Dem Vermieter verfallen - Verlieren verboten!

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Dem Vermieter verfallen - Verlieren verboten!
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Dem Vermieter verfallen - Verlieren verboten!




Titel Seite




Verlieren verboten!




Dem Vermieter verfallen




Inhalt







Abel Turek




Verlieren verboten!



Emilia war alleine, hatte kein Geld und kannte niemanden.



Dann war da dieser Vermieter … sie verlor sich in seinen dunklen Augen und sie wusste … das würde gefährlich für sie werden!





Impressum






Dem Vermieter verfallen



Was für eine Bruchbude!



Da stand sie also nun mit ihren beiden Koffern, einem Rucksack auf dem Rücken, einer prall gefüllten Handtasche unter dem Arm und etwa drei Lagen Kleidung, die nicht mehr in die Koffer gepasst hatten.



Emilia schluckte trocken, kalter Schweiß benetzte ihren Nacken.



Das soll ihr neues Zuhause sein? Auf den Fotos, die ihr der Vermieter geschickt hatte, sah das Haus irgendwie ansehnlicher aus. Stattdessen stand sie nun vor einem Mehrfamilienhaus, dessen Fassade abbröckelte und dessen Fenster wohl schon Jahre nicht mehr gestrichen worden waren.



Offenbar waren die Fotos in der Anzeige schon etwas älter. Emilia hatte unterbewusst die Luft angehalten. Ob das hier wirklich das Richtige war? Könnte sich irgendjemand hier wohlfühlen? Sie kam zwar nicht aus gehobenen Verhältnissen, aber dieses Haus taugte vermutlich noch nicht einmal für Studenten-WGs. Und davon hatte sie in den vergangenen Jahren viele gesehen.



Jetzt, da sie ihr Germanistik- und Anglistikstudium abgeschlossen hatte, war es Zeit für einen Neuanfang. Außerdem wollte sie weg aus Berlin, weg von ihrem Ex, weg von ihren scheinheiligen Freundinnen, die hinter ihrem Rücken stets über sie gelästert hatten, wie sie später erst erfahren hatte. Von Freundschaft konnte man hier also nicht sprechen.



Emilia war nicht so wie die anderen hippen Berliner Mädels: Sie schminkte sich so gut wie gar nicht, Alkohol schmeckte ihr kaum, und sie lag gern mit einem Buch in der Badewanne statt die Nacht durchzufeiern. Wahrscheinlich war sie deshalb auch nicht gerade beliebt gewesen in ihrer Studentinnen-WG.



Langweilig war sie allerdings nicht – fand Emilia jedenfalls.



Und nun war das hier also der Neuanfang in einem kleinen Örtchen in der Nähe von Hamburg. Emilia atmete noch einmal tief durch und stapfte in ihren drei Lagen Kleidung die drei Stufen zur Eingangstür hinauf. Bevor sie eine der vier Klingeln drücken konnte, wurde die Tür aufgerissen. Dass diese nicht aus den Angeln fiel, war alles.



Erschrocken schaute sie in das schmutzige Gesicht eines Mannes Anfang 40. „Hallo?“, fragte sie schüchtern.



„Frau Belmonte?“, fragte der Mann mit dem schmutzigen Gesicht.



„Ja?“ Dieser Kerl war Emilia einfach suspekt. Vom ersten Augenblick an. Das verhieß meist nichts Gutes. Es heißt ja immer, dass die ersten Sekunden entscheidend sind, wenn man einen neuen Menschen kennenlernt. Und so war es auch hier.



Dieser Handwerker – vielleicht Wasserinstallateur oder Maler – hatte nicht gerade eine sympathische Aura.



„Wollten Sie nicht gestern schon eingezogen sein?“, fragte er. Offenbar sah Emilia in diesem Moment so verdattert aus, dass er nachschob: „Frau Belmonte, ich bin`s, Herr Costarella, Ihr Vermieter!“



Zum ersten Mal sah sie unter der braunen Schicht in seinem Gesicht nun so etwas wie ein Lächeln. Jetzt fiel der Groschen. Das war also Ihr neuer Vermieter. Sie kannte ihn ja bislang nur vom Telefon. Und seine Stimme hatte sie einfach nicht wiedererkannt. Die Kontaktaufnahme lief via E-Mail und Telefon. Jetzt verstand sie auch, warum die Wohnung so günstig war: Das Haus musste dringend renoviert werden.



