Alles außer Fußball

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Alles außer Fußball
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Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Katja Kraus: "Was haben Sie denn gegen Nächstenliebe?" Im Alles-außer-Fußball-Gespräch plädiert Katja Kraus für weniger Kontrolle. Auch wenn's nach Paolo Coelho klingt: Vertrauen ist für sie die Basis jeder Verbindung. VON STEFFEN DOBBERT

Corny Littmann: "Als Schwuler bin ich Objekt der Nazis" Im Alles-außer-Fußball-Gespräch redet Corny Littmann über Hassbriefe von Nazis, rassistische Gesänge und erzählt, warum er ein NPD-Verbot befürwortet. VON OLIVER FRITSCH

Katja Kraus: "Bislang habe ich zu Guttenberg nicht vermisst" Henry Maske, Take That, Michael Schumacher und nun zu Guttenberg: Im Alles-Außer-Fußball-Interview über Comebacks sagt Katja Kraus, wo sie zuletzt abgeschrieben hat. VON STEFFEN DOBBERT

Katja Kraus: "Barbara Schöneberger sollte "Wetten, dass...?" moderieren" Im Alles-außer-Fußball-Gespräch betont Katja Kraus die Qualität ihrer Favoritin für die Gottschalk-Nachfolge und spricht über die Sportschau als Teil ihrer Kindheit. VON OLIVER FRITSCH

Corny Littmann: "Es ist eine unsinnige Forderung, dass Vereine Polizeikosten übernehmen" Als St.-Pauli-Präsident organisierte Corny Littmann ein Ligaspiel ohne Gästefans. Im Kolumnen-Gespräch sagt er wieso, und weshalb er nichts von Geisterspielen hält. VON STEFFEN DOBBERT

Katja Kraus: "Fußball ist ein Testosterongeschäft" Katja Kraus arbeitete im Machtzentrum des HSV. Im Alles-außer-Fußball-Interview spricht sie über Machtstrategien und Konkurrenzverhalten im Fußball-Geschäft. VON OLIVER FRITSCH

Katja Kraus: "Die unscheinbare Nummer Zehn" Mit 17 zog Katja Kraus zu Hause aus, der Fußball wurde ihre Familie. Als HSV-Vorstand bewies sie Spielmacherqualität, das Profigeschäft jedoch befremdet sie. VON OLIVER FRITSCH

Corny Littmann: "Eine Gehälterdebatte im Fußball ist überfällig" Das Geschäft um den Fußball hat astronomische Ausmaße angenommen. Der Fußball solle sich mäßigen, sagt unser Kolumnist Corny Littmann im Alles-außer-Fußball-Gespräch. VON OLIVER FRITSCH

St.-Pauli-Profi Moritz Volz: "Diese ausgedachten Torjubel sind affig" Sollte ein Fußballer vor TV-Kameras weinen? Fühlt sich ein Tor wirklich an wie ein Orgasmus? Moritz Volz spricht im Alles-Außer-Fußball-Interview über Emotionen. VON CHRISTIAN SPILLER

Corny Littmann: "Die FDP ist in Gefahr zu verschwinden" Corny Littmann sagt im Interview, weshalb die Grünen zur Volkspartei werden und wieso die FDP ihr "Splitterdasein" verdient hat. Das Alles-Außer-Fußball-Gespräch VON OLIVER FRITSCH

St.-Pauli-Profi Moritz Volz: "Die englischen Jungs fanden es witzig, mich Adolf Hitler zu nennen" Im Gespräch über Humor sagt Moritz Volz, warum er sich als David Hasselhoff mit Brusthaartoupet fotografieren ließ und worüber St.-Pauli-Spieler im Abstiegskampf lachen. VON CHRISTIAN SPILLER

Debatte um Atomenergie: "Norbert Röttgen ist die Ausnahme" Im Alles-außer-Fußball-Gespräch regt sich Corny Littmann über deutsche Politiker auf, die in der Atomfrage ein "Wording" für den Wahlkampf suchen. Ein Gespräch über Worthülsen und Technikwahn VON OLIVER FRITSCH

