Kostenlos

Phantastika Magazin #357: April/Mai/Juni 2021

Text
Aus der Reihe: Phantastika Magazin #357
0
Kritiken
Als gelesen kennzeichnen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Star Wars Comic-Kollektion 111: Darth Maul: Reichlich Action mit dem wortkargen Killer

von Frank Stein

Vieles hatten die Fans damals an Star Wars – Episode 1: Die dunkle Bedrohung zu kritisieren. Den kindlichen Anakin Skywalker, Jar-Jar Binks und seine Gungans, die CGI-lastige Achterbahnfahrt der Handlung. In einem dürften sich jedoch alle einig gewesen sein: Der diabolische Handlanger Darth Maul war einfach cool. Der Moment, in dem sich die Tore des Hangars von Theed öffneten und zu den ersten Fanfaren von Duel of the Fates Maul sein Doppellichtschwert zündete – das war großes Kino! Der vorliegende Comic stellt Maul ganz in den Mittelpunkt.


Band 111 der Star Wars Comic-Kollektion versammelt fünf US-Einzelmagazine: zum einen den Vierteiler Darth Maul, der ursprünglich zwischen September und Dezember 2000 erschienen ist – also zur Hochzeit des Prequel-Fiebers –, zum anderen den One-Shot Soldat (engl. Trooper) aus Star Wars Tales 10 aus dem Dezember 2001. Wie üblich kommt der Comic-Band im Hardcover daher und umfasst ein die Story einordnendes Vorwort und eine Cover-Galerie am Schluss, die diesmal erfreulich komplett ist, also die Cover aller fünf Magazine enthält.

Das Darth Maul-Abenteuer – aus der Feder von Ron Marz – ist sechs Monate vor der Schlacht von Naboo, also den Ereignissen von Die dunkle Bedrohung, angesiedelt. Maul, der beinharte Sith-Schüler, trainiert gerade in einem geheimen Unterschlupf, als er von seinem Meister, dem mysteriösen Darth Sidious, aufgesucht wird, der ihm den Auftrag erteilt, das Verbrechersyndikat der Schwarzen Sonne aufzumischen. Sidious hat Pläne, und die dürfen nicht gestört werden. Daher müssen die ambitionierten Köpfe der galaxisweiten Unterweltorganisation ausgeschaltet werden. (Womit wohl nebenbei erklärt werden soll, warum die Schwarze Sonne in den Prequel-Geschichten sonst keine wirkliche Rolle spielte: sie war damit beschäftigt, sich von Mauls Schlag zu erholen.)

Der Rest des Comics hat dann ungefähr so viel Handlung wie ein Chuck Norris-Actionkracher. Maul zieht von Schauplatz zu Schauplatz und kämpft sich wortkarg und mit grimmiger Miene durch Horden von Gegnern. Das könnte man schnell langweilig finden, wenn Comic-Zeichnerin Jan Duursema den tätowierten Sith-Schüler nicht so extrem cool in Szene zu setzen wüsste. In detailreichen, krachend kinetischen Panels lässt sie Maul mit seinen Gegnern die Klinge(n) kreuzen, dass nur so die Fetzen fliegen. Die kurzen Ruhemomente dazwischen sind kaum mehr als ein banges Atemholen, bevor der einsame Kämpfer, der die Schwarze Sonne das Fürchten lehrt, wieder auf der Bildfläche auftaucht.

Deutlich mehr Tiefgang hat kurioserweise der viel kürzere zweite Beitrag des Bandes, Soldat, von dem bekannten irischen Comic-Autor Garth Ennis (Preacher, The Boys) und seinem Landsmann John McCrea. Die Geschichte beginnt zynisch mit dem Wunsch eines Troopers, bloß nicht der sein zu müssen, der bei einer Enteroperation als Erster durch die gesprengte Luke muss. Denn die Person erwischt es eigentlich fast immer. Zig mal ging der Kelch schon an ihm vorüber, wird es auch diesmal klappen? Während er so bangt, lässt er sein Leben Revue passieren. Wie das Imperium auf das Drecksloch von einem Planeten kam, den er Heimat nannte. Wie er seine Chance ergriff, dem alten Leben zu entfliehen. Wie er sich durch härtesten Drill kämpfte – und zu zweifeln begann.

