Heilpflanzen-Smoothies für Frauen

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Heilpflanzen-Smoothies für Frauen
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Inhalt

Einleitung

Grundlagen

Grünkraft zum Trinken

Phytotherapie und Smoothies

Ein paar Worte zum Sammeln der Pflanzen

Was mache ich im Winter?

Was tun, wenn ich in der Stadt wohne?

Zur Rohkostfrage

Von der Süße des Lebens

Wasser – das Lebenselixier

Zur Zubereitung

Rezepte

Smoothies zur hormonellen Regulation

Estrogenia Alchemillas Geheimnis Adebars Nestbereiter

Smoothies zur Entgiftung

Metall-Detox Ein Freund für die Leber

Smoothies rund um die Menstruation

Die besten Tage Irony

Smoothies in der Schwangerschaft

Grünkraft für zwei Magenfreund Feuerlöscher Aus Sandmännchens Beet Pfad-Finderin Im Fluss des Lebens

Smoothies für die Geburt

Die perfekte Welle Ginger High

Smoothies für Wochenbett und Stillzeit

Die Kraft des Augenblicks Am Busen der Natur Abstiller

Smoothies bei Blasenentzündungen

Sonnengold Beerenkraft

Smoothies für das Klimakterium

Hitzefrei Knochenfreund

Smoothies für die ur-weibliche Kraft

Amazonen-Drink Charisma Im Garten der Lust

Smoothies für die Seele

Sonnenschein für die Seele Traumblüten


Heilpflanzenkunde

Ackerschachtelhalm Ananas Apfel Apfelbeere Aprikose Avocado Baldrian Basilikum Beifuß Beinwell Berberitze Bertram Birke Borretsch Brennessel Cashewnuss Chiasamen Chlorella Damiana Eisenkraut Engelwurz Feige Fenchel Fichte Flohsamen Franzosenkraut Frauenmantel Gänseblümchen Gänsefingerkraut Gelbwurz Gerstengras Giersch Goldrute Granatapfel Gundelrebe Hafer, grüner Hagebutte Hexenkraut Himbeere Hirtentäschelkraut Holunder Ingwer Johannisbeere, schwarze Johanniskraut Kamille Kapuzinerkresse Kardamom Kartoffel Koriander Lavendel Lein Linde Löwenzahn Mädesüß Malve Mandel Mango Mariendistel Melde Minze Möhre Muskatnuss Papaya Preiselbeere Rose Rosmarin Rote Bete Rotklee Salbei Schafgarbe Schaumkraut, behaartes Sesam Spitzwegerich Stiefmütterchen Storchenschnabel, stinkender Taubnessel, weiße Vanille Vogelmiere Walnuss Weizengras Zimt Zitronenmelisse

 

Sammel- und Erntekalender

Schlusswort

Danksagung

Adressen für Kräuterwanderungen und -seminare

Bezugsquellen

Literaturverzeichnis

Impressum

Sach- und Pflanzenregister

Einleitung

Willkommen, du wundervolle Frau!

Schön, dass du da bist,

dass du deine Schritte hierhergelenkt hast!

Magst du dich setzen?

Ja, mach es dir bequem. Ein Kissen vielleicht noch?

Rücke es dir ruhig noch ein wenig zurecht,

sodass du wirklich bequem sitzt. Gut so?

Und nun erlaube dir erst einmal, wirklich hier anzukommen; du warst so lange unterwegs. Erlaube dir anzukommen, in diesem Raum, in deinem Körper. Vielleicht magst du für einen Moment deine Augen schließen. Lass vor deinem inneren Auge noch einmal vorbeiziehen, was vorher war, wie du hierhergekommen bist … und nun bist du ganz da … in diesem Moment … in deinem Körper … in diesem Kreis.

Ja, in diesem Kreis von Frauen.

Hier sitzen wir miteinander und haben dies vielleicht schon seit Urzeiten getan. Der Kreis hat keinen Anfang, und er endet nicht. Er war und ist und wird ewig sein. Und so reihen wir uns ein in eine uralte Tradition.

