Kostenlos

Macbeth

Text
iOSAndroidWindows Phone
Wohin soll der Link zur App geschickt werden?
Schließen Sie dieses Fenster erst, wenn Sie den Code auf Ihrem Mobilgerät eingegeben haben
Erneut versuchenLink gesendet

Auf Wunsch des Urheberrechtsinhabers steht dieses Buch nicht als Datei zum Download zur Verfügung.

Sie können es jedoch in unseren mobilen Anwendungen (auch ohne Verbindung zum Internet) und online auf der LitRes-Website lesen.

Als gelesen kennzeichnen
Macbeth
Macbeth
E-Buch
Mehr erfahren
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

FÜNFTE SZENE

(Inverness; Zimmer in Macbeths Schloß)
(Lady Macbeth tritt auf mit einem Brief.)
LADY MACBETH (liest.)
 
Sie begegneten mir am Tage des
Sieges; und ich erfuhr aus den sichersten Proben,
daß sie mehr als menschliches Wissen besitzen.
Als ich vor Verlangen brannte, sie weiter zu befragen,
verschwanden sie und zerflossen in Luft. Indem ich noch,
von Erstaunen betäubt, da stand, kamen die Abgesandten des
Königs, die mich als Than von Cawdor begrüßten, mit
welchem Titel mich kurz vorher diese Zauberschwestern
angeredet und mich durch den
Gruß: Heil dir, dem künftigen König, auf die Zukunft
verwiesen hatten. Ich habe es für gut gehalten.
Dir dies zu vertrauen, meine geliebteste Teilnehmerin
der Hoheit, auf daß Dein Mitgenuß an der
Freude Dir nicht entzogen werde, wenn Du nicht erfahren
hättest, welche Hoheit Dir verheißen ist. Leg es an
Dein Herz und lebe wohl. —
Glamis bist du, und Cawdor; und sollst werden,
Was dir verheißen! – Doch fürcht ich dein Gemüt;
Es ist zu voll von Milch der Menschenliebe,
Den nächsten Weg zu gehn. Groß möchtst du sein,
Bist ohne Ehrgeiz nicht; doch fehlt die Bosheit,
Die ihn begleiten muß. Was recht du möchtest,
Das möchtst du rechtlich; möchtest falsch nicht spielen,
Und unrecht doch gewinnen; möchtest gern
Das haben, großer Glamis, was dir zuruft:
Dies mußt du tun, wenn du es haben willst! —
Und was du mehr dich scheust zu tun, als daß
Du ungetan es wünschest. Eil hieher,
Auf daß ich meinen Mut ins Ohr dir gieße,
Und alles weg mit tapfrer Zunge geißle,
Was von dem goldnen Zirkel dich zurückdrängt,
Womit das Schicksal dich und Zaubermacht
Im voraus schon gekrönt zu haben scheint. —
 
(Ein Diener tritt auf.)
 
Was gibt es Neues?
 
DIENER
 
Noch vor Abend kommt
Hieher der König.
 
LADY MACBETH
 
Tolle Rede sprichst du;
Ist nicht dein Herr bei ihm, der, wär es so,
Der Anstalt wegen es gemeldet hätte?
 
DIENER
 
Verzeiht; es ist doch wahr. Der Than kommt gleich,
Denn ein Kamrad von mir ritt ihm voraus;
Fast tot von großer Eil hatt er kaum Atem,
Die Botschaft zu bestellen.
 
LADY MACBETH
 
Sorg für ihn,
Er bringt uns große Zeitung.
 
(Der Diener geht ab.)
 
Selbst der Rabe,
Der Duncans schicksalsvollen Eingang krächzt
Unter mein Dach, ist heiser. – Kommt, ihr Geister,
Die ihr auf Mordgedanken lauscht, entweiht mich,
Füllt mich vom Wirbel bis zur Zeh, randvoll,
Mit wilder Grausamkeit! Verdickt mein Blut,
Sperrt jeden Weg und Eingang dem Erbarmen,
Daß kein anklopfend Mahnen der Natur
Den grimmen Vorsatz lähmt, noch friedlich hemmt
Vom Mord die Hand! Kommt an die Weibesbrust,
Trinkt Galle statt der Milch, ihr Morddämonen,
Wo ihr auch harrt in unsichtbarem Wesen
Auf Unheil der Natur! Komm, schwarze Nacht,
Umwölk dich mit dem dicksten Dampf der Hölle,
Daß nicht mein scharfes Messer sieht die Wunde,
Die es geschlagen, noch der Himmel,
Durchschauend aus des Dunkels Vorhang, rufe:
Halt, halt! —
 
(Macbeth tritt auf.)
 
