Die Einzigartige Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist

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1.3 Was ist nun die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist?

Paulus redet in seinem Schlusswort im zweiten Korintherbrief genaugenommen nicht von der Gemeinschaft, die wir mit dem Heiligen Geist haben sollen, sondern davon, dass die Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit uns allen sei (2. Korinther 13,13). Also die Gemeinschaft selbst soll mit uns sein, was schon eine seltsame Formulierung ist und wohl nur so verstanden werden kann, dass die Gemeinschaft eben ein Stück personalisierter Heiliger Geist ist, anders ausgedrückt, ist der Heilige Geist ein redender und kommunizierender Geist, der durch und durch auf Beziehung und Gemeinschaft angelegt ist.

Was bedeutet nun eigentlich Gemeinschaft im Sprachgebrauch des Neuen Testamentes? Im Griechischen steht hier das Wort koinonia, das eine dreifache Bedeutung hat. Es steht für Einheit und Einssein, kann aber auch mit Partnerschaft übersetzt werden, was die Beschreibung des gemeinsamen Handelns beinhaltet. Schließlich bedeutet das Wort auch Vermittlung oder gar Transport.

Als ich vor über zehn Jahren erstmalig in den Schriften und Predigten von Dr. Cho die Vielschichtigkeit dieses Wortes dargelegt fand, hatte ich anfangs meine Zweifel, ob er diesen Begriff nicht überinterpretiert hatte. Die exakte Überprüfung seiner Aussagen anhand einschlägiger Lexika und theologischer Wörterbücher bestätigte dann doch die Richtigkeit seiner Ausführungen.

Der Heilige Geist kommt zu uns, bleibt bei uns und kommt sogar in uns hinein. Er hat eine ganz große Zuneigung zu uns, die unsere ganze Person, auch unsere Seele und unseren Körper, einschließt. So dient unser Körper als sein Tempel.

Der Heilige Geist will nicht stillschweigend irgendwo im Verborgenen oder in einer Ecke unserer Person verweilen, unbeachtet und zum Schweigen verurteilt. Er will reden! Die intime Gemeinschaft mit ihm, zu der er uns bewegen und motivieren möchte, ist wirklich eine Beziehung von Geben und Nehmen, die mit Reden und Hören einhergeht. Eine schweigende Gemeinschaft ist keine Gemeinschaft. Der Heilige Geist will Beziehung zu uns haben, weil er uns liebt, weil er uns bejaht, weil er unsere Nähe beglückend findet und weil er uns beglücken will.

Er will selbst als Person beachtet werden, und er findet es begehrenswert, dass wir uns ihm zuwenden, dass wir Zeit mit ihm verbringen und dass wir auf seine Äußerungen und Angebote eingehen. Es soll eine Gemeinschaft auf Gegenseitigkeit sein, wobei er allerdings immer der zuerst Gebende ist.

Die andere Seite dieser Erfahrung ist, dass wir nie mehr alleine sind. Diese Konsequenz bedeutet, dass das Erleben des Heiligen Geistes in dieser intensiven, persönlichen Form, das Ende von Alleinsein und Einsamkeit ist. Wir sind nicht dazu bestimmt, allein durchs Leben zu gehen. Alle menschliche Gemeinschaft, die wir pflegen, hat ihren Ursprung und ihr Modell in dieser Beziehung, die der Heilige Geist zu uns sucht und die uns bereichern soll. Wer diese Form von Gemeinschaft nicht kennt, wird kaum imstande sein, eine erfüllende Gemeinschaft unter Menschen zu entwickeln, weil ihm das Vorbild und die Eignung dazu fehlt. Deswegen ist dieses Gemeinschaftsangebot des Heiligen Geistes gleichzeitig eine wunderbare Behandlung für uns, die wir durch vielfältige seelische Verwundungen und Vernachlässigungen durch unsere Eltern und andere Menschen gemeinschafts- und liebesunfähig geworden sind.

1.4 Die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist im Sinne von Partnerschaft

Der Begriff Partnerschaft zielt stärker auf den Gesichtspunkt des gemeinsamen Wirkens, der gegenseitigen Hilfe und gemeinsamer Arbeit hin. Wenn nun das Wort uns sagt, dass die Gemeinschaft des Heiligen Geistes mit uns sein will, dann ist es nichts anderes als ein Angebot seitens des Heiligen Geistes, uns ununterbrochen in allen praktischen Belangen zu helfen. Nichts, was wir tun, sollen wir alleine tun. Immer sollen wir den Heiligen Geist einladen, uns beizustehen, indem er uns Energie, Motivation, Erleuchtung und Schutz gewährt.