Damals, als das Jahr noch dreizehn Monde hatte, saßen Frauen – Schwestern, Töchter, Mütter, Großmütter, Ur-Großmütter – beisammen und haben ihr Wissen, vor allem ihr Heilwissen, ihr Pflanzenwissen, ihr Fühlen und Empfinden, ihre Erfahrungen und Geschichten miteinander geteilt. So ist es gewesen, und so möge es auch heute wieder sein. Die Formen haben sich vielleicht gewandelt, doch ich freue mich, dass wir nun beisammensitzen. Fühle dich herzlich eingeladen. Denn die Tradition ist ungebrochen, was auch immer die Menschen erzählen mögen. Der Kreis endet nicht … er existiert jenseits aller Zeit.

Ja, liebe Schwester, auch du bist Teil, hast teil daran. Du bist nicht getrennt.

Ah, sie haben dir so viele Lügen erzählt!

Nun ist es an der Zeit, wieder deiner eigenen Wahrheit zu lauschen. Es ist Zeit, dich zu erinnern, wer du bist. Die Pflanzen unterstützen dich dabei. Und wir unterstützen dich dabei. Doch dieses Erinnern ist nichts Aktives – du brauchst hier nichts zu tun. Hier geht es nur um das Sein. Und genau so, wie du bist, brauchen wir dich. Ohne dich wäre unser Kreis nicht vollständig.

Nun lehne dich erst einmal zurück.

Darf ich dir einen Zaubertrank reichen?

Aus dem Großen Kessel in unserer Mitte stammt er.

Ja, trink erst einmal! Koste!

Lass ihn dir auf der Zunge zergehen!

Er wird dir deine Kraft zurückbringen. Da sind so viele Pflanzen drin. Sie schenken dir ihre Grünkraft, ihre Vitalstoffe … und so viele Geschichten.

Und sie helfen deiner Erinnerung ein wenig auf die Sprünge. Der Erinnerung an die Kraft deiner AhnInnen, an deine Wurzeln, die bis heute ungebrochen und tief in die saftige Erde reichen. Sie schenken dir die Erinnerung an deine Schönheit, die Erinnerung an dein Eingebundensein in den großen Kreis des Lebens, die Erinnerung an deine urweibliche Kraft.

Sie balancieren sanft, was balanciert werden möchte.

 

Sie bringen dir Heilung, wo du sie brauchst. Sie zeigen dir Wege auf, dein Gleichgewicht auch da wiederzufinden, wo du aus dem Einklang mit der Natur herausgetreten sein magst. Dein Körper ist sehr weise, er macht dich darauf aufmerksam mit seinen Symptomen, die der grüne Zaubertrank zu lindern vermag.

Sie sind Freunde an deiner Seite, deine grünen Geschwister. Sie lieben es, dich durch ein ganzes Frauenleben zu begleiten. Und darüber werden sie dir im Folgenden noch viel erzählen.

Ja, du wirst noch viel über den grünen Zaubertrank erfahren, über seine vielen verschiedenen Rezepturen, die Zubereitung, die Kräfte, die die Pflanzen offenbaren.

Doch nun ist es an der Zeit zu genießen.

Lass es dir munden.

Endlich angekommen.

Es ist an der Zeit, Dank zu sagen! All jenen wundervollen Frauen, die vor uns waren und in deren Tradition wir stehen und wirken dürfen, all jenen Frauen, die durch die Jahrtausende so viel Heil- und Pflanzenwissen zusammengetragen und bewahrt haben.

Es ist an der Zeit, auch dir selbst Dank zu sagen! Dass du genau jetzt hier bist, dass du bereit bist, dich von der grünen Welt rufen zu lassen, dich an deine Schönheit, deine Kraft als Frau zu erinnern und der Fülle in deinem Leben gewahr zu werden. Denn genau so, wie du bist, bist du vollkommen!

Es ist an der Zeit, Dank zu sagen! Auch und vor allem jenen Wesen, die noch viel älter sind als wir, die lange vor uns und unseren Ur-AhnInnen waren. Jenen Wesen, die uns den Weg ins Leben bereiteten und diese wundervolle Welt für uns bewohnbar machten, jenen Wesen, die uns lehren und nähren, die uns Häuser, Kleidung und ihre Heilkräfte schenken: den

grünen Pflanzen.

Ihnen sei dieses Buch gewidmet.



