Mysterien des Alltags Teil 2

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Mysterien des Alltags Teil 2
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Andreas A.F. Tröbs

Mysterien des Alltags Teil 2

Kurzgeschichten Teil 2

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1

Imponiergehabe

Das Intermezzo

Wer den Schaden hat

Wenn zwei Seelen

Mutation?

Schneewittchen

Vom Schmied zum Dorfschulzen

Im fahlen Mondlicht

Der Wunschtraumhaarschnitt

Die goldene Gans

Wie man Hautflügler zu(r) Falle bringt

Der Frosch

Der Fluss

Der Wunschtraumhaarschnitt

Der Beamtenellenbogen

Drei Bitten

Du, meine Phantasie, ich kenn dich…

Du altes Schild der Welt

Der Anbeginn

Der Glückssucher

Impressum neobooks

Kapitel 1


Autoreninterview mit Andreas A.F. TröbsWie haben Sie angefangen zu schreiben und wer hat ihre damaligen Texte gelesen?Ich fing bei der Armee (NVA) mit Dichten an, dass später auch zum Schreiben von Texten meiner Gedankengänge und vor allen Dingen meiner Beobachtungen wurde. Meine Texte laß vor allen Dingen mein Mentor im damaligen Zirkel schreibender Arbeiter in Teuchern. Natürlich "fraß" ich auch Bücher und machte mich so, ohne das ich es bemerkte, fit fürs Schreiben. So kamen später Gedichte über die Wendezeit (die ich leider nicht mehr besitze) zu einem Gedicht über einen Hund, der Eier frisst (eigenes Erleben) und weitere Texte in Prosa, die ich hier teilweise veröffentlicht habe, hinzu.
Welches Genre bevorzugen Sie? Haben Sie einen Link, auf dem wir etwas über Ihr neuestes Werk erfahren können?Meine Genres sind sehr verschieden. Schließlich schreibe ich schon seit einem Vierteljahrhundert. Da sind Texte aus der Gegenwart bis hin zur Wiege der Menschheit. Mein neuestes Werk heißt "Neues vom kleinen Muck"! Es ist gerade dieser Tage als E-Book herausgekommen. Das Buch ist gleich neben diesem Interview, wie die Bücher „Leda“ oder „Mysterien des Alltags“, bei jedem Online Buchhändler zu erwerben. Natürlich kann man in den Büchern auch nur Probelesen ohne sie für den PC, das Tablet oder das Lesegerät kaufen zu müssen.
Wie verläuft Ihr kreativer Prozess? Was geschieht, bevor Sie sich hinsetzen und anfangen zu schreiben?Das ist sehr verschieden. Über meine eigene Motivation zu schreiben kann ich auch nur mutmaßen, also lassen wir das.
Welche Art Lektüre aktiviert in Ihnen die Lust, zu schreiben?Eigentlich überhaupt keine Lektüre. Sie war nur früher Mittel zum Zweck, den ich damals noch nicht (er)kannte.
Welche sind für Sie die Hauptzutaten einer guten Geschichte?Landschaft, Personen, Dialoge und Handlung. Es muss ein roter Faden geschaffen werden, den man durch die gesamte Geschichte nicht verlieren darf und wenn er nur so durchschimmert!
In welchen Schuhen fühlen Sie sich wohl? Erste Person oder dritte Person?Dritte Person. Da habe ich prima Gelegenheiten über Dinge und Geschichten zu schreiben, die irgendwie stattgefunden haben. Die dritte Person kann auch autobiografische Daten und Züge tragen, ohne dass dies gleich bemerkt wird.
