Eine Insel in 650m Höhe

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Die Jagdhütte

Die Türe öffnete sich und ich freute mich wie ein Schneekönig. Bevor ich eintrat schaltete ich das Notstromgerät wieder ab und wohltuende Ruhe breitete sich wieder über dieses wunderschöne kleine Paradies. Direkt hinter der Türe befand sich ein winziger Flur. Rechts gab es eine Türe und gerade vor an der Stirnseite. Diese öffnete ich und blickte erstaunt in ein winziges Bad. Eine Toilette, ein kleiner Waschtisch und eine Sitzbadewanne. In der Wand eins der kleinen Fenster. Ich öffnete es und konnte nun den Fensterladen ebenfalls öffnen. Ich hatte Recht behalten. Es war genau die gleiche Konstruktion wie auf den Hütten in den Bergen. Direkt hinter der Türe befand sich noch ein Hebel von ca. 50cm. Eine Handpumpe war das. Wahrscheinlich war in der Dachschräge ein Wassertank untergebracht. Mittels der Pumpe wurde dann von einem Brunnen das Wasser in diesen Behälter gepumpt und stand dann mit dem Eigendruck hier wieder zur Verfügung. Ich öffnete den Wasserhahn an dem kleinen Waschtisch und klares Wasser kam heraus. Ich betätigte die Handpumpe und hörte nach einigen Sekunden über mir Wasser einfließen.

Also genau wie gedacht war es wohl. Die zweite Türe führte in den Hauptraum. Auch hier öffnete ich zuerst das Fenster und die Läden. Dominiert wurde der Raum durch einen recht eigentümlichen Ofen. Geschätzt 70cm tief und bestimmt 1m lang erstreckte sich über die ganze Fläche der Kochbereich. Darunter die Feuerstelle mit einem sehr großen Sichtfenster und daneben in gleicher Größe von etwa 50x50cm einen Backofen der wohl ebenfalls von der Feuerstätte beheizt wurde. Rund über diesem Ofen waren schmale Schränke angebracht die zu meiner großen Freude neben Geschirr auch Gewürze und bestimmt 30 Tüten mit Fertigsuppe sowie jeweils zwei Pakete Salz und Zucker beinhalteten. Vom Ofen aus ging ein Kaminrohr hoch und mit einem Bogen zur anderen Seite hin bevor es zum Dach hochstieg. Hier wurde mit Sicherheit sehr effizient geheizt. Unter dem Fenster befand sich eine Kommode die mit 38 Konservendosen gefüllt war. Hier war zudem eine 11kg Gasflasche untergebracht die einen kleinen Gasdoppelkocher auf der Kommode versorgte. Daneben standen zwei Taschenlampen die mein Interesse erregten. Als ich mir den komischen Griff genauer ansah, erkannte ich die kleinen Solarmodule unter einer Schutzschicht. Das war ideal. Ich versuchte eine und wunderte mich über die hohe Lichtausbeute die natürlich jetzt erst mal aus dem Akku kam. Ich freute mich wie ein kleines Kind. Oberhalb vom Fenster ein Bücherregal mit diversen Büchern. Die gegenüberliegende Seite wurde rechts durch eine große Eckbank mit einer dicken und sehr weichen Auflage versehen war. Oberhalb der Eckbank waren Regale bis zur Decke die mit Wein und Schnapsflaschen bestückt waren. Wunderbar konnte man hier sitzen an einem sehr massiven Holztisch. In der linken Ecke neben der Eckbank gab es tatsächlich einen Schaukelstuhl. An der linken Seite befanden sich zwei Vorhänge die in wie Schlafräume führten. Auch hier jeweils ein kleines Fenster mit Laden. In dem ersten Raum befanden sich ein Etagenbett und ein schmaler Schrank mit vielen Decken und Laken. Im zweiten Raum gab es ein mit geschätzten 1,5m breiteres Bett das auf einen Unterschrank gesetzt war. In diesem Unterschrank befand sich neben diverser Wäsche auch einiges an Kleidung. Es gab noch einen kleinen Kleiderschrank der ebenfalls einiges an Kleidung beinhaltete. Alle Räume verfügten über Gaslampen die mit kleinen Kartuschen betrieben wurden. Zudem gab es Schalter und LED-Leuchten die mit Sicherheit von dem Solarpaneel auf dem Dach versorgt wurden. Ich betätigte einen Schalter und sofort leuchteten die LEDs auf. Perfekt.

