Was Lilly fühlte

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Aline Krüger

Was Lilly fühlte

Roman

Aline Krüger

Was Lilly fühlte Copyright 2012 Aline Krüger published at epubli GmbH, Berlin www.epubli.de

ISBN 978-3-8442-1626-4

Prolog

„Die Geschichte basiert auf Wahrheit.“

Das Mädchen aus der DDR, das schon viel erlebt und dabei gute, sowie auch schlechte Erfahrungen machte. Die Geschichte spricht von Glück, Trauer, Wut, Verzweiflung und von einer unheimlichen Begegnung. Dennoch ist Lilly auf der Suche nach der Erfüllung ihrer Träume. Sie ist immer auf der Suche nach etwas Neuem und die Talente, die in ihr schlummerten, warten nur darauf endlich diese zu verwirklichen und um etwas zu verändern, was ihr Leben bereichern würde. Den Menschen zu helfen, in der Entwicklung weiter zu kommen. Das ist das Ziel, dass Lilly sich fest in den Kopf gesetzt hat. Lilly steht im Mittelpunkt der Erzählung. Ihr Streben und die Suche nach dem Glück, als dem Alltäglichen. Die äußeren Umstände legen ihr immer wieder Steine in dem Weg. Als sich die Eltern scheiden lassen, entscheidet sie sich, bei der Mutter zu leben. Immer hat sie viele Freundinnen um sich und doch fühlt sie sich zuweilen einsam, schüchtern, unscheinbar. Mit vierzehn Jahren wird sie zur Liebe gezwungen und braucht lange, um darüber hinwegzukommen. Auch später bleibt sie auf der Suche nach der wahren Liebe. Doch inzwischen ist sie Mutter zweier Kinder und lässt sich nicht unterkriegen.

Kapitel 1

Am 30 April 1969 erblickte Lilly das Licht der Welt. Es war ein sonniger Tag. Eingehüllt in einer flauschigen warmen Decke lag sie in den Armen ihrer Mutter und fühlte sich geborgen. Plötzlich klopfte es an der Tür im Zimmer der Mutter. Mit leisen Schritten betrat ein großer Mann das Zimmer. Es war der Vater der kleinen Lilly. Er war sehr aufgeregt und strahlte über das ganze Gesicht. Er nahm Lilly behutsam auf den Arm. Der Vater konnte sein Glück noch nicht fassen. Er arbeitete beim Straßenbau in einer Kleinstadt. Dreitausend Einwohner lebten dort und fast alle kannten sich in den Ort. Der kleine Ort besaß eine lange Einkaufsstraße, wo täglich sich die alten und jungen Leute täglich trafen. Auf dem Marktplatz haben sich die Jugendlichen inzwischen versammelt. Es gab doch noch keine andere Möglichkeit, sich gemeinsam zu treffen, außer im Sommer in ihren Gärten, um dort Partys zu feiern zu können. Alle Menschen in den Ort, halfen sich gegenseitig. Auch zu der Zeit musste man beim Hausbau sparen. Die Mutter arbeitet in einer Gärtnerei und fuhr täglich jeden Tag zwanzig Kilometer mit dem Bus zur Arbeit. Es war nicht immer leicht für die Eltern von Lilly, denn die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen. Dennoch war Lilly mit ihren drei Geschwistern sehr glücklich. Sie teilten sich immer das Spielzeug. Es musste ja nicht viel sein, aber es hatte immer für alle gereicht. Zwei der Mädchen sind Zwillinge, die zwei Jahre älter sind, als Lilly. Eine der beiden Schwestern hatte während der Geburt einen Sauerstoffmangel. Sie erlitt dadurch eine bleibende Behinderung und kann deshalb heute nicht gehen. Es war ein Schicksalsschlag für die Mutter und eine Welt brach in ihr zusammen. Daraufhin folgte der zweite Schicksalsschlag. Als der Vater der beiden Zwillinge die Nachricht erfuhr, war er geschockt und brach in Tränen aus. Auch die Mutter war verzweifelt und brach zusammen. Das atmen viel der Mutter schwer und der Pulsschlag fing an zu rasen. Sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Es war nicht so einfach für die Mutter mit zwei kleinen Kindern. Sie musste das Kind was behindert war, in einer wöchentlichen Einrichtung geben. Getrennt von dem Kind zu sein, war für die Mutter von Lilly sehr schwer. Die Mutter von Lilly musste auch arbeiten und ihre täglichen Pflichten erfüllen. Doch es viel ihr schwer, diesen schweren Weg zu gehen. Sie dachte nur, wie soll ich das schaffen? Doch plötzlich streckte ein Engel seine Flügel weit aus und reichte ihr die Hand. In dem Augenblick hatte sie wieder die Kraft zum atmen. Emma, rief eine angenehme Stimme zu ihr und sagte: „Ich bin immer für Dich da, wenn du mich brauchst!“ Emma musste erst einmal tief schlucken. Sie sagte: „Mutter, du bist ein Engel.“ Es war die Großmutter von Lilly, die Emma genau in diesem Moment auffangen konnte, als Emma Hilfe brauchte.

