Von Sisyphus bis VAMP

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Der Unterschied zwischen Fasching und dem Bluesfasching besteht darin, dass beim

Bluesfasching ausschließlich Blues-und Rockband auftreten und, dass man beim Bluesfasching keine Bütt hält. Seit 1986 gibt es den Bluesfasching in Apolda und der wurde immer bis zu einem gewissen Zeitpunkt im Jugendklubhaus gefeiert. Seit einigen Jahren dann immer in der Tiefgarage eines Hotels.

Ich war einmal zum Bluesfasching im Jahr 1987 mit Rudi, Andrea und Samira, Rudis Freundin. War ganz lustig der Tag. Erst war der große Saal schön geschmückt und mit einem ausgebauten Trabant versehen, der als Couch diente. Das ganze Haus war im Faschingsfieber und überall spielte eine Band, so unter anderem die Apoldaer Bluesband Huflattich mit Paule.

Eine lustige Begebenheit gab es bei Rosi in der Kneipe auch. Andrea und Samira waren verkleidet, in einem Römerkostüm. Das heißt, sie hatten sich ein weißes Bettlaken als Umhang umgebunden. Wir standen so in der Kneipe, eine Cola und ein Bier in der Hand, und Andrea unterhielt sich mit einem Typen. Beim Reden mit dem rutsche so langsam aber sicher ihr Umhang von der Schulter und sie hatte nichts drunter. Ihre Brüste wurden sichtbar, doch sie merkte das beim Reden nicht. Wir andern schwiegen dazu und mussten innerlich lachen über diese komische Situation Dann hielten wir es mit dem Lachen nicht mehr aus und Rudi meinte ganz trocken, Andrea deine Brust guckt raus. Ein Gegröle ging los als wir Andreas Brust sahen. Sie selber war aber schon angetrunken und schob lässig alles wieder ins richtige Maß. Herrlich dieser Anblick!

In den Gaststätten wurde immer getrunken. Das Bier war billig und kostete 0,40 Pfennig. Es gab einige Gaststätten, wo Musik lief. So zum Beispiel im "Adler" in der Bahnhofstraße, wo eine Tanzkapelle mit bulgarischen Musikern ihr Bestes gab. Dann im "Haus des Handwerkes", wo auch immer mal Bands zum Tanz spielten. Im Jugendklubhaus natürlich, im Hotel "Zur Post", wo sich der Intershop befand, wurde immer mal Disko gemacht, denn die hatten auch eine Nachtbar, dann im Volkshaus, die Konzerte, Tanzveranstaltungen und Feste, im "Union Theater" dann später die Livemuggen und heute das Kneipenfestival. Apolda hatte mal 300 Gaststätten. Ziemlich viel für so einen kleinen Ort.

Musiktanzkapellen gab es ca. 25 Stück über die Jahre hinweg, wovon drei Kapellen Berufsmusiker waren, der andere Rest Amateurtanzkapellen. Ein paar Rockgruppen, etliche Diskotheken. Wo die jetzt aber alle gespielt haben, weiß ich nicht, jedenfalls nicht immer in Apolda.

Eine Musikschule gab es lange nicht in der Stadt, denn die war in Weimar, als Stadt der Klassik. Dort gab es eine Musikhochschule, eine Musikschule und Musikunterricht Apolda bekam dann sehr später eine Außenstelle der Musikschule von Weimar, in die ich aber nicht gegangen bin. Das hing einmal damit zusammen, dass es keinen Gesangsunterricht an dieser Schule gab und die Schüler viel zu jung waren. Meine Mutter sprach mich da mal drauf an und drängelte ein bisschen, aber der Besuch dort und der Weg führte mich nicht dorthin.

Mein Umfeld an Musik und Leuten war abgesteckt. Der Singeclub der Schule, später der Singeclub und Chor der EOS, meine Bands.

Es waren alles intelligente Leute mit den ich mich umgab, die alle aus ordentlichen Elternhäusern kamen, gebildet waren und wie ich Spaß am Singen und Musizieren hatten. Alle kamen sie zum größten Teil aus meiner Heimatstadt Apolda und da wirkten wir auch. Die Stadt hat ihr kulturelles Kleid, wenn dies auch manchmal löchrig war.