Zwischen und oberhalb der Türen zu den Schlafräumen waren mehrere Angeln befestigt die soweit ich das beurteilen konnte sofort funktionstüchtig waren. Ebenfalls gab es drei Sportbögen und eine rechtgroße Anzahl von Pfeilen der unterschiedlichsten Art. Zwei Lederköcher beinhalteten sehr stabile Pfeile die mit scharfen Metallspitzen ausgestattet waren. Diese dürften sicherlich in der Lage sein selbst ein größeres Tier zu töten. Mehrere große Messer, die wie ich feststellte alle extrem scharf waren rundeten das Bild dieser wunderschönen Jagdhütte ab. Ein Fernglas befand sich in einer Schutzhülle. Ich nahm es vorsichtig heraus und schaute hindurch. Das war sicherlich kein preiswertes Glas. Total scharf zeigte das Bild bis in jede Ecke. Jetzt wo alle Fenster geöffnet und die Hütte von Licht und Wärme durchflutet waren vervollständigte sich der erste Eindruck. Supersauber, zweckmäßig und sinnvoll eingerichtet um auch mal einige Tage hier zu verbringen. Ich öffnete eine Konserve die vier Fleischfrikadellen in Nudeln beinhaltete und erhitzte diese auf dem Gaskocher. Das ging blitzschnell und kurze Zeit später saß ich gemütlich mit nackten Füßen auf der Terrasse und genoss dieses herrliche Mahl. Nach dem Essen viel mir der Zettel wieder ein den ich auf dem Tisch im Wohnraum gesehen hatte. Ich holte ihn und war erleichtert, dass er in deutscher Sprache geschrieben war. Ich setzte mich gemütlich hin und lass den Text:

„Liebe Brigitte, schön dass du mit den Kindern wieder einige Tage hier verbringen möchtest. Ich habe auf deinen Wunsch hin auch die beiden Gewehre einschließlich der Munition mitgenommen. Lediglich die Jagdmesser sind nun noch da und sollten von dir eingeschlossen werden. Sei vorsichtig, sie sind sehr scharf. Damit sich die Kleinen nicht wieder mit dem schweren Ruderboot abmühen müssen, haben wir ein aufblasbares Kanu gekauft. Du findest es im Schuppen zusammen mit der Pumpe und den Paddeln. Es soll über 4m lang sein und durch verschiedene Luftkammern auch praktisch unsinkbar wie der Verkäufer sagte. Wir haben den Kindern auch ein neues Zelt beschafft. Es ist geräumiger, ich glaube 3x3m soll es sein. Da ich mich vergessen habe mit Peter abzustimmen, haben wir die letzte Lieferung doch glatt doppelt besorgt. Kannst du dir vorstellen wie wir gelacht haben als wir mit zwei voll bepackten Geländewagen hier ankamen. Nun jetzt haben wir halt 6 große Gasflaschen (sind auch im Schuppen) und die Vorräte sind ebenfalls alle im Keller aufgefüllt. Wir haben in unserem Garten wieder Kartoffel und Bohnen gesetzt, die waren ja im vorigen Jahr wirklich sehr gut. In dem neuen Wasserbehälter haben wir übrigens bisher keine Tabletten geben müssen, das Wasser bleibt schön frisch und die Proben die ich vorigen Monat habe untersuchen lassen bestätigen eine hohe Wasserqualität und Freigabe als Trinkwasser. Brauchst dich also nicht mehr drum kümmern. Die Hausapotheke ist ebenfalls aufgefüllt und erweitert. Nach der Verletzung im letzten Winter haben wir jetzt auch einiges Antibiotika hier. Habe viel Spaß mit den Kindern hier und macht euch eine schöne Zeit. Im Flur hinter der Türe habe ich übrigens zwei Ersatzschlüssel für den Schuppen deponiert und im Schuppen hinter der Türe oben im dunklen Bereich einen Ersatzschlüssel für die Hütte. Bis dann“

