Der Geist und Ich

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Der Geist und Ich
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Aleksandar Zivadinovic

Der Geist und Ich

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Der " Geist " und Ich.

Im Jahr 2010 passierte das mit dem Spiegel im Wohnzimmer.

Impressum neobooks

Der " Geist " und Ich.

Der " Geist " und Ich. Von Aleksandar Zivadinovic

Eine Erzählung nach wahren Begebenheiten.

Dies ist die Geschichte von unglaublichen Vorfällen, die sich in meiner Wohnung ereigneten. Nein, wenn ich überlege, nicht nur meine Wohnung , auch mein Arbeitsplatz, mein Auto und mein Fahrrad waren betroffen.

Soweit es geht, versuche ich die Geschehnisse in der Reihenfolge zu schildern, wie sie passiert sind. Notizen mit dem jeweiligen Datum machte ich erst viel später, nach dem einfach zu viel geschah, und ich mir nicht mehr alles merken konnte. Von vielen Ereignissen machte ich Fotos, soweit dies möglich war.

Das erste Mal, daß ich bewusst etwas außergewöhnliches bemerkte, liegt schon etliche Jahre zurück, im Jahr 1976. Ich war damals Mitte Zwanzig und wohnte in einer kleinen Einliegerwohnung. Eines Nachts, ich weiß nicht mehr, ob ich schon geschlafen hatte, spürte ich eine große Unruhe in mir, und eine Angst, die ich bis dahin nicht kannte. Aus dem nebenan liegenden Kellerverschlag und aus dem Flur meinte ich Geräusche und Schritte zu hören. Ich versuchte mir Mut zu machen, und redete mir ein, das Knarren stammt vom Bretterverschlag des Kellers. Was mich verstörte, war, daß ich das Gefühl hatte, irgend jemand befindet sich mit mir im Raum. Dieses Gefühl war so stark, ich könnte schwören, es war wirklich noch jemand da. Und jetzt, wo ich dies schreibe, fröstelt es mich wieder.

Lange Zeit fiel mir nichts mehr Besonderes auf. Inzwischen war ich in eine andere Wohnung gezogen, in deren Nähe sich ein Regionalflughafen befand. Ich hatte mir eine neue Stereoanlage mit CD-Laufwerk gekauft, auf die ich anfangs sehr Stolz war. Leider bereitete mir diese Anlage ständig Ärger. Hörte ich eine CD, schaltete sie sich nach kurzer Zeit selbstständig aus .Eine CD vollständig anzuhören, war nahezu unmöglich. Da sich wie gesagt in der Nähe ein Flugplatz befand, nahm ich an, eventuelle Funkfrequenzen von Flugzeugen hätten die Musikanlage gestört und zum Stillstand gebracht. Dagegen spricht, zu diesen Zeitpunkten habe ich weder ein Flugzeug starten, landen oder fliegen gehört. Mein jüngster Bruder Radomir, der zu Besuch war und dem ich den Ärger mit der Anlage erzählte, wollte die Stereoanlage haben und kaufte sie mir ab. Jahrelang lief sie bei ihm problemlos, was mich wunderte. Warum funktionierte sie bei ihm, bei mir aber nicht? Für mich war das eigenartig und ich kann nicht sagen, ob diese Geschichte in die Reihe von vielen anderen Vorfällen einzuord- nen ist, die sich in den Jahren darauf bei mir ereigneten.

In den 1980 er Jahren betrieb ich aktiv Motorsport, fuhr Grasbahnrennen, mehr oder weniger erfolgreich. Mit meinem Mechaniker Toni und Rosi, einer jungen Frau aus unserer Clique, fuhr ich Richtung Plattling in Bayern, wo ich ein Rennen bestreiten wollte. Wir mussten durch Landshut fahren, meine Geburtsstadt. Ein, zwei Kilometer vor Landshut befand sich ein Parkplatz, auf den wir fuhren. Im Hintergrund sah ich die Martinskirche, der höchste Ziegelsteinbau der Welt, mit einhundertdreißig Meter Höhe. Es war ein sehr schöner Anblick. Ich nahm meine Videokamera und filmte. Die Rosi im Vordergrund auf dem Parkplatz, im Hintergrund die Stadt mit der Martinskirche und der Burg Trausnitz. Für mich ein sehr emotionaler Anblick, weil ich diese Stadt seit über zwanzig Jahren nicht mehr besucht habe und mich sehr viele Erinnerungen an meine Kindheit damit verbinden. In der Kamera war eine neue Kassette eingelegt, es wurde dann auch im Fahrerlager und beim Rennen gefilmt . Als ich Tage später den Film ansah, musste ich leider feststellen, die Aufnahme von dem Parkplatz befand sich nicht mehr auf der Kassette. Natürlich war ich verärgert und enttäuscht, konnte mir auch nicht erklären, warum diese Aufnahme gelöscht, bzw. überspielt war. Jedenfalls habe ich die Szenen vom Parkplatz nicht zurückgespult und später dann weiter gefilmt.

