Alles, was Sie über Trading wissen müssen

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Weltweite Massen

In früheren Zeiten waren die Märkte klein und viele Marktteilnehmer kannten einander. Die New York Stock Exchange wurde 1792 von zwei Dutzend Brokern als Club gegründet. An sonnigen Tagen versammelten sie sich unter einer Amerikanischen Platane, bei schlechtem Wetter wichen sie in die „Fraunces Tavern“ aus. Sobald diese Broker die New York Stock Exchange gegründet hatten, halsten sie der Allgemeinheit fixe Gebühren auf, die 180 Jahre lang erhalten blieben.

Heutzutage sind die letzten noch verbliebenen Parketthändler bereits Auslaufmodelle. Die meisten Trader sind elektronisch mit der Börse verbunden. Da aber alle auf ihren Bildschirmen dieselben Kurse sehen und in den Finanzmedien dieselben Artikel lesen, sind sie Angehörige der Marktmasse – auch wenn sie Tausende Kilometer voneinander entfernt wohnen. Durch die moderne Telekommunikation wird die Welt immer kleiner, während die Märkte wachsen. Die Euphorie Londons schwappt nach New York hinüber und die gedrückte Stimmung in Tokio steckt Frankfurt an. Wenn man den Markt analysiert, betrachtet man Massenverhalten. Massen verhalten sich in verschiedenen Kulturen auf verschiedenen Kontinenten gleich. Sozialpsychologen haben mehrere Gesetze aufgedeckt, die für das Verhalten von Massen gelten, und als Trader muss man sie verstehen, damit man sieht, wie sich die Marktmasse auf einen auswirkt.

Gruppen, nicht Individuen

Die meisten Menschen verspüren einen starken Drang, sich der Masse anzuschließen und sich „zu verhalten wie alle anderen“. Dieser urtümliche Drang trübt das Urteilsvermögen, wenn man einen Trade platziert. Ein erfolgreicher Trader muss eigenständig denken. Er muss stark genug sein, um den Markt allein zu analysieren und seine eigenen Trading-Entscheidungen umzusetzen.

Massen sind mächtig genug, um Trends zu erzeugen. Die Masse mag nicht die hellste sein, sie ist aber stärker als jeder von uns. Widersetzen Sie sich niemals einem Trend! Zeigt der Trend nach oben, sollte man nur kaufen oder sich heraushalten. Verkaufen Sie niemals nur deshalb leer, weil „die Kurse zu hoch sind“ – streiten Sie nie mit der Menge. Man muss nicht mit den Wölfen heulen – aber man sollte sich ihnen auch nicht entgegenstellen.

Respektieren Sie die Stärke der Masse – aber fürchten Sie sie nicht. Menschenmassen sind mächtig, aber primitiv, ihr Verhalten ist simpel und wiederholt sich. Ein Trader, der eigenständig denkt, kann den Mitgliedern der Masse Geld abnehmen.

Wo das Geld herkommt

Fragen Sie sich manchmal, wo die Gewinne, die Sie erwarten, eigentlich herkommen? Befindet sich Geld im Markt, weil die Unternehmen höhere Gewinne erzielen, weil die Zinsen niedriger sind oder weil die Sojabohnenernte gut ausgefallen ist? Der einzige Grund, aus dem sich Geld im Markt befindet, ist, dass andere Trader es hineingesteckt haben. Das Geld, das Sie verdienen wollen, gehört anderen Menschen, die nicht die Absicht haben, es Ihnen zu schenken.

Traden bedeutet, dass man versucht, anderen Menschen Geld abzunehmen, während diese versuchen, es einem selbst abzunehmen – deshalb ist das solch ein hartes Geschäft. Besonders erschwert wird das Gewinnen dadurch, dass auch noch die Broker und die Parketthändler sowohl den Gewinnern als auch den Verlierern Geld abnehmen.

