Erfahrung Neu Delhi-Neustrelitz.., Pakistan.., Iran..,Himalaja

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Tatsächlich hoffen wir aber an diesem Vormittag immer noch, daß Mukesh kommt und mit uns noch einen zweiten Versuch bei der AAUI unternimmt.

Aber Pustekuchen.

So nehmen wir eine Rikscha und fahren zu ihm ins „Büro“.

Hier müssen wir nun bis ein Uhr warten. Dann kommt der Hauptdealer und schließt mit uns und Mukesh einen Vorvertrag ab. Dieser wird in allen Einzelheiten aufgesetzt. Dabei achte ich besonders darauf, für den Fall, daß die Maschinen bis zum kommenden Wochenende, ein Freitag, nicht da sind, daß wir die volle Anzahlung von 27500 Rupis umgehend zurückbekommen.

Mukesh unterschreibt, daß er in diesem Falle uns gegenüber für die Summe verantwortlich ist.

Wir sind zufrieden und denken, alles Wichtige bedacht zu haben.

Danach gehts mit Rikscha zurück zum Main Bazar und wir kaufen etwas Butter.

Gulzar hat uns schon wieder abgepaßt und wir gehen mit ihm essen. Lutz hat ihm 50 Rupis geschenkt. Was das sollte, weiß ich auch nicht.

Als wir abends im Hotel ankommen, gibt uns der Angestellte oder doch Mitinhaber an der Rezeption zu verstehen, daß er gerne noch mal etwas Geld sehen würde. Was solls, wir müssen ja doch irgendwann bezahlen und Lutz begleicht die Hotelrechnung für die letzten sechs Tage, was 1800 Rupis ausmacht.

„Top Secret“ ist ein ziemlich lustiger Film, aber völliger Blödfug. Danach fallen wir nur noch im Bett um und schlafen.

Mittwoch, der letzte Januartag und somit der 15. Tag der Reise.

Oam Oamnd woarn mar loangsam munta.

Wir haben zu lange geschlafen, aber im Urlaub ist das nun mal unbedingt erlaubt. Zumal unter solchen Bedingungen. Denn die Halsschmerzen sind recht schlimm und ich gurgle mit Salzwasser.

Wir ludern auf den Betten rum und lesen oder diskutieren.

Ich habe mir die Wechselkurse bei Thomas Cook notiert:

Ein Dollar auf dem Traveller Check bringt 45,65 Rupis.

Ein Dollar in bar verkauft sich nur für 45,40Rupis.

Die Deutsche Mark per Traveller Check ergibt 21,45 Rupis.

Für eine Mark Bargeld gibt es ebenfalls weniger, das heißt 21,20 Rupis.

Wir sind dann bei dem langen Teppichhändler aus Kaschmir, er ist der Kumpel von unseren Schmuckhändlern. Ein schneller, wendiger, junger Mann.

Wir wollen ihn wegen der Möglichkeit fragen, ob Geld vielleicht günstiger schwarz zu tauschen sei.

Der Kurs scheint aber nicht wesentlich besser zu sein, als im Thomas Cook Büro. Auf dem Rückweg zum Hotel essen wir in der deutschen Bäckerei und treffen den ersten Deutschen. Naja.., er ist aus Bayern…

Wir kaufen etwas ein und gehen ins Hotel zurück. Wir lassen es wieder mal ruhig angehen und es ist ja wirklich so: Lesen auf der Hotelterrasse des Innenhofes im Sonnenschein oder auch im Halbschatten der Topfpalmen ist nicht die schlechteste Beschäftigung.

Und es hat ja schließlich jeder seine Schwarte.

Nachdem wir beide zwischendurch etwas Sport gemacht haben, folgen wir einer Einladung der Schmuckhändler zum Dinner.

Unterwegs zahlt Lutz noch ein paar Bettler aus.

Das sogenannte Dinner findet erst um zehn statt, ist aber dafür sehr gut.

Gut scharf, wie immer hier.