Einige Jahre später, ich arbeitete damals in der Qualitätssicherung einer großen Firma für Maschinen- antriebstechnik in Friedrichshafen am Bodensee, trug sich etwas sehr merkwürdiges zu. Mein Schreibtisch befand sich in einer mittelgroßen Halle. Um mir neue Arbeit zu besorgen, fuhr ich mit dem Aufzug in den Keller, wo sich unsere Ware befand. Nach dem ich zurück war und zu meinem Arbeitsplatz ging, stockte mir der Atem. Vom Mittagessen war noch ein Stück Pausenbrot übrig geblieben, das ich rechts neben der Tisch- kante hingelegt hatte. In der Zeit, als ich mich im Keller befand, nahm irgend jemand den gefüllten Aschen- becher und schüttete den gesamten Inhalt über mein Käsebrot. Ich war wie vom Donner gerührt. Wer hatte das gemacht, und warum? Es war schon am späten Nachmittag, meine Arbeitskollegen waren alle, bis auf meinen Gruppenführer, nach Hause gegangen. Er saß zwei Tische weiter hinter seinem Computer, ihm war nichts anzumerken, daß etwas vorgefallen sein könnte. Was sollte ich in dieser Situation tun? Was sollte ich ihn fragen? Er war mit Sicherheit nicht der Übeltäter. Ob sich eine abteilungsfremde Person in der Nähe meines Schreibtisches aufgehalten hatte? Hätte ich ihm gesagt, was passiert ist, würde er mich für komplett verrückt halten, ich sagte lieber nichts. Ich konnte es damals und auch heute nicht erklären, was genau vorgefallen ist. In den darauffolgenden Jahren ereigneten sich noch sehr viel mehr von solchen verrückten, ungewöhnlichen und, ja, übernatürlichen Dingen.

Es gibt einige Personen, meine damalige Freundin Marietta beispielsweise, die ein paar dieser unheimlichen Vorfälle miterlebt haben. Etliche, denen ich die Vorfälle erzählte, hielten mich für einen Lügner und Spinner, darum ist es für mich auch eine kleine Abrechnung mit jenen ignoranten Personen, seien es Trinkgenossen in meiner damaligen Stammkneipe, Arbeitskollegen, Vorgesetzte und besonders Ärzte und Psychologen, die mir trotz vorgelegten Beweisen nicht glaubten, als Lügner hinstellten, oder diese Erlebnisse überhaupt nicht hören wollten. Mit sehr viel Mühe konnte ich einen Psychologen, den ich auf Druck von meinem Vorgesetzten aufsuchen musste, dazu bringen, wenigstens zwei Fotos anzuschauen, die er jedoch nur einen kurzen Moment ansah. Er stellte keine Frage, was darauf zu sehen ist. Auf einem Foto z.B. war die Glasplatte von meinem Nachtschrank zu sehen, mit hunderten von Kerzenwachsflecken übersät. Es waren kleine, teilweise winzige Wachsflecken, die explosionsartig in drei Richtungen versprengt wurden, jedoch auch Zentimeter große Flecken, auf einigen von diesen großen Wachflecken sind wiederum kleinere darauf. Für mich ist es überhaupt nicht vorstellbar, wie dies zustande gekommen ist. Auf jeden Fall wollte der Psychologe oder Psychothera- peut, ich weiß nicht mehr, was für eine Berufsbezeichnung er genau hatte, von dem Thema nichts wissen. Er empfahl mir eine psychosomatische Kur, damit ich von meinem "Wahn" geheilt werde. So direkt sagte er es mir aber nicht. Wer kein Interesse hat und NICHTS SEHEN WILL, der sieht auch nichts.

Den Vorfall mit dem Kerzenwachs schildere ich später, es ist eines der ungewöhnlichsten Sachen, die mir je im Leben passiert sind.

Ich erlebte Dinge, denen ich anfangs keinerlei Bedeutung beimaß. Da war die Sache mit meinem Wohnungs- schlüssel. Bei mir sollte die Heizung abgelesen werden.