Verdammt, da bin ich überhaupt nicht auf die Idee gekommen nach einem Ersatzschlüssel zu suchen. Aber selbst wenn, den hätte ich sicher nicht in diesem Halbdunkel gefunden. Aber was stand da von einem Keller geschrieben. Wo gab es denn den Zugang dazu, ich hatte die Hütte mehrfach umrundet und war sicher, von außen stand die Hütte auf festem gemauerten Stein. Also musste es hier innen eine Treppe geben. ich schlug den dicken Teppich beiseite und da war die Öffnung. Mit einem eingelassenen Ring konnte man die Bodentüre öffnen. Ich nahm die neu erbeutete Taschenlampe und stieg hinab. Unten angekommen verschlug es mir den Atem. Die ganze Hütte war unterkellert und mit Regalen bestückt. es fanden sich weitere Konserven und Spirituosen. Was mich besonders freute war aber das was unter der Decke hing. 12 geräucherte Schinken und 6 riesige Würste trockneten vor sich hin. Nur mühsam konnte ich meine Freudentränen zurückhalten. Für die nächsten Wochen war ich zumindest gerettet.

Dieser Keller schien relativ kalt zu sein und in jedem Fall knochentrocken. Ich ging wieder nach oben und schaute mir die Decke an. Richtig auch da befand sich eine Öffnung hinter der sich auch ziehen an einer Öse eine schmale Falttreppe zeigte. Ich stieg hoch und leuchtete mit der Taschenlampe den Dachboden ab. Die Dachschrägen ließen kein stehen zu, da die höchste Stelle maximal 1,5m betrug. Da stand der Wasserbehälter mit mehreren Kartons in denen sich Tabletten zur Wasseraufbereitung befanden. Ich untersuchte den allseits geschlossenen Behälter und fand einen Schraubverschluss durch den die Tabletten eingeworfen werden konnten. Aber laut Brief war das ja nicht mehr erforderlich. Neben dem Tank befand sich ein Regal in auf dem eine Anzahl von Lipo-Akkus zusammengeschaltet war. Hier war also der Energiespeicher für die Lampen. Noch mal die gleiche Anzahl der Akkus lag eine Reihe unterhalb, war aber nicht angeschlossen und diente wahrscheinlich nur der Reserve. Ich kroch weiter und auch hier diverse Kisten mit Kleidung, Schuhe und Decken. Ich beendete meine Dachbodendurchsuchung und ging noch einmal zum Schuppen. Verstaute das Notstromgerät liebevoll an seinen Platz und stellte alles was ich gebraucht hatte wieder zurück. Ja, da standen die Gasflaschen und auch ein ganzer Karton mit den kleinen Gaskartuschen für die Gasleuchten. Daneben ein größerer Karton. Ich riss ihn auf und es zeigte sich das Schlauchboot. Ein richtiges vollwertiges Kanu mit 8 Luftkammern und wie auf der Verpackung stand „Profikanu mit rissfestem Unterboden bis über der Wasserlinie“. Zerlegbare Paddel und eine Doppelpumpe fanden sich ebenfalls dabei. Auch hierbei schien nicht gespart wurden zu sein. Zwei große Zielscheiben für Bogenschießen standen an der Seite. Ein komisches rundes Netz von fast zwei Meter Durchmesser erregte mein Interesse. An vier Stellen war eine sehr reißfeste Leine angebracht die zu einem gemeinsamen Punkt führte und an der eine lange Teleskopstange angebracht war. Wo hatte ich ein solches Teil schon einmal gesehen. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, es war bestimmt schon einige Zeit her. Ich brach meine Begutachtung ab und ging wieder zurück. Dabei bemerkte ich etliche Hasen auf der Obstwiese. Wenn ich es schaffen könnte auch nur halbwegs sicher mit dem Bogen umzugehen, wäre ein Überleben hier kein Problem. Tiere gab es mehr als genug und dann fiel mir auch ein wo ich diese Art Netz schon einmal gesehen hatte. Es diente dem Fischfang. Man ließ es eintauchen und wartete bis sich einige der Fische direkt darüber befanden. Mit etwas Köder ging das bestens. Dann zog man mit der Teleskopstange an und das Netz schloss sich blitzschnell sodass die Fische noch darin waren.