Das ist ein berauschender Aspekt des Christseins. Wir sind nicht berufen, uns alleine abzustrampeln und gegen alle Widerwärtigkeiten und Herausforderungen unseres Daseins mit unserer eigenen Kraft anzugehen. Zu lange haben wir durch Verkündigung oder auch in eigener stiller Gewissheit geglaubt, dass Christsein Krampf und eine einzige Herausforderung zu Verzicht, Opfer und Entsagung ist. Aber das hat mit dem biblischen Original nichts zu tun. Das ist vielmehr seine Karikatur und die fortwährende Einladung und Verherrlichung von Leid und Erschöpfung. Es trägt zuverlässig dazu bei, unser Zeugnis vor der Welt unglaubwürdig zu machen.

Nein, der Heilige Geist will uns tatsächlich in jeder Hinsicht beistehen. In dieser Partnerschaft übernimmt er das Unmögliche, während wir das Mögliche beisteuern. Ich glaube, dass diese Partnerschaft sich wirklich in allen Belangen des Alltags und erst recht in unserer Nachfolge äußern soll.

Mit dem Heiligen Geist sollen wir aufstehen und in den Tag hineingehen, uns zusammen mit ihm waschen, ankleiden, essen und besonders unsere Stille (hoffentlich doch etwas lautere) Zeit mit ihm verbringen. Ohne ihn beten zu wollen, ohne ihn den Herrn anzubeten, ohne ihn das Wort verstehen und verarbeiten und ohne ihn gehorsam sein zu wollen, das ist eine Qual. Das dürfte wohl der Grund dafür sein, dass die Gemeinde Jesu über die Jahrhunderte ein so schwaches Zeugnis war und überhaupt eine weitgehend jämmerliche Gestalt abgegeben hat.

Was wir auch tun und lassen, alles soll mit ihm geschehen. Er ist ein ehrgeiziger Heiliger Geist, den es aus Liebe zu uns dazu treibt, uns beizustehen, damit wir uns nicht übernehmen und damit wir dann, für den Fall, dass wir doch selbst etwas geschafft haben sollten, nicht am Ende Opfer der eigenen Ehre werden; denn der Autor einer gelungenen Tat bekommt auch die Ehre.

Diese Partnerschaft sieht praktisch so aus, dass wir ununterbrochen mit dem Heiligen Geist im Gespräch sein sollen und ihn in entspannter Weise immer wieder einladen sollen, die jeweiligen aktuellen Dinge mit zu übernehmen, uns zu helfen, zu warnen und uns zu entlasten, so dass das Leben mit ihm wirklich genussvoll wird. Auf diese Weise verstehe ich Partnerschaft, so praktiziere ich sie, und das macht das Leben lebenswert.

Wenn wir eine solche Partnerschaft verneinen, werden wir letztendlich doch alles selbst machen, was dann schon mit dem Lebensstil der Unabhängigkeit und Selbstverwirklichung identisch ist. Das ist eine Ursünde, aus der alle anderen Sünden resultieren. Sie ist Ursprung und Mitte von aller Verfehlung und Schuld. Wenn uns Gott von dieser Sünde fernhalten will, bleibt ihm nichts anderes übrig, als ein Lebenskonzept für uns zu entwerfen, in dem eine Lösung für den Fluch der Selbsthilfe vorgesehen ist. Dieses Konzept ist eine Person, die uns als Helfer in allen Dingen vor der Gefahr der Selbsterlösung bewahrt.

Insofern besteht eine tiefgründige Logik in der Offenbarung des Heiligen Geistes als eines Geistes der Partnerschaft und der durchgehenden Hilfe. Ein Weniger an Beistand würde praktisch bedeuten, dass wir Erlösung mit eigener Kraft verbinden müssten und die Erlösung nicht mehr ein Geschenk wäre. Ich glaube, dass wir letztlich über das Annehmen von Geschenken nicht hinauskommen.

