Grammatisches Kompendium

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Bei den hohen,hoch (Vokal) den mittlerenmittel (Vokal) und den gehobenen Vokalen entspricht den beiden unterschiedlichen QuantitätenQuantität (langlang (Vokal)kurzkurz (Vokal)) ein Unterschied in der MuskelspannungVokalMuskelspannungMuskelspannung, nämlich gespanntVokalgespanntgespannt (Vokal)ungespanntVokalungespanntungespannt (Vokal).

DiphthongDiphthonge = ZwielautZwielaute = DoppellautDoppellaute werden in einer einheitlichen Bewegung als Kombination zweier VokalVokale artikuliert, während Einzelvokale konstant artikuliert werden, also MonophthongVokalMonophthongMonophthonge = einfache VokaleVokaleinfacheinfacher Vokal = einfache Selbstlaute sind.

Konsonanten

Die MerkmalMerkmale der KonsonantKonsonanten = MitlautLautMit-Mitlaute, wie sie im Transkriptionssystem notiert sind, beziehen sich auf

 die ArtikulationsartArtikulationsart,

 die ArtikulationsstelleArtikulationsstelle = den ArtikulationsortArtikulationsort,

 die PhonationPhonation.

Es werden fünf ArtikulationsartKonsonantArtikulationsartArtikulationsartArtArtikulations-en unterschieden:

 Bei ExplosivKonsonantexplosiv/Explosivexplosiv/Explosiven = VerschlusslautKonsonantVerschlusslautVerschlusslautLautVerschluss-en wird die MundMundhöhle- oder RachenhöhleRachenhöhle an einer Stelle verschlossen und ruckartig wieder geöffnet.

 FrikativKonsonantfrikativ/Frikativfrikativ/Frikative = SpirantKonsonantSpirantSpiranten = ReibelautKonsonantReibelautReibelautLautReibe-e ergeben sich, wenn an einer Stelle der Mund- oder Rachenhöhle der Luftweg fast ganz verschlossen wird.

 Bei der Bildung von NasalKonsonantnasal/Nasalnasal/Nasalen = NasenlautKonsonantNasenlautNasenlautLautNasen-en wird die NasenhöhleNasenhöhle als Resonanzraum benutzt, die Mundhöhle an einer bestimmten Stelle verschlossen.

 Bei LateralKonsonantlateral/Laterallateral/Lateralen = SeitenlautKonsonantSeitenlautSeitenlautLautSeiten-en wird die Mundhöhle durch die ZungeZunge teilweise verschlossen, die Luft entweicht seitlich (= laterallateral/Lateral).

 Bei IntermittierendeKonsonantintermittierend/Intermittierenderintermittierend/Intermittierendern = Vibrantvibrierend/Vibranten = SchwinglautKonsonantSchwinglautSchwinglautLautSchwing-en = ZitterlautZitterlautKonsonantZitterlautLautZitter-en wird die Mundhöhle durch die ZungenspitzeZungenspitze oder durch das ZäpfchenZäpfchen schnell hintereinander geschlossen und wieder geöffnet (intermittieren = unterbrechen).

Die genannten Hindernisse sind in der Mund- oder Rachenhöhle an unterschiedlichen Stellen lokalisiert, die ArtikulationsstelleArtikulationsstellen = ArtikulationsortArtikulationsorte genannt werden. In ▶ Tabelle 6 werden Laute mit den folgenden Artikulationsstellen aufgeführt:

 zwei Gruppen von LabialKonsonantLabial/Labiallabial/Labialen = LippenlautKonsonantLippenlautLautLippen-Lippenlauten: BilabialKonsonantbilabial/Bilabialbilabial/Bilabiale = DoppellippenlautKonsonantDoppellippenlautDoppellippenlautLautDoppellippen-e: Lautbildung von Unter- und Oberlippe (LabiaLabium = LippeLippen, bi = zwei), LabiodentalKonsonantlabiodental/Labiodentallabiodental/Labiodentale = LippenzahnlautKonsonantLippenzahnlautLippenzahnlautLautLippenzahn-e: Lautbildung von Unterlippe und oberen Schneidezähnen (DentesDens, Dentes = ZähneZahn),