Wir hören dabei viel zu, erzählen natürlich auch und lassen beim Vorführen der Teppiche und des Schmucks auch einige Sachen zurücklegen, für den Fall, daß noch genug Geld auch dann übrig ist, nachdem wir die Motorräder gekauft haben. Auch die Kosten für die Fahrt, das eigentlich Wichtige, sind zu berücksichtigen, bevor wir Geld für unwichtigen Schmuck, oder irgendwelche Schals als Geschenke ausgeben. Das werden wir dann zu gegebener Zeit entscheiden.

Und Reserven, die so bemessen sind, daß es immer noch möglich ist, Nachhause zu kommen, werden ohnehin nicht angetastet. Als wir losgehen, werden wir noch ermahnt, nicht durch die engen Häusergassen zu gehen.

Doch wir fühlen uns in Delhi absolut sicher und können uns nicht vorstellen, angegriffen zu werden. Wir haben die Menschen hier, trotz ihrer oftmals bitteren Armut, so sanft und friedfertig erlebt, daß wir diese Warnungen nicht ernst nehmen können. Lutz beruft sich nebenbei noch auf meine Fähigkeiten als Kampfsportler und tut so, als könne er kein Wässerchen trüben und ich sei so etwa sein Leibwächter.

Um halb eins gehts zu Fuß durch die Häusergrachten von Delhi zum Hotel zurück. Auf dem letzten Stück des fast menschenleeren Main- Bazars, quatschen wir noch mit Rauschgifthändlern aus Togo.

Die sind ziemlich nett und locker drauf. Bieten uns erst mal die ganze Palette ihrer Nervengifte an, obwohl wir sofort klargemacht haben, daß wir nicht rauchen, nicht mal richtig saufen und sie uns mit der anderen Scheiße getrost vom Hals bleiben können.

Ihr Geschäft sei schlecht gelaufen und wir sollten ihnen doch dreihundert Rupis schenken...

„Seid nicht böse“, sagte Lutz, „aber wir wollen euch kein Geld schenken.“

So war das für alle Zeiten geklärt, denn wir trafen sie noch ein paar Mal an anderen Abenden.

Donnerstag, der 1.Februar und der 16. Tag in Delhi.

Inzwischen kennen wir uns recht gut aus hier und bewegen uns

ziemlich routiniert.

Doch die Erkrankung macht uns zu schaffen.

Da wir nun über zwei Wochen hier sind, die Abgase und der Puls dieser siebzehn Millionen-Metropole uns deutsche Provinzpflänzchen fertig machen, ist die Hoffnung auf die Abfahrt gleichzeitig Hoffnung auf Genesung.

Meine Halsschmerzen sind so schlimm wie nie zuvor, trotz regelmäßigem Gespüle und Gegurgel.

Tee aus Rodenskrug und Weiß-Brötchen aus der Bäckerei mit dem Rest Marmelade und Zwiebeln sind das heutige Frühstück, das ich gerade noch so schlucken kann. Morgens ist das Wohlbefinden nun schon so getrübt, das man getrost von Krankheit reden kann. Lutz sieht auch nicht rosig aus, aber Penicillin wird er erst nehmen, wenn er nicht mehr laufen kann.

Ich hab sowieso nicht genug mit, um uns beiden eine ausreichende Menge über mehrere Tage verabreichen zu können.

Während wir auf Nachricht von Mukesh warten, daß die Maschinen da sind, machen wir etwas Wäsche. Ansonsten liegen wir auf den Betten rum und lesen. Keiner hat mehr Energie, was zu unternehmen. Wir müssen so schnell wie möglich raus aus dem Dreck !

Nachdem Mukesh nichts Neues weiß und ich heute abends um sieben noch mal anrufen soll, raffen wir uns doch auf und fahren in Richtung Lakshmi-Tempel. Laut Stadtplan müßte da ein größeres Grüngebiet sein.

Wir erwarten bessere Luft dort und auch ein wenig Ruhe vor dem immerwährenden Stadtlärm.