Aus heutiger Sicht ist das nichts, was nicht schon zig Mal in Star Wars-Comics erzählt wurde, zuletzt durch die Figur des Sturmtrupplers Finn in Das Erwachen der Macht. 2001 hingegen war die Perspektive eines kleinen Soldaten des Imperiums noch eher ungewöhnlich. Und wie es sich für Ennis gehört, wird das Ganze hier natürlich mit besonderer Brutalität erzählt. In den letzten Jahren gibt es ja immer wieder Versuche, dem Imperium »menschliche« Figuren abzugewinnen, was nicht bloß Kalkül ist, um Imperiums-Fans glücklich zu machen, sondern, betrachtet man die Größe der imperialen Streitkräfte, durchaus etwas Realistisches hat. Es können nicht alle »böse« sein. Doch Ennis ist eindeutig ein Vertreter der alten Schule. Sein Imperium ist geradezu übertrieben sadistisch und menschenverachtend. Allein der Verschleiß an Rekruten während der Sturmtruppen-Ausbildung ist absurd. Das dürfte wohl auch der Grund sein, warum die Geschichte nur in den Tales erschienen ist, die damals Facetten des Star Wars-Universum erkundeten, ohne als echter Teil des alten Expanded Universe zu gelten. Dennoch: ein eindrücklicher, fieser Beitrag zum Franchise.

Fazit

Wer viel Handlung oder Tiefe erwartet, der wird bei dieser Ausgabe der Star Wars Comic-Kollektion enttäuscht. Hier steht krachende Action im Vordergrund, bei der sich brutale, unmoralische Gegner unversöhnlich gegenüberstehen. Maul, die Schwarze Sonne und das Imperium – wer die dunkle Seite des Star Wars-Franchise mag, kommt hier voll auf seine Kosten.

Star Wars Comic-Kollektion 111: Darth Maul

Comic

Ron Marz, Jan Duursema, Garth Ennis, John McCrea

Panini Comics 2021

ISBN: 978-3-7416-1599-3

122 S., Hardcover, Deutsch

Preis: EUR 14,99

Die Welt von Cyberpunk 2077: Der Begleitband zum dystopischen Spiele-Hit!

von Frank Stein

Cyberpunk 2077, ein Action-Rollenspiel des polnischen Entwicklerstudios CD Projekt RED, war sicher eines der am sehnsüchtigsten erwarteten Videospiele des Jahres 2020. Angelehnt an das Pen-&-Paper-Rollenspiel Cyberpunk 2020 spielt es 57 Jahre später in dem futuristischen Stadt-Moloch Night City in Kalifornien, einer Open World, die Spieler mit ihrer Detailfreude regelrecht erschlägt. Wer sich auf das Abenteuer vorbereiten oder begleitend in den Hintergrund des Settings einsteigen will, kann zu dem Begleitband Die Welt von Cyberpunk 2077 greifen.

Zwei Sätze vorab zur Historie von Cyberpunk 2077. Schon 1988 – in der Blütezeit des literarischen Cyberpunk – veröffentlichte Spiele-Autor Mike Pondsmith bei Talsorian das Rollenspiel Cyberpunk (rückblickend als Cyberpunk 2013 bezeichnet). Er wollte damit das düstere Setting von Filmen wie Blade Runner von Ridley Scott und Romanen wie Hardwired von Walter Jon Williams an den Spieltisch bringen. Zwei Jahre später erschien eine zweite Edition mit dem Namen Cyberpunk 2020, zweifellos die Kern-Edition des ganzen Systems, gab es dafür doch unzählige Erweiterungen und sogar Romane. Eine dritte Edition, Cyberpunk V3.0, die in den 2030ern angesiedelt war, kam 2005 heraus, wurde aber aufgrund von starken Änderungen im Spielsystem und am Setting nicht gut angenommen. Aktuell ist die vierte Edition, Cyberpunk Red, die ins Jahr 2045 vorspringt, die V3.0-Version ignoriert und als Begleitwerk zu dem später angesiedelten Videogame gedacht ist. Ein deutsches Starter-Set ist im letzten November bei Truant Spiele erschienen.