GRUNDLAGEN

„Was die Pflanzenwelt für uns Menschen bedeutet, ist uns wohl so wenig bewusst wie dem Fisch die Bedeutung des Wassers oder dem Regenwurm die Bedeutung der Humuserde.“

Wolf-Dieter Storl

Nun möchtest du vielleicht gleich damit loslegen, dir deinen grünen Zaubertrank zu brauen, und natürlich kannst du auch gleich zum Rezeptteil gehen. Doch wenn du noch ein bisschen mehr zu den Hintergründen wissen möchtest und darüber, was es mit der „grünen Kraft“ und dem Wesen der Pflanzen auf sich hat, dann findest du im Folgenden dazu nähere Informationen. Vielleicht kann ich dir die eine oder andere Frage (z.B. zur Zubereitung, zur Haltbarmachung oder zum Sammeln der Pflanzen) beantworten.

Grünkraft zum Trinken

Viel ist bereits zum Thema Smoothies – und insbesondere zum Thema „grüne Smoothies“ gesagt worden. Und vielleicht hat der Genuss der schmackhaften grünen Kraftpakete auch dir schon zu mehr Vitalität und Gesundheit, zu einer klareren Haut und Ausstrahlung, besserer Verdauung, Lebensfreude und vielem mehr verholfen. In der Farbe der grünen Kraftgetränke liegt ein ganz besonderes Geheimnis:

Grün verkörpert ein Lebensgefühl.

Der Genuss grüner Smoothies, ganz besonders wenn diese aus Wildpflanzen hergestellt werden, ist weniger eine Modeerscheinung als ein Ausdruck eines neuen Gesundheitsbewusstseins, das geprägt ist von einer neu gewonnenen Mündigkeit, der Übernahme von Verantwortung für dich und deinen Körper, die auch die Verantwortung für die uns umgebende Welt und knapper werdenden Ressourcen mit einbezieht. Sie ist Ausdruck eines auf Nachhaltigkeit gründenden Lebensstils, einer (Rück-)Besinnung auf die heilenden Kräfte der Natur und die Verbundenheit allen Lebens, der (Rück-)Verbindung mit deinen Wurzeln. Und sie sind kraftvoll, diese Wurzeln. Möge daraus der Baum der Zukunft wachsen!

Die heilende Kraft des Chlorophylls

Grün ist die Farbe des Lebens und der Fülle, die Farbe der Harmonie und des Einklangs mit der Natur – auch mit deiner eigenen. Diesen Einklang wiederzufinden und zu bewahren, sind wir heute wohl mehr denn je aufgerufen.

Bereits die weise Äbtissin Hildegard von Bingen (1098–1179), die sich im frühen Mittelalter in die uralte Tradition Kräuter kundiger SeherInnen einreihte, beschrieb eine übergeordnete grüne Kraft („Viriditas“), welche die gesamte Schöpfung durchdringe und von der Sonne selbst, von Gott geschenkt werde. Und diese Grünkraft wirke auch in uns, im Menschen. So bezeichnet sie die „Seele als die grünende Kraft des Leibes“.

Anders als in der christlichen Tradition des Mittelalters üblich, sah Hildegard von Bingen die stoffliche Welt und unseren Körper nicht als sündig an, sondern erkannte in allem, was ist, einen Ausdruck göttlicher Liebe, durchdrungen von jener grünen Kraft. Diese sei das Lebensfeuer, der Funken, der das Leben entzündet, sie leuchtet in den Schönheiten der Natur und brennt in den Sternen, der Sonne und dem Mond. Sie ist das Fundament des Universums, auf dem das Leben beruht.

Die grüne Kraft zeigt sich uns ganz besonders offenkundig in den Pflanzen, deren Farbstoff, das Chlorophyll, tatsächlich als Stoff gewordenes Sonnenlicht bezeichnet werden kann. Heute wissen wir, dass das Chlorophyll chemisch beinahe identisch mit unserem roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) ist. Beide unterscheiden sich nur in einem Atom: Magnesium im Blattgrün und Eisen im Hämoglobin. Ansonsten ist ihre Molekülstruktur gleich.


„Wie die sprossende Grüne der Erde will ich wirken. Hildegard von Bingen, Scivias

So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Chlorophyll die Blutbildung anregt und Sauerstoff in deine Zellen befördert. Auf diese Weise reguliert Chlorophyll auch deinen Säure-Basen-Haushalt, reinigt das Blut und spült Ablagerungen und Gifte aus den Blutgefäßen und aus dem gesamten Körper hinaus. Zudem verbessert es den Geruch des Körpers.

