Zartherbe Wolllust

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Aus der Reihe: Nuancen der Lust
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Zartherbe Wolllust
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»Nuancen der Lust«

erotische Novellen


Nuancen der Lust

erotische Novellen


ELYSION-BOOKS TASCHENBUCH

BAND 4065

Auflage: September 2013

VOLLSTÄNDIGE TASCHENBUCHAUSGABE

ORIGINALAUSGABE

© 2013 BY ELYSION BOOKS GMBH, GELSENKIRCHEN

ALL RIGHTS RESERVED

UMSCHLAGGESTALTUNG: Ulrike Kleinert

www.dreamaddiction.de

FOTO: © Fotolia/ Raven

www.imaginary-world.de ISBN 978-3-945163-62-7 www.Elysion-Books.com

Inhalt

Zartherbe Wollust

von Antje Ippensen

Autorinnen

Zartherbe Wollust
von Antje Ippensen

Die schlanke junge Frau war unbekleidet. Im Licht der vielen dicken Wachsstümpfe schimmerte ihre Haut wie edle Seide, und man musste schon sehr genau hinsehen, um die blassen Male und Abdrücke zu erkennen. Eine schwarze Samtbinde, fest um den Kopf gewickelt, verhinderte, dass sie irgendetwas sah, und befreien konnte sie sich davon keineswegs. Ihre Lage wirkte unbequem, da sie an Armen und Beinen mit Eisenketten gefesselt war. Die Ketten verbanden ihre Hand- und Fußgelenke, jeweils in enge Schellen geschlossen, mit den weiß gekalkten Wänden des Kellergewölbes, an denen zweckmäßige Ringe befestigt waren. Vermutlich hatte man diesen unterirdisch gelegenen Raum schon immer als Verlies benutzt, denn er eignete sich ideal dazu, Gefangene anzuketten und sie einzukerkern, so lange man wollte.

Obwohl die Fesseln ihr fast jedweden Bewegungsspielraum raubten und sie darüber hinaus in obszöner Weise aufspreizten, schien die junge Frau – sie mochte Anfang oder Mitte 20 sein – ihre Lage seltsamerweise zu genießen. Ihre vollen zartrosa Lippen öffneten sich immer wieder zu einem entzückten Lächeln, und ab und an entwichen wohlige Laute ihrer Kehle, die sich nach »mhmm … mhmm …« anhörten und überhaupt nicht so klangen, als fände sie irgendetwas unangenehm. Ganz im Gegenteil.

Sie wand sich leicht, so dass ihre Ketten klirrten.

Alles, was sie noch über sich selbst wusste, war ihr Name. Als die Wellen lustvoller Empfindungen in ihr langsam abebbten, echote er beharrlich durch ihr Gehirn, dessen Nebel sich ein wenig lichteten. »Alicia – Alicia – Alicia«.

»Wundervoll«, erklang eine männliche Stimme, nicht weit vom Fußende der Lederpritsche entfernt, auf der sie in Ketten lag.

Alicia zuckte ein bisschen zusammen; dies war eine fremde Stimme, dunkel und voll, nicht so wie die schnarrende des »Hageren« oder die hohe des »Dicken«, wie sie ihre beiden Entführer nannte.

Die Namen der beiden kannte sie nicht, und auch von ihnen wurde sie nie namentlich angeredet. Für die war sie eine Nummer.

Sie schätzte sich glücklich, sich selbständig an ihren eigenen Namen zu erinnern. Alicia. Er gefiel ihr, rollte leicht von der Zunge und hatte einen schönen Klang.

»Nicht wahr, Sir?«, fistelte der Dicke eilfertig, servil. »Sie hat das gewisse Etwas, und wie wir Euch schon sagten, sind wir überzeugt davon, dass sie für Eure Zwecke hervorragend geeignet ist.«

»Wir werden sehen«, sagte der Fremde. Oh, seine Stimme. Sie kam näher, ihr Timbre strich gleichsam über Alicias entblößten Körper wie der Geigenbogen über Saiten und brachte ihre Nerven zum Vibrieren …

»Ist sie vorbereitet?«, wollte der Fremde nun wissen.