 DentalKonsonantdental/Dentaldental/Dentale = ZahnlautKonsonantZahnlautZahnlautLautZahn-e: Lautbildung von ZungeZungenspitze und oberen SchneidezähnenZahn,

 AlveolarKonsonantalveolar/Alveolaralveolar/Alveolare = ZahndammlautKonsonantZahndammlautZahndammlautLautZahndamm-e: Lautbildung von ZungeZunge und GaumenGaumenrand (AlveoleAlveole = ZahnmuldeZahnmulde im Kiefer),

 PalatalKonsonantpalatal/Palatalpalatal/Palatale = VordergaumenlautKonsonantVordergaumenlautVordergaumenlautLautVordergaumen-e: Lautbildung von ZungeZunge und hartem GaumenGaumen (= PalatumPalatum),

 VelarKonsonantvelar/Velarvelar/Velare = HintergaumenlautHintergaumenlautLautHintergaumene: Lautbildung von ZungeZunge und weichem GaumenGaumen (= VelumVelum),

 UvularKonsonantuvular/Uvularuvular/Uvular = ZäpfchenlautKonsonantZäpfchenlautZäpfchenlautLautZäpfchen-: Lautbildung durch intermittierende Verschlussbildung des ZäpfchenZäpfchens (= UvulaUvula),

 GlottalKonsonantglottal/Glottalglottal/Glottale = StimmritzenlautStimmritzenlautLautStimmritzen-e: Lautbildung an der StimmritzeStimmritze (= GlottisGlottis).

Unter PhonationPhonation versteht man den Vorgang der SchallwelleSchallwellenerzeugung durch Unterbrechung des LuftstromLuftstroms durch die im KehlkopfKehlkopf schwingenden StimmbänderStimmband; es ergeben sich

 stimmhaftKonsonantstimmhaftstimmhafte (in der Tabelle: »sth.«) LautLaute;

 stimmlosKonsonantstimmlosstimmlose (»stl.«) LautLaute ergeben sich dagegen, wenn die Stimmbänder weit geöffnet sind.

(Termini in alphabetischer Reihenfolge: Wortformen – zugehöriges Adjektiv – gebräuchliche dt. Entsprechung):

der Alveolar, des -s, die -e (Betonung auf -la(r)-) – alveolar – Zahndammlaut

der Bilabial, des -s, die -e (Betonung auf -a(l)-) – bilabial – Doppellippenlaut

der Dental, des -s, die -e (Betonung auf -ta(l)-) – dental – Zahnlaut

der Diphthong, des -s, die -e (Betonung auf -thong-, Trennung: Di-phthong oder Diph-thong) – diphthongisch – Doppellaut, Zwielaut

der Explosiv, des -s, die -e od. die ExplosivaExplosiva, der Explosiva, die Explosivä (Betonung auf -si(v)-) – explosivexplosiv/Explosiv – Verschlusslaut

der Frikativfrikativ/Frikativ, des -s, die -e od. das FrikativumFrikativum, des -s, die Frikativa (Betonung auf -ti(v)-) – frikativfrikativ/Frikativ – Reibelaut

der Glottalglottal/Glottal, des -s, die -e (Betonung auf -ta(l)-) – glottalglottal/Glottal – Stimmritzenlaut

der intermittierend/IntermittierenderIntermittierende/ein Intermittierender, des/eines Intermittierenden, die Intermittierenden/Intermittierende (Betonung auf -tie-) – intermittierend – Vibrant, Schwinglaut, Zitterlaut

der KonsonantKonsonant, des -en, die -en (Betonung auf -nan(t)-) – konsonantisch – Mitlaut

der Labiallabial/Labial, des -s, die -e (Betonung auf -bia(l)-) – labiallabial/Labial – Lippenlaut

