Mein Haustier – ein Alpaka

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Mein Haustier – ein Alpaka
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Bernd Düsel

unter Mitwirkung von Anita Düsel

Mein Haustier – ein Alpaka

Tier-Episoden aus dem Leben eines Hobby-Züchters

Engelsdorfer Verlag

2016

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

www.engelsdorfer-verlag.de

ISBN (mobi) 978-3-960083-26-9

ISBN (epub) 978-3-960083-16-0

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Danksagung

Vorwort

Alpakas – Liebe auf den ersten Blick

Alpakas – ein neues exotisches Tierabenteuer

Wolleverwertung

Die Alpaka Farm

Katzen – Teil 1 und 2

Der Katzenhaushalt (1)

Der Katzenhaushalt (2)

Laufenten – ein Wunsch erfüllt sich

Der Wunsch einer einzelnen Dame

Danksagung

In meinen letzten Jahren ist die Liebe zu Tieren ständig gewachsen. Sie sind somit ein ganzer Teil meines Lebensmittelpunktes geworden.

Mit diesem kleinen Buch möchte ich Dank sagen allen, die mich in meiner Tierhaltung, besonders in kritischen Momenten unterstützt haben.

So möchte ich zuallererst meiner Frau danken, die mit ihrer Bereitschaft zur Tierhaltung erst meine Wünsche ermöglicht hat.

Sie war es auch, die ebenso wie unsere Nachbarin, Gabi Weck im Teil 1 –, und im Teil 2 meine Schwiegertochter Andrea nebst Enkeltochter Cindy, dieses Buch Korrektur gelesen und somit dem Fehlerteufel ein Schnippchen geschlagen haben.

Weiterhin möchte ich für die Pflege meiner Tiere in meiner Abwesenheit der Familie Weck, Christine Heinzelmann und Familie Rademacher recht herzlich Dank sagen.

Besonderer Dank gebührt auch Frau Dr. Grohmann, die ständig mit hohem Engagement für die medizinische Betreuung meiner Lieblinge zur Verfügung steht und mit dafür sorgt, dass es ihnen gut geht.

Kyhna im August des Jahres 2009

Vorwort

In diesem Buch möchte ich über meine Erlebnisse und das Leben mit Tieren interessierten Lesern erzählen.

Vor vielen Jahren ging es mir wie vielen Kindern schon vor mir, ich wollte ein Haustier als Spielkameraden haben. Als der Wunsch aufkam, war mir noch nicht klar, welche Verantwortung man auch schon als Kind übernimmt, wenn man ein Haustier hält. Vor allem hatte ich überhaupt keine Vorstellungen, was bei der Haltung von Haustieren alles zu beachten ist. Ich dachte damals, es sei ganz einfach. Und so habe ich angefangen, mir Tiere zu halten.

Begonnen hat das Ganze mit weißen Mäusen, das hat aber nicht lange angehalten, da ich hier auch nicht das Einverständnis meiner Mutti hatte. Dann waren es selbstgefangene Stichlinge (kleine Fische), die haben aber die Gefangenschaft in einem kleinen Glas nicht lange überlebt.

Danach musste es ein Aquarium mit Zierfischen sein. Auch das hat nicht lange vorgehalten. Mir fehlten die Kenntnisse, wie man ein Aquarium einrichtet, die Fische richtig ernährt und vor allem das Aquarium sauber hält.

Als nächstes war ein Wellensittich dran. Dabei habe ich gehofft, dass man ihm schnell das Sprechen beibringen kann. Das hat überhaupt nicht geklappt. Dann begann er im Zimmer herumzufliegen und mächtig Dreck zu machen und schon war das nächste Problem da. Ein Wellensittich war zu diesem Zeitpunkt eben auch nicht der richtige Spielkamerad.

Später habe ich es mit einem kleinen Mischlingshund versucht. Auch hier fehlten mir noch die Geduld und die Erfahrung. Vor allem benötigt so ein Hund viel Zeit und Zuwendung. Er wollte ausführlich ausgeführt werden und wenn ich dann nicht so richtig wollte, ist er ausgerissen und hat mit mir Haschen gespielt. Auch hat er zeitweise gedacht, ich sei sein Weibchen. Dafür hatte ich gar kein Verständnis. Aber woher sollte ich das wissen.

Ob Hund, Katze, Zierfisch oder Wellensittich, das Haustier ist oft des Menschen bester Freund. Viele Ratgeber helfen Tierbesitzern, die Sprache ihrer kleinen Lieblinge besser zu verstehen.