 

Ich ging zum Weiher auf den Holzsteg und setzte mich auf den vorderen Bereich. Bereits nach wenigen Minuten trauten sich die ersten Fische heran um neugierig nachzuschauen. Soweit ich das beurteilen konnte, war dies ein recht großer Forellenteich an dessen anderen Ende ich einen Zulauf zu entdeckten glaubte. Das würde ich mir doch noch genauer ansehen. Als erstes wollte ich aus mir wieder einen halbwegs normalen Menschen machen. Ich versuche im Ofen ein Feuer in Gang zu bringen. Wider Erwarten gelingt mir das relativ schnell. Das Holz ist bestimmt schon jahrelang gelagert und knochentrocken.

Ich staple einige kleinen Hölzchen auf und nach kurzer Zeit nimmt die die Flamme der Feuerzeugs schon eine andere Größe an und mit etwas anpusten ergreift das kleine Feuer immer mehr Besitz von dem Holz. Ich schiebe etwas größere nach und fülle dann soviel Kessel mit Wasser wie ich finde. Die ganze Herdplatte ist nun mit Wasserkessel vollgestellt und ich schiebe noch mehr Holz nach. Dann gehe ich zum Holzsteg und entkleide mich vollständig. Ich versuche meine Kleidung so gut wie irgend möglich zu waschen und rund eine halbe Stunde später war ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Nachdem ich die Kleidung zum Trocknen in die Sonne gehängt habe schaue ich nach meinem Wasser. Es ist warm aber noch nicht heiß. Ich bringe das Feuer so richtig in Gang und schon in kurzer Zeit kommt das Wasser zum Kochen. Nachdem ich die Kessel in die Sitzbadewanne entleert habe beginnt das Ganze von vorn. Wasser einfüllen und zum Kochen bringen. Dann mischte ich kaltes Wasser bei bis die Temperatur erträglich war und stieg in die Wanne. Ein Hochgefühl macht sich breit und ich genieße diese umschließende Wärme in vollen Zügen. Unbeweglich liege ich so gut wie geht in dieser kleinen Wanne und wasche mich sehr gründlich. Viel zu schnell ist das Wasser abgekühlt, aber es war mehr als herrlich. Ich finde wirklich einige Nassrasierer und nachdem ich zunächst mit der Schere den Bart reichlich reduziert habe reibe ich mein Gesicht kräftig mit Seife ein. Das Rasieren ist nicht ganz schmerzfrei aber das ist es mir wert. Ich grinse mir im Spiegel entgegen und bis sehr zufrieden. Ich untersuche die Kleidung in den Schränken und nehme Maß. Ja, natürlich keine Maßanfertigung und eher deutlich zu groß kleide ich mich neu ein. Besonders ein Paar Mokassins passen bestens und ich fühle mich wirklich wie neu. Dann richte ich mein Buffet her. Eine Flasche Rotwein, eine Flasche Grappa, ein Schinken von mindestens einem Kilogramm, eine Dose Oliven und eine Dose Hühnersuppe sollen das Festmahl bilden. Ich stelle die Suppe auf die Herdplatte und wundere mich das sie noch so heiß ist. Das Feuer ist noch sehr aktiv obschon ich schon mindestens eine Stunde nicht mehr nachgelegt habe. Das zeugt von einer sehr guten und durchdachten Konstruktion und vielleicht ließe sich ein Feuer über eine ganze Nacht halten ohne auszugehen. Ich setze mich draußen auf dem Balkon vor der Hütte und freue mich, dass die Sonne bis zum Untergang diese Stelle erleuchten und beheizen wird. Ich genieße mein Festmahl in vollen Zügen und nippe immer wieder an dem sehr leckeren Grappa. Erstaunlich viele Tiere sind zu sehen und am oberen Ende des Teichs sind 8 Rehe und ein Hirsch die in völliger Ruhe Wasser aufnehmen und hier und da etwas Gras äsen. Obwohl sie abwechselnd zur Hütte hinschauten schienen sie meine Anwesenheit nicht unbedingt als Gefahr zu deuten. Sie räumten bei einsetzender Dämmerung den Platz und Dank des Fernglases konnte ich stattdessen drei kleine Windschweine erkennen die ebenfalls ihren Durst dort stillten. Das Fernglas war wirklich von allerbester Qualität. Selbst jetzt bei einsetzender Dunkelheit waren noch Einzelheiten erkennbar. Eine Hasengruppe wechselte genau vor der Hütte von einem Wald in den andern. Langsam mit wachsender Dunkelheit wurde es kühler und ich verlegte mein Buffet nach innen und verschloss alle Fenster.