Aber nun zu dem vorliegenden Begleitbuch. Die Welt von Cyberpunk 2077 ist ein großformatiger, vollfarbiger Hardcoverband mit 192 Seiten und somit ein in jeder Hinsicht edel wirkendes Produkt. Auf Englisch existiert zudem eine Deluxe Edition mit Stadtkarte, Postkarten, Poster, Aufklebe-Tattoos und schickem Slipcase, die allerdings mit fast 90 Euro nochmal deutlich teurer ist als der vorliegende deutsche Band, der 40 Euro kostet (auf Englisch gibt es ihn einzeln für ca. 25 Euro). Zu welcher Edition man greifen möchte, ist im Zweifelsfall eine Frage der Sprachkenntnisse, des Geldbeutels und der eigenen Liebe zu Cyberpunk. Mir persönlich wäre die Deluxe Edition zu teuer für das, was sie bietet. So spektakulär sind die Beigaben nicht.


Fantastisch allerdings ist das Buch selbst! Es ist wie ein In-Universe-Reiseführer gehalten (kein Hinter-den-Kulissen-Artbook!) und präsentiert in schicken Bildern und angenehm viel Text einen zusammenfassenden Blick auf die Zukunft im Allgemeinen und das Leben in Night City im Speziellen. Nach einer kurzen Einleitung ist das Buch in fünf Kapitel eingeteilt, die sich mit verschiedenen Aspekten der Welt von Cyberpunk 2077 befassen. Es geht los mit »Die moderne Welt«, einem Kapitel zur (alternativen) Geschichte von Cyberpunk, die grob 1990 beginnt, aber für das Videogame im Wesentlichen 2022 mit dem Vierten Konzernkrieg einsetzt, dessen Folgen noch Jahre später spürbar sein werden. In der Zeit des Wiederaufbaus dürfte Cyberpunk Red angesiedelt sein, während Cyberpunk 2077 noch einen Vereinigungskrieg später spielt.

Um die »Technologie von morgen« geht es im zweiten Kapitel. Cyberware, Waffen, Fahrzeuge und mehr werden hier vorgestellt. Natürlich ist das Ganze nicht so umfassend wie in einem Rollenspiel-Sourcebook, aber es bietet einen guten Überblick über die aktuelle Technik – und sieht schon ziemlich cool aus. Das Kapitel »Night City« bietet futuristische Stadtansichten und kurze Texte zu den sechs verschiedenen Regionen der Stadt (die im Videospiel auch alle erforscht werden können). »Night City 2077 – Die Stadt im Profil« gewährt einen Einblick in das Leben der drei wesentlichen Bevölkerungsschichten der Metropole, von den Reichen und Mächtigen ganz oben – inklusive einer Übersicht der wichtigsten Konzerne – über die bedrohte Mittelschicht bis zu den Hoffnungslosen, die unter erbärmlichen Lebensbedingungen ihr Dasein fristen müssen. Dass diese soziale Kluft, die hier herrscht, für Spannungen sorgt, zeigt sich in »Recht und Unordnung«, dem Kapitel zu Ordnungskräften, Gangs und Heimatlosen. Auf der einen Seite steht hier die paramilitärisch hochgerüstete Polizei, auf der anderen brutale Untergrundorganisationen, die in fast ganz Night City ihr Unwesen treiben.

 

Ein witziges Interview mit einer Ikone des Cyberpunk-Lebens im Jahr 2020, Rogue, schließt den Band ab. Hierzu muss man wissen, dass Rogue eine namhafte Figur in den alten Rollenspielen war, die – wie erstaunlich viele ähnlicher Charaktere – in dem Videogame ebenfalls auftreten wird, als alte Frau zwar, aber welche Rolle spielt Alter schon, wenn man den Körper ganz nach eigenen Vorlieben gestalten kann?

Das Buch mag nicht die Komplexität eines Rollenspiel-Quellenbuchs zum Thema Cyberpunk haben, sondern bleibt in vielen Aspekten an der Oberfläche. Es mag auch nicht ganz den optischen Wow-Effekt des Videogames bieten (einfach weil viele visuelle Elemente zum Zeitpunkt der Produktion noch nicht zur Verfügung standen). Trotzdem ist es als Begleitwerk und Einführung in die Welt von Cyberpunk absolut gelungen. Das lebendige Layout, das unter anderem durch viele atmosphärische Werbeanzeigen aufgelockert wird, sieht großartig aus. Überhaupt beweist die fantasievolle und farbenfrohe Optik, was in Sachen Cyberpunk drin ist, wenn man Geld für Illustrationen und Druck auf hochwertigem Papier in die Hand nimmt. Und die Texte sind umfangreich genug, um einen guten Einblick in das Leben im Jahr 2077 zu bieten. Mehr ginge sicher immer, aber wer mehr will, muss zum neuen Rollenspiel und zu dem Videogame greifen. Das Buch schlägt hier gewissermaßen die Brücke und macht gleichzeitig neugierig auf mehr.