Welche bekannten Schriftsteller bewundern Sie am meisten?Schriftsteller meiner Kindheit wie Lem, Verne um hier nur zwei zu nennen. Das sind nahezu (wie man heute sagt) SiFi-Autoren. Sie haben, so kann ich heute sagen, mein Schaffen geprägt, weil ich sie geil, so gut finde.
Was macht eine Person glaubhaft? Wie kreieren Sie Ihre Persönlichkeiten?Glaubhaft ist immer ein aktueller Anlass, der von vielen gekannt wird. Aber auch alte Märchen und Geschichten reizen mich, sie neu zu erfinden und in Szene zu setzen. So kreiere ich meine Hauptgestalten. Es sind vernünftige oder unvernünftige Typen, denen ich Dinge in den Mund lege, die Passen, lustig und abgefahren sind.
Sind Sie genauso gut darin, Geschichten mündlich zu überliefern?Jein. Das kommt auf die Geschichte und dem Interesse meiner Zuhörer an.
Für wen schreiben Sie in Ihrem tiefsten Inneren?Für meine Kinder und Kindeskinder, aber auch für jeden Menschen, der sich dafür interessiert. Mein Schreiben soll die Zeit überleben. Ich will, dass man in ferner Zukunft vielleicht noch von mir spricht. Ich will, dass mit meinen Werken und somit einklitzekleines Stück von mir übrigbleibt, und dass mich die schnelle Zeit nicht so, wie es üblich ist, einfach ausradiert.
Nutzt Ihnen der Feedback Ihrer Leser etwas?Ja, natürlich! Es liegt in der Natur des Schreibens und des Schreibers, dass es ein Feedback geben sollte, weil ich in meiner Seele auch eine Bestätigung für meine Tätigkeit, für meine Kreativität brauche.
Glauben Sie, Ihre "eigene Stimme" bereits gefunden zu haben, oder ist man ewig auf der Suche nach ihr?Ja, das glaube ich. Und ich will meine Stimme mit so vielen wie möglich teilen und würde mich auch über beispielsweise E-Mail Zuschriften sehr freuen. Meine Mail Adresse lautet: abcwriter@online.de
Schreiben Sie auf dem Bildschirm, drucken Sie häufig Ihre Schriften aus, korrigieren Sie auf Papier...? Wie läuft der Prozess bei Ihnen ab?Ich habe begonnen mit der Hand, also mit Tinte auf Papier zu schreiben. Jetzt, da das Zeitalter des Computers schon lange begonnen hat, möchte ich dieses Werkzeug nicht mehr missen, denn ich schreibe nur per Computer. Auch finde ich die Nachrichtenübermittlung per Email einfach genial, schnell, bequem und sehr günstig.
Welche Erfahrung haben Sie mit Verlagen gemacht?Mit Verlagen habe ich keine gute Erfahrungen gemacht, da sie mit einer langen Wartezeit, die sehr depressiv und zermürbend ist, verbunden ist und außerdem ist es eine Kunst, das Verlagsprogramm des jeweiligen Verlages, auf den Punkt zu treffen. So habe ich meinen eigenen Verlag den Lesereich-Verlag gegründet, den ich aber wegen meiner „Unbekanntheit“ wieder schließen musste.
An welchem Projekt arbeiten Sie momentan?Nachdem ich mein Projekt "Neues vom kleinen Muck" abgeschlossen habe, wendete ich mich den Geschichten zu, die ich vor langer Zeit geschrieben habe, und die ich nun unter dem Titel "Mysterien des Alltags" (nunmehr als E-Book erhältlich)zusammengefasst und veröffentlicht habe. Weiterhin ist das Hörbuch zum kleinen Muck in Arbeit, ein Jugendroman ist unter dem Namen „Leda“ als E-Book erhältlich sowie ein Mehrgenerationenroman und Sachen, über die ich noch nicht sprechen möchte, angedacht.