»Ja«, antwortete der Hagere knapp. Er war der wortkarge von den beiden.

»Ich werde sie der ersten Probe gleich jetzt unterziehen und der zweiten in drei Tagen. Und wenn sie besteht, muss sie reisefertig gemacht werden. Wird das funktionieren?«

»Aber sicher!«, rief der Dicke aus. »Natürlich wird es das, Ihr könnt Euch absolut darauf verlassen – wir kümmern uns um alles und sie enttäuscht Euch bestimmt nicht. Es ist ihre Bestimmung. Eine Stroma reinsten Wassers.« Er brach in ein schrilles Lachen aus, in das niemand einstimmte.

Alicias feines Näschen kräuselte sich unmerklich. Sie konnte den Dicken nicht ausstehen, und auch der Hagere war kein Mann, den sie sich freiwillig ausgesucht hätte. Dennoch hatten selbstverständlich beide schon auf ihr gespielt, und sie hatte es ebenso selbstverständlich genossen.

»Probiert sie aus, Sir«, knurrte der Hagere. »Sie gehört Euch.«

»Und dann werdet Ihr selber feststellen, was für ein unglaubliches kleines Luder sie ist«, fügte der Dicke grinsend hinzu; Alicia war sich sicher, dass er breit und schmierig grinste, sie hatte das oft genug gesehen. Meistens, wenn ihre Kidnapper sich über sie hermachten, war sie ohne Augenbinde gewesen – die Männer bevorzugten es so. Ohne Zweifel waren ihr die Augen heute auf Wunsch des Neuankömmlings verbunden worden.

»Lasst mich jetzt mit ihr allein«, forderte der Fremde nun. Ja, er war es gewohnt zu befehlen. An den Geräuschen sich entfernender Schritte und dem hallenden Schlagen mehrerer Eisentüren erkannte Alicia, dass ihre zwei Wächter dem bestimmt ausgesprochenen Wunsch ihres Besuchers nachgekommen waren. Er musste eine höchst machtvolle und einflussreiche Persönlichkeit sein, denn nach allem, was sie vom Hageren als auch vom Dicken wusste, waren sie alle beide Gauner und so hart wie Hickoryholz.

»Mein Name«, sagte der allein übrig gebliebene Mann mit seiner berückenden volltönenden Stimme, »ist Malachyd, doch du wirst mich mit Mylord anreden, ist das klar?«

»Ja, Mylord«, erwiderte Alicia unverzüglich. Im Augenblick reizte es sie nicht, die Konsequenzen für Ungehorsam zu erfahren. Das hatte Zeit.

»Du selbst hast hier keinen Namen – du bist Nummer 8. Ich will dich nicht entmutigen, ganz im Gegenteil, denn was ich eingangs sagte, meinte ich ehrlich: Dein Aussehen ist exquisit; du wirkst annähernd perfekt. Aber wisse dennoch, dass ich nicht leicht zu beeindrucken bin.«

»Ich verstehe, Mylord.«

Eine Pause trat ein.

»Das wird sich herausstellen«, meinte Lord Malachyd, die Kühle eines Bergquells in seiner Stimme.

Was Alicia dann hörte, reichte aus, um erste zarte, dunkel glitzernde Wellen der Lust durch ihren Unterleib laufen zu lassen – es war der Klang von Leder, das an anderem Leder und an Stoff rieb.

Im nächsten Moment spürte sie die Peitschenschnüre, die über ihre Schenkel und Hüften glitten. Sanft. Fast unhörbar seufzte Alicia. Sie hielt für Sekundenbruchteile den Atem an, als die ledernen Riemen kurz darauf ihren flachen Bauch streichelten, bevor sie zu den wohlgerundeten Brüsten übergingen.

»Die Peitsche ist ein äußerst nützliches Instrument«, dozierte Lord Malachyd. »Sie kann belohnen und bestrafen, warnen, disziplinieren, und … quälen.«

Was du nicht sagst, dachte Alicia insgeheim mit leisem Spott.