Das Gebiet entpuppt sich als eine Art trockenes, trostloses Dschungelgestrüpp mit Schweinen, Affen und Wächtern. Wenige Minuten nachdem wir die Straße verlassen haben, sind zwei Hanseln da, um uns auf die Straße zurückzuscheuchen. Bei genauerem Nachdenken leuchtet das auch ein.

Es gibt hier in Delhi so viele Obdachlose, daß diese Fläche sicher anderenfalls in kürzester Zeit besiedelt, vermüllt und verschwunden wäre.

Wir gehen also auf der Straße weiter und gelangen in einen größeren Park, recht ordentlich, ja sogar sehr schön und auch gut besucht, allerdings ohne Gewimmel oder Batzenbildung der üblichen Art. Mehr so wandelnde, spazierende Leute. Fast Geruhsamkeit alter europäischer Art. Der Park ist sehr gepflegt.

Von ein paar Jugendlichen werden wir dann aufgeklärt, daß es sich dabei um einen speziellen Platz handeln würde. Eigentlich ist der Aufenthalt hier nur für Pärchen üblich. Es scheucht uns aber keiner weg. Am Ausgang essen wir unser erstes Eis in Delhi. Ob das gut geht? Das war uns aus dem Inhalt der Reise-Ratgeberkiste noch als strengstens verboten in Erinnerung.

Mit einer Rikscha fahren wir zum Hotel zurück.

Nun kapituliere ich endgültig und helfe mir die ersten vier Berlocombin - Tabletten ein.

Lutz will die Krankheit ja auf seine Weise wegbekommen.

Bei ihm ist es auch nicht so schlimm, vermute ich.

Er schläft dann und ich lese bis kurz vor sieben.

Erst mal sind die Kopf-und Halsschmerzen noch schlimmer geworden.

Trotz Penicillin. Aber nach einem Naturfilm über Afrika schlafen wir beide doch ganz gut durch bis zum Morgen. Gut geschwitzt in der Nacht.

Freitag, 2.Februar, 17. Tag

Jeder von uns kauft sich nun eine Diesel - Enfield

Habe kurz geduscht und Hemd und Schlüpfer ausgewaschen. Geht mir nun ganz gut und auch der Hals fühlt sich besser an.

Wir sollen 13 Uhr bei Mukesh sein, die Enfields sind wohl da.

Aber erst einmal wieder zur Bäckerei, ich habe nämlich Hunger.

Danach laufen wir zum Büro von Thomas Cook, um die fehlende Summe für den Kauf in Rupis zu besorgen. Da es sich um eine, für hiesige Verhältnisse doch recht große Summe handelt, feilschen wir um den Kurs bis zum Letzten. Mit Erfolg. Statt 45,35 bekommen wir am Ende 45,80 rupiges Geld pro Dollar.

Mit 54.960 gebündelten Rupien, in allen meinen Taschen verteilt, sitzen wir dann am frühen Nachmittag in einer Straßenkneipe.

Ein bißchen fühle ich mich wie beim Altpapier-Sammeln in Kindertagen mit den vollen Taschen.

Lutz ißt konsequent Indisch. Er will den Infekt mit Schärfe bekämpfen.

So verleibt er sich auch jedesmal beim Essen sechs sieben Peperoni ein.

Die kleinen grünen Dinger stehen in stabilen Glasschalen auf den Tischen der Kneipen. Somit können sie sich nicht durch die Tischplatten ätzen.

Ich traue mich nicht an das richtige Essen ran. Das ist ja auch ohne die Peperoni schon so scharf, daß man damit bestimmt Ungarn töten könnte.

Ich bestelle für mich nur Fladenbrot, was Chapati heißt, dazu trinke ich Tee.

 

Dann gehts erwartungsvoll ab zu Mukeshs Bude. Die beiden Brüder sitzen wie die Ölscheichs hinter ihrem Schreibtisch.

Wie junge Eulen im Nest sehen sie aus.

Verschränkte Arme... wat kost die Welt?!