Nationalelf-Managerin Doris Fitschen: "Ich wünsche mir mehr Frauen in der DFB-Führung" Doris Fitschen fordert mehr Frauen im Fußball-Management und kritisiert, dass die Frauen-WM teilweise von Männern veranstaltet wird. Das Kolumnengespräch über Quoten VON STEFFEN DOBBERT

Moritz Volz: "Zu Guttenberg gestattet man keine Schummelei" Lügen werden durch die Gesellschaft automatisch getadelt, sagt der St. Pauli-Profi Moritz Volz. Ein Gespräch über Schummeln im Fußball und in der Politik VON CHRISTIAN SPILLER

Ägypten: "Wie können die Urlauber einfach baden gehen?" Corny Littmanns Partner ist Tunesier. Im Alles-Außer-Fußball-Gespräch wundert er sich über deutsche Urlauber in Ägypten und zweifelt an der Revolution in Nordafrika. VON STEFFEN DOBBERT

St.Pauli-Profi Moritz Volz: "Es ist furchtbar, wenn der Trainer einen anschreit" Fußball ist wie Bundeswehr, oder kann ein Team auch ohne Trainer funktionieren? Moritz Volz spricht über Disziplin, Strafen und zu laute Trainer. VON CHRISTIAN SPILLER

DFB-Managerin Doris Fitschen: "Der Playboy? Wenn eine Spielerin das möchte, kann sie das machen." Ihre Spielerinnen sind sympathisch, selbstbewusst und attraktiv, sagt DFB-Managerin Fitschen. Ein Interview über sieben Werbedrehs an einem Tag und die Fußball-Barbie. VON CHRISTIAN SPILLER

Doris Fitschen: "Die Beckenbäuerin" Auf dem Platz leistete die einst weltbeste Abwehrspielerin Pionierarbeit. Jetzt versucht unsere neue Kolumnistin Doris Fitschen als DFB-Teammanagerin den Frauenfußball zu etablieren. VON CHRISTIAN SPILLER

Corny Littmann: "Weihnachten ist eine Konsum-Orgie" Für Corny Littmann ist Ruhe vom Weihnachtsterror das Wichtigste. Ein Kolumnengespräch über Weihnachtsfeiern, Tannenbäume und seinen Studentenjob als Weihnachtsmann. VON STEFFEN DOBBERT

Moritz Volz: "Ich habe Menschen nach dem Äußeren beurteilt" Moritz Volz spielte in der Premier League, als in London vor fünf Jahren Bomben explodierten. Das Kolumnen-Gespräch über U-Bahn-Fahren und die aktuelle Terrorwarnung. VON OLIVER FRITSCH

Doris Fitschen: "Frauenfußball ist noch kein Selbstläufer" Wie viel Optimismus braucht eine Fußballerin? Doris Fitschen, Managerin der Nationalelf, über Psychologie im Sport, Terror-Angst und ihre Zuversicht für die WM 2011. VON STEFFEN DOBBERT

Corny Littmann: "Ich sehne mich nach der Begegnung mit der Naivität" In Hamburg fühlt sich Corny Littmann zwar wohl, aber nicht frei. Im Kolumnengespräch sagt der St. Paulianer, warum es ihn nach Kuba zieht. VON CORNY LITTMANN;STEFFEN DOBBERT

Moritz Volz: "Im Moment schlafen wir noch auf einer Matratze" Er sei froh, kleinstädtisch aufgewachsen zu sein, sagt Moritz Volz. Im Alles-außer-Fußball-Gespräch redet er über Heimat, Umzüge und wie er zum Teetrinker wurde. VON CHRISTIAN SPILLER

Corny Littmann: "Mein Mann ist verbeamteter Tenor" Corny Littmann bemängelt die Verteilung der Kultursubventionen. Im Kolumnengespräch sagt er, was S21 mit der Finanzkrise zu tun hat und redet über das neue Demo-Milieu. VON CORNY LITTMANN;STEFFEN DOBBERT

Corny Littmann: "Die meisten Beerdigungen sind verlogen" Auf seiner Trauerfeier ist schwarze Kleidung verboten. Unser Alles-außer-Fußball-Kolumnist Corny Littmann redet über bürgerliche Trauerkultur und schwule Beerdigungen. VON STEFFEN DOBBERT