Erzähler: Du sollst Mutter und Vater ehren, denn sie sind für uns da, wenn wir die Hilfe benötigen! Es sind die wahren Engel des Lebens, die Euch sehr gut kennen. Wenn ihr Ihnen das Glück zurück geben könnt, was sie von euch benötigen.

Emma und Otto lernten sich auf einer Disco kennen und es hat auch zwischen den Beiden sofort gefunkt. Die Mutter war noch sehr jung und er war an den Wochenenden viel in den Clubs unterwegs. Es war nicht leicht für die Beiden, denn er war Musiker und es sollte für die beiden einen anderen Weg geben. Es hat einfach nicht für die große Liebe gereicht und so lebte die Mutter allein mit den beiden Zwillingen, im Hause der Großmutter. Als Lilly gerade fünf Jahre alt war, kauften sich die Eltern ein Haus. Das Haus stand am Rande der Stadt, dass aber noch renoviert werden musste. Alle waren von Papas Ideen sehr begeistert. Beide arbeiteten hart für das Haus in dem die Familie lebte. Der Vater von Lilly baute das Haus noch weiter aus. Seine Ideen waren perfekt, um sie auch umsetzen zu können, halfen ihm seine Freunde. Sie waren miteinander eine glückliche Familie. Die Mutter sorgte für das Wohl der Familie und erledigte all ihre täglichen Pflichten. Die Großmutter war für die Mutter von Lilly eine große Unterstützung. Eines Tages sah Lilly aus dem Fenster und langweilte sich. Die Mutter sagte: „Lilly, geh doch raus, spielen!“ Lilly streckte die Kinnlade nach unten und stöhnte. Sie sagte: „Mit wem soll ich denn spielen, ich kenne hier doch niemanden.“ Ihre Mutter antwortet zaghaft: „Wenn du willst, dann kannst du mir beim Kuchen backen helfen. Lilly freute sich und half ihrer Mutter. Sie war eine große Naschkatze. Den restlichen Teig der übrig geblieben war, konnte Lilly herzhaft aus der Schüssel auslöffeln. Kuchen backen machte Lilly großen Spaß und sie probierte immer wieder einige neue Rezepte aus. Mit der Zeit machte Lilly sich viele Dinge zunutze, wie die Malerei, das Stricken, das Backen und das Kochen. Oft war Lilly mit ihren Eltern an dem Wochenenden zu ihren Großeltern gefahren. Die Großeltern lebten in einer Kleinstadt, die in der Nähe von Berlin liegt. Der Vater von Lilly war dort geboren und lebte da bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr. Eines Tages sah Lilly auf einen Platz ein kleines Mädchen das genauso alt wie Lilly ist. Die Mutter von Lilly sah aus dem Fenster und rief: „Lilly, Mittag ist fertig.“ In diesem Moment nahm Lilly allen Mut zusammen, denn sie war sehr schüchtern und sprach das Mädchen an. Sie fragte das Mädchen nach ihren Namen. Somit kamen die Beiden in ein nettes Gespräch. Sie erfuhr, dass das Mädchen nicht weit entfernt von ihr wohnte. Als die Beiden im Gespräch so richtig vertieft waren, bekam Lilly einen großen Schreck und zuckte am ganzen Körper zusammen. Sie hielt dabei den Atem an. Sie sagte: „Oh je meine Eltern.“ Sie rannte schnell nach Hause, der Vater stand schon an der Tür, murmelte vor sich hin und sah Lilly mit einen strengen Blick an. Er sagte mit lauter Stimme: „Das Essen steht schon auf den Tisch. Es wird aber auch Zeit und du solltest in Zukunft pünktlich sein!“

Erzähler: Der Vater von Lilly ist sehr streng und zog alle Register in seiner Erziehung.