Wir wollen gemeinsam nach Gurgoan, wo der sogenannte Showroom ist.

Es kommen noch zwei der Monteurjungs mit. Der eine wird mit gelegentlichen schadenfrohen Kopfnüssen von dem dicklichen Mukesh-Bruder während der Autofahrt am Schlafen gehindert.

Wie letztes Mal schon, auch heute.., sicherlich immer.., ein Schweineverkehr. Und doch kommen wir hin.

Nun sehen wir sie zum ersten Mal. In voller indischer Schönheit.

Sie sind ausgepackt. In staubigen Kisten daneben stehen andere neue Enfields. Doch was heißt schon neu?

Mängel, die in Deutschland wohl kein Käufer toleriert hätte, gehören hier scheinbar zur Ware, wie Blätter zum Baum.

Es wird gar nicht verstanden, was wir wollen, als wir auf verschiedene Dinge weisen, die uns nicht passen. Das Geschäft ist für die hier gelaufen.

Die sind doch nicht doof, unbeteiligt und dickfellig hören sie kaum auf unsere Einwände. Der Verkauf ist in der Tasche, laß die dummen Deutschen doch nörgeln. Recht haben sie!

Was macht schon ein bißchen Rost an den Speichen?

Blöde pingelige Ausländer sind wir!

Beanstandete Lackkratzer, Beulen und leicht korrodierte Stellen werden zwar dann doch mit gemäßigt geschäftigem Treiben bedacht, aber geändert wird natürlich nichts. Mit lappenahnlichen Fetzen rubbeln sie hier und da ein wenig an den Maschinen herum.

Wir fahren dann eine kurze Proberunde. Erst nach mehreren vergeblichen Versuchen ist es mir gelungen ist, die Kiste per Kickstarter überhaupt anzuwerfen.

Lutz meinte sogar, er würde das nie hinkriegen, so eine ausgefeilte Technik scheint dabei erforderlich zu sein. Doch die Jungs, die etwa drei Gewichtsklassen unter uns rangieren und eine Körperlichkeit haben, wie wir sie vielleicht als Fünfzehnjärige hatten, machen es uns ein paar Mal vor. Lutz könnte sich schon ganz schön doof vorkommen, wenn er es denn könnte.

Es ist doch alles nur eine Sache der Übung.

Das stellt sich auch für ihn bald heraus.

Wir haben also jeder eine Royal Enfield Diesel, Modename Taurus, für je 3122 Mark gekauft. Inklusive Roadtax, also die Straßensteuer, Jahresversicherung für Indien und indischer Registrierung.

Der Kassensturz nach nunmehr 17 Reisetagen und Motorradkauf zeigt, daß wir gut gewirtschaftet haben: Ich habe noch knapp 4000 Mark. Also verbleibt mir doch ein winziger Notgroschen. Lutz ist auch noch lange nicht pleite. Von den Schecks mal abgesehen hat er ja auch noch den Tausender, den er in die Hose eingenäht ist, so daß ihn niemand hätte finden können. So unter normalen Umständen…

Bankrotteure sind wir jedenfalls nicht gerade.

Mukeshs Jungs fahren für uns die Maschinen durch den irrsinnigen Verkehr zurück in die Stadt. Wir sitzen im Auto und sind ganz froh, heute noch nicht selber fahren zu müssen. Nicht zuletzt auch wegen der angeschlagenen Gesundheit.

Tee, Apfel, Banane, Weißbrot und Gurken nachher im Hotel tragen nicht gerade zu überschäumender Laune bei.

Denn eigentlich hätte man einen Saufen müssen.

Wir sind schließlich unserem Ziel nun ein gutes Stück näher. Wir haben zumindest erst einmal die Maschinen gekauft, die uns nach Hause bringen könnten.

Samstag, 3.Februar, der 18. Tag

Die Welt bleibt wie sie ist, nur neue Probleme gesellen

sich hinzu.

Das war die schlechteste Nacht für mich seit wir aus Deutschland weg sind.