Tim Slater verglich das Trading mit einem mittelalterlichen Kampf. Damals ging ein Mann mit seinem Schwert auf den Kampfplatz und versuchte, seinen Gegner zu töten, der seinerseits versuchte, ihn zu töten. Der Sieger nahm die Waffen des Verlierers, seine Habe und seine Frau, und die Kinder verkaufte er als Sklaven. Heutzutage begibt man sich nicht mehr auf einen offenen Kampfplatz, sondern an eine Börse. Wenn man einem Menschen Geld abnimmt, dann ist das nicht sehr viel anders, als wenn man sein Blut vergießt. Er verliert womöglich sein Haus, seine Habe und seinen Partner und seine Kinder müssen leiden.

Ein optimistischer Freund von mir spottete einmal, auf diesem Schlachtfeld gebe es viele schlecht vorbereitete Menschen: „90 bis 95 Prozent der Broker haben nicht die geringste Ahnung von Research. Sie wissen nicht, was sie tun. Wir hingegen haben dieses Wissen und ein paar arme Leute, die es nicht haben, spenden einfach ihr Geld für einen guten Zweck.“ Diese Theorie klingt gut, aber mein Freund merkte bald, dass sie falsch ist – leicht verdientes Geld gibt es am Markt nicht.

Natürlich gibt es dort eine Menge einfältiger Schafe, die darauf warten, geschoren oder geschlachtet zu werden. Sie sind eine leichte Beute – aber wenn man ein Stückchen von ihrem Fleisch will, muss man gegen sehr gefährliche Konkurrenten ankämpfen. Es gibt fiese Profis: amerikanische Revolverhelden, englische Ritter, deutsche Landsknechte, japanische Samurai und andere Krieger, die alle hinter den gleichen unglücklichen Schafen her sind. Trading bedeutet, gegen feindselige Menschen zu kämpfen und dabei auch noch für das Vorrecht zu bezahlen, dass man in den Kampf eintreten und ihn wieder verlassen darf – egal, ob lebend, verwundet oder tot.

Insiderinformationen

Es gibt mindestens eine Gruppe von Menschen, die Informationen früher bekommen als unsereins. Aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass die Unternehmensinsider als Gruppe betrachtet am Aktienmarkt konsequent Gewinn erzielen. Und dabei geht es nur um rechtmäßige Geschäfte, die die Insider an die Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission melden. Diese bilden aber nur die Spitze des Eisbergs – denn es gibt auch einen umfangreichen unrechtmäßigen Insiderhandel.

Menschen, die anhand von Insiderinformationen handeln, stehlen unser Geld. Insiderprozesse haben einige berühmt-berüchtigte Insider ins Gefängnis gebracht. Die Verurteilungen wegen Insiderhandel setzen sich stetig fort, besonders nachdem Bullenmärkte zusammenbrechen. Nach dem Debakel 2008 wurde eine Gruppe von Führungskräften des Hedgefonds Galleon Group unter Führung des CEOs zu längeren Gefängnisstrafen verurteilt, während ein ehemaliges Verwaltungsratsmitglied mehrerer führender US-Konzerne zwei Jahre hinter Gitter kam, und vor Kurzem wurde ein Vermögensverwalter von SAC Capital verurteilt.

Die Menschen, die bei Insiderprozessen verurteilt wurden, wurden erwischt, weil sie gierig und unvorsichtig geworden waren. Die Spitze des Eisbergs wurde abrasiert, aber der Großteil schwimmt weiter und kann jedes Depot heimsuchen, das mit ihm in Berührung kommt.