Um dem kleinen Freund des Menschen keinen Schaden zuzufügen, sollte jeder Haustierhalter, bevor er sich ein solches Tier anschafft, sich über die Lebensbedingungen, die Eigenarten und die erforderlichen Umweltbedingungen informieren, damit das Zusammenleben dem Tier eben solche Freude bereitet wie dem Menschen. Wenn man sich als Tierhalter seiner Verantwortung dem Tier gegenüber bewusst ist und die Haltungsbedingungen beachtet, dann geht es dem kleinen Freund des Menschen auch gut und beide haben Freude aneinander.

Die Züchtung von Haustieren begann bereits vor über 10.000 Jahren. Aus über 6000 Arten von Wildsäugetieren sind etwa nur 20 Haustierarten entstanden, wie zum Beispiel Hund, Katze, Ziege, Schaf, Schwein, Esel, Pferd, Kaninchen und auch das Alpaka.

Die Domestizierung von Wildtieren erfolgte als Luxustier und als Nutztier. Nutztiere haben im Laufe ihrer Entwicklung viele Funktionen für den Menschen übernommen. Sie liefern Milch, Eier, Wolle, Leder oder Fleisch. Sie können aber auch als Arbeitstier ihre Aufgaben erfüllen.

Haustiere bereichern das Leben der Menschen. Das Wichtigste ist aber, wie gehen wir mit ihnen um, denn ein Haustier ist ebenso ein Lebewesen wie der Mensch, hat Gefühle und Empfindungen, leidet Schmerzen und kennt Freude. Es hat also auch eine Seele.

In den weiteren Kapiteln möchte ich erzählen, wie sich mein Leben mit Haustieren gestaltet hat und durch das Zusammensein mit ihnen reicher geworden ist.

Alpakas – Liebe auf den ersten Blick

Alpakas – ein neues exotisches Tierabenteuer

Der Mensch braucht immer Bewegung und etwas Neues, damit es nicht langweilig wird.

Um mich fit zu halten, fahre ich regelmäßig mit dem Fahrrad. Nachdem ich schon einmal mit dem Auto zufällig an dem kleinen Ort Wolteritz vorbeigefahren bin, haben wir nun zielgerichtet mit dem Fahrrad Wolteritz angesteuert. Dort gab es etwas Außergewöhnliches zu sehen. Ich konnte mich an die Autofahrt erinnern und hatte dort doch etwas seltsame Tiere gesehen. Während einer Fahrradtour wollten wir uns das mal genauer betrachten. So habe ich das erste Mal bewusst Alpakas gesehen. Die Besonderheit und das Aussehen der Tiere haben mich sofort beeindruckt und scheinbar in der Folgezeit nicht losgelassen. Denn ich bin immer wieder einmal hingefahren, habe mir diese Tiere angesehen und mich in diese Tiere verliebt. Sie gefielen mir vom ersten Augenblick an außerordentlich. Zu diesem Zeitpunkt habe ich aber noch keinen Gedanken daran verschwendet, mich doch einmal näher mit diesen Tieren zu beschäftigen. Sie sind mir aber trotzdem nicht aus dem Kopf gegangen.

Vor ca. 2 Jahren war es dann scheinbar soweit und der Wunsch wurde immer größer, auch solche Tiere zu haben.

Ich werde jetzt immer wieder einmal gefragt, wie ich auf diese Alpakas gekommen bin. Ja, wie kommen andere Leute auf Hunde, Katzen, Zierfische, Ziervögel oder andere Exoten? Bei mir war es sicher Liebe auf den ersten Blick. Diese Liebe musste aber erst reifen. Und nun war es scheinbar soweit.

Wenn man Alpakas halten will, muss man sich vorher mit seinem Partner einig sein und muss sich ausführlich über Lebensart und Lebensweise dieser Tiere informieren, um im Nachhinein nicht enttäuscht zu werden oder die Tiere gar zu quälen. Auch das Umfeld muss stimmen, der Lebensraum muss für die Tiere ausreichend sein.

Folglich war allerhand zu tun. Es war also noch lange nicht soweit, die Alpaka gleich anzuschaffen.