Imponiergehabe

Mit halbgeöffnetem Integralhelmvisier

fuhr der Franz des Öfteren Spalier.

Beim Fahren am Rain

Flog eine Wespe hinein.

Sie stach und er schrie wie ein Stier!

Das Intermezzo

Neulich war bei mir zu Gast

Eine Mücke auf kurzer Rast

Fing mit gierigen Augen

Sofort an mit saugen

Sie zapfte mein Blut zur Mast!

Wer den Schaden hat

Mona lag mit Wolfgang im Stroh

Sie schenkte ihm Lust, er machte sie froh.

Bald bracht´ ein Baby sie zur Welt,

das Beste am Wolfgang war nun sein Geld.

So wandelte Lust sich zum Fruste en gros!

Wenn zwei Seelen

Wenn zwei Seelen sich nicht kennen

Gelegenheit und Ort sie trennen.

Wenn die zwei Seelen artverwandt

 

sich nie gesehen und doch bekannt.

Wenn die zwei Seelen sich dann finden,

werden sie sich ewig binden.

Mutation?

Bin ich´s noch?

Immer wenn ich im Schlafzimmer barfuß über unseren neuen Sisal-Teppich schreite, richtet sich mir mein Nackenhaar auf. Denn es stellen sich dabei immer so merkwürdig kratzende Geräusche ein und ich spüre, wie mich irgendetwas permanent am Gehen hindert.

Die ersten Tage störte mich das nicht! Ich dachte: „Ein neuer Teppich, der hat noch biss und außerdem vermindert er mein Umfallen, wenn ich abends mal aus der Kneipe komme!“ Aber bei meiner Frau war da auf demselben Teppich nichts zu hören. Sie sprang (trotz ihres leicht erhöhten Gewichts) leichtfüßig, wie ein junges Reh darüber, eilte zum Fenster und zurück - nichts - der Teppich schwieg zu allem. Stirn runzelnd und total verunsichert versank ich in einem großen Schweigen.

Ein Phänomen? Es ließ mir keine Ruhe! Endlich wollte ich es genau wissen, setzte ich mich hin und besah mir die Haut an meinen Hacken. Sie zeigte eine leichte Dornbildung. Natürlich glaubte ich bei dem Wörtchen „Dornbildung“ an eine kreative Wortneuschöpfung meinerseits, traute mir jedoch selbst nicht und befragte mein kluges Vorsagebuch, das bei mir Wikipedia heißt. Doch was brachte es mir, mein schlaues Vorsagebuch? Die Galapagos-Insel und dort genau, wegen der seltsamen Dornbildung, der Komodowaran (Varanus komodoensis)!

Ich kombinierte blitzschnell. Da das Tier nun rein gar nichts mit einem hölzernen Einrichtungsgegenstand namens Kommode zu tun hat, sprang ich nicht zu dieser, sondern gleich darauf zum Spiegel und streckte mir selbst die Zunge raus. Dies tat ich nicht aus Verzweiflung oder als beginnendes Zeichen einer Verwirrung, auch nicht aus Eitelkeit, die mir ohnehin fremd ist, sondern aus Gründen eines Selbstversuchs oder einer einfachen Überprüfung meiner Zunge. Welch ein Glück, meine Zunge erschien mir normal und kein bisschen gespalten, so wie bei besagtem Komodowaran. Wieder versank ich in tiefem Grübeln und begann erneut meine Hacken zu inspizieren.

Jetzt gab ich das Wörtchen „Widerhäkchen“ (Arctium lappa) im elektronischen Vorsagebuch ein und landete bei dem Wort "Klette" (Arctium) und danach bei "Klettverschluss.

Nun stelle ich mir seit dieser Zeit die Frage, ob ich nun zum Komodowaran, zur Klette oder zum Klettverschluss mutiere?

Schneewittchen

Theaterstück frei nach den Gebrüdern Grimm

Erzähler:

Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab. Da saß eine Königin an einem Fenster, das einen Rahmen von schwarzem Ebenholz hatte, und nähte. Und wie sie so nähte und nach dem Schnee aufblickte, stach sie sich mit der Nadel in den Finger, und es fielen drei Tropfen Blut in den Schnee. Und weil das Rote im weißen Schnee so schön aussah, dachte sie bei sich: Hätte ich ein Kind, so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarz wie das Holz an dem Rahmen! Bald darauf bekam sie ein Töchterchen, das war so weiß wie Schnee, so rot wie Blut und so schwarzhaarig wie Ebenholz und ward darum Schneewittchen genannt. Und wie das Kind geboren war, starb die Königin. Über ein Jahr nahm sich der König eine andere Frau. Es war eine schöne Frau, aber sie war stolz und übermütig und konnte nicht leiden, dass sie an Schönheit von jemand sollte übertroffen werden. Sie besaß einen wunderbaren Spiegel wenn sie vor den trat und sich darin beschaute, sprach sie:

Spieglein, Spieglein an der Wand,

Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

so antwortete der Spiegel:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land."