Der Versuch, den Insiderhandel zurückzudrängen, ist wie der Versuch, auf einem Bauernhof die Ratten loszuwerden. Gift hält sie unter Kontrolle, rottet sie aber nicht aus. Ein ehemaliger Vorstandsvorsitzender eines börsennotierten Unternehmens hat mir einmal erklärt, ein kluger Mann trade nicht anhand von Insiderinformationen, sondern gebe sie an seine Golfkumpels im Country Club weiter. Diese geben ihnen später Informationen über ihre Unternehmen, sodass beide etwas davon haben, ohne dass es auffällt. Das Insidernetzwerk ist sicher, solange sich seine Mitglieder an die gleichen Verhaltensregeln halten und nicht zu gierig werden. An den Terminmärkten ist Insiderhandel legal und bis vor Kurzem war er auch für Kongressabgeordnete, Senatoren und ihre Mitarbeiter legal.

Charts geben alle Trades aller Marktteilnehmer wieder – auch die der Insider. Sie hinterlassen genau wie alle anderen ihre Fußabdrücke in den Charts – und unsere Aufgabe als technische Analysten ist es, ihnen auf dem Weg zur Bank zu folgen. Die Technische Analyse kann einem helfen, Käufe und Verkäufe von Insidern zu erkennen.

13. Die Trader-Szene

Die Menschen treiben seit dem Morgenrot der Geschichte Handel – es war sicherer, mit den Nachbarn zu handeln, als sie zu überfallen. Während sich die Gesellschaft weiterentwickelte, wurde Geld zum Tauschmittel. Aktien- und Rohstoffmärkte zählten zu den Kennzeichen einer fortgeschrittenen Gesellschaft. Eine der entscheidenden wirtschaftlichen Entwicklungen in Osteuropa nach dem Zusammenbruch des Kommunismus war die Einrichtung von Aktien- und Rohstoffbörsen.

Heute gibt es rund um den Erdball Märkte für Aktien, Futures und Optionen. Der italienische Händler Marco Polo benötigte im Spätmittelalter 15 Jahre, um nach China und wieder zurück zu reisen. Wenn heutzutage ein europäischer Händler in Hongkong Gold kaufen will, kann seine Order innerhalb von Sekunden ausgeführt werden. Es gibt auf der Welt Hunderte von Aktien- und Futures-Börsen. Alle Börsen müssen drei Kriterien erfüllen, die erstmals auf den Agoras des alten Griechenlands und den mittelalterlichen Handelsmessen in Westeuropa entwickelt wurden: ein festgelegter Ort, Regeln für die Einstufung von Waren und festgelegte Vertragsbedingungen.

Private Trader

Privatanleger begeben sich normalerweise an die Börse, nachdem sie eine erfolgreiche berufliche oder freiberufliche Laufbahn absolviert haben. Der durchschnittliche private Futures-Trader in den Vereinigten Staaten ist ein 50-jähriger verheirateter Mann mit College-Abschluss. Die beiden unter den Terminhändlern am stärksten vertretenen Berufsgruppen sind Farmer und Ingenieure.

Die meisten Menschen traden aufgrund einer Mischung aus rationalen und irrationalen Gründen. Zu den rationalen Gründen gehört der Wunsch, mit seinem Kapital eine hohe Rendite zu erzielen. Zu den irrationalen Gründen zählen Glücksspiel und die Suche nach etwas Aufregendem. Die meisten Trader sind sich ihrer irrationalen Motive nicht bewusst.

 

Traden zu erlernen erfordert Zeit, Geld und Arbeit. Nur wenige Einzelpersonen erreichen das Niveau von Profis, die vom Trading leben können. Profis nehmen ihre Tätigkeit sehr ernst. Ihre irrationalen Ziele befriedigen sie außerhalb der Märkte, während Amateure sie am Markt ausleben.

Die wichtigste ökonomische Rolle eines Traders ist, seinen Broker am Leben zu erhalten – damit dieser die Raten für sein Haus bezahlen und seine Kinder auf Privatschulen schicken kann. Die Rolle eines Spekulanten besteht zudem darin, es den Unternehmen zu ermöglichen, sich am Aktienmarkt Kapital zu beschaffen, und darin, an den Rohstoffmärkten preisliche Risiken zu übernehmen, damit sich die Produzenten auf die Produktion konzentrieren können. Diese hehren ökonomischen Ziele liegen dem Geist eines Spekulanten allerdings fern, wenn er seine Kauf- oder Verkaufsorders platziert.