4. Kapitel „Im Proberaum“


Es war proben angesagt, immer wieder proben, proben bis der Arsch zwickt. Die ersten 2 Proben spielten wir wieder "Diane" von Fleetwood Mac und ein selbstkomponiertes und geschriebenes Lied "Komm aus dem Arsch", das 2. eigene Lied. Sicher klang der Titel etwas zu derb für manche Ohren, aber es war halt Jugendsprache. Ein Liebeslied folgte noch - "Möchte mal". Dann stieß Uwe zu uns, der Chef der anderen Band im Pionierhaus, der kurz auf Wochenendurlaub zu Hause war. Der hörte sich alles an und wollte uns seine Unterstützung geben bis seine Jungs von der Fahne wiederkamen. Mit seiner Hilfe kamen wir sehr weit. Er lehrte uns ein paar Lieder, gab Tipps zum Singen und zum Spielen. Nach 9 Proben hatten wir 4-6 Lieder drauf. Wir probten jeden Samstag 4 Stunden lang. Rüdiger übernahm zu dieser Zeit auch den Bass, den wir in Erfurt kauften vom sauer ersparten Geld. Wir kauften auch noch 2 Mikrophone für den Gesang. Das Üben machte Spaß. Uwe sagte auch, dass ein Üben zu Hause genauso wichtig sei wie in der Probe. Rudi und ich hielten uns an die Worte, mein Bruder auch. Knut verließ der Ehrgeiz, vielleicht weil er auch merkte, dass mal nicht so weiter ging wie bisher. Man bekam dann auch den Eindruck dass ihm sein Moped und seine neuen Freunde wichtiger waren als wir. Er fand keine Zeit mehr zum üben und kam immer öfter mit Ausreden, wenn er nicht zur Probe erschien. Peter musste ihn auch bei jeder Probe erst Mal wieder die Akkorde auf der Klampfe zeigen, eine Zeit wo wir herumalberten. Welch ein Irrtum. Sobald Peter weg war und wir noch eine Weile probten, kam nicht mehr viel heraus. Rüdiger und ich beschlossen auf Knuts Verhalten hin, ihn aus der Band auszuschließen. Er hätte auch bleiben können, aber nur unter der Bedingung, dass er üben würde.

Sein Moped und die neuen Freunde waren ihn wichtiger, so dass wir uns trennten von ihm. Uwe spielte dann Gitarre, auch so lange, bis wir Ersatz fanden. Wir probierten es dann noch mit Rainer, der angab Gitarre zu spielen, aber sein Gitarrenspiel war nicht sonderlich gut ausgeprägt für unsere Zwecke, so dass es mit ihm keinen Sinn machte. Übrigens ist heute Rainer im zweitältesten Jugendclub der DDR, dem "Rosenkeller" in Jena beschäftigt, wo ich ihn später auch mal wieder traf

Was nützte es uns? Wir hatten keinen Gitarristen, so dass eine Anzeige her musste. In den Ferien spielten wir uns altes Zeug. Die Resonanz auf unsere Anzeige in Apolda war bedrückend, denn es fand sich niemand, der Gitarre spielen wollte und konnte. Rudi brachte in der Zeit einen Kumpel mit aus seiner Firma, aber der konnte auch keine Gitarre spielen, sondern hatte viel mit Technik am Hut. Es war Wolfgang Mittelhäuser , der dann bei uns Techniker wurde.

In der Zeit, wo wir unter anderen keinen Gitarristen hatten, das war so 1984, gingen Rudi und ich zur Musikschule "Ottmar Gerster", nach Weimar. Wir bekamen da preisgünstigen Unterricht in Notenlehre und Rhythmus. Ich versuchte mich dort außerdem im Gesang, aber der Professor und Lehrer des Gesangfaches wollte mich in Richtung Oper drücken, was mir sehr missfiel. Das war nicht mein Ding. Einmal war ich sogar zu Hause bei dem Professor und musste wie ein Hund hecheln auf der Couch und das im Liegen. Ich kam mir blöd vor, aber das sollte eine Gesangsübung sein. Jedenfalls hechelte ich wie ein Hund und dem Professor gefiel es. Wir haben uns dann aber nicht mehr weiter gesehen.