Erst konnte ich lange nicht einschlafen und dann hatte ich die ganze Nacht viel trockenen Husten. Lutz meint, er hätte gut durchgeschlafen.

Vielleicht waren auch die beiden Filme vom Vorabend schuld, daß es so eine beschissene Nacht war. Erst so ein Fliegerfilm vom zweiten Weltkrieg und dann noch mal son richtiger Ami-Mist als Nachtisch. Man sollte so was bleiben lassen. Aber Fernsehen ist auch ein gutes Schlupfloch, um nicht ständig die Gedanken um die Lösung der Probleme kreisen zu lassen.

Außerdem bin ich nicht ausgelastet. Hätte abends lesen sollen.

Trotzdem haben wir dann nach dem Frühstück noch bis halb zwölf gelegen.

Dann kam nämlich die Müdigkeit.

Aber jetzt sollten wir zu Mukeshs Laden und an den Motorrädern basteln.

Lutz jedoch will nicht so recht aufstehen, er möchte sich auskurieren.

Er hatte heute früh schon versucht, Medizin zu holen. Aber die machen erst um zehn Uhr ihre Buchten auf. Nach dem Frühstück unternehmen wir dann den zweiten Versuch und erstehen zwei Mal Hustensaft und Tabletten zum Gurgeln.

Ich habe mir ja schon vorgestern die harte Droge in Form von Penizillin-Tabletten eingepfiffen. Lutz versucht es weiterhin mit Geduld und Liegen und den hier erhältlichen Mittelchen, die wirklich von sehr guter Qualität sind und absolute Naturheilmittel.

Der Vormittag verging mit dem Ludern und dabei krank sein.

So gegen halb drei am Nachmittag sind wir dann in der German Bakery, wo wir einige Energie tanken, um danach mit der altbewährten Rikscha zu Mukesh zu fahren.

Dort müssen wir feststellen, daß das Interesse an uns merklich nachgelassen hat. Lutz meinte besorgt, daß die Bengels mit unseren Motorrädern umherkutschen würden. Ich glaube aber, daß eigentlich kein Grund zur Sorge besteht. Trotzdem maule ich den biederen Geschäftsmann diesbezüglich leicht an.

Er winkt gelassen ab und ich höre wieder die “no problem” -Platte.

Er hat ein paar Juden da, die auch Motorräder wollen. Intelligente, nette Burschen und wir unterhalten ins im "Cafe Mukesh" dann recht weitschweifig. Als das sich erschöpft hat, wenden wir uns wichtigeren Dingen zu. Da sehr viele Schraubverbindungen, die lose sein können auch wirklich nicht fest sind, und das, was an so einer Maschine tropfen kann, auch undicht ist, basteln wir erst mal herum. Für ein paar Rupis haben wir Dichtringe gekauft und installieren einige Dieselleitungs-Verbindungen neu.

Dann wechseln wir die Batterie der Maschine von Lutz. Die hatte leicht Beulen nach außen, oder stärkere, je nach den Augen des Betrachters. Europäische oder asiatische!

Nach ein paar energischen Worten ging das dann sogar gleich.

Was so „gleich” heißt. Auch eben ein asiatisches „Gleich“.

Nebenbei werden diverse Schrauben nachgezogen und einige Ersatzteile bestellt. Es geht vorwärts.

Die Israelis haben andere Probleme als wir. Haben den Mukeshs gegenüber einen anderen, ungeduldigeren Ton. Aber der hat auf keinen Fall mehr Wirkung bei den Brüdern, als unsere Art Wünsche und Beschwerden vorzutragen.

Irgendwann am späten Nachmittag haben aber auch wir die Schnauze voll.

Bei unserem etwas angegriffenen Gesundheitszustand ist das ja auch kein Wunder.

Der Rest des Abends besteht aus Fernsehglotzen. (Was auch erst nicht funktioniert).

Sonntag, 4.Februar, 19. Tag

Trotzdem emsige Geschäftigkeit.