Das Wort Gottes verrät an unzähligen Stellen, dass uns dies zur entscheidenden Schwächung unseres Lebens gereicht. Wenn nun der Herr keine Kräfte zur Verfügung stellt, die uns davor bewahren, in die Notwendigkeit der Selbsthilfe abzugleiten, dann bleibt uns eben nichts anderes übrig, als uns selbst zu helfen.

Gleichzeitig ist sein Hilfsangebot auch eine schöne Form der Erfahrung von Demut. Nie mehr etwas alleine zu tun, immer jemanden bei sich zu haben, der einem beisteht, das ist praktisch ausgelebte Demut. Wer umgekehrt nicht demütig ist, wird sich eine durchgehende Hilfe nicht gefallen lassen, weil er die Ehre mit keinem anderen teilen will. Er will alles alleine machen, er will sich produzieren und sich damit verherrlichen und einen Namen machen, um dann doch daran zugrunde zugehen; denn unsere Kräfte und unsere moralische Rechtschaffenheit reichen nicht aus, um aus uns selbst heraus erfolgreich die Aufgaben des Lebens zu meistern, und schon gar nicht die Herausforderungen des Glaubens.

Der Heilige Geist hält sich ohne Ausnahme an seine Devise der Hilfe und der Partnerschaft. Dieser Rolle bleibt er treu. Das heißt, dass er nie etwas alleine und unabhängig von uns macht, aber das bedeutet auch, dass wir nie etwas alleine bewerkstelligen sollen. So ergibt sich eine würdevolle Zusammenarbeit, in der er uns immer wieder seine Pläne und Vorstellungen zuflüstert. Diese machen wir dann zu Willens- und Glaubensentscheidungen und präsentieren sie ihm nachfolgend erneut, um dann von ihm seinen aktuellen Beistand zu bekommen. Dieses Verfahren ist einfach phantastisch.

1.5 Der Heilige Geist, der vermittelt

Die dritte Bedeutung des Begriffes koinonia, die Vermittlung und Transport meint, ist uns möglicherweise am besten bekannt. Der Heilige Geist ist in seinem Bemühen, ständig Gemeinschaft zu haben und Gemeinschaft zu stiften, die personifizierte Vermittlung unserer Beziehung zu Jesus und dem Vater. Er ist gleichzeitig der Vermittler der Gedanken, Liebe und Kräfte des Vaters und des Herrn zu uns.

Es stimmt, dass wir Jesus über den Heiligen Geist erfahren sollen und dass der Heilige Geist uns die Eigenschaften, Wohltaten und Erlösungstaten des Herrn aufschließen und verdeutlichen will. Ohne ihn verstehen und erleben wir nichts. Er ist der Geist der Wahrheit, der ununterbrochen zwischen dem Herrn und uns pendelt, um uns die Augen und das Herz für das zu öffnen, was der Herr alles getan hat und uns zu zeigen, was das für uns bedeutet, und wie wir es anwenden können.

 

1. Korinther 2,12

Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind.

In Vers 10 lesen wir, dass Gott uns seine Absichten durch seinen Geist offenbart, der alle Dinge erforscht, auch die Tiefen der Gottheit. Diese Vermittlung zwischen uns und dem Vater ist eine Art Sonderfall der Partnerschaft, indem der Heilige Geist eine ständige Beziehungs- und Interpretationsarbeit leistet, um uns göttliche Dinge nahezubringen und göttliche Erfahrungen machen zu lassen.

Wir dürfen bei alldem jedoch nicht vergessen, was wir als Gefahr schon gesehen haben: Der Heilige Geist will dennoch als eigenständige Person respektiert werden; er hat eine eigene Persönlichkeit. Er ist ein sehr sanftmütiger und zarter Geist, der das, was er tut, in einer einzigartigen Atmosphäre von Milde, Freundlichkeit sowie Zurückhaltung wirkt. Er hat seine eigene, typische, unverwechselbare Wesensart. Diejenigen, die dieser Einladung gefolgt sind und die Gemeinschaft mit ihm suchten, werden das schon festgestellt haben. Um ihn herum ist eine große Ruhe, eine Ausstrahlung von Liebe und Bejahung. Er verweist sehr wohl und ununterbrochen auf Jesus und auf den Vater, aber er will sich auch selbst mitteilen.