Es hemmt Entzündungen und fördert die Heilung von Wunden. Es aktiviert die Schilddrüse und reduziert den Insulinbedarf. Obendrein schenkt das Chlorophyll dir eine Fülle an Vitalstoffen, reichlich Vitamine und Folsäure (Quelle: Rose-Marie Nöcker „Das große Buch der Sprossen und Keime“).

Doch die Beschreibungen der Grünkraft Hildegards reichen ja noch sehr viel weiter. Es handelt sich eben nicht einfach um eine Farbe oder ein Gemisch an Vitalstoffen, sondern um ein übergeordnetes Wirkprinzip in allem Lebendigen, welches dem Prana der Inder, der Lebenskraft selbst entspricht.

Eines ist gewiss: Wir brauchen Grün zum Atmen und Leben. Wir brauchen Chlorophyll, und wir brauchen lebendige Nahrung. Beides ist in der allgemein üblichen Ernährung eher Mangelware, was zu einem wahren Heißhunger führt, der viel zu oft und viel zu reichlich mit degenerierten Nahrungsmitteln zu stillen versucht wird. Dabei kann es ganz einfach sein: Im grünen Smoothie liegt dir die grüne Kraft des Chlorophylls in einer Form vor, wie sie besser gar nicht vom Körper aufgenommen werden könnte. Wenn du diesen aus frisch gesammelten Pflanzen zubereitest, schenkt er dir zudem eine Fülle an Biophotonen. So wird jeder grüne Smoothie zu einem wahren Lebenselixier, welches deine Gesundheit und Lebensqualität deutlich verbessern kann.

Phytotherapie und Smoothies

Und doch ist das Potenzial, welches die nahrhaften, grünen Getränke in sich bergen, noch bei Weitem nicht ausgeschöpft. Denn sie helfen dir nicht nur, gesund zu bleiben, deinen Körper kontinuierlich und regelmäßig zu entgiften und mit Vitalstoffen zu versorgen, sondern sie lassen sich auch gezielt einsetzen, wenn dein Gleichgewicht bereits gestört ist und es zu manifesten Erkrankungen kommt.

Dieses Buch ist der Bereitung von schmackhaften Smoothies auf der Basis von Heilkräutern gewidmet, welche auf eine lange Tradition in der Begleitung von Frauen zurückblicken. Hierbei handelt es sich um Pflanzen, die uns an unsere ur-weibliche Kraft erinnern und darin bestärken, diese zum Ausdruck zu bringen. Es handelt sich auch um Pflanzen, die ihre Heilkräfte großzügig zur Behandlung frauenspezifischer Erkrankungen und deren Vorbeugung zur Verfügung stellen, um Pflanzen, die uns durch ein ganzes Frauenleben begleiten.

Die Phytotherapie, die Therapie mit Heilpflanzen, ist vermutlich schon so alt wie die Menschheit beziehungsweise noch viel älter. Die Pflanzen sind sozusagen die Erstgeborenen von Mutter Erde und Vater Sonne. Sie waren schon lange vor uns hier und haben uns – Geburtshelfern gleich – den Weg in die Existenz bereitet. Das wussten die Alten, wenn sie im Rigveda, dem ältesten indoeuropäischen Schriftstück (welches wahrscheinlich zwischen 1.500 und 2.000 vor Christus niedergeschrieben wurde), die Pflanzen als Urmütter anriefen, die bereits drei Zeitalter vor den Göttern geboren seien.

Da die Pflanzen oft widrigen Überlebensbedingungen ausgesetzt sind und nicht wie wir einfach davonlaufen können, wenn es ihnen zu extrem wird, haben sie eine Vielzahl schützender, heilender Faktoren in ihrem Erdenkörper angereichert, insbesondere wenn es sich um Wildpflanzen handelt. Und damit beschenken sie sich sogar gegenseitig, denn selbst unter den Pflanzen lässt sich beobachten, dass eine Pflanze von den Heilkräften einer anderen profitiert und gehäuft in deren Nähe wächst. Wir können eine regelrechte Solidarität in der Natur beobachten. Mitunter helfen sich Bäume sogar gegenseitig und versorgen sich gezielt mit Nährstoffen. Bäume und Pilze leben in einer Symbiose, die deren Leben erst möglich macht (Quelle: Peter Wohlleben „Das geheime Leben der Bäume“).