O großer Glamis! Edler Cawdor!
Größer als beides durch den künftgen Heilruf!
Dein Brief hat über das armselge Heut
Mich weit verzückt, und ich empfinde nun
Das Künftige im Jetzt.
 
MACBETH
 
Mein teures Leben,
Duncan kommt heut noch.
 
LADY MACBETH
 
Und wann geht er wieder?
 
MACBETH
 
Morgen, so denkt er.
 
LADY MACBETH
 
Oh, nie soll die Sonne
Den Morgen sehn! Dein Angesicht, mein Than,
Ist wie ein Buch, wo wunderbare Dinge
Geschrieben stehn. – Die Zeit zu täuschen, scheine
So wie die Zeit: den Willkomm trag im Auge,
In Zung und Hand; blick harmlos wie die Blume,
Doch sei die Schlange drunter. Wohl versorgt
Muß der sein, der uns naht; und meiner Hand
Vertrau das große Werk der Nacht zu enden,
Daß alle künftgen Tag und Nächt uns lohne
Alleinge Königsmacht und Herrscherkrone.
 
MACBETH
 
Wir sprechen noch davon.
 
LADY MACBETH
 
Blick hell und licht;
Mißtraun erregt verändert Angesicht.
Laß alles andre mir!
 
(Sie gehen ab.)

SECHSTE SZENE

(Daselbst, vor dem Schloß)
(Oboen. Macbeths Dienstboten warten auf. Es treten auf Duncan, Malcolm, Donalbain, Banquo, Lenox, Macduff, Rosse, Angus, Gefolge.)
DUNCAN
 
Dies Schloß hat eine angenehme Lage;
Gastlich umfängt die lichte, milde Luft
Die heitern Sinne.
 
BANQUO
 
Dieser Sommergast,
Die Schwalbe, die an Tempeln nistet, zeigt
Durch ihren fleißgen Bau, daß Himmelsatem
Hier lieblich haucht; kein
Vorsprung, Fries noch Pfeiler,
Kein Winkel, wo der Vogel nicht gebaut
Sein hängend Bett und Wiege für die Brut:
Wo er am liebsten heckt und wohnt, da fand ich
Am reinsten stets die Luft.
 
(Lady Macbeth tritt auf.)
DUNCAN
 
Seht, unsre edle Wirtin!
Die Liebe, die uns folgt, wird oft uns lästig;
Doch dankt man ihr als Liebe. Lernt daraus,
Noch "Gottes Lohn" und Dank zu sagen uns
Für Eure Last und Müh!
 
LADY MACBETH
 
All unsre Dienste
Zwiefach in jedem Punkt, und dann verdoppelt,
Wär nur ein arm und schwaches Tun, verglichen
Der hohen Gunst, womit Eur Majestät
Verherrlicht unser Haus. Für frühre Würden,
Wie für die letzte, Kron der andern, bleiben
Wir im Gebet für Euch.
 
DUNCAN
 
Wo ist denn Cawdor?
Wir folgten auf dem Fuß ihm, denn wir wünschten
Ihn anzumelden; doch er reitet schnell,
Und seine Liebe, schärfer als sein Sporn,
Bracht ihn vor uns hierher.
Höchst edle Wirtin,
Wir sind zu Nacht Eur Gast.
 
LADY MACBETH
 
Für allezeit
Besitzen Eure Diener nur das Ihre,
Sich selbst und was sie haben, als Verwalter,
Und legen Rechnung ab, nach Eurer Hoheit
Befehl, und geben Euch zurück, was Euer.
 
DUNCAN
 
Reicht mir die Hand; führt mich zu meinem Wirt.
Wir lieben herzlich ihn, und Unsre Huld
Wird seiner stets gedenken.
Teure Wirtin, Erlaubt!
 
