Trotze Nicht Dem Herzen

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Seit er zurückgekommen war, war Toya in einer Höhle nicht weit weg geblieben. Der Kampf mit Shinbe tat ihm nicht leid, aber er hatte ihn nicht so schwer verletzen wollen, wie er getan hatte. Aber würde Kyoko ihm glauben? Seine goldenen Augen beobachteten sie von den Spitzen der Bäume herab. Er wusste, er würde mit ihr sprechen müssen, ehe sie zu Shinbe zurückging.

Kyoko sah hoch und erkannte, dass sie schon beim Herzen der Zeit war. Sie war so in Gedanken verloren gewesen, dass sie gar nicht auf den Weg geachtet hatte. Sie seufzte, dann hob sie ihr Kinn ein paar Zentimeter an und sammelte ihren Mut, entschied, dass sie mit Shinbe sprechen würde müssen, wenn sie zurückkam.

Kyoko hielt im Schritt inne, als sie eine verschwommene Bewegung aus ihrem Augenwinkel sah. Bevor sie auch nur mit der Wimper zucken konnte, stand Toya zwischen ihr und dem Schrein. Er sah sie gespenstisch an, durch die Haarsträhnen, die in sein Gesicht gefallen waren und seine Augen verdeckten. Sein Haar und seine Kleider flatterten noch von seiner schnellen Landung.

Wie kam es, dass er die merkwürdigsten Dinge tun konnte, und ihr ganzer Körper aufleuchtete als wäre eine elektrische Schockwelle durch sie gefahren? Die Handvoll Schmetterlinge, die durch ihren Magen tanzten, schienen in einen Paarungsrausch zu verfallen. Sie wusste nicht, was sie sagen oder tun sollte, versuchte noch immer seinen Gesichtsausdruck zu lesen. Sie konnte alle Arten von Gefühlen sehen, alles von Schuld bis Zorn… sogar ein leises Anzeichen von Depression.

Als sie endlich ihre Stimme wiederfand, obwohl sie sogar in ihren eigenen Ohren verängstigt klang, sagte sie: „Ich… Toy-ya?“ Ihre Augen wurden groß als sein Gesicht sich ruckartig hob und sich ihre Blicke trafen. Kyoko wollte keinen Schritt zurück machen, aber sie tat es ohne zu denken. Als sie sah, dass sich seine Augen zusammen zogen, als er sah, wie sie vor ihm zurückwich, blieb sie stehen und sah ihn fest an. Schüchtern machte sie einen Schritt auf ihn zu um zu zeigen, dass sie keine Angst vor ihm hatte.

Toya beobachtete sie still, fühlte die Angst in ihr. Als sie vor ihm zurückwich machte ihn das wütend genug, sodass er tatsächlich fühlte, wie sein Blut zu kochen begann. Er wartete um zu sehen, was sie tun würde, und beruhigte sich wieder, als sie wieder näher kam und die Entfernung, die sie zwischen sie gebracht hatte, wieder verringerte. Er wollte nicht, dass sie vor ihm Angst hatte.

„Kyoko“, seine Stimme war gleichmäßig und ernst, „du weißt, dass ich dich nie verletzen würde.“ Seine Hände ballten sich zu Fäusten an seinen Seiten. „Ich weiß, dass du das weißt.“ Seine Stimme war fordernd.

Kyoko biss sich auf die Unterlippe als sie die Anspannung in seiner Stimme hörte. Ja, sie wusste, dass er sie nie absichtlich verletzen würde… aber sie erinnerte sich auch daran, dass Hyakuhei etwas mit seinem Blut gemacht hatte, das ihn sehr gefährlich machte, wenn er wütend wurde. Sie atmete ruhig ein und begann langsam auf ihn zu zu gehen. „Wo warst du?“

Toya konnte Sorge in ihrer Stimme hören und seine Augen wurden groß als er sich darüber wunderte. War sie um ihn besorgt gewesen? Er hatte gedacht, dass sie ihn nur noch hassen würde, nach dem, was er getan hatte. Er hatte sich selbst verrückt gemacht, als er nur daran gedacht hatte.

„Wie geht es… Shinbe?“, er fletschte die Zähne über den Namen.