Noten- und Rhythmusunterricht hatten wir dann bei Herrn Pötsch, vor dem ich immer Angst hatte, denn er war ein guter Musiker. Heute wie damals spielt Herr Rötsch im bekannten Thüringer Bluesduo Beyer & Rötsch mit und hat was drauf. Den Lehrgang habe ich mit "gut" abgeschlossen und war schon ein bisschen stolz darauf, denn ich hatte immer Angst, dass ich kein Rhythmusgefühl hatte. Schien nicht so. In dieser Zeit trafen wir unseren neuen Gitarristen- Raik aus Ettersburg bei Weimar. Es waren ja viele Gitarristen in der Musikklasse. Wir fragten ihn kurzerhand und hofften, dass er zur Probe kam. Er kam auch, konnte trotz des Unterrichtes doch nicht so viel wie wir erwarteten. Uwe half ihm aber und Raik lernte schnell. Zu viert ging es dann weiter, nicht immer sehr produktiv, aber mit viel Spaß bei der Sache.







5.. Kapitel „Unser erster Auftritt“


Oft wird ja eine Band nach ihren ersten Auftritt gefragt, wo der stattfand, was da los war, wie viel Publikum da war und welcher Anlass es gewesen war. Wir wurden zwar bisher noch nicht danach gefragt, aber natürlich hatten wir auch unseren ersten Auftritt.

Unser erster Auftritt war am 07. Juli 1985 im Pionierhaus zu Apolda, also in unseren Proberäumen! Anlass war ein Freundschaftstreffen zwischen deutschen und bulgarischen Pionieren und Komsomolzen. Ulrich, der Leiter des Hauses, hatte schon immer Kontakte zu Bulgarien, zu einigen Schulen und Institutionen, so dass jedes Jahr die Bulgaren da waren. Rudi wollte zu diesem Zeitpunkt an die Ostsee fahren! Unmöglich kurz vor unserem ersten Auftritt, aber da kannte er oft nichts in dieser Beziehung. Entweder musste er zu seiner Oma in den Thüringer Wald oder an die Ostsee oder sonst irgendwohin, wenn wir Auftritte hatten. Es war immer grausam ihn zu überreden, dass er doch mitspielen sollte. Frage mich heute noch, was der Typ sich dabei gedacht hatte, uns immer seine Reisepläne zu suggerieren. Als wäre die Band nicht wichtiger gewesen. Na, ja, wir konnten ihn auch diesmal überzeugen zu bleiben.

 

Technik brauchten wir nicht aufzubauen, die stand noch von der Probe. Licht hatten wir ein bisschen hingezaubert und ein Diaprojektor war unser Spot.

Zuerst mussten wir aber zum Bahnhof, die Bulgaren abholen, die mit dem Zug kamen.


Wir sollten, so war Ulrichs Auftrag, die Koffer tragen und fuhren mit ein paar Handwagen zum Bahnhof und da kamen sie auch schon, die lustigen Bulgaren. Ein Krach auf den Bahnhof, überall bulgarische Wortlaute, Gelächter und große Aufgeregtheit bei den Kindern und Jugendlichen aus Bulgarien. Manche waren ja das erste Mal in der DDR.

Wir charterten das Gepäck von lustigen Freunden und zogen mit der ganzen Bagage über einen Kilometer ins Pionierhaus, was uns aber nichts ausmachte. Dort angekommen, wurden gleich die Betten verteilt für die bulgarischen Freunde und es gab Prasnik. Etwas zu Essen und zu trinken für die müden Leute. Die kleinen Bulgaren und Bulgarinnen saßen dann still in der Ecke und staunten über die ersten Diskoklänge. Musik, die sie in ihrem Heimatland nur bedingt kannten. Zumindest waren es für sie andere Diskomusik und -klänge. Nachdem wir die Stillen dann aufforderten zum Tanz, kamen auch schon die ersten Mädchen und tanzten sehr ausgiebig und fröhlich. Sie hatten Gefallen an der Musik.