([Er nimmt ihre Hand und führt sie in das Schloß, die übrigen folgen.] Alle ab.)

SIEBENTE SZENE

(Daselbst, [Schloßhof] eine Vorhalle im Schloß)
(Oboen und Fackeln. Ein Vorschneider und mehrere Diener mit Schüsseln gehn über die Bühne; dann kommt Macbeth.)
MACBETH
 
Wärs abgetan, so wie's getan, wärs gut,
's wär schnell getan. Wenn nur der Meuchelmord
Aussperren könnt aus seinem Netz die Folgen
Und bloß Gelingen aus der Tiefe zöge,
Daß mit dem Stoß, einmal für immer, alles
Sich abgeschlossen hätte, hier, nur hier,
Auf dieser Sandbank unsrer Zeitlichkeit,
So setzt ich weg mich übers künftge Leben. —
Doch immer wird bei solcher Tat uns schon
Vergeltung hier: daß, wie wir ihn gegeben,
Den blutgen Unterricht, er, kaum gelernt,
Zurückschlägt, zu bestrafen den Erfinder.
Dies Recht, mit unabweislich fester Hand,
Setzt unsern selbstgemischten, giftgen Kelch
An unsre eignen Lippen.
Er kommt hieher, zwiefach geschirmt: Zuerst
Weil ich sein Vetter bin und Untertan;
Beides hemmt stark die Tat; dann, ich – sein Wirt,
Der gegen seinen Mörder schließen müßte
Die Tore und nicht selbst das Messer führen.
Dann hat auch dieser Duncan seine Würde
So mild getragen, blieb im großen Amt
So rein, daß seine Tugenden wie Engel,
Posaunenzüngig, werden Rache schrein
Dem tiefen Höllengreuel seines Mords
Und Mitleid, nackt, ein neugebornes Kind,
Reitend auf Sturm, oder Himmels Cherubim
Auf unsichtbaren, luftigen Rennern blasen
Die Schreckenstat in jedes Aug, bis Tränen
Den Wind ertränken. Keinen Sporn hab ich,
Die Flanken meines Plans zu stacheln, nur den
Kunstreiter Ehrgeiz, der sich überspringt
Und auf den andern fällt.
 
(Lady Macbeth tritt auf.)
 
Nun, was denn gibts?
 
LADY MACBETH
 
Er hat fast abgespeist.
Warum hast du den Saal verlassen?
 
MACBETH
 
Hat er
Nach mir gefragt?
 
LADY MACBETH
 
Weißt du nicht, daß ers tat?
 
MACBETH
 
Wir wolln nicht weiter gehn in dieser Sache;
Er hat mich jüngst belohnt, und goldne Achtung
Hab ich von Leuten aller Art gekauft,
Die will getragen sein im neusten Glanz,
Und nicht so plötzlich weggeworfen.
 
LADY MACBETH
 
War
Die Hoffnung trunken, worin du dich hülltest?
Schlief sie seitdem, und ist sie nun erwacht,
So bleich und krank das anzuschaun, was sie
So fröhlich tat? Von jetzt an denke ich
Von deiner Liebe so. Bist du zu feige,
Derselbe Mann zu sein in Tat und Mut,
Der du in Wünschen bist? Möchtst du erlangen,
Was du den Schmuck des Lebens schätzen mußt,
Und Memme sein in deiner eignen Schätzung?
Muß dir "Ich fürchte" folgen dem "Ich möchte",
Der armen Katz im Sprichwort gleich?
 
MACBETH
 
Sei ruhig!
Ich wage alles, was dem Menschen ziemt;
Wer mehr wagt, der ist keiner.
 
LADY MACBETH
 
Welch ein Tier
Hieß dich von deinem Vorsatz mit mir reden?
Als du es wagtest, da warst du ein Mann;
Und mehr sein, als du warst, das machte dich
Nur um so mehr zum Mann. Nicht Zeit, nicht Ort
Traf damals zu, du wolltest beide machen;
Sie machen selbst sich, und ihr hurtger Dienst
Macht dich zu nichts. Ich hab gesäugt und weiß,
Süß ists, das Kind zu lieben, das ich tränke;
Ich hätt, indem es mir entgegenlächelt',
Die Brust gerissen aus den weichen Kiefern
Und ihm den Kopf geschmettert an die Wand,
Hätt ichs geschworen, wie du dieses schwurst.
 