Fazit

Als Begleitband zu dem Videospiel Cyberpunk 2077 und Einführung in das Leben in der Welt von morgen funktioniert das vorliegende Buch perfekt. Kurzweilig geschrieben, sehr schick illustriert und gespickt mit viel »Lebensgefühl« (vor allem bei den Werbeanzeigen), kann ich das Buch nur jedem empfehlen, der Spaß an Cyberpunk-Settings hat. Obwohl es 30 Jahre später angesiedelt ist, dürfte das Buch auch als Stimmungsband für Cyberpunk Red funktionieren, ebenso wie als Inspirationsquelle für Rollenspieler konkurrierender Systeme wie Shadowrun.

Die Welt von Cyberpunk 2077

Sachbuch

Marcin Batylda u. a.

Panini Comics 2020

ISBN: 978-3-8332-3893-2

192 S., Hardcover, deutsch

Preis: EUR 40,00

LEGO Star Wars: Lexikon der Minifiguren – Neuausgabe: Alles über die machterfüllten Plastikpüppchen

von Frank Stein

Mehr als 20 Jahre ist die Verbindung zwischen LEGO und Star Wars nun schon alt. Keine Themenwelt bei LEGO – von Klassikern wie City abgesehen – gibt es länger. Mit ein paar noch etwas kantigen Sets fing 1999 alles an, heute verzaubern epische Sets wie der UCS Millennium Falke oder die brandneue Cantina Fans (und reißen Riesenlöcher in Geldbörsen). Im Zentrum des Interesses stehen dabei nach wie vor die liebevoll gestalteten Minifiguren, vom kleinen Sturmtruppler bis zum exotischen Alien. Wer da den Überblick behalten will, der braucht das LEGO Star Wars: Lexikon der Minifiguren.

Das LEGO Star Wars: Lexikon der Minifiguren erschien erstmals 2012. Es hatte 208 Seiten, war empfohlen ab 7, warb mit 300 präsentierten Minifiguren, enthielt eine exklusive Han-Solo-mit-Rebellenorden-Minifigur und behandelte Sets bis zum Jahr 2011. 2016 folgte eine »erweiterte und aktualisierte« Ausgabe, die 296 Seiten hatte, ab 6 gelistet war, ebenfalls 300 Minifiguren vorstellte und eine weiße Boba-Fett-Prototyp-Minifigur mitlieferte. Präsentiert wurden Sets bis zum Jahr 2015. Die aktuelle »Neuausgabe« aus dem Jahr 2020 hat 224 Seiten, ist ab 6, will dem Leser »über 200 Helden, Schurken und Droiden aus der LEGO Star Wars Galaxis« näherbringen, und auf dem Cover starrt einem ein exklusiver Darth Maul aus dem Film Solo – A Star Wars Story entgegen. Die neusten präsentierten Figuren stammen dabei aus der ersten Welle LEGO-Sets zu Star Wars – Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers, also aus dem Oktober 2019.


Damit ist das Buch zwangsläufig schon heute nicht mehr aktuell, aber mit 4 bis 5 Jahren neuem Inhalt (laut Pressetext insgesamt 92 Figuren) ist eine Neuausgabe schon deutlich gerechtfertigt. Bedauerlicher ist allerdings der merklich reduzierte Umfang (bei gleichem Preis wohlgemerkt). Ganze 75 Seiten weniger hat diese Neuausgabe. Wer rechnen kann, sieht gleich das Problem. Klar, bei den heutzutage hunderten existierenden Star Wars-Minifiguren hätte man so oder so kein Komplettwerk vorlegen können, es wäre immer eine Auswahl nötig gewesen. Und ein Geschenkbuch wie dieses sollte auch eine gewisse Preisschwelle nicht überschreiten, um nicht zum Ladenhüter zu werden. Kinder wird der begrenzte Umfang gewiss auch nicht stören, denn nach wie vor werden ja eine Unmenge an bekannten und weniger bekannten Helden, Schurken und Droiden dargeboten. Bloß der erwachsene Fan und Star Wars-Kenner vermisst die vielen selteneren Figuren, die hier weggefallen sind, beispielsweise Watto, Sebulba, Zam Wesell, Stass Allie, Captain Antilles, diverse Klone und Droiden sowie die Legends-Figuren von Darth Revan bis Jek-14.

