Ungewollt kinderlos

Text
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Ungewollt kinderlos
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Inhaltsverzeichnis

Einleitung Wer kein Kind bekommen kann, leidet im Verborgenen. Zwar gilt Zeugungsunfähigkeit als medizinisch behebbar, aber sie ist gesellschaftlich ein Tabu.

Wenn das Wunschkind ausbleibt Warum können manche Menschen keinen Nachwuchs bekommen? Wie viel kostet die künstliche Befruchtung? Grafiken mit Zahlen und Fakten zur ungewollten Kinderlosigkeit.

Was tun bei ungewollter Kinderlosigkeit? Millionen Menschen wünschen sich Kinder, bekommen aber keine. Welche Gründe gibt es dafür und welche Behandlungen? Fragen und Antworten zur Kinderlosigkeit

Als wäre jemand gestorben Sie haben sich für künstliche Befruchtung entschieden, aber schwanger werden sie nicht. Ein Schock für Frauen, die ihr Leben sonst erfolgreich planen.

Aus Angst nicht mehr schwanger Kinderlosigkeit ist nicht nur ein Ergebnis von Unfruchtbarkeit. Diese Erfahrung musste Lisa S. nach drei erfolglosen Schwangerschaften machen.

Traumfrau ohne Eierstöcke Von Geburt an hat Ivonne C. weder Gebärmutter noch Eierstöcke. Dass sie nicht Mutter werden kann, erschwert ihre Suche nach einem Mann fürs Leben.

Schweißer, Autonarr, unfruchtbar Michael Jürß wollte immer Kinder haben. Doch es will einfach nicht klappen. Wie lebt ein Mann mit diesem Makel?

Spender Nummer 4.077 Britta Günther wollte nie darüber reden, dass sie ihre Kinder mithilfe einer Samenspende aus den USA bekommen hatte. Bis sie in ihnen Züge eines Fremden entdeckte.

"Ich bin froh, nicht mit diesem Mann verwandt zu sein" Mit 17 erfuhr Paulina, dass sie aus einer Samenspende entstanden ist. Zum Glück, sagt sie heute. Denn die Gene ihres sozialen Vaters möchte sie nicht in sich tragen.

Für die Männer Vitamine, für die Frauen Yoga Vitalstoffe, Ayurveda, Homöopathie – viele Paare versuchen alles, um ein Kind zu bekommen. Im schlimmsten Fall verlieren sie wertvolle Zeit, sagen Reproduktionsmediziner.

Wer verdient an meinem Kinderwunsch? Nach erfolgloser Hormontherapie versucht Katharina B. mit In-vitro-Fertilisation schwanger zu werden. Sie möchte nicht für zweifelhafte Medikamente zahlen.

Zu arm zum Kinderkriegen Ist Kinderwunschbehandlung nur etwas für Reiche? Paare wie Marie und Sebastian kommen an ihre Grenzen, wenn die Kasse nicht mehr zahlt.

Vater, Vater, Mutter, Mutter, Kind, Kind Kinder sind für schwul-lesbische Paare nie zufällig. Ihr Nachwuchs ist immer unbedingt gewollt. Das kann von Vorteil sein.

"Kinder kann man nicht erzwingen" Die Reproduktionsmedizin suggeriert absolute Machbarkeit. Das ist falsch, sagt Medizinethiker Giovanni Maio. Manchmal ist es besser, Kinderlosigkeit zu akzeptieren.

Ist halt so Was, wenn künstliche Befruchtung nichts bringt? Clara und Peter Riewald haben nach zwei Versuchen aufgegeben und ihren Frieden damit gemacht.

Weitere E-Books

Impressum

Einleitung
Wer kein Kind bekommen kann, leidet im Verborgenen. Zwar gilt Zeugungsunfähigkeit als medizinisch behebbar, aber sie ist gesellschaftlich ein Tabu.
VON KARSTEN POLKE-MAJEWSKI

Ein Kind ist geboren, wenn es das erste Mal gedacht wird. Wer einmal den Gedanken daran zugelassen hat, Nachkommen zu zeugen, der kommt nicht wieder dahinter zurück. In der Fantasie ist das Kind dann schon da, selbst wenn real noch gar nichts dafür getan ist.