Damit ich nicht unnötigerweise lange zu Hause herumsitzen und auf den Monteur warten musste, bat ich die Frau unseres Hausmeisters, dem Monteur meine Wohnung zu öffnen. Ich übergab ihr den Schlüssel mit der Bitte, ihn nach dem Ablesen der Heizung in meinen Briefkasten zu werfen.

Wie immer, fuhr ich mit meinem Motorrad zur Arbeit. Abends öffnete ich den Briefkasten. Den Tankrucksack, den ich immer dabei hatte, stellte ich vorher unterhalb des Briefkastens auf den gefließten Boden ab. Ich schloss den Briefkasten auf, der Wohnungsschlüssel befand sich aber nicht darin. Na ja, dachte ich, hat sie wohl vergessen. Ich klingelte bei der Hausmeisterin und fragte nach dem Schlüssel.

Sie war völlig überrascht und versicherte mir, den Schlüssel eingeworfen zu haben. Sie schaute trotzdem in ihrer Wohnung nach, ohne Erfolg .Wir gingen hinunter zum Briefkasten und suchten den Boden nach dem Schlüssel ab. Nichts. Inzwischen war ihr Mann, der Hausmeister, dazugekommen. Mit meinem Briefkasten- schlüssel versuchten wir, die daneben liegenden Briefkästen von anderen Mitbewohnern zu öffnen, falls sich die Hausmeisterin vertan und den Schlüssel in einen fremden Kasten eingeworfen hat. Wieder nichts. Die Frau wurde immer verzweifelter, wir waren ziemlich ratlos. Am nächsten Morgen nahm ich meinen Tankrucksack und ging zu meinem Motorrad. Kurz bevor ich es erreichte, schwang ich ihn in hoch, damit ich ihn auf den Tank legen konnte. In diesem Augenblick hörte ich ein lautes Klirren, schaute zu Boden. Da lag mein Wohnungs- schlüssel. Nach der Arbeit fuhr ich sofort nach Hause, um der Hausmeisterin zu sagen, dass der Schlüssel aufge- taucht ist. Ich erklärte ihr, an der Unterseite des Tankrucksacks befinden sich Stofflaschen mit eingearbeiteten Magneten. Beim Öffnen des Briefkastens musste der Schlüssel herunter gefallen und an einem Magnet haften geblieben sein. Um ihr das zu zeigen, nahm ich den Schlüssel und hielt ihn an einen Magnet. Zu meiner großen Verwunderung blieb der Schlüssel nicht daran hängen. Er bestand aus einer nichtmagnetischen Legierung. Viele Fragen schwirrten mir durch den Kopf. Ist der Schlüssel beim Öffnen des Briefkastens, ohne dass ich es bemerkte, heraus gefallen? Eigentlich nicht möglich, da sich an der Vorderseite unten ein ca. 1 cm hohes Abschlussblech befindet. Ich hätte es auch sehen und hören müssen. Und wenn doch, wo ist der Schlüssel dann hingefallen? Wenn er auf den Tankrucksack gefallen wäre, müsste er beim Hochheben mit einem lauten Klappern auf den Boden herunter gefallen sein, was aber nicht der Fall war. Eigentlich eine unwichtige Sache, das Ganze war nach kurzer Zeit vergessen, wie auch andere Ereignisse, die lange zurückliegen.

 

Monate später fiel mir ein, dass schon einmal ein Hausschlüssel abhanden kam. Wenn meine Freundin abends nach Hause ging, gab ich ihr einen Schlüssel mit, denn meistens war die Haustüre um diese späte Uhrzeit abgesperrt. Wenn sie aufgeschlossen hat, warf sie den Schlüssel, den sie vorher in eine leere Streichholzschachtel gesteckt hat, um lautes Klappern zu vermeiden, in den Briefkasten. Das ging lange Zeit gut, eines Tages jedoch, als ich den Schlüssel herausnehmen wollte, war der Briefkasten leer. Sie versicherte mir, ihn wie sonst auch in den Briefkasten geworfen zu haben. Es ist absolut undenkbar, dass sie mich belogen hat. Der Schlüssel ist bis heute verschwunden.

Dann kam der für mich unvergessliche Herbst 2009, als alles so richtig begann, sich die merkwürdigen Ereignisse häuften und ich manchmal fast an meinem Verstand zweifelte.