MACBETH
 
Wenns uns mißlänge —
 
LADY MACBETH
 
Uns mißlingen! —
Schraub deinen Mut nur bis zum höchsten Grad,
Und es mißlingt uns nicht. Wenn Duncan schläft,
Wozu so mehr des Tages starke Reise
Ihn einlädt – seine beiden Kämmerlinge
Will ich mit würzgem Weine so betäuben,
Daß des Gehirnes Wächter, das Gedächtnis,
Ein Dunst sein wird, und der Vernunft Behältnis
Ein Dampfhelm nur – wenn nun im viehischen Schlaf
Ertränkt ihr Dasein liegt, so wie im Tode,
Was können du und ich dann nicht vollbringen
Am unbewachten Duncan? Was nicht schieben
Auf die berauschten Diener, die die Schuld trifft
Des großen Mords?
 
MACBETH
 
Gebär mir Söhne nur!
Aus deinem unbezwungenen Stoffe können
Nur Männer sprossen. Wird man es nicht glauben,
Wenn wir mit Blut die zwei Schlaftrunknen färben,
Die Kämmerling, und ihre Dolche brauchen,
Daß sie's getan?
 
LADY MACBETH
 
Wer darf was anders glauben,
Wenn unsers Grames lauter Schrei ertönt
Bei seinem Tode?
 
MACBETH
 
Ich bin fest; gespannt
Zu dieser Schreckenstat ist jeder Nerv.
Komm, täuschen wir mit heiterm Blick die Stunde:
Birg, falscher Schein, des falschen Herzens Kunde!
 
(Sie gehn ab.)

ZWEITER AKT

ERSTE SZENE

(Daselbst, Schloßhof)
(Es treten auf Banquo, Fleance, [ein Diener] mit einer Fackel voran.)
BANQUO
 
Wie spät, mein Sohn?
 
FLEANCE
 
Der Mond ging unter, schlagen hört ichs nicht.
 
BANQUO
 
Um zwölf Uhr geht er unter.
 
FLEANCE 's ist wohl später
BANQUO
 
Da, nimm mein Schwert! – 's ist Sparsamkeit im Himmel,
Aus taten sie die Kerzen. – Nimm das auch!
Ein schwerer Schlaftrieb liegt wie Blei auf mir,
Und doch möcht ich nicht schlafen. Gnädge Mächte!
Hemmt in mir böses Denken, dem Natur
Im Schlummer Raum gibt. – Gib mein Schwert!
 
([Macbeth tritt auf und ein Diener mit einer Fackel.])
 
Wer da?
 
(Macbeth tritt auf und ein Diener mit einer Fackel.)
MACBETH
 
Ein Freund.
 
BANQUO
 
Wie, Herr, noch auf? Der König ist zu Bett.
Er war ausnehmend froh und sandte noch
All Euren Hausbedienten reiche Gaben;
Doch Eure Frau soll dieser Demant grüßen
Als seine gütge Wirtin. Höchst zufrieden
Begab er sich zur Ruh.
 
MACBETH
 
Unvorbereitet,
Ward nur des Mangels Diener unser Wille,
Der sonst sich frei enthüllt'.
 
BANQUO
 
Alles war gut. —
Mir träumte jüngst von den drei
Zauberschwestern:
Euch haben sie was Wahres doch gesagt.
 
MACBETH
 
Ich denke nicht an sie;
Doch ließe sich gelegne Stunde finden,
So sprächen wir wohl einiges in der Sache,
Gewährtet Ihr die Zeit.
 
BANQUO
 
Wie's Euch beliebt.
 
MACBETH
 
Schließt Ihr Euch meinem Sinn an – wenn es ist,
Wirds Ehr Euch bringen.
 
BANQUO
 
Büß ich sie nicht ein,
Indem ich sie zu mehren streb, und bleibt
Mein Busen frei und meine Lehnspflicht rein,
Gern nehm ich Rat an.
 
MACBETH
 
Gute Nacht indes!
 