Nun saß ich auf der supergemütlichen Eckbank und erfreute mich an dem großen Ofenfenster das einen ungehinderten Blick auf das brennende Holz ermöglichte. Der Ofen heizte extrem und ich schätzte die Raumtemperatur bestimmt auf über 24°C. Die LEDs waren unterschiedlich schaltbar und so befand sich der Raum in Verbindung mit dem Feuerschein in einem wunderbaren Licht. Mein Blick wandte sich zu den Sportbögen und ich nahm einen von der Wand. Es war unglaublich wie viel Kraft erforderlich den Bogen auch nur auf vielleicht einem Drittel zu spannen. Das hatte ich so nicht erwartet. Wenn ich hier fest hängen würde und vielleicht sogar überwintern müsste, würde mein Leben von diesem Bogen abhängen. Ich musste unbedingt lernen mit dieser Waffe sicher umzugehen. Ich setzte mich wieder hin und betrachtete die Verpackung der eben geleerten Suppendose nachdenklich. Irgendwo hatte ich doch schon einmal dieses Bild, die Zeichen und diese französische Beschreibung gesehen. Aber es wollte mir nicht einfallen und ich wurde müde. Das Bett erwies sich ebenfalls von bester Qualität und ich fühlte mich mehr als glücklich.

Was mich ebenfalls sehr erfreute war die Tatsache das heute den ganzen Tag hinweg die Erde kaum gegrummelt hatte und ich hatte mehrfach und lange den Wein im Glas beobartet. Es zeigte sich keinerlei Zittern. Hoffentlich, dachte ich, ist es endlich vorbei und die Erde kommt zur Ruhe. Ich hatte sehr gut geschlafen und es zeigte sich ein wunderschöner Tag. Die Sonne strahlte von einem fast wolkenlosen Himmel und verbreitete eine angenehme Wärme. Es war einfach traumhaft, auf meiner Terrasse zu sitzen und das Frühstück bestehend aus Schinken und Kaffee zu genießen. Ich denke an das Kanu und hole es nach meinem Frühstück aus dem Schuppen. Nachdem ich es auseinander gefaltet habe, wundere ich mich zunächst über seine Größe und der Qualität. Es erscheint wirklich sehr reiß- und stichfest zu sein. Völlig anders als ich es von meinen Badebooten in der Jugendzeit kannte. Mit der beiliegenden Doppelpumpe waren die Kammern sehr schnell mit ausreichend Luft gefüllt und das Kanu zeigte sich in seiner ganzen Form. Rund 4,5m lang und an den Seitenwänden sehr hoch gezogen. Der vordere und hintere Teil ist oben voll geschlossen und bietet so eine gute und trockene Lademöglichkeit. Ein stabiles Mittelteil sorgt dafür, dass das Kanu in seitlicher Form blieb. In diesem Mittelteil war wohl mehr aus optischen Gründen ein kleiner billiger Kompass eingesetzt. Mit einiger Mühe konnte ich das kleine Plastikteil aus seiner Position heraus nehmen. Es war sicher nichts bedeutendes Gerät und für die genaue Navigation garantiert ungeeignet, aber nach einigen Tests kam ich zu dem Schluss, dass es zumindest die grobe Himmelsrichtung anzeigen konnte. Also setzte ich diese