Es ist jetzt halb zwei am Nachmittag und ich schreibe...

Obwohl die Nacht ganz gut war, habe ich immer noch reichlich Halsschmerzen.

Mukesh hat gestern nachmittag von uns noch 5050 Rupis erhalten. Da wären 2000 für seinen Service, weitere 2000 für die Gepäckträger und den Rest für die Spiegel und Ersatzteile für unterwegs. Die will er besorgen. Er verspricht auf unser Drängen hin, daß bis morgen noch zwei Mal Bordwerkzeug und mindestens ein Handbuch nachgeliefert wird.

Kostenlos selbstverständlich.

Nachmittags sind wir noch mal bei Th. Cook und tauschen fünfhundert Mark gegen 10.700 Rupis. Danach essen wir dann im Main Bazar.

Lutz frißt für Drei, also für etwa drei Mark. Ich kann mich nur wundern.

Natürlich ist es richtig gutes Essen. Anschließend gehen wir dann noch zur Bäckerei, um Kuchen mit heißer Zitrone und Honig zu genießen.

Dann sind wir absolut vollgefressen.

Zum nächsten Medizinladen schlendern wir auf Grund der satten Ernährungslage um dann gemächlich ins Hotel zurückzukehren.

Unterwegs dann schon wieder Gulzar. Für mich ist er nur noch der aufdringliche Kaschmiri. Lutz ist mehr so kumpelig im Umgang mit ihm. Hat Verständnis und gibt ihm öfter Tips. Nun gut. Solls sein. Ich frage nach der Möglichkeit Carnets zu besorgen, er kennt die Problematik vom Wortlaut her. Kurz danach ruft er im Hotel an und ich gehe zu seinem Boß: Ein unsympathisches, arrogantes Großmaul. Er will sich erkundigen und morgen bis 12.00 Uhr anrufen.

Na, mal sehen.

Heute abend ist nur Schrott in der Glotze und wir gehen relativ früh zu Bett, lesen und quatschen noch geraume Zeit.

Montag, 5.Februar, der 20. Tag

Es ist bald, als würden wir immer hierbleiben.

( Was wir nicht wollen.)

Lutz hat gleich nach dem Aufstehen Weißbrot und Honig gekauft.

Manchmal macht er den Überrascher. Wir lassen uns Beides schmecken und warten auf den Anruf von Mukesh; eigentlich will er uns abholen.

Wir liegen viel rum, um diese eigentümliche Atemwegserkrankung aus den Körpern zu bekommen. Dabei reden wir auch über Dinge, die sonst kaum zum Zuge kommen. Ich lese nun doch diesen blöden „Pferdeflüsterer” den Lutz ausgelesen hat.

Mit „Watership Down” bin ich durch. Da es in Englisch ist, kann Lutz nichts damit anfangen. Ganz so bewandert ist er da eben noch lange nicht, obwohl er sich in Diskussionen mit seinem hausbackenen Wortschatz recht gewandt anstellt. Und alle möglichen Situationen mittels sprachlicher Beipässe locker meistert.

Die Gesamtstimmung ist nicht schlecht. Wir möchten ja endlich raus aus Delhi und hoffen, berechtigter denn je, auf Luft und Landschaft. Und dieser Möglichkeit sind wir näher als bisher.

Allerdings ahnen wir, daß eine dichte Besiedelung wahrscheinlich flächendeckend ihre Prägung zeigen wird. Um dem zu entgehen, muß man wohl erst die Berge erreichen.

Bis nach Pakistan sind es über 500 Kilometer und in Pakistan noch mal gut 1000 Kilometer.

Doch mit welcher Arroganz bin ich gedanklich denn schon in Pakistan!?

Erst mal kommt eine fette Grenze, die sicher nicht schlechter ist, als es der Antifaschistische Schutzwall der zusammengebrochenen DDR- Heimat war.

Es ist nun schon halb zwei und Mukesh ist bis jetzt nicht gekommen.