Wenige Dinge wirken so stark auf das Selbstbild des Menschen wie die Fähigkeit, sich fortzupflanzen. Drei Viertel aller Deutschen unter 50 Jahren wünschen sich Kinder. Obwohl die Geburtenraten hierzulande sinken, obwohl die Familien kleiner werden und Eltern bei der Geburt ihres ersten Kindes immer älter sind, bleibt die Möglichkeit, Nachwuchs zu bekommen, ein elementarer Bestandteil eines jeden. Wichtiger noch, als Kinder zu haben, ist die Sicherheit, welche haben zu können.

Für mehr als sechs Millionen Bürger ist das ein großes Problem.

Sie haben keine Kinder, obwohl sie sich welche wünschen. Und sie leiden darunter. Ungewollte Kinderlosigkeit ist ein Zustand, der nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Zwar gilt Zeugungsunfähigkeit heutzutage als ein medizinisch behebbares Problem; in der Gesellschaft aber ist sie ein Tabu.

Widerspruch zwischen Medizin und öffentlichem Diskurs

Dieser Widerspruch ist befremdlich. Über Methoden der künstlichen Befruchtung wird viel und detailreich berichtet. Ungewollte Sterilität ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Krankheit anerkannt. Über die Modalitäten von Adoptionen wird gerade wieder lebhaft diskutiert. Doch kaum eine Frau mag über den Kreis ihrer engsten Freundinnen hinaus darüber sprechen, wenn sie Hormone nimmt, um ihre Fruchtbarkeit zu stimulieren – Männer noch viel weniger. Wer wie die Autoren dieses E-Books nach Menschen sucht, die öffentlich über ihre Erfahrungen mit der künstlichen Befruchtung reden und auch über das Scheitern daran, trifft auf große Zurückhaltung. Diejenigen, die sich entschließen, davon zu erzählen, tun es oft nur anonym.

Drei Gründe lassen sich dafür finden. Sie rühren an den Kern unserer Identität. Alle haben wenig mit dem Kind zu tun, sondern viel mit den potenziellen Eltern.

Eigennutz

Erstens: Fragt man Psychologen, warum Menschen sich Kinder wünschen, lautet ihre Antwort fast immer, es gehe um Selbstverwirklichung. Dahinter treten die althergebrachten Motive zurück: Arterhaltung, wirtschaftliche Absicherung, soziale Konformität.

Was den Kinderwunsch vieler Menschen heutzutage antreibt, ist beispielsweise die Vorstellung, mit dem weitergegebenen Leben ein Ebenbild von sich selbst schaffen zu können und so ein Stück Unsterblichkeit zu erlangen. Manche projizieren Glücks- und Heilserwartungen auf das Kind, die das eigene Leben nicht anzubieten hat. Andere hoffen darauf, bedingungslos geliebt zu werden. Oft ist es auch die Angst, im Alter einsam zu sein. "Zutiefst persönliche Ursehnsüchte kreuzen sich hier mit einem utopischen Begehren nach einer besseren Welt", schreibt die Autorin Millay Hyatt über ihre eigene Kinderlosigkeit.

Dieser Egoismus ist Paaren, die kein Problem mit dem Kinderkriegen haben, selten bewusst. Sie werden auch nicht danach gefragt. Doch jene, die sich medizinisch um Nachwuchs bemühen, hören schnell: Warum ist Euch das so wichtig? Ehrlich zu antworten hieße Eigennutz zuzugeben. Oder Naivität. Schweigen aber lässt diese Motive nicht verschwinden. Sie sind tief in uns verankert. Argumente helfen da nicht weiter.

Unwucht in der Beziehung

Der zweite Grund: Der unerfüllte Kinderwunsch untergräbt ein Bild unseres modernen Lebens, nämlich das des emanzipierten und gleichberechtigten Liebespaares. Von außen wird Kinderlosigkeit oft als Problem eines Paares betrachtet. Er und sie können eben keinen Nachwuchs bekommen. So aber ist es nur in einem kleinen Teil der Fälle. Viel öfter könnte sie schon, wenn er fruchtbar wäre; oder umgekehrt.

Das bringt eine gefährliche Unwucht in die Beziehung. Der unfruchtbare Partner muss nicht nur mit der eigenen Unzulänglichkeit fertig werden. Ihn quält auch noch das Schuldgefühl, dem gesunden Gegenüber einen Herzenswunsch, ein zentrales Moment des gemeinsamen Seins vorzuenthalten. Der Gesunde wiederum sieht sich mit einer Entscheidung konfrontiert, die er nie hatte treffen wollen: Mit einem anderen Partner könnte es ja gehen. Warum also zusammenbleiben?