Moritz Volz: "Ein Leben mit Hitler-Witzen und David Hasselhoff" Moritz Volz ging mit 16 Jahren nach England, um Fußball zu spielen. Und Deutschland-Klischees zu widerlegen. Nun kehrt er zurück und wird Kolumnist von ZEIT ONLINE. VON OLIVER FRITSCH

Corny Littmann: "Mehr als ein schwuler Fußballpräsident" St. Pauli-Retter, Kiez-Größe, Theater-König, der erste offen Schwule im Profifußball und nun Kolumnist für ZEIT ONLINE: Wer ist Corny Littmann? VON STEFFEN DOBBERT

Tobias Rau: "Sammy Kuffour betete während der Flüge" Auch wenn Lyon im Minivan kam, der FC Bayern hatte dadurch kaum einen Vorteil. Sagt Vielfahrer Tobias Rau. Im Alles-Außer-Fußball-Gespräch erzählt er, wie Sportstars reisen. VON CHRISTIAN SPILLER

Tobias Rau: "Bei GZSZ verlasse ich den Raum" Ex-Profi Tobias Rau hat über 900 DVDs in seinem Regal stehen. Im Alles-Außer-Fußball-Gespräch verrät er, welche TV-Serien er mag, und dass er "Die drei ???" zum Einschlafen hört. VON MATTHIAS BOSSALLER

Tobias Rau: "Ich halte Michael Kempter für einen guten Schiedsrichter" Kolumnist Tobias Rau kritisiert im Interview den DFB für seine Öffentlichkeitsarbeit und sagt, was einen guten Schiedsrichter ausmacht. Das Alles-Außer-Fußball-Gespräch VON OLIVER FRITSCH

 

Tobias Rau: "Die Sicherheit der Athleten steht nicht im Vordergrund" Im Kolumnengespräch über Olympia gibt sich Ex-Nationalspieler Tobias Rau besorgt über den Tod Nodar Kumaritaschwilis und die Gefahr des Spektakels Sport. VON MATTHIAS BOSSALLER

Tobias Rau: "Da ähneln sich Lehrer und Fußballtrainer" Tobias Rau studiert Pädagogik. Das Kolumnengespräch über gute Lehrer, Strafarbeiten und Trainer, die ihre Spieler schlagen. VON MATTHIAS BOSSALLER

Tobias Rau: "Als ich für Bayern spielte, habe ich eine Morddrohung erhalten" Wie erträgt man den Job als Fußballprofi, wenn man ständig ausgepfiffen wird? Tobias Rau über die Hilfe des Mentaltrainers und Busblockaden. Das Kolumnengespräch VON MATTHIAS BOSSALLER

Nationalspieler Beck: "Ich bin kein Superstar" Andreas Beck über die Last, als Fußballer ein Idol zu sein, über Autogrammjäger und Ballacks Vorbildfunktion in der Nationalelf. Das Alles-Außer-Fußball-Kolumnengespräch VON STEFFEN DOBBERT

Rau über Kritik von Lahm: "Mit Uli Hoeneß kann man immer reden" Tobias Rau, ehemaliger Profi des FC Bayern, über die Kritikfähigkeit Uli Hoeneß', Philipp Lahms Berater und fingierte Interviews. Das Alles-Außer-Fußball-Kolumnengespräch VON STEFFEN DOBBERT

Tobias Rau: "Als Zuschauer denke ich von Spiel zu Spiel" Unser Kolumnist Tobias Rau ist neuerdings Student, heute Abend gegen Finnland ist er Fan. Im Interview blickt der "Ersti" zurück auf seine Zeit in der Nationalelf. VON TOBIAS RAU

Andreas Beck: "Ich kenne keinen Vegetarier im Fußball" Alle reden vom Russland-Spiel der deutschen Nationalelf, jeder befasst sich mit Kunstrasen. Nur unser Kolumnist Andreas Beck behält das Wichtige im Auge: Kochen und Essen. VON ANDREAS BECK

Tobias Rau: "Geld ist in der Kabine kein Thema" Fußballspiele verfolgt Tobias Rau inzwischen von der Couch aus. Doch wenn heute Abend die Champions League beginnt, kommen Erinnerungen in ihm hoch. Das Kolumnengespräch. VON TOBIAS RAU