Die Mutter saß am Tisch und schaute Lilly Vorwurfsvoll an, weil das Essen fast schon kalt war. Einerseits hatte sie ihre Eltern enttäuscht und war traurig, andererseits gewann sie eine neue Freundin. Lilly fragte sich, ob sie jetzt Hausarrest bekommt? Aber ihre Mutter war mit ihr gnädig und ließ Lilly wieder spielen. Am nächsten Tag traf sich Lilly mit ihrer neuen Freundin Anett, um mit Ihr auf den großen Platz zu spielen. Sie hatten beide großen Spaß und trafen sich immer an den Wochenenden. Dann kam noch die Schwester von Lilly hinzu, die auch ihre Freundin mit brachte. Die Mutter gab allen Kindern ein leckeres Eis. Danach ging Lilly zum Konsum um ein Brot zu kaufen, dass die Mutter ihr aufgetragen hatte. Anschließend machte Lilly sich auf den Weg zu ihrer Großmutter, weil sie gegenüber vom Konsum wohnte. Sie wollte mit Ihr über vertrauliche Dinge sprechen, die sich am Tag ereigneten. Großmutter konnte gute Tipps geben. Als Lilly bei ihrer Großmutter ankam und die Tür öffnete, sprang ihr ein kleiner Hund entgegen. Es war ein Zwergspitz, der ihrer Großmutter gehörte. Sie rief: „Nelly Sitz!“ Aber Nelly gehorchte nicht, weil er ein sehr lebhafter Hund ist. In der Wohnstube stand schon Kuchen und Tee auf dem Tisch. Als Lilly das Zimmer betrat, schlug die Standuhr gerade sechszehn-mal. Großmutter öffnete das Fenster, denn es war an dem Tag sehr warm. Lilly und ihre Großmutter erzählten sich immer, was sich in der Woche ereignete. Großmutter war für Lilly, wie eine Mutter, denn sie hatte bei Ihr immer das Gefühl von Geborgenheit. Plötzlich schaut sie auf die Uhr und sagt: „Oh je, es ist schon siebzehn Uhr und da muss ich schon zu Hause sein!“ Die Großmutter sagt: „Beeile dich, aber vergesse nicht deinen Beutel!“ Lilly nahm den Beutel, verabschiedete sich von ihrer Großmutter und rannte ganz schnell nach Hause. Als sie zu Hause ankam, war die Mutter beim waschen. Lilly half ihr dabei um keinen Ärger mit den Vater zu bekommen. Der Vater war nicht da, denn er war arbeiten und kam oft sehr spät am Abend nach Hause. Er war müde von der Arbeit. Als Lilly zu Bett muss, ging sie zu ihren Vater und sagte: „Gute Nacht“, gab ihm ein Kuss auf die Wange und ging dann ins Bett. Sie tauschte sich noch die Erlebnisse des Tages mit ihrer Schwester am Abend aus, bevor die Beiden einschliefen. Lilly und ihre Schwester Martha teilten sich zwei Zimmer. Sie hatten alles, was man sich als Kind nur wünschen kann. Die Beiden verstehen sich sehr gut und halten immer zusammen. Keiner verpfiff den anderen und sie halfen sich gegenseitig. Die Geschwister sind wie beste Freundinnen. Die Beiden Schwestern waren traurig darüber, dass die andere Schwester Julia zu dem Zeitpunkt in Berlin-Buch in einer Klinik sich aufhielt. Dort sollte sie an beide Beine operiert werden. Am Wochenende fuhr Lilly mit ihrem Eltern und ihrer Schwester nach Berlin, um sie zu besuchen. Julia, so heißt die Zwillingsschwester von Martha, freute sich sehr, als sie die ganze Familie sah. Auf dem Flur stand auch schon der Oberarzt und teilte den Eltern mit, dass die OP gut verlaufen sei. Julia strahlte über das ganze Gesicht und sagte: „Schön, dass ihr gekommen seid.“ Die Mutter strahlte. Sie streichelte Julia über den Kopf. Martha beugte sich zu Julia übers Bett und gab ihr den Plüsch-Affen. Lilly kann sich heute noch ganz genau daran erinnern, dass Julia auf der linken Seite gleich neben der Tür an der Wand, im Gitterbett gelegen hatte. Das Gebäude war von innen sehr dunkel und wirkte sehr kalt. Julia lag an dem Tag allein in dem Zimmer. Der Vater saß auf dem Bett, nahm Lilly in die Arme und dann nahm er die Hand von Julia und sagte zu ihr: „Es wird schon wieder werden, du kommst bald wieder nach Hause.“ Vor lauter Rührung schniefte die Mutter dabei ins Taschentuch. Eine Krankenschwester kam ins Zimmer herein und schloss das Fenster. Dann gab sie Julia die Medikamente, die ihr der Oberarzt verordnet hat. Der Vater fragte die Krankenschwester, wofür die Tabletten sind. Es ist ein Schmerzmittel, antwortete die Krankenschwester freundlich. Dann kam ein Arzt ins Zimmer herein und sagte: „Wir müssen noch einige Untersuchungen durchführen. Sie müssten sich jetzt von ihrer Tochter verabschieden!“ Julia zog die Kinnlade nach unten und es kamen dicke Tränen. Die Mutter drückte sie fest an sich und streichelte ihr dann über den Kopf. Ohne ein Wort verließ sie dann dass Zimmer. Lilly legte noch Julia ein selbst gemaltes Bild auf den Tisch, das sie im Kindergarten gemalt hatte und sagte: „Bis bald.“ Der Vater und Martha drückten Julia ganz fest an sich. Gaben Julia noch einen Kuss auf die Wange und dann verließen sie das Zimmer. Es war schon sehr spät, als sie nach Hause fuhren. Ein grauer Schleier deckte sich langsam über den Himmel und es regnete. Als sie zu Hause angekommen waren, hatten alle nur noch ein Gedanken. Duschen und ab ins Bett, denn alle waren völlig fertig. Am nächsten Morgen mussten alle wieder früh aufstehen. Während die Eltern arbeiten und die Schwester in der Schule ist, war Lilly im Kindergarten. Der Tag der Einschulung rückte immer näher und Lilly freute sich schon auf die Schule.