BANQUO
 
Dank, Herr, Euch ebenfalls!
 
(Banquo, Fleance [und Diener] ab.)
MACBETH
 
Sag deiner Herrin, wenn mein Trank bereit,
Soll sie die Glocke ziehn. Geh du zu Bett!
 
(Der Diener geht ab.)
 
Ist das ein Dolch, was ich vor mir erblicke,
Der Griff mir zugekehrt? Komm, laß dich packen! —
Ich faß dich nicht, und doch seh ich dich immer.
Bist du, Unglücksgebild, so fühlbar nicht
Der Hand, gleich wie dem Aug? Oder bist du nur
Ein Dolch der Einbildung, ein nichtig Blendwerk,
Das aus dem heiß gequälten Hirn erwächst?
Ich seh dich noch, so greifbar von Gestalt
Wie der, den jetzt ich zücke.
Du gehst mir vor den Weg, den ich will schreiten,
Und eben solche Waffe wollt ich brauchen.
Mein Auge ward der Narr der andern Sinne,
Oder mehr als alle wert. – Ich seh dich stets,
Und dir an Griff und Klinge Tropfen Bluts,
Was erst nicht war. – Es ist nicht wirklich da:
Es ist die blutige Arbeit, die mein Auge
So in die Lehr nimmt. – Auf der halben Erde
Scheint tot Natur jetzt, den verhangnen Schlaf
Quälen Versucherträume; Hexenkunst
Begeht den Dienst der bleichen Hekate,
Und dürrer Mord schreitet gespenstisch nun,
Durch seine Schildwacht aufgeschreckt, den Wolf,
Der ihm das Wachtwort heult, so diebschen Schrittes,
Wie wild entbrannt Tarquin, dem Ziel entgegen.
Du sichere und festgefugte Erde,
Hör meine Schritte nicht, wo sie auch wandeln,
Daß nicht ausschwatzen selber deine Steine
Mein Wohinaus, und von der Stunde nehmen
Den jetzgen stummen Graus, der so ihr ziemt.
Hier droh ich, er lebt dort;
Für heiße Tat zu kalt das müßge Wort!
 
(Die Glocke wird angeschlagen.)
 
Ich geh, und 's ist getan; die Glocke mahnt.
Hör sie nicht, Duncan, 's ist ein Grabgeläut,
Das dich zu Himmel oder Höll entbeut.
 
(Ab. [Er steigt hinauf.)

ZWEITE SZENE

(Daselbst])
(Lady Macbeth tritt unten auf.)
LADY MACBETH
 
Was sie betäubte, hat mich stark gemacht,
Und was sie dämpft', hat mich entflammt. – Still, horch! —
Die Eule wars, die schrie, der Unheilsbote,
Der gräßlich gute Nacht wünscht. – Er ist dran:
Die Türen sind geöffnet, schnarchend spotten
Die überladnen Diener ihres Amts;
Ich würzte ihren Schlaftrunk, daß Natur
Und Tod sich streiten, wem sie angehören.
 
MACBETH (hinter der Bühne. [der oben erscheint.]) Wer ist da? He!
([Er geht wieder hinein.])
LADY MACBETH
 
O weh, ich fürchte, sie sind aufgewacht
Und nichts geschehn. Der Anschlag, nicht die Tat
Verdirbt uns – Horch! Ich legt ihm ihre Dolche
Bereit, die mußt er finden. – Hätt er nicht
Geglichen meinem Vater, wie er schlief,
So hätt ichs selbst getan. – Oh, mein Gemahl!
 
(Macbeth tritt auf.)
MACBETH
 
Ich hab die Tat getan. – Hörtst du nicht was?
 
LADY MACBETH
 
Die Eule hört ich schrein, und Heimchen zirpen.
Sprachst du nichts?
 
MACBETH
 
Wann?
 
LADY MACBETH
 
Jetzt.
 
MACBETH
 
Wie ich 'runter kam?
 
LADY MACBETH
 
Ja.
 
MACBETH
 
Horch! Wer schläft im zweiten Zimmer?
 
LADY MACBETH
 
Donalbain.
 
MACBETH
 
Erbärmlich sieht das aus!
 