Kyoko runzelte die Stirn. „Er überlebt es. Aber es wird eine Weile dauern, ehe es ihm gut genug geht, um zurückzukommen. Ich hatte noch nicht einmal die Gelegenheit, ihn zu fragen, was passiert ist, also wieso erzählst du es mir nicht? Wieso hast du… das getan?“ Ihre Stimme verstummte einen Moment, dann flüsterte sie: „Suki und die anderen dachten, dass er tot war.“ Ihre Stimme wurde wieder ein paar Stufen lauter und beschuldigend: „Du hättest ihnen zumindest sagen können, wo er war.“

Sie sah hinter ihn auf den Jungfernschrein und wich seinem Blick aus. Die Rohheit seiner Augen war in diesem Moment zu viel für sie.

Toya war gleichzeitig heiß und kalt. Das Gefühl alleine war schon verstörend. Alles, woran er denken konnte, war, dass sie ihn hassen würde, und das war die eine Sache, die er nicht ertragen würde. Und der Gedanke daran, dass sie alleine mit Shinbe in ihrer Zeit sein würde, war auch zu viel für ihn zu schlucken. Besonders nach dem, was sein Bruder gesagt hatte. Es war dasselbe als würde er sie bedrohen.

Kyoko beobachtete die Emotionen, die durch seine goldenen Augen jagten, die sich nun gedankenverloren verdunkelten. Er war tödlich ruhig, was sie langsam beängstigte. Sie machte ein paar Schritte, als wollte sie an ihm vorbei zum Schrein gehen, aber er machte einen Schritt zur Seite und stellte sich ihr in den Weg und das verunsicherte sie nur noch mehr.

„Schau, wenn du nichts sagst, dann werde ich zurückgehen um nach dem Schaden zu sehen, den du bei deinem Bruder Shinbe angerichtet hast“, rief sie.

Toya konnte nicht mehr. Im Handumdrehen hatte er sie, hielt sie gefangen in seinen Armen, alle seiner Instinkte sagten ihm, dass er sie nicht durch das Herz der Zeit gehen lassen durfte… zurück zu dem Beschützer, dem nicht zu trauen war.

„Kyoko, warte.“ Seine Stimme war immer noch etwas barsch und er versuchte, ruhiger zu werden, als er fühlte, wie sie sich von ihm weg drückte. „Kyoko, du weißt nicht, wieso wir gekämpft haben. Du weißt nicht, was er gesagt hat. Du kannst ihm nicht vertrauen. Ich vertraue ihm nicht. Er hat sich verändert, und es gefällt mir nicht.“

Kyoko fühlte, wie sich seine Arme noch fester um sie schlossen und sie wusste, dass er es ernst meinte. Toya hatte sie nie belogen… aber es machte einfach keinen Sinn. Sie versuchte, sich in seinen Armen zurück zu lehnen, sodass sie seine Augen sehen konnte. „Was meinst du? Er ist derselbe wie immer.“

Toya knurrte tief in seiner Kehle. „Nein, Kyoko, er versteckt es vor dir. Da geht etwas mit ihm vor und ich weiß nicht, was es ist, aber ich kann es fühlen. Er versteckt etwas.“ Toya hoffte, dass sie auf seine Worte hören würde, und nicht nur denken würde, dass er eine Ausrede erfand, weil er ihn verprügelt hatte.

Kyoko runzelte die Stirn. Sie hatte kleine Dinge an Shinbe bemerkt. Aber für sie waren die Veränderungen nicht schlecht gewesen, doch sie wusste, dass Toyas Instinkte sehr gut waren, also würde sie es nicht einfach verwerfen. Nur um sicher zu gehen, seufzte sie: „Du sagst das nicht alles nur wegen dem Kuss, nicht wahr?“ Sie fühlte, wie Toyas Brust gegen ihre pochte.

„Dieser Kuss“, knurrte Toya und hob eine Hand um ihr Kinn zu ergreifen und ihr Gesicht dem seinen zuzuwenden. Es gab da eine Frage, die ihn innerlich auffraß. „Kyoko, wieso würdest du ihn dafür küssen, dass er dich rettet, aber mich nicht? Ich verstehe es nicht.“ Seine Augen senkten sich auf ihre schmollenden Lippen und ehe sie ihn zurückweisen konnte, senkte er seine Lippen auf ihre, fühlte zum ersten Mal ihre seidigen Lippen auf seinen.