der Labiodentallabiodental/Labiodental, des -s, die -e od. die LabiodentalisLabiodentalis, der Labiodentalis, die Labiodentales (Betonung auf -ta(l)-) – labiodental – Lippenzahnlaut

der Laterallateral/Lateral, des -s, die -e (Betonung auf -ra(l)-) – lateral – Seitenlaut

der MonophthongMonophthong, des -s, die -e (Betonung auf -thong-, Trennung: Mo-nophthong oder Mo-no-phthong) – monophthongisch – einfacher Vokaleinfacher Vokal/einfacher Selbstlauteinfacher SelbstlautLauteinfacher Selbst-

der Nasalnasal/Nasal, des -s, die -e (Betonung auf -sa(l)-) – nasalnasal/Nasal – Nasenlaut

der Palatalpalatal/Palatal, des -s, die -e od. die PalatalisPalatalis, der Palatalis, die Palatales (Betonung auf -ta(l)-) – palatalpalatal/Palatal – (Vorder-)Gaumenlaut

der SpirantSpirant, des -en, die -en od. die SpiransSpirans, der Spirans, die Spiranten (Betonung auf -ran(t)-) – spirantisch – Reibelaut

der Uvular, des -s, die -e (Betonung auf -la(r)-) – uvular – Halszäpfchenlaut

der Velarvelar/Velar, des -s, die -e (Betonung auf -la(r)-) – velar – (Hinter-)Gaumenlaut

der VibrantVibrant, des -en, die -en (Betonung auf -bran(t)-) – vibrierend – Intermittierender, Schwinglaut, Zitterlaut

der VokalVokal, des -s, die -e (Betonung auf -ka(l)-) – vokalisch – SelbstlautSelbstlautLautSelbst-

AkzentAkzent

Tabelle 6 enthält über die Konsonantensymbole hinaus zwei Symbole, die den WortakzentWortakzent = die WortbetonungWortbetonung bezeichnen. Der hochgestellte Strich, » È «, bezeichnet den HauptakzentHauptakzentAkzentHaupt- und wird vor der Silbe, die den Hauptakzent trägt, notiert. Der tiefgestellte Strich, »Ç«, bezeichnet den NebenakzentNebenakzentAkzentNeben- und steht vor der Silbe, die den Nebenakzent trägt. Unbetonteunbetont Silben bleiben unbezeichnet.

4.1/10 Weitere phonetische bzw. phonologische Termini

Über die gerade genannten Termini hinaus treten in wissenschaftlichen Darstellungen, in Schulgrammatiken, in sprachgeschichtlichen Werken, in fremdsprachlichen Grammatiken und in grammatikgeschichtlichen Darstellungen weitere auf. Sie dienen unter anderem dazu, das Lautinventar unter verschiedenen Gesichtspunkten anders zu gliedern als in ▶ Tabelle 5 und 6.

In der Tradition der antiken griechisch-lateinischen Grammatik werden die KonsonantKonsonanten untergliedert in

 MutaMutäKonsonantMuta = StummlautKonsonantStummlautStummlautLautStumm-e und

 HalbvokalKonsonantHalbvokalHalbvokal (Konsonant)VokalHalb- (Konsonant)e.

Die Mutä entsprechen den Explosivexplosiv/Explosiven = VerschlusslautVerschlusslautLautVerschluss-en, die Halbvokale den restlichen Konsonanten, d. h. den Frikativfrikativ/Frikativen = SpirantSpiranten = ReibelautReibelautLautReibe-en und den unter der Bezeichnung Liquidliquid/Liquide = FließlautFließlautLautFließ-e zusammengefassten Nasalnasal/Nasalen = NasenlautNasenlautLautNasen-en ([m], [n], [N]), Laterallateral/Lateralen = SeitenlautSeitenlautLautSeiten-en ([l]) und intermittierend/IntermittierenderIntermittierenden = VibrantVibranten = SchwinglautSchwinglautLautSchwing-en ([r], [Ò], [ü]); häufig werden nur die Laterale und die Intermittierenden als Liquide bezeichnet.