Dann kamen wir an die Reihe mit unserem 1. Liveauftritt. Wir waren schon nervös, weil wir uns und auch Ulrich nicht blamieren wollten, vor seinen Freunden. Also gaben wir unser Bestes und legten los und rockten ein bisschen. Die Bulgaren waren begeistert, obwohl wir hier und da ein paar Schnitzer hatten im Programm. Es wurde weiter getanzt, gegessen und getrunken und alle hatten irgendwie Spaß an der Sache. Die bulgarische Leiterin lobte mich dann noch für meine tänzerischen Bewegungen, was mir Freude bereitete.

Der Abend und unser erster Auftritt gingen ihrem Ende zu. Wir waren glücklich über diesen Tag und blieben aber auf den Boden der Tatsachen.



6. Kapitel „Der große Tag „


Heute sollte es soweit sein. Unser großer Tag war angebrochen. Ein Tag eigentlich wie jeder andere, doch einen Unterschied gab es: Wir mussten heute als Band "Sisyphus" vor einer Jury spielen, um eine Einstufung zu bekommen. Eingeladen dazu wurden wir vom Kreiskabinett für Kulturarbeit Apolda (KfK), für den 01. April 1986, von P., dem Fachberater für Diskotheken. Musik und Zauberkunst.

P. war ein Typ an sich, der schon etliche Jahre die Oberstufe

für seine Diskothek, die mit seiner Position im Kreiskulturkabinett Wen. Es hatte auch lange Gespräche gegeben, bis wir zur Einstufung konnten. Der 01. April sollte doch wohl kein Scherz werden?

Eine Einstufung. Das war nichts anderes als die Bewertung von einer Jury, bestehend aus Musikern, die die jeweilige Kapelle beurteilte und in Kategorien einstufte, damit diese Kapelle bei den Veranstaltern einen entsprechenden Stundenlohn bekam.

Wir mussten nicht daran teilnehmen, doch wir wollten und waren heiß darauf, denn es galt ja unseren Marktwert zu bestimmen in der Szene. Wenn wir irgendwann auftraten wollten wir uns auch nicht unter Wert verkaufen und für'n Appel und n' Ei spielen. Man ja war schließlich wer.

Also ging es an diesen Tag um etwas sehr Wichtiges für uns. Ich liebäugelte mit einer sehr guten Bewertung, da wir eigene Titel im Programm hatten, was für viele Bands nicht normal war, denn die spielten alle nur nach. Bei den Titeln hatten wir unterschiedliche Arrangements, so dass wir vielseitig waren, musikalisch gesehen. Das war für mich rein gedanklich ein großes Plus. Hatte ich doch schon viel gelesen über Einstufungen, Bands mit eigenen Titel, Rundfunkproduktionen und vieles mehr. Dazu gab es eine DDR-Zeitschrift mit den Namen „Profil- Methode zur Tanzmusik“. In dieser besagten Zeitschrift, die jeden Monat erschien, ging es um Bands, Proben, Technik und ähnlich gelagerte Themen. Höchst interessant, aber oft auch langweilig, im Nachhinein gesehen, denn es hatte auch viel mit FDJ zu tun und deren Einfluss auf die Musiklandschaft in der DDR. Ich verschlang aber trotzdem die meisten der Artikel und hielt alles für bare Münze. So war ich theoretisch gut gerüstet für die Einstufung.

Bei den Einstufungen gab es unterschiedliche Klassen, die Grundstufe für die, die ein gewisses Basisprogramm-und wissen hatten, die Mittelstufe, die Oberstufe und die Sonderstufe, bevor man dann Berufsmusiker wurde. Ein langer Weg dorthin- bis zum Berufsmusiker. Zur Einstufung der jeweiligen Band gab es einen Ausweis mit Passbild und entsprechenden Eintrag, also wie du eingestuft wurdest, wie viel du als Musiker pro Stunde verlangen konntest, ob du etwas für Technik bekommst und solche Sachen. Man wurde auch nicht jedes Jahr neu eingestuft, sondern in einen gewissen Rhythmus und der Schwierigkeitsgrad von Stufe zu Stufe wurde immer höher angesetzt. So konnte man, wenn man Glück hatte, am Anfang vielleicht die Grund- oder Mittelstufe bekommen, wenn man gut nachspielte und gut interpretierte. Bei Ober- und Sonderstufe war es schon schwieriger. Die Transparenz musste stimmen, man musste gut nachspielen können und eigene Titel haben, der Sound musste stimmen, wenn möglich noch ein Showprogramm gestalten und viele Dinge mehr.