Unser Bemühen, in die rechte Beziehung zum Heiligen Geist zu treten, bedarf an dieser Stelle einer besonderen Behutsamkeit. Wenn das Wort Gottes sagt, dass seine Gemeinschaft mit uns sein soll, dann dürfen wir nicht zulassen, dass wir nur seine Kräfte und Funktionen suchen, ihn selbst aber außer Acht lassen. Das betrübt und das dämpft ihn. Er ist eine Person von außerordentlicher Zartheit und Sanftmut, aber auch jemand, der intensiv lieben kann und auch geliebt sein will. So müssen wir darauf achten, dass wir nicht nur ständig seine Vermittlerfunktion suchen, sondern uns im Zusammensein mit ihm auch wirklich seiner Person und seiner Gegenwart aussetzen und die Herrlichkeit und die Bejahung annehmen, die von ihm ausgeht.

Wenn wir ihn so respektieren, dann werden wir immer wieder erleben, dass allein schon seine Anwesenheit beglückend und aufbauend ist. Wir werden uns beschützt, inspiriert und ermutigt sehen, um dann auch zu erfahren, dass er, wenn er spricht, doch gleich wieder von Jesus und dem Vater redet.

Diese Erfahrungen bleiben dem Macher und dem Machtmenschen verschlossen, aber auch jedem, der seine Härte und Bitterkeit einsetzt und sich und andere kontrolliert. Sie werden alles alleine machen müssen, weil es bei einer derartigen Haltung nie zu einer praktischen Partnerschaft kommen kann. So ergibt sich für viele Christen die große Herausforderung, dass sie im Umgang mit dem Heiligen Geist lernen, umzuschalten vom Produzieren und Gestalten, vom Machen und Kontrollieren zur Sensibilität des zarten Umgangs mit dem Heiligen Geist und zum Empfangen.

Am Schluss dieses Kapitels erscheint es mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass Paulus sagt, dass wir alle diese Gemeinschaft erleben sollen. Sie ist nicht etwas für einige Spitzenkönner und geistlich weit Fortgeschrittene. Dieses Erfahrungskontingent, besser, diese Lebensweise, steht uns allen zu. Wenn wir unter diesem Niveau bleiben, machen wir uns das Leben künstlich schwerer als von Gott vorgesehen. Wir begeben uns unter die Strapazen der eigenen Leistung und des Verbrauches unserer Energien. Wir verlieren unsere Ausstrahlung oder entwickeln sie erst gar nicht und werden schließlich doch alleine bleiben, auf uns geworfen und nur von der eigenen Kompetenz und Leistungskraft abhängig. Wie gut, dass wir aus diesem Zustand jederzeit heraustreten können. Besonders schön ist es, dass uns dieser Heilige Geist sogar noch dabei behilflich ist, diese neue Lebensart begehrenswert zu finden und uns aus den alten Zwängen zu befreien.

2 Der andere Helfer

In den Abschiedsreden Jesu im Johannesevangelium, in den Kapiteln 14-16, hat der Herr die Lehre über das Wesen und Wirken des Heiligen Geistes ausführlich dargestellt. Dabei nimmt der Begriff, der im Griechischen parakletos heißt und in der Lutherbibel überwiegend mit »Tröster« übersetzt wird, eine besondere Stellung ein.

Johannes 14,16 [Luther]

Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, dass er bei euch sei ewiglich.

Weitere, meist in den Fußnoten aufgeführte Übersetzungen, sind »Fürsprecher« und »Beistand«. Die wörtliche Übersetzung lautet: »der zu Hilfe Gerufene« oder »der Helfer«. Damit wird das aufgegriffen, was wir im zweiten Korintherbrief bereits gefunden haben: Der Heilige Geist ist unser Partner, der uns in allen praktischen Fragen helfen will.

Weswegen heißt er »der andere Helfer? Das kann sich wohl nur darauf beziehen, dass das Wort »Jesus« in seiner hebräischen Urform »Jehoshua« die wörtliche Bedeutung »der Herr ist Hilfe« oder »ist ein Helfer« hat. Der Heilige Geist ist nun der andere Helfer, übrigens der andere Helfer derselben Qualität. (Im Griechischen gibt es eine feine Unterscheidung zwischen »anderem von anderer Art, nämlich heteros und »anderer« von derselben Art, nämlich allios.) Indem nun Jesus den Heiligen Geist den anderen Helfer nennt, und dies nur dann einen Sinn gibt, wenn ein weiterer Helfer existiert, wird die authentische Übersetzung des griechischen Begriffes bestätigt. Der Heilige Geist ist in erster Linie Helfer, was natürlich auch alle anderen Übersetzungsmöglichkeiten wie »Tröster«, »Fürsprecher« und »Beistand« mit einschließt.