Nationalspieler Andreas Beck: "Ich bin kein Raver" Sind Fußballer gute Tänzer? Was hört Michael Ballack? Andreas Beck über Musikgeschmäcker und Discobesuche von Nationalspielern. Das Alles-Außer-Fußball-Kolumnengespräch VON STEFFEN DOBBERT

Alles ausser Fussball: "Der Saab war mein Freund" Andreas Beck hat ein Problem: Sein Auto rostet weg. Unser Kolumnengespräch über Verkehrskontrollen für Nationalspieler, die Insolvenz von Saab und die Liebe zum Auto VON STEFFEN DOBBERT

Alles ausser Fussball: "Die Hymne meiner Jugendzeit" Andreas Beck hat einen Text übers Erwachsenwerden geschrieben. Im Kolumnen-Gespräch sagt er, wieso er schreibt und was die Musik von Freundeskreis damit zu tun hat VON STEFFEN DOBBERT

Alles ausser Fussball: "Ich liebe die Matroschka" Andreas Beck wurde in Sibirien geboren und spielt für die deutsche Nationalmannschaft. Ein Gespräch über Fußball als Integrationshilfe, Nationalstolz und Fischkuchen VON STEFFEN DOBBERT

Alles ausser Fussball: "Mit Google sollten wir vorsichtig sein" Beck, Lahm und Hitzlsperger: Wir geben regelmäßig drei Fußballern das Wort. Zum Start unserer Kolumne "Alles außer Fußball" erklärt Andi Beck die Generation Internet VON STEFFEN DOBBERT

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Impressum

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[Inhaltsverzeichnis]

Einleitung

Alles außer Fußball ist eine außergewöhnliche Fußballerkolumne von Tobias Rau, Andreas Beck, Katja Kraus, Corny Littmann und Moritz Volz. Die fünf sollen und wollen nicht das Tagesgeschäft kommentieren, klassische Fußballerkolumnen gibt es genug.

Alles außer Fußball ist der Versuch, Fußballer Fußball als gesellschaftliches Phänomen betrachten zu lassen. Littmann, Beck, Rau, Volz und Kraus wollen ihre Meinung sagen, beispielsweise zu den Herausforderungen der Bundesregierung, zum Alltag in der Bundesliga und darüber, wie das zusammenhängen kann.

Dieses E-Book enthält 43 Artikel der Kolumne "Alles außer Fußball". Zu dieser Kolumne sind zudem E-Books mit Artikeln von Philipp Lahm und Thomas Hitzlsperger erschienen. Hier finden Sie eine Übersicht aller E-Books von ZEIT ONLINE www.zeit.de/ebooks.

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[Inhaltsverzeichnis]

Katja Kraus
"Was haben Sie denn gegen Nächstenliebe?"
Im Alles-außer-Fußball-Gespräch plädiert Katja Kraus für weniger Kontrolle. Auch wenn's nach Paolo Coelho klingt: Vertrauen ist für sie die Basis jeder Verbindung.
VON STEFFEN DOBBERT

ZEIT ONLINE: Frau Kraus, wem vertrauen Sie nicht?

Katja Kraus: Wenn Sie so einsteigen, verliere ich das Vertrauen in ein fröhliches Gespräch mit Ihnen. Grundsätzlich vertraue ich erst mal. Misstrauen muss man sich bei mir erarbeiten.

ZEIT ONLINE: Wann haben Sie denn zuletzt heimlich eine E-Mail oder SMS eines anderen gelesen?

Kraus: Ohje, ich kann mich nicht daran erinnern. Es ist aber ohnehin besser, solche Situationen zu vermeiden. Wenn man nach etwas sucht, lässt man sich womöglich durch das Gefundene allzu leicht in der eigenen These bestätigen.

ZEIT ONLINE: Es heißt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Nach Ihrer Auffassung ist das eine Lüge?

Kraus: In beruflichen Situationen habe ich Verständnis dafür, das Handeln anderer auf die Übereinstimmung mit dem eigenen Anspruch hin zu überprüfen. In persönlichen Begegnungen ist es anders. Vertrauen ist die Basis jeder Verbindung. Meinem Menschenbild entsprechend glaube ich daran, dass mir mein Gegenüber ebenso vertrauenswürdig entgegentritt wie ich ihm.