Emilia ließ die Koffer auf den Boden sinken. „Ja, eigentlich wollte ich gestern schon kommen, aber ich habe es leider zeitlich nicht mehr geschafft. Ich bin Emilia, hallo“, sagte sie und wollte Herrn Costarella die Hand geben, aber der winkte ab und deutete auf seine schwarzen Arme.



„Die Heizung…“, erklärte er knapp und wischte sich mit einem Lappen, den er aus seiner Arbeitslatzhose herauszog, den Ölfilm von den Armen.



„Wohnen Sie selbst auch hier?“, fragte Emilia, und bereute die Frage eigentlich im nächsten Moment schon.



„Na ja, wenn man das so nennen kann“, antwortete Costarella und wieder blitzte ein kleines Lächeln um seine Mundwinkel auf. Emilia schaute verdutzt. „Ich renoviere meine Wohnung gerade noch, wohne aber schon hier. Daher sieht es noch etwas unordentlich aus“, entschuldigte er sich.



Unordentlich? Das war ja wohl eine Untertreibung! Als hätte er ihre Gedanken lesen können, setzte er nach: „Ich vermiete die Wohnungen so günstig, weil hier noch einiges im Haus gemacht werden muss. Aber ich bin der alleinige Handwerker im Haus, es geht alles nur Schritt für Schritt.“



Aha, deshalb waren weder die Fenster gestrichen noch die Fassade neu verputzt. Sie ahnte Schlimmes. Wenn Fassade und Flur schon so aussahen, was würde sie dann im ersten Stock erwarten? Unweigerlich musste sie sich schütteln.



Und das trotz drei Lagen Wäsche. „Ist Ihnen kalt? Kommen Sie, wir gehen rauf, ich zeige Ihnen Ihre neue Wohnung“, sagte Costarella und ging voran – ohne ihr mit den Koffern zu helfen.



Das ärgerte Emilia schon ein wenig. Sie war es nicht gewohnt, dass Männer sich ihr gegenüber so verhielten. Die Mädels in ihrer ehemaligen WG hatten immer gesagt: „Ist ein Mann nicht zuvorkommend, vergiss ihn!“ Nun ja, gut, das hier war ihr Vermieter, kein Lover. Sie entschied sich dazu, die Koffer einfach erst mal unten stehen zu lassen.



Sie stapfte hinter Costarella die Treppenstufen hinauf, die ein knarzendes Geräusch von sich gaben. Bei jedem Schritt. Costarella ließ das kalt. Im Gleichschritt ging es 32 Stufen hinauf – und Emilia fiel auf, wie sich Costarellas Hintern in der Arbeitshose hin und her bewegte. Sie ertappte sich bei diesem leicht anzüglichen Gedanken und versuchte ihn schnell beiseite zu schieben. Gut, dass sie dick angezogen war. So konnte er ihr rotes Gesicht auf die drei Lagen Kleidung zurückführen.



Oben angekommen, zückte der Vermieter den Schlüssel. „Ihre Wohnung liegt direkt über meiner“, erklärte er und schloss auf. Na klasse, dachte sich Emilia und sah sich schon im Geiste nur auf Socken durch die Wohnung huschen und Musik mit Kopfhörern lauschen. Sie traten ein. Emilia atmete tief durch. Vor Erleichterung. So schlecht das Haus sonst aussah, so gut sah es hier innen drin aus. „Ich habe alles noch schnell für Sie frisch renoviert“, sagte Costarella, dessen Vornamen Sie gar nicht wusste.



Die Wohnung war in einem hellen Grau gestrichen, es war jedoch ein weißer Streifen ringsherum ausgespart worden. Die Fenster waren groß und gaben den Blick ins Grüne frei. Das Bad war nicht besonders hübsch, aber es hatte immerhin eine Dusche und eine Badewanne. Perfekt für gemütliche Leseabend mit Kerzen und einem Glas Rotwein, freute sich Emilia schon jetzt auf das erste Badevergnügen.



Wenn auch alleine. Aber egal, sie wollte sich jetzt nicht selbst bemitleiden. Schon gar nicht, wenn ihr Vermieter neben ihr stand. Die Küche war voll eingerichtet, Wohn- und Schlafzimmer aber ganz leer. Ihre Möbel würden erst morgen eintreffen.