 

Der Terminus HalbvokalHalbvokal (Konsonant)VokalHalb- (Konsonant) bezieht sich in neuerer Zeit abweichend von der älteren Auffassung häufig allein auf die Frikativfrikativ/Frikative [j] und [w] (»englisches w«, wie in white).

Die MutaMutä werden unterteilt in

 TenuisTenuesKonsonantTenuis (= stimmlosKonsonantstimmlosstimmloshart (Explosiv)e/»harteKonsonanthart« Explosivexplosiv/Explosive) und

 MediaMediäKonsonantMedia (= stimmhaftKonsonantstimmhaftstimmhaftweich (Explosiv)e/»weicheKonsonantweich« Explosivexplosiv/Explosive).

Dieser auf die PhonationPhonation (= Stimmhaftstimmhaftigkeit bzw. Stimmlosstimmlosigkeit) bezogenen Unterteilung entspricht in etwa die Unterscheidung zwischen

 FortesFortisKonsonantFortisstarkKonsonant = starkenKonsonantstark Konsonanten und

 LenesKonsonantLenisschwachKonsonant = schwachenKonsonantschwach Konsonanten

im Bereich sowohl der Explosivexplosiv/Explosive = VerschlusslautVerschlusslautLautVerschluss-e als auch der Frikativfrikativ/Frikative = SpirantSpiranten = ReibelautReibelautLautReibe-e. Fortes sind mit stärkerem AtemdruckAtemdruck und größerer MuskelspannungMuskelspannung gesprochene Konsonanten, z. B. die stimmlosstimmlosen Explosivexplosiv/Explosive [p, t, k] und stimmlosstimmlose Frikativfrikativ/Frikative wie Lenis[f, s, C], Lenes sind mit schwächerem AtemdruckAtemdruck und geringerer MuskelspannungMuskelspannung gesprochene Konsonanten, z. B. die stimmhaftstimmhaften Explosivexplosiv/Explosive [b, d, g] und stimmhaftstimmhafte Frikativfrikativ/Frikative wie [v, z, j]. Allerdings können FortisFortislaute auch stimmhaftstimmhaft, LenisLenislaute auch stimmlosstimmlos artikuliert werden.

Die MerkmalMerkmale der MuskelspannungMuskelspannunggespannt (Vokal)

 gespanntVokalgespanntgespannt (Vokal) und

 ungespannt (Vokal)ungespanntVokalungespannt

spielen auch im Bereich der VokalVokale eine Rolle und korrelieren dort mit den MerkmalMerkmalspaaren [etwas VokalgeschlossengeschlossenVokalgeschlossener – etwas VokaloffenoffenVokaloffener] und [Vokallanglang (Vokal)lang – Vokalkurzkurz (Vokal)kurz]. Dies betrifft die hohenVokalhochhoch (Vokal) und die mittleren VokaleVokalmittelmittel (Vokal). So ist z. B. der VokalVokal im Wort Hüte ([y<]) im Vergleich zu dem VokalVokal im Wort Hütte ([Y]) sowohl gespannt (MuskelspannungMuskelspannungVokalgespanntgespannt (Vokal)), hoch (Zungenhöhe)Vokalhochhoch (Vokal) bzw. geschlossener (Kieferwinkel)VokalgeschlossenVokalgeschlossengeschlossenVokal und lang (Vokal)lang (QuantitätQuantität), während ungespannt (Vokal)[Y] ungespannt, ebenfalls hoch, aber etwas tief (Vokal)tiefer/offenVokaloffener und kurz (Vokal)kurz ist. Um diesen mehrfachen Unterschied auch in der Symbolisierung deutlich zu machen, wird in der IPA-UmschriftIPA-Transkription unterschieden zwischen dem Symbol [y] für [gespannt] und VokalgeschlossengeschlossenVokal[geschlossener] und dem Symbol [Y] für Vokalungespannt [ungespannt] und [offenVokaloffener]. Das MerkmalMerkmallang (Vokal)Vokallang [lang] wird durch eine Art DoppelpunktDoppelpunkt ([y<]), das MerkmalMerkmalVokalkurzkurz (Vokal) [kurz] durch Fehlen des Doppelpunktes ([y]) symbolisiert. Dadurch ist es möglich, ein gespannt (Vokal)gespanntes und geschlossenVokalgeschlossenes, aber dennoch kurz (Vokal)kurzes [y] wie in [byÈüo<] (das Akzentzeichen »È« steht vor der betonten SilbeSilbe) oder in [hypoÈte<z«] zu notieren. Entsprechendes gilt für die übrigen hohenhoch (Vokal) und mittleren Vokalemittel (Vokal), während die gehobenengehoben (Vokal) und tiefen Vokaletief (Vokal) ([E<] – [E] bzw. [a<] – [a]) in beiden Quantitäten ungespannt sind.