Institutionelle Trader

Institutionen sind für ein riesiges Handelsvolumen verantwortlich und ihre dicken Brieftaschen verschaffen ihnen mehrere Vorteile. Sie bezahlen die für Institutionen geltenden niedrigen Gebühren. Sie können es sich leisten, die besten Researcher und Trader zu engagieren. Ein Freund von mir, der eine Handelsabteilung einer Bank leitete, richtete sich bei manchen seiner Entscheidungen nach einem Dienst, den eine Gruppe ehemaliger CIA-Beamter anbot. Einige seiner besten Ideen bezog er aus deren Berichten, wobei die beträchtliche Jahresgebühr für seine Firma im Verhältnis zu ihrem riesigen Handelsvolumen Kleinvieh war. Die meisten privaten Trader haben keine solchen Möglichkeiten.

Manche Großunternehmen haben nachrichtendienstliche Netzwerke, die sie in die Lage versetzen, vor der Allgemeinheit zu handeln. Eines Tages, als die Öl-Futures als Reaktion auf einen Brand auf einer Bohrinsel in der Nordsee stiegen, rief ich einen Freund bei einer Ölfirma an. Der Markt war wie rasend, aber er freute sich, dass er eine halbe Stunde vor der Kursexplosion Öl-Futures gekauft hatte. Er hatte von einem Agenten in der Gegend ein Telex über den Brand erhalten, bevor die Berichte über die Nachrichtenagenturen gingen. Zeitnahe Informationen sind unbezahlbar, aber nur ein großes Unternehmen kann sich ein nachrichtendienstliches Netzwerk leisten.

Ein Bekannter von mir, der erfolgreich für eine Investmentbank an der Wall Street tradete, fühlte sich verloren, als er gekündigt hatte, um auf eigene Faust zu traden. Er merkte, dass ihm das Echtzeit-Kursanzeigesystem in seiner Wohnung in der Park Avenue die Meldungen nicht so schnell lieferte wie die Squawk Box in der Handelsabteilung seines früheren Arbeitgebers. Dort hatten ihn Broker aus dem ganzen Land angerufen und ihm die neuesten Ideen mitgeteilt, weil sie Orders von ihm wollten. Er sagte: „Wenn man von zu Hause aus tradet, ist man nie der Erste, der die Neuigkeit erfährt.“

Firmen, die sowohl an den Futures- als auch an den Kassamärkten handeln, haben zwei Vorteile. Sie haben echte Insiderinformationen und sie sind von den Beschränkungen befreit, die an vielen Terminmärkten für spekulative Positionen gelten. Ich habe einmal einen Bekannten bei einem Ölmulti besucht; nachdem ich Sicherheitsbarrieren durchlaufen hatte, die strenger waren als auf einem Flughafen, ging ich durch einen gläsernen Korridor, von dem aus man Räume überblicken konnte, in denen sich Menschenhaufen hektisch um Monitore drängten und mit Öl-Futures handelten. Als ich meinen Gastgeber fragte, ob seine Trader hedgten oder spekulierten, blickte er mir direkt in die Augen und sagte: „Ja.“ Ich fragte noch einmal und bekam die gleiche Antwort. Solche Unternehmen überschreiten mithilfe von Insiderinformationen dauernd die schmale Linie zwischen Hedging und Spekulation. Zusätzlich zu dem Informationsvorsprung haben Mitarbeiter von Trading-Firmen auch noch einen psychologischen Vorteil – sie können entspannter sein, weil nicht ihr eigenes Geld auf dem Spiel steht. Wenn mir junge Leute erklären, dass sie sich für den Wertpapierhandel interessieren, rate ich ihnen, sie sollen sich einen Job bei einer Handelsfirma suchen und mit dem Geld anderer Leute lernen. Solche Firmen stellen fast nie Menschen ein, die älter sind als Mitte 20.