Wir haben hier gerade im thematischen Umkreis des Heiligen Geistes gelernt, dass wir möglichst auf die Wörtliche Bedeutung von biblischen Begriffen und Aussagen achten sollen. Insofern hat es wohl eine Bewandtnis, dass der parakletos der »um Hilfe Gerufene« ist. Das heißt doch, wir sollen ihn zu Hilfe rufen, weil wir Hilfe nötig haben und uns weder selbst helfen wollen und können noch dürfen. Wir ziehen aus den wiederholten Erwähnungen des Heiligen Geistes als Helfer den Schluss, dass uns Gott wirklich umfassende Hilfe geben will. Es ist für mehr Fälle im Leben Hilfe vorgesehen, als wir das bis jetzt für möglich und notwendig gehalten haben. Der Heilige Geist will unser Helfer sein, wenn es darauf ankommt, die Wahrheit zu erkennen, er will der Geist des Glaubens sein und uns insofern auch helfen zu glauben. Er will uns helfen, eine Beziehung zu unserem göttlichen Vater zu erleben, die spürbar, schutzgebend und real ist, er will uns helfen, Jesus zu sehen und so zu leben, wie er lebt.

Johannes 14,19 (Luther)

Ihr aber sollt mich sehen, denn ich lebe und ihr sollt auch leben.

Er hilft uns bei der Freude, er hilft uns auf dem Weg zum Frieden, er hilft uns, göttliche Weisheit zu empfangen, Beter und Anbeter zu werden, ein Zeuge Jesu zu sein, Einfluss auf die Welt zu nehmen und Überwinder zu werden.

Diese Liste könnte und müsste beliebig fortgeführt werden. Er ist die Person, die das Heil austeilt, die ununterbrochen Worte, Taten und Heil von Jesus nimmt, um sie an uns weiterzureichen. Der Heilige Geist ist der große Anwender und Verteiler, der Vermittler und der Helfer.

In allen Dingen sollen wir uns an ihn wenden, weil er eben die uns am nächsten stehende göttliche Person ist. Das bereitet nicht wenigen Christen Schwierigkeiten, weil sie nicht genau wissen, was sie nun von Jesus und dem Vater, und was sie vom Heiligen Geist erwarten oder erbitten dürfen. Das ist auch der Punkt, an dem manche Christen Bauchschmerzen bekommen, weil sie in sich den Argwohn hochsteigen sehen, dass der Heilige Geist am Ende dann doch die Person des Herrn Jesus und des Vaters verdrängt. Wie ist nun die Beziehung zwischen den göttlichen Personen untereinander zu verstehen, und wie haben wir uns ihnen gegenüber zu verhalten? Diese Frage bewegt viele Gläubige. Solange sie nicht beantwortet ist, werden manche von einer entspannten Beziehung zum Heiligen Geist ferngehalten.

2.1 Jesus ist der Retter, aber der Heilige Geist teilt das Heil aus

Die Beziehung der göttlichen Dreieinigkeit und, wenn man so sagen darf, die Verteilung der Aufgaben innerhalb der göttlichen Gemeinschaft ist nach dem Zeugnis der Schrift sehr eindeutig geregelt: Vom Vater kommt die Liebe und das Verlangen, den Menschen in ihren Belangen und Nöten zu helfen. Jesus hat das Heil auf die Erde gebracht, indem er Mensch wurde, lehrte, für uns litt, starb und auferstanden ist. Er ist der Erretter, er hat die stellvertretende Sühne vollzogen und hat alle Ehre dafür bekommen. Es war nicht der Heilige Geist, dem diese Aufgabe übertragen wurde.

Das Heil kommt von dem Herrn, aber der Heilige Geist teilt es nun aus. Er ist der Verteiler hier unter den irdischen Verhältnissen. Er erklärt in allen Bedarfssituationen, was Jesus für uns getan hat. Er zeigt, was alles im Heilspaket enthalten ist. Wir sollen wissen, was uns von Gott gegeben ist.