Eines Abends kam ich von der Arbeit nach Hause, ging ins Bad. Das Handtuch, das ich morgens wie üblich über den Handtuchhalter gelegt hatte, lag auf dem Boden. Ich dachte mir nichts dabei, hob es auf und legte es wieder über den Halter. Zwei Tage später wieder dasselbe. Ich kam abends nach Hause, das Handtuch lag wieder auf dem Boden. Dies ging dann sieben bis achtmal so, alle zwei, drei Tage. Plötzlich merkte ich, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Ich bekam Gänsehaut. Als ich mich wieder gefasst hatte, überprüfte ich den Handtuchhalter, den ich einige Monate vorher montiert hatte. Er war kaum sichtbar schräg montiert, doch da konnte kein Handtuch herunterrutschen, ich habe es mehrmals probiert und daran gezogen, es wollte einfach nicht herunter fallen. An diesem Tag erst wurde mir so richtig bewusst, dass hier etwas nicht alltägliches vorging.

An einem etwas stürmischen Wochenende, ich sah fern, bewegte sich meine Wohnzimmertüre etwas hin und her. Unter der Türe verlief das Kabel für den Internetanschluss. Da sich kaum Platz zwischen dem Kabel und der Türe befand, streifte die Türe und es gab immer wieder Quitschgeräusche, die mich mit der Zeit nervten. Ich schloss die Balkontüre und überprüfte alle Fenster, ob sie geschlossen waren. Doch die Wohnzimmertüre bewegte sich immer noch. Jetzt gab es nur noch die Möglichkeit, dass die Zugluft aus dem Bad herkommen konnte. Das Bad ist fensterlos, darum befindet sich in der Wand knapp unterhalb der Decke eine Entlüftungs- öffnung mit einem Gitter, ebenso in der Bad Türe unten. Ich beschloss, die Öffnung in der Türe mit einem Werbeprospekt abzudecken. Das Kreppklebeband, das ich dazu verwenden wollte, erwies sich als sehr haft- fähig. Beim Abwickeln riss es mehrmals ein, so dass es keinen schönen, breiten Streifen gab. Egal, Hauptsache keine Zugluft und keine quietschende Türe mehr. Irgendwann ging ich Richtung Bad und musste erstaunt feststellen, daß sich die Werbebroschüre mit dem Klebeband von der Türe gelöst hatte und auf dem Boden lag. Wie war das möglich? Ich klebte das Ganze wieder über die Öffnung. Heute kann ich nicht mehr mit Bestimmt- heit sagen, wie lange es diesmal dauerte, bis dieser Prospekt wieder auf dem Boden lag. In den darauf folgen- den Tagen löste sich die Broschüre immer wieder. Jedenfalls wurde es mir dann zu Bunt. Mit dem Daumen testete ich die Haftfähigkeit des Klebebands, in dem ich meinen Daumen fest darauf drückte und den Prospekt so in die Höhe hob. Er fiel nicht zu Boden, auch nicht, als ich meine Hand hin und her bewegte. Mir kam die Idee, mit meiner Videokamera zu filmen, um den Grund herauszufinden, warum das Ganze immer wieder herunter fiel. Abends stellte ich die Kamera in der Diele auf den Boden, knipste das Licht im Bad an, öffnete die Badtüre und schaltete die Kamera ein. Danach legte ich mich schlafen. Am nächsten Morgen traute ich kaum meinen Augen. Die Kamera stand in etwa noch so auf dem Boden, wie ich sie abends hinstellte. Der Sucher war völlig zertrümmert, zwei Plastikteile lagen neben der Kamera. Ein weiteres Trümmerstück fand ich später im Wohnzimmer auf dem Boden, vor dem Fernsehgerät. Nach Tagen fand ich beim Saugen unter dem Wohn- zimmertisch ein weiteres Bruchstück. Bis heute weiß ich immer noch nicht, wie die Kamera beschädigt wurde. Ist jemand drauf getreten? Hat jemand mit einem Gegenstand daraufgeschlagen? Wenn ja, wer? Bin ich selber auf die Kamera gestiegen, als ich vielleicht nachts zur Toilette ging? Dann müsste mein Fuß verletzt worden sein, was aber nicht der Fall gewesen ist. Wie kamen die abgebrochenen Teile ins Wohnzimmer? Auf dem Videoband ist nichts auffälliges zu sehen gewesen. Eine Stunde lang immerzu das Bild mit der Badtüre im Vordergrund, und hinten die Toilettenschüssel, bis das Band zu Ende war. Als dies passierte, war ich alleine in der Wohnung, hatte also keinen Zeugen, der den Vorfall bestätigen konnte. Die kaputte Kamera besitze ich noch.

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