ZEIT ONLINE: Ist das nicht naiv?

Kraus: Ich bin damit bislang gut durchs Leben gekommen.

ZEIT ONLINE: Muss Vertrauen sich nicht erst entwickeln, wachsen?

Kraus: Natürlich ist Vertrauen auch ein Wert, der sich durch Zeit, gemeinsame Erlebnisse und Wissen voneinander verfestigt – sowohl im Beruflichen als auch im Privaten.

ZEIT ONLINE: Wie viel Vertrauen braucht es, um einen Fußballclub zu managen?

Kraus: So viel wie für das managen jedes anderen Unternehmens.

ZEIT ONLINE: Braucht es für das Managen eines Fußballclubs genauso viel Vertrauen wie für das Führen einer Bäckerei?

Kraus: Der Unterschied liegt vielmehr in der Managementkompetenz. Ich bin überzeugt, dass vertrauensvolle Führung erfolgreicher ist. Und es ist auch ein Zeichen eigener Sicherheit, denn die Fähigkeit zu vertrauen kommt aus einem selbstbewussten Kern. Vertrauen macht Menschen stärker und freier. Und spart Zeit.

ZEIT ONLINE: Das hört sich an, als würde es aus einem Werbefilmchen für Nächstenliebe kommen.

Kraus: Was haben Sie denn gegen Nächstenliebe? Ist die Perspektive nicht eher erschreckend, dass Sie eine Haltung, die Vertrauen voraussetzt naiv finden, oder seicht? Das mag klingen, wie aus einem Paolo-Coelho-Roman, macht das Leben aber leichter.

ZEIT ONLINE: Vertrauen und Selbstvertrauen ist ja schön. Aber muss man nicht beispielsweise den Trainingszustand oder gar Teile des Privatlebens eines Fußballprofis kontrollieren?

Kraus: Auch da sollte man grundsätzlich erst einmal davon ausgehen, dass man es mit Menschen zu tun hat, die wissen, oder denen man imstande ist zu vermitteln, was ihre Verantwortung ist und welches Privileg es ist, diesen Beruf auszuüben.

ZEIT ONLINE: Sie haben anfangs gesagt, es gibt niemandem, dem Sie nicht vertrauen ...

Kraus: Moment, das habe ich nicht gesagt. Vertrauen hat etwas mit dem Verhalten des Einzelnen zu tun, nicht mit meinem Grundverständnis. Um Sie jetzt mal zu beruhigen, es gibt auch Menschen, denen ich nicht vertraue.

ZEIT ONLINE: Wer ist das denn, vielleicht ein Journalist?

Kraus: Nein, auch Journalisten gegenüber habe ich kein grundsätzliches Misstrauen. Im Gegenteil, viele meiner Freunde arbeiten in der Medienbranche. Ich habe einen interessiert kritischen Blick auf Medien und mir fehlen zunehmend Differenziertheit in der Beurteilung, Haltung und Achtsamkeit im Umgang mit der eigenen Verantwortung. Aber das hat vielmehr mit den Entwicklungen der Branche als mit dem Vertrauen in Einzelne zu tun.

ZEIT ONLINE: Haben Sie jemals ein Interview gegeben, dass Sie vor der Veröffentlichung nicht kontrolliert und freigegeben haben?

Kraus: Das habe ich auch schon gemacht. Allerdings nur in Ausnahmefällen, in denen ich die Gesprächspartner gut kannte. Beim Autorisieren eines Interviews geht es mir um Authentizität, darum, dass die Abschrift dem Gesagten entspricht und die Aussagen im richtigen Kontext stehen. Es bedeutet für mich nicht, dass ich dem Journalisten misstraue. Sie haben mir noch keinen Grund gegeben, Ihnen zu misstrauen.

ZEIT ONLINE: Dieses Interview wollen Sie dennoch kontrollieren, bevor es veröffentlicht wird. Wie war es, als Sie für die Pressestelle des HSV zuständig waren: Haben Sie Medien und Journalisten kontrolliert?