Sie erwiderte nichts, da der Lord ihr ja auch keine Frage gestellt hatte. Er hatte sich ihrem Lager noch mehr genähert, stand so dicht bei ihr, dass ihr sein herber männlicher Geruch in die Nase stieg.

Die Peitschenriemen zog er wieder weg. Als er unvermittelt, mit großen, warmen Händen, ihren Körper abzugreifen begann, wobei er bei den Füßen anfing, sprang etwas wie ein klarer glühender Funke auf Alicia über, und sie seufzte abermals tief auf. Fast war es schon ein Stöhnen.

Für einen winzigen Moment wehrte sie sich dagegen, dann ließ sie sich vollkommen in seine festen Zugriffe fallen, und … sie spürte einfach, dass es richtig war.

Sie hörte sein beifälliges Brummen.

»Es gibt Stromas, die es über die Maßen lieben, mit der Peitsche behandelt zu werden.«

Schwang da ein Anflug von Missbilligung in seiner herrlichen Stimme mit? Und: Wieso machte er überhaupt diese Bemerkung? Alicia hatte das Gefühl, auf einmal klarer denken zu können als jemals in der letzten Zeit, seit sie sich in der Gewalt des Hageren und des Dicken befand; denn auf die eine oder andere Weise war sie immer benebelt gewesen. Jetzt war ihr, als risse eine Wolkendecke in ihrem Geist auf und ließe helles Sonnenlicht hinein. Sie hatte keine Ahnung, wieso das plötzlich geschah, freute sich aber, und machte umgehend Gebrauch davon.

Dieser Satz … weshalb klang er so, als wollte Lord Malachyd ihr einen verschlüsselten Hinweis geben?

Der Lord hatte inzwischen die Inspektion ihres Körpers beendet. Die Beschaffenheit der Haut und der Muskeln hatte er geprüft und auch in ihrem Mund nach Spuren von Zahnfäule getastet, als sei sie ein Pferd. Es gab nichts zu finden, Alicia erfreute sich außerordentlicher Gesundheit.

Als er nun die Peitsche sirrend durch den Raum schwang, dass Alicia ihren Luftzug spürte und in Vorfreude, Vorangstlust ein wenig erschauerte, ertappte sie sich dabei, wie sie sich nach dem Biss des Leders sehnte, und – urplötzlich wusste sie, das war falsch! Hier handelte es sich um einen Test, und das bedeutete …

… flüssiges heißes Kerzenwachs! Lord Malachyd ließ es offenbar aus gewisser Höhe herabträufeln, viele Tropfen bis hin zu Strömen prallten auf die zarte Haut ihrer Schenkel, und brennende feurige Schmerzen fraßen sich punktartig in sie hinein, und Alicia schaffte es, beherrscht zu bleiben, nur ihr gesamter Körper spannte sich, einem Bogen gleich.

 

Unsichtbar zitterte darunter ein schwacher Bogen aus Lust.

Deutlicher jedoch empfand sie eine Spur Triumph. Sie hatte damit gerechnet, dass sie nicht die Peitsche fühlen würde. Jedenfalls jetzt nicht.

Der Lord beendete diese Probe damit, dass er die Kerze über ihre Brüste hielt und unbarmherzig die zarten Höfe mit den aufgerichteten Knospen beglückte. Es schmerzte intensiv. Alicia stöhnte zischend, während ihr Tränen in die Augen stiegen – manche Topsados mochten es, die Stroma weinen zu sehen, doch solange sie nicht wusste, zu welcher Sorte Lord Malachyd gehörte, war sie ganz froh, eine Binde zu tragen.

Seine Hand, nach der sie bereits jetzt heftig verlangte, fuhr halb grob, halb zärtlich durch ihre rötlichflaumige Scham, benetzte sich mit ihrer Feuchtigkeit.

»Hmmm … hervorragend. Du gefällst mir mehr und mehr, süße kleine Nummer 8.« Alicias überfein gewordenes Gehör nahm wahr, dass er das nicht nur einfach so daherredete; sein Atem hatte sich – auf vornehme, zurückhaltende Weise – beschleunigt.