Als sie bei dem plötzlichen Angriff auf ihre Gefühle schreien wollte, vertiefte Toya den Kuss und suchte nach ihrer Reaktion. Er konnte hören, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte und er konnte fühlen, wie sich ihr Körper erhitzte.

Kyoko bekam den Kuss, den sie immer haben wollte, aber irgendwo, weit hinten in ihrem Kopf konnte sie nicht verhindern, dass sie dachte, dass es nur aus völligen falschen Gründen war. Küsste er sie, weil Shinbe es getan hatte? 'Nein, das ist falsch.' Sie drückte eine Hand gegen seine Brust auch aus anderen Gründen als nur, dass sie zu Luft kommen musste.

„Warte Toya“, keuchte sie. „Hör auf, ich kann nicht denken.“

Toya grinste, ließ seine Arme lockerer, aber ließ sie nicht ganz frei. „Das ist ein gutes Zeichen, Kyoko.“ Er hatte bei dem Kuss etwas gefühlt und er fühlte sich besser, weil er wusste, dass sie es auch gespürt hatte. Vielleicht würde er sie doch nicht an Shinbe verlieren. Er erinnerte sich an die Drohung mit der Shinbe ihn geärgert hatte.

„Shinbe darfst du nicht ganz vertrauen. Mir wäre es lieber, wenn du hier bei mir bleibst und im Moment deine Familie für ihn sorgen lässt.“ Er hielt ihren Blick in einer stillen Bitte gefangen.

Kyoko runzelte die Stirn: „Nein, ich muss zurückgehen. Er ist erst kurz bevor ich hierhergekommen bin um euch zu sagen, dass er in Ordnung ist, aufgewacht.“ Schuldgefühle machten sich in ihr breit. „Außerdem fühle ich mich, als wäre es meine Schuld, dass ihr gekämpft habt, also werde ich mich um ihn kümmern, bis es ihm besser geht und dann bringe ich ihn zurück.“ Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen: „Und wir müssen zusammenhalten um den Rest des Talismans zu finden.“

Sie stach mit einem Finger in seine Brust und machte nun doch einen Schritt zurück, heraus aus seiner Umarmung, „Das bedeutet kein Kämpfen mehr, verstanden? Du hättest ihn beinahe umgebracht.“ Ihre Augen suchten in den seinen nach der Wahrheit.

„Dann komme ich mit dir zurück“, sagte Toya angespannt, verschränkte seine Arme in seinen Ärmeln und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Shinbe stinkt nach Schuldgefühlen und ich weiß nicht wieso.“ Insgeheim war er froh, dass sie noch keine Zeit alleine mit ihm verbracht hatte, angesichts dessen, dass er eben erst aufgewacht war. „Ich vertraue ihm nicht alleine mit dir zu sein.“

Kyoko blinzelte: „Es kommt gar nicht in Frage, dass du im Moment auch nur in Shinbes Nähe gehst. Er hat immer noch starke Schmerzen und du bist derjenige, der ihn so zugerichtet hat.“ Sie wollte nicht gemein sein… sie wollte die beiden für jetzt einfach getrennt halten. „Machen wir einen Deal. Ich komme morgen zurück und erzähle euch allen, wie es aussieht, wenn du versprichst, dass du zur Gruppe zurückgehst.“

 

Als sie sah, wie seine Dickköpfigkeit in seine Augen kroch, schaute sie kurz zu Boden und flüsterte schwerfällig: „Wir sind doch noch eine Gruppe… nicht wahr? Wir müssen immer noch den Talisman finden, bevor Hyakuhei es tut.“

Toyas Augen glitzerten gefährlich. „Wenn er etwas tut, und ich bin nicht da… kann ich dich nicht beschützen, und“, seine Stimme wurde ein paar Stufen lauter, „ich bin dein Beschützer, nicht er!“

Kyokos Kopf kam bei seinen Worten ruckartig wieder hoch. Toya zeigte nicht oft sein Herz, aber in den seltenen Momenten, wo seine Abwehr unten war, konnte sie es so deutlich sehen.