Von der Machart her hat sich in der Neuausgabe wenig verändert. Etwas lakonisch kommt dieses Buch ohne Einleitung zu Beginn und Interview am Ende aus, das heißt, es beginnt mit einem ausführlichen Inhaltsverzeichnis, dann folgen die Figurenvorstellungen in chronologischer Reihenfolge (von Episode I bis Episode IX, inklusive The Clone Wars und Rebels, aber seltsamerweise ohne Resistance) und am Schluss gibt es ein alphabetisches Register. Die erste Figur ist Qui-Gon Jinn, die letzte Poe Dameron im Abenteurer-Outfit. Von einer Handvoll Übersichtsseiten – etwa zu Protokolldroiden – abgesehen, erhält dabei jede Figur eine ganze Seite, auf der sie großformatig mit einer schicken Abbildung präsentiert wird.

Außerdem finden sich auf den Seiten (wo vorhanden) besondere Star-Varianten der Figur, eine kleine Datenbank zum abgebildeten Helden (in der etwa steht, aus welchem Set er stammt) sowie ein paar Sätze Hintergrundinformation. Unverzichtbar sind natürlich die DK-typischen und wie immer mal produktionshistorischen (»Die weiße LEGO Schneebrille wurde ab 2009 für Rebellen von Hoth benutzt.«), mal storytechnischen (»Plo-Koon trägt eine spezielle Antiox-Atemmaske.«) und mal echt überflüssigen (»Stoffkragen« – deutet auf einen weißen Stoffkragen) Hinweiskästchen rund um das Bild. All diese Infos sind nur Schlaglichter und machen aus dem Lexikon keinesfalls ein wissenschaftliches Buch. Entgegen der eigenen Aussage »unverzichtbar für Fans und Sammler« will es das aber auch nicht sein. Wer einen kurzen Blick ins Innere wirft, merkt das sofort. Das Buch ist primär ein Spaßprodukt mit vielen (über 500) Bildern und ein paar Aha-Effekten in Info-Häppchen-Form, nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Zur besseren Zuordnung der Figuren wurde der Datenbank-Block um die Film-Episode oder Serie, in der jene auftritt, ergänzt. Dafür wurde die Symbolleiste am oberen Seitenrand (die ich sehr hübsch übersichtlich fand) gestrichen. Die Farbkante am Rand ist rein dekorativ und hat nichts auszusagen. Das Register am Ende des Buchs listet in dieser Ausgabe nur noch die Seitenzahl auf. In der vorherigen waren noch alle Set-Nummern dabei, in der die Figur (in irgendeiner Variante) enthalten war.

Eine Frage, die sich Besitzern der alten Bücher natürlich stellt, lautet: Lohnt sich die Anschaffung? Ja! Wenn man Spaß an LEGO-Minifiguren hat, lohnt der Kauf durchaus, denn zahlreiche neue Figuren aus den letzten 4 Jahren wurden hinzugefügt, darunter ein großer Schwung aus dem Film Solo. Die Einträge existierender Helden, Schurken und Droiden wurden auf den neusten Stand (Oktober 2019) gebracht. Die exklusive Minifigur ist obendrein ein Anreiz. Man sollte allerdings auf keinen Fall sein Buch von 2016 entsorgen, denn dort werden viele Figuren – vor allem seltenere – präsentiert, die nun weggefallen sind. Das ist ein Wermutstropfen, aber war wohl aus verkaufstechnischen Gründen nicht anders zu machen. (Auch andere DK-Lexika leiden darunter, dass das Star Wars-Universum immer größer wird, die Bücher aber nicht immer dicker werden dürfen.)

