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Buch lesen: «Pfingstparaphrase»

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Pfingstparaphrase

Ein Kind ist mit drei Monaten aus seinem dummen Zeitalter heraus, sagt man. Ein junger Garten mit drei Jahren. So alt ist der meine dieses Pfingstfest. Er gibt voll gütigsten Eifers reiche Bestätigung dieser menschlichen Behauptung.

Ein Blühen ist darin, wie wenn alle Frühlingslieder, die je gesungen wurden, vereint über das hohe, hellgrüne Gras schwingen.

Sieben alte Apfelbäume gaben in diesen drei Jahren allem Neugepflanzten Beispiel und Belehrung. Zeigten den Zagenden, Schwankenden, wie man geduldig den Staub und Lärm eines Neubaues schluckt, wie die rauhen Herbstnebel des Bodensees aufgesaugt werden müssen, wie man den Schneepelz schwergebeugt trägt und selbst das Blühen nicht aufgeben darf, wenn immer aufs neue Feuchtigkeit und Kühle boshaft die Knospen schrecken wollen.

Sie sind Respektspersonen. Nicht nur dem Pflanzenjungvolk. Auch uns. Sie blühten an gleicher Stelle, als man selbst noch umherwanderte, nicht ahnend, wo das Haus stehend wird, »das Haus mit dem roten Dach und dem Blumengarten«, das jedem von je vor Augen steht, der in einer Großstadt geboren. Vielleicht waren sie es gerade, die plötzlich den Mut schenkten, zwischen ihren festen Wurzeln einen Grundstein zu wagen? In einem Städtchen des Bodensees, dessen Bürgermeister der Nachkomme des köstlichsten deutschen Lyrikers ist, bei dessen Namen von selbst die Verse aufklingen: »Frühling läßt sein blaues Band flattern durch die Lüfte . . .«

Jedenfalls, den Apfelbäumen galt die erste Ausgabe des neuen Heims! Zwei Starenkästen wurden gebaut und hoch und katzensicher ihren Wipfeln anvertraut, das Flugloch nach Osten, freudig der Morgensonne zugewandt. Am ersten Frühlingstag waren sie bewohnt. Nun sind sie es zum drittenmal. Heiter zwitschern die Stare Morgen und Abend ein. Gemeinsam mit den Amseln, die noch vertrauensvoller waren. Kaum war der Türpfosten des neuen Hauses da, bauten sie ihr Nest zwischen die Glyzinenranken.