Nachdem ich mich mit meiner Frau verständigt hatte und sie mit meinem Plan einverstanden war, ging so richtig die Arbeit los. Nun mussten wir uns erst einmal sachkundig machen, was bei der Haltung von Alpakas alles zu beachten ist. Viele Fragen waren zu beantworten, z. B. wo kann man sich informieren? gibt es Sach- oder Fachbücher, mit deren Hilfe man sich schlau machen kann? Man darf dabei nicht vergessen, wir waren Stadtmenschen und hatten von Landwirtschaft oder Tierzucht keine Ahnung. Also doch schon ein bisschen ein kleines Wagnis. Aber wir wollten das unbedingt angehen. Dabei ist das Internet eine sehr große Hilfe. Zwei Fachbücher haben wir im Buchhandel gefunden und gekauft. Im Internet stand auch eine Menge zu lesen. Hier unsere ersten Erkenntnisse:

 

Das Alpaka ist eine kleine südamerikanische Kamelart, das zusammen mit den Lamas zu den Neuweltkameliden zählt. Die Ur- oder Wildform des Alpakas sind das Guanako und das Vicuna. Beim Alpaka sind zwei Rassen bekannt, das Huacaya und das Suri. Sie unterscheiden sich durch ihr Vlies (Wolle). Das Huacaya besitzt kürzere gekräuselte Wolle, während sie beim Suri lang und seitlich am Körper herunterhängt.

Alpakas sind intelligente, sanfte und liebenswerte Tiere. Jedes von ihnen hat einen eigenen Charakter (das sollte ich später noch ausführlich merken). Manche von ihnen sind sehr verschmust, andere eher schüchtern. Sie sind sehr wachsam. Bei Gefahr stoßen sie einen Warnpfiff aus, flüchten jedoch nicht sofort, sondern schätzen die Situation erst auf ihre Gefährlichkeit hin ein.

Die Heimat der Alpakas sind Chile, Peru und Bolivien in Südamerika. Sie leben in den Hochebenen der Anden unter extrem klimatischen Bedingungen. Damit kommen Alpakas mit dem Klima in Deutschland gut zurecht. Gegenwärtig werden sie neben Europa noch in Nordamerika, Australien und Neuseeland gezüchtete.

Gras im Sommer und Heu im Winter ist die Hauptnahrung für Alpakas. Durch die harten Bedingungen in ihrer Stammheimat sind sie ausgezeichnete Futterverwerter. Alpakas sind Herdentiere und dürfen nur in Gruppen von mindestens zwei Tieren gehalten werden. Auf Grund ihrer weichen gepolsterten Füße, sie sind Sohlengänger, verursachen sie damit im Gegensatz zu anderem Weidevieh wenig Trittschäden. Die Futteraufnahme erfolgt durch ihre äußerst beweglichen Lippen sehr behutsam, so dass die Pflanzenwurzeln geschont werden. Die Rasenfläche wird gleichmäßig kurz gehalten.

Die alten Indianerstämme der Anden haben die kleineren Tiere in höher gelegenen Gebirgsregionen auf den Wollertrag selektiert, so dass sich das stärker und fein bewollte Alpaka entwickelt hat. Die Alpakawolle zählt neben Kaschmir und Seide zu den edelsten Naturfasern. Weichheit, Feinheit und ein unbeschreiblicher Glanz haben sie so begehrt gemacht.

Eine Menge neuer Begriffe, Bezeichnungen und Informationen. Ich war ganz wirr im Kopf. Würden wir das wirklich packen? Na, nun war unser Ehrgeiz angestachelt.

Nach diesen Informationen konnte ich gar nicht mehr zurück, ich musste weitermachen. Als nächstes habe ich mich nach den Haltungsbedingungen vor Ort informiert.

Was ist alles zu machen, was ist vorzubereiten und vor allem, welche finanziellen Aufwendungen sind notwendig? Nachdem ich die ersten Kosten gehört und gelesen habe, bin ich doch ein wenig erschrocken. Das war ganz schön happig. Also kein Hobby, das man eben mal anfängt und dann gleich wieder sausen lässt. Das wollte alles wohl überlegt sein. Aber vor Schwierigkeiten haben wir noch nie kapituliert. Haben wir einmal „A“ gesagt, wollten wir auch „B“ sagen und nahmen das Projekt zielgerichtet in Angriff, denn ein recht umfangreiches Projekt sollte es werden. Es war also nicht einfach so wie einen Hund oder eine Katze anschaffen, obwohl man das ja auch vorher gründlich überlegen sollte.