Drittens: Der gesellschaftliche Fortschritt stellt sich zunehmend gegen die Natur. Und es scheint, dass wir noch keine tragfähige Lösung für diesen Konflikt gefunden haben.

Das Problem ist der Zeitpunkt, zu dem der Kinderwunsch heute üblicherweise einsetzt. Viele Frauen in Deutschland bekommen ihr erstes Kind inzwischen erst, wenn sie älter als 30 Jahre sind. Der Anteil der Erstgebärenden über 36 Jahren macht knapp ein Fünftel aller Mütter aus. Viele Frauen sind heute besser ausgebildet als früher. Sie wollen zuerst arbeiten, bevor sie sich auf eine Familie festlegen. Zudem fordert der Arbeitsmarkt von ihnen eine hohe Flexibilität, die schwer mit dem Muttersein zu vereinbaren ist.

Doch die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, liegt bei einer Frau von 30 Jahren nur noch bei rund 60 Prozent, mit 40 Jahren unter 40 Prozent. Wenn viele Frauen sich für ein Kind bereit fühlen, hat fast die Hälfte von ihnen nur noch schlechte Chancen. Und nicht einmal ein Drittel der Versuche künstlicher Befruchtung führt zum Ziel.

Dieses Problem trifft auch die Männer. Obwohl sich die große Mehrheit von ihnen Kinder wünscht, ist der Anteil derer, die dauerhaft kinderlos bleiben, auf fast ein Viertel gestiegen. Und er wächst weiter. Das hat einerseits mit ihren Frauen zu tun. Andererseits unterschätzen viele Männer, dass auch ihre Fruchtbarkeit trotz aller Geschichten über alte Väter begrenzt ist. Dass ein Mann, der älter als 40 Jahre ist, zum ersten Mal Vater wird, ist statistisch selten.

 

So werden Millionen von Frauen und Männern mit ihren Erwartungen an ihr Leben, den Fortschritt und die Freiheit konfrontiert. Auch mit ihrer eigenen biologischen Verfassung. Viele leiden still darunter, manche zerbrechen daran. Doch andere schaffen es, mit der psychologischen Belastung fertig zu werden. Indem sie die Hoffnung nicht aufgeben. Indem sie andere Wege finden, ihr Leben zu vervollständigen. Oder indem sich der Wunsch nach einem eigenen Kind am Ende doch erfüllt. Davon handelt dieses E-Book.

Zum Weiterlesen

Millay Hyatt: Ungestillte Sehnsucht - Wenn der Kinderwunsch uns umtreibt erschienen im Ch. Links Verlag, Berlin (2012)

Helga Levend: Warum ein Kind? erschienen in Psychologie heute 6 (2010)

Martin Spiewak: Wie weit gehen wir für ein Kind? erschienen in Im Labyrinth der Fortpflanzungsmedizin, Eichborn, Frankfurt am Main (2002)

Wenn das Wunschkind ausbleibt
Warum können manche Menschen keinen Nachwuchs bekommen? Wie viel kostet die künstliche Befruchtung? Grafiken mit Zahlen und Fakten zur ungewollten Kinderlosigkeit.
VON PAUL BLICKLE, LYDIA KLÖCKNER










Was tun bei ungewollter Kinderlosigkeit?
Millionen Menschen wünschen sich Kinder, bekommen aber keine. Welche Gründe gibt es dafür und welche Behandlungen? Fragen und Antworten zur Kinderlosigkeit
VON STEFANIE SCHUETTEN

Mehr als sechs Millionen Deutsche hätten gerne Nachwuchs oder haben ihn sich einmal gewünscht. Noch einmal so viele hätten gerne ein zweites Kind, doch es klappt nicht. Fruchtbarkeitsstörungen sind keineswegs selten.

Welche Ursache haben sie, sind Frauen und Männer gleichermaßen betroffen und wie können Kinderwunschzentren Paaren helfen? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Kinderlosigkeit.

Warum bleibt der Kinderwunsch vieler Menschen unerfüllt?