Wie kann eine Privatperson, die später ins Spiel einsteigt, mit Institutionen konkurrieren und gewinnen?

Die Achillesferse der meisten Institutionen ist, dass sie traden müssen, während es einem privaten Trader freisteht, zu handeln oder sich aus dem Markt herauszuhalten. Banken müssen am Anleihemarkt aktiv sein und Getreideproduzenten müssen um fast jeden Preis am Getreidemarkt aktiv sein. Einem privaten Trader steht es hingegen frei, die besten Gelegenheiten abzuwarten.

Die meisten privaten Trader verschenken diesen fantastischen Vorteil, indem sie sich verzetteln und zu viel traden. Wer als Einzelner gegen die Giganten ankommen will, muss Geduld lernen und die Gier loswerden. Bedenken Sie, dass Ihr Ziel darin besteht, gut zu traden, und nicht darin, oft zu traden.

Erfolgreiche institutionelle Händler bekommen Gehaltserhöhungen und Bonuszahlungen. Jemandem, der seiner Firma Millionen einbringt, kann sogar ein hoher Bonus kümmerlich vorkommen. Erfolgreiche institutionelle Händler reden oft davon, zu kündigen und auf eigene Faust zu handeln. Sehr wenige von ihnen schaffen diesen Wechsel.

Die meisten Trader, die Institutionen verlassen, geraten in die Emotionen Angst, Gier und Begeisterung hinein und sie verfallen in Panik, wenn sie erstmals eigenes Geld riskieren. Selten gelingt es ihnen, mit ihren eigenen Depots gut zu traden – ein weiteres Indiz dafür, dass Erfolg oder Misserfolg beim Trading auf Psychologie beruht. Nur wenigen institutionellen Händlern ist klar, in welchem Maße sie ihren Erfolg ihren Vorgesetzten verdanken, die ihre Risikolevels steuern. Wenn man dies auf eigene Faust angeht, muss man sein eigener Vorgesetzter werden – wir werden darauf in einem späteren Kapitel noch einmal zurückkommen, wenn wir uns damit befassen, wie man sein Trading organisiert.

Die Waffenschmiede

Ebenso wie die Ritter im Mittelalter die schärfsten Schwerter kaufen wollten, so wollen die heutigen Trader die besten Trading-Tools kaufen. Die zunehmende Verfügbarkeit guter Software und die sinkenden Handelsgebühren sorgen für ein ebeneres Spielfeld. Mithilfe eines Computers kann man schneller recherchieren und mehr Hinweisen nachgehen. Man kann damit mehr Märkte gründlicher analysieren. Wir werden in Abschnitt 21, „Computereinsatz beim Trading“, noch einmal auf Computer und Software zurückkommen, aber hier ein kurzer Überblick.

Es gibt drei Arten von Trading-Software: Toolboxen, Blackboxes und Gray Boxes. Mit einer Toolbox kann man Daten anzeigen, Charts zeichnen, Indikatoren ausdrucken, ihre Parameter ändern und seine Handelssysteme testen. Toolboxen für Optionshändler beinhalten auch Modelle für die Optionsbewertung. Die Anpassung einer guten Toolbox an die eigenen Bedürfnisse kann so leicht sein, wie wenn man den Fahrersitz eines Autos einstellt.

Im Jahr 1977 kaufte ich die erste Toolbox überhaupt für eine computergestützte Technische Analyse. Sie kostete 1.900 Dollar zuzüglich einer monatlichen Gebühr für den Datendienst. Heute bietet preiswerte und sogar kostenlose Software jedermann problemlos Zugang zu leistungsfähigen Tools. Ich habe die meisten Konzepte in diesem Buch mithilfe von Stockcharts.com illustriert, weil ich wollte, dass mein neues Buch so vielen Tradern wie möglich von Nutzen ist.