Dafür hat der Mafia-Boß angerufen. Ich soll mich melden, wenn ich soweit bin. Um fünf Uhr sind wir dann bei ihm und haben ein ganz interessantes Gespräch. Und er macht einen besseren Eindruck auf uns, als es der erste war.

Er will bis morgen Mittag klären, ob es möglich ist, ein Carnet de Passages zu bekommen und was es kostet.

Danach kaufen wir uns noch ein schönes Cremestück (Salmonellenhort) und verspeisen dieses mit einem großen Pott Tee.

Das ist jedoch noch nicht alles. Wir gehen noch Nudeln essen.

Wir sind der lebende Beweis dafür, daß nicht alle in Indien hungern müssen.

Beim abendlichen Besuch im Internet schicken wir dann noch einen Artikel an Fedo, für die „Strelitzer Zeitung“, sowie einen kurzen Gruß an Carmen, die Schwester von Lutz.

Zurück im Hotel trinken wir Tee und müssen den Fernseher bald aus machen, weil nur Psycho-Kotze läuft.

Dienstag, 6.Februar, der 21. Tag

Basteln und abendliches Schoppink

Heute früh findet Lutz einen Lappen. Er feuchtet ihn an und kriecht in dessen Bann durch unser Zimmer um zu wischen. Ich denke, daß er auf diese Weise lediglich den, sich an manchen Stellen schon häufenden Dreck verteilt. Natürlich sage ich ihm das nicht so. Es sieht auf jeden Fall lustig aus. Zeigt, daß er schon wieder genug Energie für solche Sperenzchen hat. Ich glaube er nennt es -grob Saubermachen-.

Von Zimmerreinigung scheinen die Hoteljungs und ihre Chefs nicht viel zu halten. Wir haben während der drei Wochen Aufenthalt in diesem Hotel keinerlei Aktivitäten in dieser Hinsicht erkennen können. Zumindest nicht auf den Zimmern. Sonst tapern sie schon mal mit einem Besen durch die Flure und wedeln ein bißchen Staub auf.

Ich will Angelika anrufen. Dieser Wunsch war Fedos letzter Mail zu entnehmen. Irgendwas Wichtiges muß wohl zu Hause los sein.

Lutz möchte schon heute Delhi verlassen, ich hätte ja auch nichts dagegen, aber mal sehen, ob die Registrierung heute klappen wird.

Ich denke, daß wir morgen vormittag in Richtung Norden aufbrechen werden.

 

Wir fahren also zu Mukesh.

Es ist nichts Nennenswertes passiert. Nein, stimmt nicht. Die Werkzeug-Sets, die beiden Handbücher und einige Ersatzteile sind da.

So um halb Zwei kommen dann die Luggage-Sets (Gepäckträger).

Der Anbau durch Mukeshs Schrauber-Jungs ist ein Alptraum, schon das Zuschauen.

Wir sind inzwischen wieder mal recht nobel essen gegangen, um uns das Elend nicht länger vor Augen haben zu müssen. Wir sind selber Schlosser genug, zu sehen, daß die Dinger dreist in polnisch - indischer Russenmanier angenagelt werden. Es soll eben fertig werden, bloß nicht noch viel Gedöhns mit den Deutschen machen. Bezahlt ist ja alles!

Bei unserer Rückkehr sind die Dinger zwar dran, aber wie..!

Das wir es überhaupt von denen haben machen lassen war sicher auch einer Art Neugier zu verdanken. Doch unsere Erwartungen wurden weit übertroffen.

Wir hätten es wissen müssen!

Im Kontrast zu dem angerichteten Murks, mutete der Standard von Installationen, welche man in sowjetischen Armeeobjekten zu Gesicht bekommen konnte, wie technische Akkuratesse an.

Die Arbeit von Mukeshs Jungs als Russenpfusch zu bezeichnen, wäre eine Besudelung der technischen Errungenschaften dieser ehemaligen Weltmacht.

So ein Unrecht verbot sich einfach.