Als nächstes haben wir uns Angebote eingeholt, denn wir wollten die Tiere auch finanzieren können und zwei Tiere mussten es am Anfang auch sein (siehe Haltungsbedingungen). Dann war eine Koppel anzulegen, die sollte groß genug sein, ein Unterstand zum Schutz der Tiere vor starkem Regen, Schnee oder auch übermäßiger Sonne waren erforderlich. Es wurde ein richtiges Bauprojekt. Wir haben uns gesagt: „Wer ein Haus baut, der kann auch so etwas bewältigen.“ Für die Koppel kam eine Streuobstwiese in Betracht, die unmittelbar an unserem Grundstück gelegen ist; also äußerst ideal. Die Streuobstwiese wurde bisher von der Gemeinde bewirtschaftet. Ich bin zur Bürgermeisterin und habe ihr mein Vorhaben erläutert und darum gebeten, einen Teil der Streuobstwiese pachten zu dürfen.

Wichtig war auch, dass wir für den Bedarfsfall einen Tierarzt oder eine Tierärztin haben, die nach unseren Alpakas sehen würde. Wir waren mit unseren Katzen bei Frau Dr. Grohmann in Behandlung. Sie haben wir gefragt, ob sie denn auch Alpakas behandeln würde? Ihre Reaktion war durchaus positiv, denn sie sagte: „Wenn Sie mir das zutrauen, dann selbstverständlich.“ Und wir haben ihr es zugetraut. Sie hat auch gleich ihre Tochter mit eingebunden und beide kümmern sich seither rührend um unsere Tiere. Das war also geklärt. Nun mussten wir noch die geplanten Alpakas bei dem Veterinäramt anmelden und die Zustimmung des Amtstierarztes einholen. Die Anmeldung war schnell erledigt. Nach einer Zeit kam dann tatsächlich der Amtstierarzt und hat unsere Koppel abgenommen und noch einige Ratschläge erteilt.

Nachdem ich allseitig die Zustimmung erhalten hatte, konnten wir uns nun um den Kauf unserer Wunschtiere kümmern. Was lag näher, als in Wolteritz nach dem Halter der Tiere zu suchen, die uns ja erst auf diese Fährte gebracht hatten. Im Internet wurden wir fündig, haben bei Eberhard und Christine Hügle angerufen und um ein Gespräch gebeten. In diesem ersten Gespräch sind wir fast handelseinig geworden und wollten zwei Junghengste kaufen. Da die ausgesuchten Tiere aber noch an der Mutter hingen und gesäugt wurden, hatten wir noch genügend Zeit, um das Umfeld vorzubereiten. Jungtiere sollen etwa 8 Monate gesäugt werden. Es war Mitte September 2005 und die Vorbereitungen sollten abgeschlossen sein, bevor der Winter kommt.

Erst habe ich das notwendige Gelände abgesteckt und den Platz für einen erforderlichen Unterstand ausgesucht. Für den Unterstand sahen wir einen Carport in den Maßen 3 x 5 Meter vor. Nun ging es auf den Baumarkt, um alles notwendige Baumaterial zu bestellen (Carport, Betonsteine für den Fußboden, Rasenkantensteine für die Einfassung, Holz für die Verkleidung des Carports, Zaunsäulen und Zaunmaterial für die Umzäunung des Geländes und Holz für eine Futterraufe). Dann begannen die Arbeiten: den Boden bereiten, die Rasenkantensteine setzen, Sand für den Unterbau einbringen, die Halterung für den Carport einbetonieren und den Fußboden pflastern. Der Carport konnte kommen und aufgestellt werden. Nachdem das geschehen war, brachte ich am Carport an drei und einer halben Seite die Verkleidung an. Jetzt war erst einmal der Schutz für die Alpakas bei schlechtem Wetter oder zu großer Hitze vorhanden. Anschließend habe ich die Gründungslöcher für die Zaunsäulen gebohrt und die Zaunsäulen einbetoniert. Der Zaun musste eine Länge von 100 Metern bekommen und unmittelbar an unser Grundstück anschließen. Dazu waren 36 Zaunsäulen erforderlich. Die Löcher mussten gebohrt werden, damit die Zaunsäulen auch einbetoniert werden konnten. Eine Menge Arbeit war zu bewältigen. Unser Grundstück wird durch eine große Hecke begrenzt. Diese Hecke sollte gleichzeitig die Koppel vom Grundstück abgrenzen. Danach habe ich den Spanndraht gezogen, den Maschendrahtzaun angebracht und am Spanndraht befestigt. Die Eingangstür und zwei Tore haben wir auch entsprechend vorgesehen. Nun musste noch eine Futterraufe her, damit die Alpakas als Ergänzung zum Gras auch Heu fressen konnten. Inzwischen war es November geworden. Wir konnten die notwendigen Arbeiten wie geplant vor dem Winter abschließen.