»Ich möchte den Ausdruck in deinen Augen sehen.«

Diesen Worten ließ er sogleich Taten folgen, und im nächsten Augenblick blinzelte Alicia in das flackernde, blendende Kerzenlicht. Sie wusste, dass ihre Augen so braun und glänzend waren wie frische Rosskastanien.

Die Erscheinung ihres Lords übertraf ihre Erwartungen. Sie hatte ihn sich nicht so athletisch vorgestellt, sondern dünner; er war groß und dunkel bis auf die Augen, die sie an die einer Raubkatze erinnerten, obwohl sie perlgrau gefärbt waren.

Gekleidet war er modisch in Leder, Samt und Metall, eng anliegend.

»Es geht sofort weiter«, flüsterte Lord Malachyd mit heiserer Stimme, und panthergleich ging er einmal um sie herum oder jedenfalls im Halbkreis oder in einer U-Form. Die Peitsche hielt er dabei locker in der Hand.

Alicias Zunge fuhr in nervöser Erwartung über ihre Lippen. Sie fragte sich, wohin die Riemen als erstes fallen würden, und wie stark.

Es gab keinen Grund zur Sorge. Sie hatte insgeheim mit weiteren, womöglich noch unangenehmeren Überraschungen gerechnet.

Die ersten Hiebe sausten auf ihr bloßes Fleisch herab – trafen die Vorderseite ihrer Oberschenkel – und hinterließen ein zartes Brennen sowie kaum sichtbare Rötungen. Der Lord wärmte sie behutsam auf.

Als habe er ihre Gedanken gelesen, äußerte er während der Prozedur, unter der sie wohlig stöhnte, flüsternd: »Kleine Nummer 8, es soll ebenso deiner Lust dienen wie der des Topsados, wenngleich die seine natürlich immer im Vordergrund steht.«

»Ja, Mylord«, wisperte Alicia.

»Da würde ich ja nun zu gerne wissen, worauf sich dein ‚Ja, Mylord‘ bezog«, schmunzelte er daraufhin.

Die Schläge wurden kräftiger, trafen sehr empfindliche Stellen, auch ihre Brüste samt Spitzen. Sie waren aber noch gut zu nehmen für Alicia, ließen sich leicht in jenes süß strömende Entzücken wandeln, das den Schmerz aufsog und ihn zu dem machte, was für andere Menschen liebevolle Stimulation ihrer Geschlechtsteile war. Derweil er sie überlegt und mit tiefer Ruhe schlug, hielt der Lord ständigen Augenkontakt mit ihr, sein Blick verband sich mit dem ihren; sie liebte das und dachte mit einem warmen Gefühl: Oh, er ist ein Könner, wenn nicht gar ein Connaisseur!

Sie wusste nicht mehr, woher sie dieses Wort kannte, aber es schien direkt aus ihrer Erinnerung zu ihr zu brennen.

»Wie ist es für dich, wenn du die Peitschenriemen auf deinen Körper zusausen siehst?«, fragte der Lord.

»Schrecklich und schön, Mylord.«

Ein sehr scharf geführter Streich traf die Innenseite ihres linken Oberschenkels. Der würde eine Spur hinterlassen. Alicia schrie langgezogen, bäumte sich in ihren Ketten auf, sah aus halbgeschlossenen Augen Lord Malachyds erfreutes Lächeln.

Gleich darauf kam besänftigend seine große Handfläche zu der wie Säure brennenden Stelle, legte sich, den Schmerz mildernd, auf die Haut.

»Mhmmm …«, seufzte Alicia und entspannte sich augenblicklich wieder.

Sie genoss das Wechselbad der Empfindungen in vollen Zügen, wenngleich sie ahnte, dass dies erst der Anfang war.

Der Lord legte die Peitsche zur Seite und lächelte wieder.

Was er dann hervorzog, sah Alicia zum ersten Mal. Staunend riss sie ihre Kastanienaugen weit auf. Das Ding sah aus wie ein kleines eisernes Fahrrad, doch als Lord Malachyd einen gleichfalls metallenen Knopf an ihm drückte, sprangen an den Rädern lauter Stacheln heraus. Sie waren zwar abgerundet, aber immer noch spitz genug.