Sie lächelte und versuchte, ihn zu beruhigen: „Sieh her, Shinbe ist viel zu schwach um etwas zu versuchen, also mach dir keine Sorgen. Ich werde morgen zurück sein.“ Sie machte ein paar Schritte auf das Herz der Zeit zu und sah, wie er sich bewegte, um sie aufzuhalten.

„Toya!“, rief sie, hob ihre Hand und sprach den Zähmungszauber.

Mit weicher Stimme sagte Kyoko: „Schau, ich weiß, dass du Shinbe nicht vertraust, aber vertrau wenigstens mir. Ich werde morgen Abend zurückkommen. Alles wird gut werden… du wirst sehen.“ Damit berührte sie die Hand der Jungfer und verschwand. Sie konnte noch seine Flüche hören, als das Herz der Zeit sie auf die andere Seite brachte.

Kyoko runzelte gedankenverloren die Stirn als sie wieder im Schreinhaus war. Sie konnte noch den Schaden sehen, den der Kampf angerichtet hatte. Als sie sich umdrehte, legte sie einen Sperrzauber auf die Hände der Jungfer als sie entschied, lieber auf Nummer sicher zu gehen.

Kapitel 7 "Fragen"

Kyoko machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Haus, das nun schon im Dunklen lag, und fand Shinbe dort schlafend vor. Sie fragte sich im Stillen, ob sie ihm von ihrem Treffen mit Toya erzählen sollte. Sie setzte sich wieder an ihren Schreibtisch um die zerrissenen Kleider fertig zu flicken, aber die Gedanken an Toya machten sie langsam.

Er hatte sie überrascht, als er sie küsste. Sie hatte früher davon geträumt, wie sie einander küssten… sie hatte es sich gewünscht. Sie musste zugeben, dass der Kuss genau so war, wie sie ihn sich immer vorgestellt hatte… es war der Zeitpunkt, der sie so verwirrte. Vielleicht wollte Toya sie einfach nur von ihrer Wut ablenken. Er hatte früher nie versucht, sie zu küssen, also wieso sollte er es jetzt sonst tun?

Sie dachte an seine Lippen auf ihren und hob instinktiv ihre Finger zu ihrem Mund, weil sie sich darüber wunderte… dann kam ihr ein anderer Kuss in Erinnerung. Als sie gemächlich ihre Lippen an Shinbes gestreift hatte, war es gewesen, als wäre ein elektrischer Schlag durch sie gefahren. Wäre Toya nicht in dem Moment aufgetaucht… hätte sie gerne noch mehr mit dem Kuss herum experimentiert.

Sie schüttelte ihren Kopf und biss sich auf die Lippe. Wo zum Teufel war dieser Gedanke hergekommen? Sie schielte hinüber zu Shinbe. Wie konnte sie sich selbst je vergeben, dass sie die Ursache war, dass all dies passiert war? Sie hatte nicht gewollt, dass jemand verletzt wurde. Sie ging langsam hinüber zum Bett und beobachtete ihn als sie sich auf die Kante setzte und mit einer Hand das dunkelblaue Haar aus seinem Gesicht strich. Wenigstens schlief er friedlich.

Ihr Blick strich über sein Gesicht und blieb an seinen Lippen hängen. In ihrem Traum waren sie so weich gewesen, das war der Grund gewesen, weshalb sie ihn küssen wollte, in dem Moment als Toya sie erwischte. Sie hatte nur wissen wollen, ob sie in Wirklichkeit ebenso weich waren, wie in ihrem Traum… und das waren sie.

Kyoko sah hinunter auf die Decke, die hinunter gerutscht war und seine Schultern und Brust entblößte. Er hatte noch immer einen Bluterguss an einer Schulter und sie streckte unbewusst die Hand danach aus und strich mit einem Finger sanft darüber. Shinbe stöhnte im Schlaf auf und sie zuckte zurück, zog ihre Hand weg und legte sie auf ihre Lippen. Schuldbewusst drehte sie sich um und schaute weg.