1. Korinther 2,12

Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind.

Er motiviert, er deutet, er verteilt und vermittelt. Er steht gleichsam auf unserer Seite, wenn es darauf ankommt, alle Geschenke des Himmels entgegenzunehmen.

In Entsprechung zu dieser Art von Aufgabenverteilung zwischen dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist haben wir uns mit unseren Gebeten und Anreden zu verhalten. Wenn es darum geht, im aktuellen Fall des Jetzt und Hier, bei dem, was wir gerade tun, Hilfe zu holen, dann sollten wir uns an den Heiligen Geist wenden und ihn bitten, uns jetzt beizustehen. Die Betonung liegt auf dem Jetzt und auf dem Aspekt der gerade jetzt zu leistenden Arbeit.

Geht es aber darum, dass einem anderen Hilfe zuteil werden soll oder Gott uns selbst Hilfe schicken soll (es ist also von seinem Handeln die Rede, das erst einsetzen soll), dann wenden wir uns im Namen Jesu an den Vater. Handelt es sich dagegen um die Art und Weise, wie wir aktuell beten sollen, erbitten wir die Hilfe des Heiligen Geistes.

Johannes 16,23

(wohlgemerkt ein Teil der Heilig-Geist-Reden des Herrn) Und an demselben Tage (dem Tag, an dem der Heilige Geist uns zur Verfügung steht; Anmerkung des Autors) werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr den Vater etwas bitten werdet, so wird er es euch geben in meinem Namen. Bisher habt ihr nichts gebeten in meinem Namen, bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei.

Unsere Bitten und Gebete sowie die klassischen Fürbitten richten sich an den Vater, aber im Namen Jesu, das heißt, mit Billigung und im Auftrag seines Sohnes und gleichsam an seiner Statt. So bekommen wir Gehör. Und noch einmal: Geht es um die aktuelle Hilfe bei dem, was wir jetzt gerade tun oder was wir zu lassen haben, und es fällt uns schwer, das zu lassen (es scheint für uns Menschen wirklich das größere Problem zu sein, etwas zu lassen als zu tun) dann wenden wir uns um praktische und augenblickliche Mithilfe an den Heiligen Geist.

Wie steht es mit der Anbetung? Lob und Preis und Ehre wie auch Anbetung kommen dem Vater und dem Herrn Jesus zu. Weil aber der Heilige Geist ebenfalls Gott ist und weil er eine makellose Person von göttlicher Reinheit und Kraft ist, gibt es keinen Grund, ihn nicht zu loben, ihn nicht zu preisen und ihm Dank zu verwehren. Es ist auch nicht einzusehen, weswegen man ihn nicht anbeten sollte, wenn er wirklich Gott ist, wie auch Jesus, der Sohn Gottes, Gott ist.

Jedoch sollten wir hier auf die offenkundige biblische Gewichtung achten. Ehre und Anbetung kommen, gemessen an der großen Anzahl von biblischen Geboten und Erwähnungen der Anbetung, erstrangig dem Vater und dem Sohn zu. Wir werden gewiss den Heiligen Geist nicht ausklammern, aber wir werden, gerade im Zusammensein mit ihm, sein Verlangen hören, mit ihm und durch seine Mithilfe gemeinsam den Vater und den Sohn zu loben und ihnen Anbetung zu bringen.

Es ist doch nicht so schwer, unsere Beziehung zur göttlichen Dreieinigkeit zu ordnen. Wenn wir ein klares Verständnis von ihrem Wesen und Auftrag haben, dann werden wir uns sehr schnell des Gefühls entledigen können, dass das alles verwirrend sei und wir, in Anbetracht der göttlichen Kompetenzvielfalt, Schwierigkeiten bei unserer Orientierung und Zuordnung zu den Personen der göttlichen Dreieinigkeit haben. Mit Einsicht in die Wahrheit regeln sich diese Schwierigkeiten von alleine, ja, sie offenbaren sich als Scheinschwierigkeiten. Ich sage es noch einmal, wer es lernt, mit geistlicher Sensibilität und Intuition auf die Stimme des Heiligen Geistes zu hören, wird diese gerade als Aufforderung vernehmen, Jesus und den Vater zu verherrlichen.