 

Kapitel 2

Dann brach der Tag heran und die Mutter packte schon die Schultüte mit ganz vielen Süßigkeiten. Sie legte noch einen Teddy in die bunte Mischung hinein. Dann probierte Lilly noch das schöne Kleid an, dass ihre Mutter bei einer Schneiderin anfertigen ließ. Das Material war aus weinroter Seide, bestickt mit einem Blumenmuster und einer weißen Schlaufe. Die Zeit verging schnell und Lilly konnte kaum bis zur Einschulung warten. Am Montagmorgen war es soweit, es war ein sehr schöner sonniger Tag. Lilly sprang im hohen Bogen aus dem Bett und rannte zur Küche. Sie war schon sehr aufgeregt und wollte alles auf einmal machen. Ihre Mutter sagte: „Nun mal langsam!“ Lilly lachte und nickte mit dem Kopf. Lilly half ihrer Schwester den Tisch decken und die Mutter musste noch die Tiere füttern. Sie hatten vier Katzen und einen Schäferhund. Lilly hatte große Angst vor dem Hund und machte immer einen großen Bogen um den Zwinger. Der Vater schlief etwas länger und dann versammelte sich die ganze Familie zum Essen am Tisch. Sie mussten sich beim Essen beeilen, denn sie hatten nicht mehr viel Zeit. Der Puls von Lilly schlug jetzt sehr schnell. Die Mutter sagte: „Kinder zieht euch jetzt die Schuhe an, wir müssen los!“ Ja doch Mutter, murmelte Lilly vor sich hin, denn sie war immer sehr langsam. Der Vater fuhr schon das Auto vor und hupte ganz laut. Wann kommt ihr denn alle, rief er mit lauter Stimme. Ja gleich, muss nur noch meine Haare bürsten sagte die Mutter, griff die Handtasche und Lilly nahm ihre Schultüte. Jetzt konnte es losgehen. Halt, rief Martha mit lauter Stimme. Ich muss ganz schnell noch auf die Toilette und rannte los. Der Vater wartete schon ungeduldig. Als sie dann in der Schule angekommen waren, standen schon fast alle Eltern mit ihren Kindern vor der Schule. Alle Kinder waren aufgeregt und gespannt. Dann kam eine Gruppe aus der ersten Klasse und stellte sich auf den Schulhof in einer Reihe auf. Alle Lehrer standen bereits in der Mitte vor dem Schulhof. Der Direktor begrüßte alle Eltern und Schulanfänger, er hielt danach am Mikrofon seine Rede. Ein volles Programm stand auf der Tagesliste, mit Theater und einer Tanzgruppe aus der zweiten Klasse. Als es zu Ende war, versammelten sich alle mit ihren Schultüten auf einer Treppe im Schulhof, damit der Fotograf von der Klasse Fotos machen konnte. Die Eltern gingen mit ihren Kindern in den Klassenraum. Auf den Tischen legten die Kinder erst einmal die Schultüte ab. Dann kam die Lehrerin herein und stellte sich mit ihrem Namen vor. Guten Tag Kinder, mein Name ist Frau Schulz. Sie nahm die Kreide zur Hand und schrieb ihren Namen an die Tafel. Auf jeden Tisch stand ein weißes Kärtchen, das für die Sitzordnung mit Namen beschriftet war. Jedes Schulkind sollte sich danach richten, teilte Frau Schulz den Kindern mit.