Stockcharts.com ebnet das Spielfeld der Trader ein. Es ist klar, intuitiv und hat viele Funktionen. Die Basisversion ist kostenlos, allerdings habe ich die preisgünstige „Mitglieder-Version“ verwendet, damit die Charts eine bessere Qualität haben. Ich erinnere mich noch, wie schwer es am Anfang war, und ich will Ihnen vorführen, wie viel Analyseleistung Sie kostenlos oder zu sehr geringen Kosten bekommen können.

Was in einer Blackbox vor sich geht, ist geheim. Man gibt Daten ein und sie sagt einem, was man wann kaufen oder verkaufen soll. Das ist wie Zauberei – eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, ohne nachzudenken. Blackboxes werden normalerweise anhand hervorragender historischer Erfolgsbilanzen verkauft. Das ist ganz natürlich, denn sie wurden so erstellt, dass sie zu den historischen Daten passen. Die Märkte verändern sich ständig und ständig platzen Blackboxes, aber neue Verlierergenerationen kaufen sie immer wieder. Wenn Sie sich nach einer Blackbox umsehen wollen, bedenken Sie, dass es in Brooklyn jemanden gibt, der eine Brücke zu verkaufen hat.

Gray Boxes sind zwischen Toolboxen und Blackboxes angesiedelt. Solche Softwarepakete werden meistens von prominenten Börsenpersönlichkeiten angeboten. Sie legen die grundsätzliche Logik ihres Systems offen und erlauben die Einstellung einiger Parameter.

Berater

Manche Börsenbriefe beziehungsweise Newsletter bieten nützliche Ideen und verweisen ihre Leser auf Trading-Gelegenheiten. Wenige sind lehrreich. Die meisten verkaufen die Illusion, ein Insider zu sein. Börsenbriefe sind sehr unterhaltsam. Gegen eine Abogebühr verschaffen sie einem einen Brieffreund, der oft amüsante und interessante Briefe schreibt und nie verlangt, dass man sie beantwortet – abgesehen von einer Bestätigung der Verlängerung. Die in den Vereinigten Staaten herrschende Pressefreiheit erlaubt es sogar einem verurteilten Straftäter, online zu gehen und Newsletter mit Finanzberatung zu versenden. Und nicht wenige machen das auch.

Die „Erfolgsbilanzen“ diverser Börsenbriefe sind überwiegend Beispiele für Sinnlosigkeit, denn kaum jemand tätigt alle Trades, die ein solcher Newsletter empfiehlt. Dienstleister, die Börsenbriefe bewerten, sind gewinnorientierte Unternehmungen, die von Kleinunternehmern betrieben werden, deren Wohlergehen vom Wohlergehen der Beratungsbranche abhängt. Gelegentlich kommt es vor, dass ein Ratinganbieter eine Beratungsfirma rügt, aber den größten Teil ihrer Energie verwenden solche Firmen auf lautstarke Lobhudeleien.

Vor Jahrzehnten gab ich selbst einen Börsenbrief heraus: Ich arbeitete hart, lieferte eindeutige Aussagen und bekam gute Ratings. Aus der Innenperspektive sah ich die gewaltigen Möglichkeiten, die Ergebnisse zu frisieren. Das ist ein wohlgehütetes Geheimnis der Beratungsbranche.

Als sich ein prominenter Finanzberater meine Briefe angeschaut hatte, sagte er mir, ich solle weniger Zeit auf Research und mehr auf das Marketing verwenden. Das oberste Prinzip des Börsenbriefschreibers lautet: „Wenn du schon Prognosen abgeben musst, dann am besten ganz viele. Und wenn einmal eine Prognose eintrifft, verdopple die Anzahl der Werbe-E-Mails.“