Die Alpakas konnten bald kommen. Aber, ach Gott, ich brauchte ja noch Heu und Futterrüben. Wo die nur so schnell hernehmen? Doch auch das war lösbar und in einer mächtigen Fuhre habe ich mit dem Auto und dem PKW-Anhänger einen Riesenballen Heu geholt. Bei dieser Fahrt habe ich vor Anstrengung und Aufregung mächtig geschwitzt. Ich war völlig fertig, als ich zu Hause angekommen bin. Das nächste Mal muss ich das anders organisieren. So einen Transport kann ich nicht noch einmal machen. Das Heu habe ich dann in einem Teil des Unterstandes deponiert.


Die Alpakas können kommen, der Unterstand ist fertig

Jetzt war die Spannung mächtig gestiegen, die Erwartungen waren riesengroß. Wir sind immer mal nach Wolteritz gefahren, um uns unsere künftigen Hengste anzuschauen. Bei diesen Besuchen haben wir immer etwas Brot zum Füttern mitgenommen, damit die Alpakas uns schon etwas kennen lernen. Endlich war es soweit. Der 11. Februar 2006 war in Sicht und die zwei ausgesuchten Hengste sollten gebracht werden.

Nun war der Tag gekommen, wir sind nach Wolteritz gefahren, um unsere zwei Hengste mit aufzuladen und nach Kyhna zu transportieren. Beide Hengste sind miteinander verwandt, sie sind sozusagen Halbbrüder, denn sie haben den gleichen Vater, aber unterschiedliche Mütter.


Nun wollen wir mal das neue Zuhause begutachten

So ist damit auch die unterschiedliche Statur der Tiere zu erklären. An diesem Tag lag leider noch Schnee. Die Alpakas wurden abgeladen und auf die Koppel gebracht.

Sie haben sich recht schnell eingewöhnt und ihr neues Zuhause in Besitz genommen. Wir hatten auch gleich einen Kotplatz eingerichtet, der von den Tieren sofort angenommen wurde. Alpakas benutzen nämlich eine „Toilette“ und gehen immer wieder zum selben Platz zurück, um ihre Notdurft zu verrichten.

Die erste Aufregung gab es in der ersten Nacht. Bei einer abendlichen Kontrolle waren die Tiere plötzlich verschwunden. Sie waren weder im freien Gelände noch in ihrem Unterstand zu finden. Was war da los???

Nach gründlicher Suche fanden wir sie im Unterstand für den PKW-Anhänger unter dem Anhänger liegend. Als wir hinkamen, sind sie auch gleich aufgestanden und haben den Weg zu ihrem vorgesehenen Platz in ihrem Unterstand gefunden und sich dort wieder hingelegt. Jetzt war ich erst einmal beruhigt, bin aber nach einer Stunde noch einmal nachsehen gegangen und was soll ich sagen, sie waren wieder weg. Diesmal haben wir sie gleich unter dem Anhänger gefunden. Nun ging die gleiche Prozedur los. Den Rest der Nacht sind sie aber an dem für sie vorgesehenen Platz geblieben. Am nächsten Tag habe ich den Unterstand für den Anhänger gleich verschlossen, um eine weitere solch aufregende Nacht zu vermeiden.

Jetzt verlief zunächst alles normal. Pablo und Pedro haben Gras gefressen und täglich ein Stück Futterrübe. Zeitweilig musste ich das Gras vom Schnee befreien. Die Alpakas haben das dankend angenommen. Das Heu wurde von ihnen am Anfang verschmäht. Als sie das erste Heu gefressen haben, war ich sehr froh, da ja nun alles in geregelten Bahnen lief.

Gleich vom ersten Tag an konnten wir die unterschiedlichen Charaktere der Tiere bemerken. Pablo, der größere der beiden Hengste, war sofort aufgeschlossen und Pedro ist unser kleines Sensibelchen. Und das ist er bis heute geblieben. Er hat sicher die Trennung von der Mutter nicht so schnell verkraftet, hat immerzu so vor sich hingegrummelt (Äh, äh, äh, äh …). Das macht Pedro auch heute noch, wenn ihm etwas nicht so richtig behagt. Aber sonst vertragen sich unsere zwei Hengste gut.