Shinbe öffnete ein Auge, ein Grinsen lag auf seinen Lippen. Er hatte ihr Gewicht am Bettrand gefühlt und so getan als würde er schlafen, aber insgeheim hatte er sie durch seine Wimpern beobachtet, hatte die Gefühle gesehen, die über ihr Gesicht spielten, als sie ihn beobachtete. Wie sehr sein Körper auch schmerzte, er konnte nicht verhindern, dass er sich durch ihre Gegenwart erregt fühlte… es war für ihn schon immer so gewesen. Er hoffte, dass sie nicht weiter nach unten sah, denn er war sicher, dass sich in den unteren Regionen ein Zelt gebildet hatte.

Als sie seine Schulter berührte, hatte er ungewollt gestöhnt. Sobald sie sich wegdrehte, hielt er den Atem an. Er ließ die Luft langsam wieder aus und seine Lippen öffneten sich leicht als er seine Hand langsam in ihre Richtung schob. Bevor er etwas sagen konnte, stand sie auf und ihm entfuhr ein enttäuschtes Seufzen.

Kyoko drehte sich schnell wieder um und sah, wie er sie anstarrte, und auch seine ausgestreckte Hand entging ihr nicht. „Shinbe… was machst du?“, sie starrte auf seine Hand und legte den Kopf neugierig zur Seite.

Shinbe versuchte, seine Hand wieder unter der Decke zu verstecken und stöhnte vor Schmerzen. Kyoko war sofort an seiner Seite und strich mit ihrer Hand über seinen Arm, im Versuch, seine Schmerzen zu lindern, nicht wissend, dass das nicht die Art Schmerz war, unter der er litt.

„Bitte sei vorsichtig, Shinbe. Ich möchte, dass du gesund wirst, und dir nicht noch mehr Schmerzen zufügst.“ Sie sah mit mitleidigem Blick auf ihn hinunter.

Er lächelte zu ihr hoch und genoss jeden Moment ihrer Zärtlichkeit. „Es ist schon gut, Kyoko. Mir geht es gut. Es geschieht mir recht für meine unverschämten Gedanken.“ Er versuchte zu lächeln und sie runzelte die Stirn.

Er gab es einfach zu? In ihrem Kopf drehte sich alles, als sie sich wieder neben ihn auf das Bett setzte. Die Erinnerung daran, was Toya zu ihr auf der Lichtung gesagt hatte, suchte sie wieder heim.

„Shinbe, wir müssen wirklich darüber reden, worüber du mit Toya gekämpft hast. Er meint, dass du etwas versteckst, und er sagt, ich soll dir nicht trauen.“ Sie fühlte sich unbehaglich dabei, ihn das zu fragen, aber er war derjenige, der in ihrem Bett schlief… also hatte sie das Gefühl, dass sie das Recht hatte, wenigstens zu fragen. „Verschweigst du… etwas?“

Shinbes Gedanken wanderten zurück zu der Nacht wo Kyoko betrunken durch das Herz der Zeit gekommen war. In welches Dilemma hatte er sich da gebracht. Nicht nur würde Toya ihn umbringen, sondern Kyoko würde es wahrscheinlich zulassen.

Er seufzte und sah von ihr weg als seine Wangen rot anliefen. „Nein, ich verschweige nichts.“

Kyoko sah ihn weiterhin genau an. Er wich ihrem Blick aus und sie war überzeugt, dass er etwas vor ihr verschwieg. „Du weißt, dass wir Freunde sind, Shinbe. Du kannst mit mir über alles reden.“ Sie lächelte und streifte mit ihrer Hand die seine, wodurch er erzitterte. Sie zog die Decke hoch über seine Schultern, in der Meinung, dass ihm kalt war.

Er beobachtete sie, als sie weiterhin auf ihn hinunter starrte, ihre Hände immer noch am Rand der Decke, so dass sie seine Schultern gerade noch berührten.

Er flüsterte ihren Namen mit heiserer Stimme: „Kyoko.“

Sie schielte zu seinem Gesicht hoch und errötete, als sie bemerkte, wo ihre Hände waren. Sie drehte ihm den Rücken zu, weil sie fühlte, wie ihre Wangen heiß wurden. Sie hatte auf seinen Hals gestarrt und an den Traum gedacht, fühlte das Verlangen, sich hinunter zu beugen und ihn dort zu küssen.