Auch im Tierreich ist die gezielte Therapie mit Pflanzen verbreitet: Erkrankte Tiere nehmen oft genau die Heilpflanze zu sich, die sie brauchen, um sich zu kurieren. So entdeckten Forscher beispielsweise, dass manche Affen bitter schmeckende Blätter mit einer Erreger abtötenden Wirkung zu sich nehmen, wenn sie krank sind.

Dieses instinktive Wissen, welche Pflanze uns in einer bestimmten Lebenslage guttut, steckt auch in uns, wenngleich es oft von unserem rationalen Denken überdeckt wird und viele Menschen meinen, den Zugang dazu verloren zu haben.

Die Phytotherapie ist so alt wie die Menschheit.

Pflanzenwissen ist weiblich

Doch nichts ist wirklich verloren. Wir müssen einfach wieder lauschen, schauen und fühlen lernen, denn oft ist es so, dass genau die Pflanzen, die wir genau jetzt brauchen, uns rufen, sich uns regelrecht anbieten. Und diese Gabe, uns fühlend mit den Pflanzenwesen zu verbinden und ihr Heilwissen in die Gemeinschaft der Menschen zu tragen, ist uns Frauen quasi in die Wiege gelegt worden. Es ist unser kulturelles Erbe, an das wieder anzuknüpfen wir aufgerufen sind. Viele Frauen (und auch Männer) wurden für ihr Pflanzenwissen gefoltert und hingerichtet, und die Angst sitzt uns als Kollektiv immer noch im Nacken.

Wir haben in der Folge gelernt, die Verantwortung für unsere Gesundheit abzugeben. Und wir haben gelernt, uns an männlichen Werten und einer männlichen Weltsicht zu orientieren – aktiv, rational und nach außen gerichtet, erfolgreich unseren Weg in einer linear denkenden und handelnden Gesellschaft zu gehen und unseren Platz zu behaupten. Da war es für eine Zeit vielleicht gut und richtig, als Kollektiv der Frauen aufzustehen, unsere Opferrolle abzulegen und uns aktiv und kämpferisch für unsere Rechte einzusetzen, doch kämpften wir dabei nicht selten mit männlichen Methoden gegen „die Männer“.

Das Yin und das Yang aber gehören zusammen, männliche und weibliche Energien ergänzen einander perfekt zu einem Ganzen, und jede Einseitigkeit ist vor allem eins: einseitig. Heute leben wir in einer Zeit des Wandels, in der die Qualität des „Weiblichen“ wieder mehr an die Oberfläche des Seins dringen und sich in der Welt entfalten darf. Die sinnliche Begegnung mit der Pflanze und deren Anwendung vor dem Hintergrund einer ganzheitlichen Phytotherapie ist ein Ausdruck dieses Prozesses. Uns wieder auf eine weiblich-intuitive Art mit den Pflanzen zu verbinden, bedeutet auch, den Verrat an unseren Schwestern, die der Inquisition zum Opfer fielen, den Verrat an weiblichen Werten und, vor allem, den Verrat an uns selbst zu heilen.


Lass dich rufen von der grünen Welt.

„Kräuterkunde ist kein aktiv erkämpftes Wissen. Es wird empfangen. Es ist eine Gabe, ein Geschenk der Anderswelt. Es kann nicht gegen den Willen der Göttin mit Gewalt erobert und in Besitz genommen werden. (…) Der menschliche Geist muss sich, wie der weibliche Schoß, entspannt und wonnevoll der Eingebung öffnen, um mit Heilintuitionen schwanger zu werden. Kräuterkunde ist feminin, weil das Finden und Sammeln von Nahrungs- und Heilpflanzen während der Steinzeit – die immerhin 98 Prozent unserer Entwicklungsgeschichte als Menschen ausmacht – Frauenangelegenheit war (…)“ (Quelle: Wolf-Dieter Storl „Pflanzen der Kelten“).

Es bedeutet, uns an unsere ur-weibliche Kraft und Macht zu erinnern und diese lebendig und voller Grünkraft in die Welt zu tragen. Und so wussten die Alten auch noch darum, dass die Heilpflanzen, die ein Mensch braucht, meist in dessen Nähe wachsen. Mit feinen Sinnen lauschten sie tief in ihr Herz und vernahmen dort die Geschichten, die die Pflanzen ihnen zuraunten. Mit klarem Verstand integrierten sie dieses Wissen in ihr tägliches Leben. Die Heilkräfte der Pflanzen wurden nicht, wie oft behauptet, nach dem Zufallsprinzip entdeckt. In der Regel brauchen wir gar nicht weit zu gehen, um die Pflanzen, die uns jetzt guttun, zu finden. Lassen wir uns – wie unsere AhnInnen – wieder einladen und rufen von der grünen Welt. Sie hat uns so vieles zu erzählen!