Ein friedliches Miteinander beim Heufressen

Am Anfang haben wir gedacht, die Tiere fühlen sich nicht wohl oder sind gar krank. Wir hatten ja noch keine richtige Erfahrung, wie sich solche Tiere gewöhnlich verhalten. Mit der Zeit hat sich das aber gegeben. Wir haben uns richtig aneinander gewöhnt. Ich habe mir dann immer gesagt, auf anderen Koppeln sind die Alpakas auch unbeobachtet und bewegen sich nach ihrem Befinden. Ich hatte am Anfang nur immer das Problem, dass ich die Tiere fortlaufend sehen konnte und mir so unnötige Gedanken gemacht habe. Mit der Zeit habe ich mich daran gewöhnt und mache mir nun nicht mehr so tolle Sorgen, wobei man die Alpakas trotzdem immer beobachten sollte, um sicher zu gehen, dass sie auch gesund sind. In der Zukunft hat sich das bei einigen Ereignissen als nützlich erwiesen. Jetzt ist die Eingewöhnungszeit vorüber und man kann sehen, dass die Tiere sich wohl fühlen. Ich musste mich eben auch erst an die Alpakas gewöhnen und sie sich nicht nur an mich.

Die ersten Sorgen begannen, als Pablo, verfressen wie er nun mal ist, wahrscheinlich ein zu großes Stück Rübe verschluckt hat. Dieses Stückchen ist in seiner Speiseröhre stecken geblieben. Er ist rumgerannt, hat sich hingeworfen und hatte Schaum vor dem Maul. Er hat sich nicht so verhalten, wie normal. Man konnte sehen, wie ihm das Atmen schwer fiel. Ich habe sofort die Tierärztin angerufen, als ich sah, wie er sich quält. Sie sagte gleich: „Da müssen wir etwas unternehmen, denn sonst besteht die Gefahr, dass Pablo erstickt.“ Sicherlich könnt ihr euch meine Aufregung vorstellen. Jetzt war ich gleich selber mit krank. Die Tierärztin hat den Schaden mit einem Schlauch beseitigt, den wir vorsichtig über das Maul in die Speiseröhre eingeführt haben. Damit haben wir den Fremdkörper ganz langsam in den Magen geschoben. Nach einer Weile sagte die Ärztin, nun müssen wir aber aufhören, sonst kommt der Schlauch hinten wieder raus. Sie hatte also bei der Angelegenheit immer noch Humor. Nach dieser Prozedur ging es Pablo bald wieder besser. Die Tierärztin hat am Abend noch einmal nach dem Patienten gesehen, ob auch alles in Ordnung war. Von jetzt an habe ich die Futterrüben in kleine Stücke zerschnitten, damit das nicht noch einmal passiert.

 

Jetzt konnten wir die nächsten Aktivitäten angehen. Die ersten vorbeugenden Impfungen waren fällig. Die beiden Hengste haben auch das gut überstanden.

Der Lernprozess war trotzdem sehr groß für uns. Wir hatten die Empfehlung, den Tieren Futtermais und Quetschhafer zusätzlich zum Heu zu verabreichen. Das lehnten die Alpakas ab. Sie haben in den ersten Tagen nur Gras gefressen.

Wichtig ist, dass man die Tiere täglich beobachtet, um ihre Charaktere, ihre Verhaltensweisen und auch Besonderheiten zu erfassen.

Nachdem das Problem mit der verstopften Speiseröhre behoben war und wieder Ruhe und Ordnung auf der Koppel eingezogen war, folgte die nächste Aufregung auf dem Fuße. Bei wem konnte denn schon wieder etwas passiert sein? Bei Pablo natürlich. Er hatte sich am Fußnagel verletzt. Der Fußnagel stand regelrecht quer am Fuß. Und wieder musste die Tierärztin zu Hilfe gerufen werden. Sie ist sehr nett und kommt auch gleich. Jetzt war eine kleine Operation auf der Koppel fällig, denn der querstehende Nagel musste entfernt werden. Mit einem Ruck war alles vorbei. Pablo hat ein wenig gezuckt. Danach wurde nur noch ein Verband angelegt, damit in die Wunde kein Schmutz gelangen konnte. Zur Desinfektion hat Frau Dr. Grohmann den Fuß noch mit einem heilenden Mittel eingesprüht und dann den Verband angelegt. Der sollte wenigstens zwei Stunden halten. Aber unser Pablo ist zwei Tage stolz mit seinem Verband rumgelaufen und als wir ihn entfernen wollten, da war er schon ab und lag im Gelände. Nun blieb mir nur noch übrig, den Verband zu entsorgen.