Da war sie zufrieden, denn sie wusste, dass der Spiegel die Wahrheit sagte. Schneewittchen aber wuchs heran und wurde immer schöner, und als es dreizehn Jahre alt war, war es so schön, wie der klare Tag und schöner als die Königin selbst. Als diese einmal ihren Spiegel fragte:

"Spieglein, Spieglein an der Wand,

Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

so antwortete er:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,

Aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als Ihr."

Da erschrak die Königin und ward gelb und grün vor Neid. Von Stund an, wenn sie Schneewittchen erblickte, kehrte sich ihr das Herz im Leibe herum.

Da rief sie ihren Jäger und sprach:

Königin:

"Bringt das Kind mir aus den Augen,

schafft es in den finstren Wald,

ich kann dem Spiegel nicht mehr glauben,

schießt, dass laut die Büchse knallt!

Jäger:

Königin seid ihr von Sinnen,

Schneewittchen in den Wald zubringen?

Königin:

Schweig!

Jäger:

Niemals werd ich schweigen,

denn Unrecht war noch niemals gut!

Du kannst sie nicht vertreiben!

Königin sei auf der Hut!

Erzähler:

Doch gegen die Königin hatte der mutige Jäger keine Macht. Widerwillig fügte er sich, Schneewittchen hinaus in den finsteren Wald zu führen. Schneewittchen lief bis zum Abend, da sah es ein kleines Häuschen und ging hinein, um sich etwas auszuruhen. In dem Häuschen stand ein weiß gedecktes Tischlein mit sieben kleinen Tellern, jedes Tellerlein mit seinem Löffelein, ferner sieben Messerlein und Gäbelein und sieben Becherlein. An der Wand waren sieben Bettlein nebeneinander aufgestellt und schneeweiße Laken darüber gedeckt. Schneewittchen, weil es so hungrig und durstig war, aß von jedem Tellerlein ein wenig Gemüse und Brot und trank aus jedem Becherlein einen Tropfen Wein. Danach war es so müde, dass es sich in eines der Bettchen legte und sofort einschlief. Als es ganz dunkel geworden war, kamen die Herren des Hauses, das waren die sieben Zwerge, die in den Bergen nach Erz hackten und gruben. Sie zündeten ihre sieben Lichtlein an, und wie es nun hell im Zimmer ward, sahen sie, dass jemand ihre Ordnung zerstört hatte.

Die Zwerge:

Der erste sprach:

"Mein Name ist Zwerg Naseweis! Ich bin´s, der alles besser weis! Übrigens: Wer hat auf meinem Stühlchen gesessen?'

Der zweite:

"Mein Name ist Zwerg Buddelflink! Ich buddle viel, bin schnell und flink! Übrigens: Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?"

Der dritte:

"Mein Name ist Zwerg Purzelbaum! Ich stolpere viel, man glaubt es kaum! Übrigens: Wer hat von meinem Brötchen genommen?"

Der vierte:

" Mein Name ist Zwerg Hasenfuß! Die andern sagen: ich werd nie groß! Übrigens: Wer hat von meinem Gemüschen gegessen?"

Der fünfte:

"Mein Name ist Zwerg Singefein! Ich sing so in den Tag hinein! Übrigens: Wer hat mit meinem Gäbelchen gestochen?"

Der sechste:

" Mein Name ist Zwerg Sorgenlos! Bin lustig, tanz und spiele bloß! Übrigens: Wer hat mit meinem Messerchen geschnitten?"

Der siebente:

"Mein Name ist Zwerg Leberecht! Die andern arbeiten- ich leb nicht schlecht! Übrigens: Wer hat aus meinem Becherlein getrunken?"

Erzähler:

Dann sah sich der erste um und sah, dass auf seinem Bett eine kleine Vertiefung war, da sprach er: "Wer hat in mein Bettchen getreten?" Die anderen kamen gelaufen und riefen: "In meinem hat auch jemand gelegen!" Der siebente aber, als er in sein Bett sah, erblickte Schneewittchen, das lag darin und schlief.

Da erwachte Schneewittchen und erzählte den Zwergen ihre Geschichte.

Zwerg Naseweiß:

"Willst du uns allen den Haushalt versehen,

kochen, stricken, waschen, nähen?