Und genau damit fuhr der Lord nun beharrlich alle Bereiche ihres Körpers ab, die er gepeitscht hatte, vollzog die Züchtigung somit noch einmal nach, und das prickelte und stach und loderte wie eine Million Funken, die ihre arme Haut peinigten … damit verglichen, war das Gefühl von heißem Wachs geradezu harmlos gewesen.

Lächelnd lauschte ihr Peiniger ihren Schreien, ergötzte sich am Anblick ihres sich in den Fesseln windenden Leibes. Als er eine kleine Pause einlegte, gewahrte Alicia seine Erregung – unübersehbar für ein scharfes Auge trug sein ledernes Beinkleid eine Wölbung im Schritt.

Das erfreute sie sehr; sogleich wünschte sie sich, sein Geschlecht zu spüren, ganz gleich wie, ganz so, wie es ihm beliebte.

Die Pause dehnte sich aus … der Lord tauchte zwei seiner Finger in die Nässe ihres Schoßes, und sie stöhnte lauter denn je, rau und wild.

Er fuhr fort sie mit dem Stachelrad zu quälen, doch allmählich gewöhnte sich Alicia an den Reiz und dachte fast verächtlich: Er sollte mich lieber wieder züchtigen. Bestimmt kann er nicht nur mit der Peitsche hervorragend umgehen.

Lord Malachyd hatte sich umfassend vorbereitet. Er zeigte Alicia eine Schale mit warmem Wasser und alles, was man brauchte, um einen Bart zu stutzen.

»Was mir nicht so zusagt, ist das Vlies über deinem Heiligtum, mein Kind. Bist du nie rasiert worden, nein? Oder tatest es selbst? – Oh verzeih, du kannst dich natürlich nicht daran erinnern.« Er schoss einen wachsamen Blick auf sie ab, den sie mit kindlicher Unbefangenheit erwiderte.

Und dann schäumte er sie zwischen den Beinen ein, nahm das Rasiermesser und entfernte jedes noch so kleine hellrote Haar, bis Alicia sich ganz und gar nackt fühlte. Es war eigenartig, aber auch schön.

Äußerst angenehm war es, wie die Hände des Lords auch hierbei wieder über die jetzt samtig-weichen, rosenblättrigen Schamlippen fuhren, sie wuschen, danach versonnen streichelten, ohne ihr weh zu tun.

Sie lächelte ihn an.

Es überraschte sie nicht, dass er das zum Anlass nahm, sie wieder kälter und strenger zu behandeln.

Er löste ihre Ketten und befahl ihr, aufzustehen, ein paar Streck- und Dehnübungen zu machen. Sie gehorchte mit vollendeter Anmut, präsentierte ihren hübschen Körper dabei lasziv, und ihr Lächeln wandelte sich langsam in ein leichtes Grinsen mit einem Anflug von Frechheit.

Auf der Stelle ohrfeigte sie der Lord dafür; nicht hart, aber so, dass es sie wieder in ihre Schranken wies.

»Verzeiht mir, Mylord«, bat sie demütig, wobei dennoch ein Leuchten in ihren Augen blieb.

»Dieses Mal, ja«, sagte er barsch. »Dass du aber fünf Extrahiebe bekommst, ist dir hoffentlich klar.«

Anmutig kniete sie vor ihm nieder.

»Ich bitte um zehn, Mylord.«

Er lachte anerkennend. »Ah, wahrhaftig, eine echte Stroma, so wie die beiden Kerle es versprachen. Doch noch hast du nicht bestanden. Dir steht noch einiges bevor.«

Daran zweifle ich nicht.

Er befahl ihr, sich wieder auf die Pritsche zu legen, diesmal jedoch bäuchlings.

Nachdem sie erneut gefesselt war, ging die Prüfung weiter. Es war unglaublich köstlich, seine Handfläche auf ihrem Gesäß zu spüren, viele Male, Schmerzen und Lust nahmen dabei gleichermaßen zu, sie wimmerte und spürte abermals süße Tränen in sich aufsteigen.