Und so gab es nur eine Alternative:

Abbauen!

Wir machten uns nun erst mal gerade.

Mukeshs Klamottenschlosser müssen sie dann wieder abbauen. Obwohl, so richtig verstand uns wohl niemand. War doch gut!

Perfekt sozusagen.

Was hatten die Deutschen bloß?

Mit unserer Unterstützung und nach unseren Anweisungen dann noch mal von vorne. So. Nun schon viel besser, das heißt, etwa Moskauer Standard.

Nach einem klärenden Telefongespräch mit dem zuständigen Registration Officer ist klar: Die Registrierung klappt erst morgen.

Mal sehen welches „Morgen“ es sein wird!

Jetzt ist es dreiviertel sieben, Dämmerung und gestopfter Verkehr.

Wir sind mit den Beiks das erste Mal allein in Delhi unterwegs gewesen, da wir zum Hotel gefahren sind.

Die Enfield, die Lutz fährt, stockt und läuft nicht richtig. Er dachte dann, mit Not noch die Tankstelle erreicht zu haben. Es könne ja nur am Kraftstoff liegen. Deshalb tankt er voll. Die Kiste tropft an verschiedenen Stellen Sieht ein bißchen aus, wie eine fahrbare Ölbohrmaschine.

Nach dem Tanken läuft die Möhre immer noch nicht richtig.

Bei meiner Enni geht, für ihn zum Trost das Licht nicht an.

Ansonsten bin ich zufrieden.

Das alles wollen wir aber erst morgen früh reparieren und danach gleich packen.

Dann müssen wir jedoch abends noch mal raus und eine Dieselleitung abdichten. Vorm Hotel hat sich unter der Ölquelle von Lutz schon eine ansehnliche Lache gebildet.

Nicht daß sich irgendeiner darüber aufgeregt hätte. Weit gefehlt.

Da gibt es andere Probleme als Diesellachen auf der Straße.

Dennoch beseitigen wir die Sauerei selbstverständlich.

Der Diesel wird mit Lappen aufgewischt. Gleich im Rinnstein verbrennen wir das Zeug. Auch das wird wie eine übliche Handlung hingenommen und kaum beachtet. Niemand stört sich daran.

Wir haben dann die Kraftstoffanlage dieser Maschine noch mal vollkommen von oben nach unten bis zur Düse hin entlüftet.

Nun läuft der Motor ganz gleichmäßig. Das freut nicht nur Lutz.

Obwohl es schon dunkel ist, gehen wir noch zu dem Händler aus Kaschmir.

Wir wollen, wie versprochen, noch einige Geschenke und Kleinzeug kaufen, bevor wir morgen ja nun hoffentlich endlich losfahren werden.

Ich kaufe erst mal zwei Schals für 1140 Rupis und wir gehen gemeinsam zurück zum Main Bazar, wo der „Kleine” seinen Laden hat.

Da geht das Gefeilsche dann richtig los. Aber lieb.

Zum Schluß haben wir dann handgeschnitzte schöne Mädschick-Boxes, die füllen wir mit 500 Gramm handverlesenen Silberringen.

Wir haben 2200 Rupis und 350 Mark dafür bezahlt. Dafür gibts dann noch drei Zugaben: Eine Kleine Kupfergöttin und für Lutz einen Schlüsselanhänger und eine Mütze für Ronja.

Für seine Tochter Ronja kauft Lutz dann auch noch eine sehr schöne silberne Halskette mit grünen Halbedelsteinen. Eher schon ein Geschmeide.

Na, ist doch ne ganze Menge Zeug geworden, aber was solls, wer weiß ob wir in den nächsten Monaten noch mal hier sind?

Noch ist zudem genug Geld in der Reisekasse. Wir haben sparsam gelebt, wie immer, wenn wir zusammen unterwegs sind.

Gerade bei dieser Reise ist das um so wichtiger, denn es ist ja völlig ungewiß, was auf der langen Heimfahrt noch an unerwarteten Ausgaben auf uns zukommen wird.