Kraus: Klar, Journalisten vor allem. Wenn Sie damit meinen, dass wir gelesen haben, was über den Verein und handelnde Personen geschrieben wurde, selbstverständlich ja. Ansonsten haben wir keine Akten angelegt.

ZEIT ONLINE: Wenn nicht Journalisten: Gibt es Menschen oder Menschengruppen, die überwacht werden sollten?

Kraus: Nein. Die Ausnahme ist, wenn es konkrete Hinweise gibt, dass Menschen in Gefahr sind. Wenn man mit Kontrolle Gewalt verhindern kann, ist Überwachung die Ultima Ratio.

ZEIT ONLINE: Braucht es eine Kontrolle der Linkspartei?

Kraus: Den Umgang des Verfassungsschutzes mit der Linkspartei finde ich empörend.

ZEIT ONLINE: Braucht es einen Verfassungsschutz, wie wir ihn fürs Inland in Deutschland haben?

Kraus: In der aktuellen Form kann ich die Funktion nicht erkennen.

ZEIT ONLINE: Wurden Sie schon mal überwacht?

Kraus: Nicht, dass ich wüsste.

ZEIT ONLINE: Sie wurden noch nicht einmal gestalkt?

Kraus: Ich glaube nein. Jetzt klingen Sie so, als fänden Sie selbst das deprimierend.

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[Inhaltsverzeichnis]

Corny Littmann
"Als Schwuler bin ich Objekt der Nazis"
Im Alles-außer-Fußball-Gespräch redet Corny Littmann über Hassbriefe von Nazis, rassistische Gesänge und erzählt, warum er ein NPD-Verbot befürwortet.
VON OLIVER FRITSCH

ZEIT ONLINE: Herr Littmann, waren Sie überrascht davon, dass es in Deutschland Nazis gibt?

Corny Littmann: Nein. Das Thema ist in meinem Theaterunternehmen und bei mir persönlich ständig präsent. Wir unterstützen seit Jahren die Initiative Laut gegen Nazis – Rechte Gewalt kann jeden treffen . Von dem Ausmaß und von der Anschlagserie bin ich allerdings überrascht.

 

ZEIT ONLINE: Haben wir alle das Problem Rechtsterrorismus unterschätzt?

Littmann: Keiner hat damit ernsthaft gerechnet, dass Rechtsradikale organisiert und gezielt morden. Und wer weiß, welche Taten der Vergangenheit noch auf deren Konto gegangen sind? Ich glaube allerdings nicht, dass die Staatsorgane all die Jahre davon nichts wussten oder ahnten.

ZEIT ONLINE: Der Verfassungsschutz hat versagt. Sollte man ihn abschaffen?

Littmann: Nein, wir brauchen einen Verfassungsschutz, aber wir brauchen einen Verfassungsschutz, der auf beiden Augen sieht. Die Gefahr von rechts hat er verkannt, er hat einseitig die linksradikale Szene beobachtet.

ZEIT ONLINE: Offenbar hat das rechte Milieu eine gewisse Anziehungskraft. Viele V-Leute tummeln sich in der Szene, manche offenbar sehr gerne, auch in der NPD. Sollte man die Partei verbieten?

Littmann: Es wäre ein symbolpolitischer Akt, den ich befürworte. Aber es dürfte nur der erste Schritt sein. Außerdem muss so gut wie ausgeschlossen werden, dass das Bundesverfassungsgericht dem Parteiverbot nicht erneut widerspricht. Das würde der NPD nur nutzen, sie legitimieren. Doch die Gefahr, dass Karlsruhe ein Verbot verhindert, scheint aufgrund der Nähe der Partei zu den Terroristen deutlich geringer.

ZEIT ONLINE: An welche Schritte denken Sie noch?

Littmann: Jede andere rechtsradikale Aktivität und Gruppierung, etwa Kamerad- und Burschenschaften, muss man im Auge behalten. Zudem sollte die Politik den Fragen auf den Grund gehen, was Rechtsradikale den Leuten anbieten, was die sozialen Ursachen dafür sind, dass junge Menschen in die rechte Szene driften. Zufällig gerät da keiner rein.

ZEIT ONLINE: Haben Sie persönlich Erfahrung mit Nazis machen müssen?