Dann kam die Reitgerte an die Reihe. Wie ein Regen aus purer Glut prasselten die Schläge auf sie nieder. Das Ziel des Lords waren hauptsächlich ihre prallen festen Gesäßbacken, doch verschonte er auch die Schenkel nicht, und jetzt konnte sie wieder nicht sehen, nicht abschätzen, wie hart und wo genau die Gerte treffen würde. Sie war ihr und der Hand, die sie führte, hilflos ausgeliefert, und davon namenlos erregt.

Ihre Scham pochte so heiß, dass sie beinahe glaubte, dieses Feuer könne nie gelöscht werden.

Gleichzeitig wunderte sie sich. Eigentlich hätte sie schon längst wieder vom Rausch der Wollust übermannt sein müssen, benebelt und unfähig zu denken. So wie sonst.

Statt dessen wurde sie klarer und wacher mit jedem Hieb, der fiel.

Mit einer Mischung aus Entsetzen und Ekstase registrierte sie die starke Anziehungskraft, die von dem Lord ausging – das war es, wodurch sich dieses Spiel von den anderen unterschied – und gab es da womöglich einen Zusammenhang zu ihrer neu gewonnenen Klarheit?

Die Reitgerte wurde abgelöst vom Rohrstock aus Rattan, den die meisten Stromas fürchteten. Alicia bildete da keine Ausnahme.

Sie schrie laut schon nach dem dritten Hieb, nach dem siebenten bettelte sie, und zur gleichen Zeit flossen Bäche reinster Lust aus ihr heraus.

Mit einem sardonischen Lachen meinte der Lord, dass sie die zehn Extraschläge gewiss mit der Stahlrute haben wolle, und vor Schreck verstummte Alicia auf der Stelle.

Die Stahlrute.

Sie hatte sie noch nie gefühlt, das wusste sie auf einmal haargenau. Ein Hauch Neugier regte sich in ihr und das, obwohl ihr Hintern loderte wie das Fegefeuer.

Als der erste beißende Hieb mit der biegsamen, stählernen Rute Schmerzwogen durch ihren gesamten Körper sandte, von den Haarwurzeln bis zu den Fußsohlen, kamen die Erinnerungen.

Bilderfetzen zunächst nur. Ihre Wohnung, in der sie auch ihr Gewerbe ausübte. Ein zorniger alter Mann, der ihr mit seinem Krückstock drohte – ihr Vater! – Ein Möbelstück, das sie noch nicht deutlich erkennen konnte, weil es mit violetten Seidenschleiern bedeckt war.

Diese kostbaren Stücke aus ihrem stillgelegten Gedächtnis kamen und gingen wie Wetterleuchten. Aber sie formten Teile ihrer gelöschten Persönlichkeit neu.

Ein Wunder.

Während die grausamen Schläge sie schreien und schluchzen ließen, fühlte sich Alicia gleichzeitig von gewaltigen Kräften durchströmt.

Es war nicht eben leicht, dieses Gefühl in sich verborgen zu halten, doch das musste sie um jeden Preis tun, dies war ihr klar.

Ich scheine ohnehin kein ganz und gar törichter Mensch zu sein, überlegte sie, als die brennende Schmerz-See ihren geschundenen Körper langsam wieder freigab … losließ, bis schließlich nur noch Wellen-Funken ihre Nerven zum Vibrieren brachten. Die Frage ist nur, wie konnte ich mich von zwei solchen Kreaturen wie dem Hageren und dem Dicken übertölpeln und in diesen willenlosen Zustand versetzen lassen?

Zweifellos steckte ein finsteres Geheimnis dahinter. Mit Lord Malachyd als Topsado war sie jedoch sehr zufrieden; ihm verdankte sie ihr Erwachen. Zudem durchströmte sie nach der Züchtigung ein herrliches Gefühl von Erleichterung und Entspannung, sie hätte in Schlummer versinken mögen, am liebsten an ihren Herrn geschmiegt.

Natürlich wusste sie, dass ihr das nicht vergönnt sein würde.