Pflanzenbegegnung als phytotherapeutischer Wirkfaktor

Während die rationale Phytotherapie Heilpflanzen auf ihre Inhaltsstoffe reduziert, einzelne Wirkstoffe aus dem Gesamtverbund der Pflanze löst und im Labor untersucht, geht eine ganzheitliche Pflanzenheilkunde andere Wege. Die Pflanze selbst vermag uns sehr viel mehr zu lehren, als ein einzelner Laborbericht dies kann (wenngleich auch dieser natürlich seine Berechtigung hat und einen Teilbereich einer ganzheitlichen Herangehensweise darstellt, niemals aber die Pflanze als Ganzes erfasst).

So möchte ich dich in diesem Buch dazu einladen, hinauszugehen in die grüne Welt und in weiblich-intuitiver Fühligkeit dem Pflanzenwesen zu begegnen, dich einzulassen auf eine echte Kommunikation. Natürlich ist diese nicht allein den Frauen vorbehalten. Wenn ich von „männlichen Werten und Eigenschaften“ spreche, meine ich damit nicht „die Männer“. Sowohl Männer als auch Frauen verfügen über „männliche“ und „weibliche“ Anteile, linke und rechte Gehirnhälfte, Sympathikus und Parasympathikus. Es ist alles eine Frage des Gleichgewichtes.

Auch möchte ich nicht die rationale Phytotherapie per se schlecht machen, denn sie hat sehr viel Heilwissen zusammengetragen beziehungsweise erklärbar gemacht, welches uns ebenso von Nutzen ist wie die weiblich-intuitive Schau einer Pflanze. In der modernen Phytotherapie arbeiten wir zumeist mit alkoholischen Auszügen von Pflanzen (mit Tinkturen), mit Ölauszügen, getrockneten Pflanzen (Teedrogen, Pulver oder Presslingen), Destillaten oder auch seltener mit Frischpflanzensäften. Wenngleich es hervorragende, dynamisierte Ur-Tinkturen gibt, mit denen ich sehr gerne in meiner Praxis arbeite, die uns sowohl die Wirkstoffe einer Pflanze schenken als auch an deren Wesensqualitäten teilhaben lassen, so ist es doch etwas anderes, eine Pflanze frisch zu ernten.

„Superfoods“ als Ergänzung heimischer Wildpflanzen

Hinauszugehen, sich von einer Pflanze rufen zu lassen, sich mit dieser zu verbinden und sie zu ernten, kann bereits Teil eines therapeutischen Prozesses sein. Diese sogleich zu einem Smoothie zu verarbeiten und als Ganzes zu sich zu nehmen, birgt eine ganz andere Kraft und Lebendigkeit als dies jede noch so gute Tinktur, die ich fertig in der Apotheke gekauft habe, vermag.

Natürlich habe ich in meinem Smoothie keinen standardisierten Wirkstoffgehalt und nehme mitunter sehr viel geringere oder auch höhere Dosierungen zu mir, als dies in einer Fertigarznei der Fall wäre, doch nehme ich sehr viel unmittelbarer Fühlung mit der lebendigen Qualität einer Pflanze und derem Wesen auf. Aus diesem Grund greife ich in meinen Smoothie-Rezepturen so wenig wie möglich auf zusätzliche Ingredienzien zurück, die zugekauft werden müssen – von den Früchten einmal abgesehen, die nicht alle direkt vor unserer Haustür wachsen. Manchmal empfehle ich ein paar Zutaten, die zu Lebensmitteln zählen, die unter der Bezeichnung „Superfood“ (z.B. Moringa, Chia, Acai, Gojibeeren, Chlorella, usw.) derzeit einen reißenden Absatz finden, da sie in sehr geballter Konzentration viele Vitalstoffe enthalten. Deren Verwendung kann in unserem Zeitalter der degenerierten Nahrung und großen Mengen qualitativ minderwertiger, toxisch belasteter und hoch problematischer sogenannter Nahrungsmittel durchaus sinnvoll sein.