Dann gab sie für jedes Kind einen Stundenplan aus und erklärte die Vorgehensweise und die Regeln der Schule. Es war noch sehr leise in der Klasse, bis plötzlich ein Spatz durch das Fenster flog und alle in Panik versetzte. Alle Kinder kreischten und rannten wild durch das Klassenzimmer. Die Eltern mussten erst einmal die kleinen Sprösslinge beruhigen und dann tief Luft holen. Die Stühle fielen um, die Bänke verschoben sich und die Blätter wirbelten wild in der Luft. Der Spatz lag am Boden und rührte sich nicht mehr. Der Vater von Lilly stand auf und schaute sich den kleinen Vogel an. Er hat sich wahrscheinlich den Flügel gebrochen, sagte er und strich sich mit der Hand über den Kopf. Lilly stand auf und nahm ihrem Vater den kleinen Vogel aus der Hand. Sie sagte mit einer zitternden Stimme: „Vater, wir bringen den Vogel zum Tierarzt!“ Lilly hatte nur noch einen Gedanken im Kopf, den Vogel zu retten. Die Lehrerin nickte mit dem Kopf und sagte zu ihr. Ja, du kannst gehen, das ist schon in Ordnung! Der Vater fuhr dann mit Lilly und den Spatz zum Tierarzt. Die Mutter blieb im Klassenraum zurück, weil sie noch einige Dinge mit der Lehrerin besprechen wollte. Die Tierärztin wohnte nicht weit von der Schule entfernt und die Praxis hatte noch geöffnet. Als die Beiden mit dem Auto ankamen, stand auch schon die Tierärztin Frau Heine vor der Tür der Praxis und rief den Beiden zu: „Frau Schulz rief schon an und meldete mir den Vorfall!“ Der Vater legte den Vogel auf den kleinen Tisch zur Untersuchung ab und zog dann seine Jacke aus. Er holte erst einmal tief Luft, setzte sich draußen im Warteraum auf einen Stuhl. Lilly fragte Frau Heine. Wird er es schaffen? Ich schau mir den Kleinen mal genauer an, versprechen kann ich aber nichts, sagte Frau Heine zu Lilly. Lilly nahm ein Buch zur Hand und entdeckte dabei eine ihrer Leidenschaften. Die Behandlung bei der Tierärztin dauerte eine Weile. Der Vater wurde schon langsam ungeduldig. Er ging vor die Tür und steckte sich eine Zigarette an. Gerade in diesem Moment kam auch schon Frau Heine in die Tür herein. Sie sagte zu Lilly: „Der Spatz bleibt erst einmal zur Genesung in der Praxis.“ Lilly stand auf, legte das Buch hin, nahm die Jacke vom Vater und rannte zur Tür heraus. Vater, der Spatz muss nicht sterben, rief sie. Dann fuhren beide wieder zur Schule. Die Mutter und ihre Schwester warteten bereits im Speisesaal der Schule. Dort war der Tisch schon gedeckt. Darauf standen Kaffee, Kuchen und für jeden ein Namenskärtchen. Lilly lernte auch gleich ihre Tischnachbarin kennen. Sie tauschte sich gleich mit ihr viele Dinge aus und Chrissi wurde zu ihrer besten Freundin. Alles was für die Beiden zählte, war das Vertrauen des anderen. So fand Lilly auf diesem Weg eine wahre Freundschaft, die ihr in allem Lebenslagen Mut machte und sich auf Anhieb mit ihr Verstand. Jeden Tag nach der Schule, ging Lilly zu dem Haus in dem Chrissi wohnte. Sie spielten erst und machten oft zusammen ihre Hausaufgaben, wobei Chrissi ihr half, denn Lilly hatte leider eine Mathematikschwäche. Mit jeder schlechten Note, war es ein Niedergang für Lilly. Oft sah sie keinen Ausweg mehr. Mathematik war kein Fach woran sie Interesse hatte, denn es machte ihr kein Spaß. Mit jeder schlechten