Wir hatten auch vor, mit den Alpakas irgendwann mal Trecking zu machen. Dazu mussten die Tiere vorher an das Halfter gewöhnt werden. Da haben wir uns aber etwas vorgenommen. Die Halfter haben wir noch anlegen können, aber damit laufen war schier ein Ding der Unmöglichkeit. Am heftigsten hat sich Pedro gebärdet. Er war wie ein störrischer Esel und hat sich einfach auf den Boden gelegt. Jetzt war überhaupt nichts mehr mit ihm anzufangen.

Zwei Hengste auf der Weide. Wer hat da das Sagen? Der Ältere (Pedro) oder der Größere (Pablo)? Die Rangordnung musste sich nun herausstellen, so dachten wir zumindest, als die Revierkämpfe begannen. Der größere Pablo springt auf den kleineren Pedro, versucht ihn zu Boden zu drücken und was macht der Kleine? Er versucht sich nach Kräften zu wehren, pfeift und quietscht und wenn das alles gar nichts hilft, denn spuckt er seinen Bruder voll. Zuerst habe ich mir Sorgen gemacht, weil mir der kleine Pedro leid getan hat, bis ich gemerkt habe, dass der ja den Großen auch anstachelt und sogar zu Boden wirft. Na, da war ich platt. Jetzt erst habe ich gemerkt, dass das Kampfspiele zwischen Jungen sind und keiner ernsthaft verletzt wird. Denn im Allgemeinen vertragen sich beide sehr gut. Nun kam meine Frau auf die glorreiche Idee, wir könnten uns doch noch eine Stute zulegen. Sie wollte sie mir zum 65. Geburtstag schenken. Na, so etwas kann man nicht als Überraschung einfach auf die Koppel stellen. Das muss schon gut überlegt und vorbereitet werden. Aber die Idee war gut und sollte doch in die Tat umgesetzt werden. Jetzt mussten wieder Angebote eingeholt werden, denn es sollte eine braune Stute sein und die Preise für so ein Tier gehen sehr, sehr weit auseinander. Am interessantesten fanden wir ein Angebot einer tragenden Stute aus Nasenberg. Also nichts wie hin und das Tier angesehen. Dort angekommen, sahen wir eine ganze Herde von schönen Tieren, darunter auch braune Jungstuten. Die tragende Stute war schon 7 Jahre alt. Gleich mit einer Geburt anfangen und dann noch der Preis!! Da sind wir doch stark ins Überlegen gekommen und haben uns letztlich für eine preiswertere braune Jungstute entschieden. Beim näheren Betrachten sahen wir, dass das eine wahre Schönheit ist.

Am 1. Mai 2006 war es soweit. Die Stute wurde gebracht und sogleich auf die Koppel gelassen. Nun war die Frage offen, wie wird sich die Neuangekommene auf der Koppel bzw. in der kleinen Herde einführen oder einfügen? Wird sie sich mit den beiden Hengsten vertragen? Die Spannung war riesengroß. Aber alles verlief besser als gedacht. Sie kam, sah und siegte. Die neue Stute, Coya, kam auf die Koppel, schaute sich um, beschnupperte die beiden Hengste und übernahm sofort das Kommando. Das hatten wir so nicht erwartet.

Sie war sofort die Chefin im Ring und bestimmte demzufolge auch, wo es langzugehen hat.

Bisher haben die beiden „Alten“ jede Nacht schön brav in ihrem Unterstand geschlafen. Damit war nun Schluss.

Die Dame hat bestimmt, wer was macht und wer wo schläft. Und da sie der Meinung war, es wird im Freien geschlafen, haben die beiden Hengste das natürlich auch gemacht. Die Vorherrschaft wird auch sichtbar, wenn es etwas Besonderes zu fressen gibt. Die Stute frisst am meisten, am schnellsten und bestimmt so, wer zu seinem Recht kommt oder nicht.