Als hätte er wieder ihre Gedanken lesen können, fragte Costarella leicht amüsiert: „Ist das eigentlich alles, was sie mitgebracht haben?“, und deutete auf ihre Handtasche und ihren Rucksack.



„Oh, nein, nein“, entgegnete Emilia. „Meine Möbel kommen morgen. Und unten stehen ja noch zwei Koffer.“ Den dezenten Hinweis schien er jedoch einfach zu überhören. „Gut, dann sind hier Ihre Schlüssel, richten Sie sich ein. Wenn Sie etwas brauchen, finden Sie mich unten im Keller. Ich kümmere mich dann weiter um die Heizung.“



Weg war er. Was nun? Ach ja – die Koffer! Aber erst mal musste sie den Mantel und den Pulli darunter ausziehen. Schon besser! Emilia ging die Treppe hinunter und trug erst den einen, dann den anderen Koffer hinauf.



Nur auspacken machte jetzt irgendwie keinen Sinn – sie hatte ja noch gar keinen Kleiderschrank. Sie wusste eigentlich auch nicht, was sie sich bei all dem gedacht hatte. Aus dem Koffer zog sie eine kleine klappbare Ein-Mann-Matratze heraus, die eher einer Yogamatte glich, ein kleines Kopfkissen und eine Wolldecke. Die Erstausstattung.



Fertig war ihr Bett für eine Nacht. Was sollte sie auch anderes tun? Nachdem sie noch mal einen Rundgang durch ihre neue Wohnung gemacht hatte, ging sie auf den Flur und horchte, ob sie einen der Nachbarn hören konnte. Wer hier wohl noch so wohnte? Aber da war nichts. Keine Stimmen, keine Musik, kein Klappern von Pfannen und Töpfen. Wahrscheinlich alle arbeiten, dachte sich Emilia, schließlich war es ja mittags.



Nachdem sie erst einmal mit ihrer Mutter telefoniert, das Bad geschrubbt und ihre Pflegeprodukte in den Spiegelschrank einsortiert hatte, knurrte ihr Magen. Sie schnappte sich ihren Mantel und ihre Handtasche, räumte alle unnötigen Dinge raus und ging die Treppe runter.



„Hey“, begrüßte sie Costarella noch einmal, dieses Mal allerdings mit sauberen Armen. „Ich wollte mir gerade eine Pizza bestellen – haben Sie auch Hunger? Ich denke mir mal, Sie haben noch nicht viel da“, sagte er amüsiert. „Dann könnten wir auch eben den Mietvertrag durchgehen.“

 



Warum eigentlich nicht, dachte sich Emilia und willigte ein. Costarella ging vor in seine Wohnung, Emilia folgte ihm – und war erstaunt. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet! Die Wohnung ihres Vermieters war stilvoll eingerichtet, allerdings mit vielen dunklen Möbeln und einer dunklen Ledercouch.



Die Tür zum Schlafzimmer war zu. Außerdem fiel ihr ein großer Ring an der Decke auf. Seltsam, wahrscheinlich hatte er noch keine Zeit, die Lampe anzubringen, dachte sie sich. Außer dem riesigen Sofa und drei Kommoden drumherum war hier allerdings nicht viel im Raum. Kein Fernseher, kein Radio. Aber immerhin viele Vasen mit Kerzen. Es hingen auch keine Bilder an der Wand. Wer hat bitte glatte Wände ohne Fotos von sich und der Freundin?



Der Typ war irgendwie seltsam. Aber Emilia musste sich auch eingestehen, dass sie eigentlich nichts von diesem Mann wusste. Nur, dass er hier lebte und Wohnungen vermietet. Und offenbar handwerklich begabt ist. Das ist ja schon mal nicht schlecht, dachte sich Emilia. Da kann er ihr sicher das eine oder andere Mal zur Hand gehen…



Costarella drückte ihr eine Speisekarte von „Nicos Pizza“ – natürlich, irgendwie gibt es in jeder Stadt einen Nico, der eine Pizzeria hat – in die Hand. „Suchen Sie sich was aus, ich nehme Thunfisch“, sagte er und verschwand im Bad. Sie setzte sich in die Küche. Kurz drauf hörte sie den Wasserhahn.



Sie überflog die Karte, entschied sich aber für ihren Klassiker: Spinatpizza. Als sie aufschaute, schaute sie in ein fre

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?