Unfruchtbarkeit ist Frauensache? Falsch! Ein unerfüllter Babywunsch ist ebenso oft durch den Mann oder beide Partner bedingt, nämlich zu jeweils einem Drittel. Fruchtbarkeitsstörungen können genetisch, hormonell oder psychisch bedingt sein.

Doch eine zunehmende Zahl von Paaren bleibt kinderlos, weil sie ihren Kinderwunsch zu lange verschiebt. Die Chancen einer 35-Jährigen, gesunden Nachwuchs zu bekommen, stehen nur noch halb so gut wie für eine 25-Jährige. Männer bleiben zwar länger zeugungsfähig, doch ab 30 verschlechtert sich ihre Spermienqualität kontinuierlich. Bestimmte Krankheiten, Umwelteinflüsse und ein ungesunder Lebensstil können sich zudem negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken. Als ungesund gelten zum Beispiel starkes Über- oder Untergewicht, einseitige Ernährung, übermäßiger Alkoholkonsum, extreme körperliche Belastung und Stress. Die Ursachen sind nicht immer eindeutig. Bei jedem zehnten Paar bleibt der Grund für den unerfüllten Babywunsch ungeklärt.

Welche körperlichen Ursachen kann Unfruchtbarkeit bei Frauen haben?

Ein Drittel aller Frauen mit Fruchtbarkeitsproblemen leidet an einer Hormonstörung oder einer Fehlfunktion der Eileiter. Wenn der Körper zu viele oder zu wenige Hormone produziert, reifen zum Beispiel nicht genügend Eizellen heran. Bei jeder fünften Betroffenen liegen Verwachsungen der Gebärmutter oder des Gebärmutterhalses vor. Die wenigsten dieser Ursachen sind angeboren. Meistens entstehen sie durch Krankheiten, Operationen oder eine ungesunde Lebensweise. Ab 30 Jahren nimmt das Risiko von Hormonstörungen und organischen Komplikationen stetig zu.

Welche körperlichen Ursachen kann Unfruchtbarkeit bei Männern haben?

Unfruchtbar ist nicht gleich impotent. Auch Erektionsstörungen sind selten die Ursache für einen unerfüllten Babywunsch. Bei den meisten zeugungsunfähigen Männern lassen die Spermien zu wünschen übrig. Produziert ein Mann zu wenige, missgebildete oder zu unbewegliche Spermien, können diese nur schwer oder gar nicht bis zur Eizelle vordringen. Die Samenflüssigkeit eines gesunden Mannes enthält mindestens 20 Millionen Spermien pro Milliliter. Sind weniger als ein Drittel normal geformt oder mehr als die Hälfte bewegungseingeschränkt, ist der Mann mit großer Wahrscheinlichkeit zeugungsunfähig. Schlechte Samenqualität ist meist hormonell bedingt. Manchmal geht sie auch auf eine Hodenverletzung, angeborene Fehlbildung, Krankheiten (zum Beispiel Mumps), Krampfadern, Medikamente, übermäßiges Rauchen und Trinken oder Umwelteinflüsse zurück.

Wie findet der Arzt heraus, ob man unfruchtbar ist?

Ein Arzt untersucht beide Partner. Dazu gehört auch ein Gespräch, in dem der Arzt unter anderem nach (früheren) Krankheiten, Operationen, Schwangerschaften und Abtreibungen fragt. Auch die Beziehung, das Sexualverhalten, Stress sowie Rauch- und Trinkgewohnheiten kommen zur Sprache. Ein Gynäkologe untersucht die Frau auf mögliche körperliche Ursachen. Ob ein Eisprung stattfindet, lässt sich anhand der Körpertemperatur oder eines Zyklusmonitoring feststellen. Bei Letzterem wird regelmäßig per Ultraschall untersucht und der Hormonspiegel geprüft.


Beim Mann tastet ein Urologe die Geschlechtsorgane nach Fehlbildungen und Entzündungen ab. Körperbau und Behaarung des Mannes geben Aufschluss über eine mögliche Störung des Hormonhaushaltes. Außerdem gibt er eine Spermienprobe ab. Können die Ärzte bei keinem der beiden Partner körperliche Ursachen entdecken, folgen mitunter operative Untersuchungen, zum Beispiel eine Gebärmutterspiegelung oder dem Hoden wird eine Gewebeprobe entnommen.

Welche Rolle spielen Psyche und Stress?