Littmann: Ich gehöre zu einer sogenannten Minderheit. Als offen lebender Schwuler bin ich einer von deren Objekten, wie Türken oder Lesben auch. Ich habe schon viele Hassbriefe bekommen oder war als Fußballpräsident rassistisch geprägten Äußerungen von gegnerischen Fans ausgesetzt. Aber zum Glück wurde ich noch nie Opfer von Gewalt.

ZEIT ONLINE: Wie groß schätzen Sie die Gefahr von rechts im Fußball ein?

Littmann: Ich kann keine Zahl nennen, aber die Gefahr ist reell. Es hat in den vergangenen Jahren Unterwanderungsversuche gegeben – im Profifußball, aber noch mehr bei den Amateuren. Rechte wollen in Fankurven Fuß fassen. Bei vielen Verantwortlichen spürt man Ohnmacht. Sie sind gegen rechts, wissen aber nicht, was man tun soll. Aber ich beobachte eine begrüßenswerte Tendenz, dagegen vorzugehen, vor allem beim DFB.

ZEIT ONLINE: Meinen Sie den Fall Dynamo Dresden, der nun vom DFB-Pokal ausgeschlossen wurde?

Littmann: Ja, Geldstrafen alleine wirken nicht. Geisterspiele und Ausschluss aus Wettbewerben sind geeignetere Maßnahmen, um eine Grenze zu ziehen. Es musste ein Zeichen gesetzt werden.

ZEIT ONLINE: Der Verein sagt, er tue inzwischen sehr viel. Außerdem sei das relevante Spiel ein Auswärtsspiel gewesen.

Littmann: Mag sein, aber das ist ein schwaches Argument. Der Verein erhält ja ein Kartenkontingent, kann also kontrollieren, an wen er sie verkauft.

ZEIT ONLINE: Sie sind für personalisierte Tickets?

Littmann: Das kann im Einzelfall eine geeignete Maßnahme sein. Aber es gibt keine Patentlösung. Jedenfalls sind die Vereine in der Verantwortung, die dürfen sie nicht auf den DFB abwälzen.

ZEIT ONLINE: Ein anderer Fall ist Hansa Rostock, der politische Rivale von St. Pauli, Ihrem ehemaligen Verein.

Littmann: Es ist ein mulmiges Gefühl, wenn das ganze Rostocker Stadion "Scheiß St. Pauli" schreit, nicht nur ein Block. Da kann einem angst und bange werden. Die jetzige Führung von Hansa versucht aber alles, von ihrer Vorgängerin hörte man nur Lippenbekenntnisse. Auch Dynamos Verzicht auf die Auswärtstickets für das Spiel am Millerntor war ein löbliches Signal.

ZEIT ONLINE: Aber Rechtsradikalismus ist nicht nur ein Ost-Phänomen.

Littmann: Nein, aber dort scheint es mir offensichtlicher. In den alten Ländern geschieht das oft verdeckter, dort fließen die Grenzen von gewalttätigen Fans zum Rechtsradikalismus. Ich bin stolz darauf, dass der FC St. Pauli seit Jahrzehnten einen energischen Kampf gegen Rechts führt. Bei uns haben Nazis keine Chance.

ZEIT ONLINE: Noch mal weg vom Fußball. Tut der Rest der Gesellschaft genug?

Littmann: Viele Menschen an der Basis arbeiten sehr sensibel mit dem Thema, ich denke etwa an Lehrer. Die politischen Führungen der vorigen fünfundzwanzig Jahren zeichnen sich jedoch durch unterschiedliche Qualität und unterschiedliches Engagement aus. Herzog, Rau, Weizsäcker gingen sehr angemessen mit dem Problem um. Kohl verniedlichte es immer.

ZEIT ONLINE: Wie groß ist die Gefahr für die Zukunft unseres Landes?

Littmann: Mit dumpfen Nazi-Parolen erreicht man nur eine Minderheit. Wenn der rechte Populist aber in modernem Gewande auftritt, wie etwa in Frankreich oder Italien, hat er große Aussicht auf Erfolg. Ich habe es in Hamburg vor meiner Tür erlebt. Ronald Schill hat mit seinen Law-and-Order-Parolen fast zwanzig Prozent der Wähler erreicht.