Weitere Beschreibungstermini für VokalVokale:

 Vokale, die mit der ZungenstellungZungenstellung [vornvorn (Vokal)Vokalvorn] artikuliert werden (VorderzungenvokalVokalVorderzungen-Vorderzungenvokale), heißen auch hell (Vokal)Vokalhellhelle Vokale, neutralVokalVokalneutralneutrale = zentrale zentral (Vokal)Vokalzentralund HinterzungenvokalHinterzungenvokaleVokalHinterzungen- heißen auch dunkel (Vokal)dunkle VokaleVokaldunkel.

 Die neutralen = zentralen Vokale [«] und[Œ] werden als ReduktionsvokalReduktionsvokalVokalReduktions-Reduktionsvokale bezeichnet. Der mittlere ReduktionsvokalVokal [«] heißt auch MurmelvokalVokalMurmel-Murmelvokal oder Schwa-Laut, kurz SchwaLautSchwa--Schwa-Laut. Der tiefe bis gehobene ReduktionsvokalVokal [Œ] (»verdumpftes rverdumpftes <i>r</i>«) heißt auch TiefTiefschwaschwaLautTiefschwa.

 Wenn bei der ArtikulationArtikulation von VokalVokalen der Nasenraum zusätzlich als Resonanzraum verwendet wird, ergeben sich nasalierte = nasaler/nasalierter VokalVokalnasaler/nasalierternasale Vokale (= NasalvokalNasalvokale = nasal/NasalNasale).

Weitere Beschreibungstermini für Konsonanten:

 Der vor anlautende VokalVokale tretende glottal/Glottalglottale explosiv/ExplosivExplosivlaut [+] heißt auch Knacklaut = KehlkopflautKehlkopflautKnacklaut = GlottisverschlusslautGlottisverschlusslaut = StimmritzenlautStimmritzenlaut (z. B. [+am +a<b«nt +Es«n +al« +a<l]); zusammen mit dem Knacklaut auftretende Vokale bilden AllophonAllophone des betreffenden Vokals: Die Phone [+a, a] beispielsweise sind AllophonAllophone des PhonemPhonems /a/.

 AffrikateAffrikaten: KonsonantenverbindungenKonsonantenverbindung aus einem stimmlosstimmlosen Explosivexplosiv/Explosiv = VerschlusslautVerschlusslaut und einem stimmlosstimmlosen, an derselben oder einer benachbarten ArtikulationsstelleArtikulationsstelle = ArtikulationsortArtikulationsort gebildeten (= homorganhomorganen) Frikativfrikativ/Frikativ = ReibelautReibelaut: [píf], [tís], [tíS].

(Termini in alphabetischer Reihenfolge: Wortformen – ggf. zugehöriges Adjektiv – ggf. gebräuchliche dt. Entsprechung):

die Affrikate/die Affrikata, der Affrikate/der Affrikata, die Affrikaten (Betonung auf -ka(t)-) – affriziertaffriziert

die Fortis, der Fortis, die Fortes (Betonung auf For-) – stark

der Halbvokal, des -s, die -e – halbvokalisch

die Lenis, der Lenis, die Lenes (Betonung auf Le-) – schwachschwachKonsonant

der Liquid, des -s, die -e (Betonung auf -qui(d)-) od. die Liquida, der Liquida, die Liquidä (Betonung jeweils auf Li-) od. Liquiden (Betonung auf -qui-) – liquid – Fließlaut

die Media, der Media, die Mediä/Medien (Betonung auf Me-)

die Muta, der Muta, die Mutä (Betonung auf Mu-) – Stummlaut

das Schwa, des Schwa od. -s, die Schwa od. -s – Murmelvokal

die Tenuis, der Tenuis, die Tenues (Betonung auf Te-)