Dauerstress in Privat- oder Berufsleben bringt den Hormonhaushalt durcheinander. Das kann den weiblichen Zyklus oder die Spermienqualität beeinträchtigen, auch bei jungen Menschen. Wissenschaftler schätzen, dass einer von 100 unerfüllten Kinderwünschen psychisch bedingt ist. Auch wenn Stress anfangs noch keine Rolle spielt, macht der Wunsch nach einem Baby das Leben der Betroffenen nicht leichter. Je länger es nicht klappt, desto mehr setzen Paare sich unter Druck. Aus Scham über das vermeintliche Versagen und um unbequeme Fragen zu vermeiden, ziehen Paare sich manchmal aus ihrem sozialen Umfeld zurück. Nicht selten führt dies zu Beziehungskrisen. Um erst gar nicht so weit kommen zu lassen, empfiehlt es sich, frühzeitig psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt betroffenen Paaren außerdem, sich rechtzeitig Gedanken über ein Leben ohne Kind zu machen – "um den Erfolgsdruck abzuschwächen".

Was können Menschen vorsorglich tun?

Die schlechte Nachricht: Gegen die körperlichen Ursachen von Unfruchtbarkeit kann in der Regel keine Vorsorge getroffen werden. Die gute Nachricht: Wer gesund lebt, sich ausgewogen ernährt und es mit Alkohol und Zigaretten nicht übertreibt, kann das Risiko zumindest senken. Schon bei Kindern können regelmäßige Kinderarztbesuche, Schutzimpfungen und gesundheitliche Aufklärung das Risiko für spätere Unfruchtbarkeit verringern. Auch Erwachsene sollten Vorsorgeuntersuchungen nicht scheuen, denn viele Infektionen oder chronische Hormonstörungen (zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen) werden erst zum Problem, wenn sie verschleppt werden. Krebspatienten, denen eine Chemo- oder Strahlentherapie bevorsteht, sollten vorsorglich Samenzellen beziehungsweise Eizellen konservieren lassen. Auch sexuelle Aufklärung kann Enttäuschungen vorbeugen: Eine Studie zeigt, dass die Hälfte der Paare mit unerfülltem Kinderwunsch keinen Geschlechtsverkehr an den fruchtbaren Tagen gehabt hatte.


Außerdem unterschätzen viele Paare, wie rasch die Fruchtbarkeit bei Frauen (und in geringerem Maß auch bei Männern) mit zunehmendem Alter abnimmt.

Wie können Fruchtbarkeitsstörungen behandelt werden?

Je nach Art kommen unterschiedliche Behandlungen infrage. Zu den gängigsten Methoden gehören Hormonbehandlungen, Intrauterine Insemination (IUI), In-vitro-Fertilisation (IVF) und Intrazyoplasmatische Spermieninjektion (ICSI).

Hormonbehandlung

Viele Frauen nehmen eine Hormonbehandlung in Kauf, um ihre Eierstöcke zu stimulieren und so einen Eisprung auszulösen. Die Hormonpräparate gibt es in Form von Tabletten oder Spritzen. Nach einer erfolgreichen Behandlung kann die Frau auf natürlichem Weg schwanger werden. Doch es gibt auch Risiken: Bei einer Überstimulation der Eierstöcke kann die Patientin an starken Schmerzen, Atemnot, Flüssigkeitsansammlungen im Bauch, Zysten oder Störungen der Blutgerinnung leiden. Typische Symptome der Wechseljahre können auftreten. Hitzewallungen sind nicht unüblich. Eine Hormonbehandlung macht zudem eine Mehrlingsgeburt wahrscheinlicher.


Intrauterine Insemination (IUI)

Diese Methode hilft, wenn die Samen des Mannes das Problem sind. Im Labor werden die Spermien von der Samenflüssigkeit getrennt, aufbereitet, und schließlich durch einen dünnen Schlauch in die Gebärmutterhöhle geleitet. So haben die Spermien eine größere Chance, bis zur Eizelle vorzudringen. Häufig ergänzt die Methode eine hormonelle Behandlung der Frau. Zusammen versprechen sie eine Erfolgsrate von sieben bis 15 Prozent pro Behandlungszyklus. Nach mehrfacher Wiederholung werden etwa 40 Prozent der behandelten Frauen schwanger.

Sie haben die kostenlose Leseprobe beendet. Möchten Sie mehr lesen?