Willst du uns alles ordentlich halten,

so kannst du gerne bei uns bleiben!"

Schneewittchen:

Ja, von Herzen gern

ihr kleinen, drolligen, bärtigen Herrn!

Erzähler:

Doch den ganzen Tag über war das Mädchen allein; da warnten es die guten Zwerge und sprachen:

Zwerge:

"Hüte dich vor der bösen Stiefmutter, die kommt dich bestimmt bald besuchen!"

Erzähler:

Die Königin aber, nachdem sie nichts mehr Schneewittchen gehört hatte, dachte nun sie wäre wieder die Erste und Allerschönste, trat vor ihren Spiegel und sprach:

"Spieglein, Spieglein. an der Wand,

Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

Da antwortete der Spiegel:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,

Aber Schneewittchen über den Bergen

Bei den sieben Zwergen

Ist noch tausendmal schöner als Ihr."

Da erschrak sie, kleidete sich wie eine alte Krämerin und machte sich total unkenntlich.

In dieser Gestalt ging sie über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Türe und rief:

Königin:

"Schöne Ware feil!"

Schneewittchen:

"Guten Tag, liebe Frau!

Was macht ihr nur für ein Radau?

Habt ihr euch verlaufen?

Oder Ware zu verkaufen?"

Königin:

"Gute Ware, schöne Ware"!

Schnürriemen in allen Farben,

sind nur hier bei mir im Angebot zu haben"!

Schneewittchen:

"Die Frau ist ehrlich und allein,

die lasse ich jetzt einfach rein!

Königin:

"Kind, wie du aussiehst!

ich will dich schnüren.

Laß uns das mal ausprobieren!"

Erzähler:

Schneewittchen hatte keine Angst, und ließ sich mit dem neuen Schnürriemen schnüren. Aber die Alte schnürte geschwind und schnürte so fest, dass es Schneewittchen den Atem verschlug und hinfiel.

Königin:

"Ha, du eitles, stolzes Wesen

nun bist du die Schönste gewesen“!

Erzähler:

Nicht lange darauf, zur Abendzeit, kamen die sieben Zwerge nach Haus; aber wie erschraken sie, als sie ihr liebes Schneewittchen auf der Erde liegen sahen, und es regte und bewegte sich nicht, als wäre es tot. Sie hoben es in die Höhe, und weil sie sahen, dass es zu fest geschnürt war, schnitten sie den Schnürriemen entzwei; da fing es an ein wenig zu atmen und ward nach und nach wieder lebendig.

Die böse Königin ging vor den Spiegel und fragte:

"Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

Da antwortete er wie sonst:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,

Aber Schneewittchen über den Bergen

Bei den sieben Zwergen

Ist noch tausendmal schöner als Ihr."

Als sie das hörte, lief ihr alles Blut zum Herzen, so erschrak sie, denn sie sah wohl, dass Schneewittchen lebte.

Königin:

„Nun werd ich was ersinnen

und mein Werk zu Ende bringen!

Hier, mit diesem großen Kamm

lebt sie wirklich nicht mehr lang!“

Erzähler:

So ging sie hin über die sieben Berge zu den sieben Zwergen, klopfte an die Türe und rief:

Königin:

"Gute Ware feil!

Schneewittchen:

"Geht nur weiter liebe Händlerin,

sonst falle ich wieder ganz toll hin!"

Königin:

"Das Ansehen wird doch erlaubt Dir sein?

Drum lasst mich geschwind ins Häuschen hinein!“

Erzähler:

Doch der Kamm gefiel Schneewittchen so gut, dass es sich verleiten ließ und die Türe öffnete. Plötzlich sprach die Alte:

Königin:

 

"Nun schau dort zu dem Spiegel hin,

bist schön wie eine Königin!“

Erzähler:

Das arme Schneewittchen dachte an nichts Schlimmes. Bei dem Wort „Königin“ hatte die Alte den Kamm so heftig in die Haare gesteckt, dass das Mädchen ohne Besinnung zu Boden fiel.

Königin:

"Du Ausbund an Schönheit und Eleganz

jetzt ist's um dich geschehen, doch diesmal ganz!"