Die grauen Augen des Lords musterten sie jedoch mit großer Intensität, fast Innigkeit, was sehr stark darauf hinwies, dass auch ihn ihr Spiel nicht kalt ließ, dass es längst mehr für ihn war als eine bloße Prüfung, etwas, was ihn sonst eigentlich auch hätte langweilen müssen, nach sieben Probandinnen vor ihr.

Er löste ihre Fesseln, drehte sie behutsam auf den Rücken, was schmerzte, aber auszuhalten war; und diesmal wurden ihr die Ketten nicht wieder angelegt.

Im Nachklang der Auspeitschung fühlte Alicia immer noch wohlige Wärmeströme, die durch ihren Körper rannen, und in ihrem Heiligtum, wie ihr Peiniger es so poetisch genannt hatte, pulsierte das Verlangen.

Lord Malachyd trat an das Kopfende der Pritsche. Seine Hüften waren auf einer Höhe mit ihrem Gesicht, das sich in wortlosem Gehorsam zu ihm hindrehte. Alicia weiterhin aufmerksam fixierend, öffnete er sein Beinkleid.

Er befahl ihr nichts; das musste er auch gar nicht, denn sie ersehnte es geradezu – als ihr sein hartes Geschlecht entgegenschnellte, teilten sich ihre Lippen sogleich willig und umschlossen zart die Spitze. Seine Augen blitzten, seiner Kehle entwich ein knurrender, fast wölfischer Laut, und er schob sich tiefer in sie hinein. Alicia nahm die Hände nicht zu Hilfe. Allein mit Zunge und Lippen verwöhnte sie seinen hellen, stark geäderten Schaft so vollendet, dass es ihn erstaunte, das konnte sie spüren.

 

Er stieß heftiger zu, und sie passte sich seinen fordernden Bewegungen mühelos an; sie war überaus kundig in dieser Praktik.

»Ah, sehr gut!«, keuchte er und mit diesem Ausruf ergoss er sich, halb in ihren Mund, halb zwischen ihre Brüste, indem er sein Geschlecht herauszog und seinen Samen großzügig auf ihrer Haut verteilte.

Genießerisch leckte sie sich die Lippen und strahlte ihren Topsado an … er atmete heftig im Nachvibrieren seines Höhepunktes, doch schnell fing er sich wieder und stieß verwundert hervor: »Kaum zu glauben, dass du nur eine Hure bist.«

Plötzlich zogen sich seine pechschwarzen Brauen misstrauisch zusammen. »Ich finde dich wirklich exzellent, Nummer 8 – sage mir jetzt sofort, ob du irgendetwas von dem Zwecke weißt oder ahnst, zu welchem du hier bist!«

Seine beeindruckend große Hand, die sie jetzt am liebsten zwischen ihren Schenkeln gespürt hätte, legte sich um ihren schlanken Hals.

Alicia schaute ihm schnurgerade in die Augen.

»Nein, Mylord.«

Sein Daumen presste sich auf die empfindlichste Stelle unter ihrem Kinn, drückte leicht zu.

»Ganz sicher?«

»Ganz sicher, Mylord.« Obschon ihre Stimme ein kleines bisschen angestrengt klang, lächelte sie weiterhin.

Eben das schien ihn zu überzeugen. »Na gut. Ich glaube dir. Bete, dass du dir deine reine Ahnungslosigkeit erhältst, Nummer 8. Weißt du, was geschehen würde, falls nicht?«

»Was, Mylord?«

»Ich müsste dich töten.« Seine Stimme, dunkler denn je, war das Schnurren von Zahnrädern einer kalten gefühllosen Maschine, die unbeirrt genau das ausführte, wozu sie konstruiert worden war.

Alicia gelang es, einen naiven sanften Gesichtsausdruck zu bewahren – bloß nichts andeuten, weder in Worten, Lauten noch in der Mimik, was abermals etwa den Argwohn des Lords hervorgerufen hätte! Sie tat außerdem so, als sei sie noch in den feuchten klebrigen Netzen ihrer eigenen Wollust gefangen und seufzte sehnsuchtsvoll.

Er ließ ihre schutzlose Kehle los und betrachtete sie, nun wieder amüsiert, was sich in den kleinen Fältchen um seine Augen herum abzeichnete.