Ein weiterer Wunsch erfüllt. Wir hatten nicht nur zwei Hengste, sondern auch eine Stute. Die Alpakafamilie war komplett. Und das Wichtigste war, wir haben eine gute Wahl mit Coya getroffen. Sie ist ein wunderschönes Tier. Alle Leute, die an die Koppel kommen, bewundern sie und fragen nach ihr, wenn sie mal nicht gleich zu sehen ist. Sie ist so der allgemeine Liebling.


Ist das nicht ein schönes Tier, unsere Coya

Wir haben eine neue Attraktion eingeführt. Es gibt jeden Tag ein Leckerli, nämlich frische Äpfel. Das ist etwas für verwöhnte Gaumen. Wir verabreichen die Äpfel wohlweislich in drei getrennten Schüsseln. Die beiden Großen, Coya und Pablo, sind an ihren Schüsseln kaum zu halten. Nur unser Träumerli kommt immer etwas hinterher und wir müssen aufpassen, dass er seinen Teil auch abbekommt.

Coya scheint für mich eine besondere Sympathie zu entwickeln. Sobald ich auf der Koppel bin, kommt sie angerannt, manchmal in der Hoffnung, ein Leckerli zu bekommen, aber auch um mit mir zu schäkern. Wenn ich die Kotplätze sauber mache oder Unkraut entfernen will, kommt sie an um zu sehen, ob ich das auch richtig mache? Dann kommt sie ganz nah ran, steht meist hinter mir und zupft mich leicht an der Jacke oder der Hose. Sie hat mir sogar schon die Mütze vom Kopf gezupft, hat sie weggeworfen und ist dann weggerannt. Also, sie ist ein richtiger kleiner Schelm. Sonst gibt es keine besonderen Probleme. Alle fressen regelmäßig, Coya natürlich am meisten, dafür macht sie aber auch die größeren Haufen. Wie das so im richtigen Leben eben auch ist, oder? Insgesamt sind es sehr liebe Tiere und bereiten nur Freude. Der Aufwand an Pflege ist gering.

Letztlich überkam es mich plötzlich und ich wollte versuchen, Coya an das Halfter zu gewöhnen, denn die vorherige Besitzerin hat ja gesagt, dass Coya halftersicher sei. Und Coya hat es auch relativ leicht geschehen lassen, man muss sie nur zu fassen kriegen. Dann habe ich mit ihr den ersten Spaziergang außerhalb der Koppel unternommen. Sie ist sehr schön mitgelaufen und wollte alles sehen und beobachten. Alpakas sind eben neugierig. Manchmal musste ich sie auch beruhigen, wenn ihr Temperament mit ihr durchgehen wollte oder wenn sie sich durch irgendetwas erschreckt hatte. Alpakas sind sehr schreckhaft, wenn sie etwas bemerken, das ihnen unbekannt vorkommt. Ganz schlimm wird es, wenn ein Hund in die Nähe kommt. Sind sie allein auf der Koppel, dann begutachten sie ihn von weitem und bleiben ganz ruhig, denn bei Bedarf könnten sie ja weglaufen. Aber wenn sie am Halfter sind, überkommt sie die Panik. Wenn Coya bei dem Spaziergang bemerkt, dass wir der Heimat bzw. der Koppel näher kommen, dann wird sie immer schneller.

Wenn die beiden Hengste beobachten, dass ihre Coya weggeht, sind sie ganz aufgeregt und rennen wie wild auf der Koppel umher. Das nächste Mal versuche ich, alle drei mitzunehmen, mal sehen wie das klappt.

Die nächste Impfung war für Coya fällig und ich habe die Tierärztin gebeten, doch die Impfung durchzuführen. Sie kam auch zum vereinbarten Termin und wir wollten zu Coya auf die Koppel, aber das Mädchen war nirgends zu sehen. Weder auf dem Gelände noch im Unterstand. Na, da war gleich der große Schreck angesagt. Was war denn nun wieder passiert. Sie kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen. Auf einmal sagt die Tierärztin: „Sehen Sie doch einmal in den Garten, da läuft was Braunes rum.“ Und tatsächlich war das Coya, sie war durch die Hecke in den Garten gegangen, weil sie das Gras dort besser fand, nehme ich an oder um ihre Neugier zu befriedigen. Ich habe die Gartentür aufgemacht und Coya ist sofort wieder auf die Koppel gekommen. Nun konnte die Impfung erfolgen, die sie auch tapfer ertragen hat. Als Belohnung gab es dafür ein paar Apfelstückchen.