(Betrachtet seine Hände.)
LADY MACBETH
 
Wie wunderlich,
Erbärmlich das zu nennen!
 
MACBETH
 
Der eine lacht' im Schlaf – und Mord! schrie einer,
Daß sie einander weckten; ich stand und hört es:
Sie aber sprachen ihr Gebet und legten
Zum Schlaf sich wieder.
 
LADY MACBETH
 
Dort wohnen zwei beisammen.
 
MACBETH
 
Der schrie: Gott sei uns gnädig!, jener: Amen!
Als sähn sie mich mit diesen Henkershänden.
Behorchend ihre Angst konnt ich nicht sagen
Amen, als jener sprach: Gott sei uns gnädig!
 
LADY MACBETH
 
Denk nicht so tief darüber!
 
MACBETH
 
Doch warum
Könnt ich nicht Amen sprechen? War mir doch
Die Gnad am meisten not, und Amen stockte
Mir in der Kehle.
 
LADY MACBETH
 
Dieser Taten muß
Man so nicht denken; so macht es uns toll.
 
MACBETH
 
Mir war, als rief es: Schlaft nicht mehr, Macbeth
Mordet den Schlaf! – Ihn, den unschuldgen Schlaf;
Schlaf, der des Grams verworrn Gespinst entwirrt,
Den Tod von jedem Lebenstag, das Bad
Der wunden Müh, den Balsam kranker Seelen,
Den zweiten Gang im Gastmahl der Natur,
Das nährendste Gericht beim Fest des Lebens.
 
LADY MACBETH
 
Was meinst du?
 
MACBETH
 
Stets rief es: Schlaft nicht mehr! durchs ganze Haus,
Glamis erschlug den Schlaf, und drum wird Cawdor
Nicht schlafen mehr, Macbeth nicht schlafen mehr!
 
LADY MACBETH
 
Wer war es, der so rief? Mein würdger Than,
Du läßt den edeln Mut erschlaffen, denkst du
So hirnkrank drüber nach. Nimm etwas Wasser
Und wasch von deiner Hand das garstge Zeugnis. —
Was brachtest du die Dolche mit herunter?
Dort liegen müssen sie; geh, bring sie hin
Und färb mit Blut die Kämmrer, wie sie schlafen.
 
MACBETH
 
Ich gehe nicht mehr hin, ich bin entsetzt,
Denk ich, was ich getan! Es wieder schaun —
Ich wag es nicht!
 
LADY MACBETH
 
O schwache Willenskraft!
Gib mir die Dolche! Schlafende und Tote
Sind Bilder nur; der Kindheit Aug allein
Scheut den gemalten Teufel. Wenn er blutet,
Färb ich damit den Dienern die Gesichter,
Denn ihre Schuld solls scheinen.
 
(Sie geht ab. Man hört klopfen.)
MACBETH
 
Woher klopft es?
Wie ists mit mir, daß jeder Ton mich schreckt?
Was sind das hier für Hände? Ha, sie reißen
Mir meine Augen aus.
Kann wohl des großen Meergotts Ozean
Dies Blut von meiner
Hand rein waschen? Nein;
Weit ehr kann diese meine Hand mit Purpur
Die unermeßlichen Gewässer färben
Und Grün in Rot verwandeln.
 
(Lady Macbeth kommt zurück.)
LADY MACBETH
 
Meine Hände
Sind blutig wie die deinen; doch ich schäme
Mich, daß mein Herz so weiß ist.
 
(Es wird geklopft.)
Klopfen hör ich
 
Am Südtor. – Eilen wir in unsre Kammer;
Ein wenig Wasser spült von uns die Tat;
Wie leicht dann ist sie! – Deine Festigkeit
Verließ dich ganz und gar.
 
(Es wird geklopft.)
Horch, wieder Klopfen!
 
Tu an dein Nachtkleid; müssen wir uns zeigen,
Daß man nicht sieht, wir wachten! – Verlier dich nicht
So ärmlich in Gedanken.
 
MACBETH
 
Meine Tat
Zu wissen! Besser von mir selbst nichts wissen!
 
(Es wird geklopft.)
 
Klopf Duncan aus dem Schlaf! O könntest du's!
 
(Sie gehn ab.)