„Shinbe, erinnerst du dich, als ich zurückkam… nach der Party? Wo warst du, als ich durch das Zeitportal kam?“, fragte sie ängstlich. Sie wollte nicht albern klingen, aber der Traum begann sie auf eine Art zu beeinflussen, die ihr Sorgen bereitete.

Shinbe wurde durch die Frage überrascht. Erinnerte sie sich daran, was passiert war, und hatte sie nur nichts gesagt? Er starrte auf ihren Rücken. „Kyoko, wieso fragst du? Ist etwas passiert?“

Kyoko errötete. Sie stand auf und ging zum Fenster hinüber um hinaus zu sehen. „Nein, ich wollte nur wissen, wo du warst, als ich zurückkam.“ Sie wandte sich wieder um, lächelte, versteckte, was ihr am Herzen lag. „Ich meine mich daran zu erinnern, dass du mir vom Schrein zu Sennins Hütte zurück geholfen hast“, log sie. Sie konnte sich überhaupt nicht daran erinnern, wie sie dorthin gelangt war.

Shinbe seufzte und schloss seine Augen. Er musste diese Information verdauen. Also erinnerte sie sich an etwas… woran erinnerte sie sich noch? Nun stieg Übelkeit aus seinem Magen hoch. Wenn sie sich daran erinnerte, dann erinnerte sie sich wahrscheinlich auch daran, was er getan hatte. Oder kam sie langsam auf den Verdacht, dass es vielleicht doch kein Traum gewesen war? Er musste von nun an vorsichtig sein.

Er wollte aufstehen und das Chaos, das er angerichtet hatte, wieder in Ordnung bringen, aber die Schmerzen in seinem Kopf waren langsam schlimmer geworden statt besser und in diesem Moment waren sie so stark, dass sie seine Sicht einschränkten. Er fühlte, wie er weiter weg driftete, egal wie sehr er sich bemühte, die Dunkelheit, die über ihn hereinbrach, zu bekämpfen.

Kyoko sah wieder zu ihm zurück. Seine Augen waren geschlossen und sein Atem ging gleichmäßig. „Er ist eingeschlafen“, flüsterte sie leise und seufzte. Keine Fragen mehr für heute, er brauchte Ruhe. Sie wandte sich wieder ihrem Schreibtisch zu und setzte sich hin, hob die Kleider auf, um ihre Näharbeiten zu beenden, aber ihre Augen brannten, weil sie so lange wach gewesen war. Sie legte ihren Kopf auf den Tisch, seinen langen Mantel noch immer auf ihrem Schoß in Händen haltend, und schlief ein.

*****

Toya stand vor der Jungfernstatue und verfluchte Kyoko. Sie hatte das Herz der Zeit versperrt und er konnte den Zauber nicht brechen. Wieso zum Teufel hatte sie das getan? Sie musste vor diesem Lustmolch beschützt werden. Verstand sie das nicht?

„Verdammt, Kyoko!“ rief er, als würde sie ihn von der anderen Seite hören können. Toya spannte sich an, als er eine Präsenz fühlte und bereitete sich innerlich vor. Kyou? Was zum Teufel wollte er? Er wartete darauf, dass sein Bruder erschien.

Kyou stand am anderen Ende der Lichtung, seine Kleider wehten im Wind. Während er eine lose Strähne seines silbernen Haares hinter sein Ohr steckte, näherte er sich Toya. „Du rufst die Priesterin?“

Toyas Hand bewegte sich, als einer seiner Zwillingsdolche durch seine Aufregung in Erscheinung trat. „Ja, wieso fragst du?“ Er hatte gerade keine Lust, sich von seinem älteren Bruder demütigen zu lassen.

Kyou sah an Toya vorbei auf den Schrein. „Darf ich mir nicht Sorgen um das Schicksal meines Bruders machen?“ Sein Gesichtsausdruck war emotionslos während er weiterhin auf die Jungfernstatue starrte, als hätte er einen Verdacht. Er roch altes Blut auf Toya und identifizierte es als Shinbes. Er roch außerdem Kyokos Geruch vermischt mit dem der Beschützer.

„Seit wann kümmert es dich?“ Toya ging einen Schritt auf Kyou zu.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?