Erzähler:

Zum Glück war es bald Abend und die sieben Zwerge kamen nach Hause. Als sie Schneewittchen wie tot auf der Erde liegen sahen, hatten sie gleich die böse Stiefmutter im Verdacht, suchten nach und fanden den giftigen Kamm. Und kaum hatten sie ihn herausgezogen, so kam Schneewittchen wieder zu sich und erzählte, was vorgegangen war. Da warnten sie es noch einmal, auf seiner Hut zu sein und niemand die Türe zu öffnen.

Die Königin stellte sich im Schloß vor den Spiegel und sprach:

"Spieglein, Spieglein an der Wand, Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

Da antwortete er wie vorher:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier,

Aber Schneewittchen über den Bergen

Bei den sieben Zwergen

Ist noch tausendmal schöner als Ihr."

Als sie den Spiegel so reden hörte, zitterte und bebte sie vor Zorn.

"Schneewittchen soll sterben", rief sie, "und wenn es mein eigenes Leben kostet!"

Und sie ging, mit einem vergifteten Apfel, verkleidet als Bauersfrau zu Schneewittchen und rief mit süßer Stimme:

Königin:

Ein Apfel gefällig? Rot und gut im Saft!

Der löscht den Durst, verleiht Euch Kraft!

Schneewittchen:

"Bleibt fern von mir, ich öffne nicht!"

Königin:

Fürchtest Du Dich etwa vor Gift?

Erzähler:

Doch der Apfel war vergiftet. Kaum hatte Schneewittchen einen Bissen davon im Mund, so fiel es zur Erde nieder.

Königin:

"Weiß wie Schnee, rot wie Blut, schwarz wie Ebenholz! Diesmal können dich die Zwerge nicht wieder erwecken.

Spiegel, dein Spott soll dir vergehen,

Schneewittchen als Schönste anzusehen!"

Erzähler:

Und als sie daheim den Spiegel befragte:

"Spieglein, Spieglein an der Wand,

Wer ist die Schönste im ganzen Land?"

so antwortete er endlich:

"Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land."

Da hatte ihr neidisches Herz Ruhe!

Die Zwerge fanden Schneewittchen wieder auf der Erde liegen. Sie hoben es auf, suchten, ob sie was Giftiges fänden, schnürten es auf, kämmten ihm die Haare, wuschen es mit Wasser und Wein, aber es half alles nichts; das liebe Kind rührte sich nicht.

Zwerg Sorglos:

Wir bauen ihr ein Sarg aus Glas

und stellen ihn aufs grüne Gras!

Zwerg Singefein:

Dort hinten an dem Bache

und jeder von uns hält mal Wache!

Erzähler:

Nun geschah es, dass sich ein Königssohn im Wald verirrte und zu dem Haus der Zwerge kam. Er sah den Sarg aus Glas und das schöne Schneewittchen darin und las, was mit goldenen Buchstaben darauf geschrieben war.

Prinz:

Was tust Du hier,

du stiller Zwerg?

Ja, sag es mir,

gleich hier am Berg!

Zwerg Leberecht:

Für Schneewittchen stehen wir auf Wache,

die Königin war böse und gemein,

sie erfüllte ihre Rache!

Nun wir sind traurig und allein!

Prinz:

Schenkt mir das arme Kind

und folget meinem Ross,

kommt mit, dass wir zusammen sind

auf meinem großen Schloss!

Erzähler:

Wie er so sprach, empfanden die guten Zwerge Mitleid mit ihm und willigten ein. Die Zwerge trugen den Sarg aus Glas.

Zwerg Hasenfuß:

Purzelbaum gib acht!

Erzähler:

Doch Purzelbaum stolperte und der Sarg zerbrach in tausend Scherben!

Zwerg Buddelflink:

Was hast Du nur gemacht!

Erzähler:

Welch Wunder! Schneewittchen richtete sich auf und war wieder wach.

Schneewittchen:

Ach Gott, wo bin ich?

Prinz:

Ihr seid bei mir, Schneewittchen!

Ihr seid so morgenschön,

so lieblich, reizvoll anzusehen.

Ihr seid wie heller Sonnenschein.

Schon Morgen soll die Hochzeit sein!

-ENDE-

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