Fazit

Das LEGO Star Wars: Lexikon der Minifiguren – Neuausgabe ist vor allem eins: ein kunterbuntes und sehr unterhaltsam anzuschauendes Bilderbuch mit ganz vielen LEGO-Minifiguren. Gerade junge Fans dürfen davon begeistert sein, aber auch ältere Semester, deren Herz für LEGO und Star Wars schlägt, schmökern hier mit viel Vergnügen. Für alle Erstkäufer eine definitive Kaufempfehlung, aber auch die Zusatzanschaffung zum Vorgänger von 2016 lohnt sich meines Erachtens. Einzig der deutlich verringerte Seitenumfang, der große Verluste in der Riege der Nebenfiguren zur Folge hatte, schmälert den Eindruck etwas. Da hatte das Vorgängerbuch mit 75 Seiten mehr doch die Nase vorn.

LEGO Star Wars: Lexikon der Minifiguren – Neuausgabe

Sachbuch

Hannah Dolan, Clare Hibbert u. a.

Dorling Kindersley 2020

ISBN: 978-3-8310-3980-7

224 S., Hardcover, deutsch

Preis: EUR 16,95

Drakaria – Prophezeiung der Sklaven

von Sandra Franke

Auf dem Planeten Drakaria verlieren die Menschen einen Krieg gegen die drachenähnlichen Dragonier und werden gleich zu Beginn der Geschichte von der Herrscherin dieser Drachenwesen unterworfen. Einen Palast sollen die Menschen den neuen Herrschern bauen; dadurch könnten sie ihre Freiheit zurückerlangen. Der gestürzte König willigt ein, als ihm bewusst wird, dass nur so sein Volk überleben kann.

Doch K’Ladra Ur’Trashavilian, besagte Dragonierkönigin, beansprucht zudem den Berater Palahn Vahr, da dieser über seherische Fähigkeiten verfügt.

Dem Titel des Buchs folgend spricht Vahr dann auch eine Prophezeiung aus, die die Dragonierkönigin zutiefst beunruhigt.

In Drakaria – Prophezeiung der Sklaven treffen einige Inhalte zusammen, die nicht alltäglich sind und die das Buch in einer Nische irgendwo zwischen Science-Fiction und Fantasy platzieren. Die relativ zu Beginn ausgesprochene Prophezeiung wird – Achtung: Spoiler – zum Ende des Buchs tatsächlich auch eintreffen. Dabei gelingt es der Geschichte, verschiedene Fährten zu legen, die während des Lesens eine ganze Weile als mögliche Auflösung fungieren. Dadurch wird das Interesse, das Buch weiterlesen zu wollen, angenehm aufrechterhalten.

Die Geschichte selbst wird abwechselnd aus der Sicht zweier Protagonisten erzählt. Einmal dem gestürzten Menschenkönig, der versucht, seine versklavten Mitmenschen vor den fiesen Übergriffen der kaltherzigen Dragonier zu bewahren und dann noch aus dem Blickwinkel des Propheten Vahr.

Der Leser erfährt, dass die Menschen vor vielen Jahren die Halbinsel Kalashir besiedelt und dabei offenbar den Unmut der Dragonier auf sich gezogen haben. Doch damit ist es noch nicht getan, denn schon bald tritt eine weitere Spezies auf den Plan. Eine humanoide Rasse wilder Raubkatzen, die mit Energiewaffen ausgestattet sind und spätestens hier einen Hinweis darauf geben, dass es sich nicht um eine reine Fantasy-Geschichte handelt. Erste Andeutungen sind bereits im Prolog zu lesen, die aber bewusst vage gehalten wurden, um der Entwicklung der Geschichte nicht vorzugreifen. Alle Völker verfügen zudem dank einer geheimnisvollen Kraft, dem sogenannten Litharo, über außergewöhnliche Fähigkeiten, die in der gesamten Geschichte auch einen besonderen Platz einnehmen.

 

Das Buch lässt sich flüssig lesen und steigert seinen Spannungsbogen mit Fortschreiten der Geschichte. Etwas mehr Hintergrund wäre wünschenswert gewesen, wobei der Aufbau um die geheimnisvolle Prophezeiung dann vermutlich weniger gelungen wäre.

Fazit

Ein in sich schlüssiger Science-Fantasy-Roman, der die Verbindung unterschiedlicher Genres mit dem Fokus auf eine sich tatsächlich erfüllende Prophezeiung vorantreibt.