Ich dachte und schätze uns so ein, dass wir mindestens eine Mittelstufe bekommen müssten, um auch richtig Kohle zu machen und wer zu sein. Aber im Leben kommt immer alles anders als man denkt.



Vergütungssätze für Amateurschallplattenunterhalter


Die Vergütung der Amateurschallplattenunterhalter erfolgt nach der AO über Diskothekveranstaltungen — Diskothekordnung — vom 15. August 1973. Gesetz¬blatt Teil I, Nr. 38 und der Anordnung Nr. 2, Diskotheken 081. Teil 1, Nr. 23 vom 30. Juni 1976

Grundstufe A: 5,00 Mark

Mittelstufe B: 6,50 Mark

Oberstufe C: 8,50 Mark

Sonderstufe 5: 10,50 Mark

Techniker je Veranstaltung 30,00 Mark (abzüglich 10 Prozent Steuern)

Vergütungssätze für Amateurtanzmusiker

Anordnung über die Vergütung der Tätigkeit von nebenberuflich tätigen Ama-

teurtanzmusikern, Berufsmusikern und Kapellensängern — Vergütungsregelung

für Tanz- und Unterhaltungsmusik im Nebenberuf — vom 1. Oktober 1973,

Gesetzblatt Teil I, Nr. 48, Seite 494, Ausgabetag: 29. Oktober 1973 Leistungsgruppe Grundtarif

(bis Mark pro Stunde)

Sonderstufe 8,50 Mark

Oberstufe 6,50 Mark

Mittelstufe 5,00 Mark

Grundstufe 4,00 Mark

(Elementarstufe — Unkostenbeitrag bis zu 10,00 Mark pro Person und Spieltag)


Wir glaubten also, dass wir mit unseren eigenen Titeln Eindruck auf die Jury machen konnten und legten uns bei den Proben mächtig ins Zeug.

Die Einstufung der Künstler und Kapellen sollte im Klubhaus der Jugend stattfinden. Folgende Künstler traten vor die Einstufungsjury: Laux junior, ein stadtbekannte Musikerfamilie, die hauptsächlich Schlager spielten, also "Bums" wie wir das damals nannten; dann kam ein Liedermacher - Christoph Richter und zuletzt wir, die Jugendtanzkapelle "Sisyphus"

In dieser Reihenfolge sollte die Einstufung auch ablaufen. Die Organisation dieser Veranstaltung war schlecht, denn so hatten wir zum Beispiel nicht mal die Chance bekommen am Vortag unsere kleine bescheidene Technik aufzubauen, um nochmals zu üben und den Sound zu checken. Im Gegensatz zu Laux Junior, der sich schon am Vortag auf der Bühne breit machte. So waren wir gezwungen unsere Anlage unten im Saal(!) aufzubauen und das kurz vor Beginn der Veranstaltung. Zum Soundcheck reichte die Zeit kaum. Und dann ging es auch schon los!

Als erstes dieser saubere "Bums" von Laux Junior Kapelle (Gruppe Kess) mit Songs von Modem Talking. Dann war Christoph Richter dran, der Liedermacher, der mit seinen Liedern viel Beifall erntete und uns auch gefiel. Nach Auswertung der Jury mit diesen 2 Teilnehmern bekam von denen jeder eine Oberstufe zuerkannt, was uns auf einen guten Tag der Jury hoffen ließ. Dann waren wir dran. Wir begannen mit dem Rock'n Roll-Knaller "Tutti Frutti" und erinnerten an die alte Rock-'n Roll Zeit der 60er.

