mit Blutflecken.

„Lilly wo bist du???“, rief die Mutter besorgt.

„M-M-Mama? Bist du allein?“ antwortete sie stotternd. Die Mutter beugte sich und holt Lilly raus.

„Mein Schatz, es ist eine ganz normale Sache, du hast deine Periode bekommen.“, sagte die Mutter und umarmte ihre Tochter. Lilly weinte so laut, dass sie nicht zur Schule gehen möchte und sie bei ihrem Onkel den Tag verbringen möchte. Die Mutter ließ sie zu Hause.

„Mama, ich habe Bauchschmerzen.“, beklagte sich Lilly. Die Mutter eilte schnell in die Küche, bereitete Lilly einen Kamillentee und eine Wärmflasche. Lilly fiel in ein schwarzes Loch, sie fühlte sich zerbrochen. Für sie hatte es keinen Sinn mehr, ihrer Mutter davon zu erzählen. Sie hatte gehofft, dass sie ihr nur einmal glauben würde. Das war leider nicht der Fall, sie blieb für ihre Mutter das Mädchen, das lügt.

5. Brief an Gott

Lieber Gott bitte mach, das es aufhört. Er hat mir so dolle wehgetan!!! Es tut weh! Ich will sterben, lieber Gott. Bitte, lieber Gott, nimm meine traurige kaputte Seele zu dir! Ich flehe dich an! Ich will nicht mehr so leben, weil ich diese Schmerzen, die er mir zufügt, nicht mehr ertragen kann. Er kommt jetzt jede Nacht zu mir ans Bett und er vergewaltigt mich so sehr, das ich fast keine Luft mehr bekomme. Dabei drückt er so meine Arme herunter, dass ich schon blaue Flecken habe. Mama fragt mich, woher ich die Flecken habe. Ich will sie anschreien, doch ich kann es nicht. Ich muss sie ständig anlügen. Es ist schlimm, denn während ich sie anlüge, schreit meine Seele und sagt schlimme Dinge zu ihr. Bitte bitte, ich kann nicht mehr, ich will weg laufen, weg von hier. Ich baue eine Leiter, wenn du mich nicht holen kannst, dann steige ich auf die Leiter bis zu dir und so sind wir für immer zusammen ohne Schmerzen, Leid und Quälerei. Ich hasse Menschen, die so etwas tun. Neulich in der Kirche sprach ein Mädchen mit mir. Sie ist um die 12 Jahre und beichtete auch ihre Sünden, dass sie sich dafür die Schuld gibt, dass sie auf dem Campingplatz vergewaltigt worden ist. Aber das ist doch nicht ihre Schuld, habe ich ihr gesagt und sie meinte doch - weil ihre Mama ihr immer sagte, sie darf sich nicht freizügig anziehen. Sie hörte nicht auf ihre Mama und dann ist es geschehen, ehe sie flüchten konnte. Sie tranken alle zusammen und dann wurde sie von zwei Männern festgehalten und der Dritte hat ihr weh getan. Sie sagte, es ginge über eine Stunde und sie hat sich ruhig verhalten, dass sie bloß nicht getötet wird.

Weißt du, lieber Gott, es wird oft im Fernseher gezeigt, dass viele Kinder noch dazu getötet werden, damit sie für immer schweigen. Aber wozu? Ich werde es nie verstehen. In meinem ganzen Leben nicht. Jetzt haben wir das gleiche Schicksal. Vielleicht sollte ich ihr von meinen Wunden erzählen, ihr sagen, dass sie keine Schuld trifft. So etwas macht man nicht mit Kindern. Es ist verboten! Ich habe Angst, dass er mich oder Mama töten könnte, also bleibe ich lieber ruhig. Er sagt immer, er wird Mama wehtun. Ich kann ohne meine Mama nicht leben, aber ich kann nicht mehr auf dieser Erde leben. Es gibt zu viele böse Menschen, die anderen Menschen einfach nur Leid und Schmerzen hinzufügen.

Lieber Gott, Mama ruft mich, ich muss baden gehen und ich will das einfach nicht. Ich schäme mich vor meine Mutter. Jetzt fühle ich mich dreckig, ich kann nicht mehr Kind sein. Mit Priscilla rede ich seit Tagen nicht mehr. Ich kann meiner lieben Puppe nicht mehr in die Augen schauen. Ich schäme mich vor allen Menschen, denen ich begegnen muss.

Lieber Gott, ich wünsche dir eine gute Nacht, ich habe dich lieb.

PS. Bitte gib mir die Kraft, heute ruhig zu bleiben, egal, wie weh das tut.

Lilly bat ihre Mutter, sich umzudrehen. Die Mutter verstand das Problem ihrer Tochter nicht. Jedoch ging sie auf ihren Wunsch ein und verließ ohne ein Wort das Badezimmer. Lilly rief schreiend ihre Mutter zurück, ihre Mutter eilt erschrocken ins Badezimmer. Lilly hatte Angst, zitterte am ganzen Körper. Ein unbeschreibliches Gefühl des Schreckens.

Was würde ich tun, um mich zu töten, um mich von diesem Schmerz befreien, der mich mein Leben lang begleiten wird. Ich war noch ein Kind, ein Kind, das nur an das Gute glaubte und meiner Kindheit beraubt wurde. Nur, weil die Gier der sexuellen Lust stärker als seine Beherrschung war und immer noch ist. Ich erfuhr auf diese Weise auch die dunklen Schatten des Lebens. So wollte ich es nicht und so mag ich nicht mehr daran denken. Es ist ein Traum, der nie endet, bis ich sterbe!

Er kam in mein Zimmer rein, ich beherrschte mich und blieb ruhig. Seinen ekligen Geruch sowie seine Lust spürte ich an meinem Körper, den ich so sehr hasste. Ich hasste meinen Körper, weil er ekelig und voller Narben war, die er mir jede Nacht zufügte. Seine Worte waren widerlich wie sein Charakter. Er geilte sich daran auf, mir schmutzige Worte ins Ohr zu flüstern. Nebenbei steckte er seine Zunge in mein Ohr. Ein widerliches unerträgliches Gefühl, das ich über mich ergehen lassen musste. Ich fühlte plötzlich meinen Körper nicht mehr. Meine Gedanken verloren sich in ein schwarzes Loch. Bitte mach, dass es schnell geht! Er soll aus meinem Leben, das er mir zerstört hat, endlich verschwinden. Er berührte meine Vagina, ich zitterte bei den Gedanken, dass er mir gleich weh tun wird. Ich war doch noch ein Kind, ein Wesen, das ein Kind sein wollte, aber doch nicht auf diese Weise. Er nahm meine Hand und führte sie in seine Hose. Er war so hart wie ein Stein. Warum hat man so etwas?, fragte ich mich. Ich wurde noch nicht aufgeklärt damals. Geschweige denn, dass ich meine Periode bekommen habe. Meine Mutter war im Glauben, dass ich sie mit 6 Jahren bekam und meine Pubertät wäre der Grund für mein Verhalten gewesen. Oh Mutti, wenn du mir doch nur damals geglaubt hättest, würde ich heute ein etwas besseres Leben führen. Er legte sich auf mich. Ich bekomme kaum Luft. Er ist so schwer! Er stößt immer fester, dass ich beginne zu weinen und etwas stöhne. Er legte sofort seine Hand auf meinem Mund und drückte mich weiter runter. Er drückte auch meine Seele. Ich dachte in diesem Moment an den lieben Gott, dass er mir hilft, diese Minuten durchzustehen.

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