Doch auch die als Superfood bezeichneten Lebensmittel wurden in der Regel weiterverarbeitet, mindestens getrocknet und oft über weite Strecken um die halbe Welt transportiert. Mich empört immer wieder, wenn selbst biologisch angebaute Lebensmittel nicht „ganzheitlich ökologisch“ angebaut werden, da weite Transportwege das ökologische Gleichgewicht belasten, zudem in vielen Ländern die Bestrahlung mit Gamma-Strahlen praktiziert wird und die sozialen Bedingungen, unter denen die Lebensmittel angebaut werden, oft sehr zu wünschen übrig lassen – angefangen dabei, dass den Menschen vor Ort, die darauf angewiesen sind, ihre Lebensmittel selbst anzubauen, das Wasser abgegraben wird bis hin zum Landraub und zur Ausbeutung und regelrechten Versklavung regionaler Bauern.

Dass die Anbieter von „Superfood“-Produkten zumeist auf die Wahrung ethischer und ökologischer Richtlinien achten, versteht sich von selbst und soll an dieser Stelle nicht infrage gestellt werden. Doch „ökologischer“ als vor der eigenen Haustüre gepflückt und direkt verarbeitet, geht wohl kaum. Eine Pflanze, die länger gelagert, verarbeitet und transportiert wird, verliert viele ihrer wertvollen Inhaltsstoffe. Doch damit nicht genug: Noch mehr verliert sie an der oben beschriebenen Kraft, die die Alten „Prana“ nannten.

Deswegen schätze ich Smoothies, die – wenn möglich – überwiegend aus frisch gesammelten Pflanzen zubereitet werden. Dabei sollen meine Rezepte nicht als feste Vorgaben angesehen werden, die 1:1 nachzumachen sind, sondern wollen vielmehr dazu anstiften, spielerisch in Kontakt zu gehen mit der grünen Welt und eigene Rezepturen zu kreieren. „Spielerisch“ beschreibt in diesem Kontext ein unvoreingenommenes und absichtsloses Tun, in dem du vollkommen gegenwärtig und intuitiv sowie fein und offen in deiner Wahrnehmung bist.

Zum Umgang mit den Rezepten

Es müssen auch nicht immer alle der genannten Pflanzen in den Smoothie wandern, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen. Du kannst zum Beispiel eine einzige Pflanze aus dem jeweiligen Rezept sammeln, dazu die Pflanzen, die dir gerade begegnen (und die du eindeutig bestimmen kannst). Wenn beispielsweise massig Goldrute vor meiner Türe wächst, doch nicht eine andere der genannten Pflanzen, dann spricht gar nichts dagegen, bei einer Blasenentzündung einen Smoothie zu bereiten, der lediglich Goldrute und eine Frucht meiner Wahl enthält. Ich bin immer wieder erstaunt, wie oft genau die Pflanzen zu einer aktuellen Indikation passen, die ich absichtslos gesammelt habe.

Erinnere dich an Kindertage, in denen du nicht spieltest,

sondern selbst zum Spiel wurdest und vollkommen eintauchtest

in den gegenwärtigen Moment.

Erinnere dich an das Kind, das du einst warst

und das auch jetzt noch lebendig ist in dir.

Ein paar Worte zum Sammeln der Pflanzen

Natürlich solltest du immer nur die Pflanzen sammeln, die dir bekannt sind. Die meisten unserer heimischen Pflanzen sind tatsächlich essbar, doch es gibt einige sehr giftige Pflanzen, deren Genuss fatale, ja sogar tödliche Folgen haben kann. Du solltest also niemals eine Pflanze sammeln, die du nicht hundertprozentig sicher bestimmen kannst! Am besten ist die Teilnahme an entsprechenden Seminaren oder Kräuterwanderungen, dazu findest du Adressen im Anhang.

Im so gesteckten Rahmen möchte ich dich einladen, dich rufen zu lassen von den Pflanzenwesen. Nicht stur nach Rezept zu sammeln, sondern tief zu fühlen, welche Pflanze nun wirklich in welcher Menge gut für dich ist. In spielerisch träumerischer, meditativer Gesinnung hinauszugehen, dir bewusst die Zeit zu nehmen, dich zu verbinden mit dem Pflanzenwesen – mitunter hat es eine wichtige Botschaft, die wesentlich zum Genesungsprozess beiträgt!