Dann kam ein eigener Titel, ein RAP. Zu dieser Zeit eigentlich ungewöhnlich, denn vielleicht waren wir die ersten, die in der DDR so einen Rap-Song geschrieben hatten. Die Profiband Rockhaus aus Berlin behauptete immer, dass sie die ersten gewesen seien, die rappten mit so einem Song. Aber ich glaube, wir waren unbemerkt von der Öffentlichkeit des Landes, die allerersten. Der Titel hieß" Prinzessin Eitelkeit"

Wir bekamen Beifall von den Anwesenden, die auch aus der Apoldaer Musikszene stammte, wie Bluesband Huflatich, Laux und Memory-Rockband.

Nach 6 Titeln, mehr durfte keiner spielen, war Schluss, auch mit Lustig. Wir mussten uns mitten in den Saal begeben, wo sich die Jury an einem Tisch befand. Dort saßen neben P., wichtige Herren der Musikschulen aus Weimar, von der normalen Musikschule bis zur Hochschule für Musik "Franz Liszt" .

Nachdem wir Platz genommen hatten ging es los. Die zerrissen uns in der Luft!

Wir jungen Leute und diese alten Gockel. Kein gutes Verhältnis. Wir wurden kritisiert und kritisiert, wie schlecht wir eigentlich waren, was man noch alles verbessern musste und solche Sachen. Alles nur Bla, Bla, kein Wort der Unterstützung für eine junge Band. Schäbig so etwas.

Mir sagten sie, ich würde als Sänger nasal, also durch die Nase, singen. Ein Schwachsinn, denn ich habe das später mal nachprüfen lassen und mich bei einer Musikerin kundig gemacht. Die fand das ganz und gar nicht.

Weiter ging es um unseren Namen, wo die Jury hoffte, dass er nicht der griechischen Sage entspricht. Doch der entsprach er und das wäre frech und aufmüpfig von uns. Diese Trottel kamen nicht dahinter - Gott sei Dank!

Na ja, ich habe mal die gesamte Auswertung des Abends im DDR-Kultur-Jargon mit beigelegt.

Wir erhielten eine Grundstufe, die unterste Stufe aller zu vergebenen Stufen. Das enttäuschte uns sehr und wir gingen mit traurigen Gesichtern nach Hause. Es dauerte eine Weile bis wir die Jury und diesen Abend verdauten und uns über die Einstufung freuen konnten. Besser als nix!













7. Kapitel „Die Suche“

Nach unserer Einstufung, die wir ja mit einem Keyboarder und einen neuen Drummer bestritten, wurde es unruhig in der Band. Cliff unser zwischenzeitlicher Keyboarder hatte keine Lust mehr und verließ die Band. Wir waren zu diesem Zeitpunkt auch etwas unten mit unserer Stimmung, weil wir ja keine Muggen hatten, kein Geld für eine teure Anlage und nur die Grundstufe.

In der Zeit war Ralf aus Erfurt kurz unser Schlagzeuger, da Peter auch keine Lust mehr hatte. Doch Ralf blieb nicht lange unser Drummer, denn er blieb eines Tages fern von der Probe. Jetzt standen wir da, zu dritt, ohne Keyboard, vor allen Dingen aber ohne Schlagzeuger.

Nach einigen Tagen kam ein Brief ins Haus geflattert. Von Ralf. Darin teilte er uns mit, dass er auch keine Lust mehr hatte in unserer Band zu spielen und in Erfurt Anschluss gefunden habe. Wir fühlten uns verraten und verkauft.

Guter Rat war wieder teuer. Nach etlichen Telefonaten und einer Anzeige fanden wir 2 Typen, die sich bei uns einfanden. Mathias an der Gitarre und Tino am Schlagzeug und Gesang. Beide wollten aber etwas anderes und waren schon schräge Vögel. Sie wollten Heavy Metall spielen, was für uns aber nicht in Frage kam.

 

Nach einen kurzen Hin und Her schlossen wir sie wieder aus.

Mein Bruder stieg für kurze Zeit wieder als Schlagzeuger ein.




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