Verstohlen bewegte sich Alicias Hand auf ihr Heiligtum zu.

Er fing ihr Handgelenk ab und verdrehte es ein wenig.

»Ich bestimme über dich, Kleine – und ich denke, diesmal sollst du keine Erlösung finden.«

Sie stöhnte rau, enttäuscht und erregt zugleich. Genau ein solches Verbot lässt meine Lust in qualvolle Höhen steigen

Er befahl ihr, sich einmal langsam herumzudrehen; seine Blicke streiften über ihren Körper und er meinte: »Sehr hübsche Striemen hast du.«

»Ja, Mylord – mir gefallen sie auch«, entfuhr es Alicia; gleich biss sie sich auf die Lippen, denn er hatte sie ja nichts gefragt und sie auch nicht zu einem Kommentar aufgefordert.

Doch Lord Malachyd reagierte gnädig auf ihren kleinen Regelverstoß; er nickte sogar zufrieden. Denn schließlich bedeutete es viel, dass sie selbst auch Freude an den Spuren auf ihrer Haut empfand; es hieß wiederum, dass sie eine wahre Stroma war.

Alicia lag nun wieder entspannt auf dem Rücken – so entspannt, wie es möglich war bei gleichzeitig lichterloh brennender Begierde.

»Du bleibst jetzt ohne Fesseln«, erklärte der Lord. Etwas Lauerndes, etwas hämisch Erwartungsvolles schwang in seinem Satz mit – erneut ein versteckter Hinweis?

Er verließ kurz den Kellerraum, und sie rührte sich nicht, was auch sehr klug war, denn er kehrte sofort zu ihr zurück, etwas in seiner geschlossenen Hand haltend.

Oh, was mochte das nur sein?!

Für einen winzigen Moment legte der Lord, dessen langes dichtes Haar ihm dabei ins Gesicht fiel, seine andere Hand auf Alicias Scham, bedeckte sie ganz, genoss ihr sehnsuchtsvolles Stöhnen und wie sie ihm die Hüften entgegenhob.

»Mhm, wie wundervoll heiß du bist«, murmelte er.

Dann fügte er leise und ernst hinzu: »Ertrage das, was jetzt kommt, so standhaft wie möglich.«

Alicia fühlte, wie sich ihre kastanienfarbenen Augen vor Angst weiteten bei dieser warnenden Ankündigung.

Was der Lord ihr dann zeigte, als er seine Hand öffnete, stellte sich als ein Bröckchen von Streichholzschachtelgröße heraus, durchsichtig wie Glas und ein wenig bläulich schimmernd.

Ein Eiswürfel!

Das war in der Tat sehr grausam, und als das Eis ihre hochempfindlichen, weil ihres natürlichen Schutzvlieses beraubten Schamlippen berührte, musste Alicia die Zähne zusammenbeißen und sich sehr, sehr beherrschen, um den Schock zu ertragen und sich nicht etwa aufzubäumen.

Lord Malachyd, als echter Topsado, grinste zufrieden.

»Bleibe still liegen, bis das Eis geschmolzen ist«, befahl er ihr abschließend. Dann betätigte er einen Glockenzug, den Alicia auch kannte; wenn sie nicht gefesselt war, konnte auch sie auf diese Weise ihre Kerkerwächter herbeirufen. Rasch nahten der Hagere und der Dicke – im Gegensatz zum Lord trugen beide ihr Haar stoppelkurz wie frisch entlassene Sträflinge.

Alle drei Männer musterten die reglos daliegende, kaum merklich zitternde Alicia schweigend.

»Und?«, erkundigte sich der Hagere dann.

»Ihr habt recht gehabt«, erwiderte Lord Malachyd, »und sie hat Teil eins der Prüfung glanzvoll bestanden. Heilt ihre Haut schnell?«

»Wenn Ihr keine blutigen Striemen hinterlassen habt, ja. Sehr schnell sogar.«

»Bis aufs Blut habe ich sie nicht gepeitscht. – Bei der endgültigen Transaktion, wenn es denn dazu kommt, wird sie eine Perücke tragen.«

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