Navigationshilfe wieder ein. Unter dem Boden ist genau in der Mitte über die ganze Länge eine kleine Luftkammer die wohl die Funktion eines Kiels wahrnehmen soll. Je mehr ich dieses Kanu betrachte, je mehr komme ich zu dem Schluss, dass es bei nicht allzu starkem Wellengang sehr wohl Seetauglich sein könnte. Einer plötzlichen Eingebung nachgebend hebe ich das Kanu, drehe es um und trage es über Kopf auf den Schultern zum Weiher. Ich nehme mir ein Paddelset und setze ein Doppelpaddel zusammen. Mit einiger Vorfreude steige ich in das Kanu und rudere los. Also ich sitze bestens und das Kanu läuft nicht nur gut geradeaus sondern zu meiner Überraschung auch noch relativ schnell. An der Stelle wo sich die Tierwelt zur Tränke versammelte hielt ich an. Eine größere Fläche als ich erwartet hatte. Bestimmt 20m breit und etwa 50m lange erstreckte sich eine herrlich grüne und duftende Wiese die in den Wald mündete. Ich rudere weiter und nach einer leichten Linkskurve wundere ich mich erneut. Der Teich erschließt sich vor mir nochmals nach rechts in etwa gleiche Größe. Das konnte ich vom Steg nicht sehen weil das Schilf am rechten Ufer diese Ausbuchtung komplett verbarg. Ich staunte über diese unerwartete Größe und fuhr das Ufer ab. Also hierher kamen die Enten die ich gesehen hatte. Ein grob gezimmertes Entenhaus befand sich hier im Schilf nahezu perfekt versteckt. Mein unerwartetes Eindringen in ihren Wohnbereich bereitete den Vögeln einen riesigen Stress. In höchster Verzweiflung erhoben sich einige aus dem Wasser und flogen laut schimpfend davon während der Rest Schutz im sehr dichten Schilf suchte. Bald erreichte ich auch den Einlauf. Ein nicht mal allzu großer Graben führte doch relativ viel Wasser und speiste den Weiher. Das Wasser war kristallklar und schmeckte sehr gut. Ich ruderte weiter und kurz bevor ich den Steg erreichte sah ich den kleinen Ablauf des Weihers. Mit diesem Weiher hatte die Natur ein wirklich tolles Gebiet geschaffen. Ich legte am Steg an und ging am Ufer zurück bis zum Ablauf. Dann folgte ich dem Graben und merkte auf Höhe der Hütte eine Veränderung im natürlichen Verlauf. Richtig, hier führte ein Kunststoffrohr aus dem Boden ins Wasser. Hier mündete also die Abflussleitung aus der Hütte. Ich folgte dem Graben noch vielleicht 10 Minuten bis er in eine Bodenspalte führte. Ab hier folgte er der Spalte in vielleicht 2m Tiefe. Gedankenversunken kehrte ich zum Steg zurück und stieg wieder ins Kanu. Mit kräftigen Paddelbewegungen bewegte ich zum Ärgernis der Enten das Kanu rund um das Weiherufer. Einmal, zweimal, dreimal und ich hatte das Gefühl es könnte immer so weitergehen. Natürlich ging das nicht stundenlang so. Mit den Kräften sollte man sehr haushalten wenn sich nicht ein Muskelkater einstellen sollte der dann zur Zwangspause führte.