Note, die sie bekam, verringerte sich Stück für Stück ihr Selbstbewusstsein. Lilly dachte oft verbissen an ihre Zukunft. Sie holte manches in der Schule wieder auf und hatte wieder Spaß am Lernen. Lilly merkte schnell, dass ihre Freizeit dabei nicht zu kurz kam. Sie ging jeden Sommer mit ihren Freundinnen zum See, um zu baden. Als Lilly acht Jahre alt war, konnte sie noch nicht einmal schwimmen, denn sie hatte Angst zu ertrinken. Lilly planschte und tauchte im Wasser wie ein Fisch im Becken. Viele Eltern mit ihren Kindern hielten sich jeden Sommer dort am Strand auf. Plötzlich hörte Lilly einen lauten Knall und sie erschreckte sich. Ein Unwetter zog über den See und alle hatten ein wenig Angst. Ein Mann rief mit lauter Stimme: „Kinder sofort aus dem Wasser. Ein Sturm zieht auf.“ Alle Kinder rannten aus lauter Panik sofort zu ihrem Plätzen und zogen sich ganz schnell ihre Kleidung über. Bloß Lilly blieb noch im Wasser. Sie war gerade dabei sich übers Wasser zu halten und es hat funktioniert. Sie war glücklich. In dem Augenblick, als sie anfing zu tauchen, hatte sie auch keine Angst mehr. Lilly fuhr dann mit dem Fahrrad ganz schnell nach Hause um der Mutter von dem freudigen Ereignis zu berichten. Als das Gewitter zu toben anfing, machte sich Lillies Mutter große Sorgen. Kurz nachdem Lilly mit ihren Freundinnen zu Hause angekommen war, kam auch die Mutter von der Arbeit heim und sah völlig fertig aus. Die Mutter rollte mit ihren Augen und sagte: „Man war das ein anstrengender Tag. Da bist du ja. Ich habe mir große Sorgen um dich gemacht. Warum bist du nicht gleich nach Hause gekommen?“ Das Gewitter tobte draußen. Ich trinke noch eine Tasse Kaffee und dann lege ich mich erst einmal schlafen, sagte die Mutter. Lilly schwieg eine Weile. Vor lauter Stolz rief sie: „Mutti, ich kann schwimmen!“ Das ist ja schön, dass freut mich, sagte die Mutter. Lilly packte mit ihren Freundinnen noch schnell die Badesachen aus dem Rucksack und holte eine Tafel Schokolade aus dem Schrank. Dann teilte sie die Schokolade auf und sah sich im Fernsehen eine guten Film mit ihnen an. Eine Stunde später zog das Unwetter vorüber. Die drei Freundinnen gingen zur Bibliothek um sich dort ein Buch auszuleihen. Das Lesen war Lillies große Leidenschaft geworden. Doch Lilly dachte immer, dass das doch nicht alles sein kann, was das Leben so zu bieten hat. Es müsste doch noch etwas anderes geben. Sie wollte sich in ihrer Persönlichkeit verändern, wobei sie sich in ihrer Haut nie wohl fühlte und sich in der Schule kaum durchsetzen konnte. Sie war ein schüchternes junges Mädchen und das gefiel ihr nicht. Sie wollte immer so sein, wie alle anderen Mädchen in der Schule. Da fiel ihr plötzlich ein, das ihre Schwester Martha seit ein paar Jahren im Judo ist. Das ist eine japanische Kampfsportart, die zur Selbstverteidigung dient. In diesem Verein finden alle Jahre Wettkämpfe statt. Ja, das ist doch genau das Richtige, dachte sich Lilly. Daraufhin sprach Lilly gleich ihre Schwester Martha an und bat ihr um ein Gefallen. Am nächsten Tag, sprach ihre Schwester mit Herrn Krause, den Leiter des Vereins und fragte: „Meine Schwester möchte dem Verein beitreten. Ist das in Ordnung, Herr Krause?“ Herr Krause nickte mit dem Kopf und lächelte.