Viele unserer sogenannten Erkrankungen gehen ja gerade darauf zurück, dass wir uns die Zeit nicht mehr nehmen, dass wir glauben, die Zeit nicht mehr zu haben, raus in die Natur zu gehen. Viele Krankheiten beruhen darauf, dass wir uns von der Natur – auch von unserer eigenen – abgeschnitten haben oder glauben, uns abgeschnitten zu haben.

Wir nehmen unsere natürlichen, lebenswichtigen Bedürfnisse oft gar nicht wahr, wenn wir gehetzt in einer Kantine irgendein Fast Food in uns reinstopfen. Dies nun, ebenso gehetzt, mit grünen Smoothies kompensieren zu wollen, ist ein fataler Irrtum, wenngleich dies im Rahmen der aktuellen „Smoothie-Welle“ ja mitunter sogar propagiert wird! Ich kann die Grünkraft der Pflanzen nicht einfach konsumieren wie das abendliche Fernsehprogramm.

Echte Kommunikation mit dem Pflanzenwesen und die Erkenntnis, welche Heilkräfte ich jetzt wirklich brauche, setzt voraus, dass ich innehalte und diese wahrnehme. Und wenn es nur ein paar Minuten sind, die ich mir erlaube, aus meinem Hamsterrad auszusteigen, durchzuatmen und meine Sinne wieder fein werden zu lassen, kann dies das entscheidende Fundament auf meinem Weg zur Heilung sein.

Dabei ist eine Haltung der Dankbarkeit grundlegend. Selbst, wenn du es (noch oder gerade) nicht fühlen kannst, wie reich du beschenkt wirst, aus welch einer Fülle du hier schöpfen darfst, so ist es doch hilfreich, dir dies – zunächst kognitiv – immer wieder bewusst zu machen. Viel zu lange haben wir die Erde ausgebeutet und sind ihren Früchten mit einer Haltung der Gier begegnet, doch Mutter Erde schenkt uns ohne Unterlass, lässt uns weiterhin teilhaben an dieser Fülle. Wir sind ihre Kinder.

Die Natur hält reichhaltige Geschenke für dich bereit.

„Schnell noch ein paar Blätter Löwenzahn, damit meine Leber – ebenfalls schnell – gesund wird“, entspringt einer Haltung des Habenwollens. Davon kann ich mich natürlich selbst auch nicht immer frei machen, und ich möchte hier niemanden (ver-)urteilen. Vielmehr geht es mir um einen Prozess der Bewusstwerdung.

In Kulturen und unter Menschen, die auch heute noch mehr (oder wieder) im Einklang mit der Natur und in tiefer Anbindung leben, ist es bis heute üblich, dem Pflanzenwesen Dank dafür darzubringen, dass es sich schenkt. Dies kann eine kleine Gabe, etwas Kupfer, ein paar Samenkörnchen, das können ein paar deiner Haare, es kann aber auch ein Lied sein, welches du für die Pflanze anstimmst, ein kleines Gebet oder einfach die Schwingung der Dankbarkeit, die du natürlich auch energetisch aussendest.

Selbstverständlich ernten wir nur dort Pflanzen, wo genügend wachsen und niemals ganze Bestände. Wenn wir nicht die gesamte Pflanze ernten, sollten wir pro Pflanze immer nur so viele Blättchen oder Blüten nehmen, dass sie nicht zu sehr geschwächt wird und gut weiter gedeihen kann. Bei vielen Wurzeln ist es gut, jeweils ein Wurzelstückchen in der Erde zu lassen, sodass daraus eine neue Pflanze wachsen kann.

Vor der Ernte verbinde ich mich mit der Pflanze

und bitte um Erlaubnis.

Was mache ich im Winter?

Leider ist auch das Sammeln auf Vorrat für Frischpflanzen-Smoothies schwierig. Den Vorrat für ein paar Tage kann ich mir sammeln – und dann? Wenn ich die Pflanze in irgendeiner Weise „haltbar“ mache, handelt es sich ja nicht mehr um eine frische Pflanze. Doch das ist immer noch besser als gar nichts!

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dir bereits im Frühjahr und Sommer einen Vorrat für den Winter anzulegen. Wenn du die Pflanzen auf dem Höhepunkt ihrer Kraft sammelst und haltbar machst, nimmst du dir auf diese Weise ein wenig Licht und Fülle des Sommers mit in die dunkle Jahreszeit. Traditionelle Sammelzeiten findest du im Anschluss an den Sammelkalender am Ende dieses Buches (siehe Seite 150).