Er sagte: „Ja das ist gut, wir brauchen noch ein Mitglied in unserem Verein.“ Martha war gerade dabei die Sporthalle zu verlassen, um diese Nachricht von Herrn Krause, Lilly ganz schnell mit zuteilen. Da rief Herr Krause noch hinterher: „Martha bring doch mal deine Schwester gleich Morgen mit!“ Ja, das werde ich, sagte sie und stolperte noch über eine Matte, die im Weg lag. Als Martha zu Hause ankam, war Lilly nicht da. Sie ist wie immer mit ihren Freundinnen in der Stadt, um sich die Langeweile zu vertreiben. Am nächsten Tag trafen sich Lilly und ihre Schwester mit Herrn Krause in einer großen Sporthalle, um dort gleich mit dem Sport zu beginnen. Dann begrüßten sich alle und jeder stellte sich dann mit seinem Namen vor. Indessen breitete Herr Krause noch acht große Matten aus, um darauf gleich das Training zu beginnen. Dann stellte sich jeder mit seinem Partner in Zweierteams auf. Herr Krause holte Lilly noch einen Anzug mit einem weißen breiten Gürtel aus dem Schrank und zeigte Lilly ganz viele Techniken. Ein bisschen Angst hatte sie schon dabei. Schritt für Schritt probierte sie mit dem Partner und dem der ihr gegenüber stand zögernd jeden Wurf. Ein Knall auf jeder Matte und es schallte in der Halle. Jeder probierte seine Techniken mit seinen Partner gut aus, um den Wurf richtig auszuüben. Lilly war glücklich vor Begeisterung. Endlich hatte Lilly das gefunden, wonach sie suchte. Ihre Schwester freute sich mit ihr und ging mit Lilly oft zum Training. Keinen Wettkampf verpasste sie und nahm eine Urkunde nach der anderen mit nach Hause. Und wieder mal ein Erfolg, den Lilly erreichen konnte. Der Sport machte auch Lilly Spaß. Jeder Kampf brachte Lilly wieder neuen Mut, sich selbst in der Schule verteidigen zu können. Der Sport nahm leider viel Zeit im Anspruch. Dadurch vernachlässigte sie die Schule und auch ihre Freundinnen, mit denen sie sich immer gut verstanden hat. Lilly sehnte sich wieder nach ihrem alten Leben zurück. Denn oft ging sie mit ihren Freundinnen ins Kino, Jugendclub, Kneipe und Disco, denn dort versammelten sich immer die Jugendlichen. Auf der Disco schmuggelte sich Lilly mit ihrer Freundin immer durch das Gewühle der Menschenmenge, denn sie war noch keine vierzehn Jahre alt. Lilly sah bedeutend älter aus und ihr Körper war schon bereits mit zwölf Jahren gut ausgereift. Sie war in der Pubertät, wie alle Mädchen in ihrem Alter. Es ist wie ein ständiger Wandel, im Körper von Lilly zwischen Kind und Erwachsen sein. Lilly kann sich das erst einmal gar nicht erklären. Sie war schon in der Schule, im Fach Biologie gut aufgeklärt. Doch was sich in ihrem eigenen Körper abspielte, ist wie ein ständiges Wechselbad der Gefühle. Durch den Kampfsport wurde Lilly von Tag zu Tag ein Stück Selbstbewusster und konnte sich gut in vielen Dingen durchsetzen. Alles ergab für Lilly irgendwo einen Sinn, egal welchen Weg sie einschlagen wird, denn sie hat sich mit dem Strom treiben lassen.