4.2 LautkombinationLautkombinationen und LautprozessLautprozesse

4.2/1 Offene SilbeoffenSilbeSilbeoffene

SilbeSilbe, die auf einen VokalVokal endet.

4.2/2 Geschlossene SilbegeschlossenSilbeSilbegeschlossene

Silbe, die auf einen KonsonantKonsonanten endet.

4.2/3 AnlautAnlaut

Laut oder LautgruppeLaut am Anfang einer Silbe, eines MorphemMorphems (▶ Nr. 5.1/3), eines Wortes.

4.2/4 AuslautAuslaut

Laut oder LautgruppeLaut am Ende einer Silbe, eines MorphemMorphems, eines Wortes.

4.2/5 InlautInlaut

Laut oder LautgruppeLaut im Inneren einer Silbe, eines MorphemMorphems, eines Wortes.

4.2/6 SandhiSandhi

Lautliche Veränderungen/Anpassungen beim Zusammentreffen zweier WortformWortformen oder zweier MorphemMorpheme innerhalb einer WortformWortform.

Eine der bekanntesten Sandhi-Erscheinungen ist die LiaisonLiaison im FranzösischenFranzösischLiaison, bei der statt einer WortformWortform, die auf einen VokalVokal auslautet (z. B. [le<]: Pluralform des bestimmter ArtikelArtikelbestimmterbestimmten ArtikelArtikels, geschrieben <les>), eine konsonantisch auslautende WortformWortform ([le<z], geschrieben ebenfalls <les>) zu wählen ist, wenn das folgende Wort mit einem VokalVokal anlautet ([le< maüi<] <les maris>, aber [le<z ami<] <les amis>). Ziel dieses Prozesses ist die Vermeidung eines Hiatus/HiatHiat/Hiatuss = eines Aufeinandertreffens zweier VokalVokale. – Die folgenden Termini beschreiben Sandhi-Erscheinungen (die LiaisonLiaison gehört zum Bereich LautzuwachsLautzuwachs, ▶ Nr. 4.2/11).

das/der Sandhi, des Sandhi (keine Pluralform, Betonung auf San-)

der Hiat, des Hiats, die Hiate (Betonung auf -a(t)-) bzw. der Hiatus, des Hiatus, die Hiatus (letzteres mit langem [u<], Betonung auf -a-)

4.2/7 ElisionElision

Wegfall eines oder mehrerer LautLaute.

Je nachdem, ob der Wegfall am WortanfangWortanfang, am WortendeWortende oder im WortinnernWortinneres geschieht, unterscheidet man zwischen AphäreseAphärese (▶ Nr. 4.2/8), ApokopeApokope (▶ Nr. 4.2/9) und SynkopeSynkope (▶ Nr. 4.2/10). Diese Termini betreffen sowohl Lautprozesse, die sich in der GegenwartsspracheSpracheGegenwarts-Gegenwartssprache vollziehen, als auch solche, die sich im Laufe der SprachgeschichteSprachgeschichte abgespielt haben. – Unter ElisionElision im engeren Sinn wird der Wegfall eines auslautenden VokalVokals (Apokope) vor dem anlautenden VokalVokal eines Folgewortes verstanden (z. B. [lo<b íIC] bzw. [lo<p +IC] <lob ich> statt [lo<b« +IC] <lobe ich>).

die ElisionElision, der ElisionElision, die Elisionen; Verb: elidieren

4.2/8 AphäreseAphärese

Wegfall eines oder mehrerer LautLaute am WortanfangWortanfang.

Beispiele:

Der Vergleich von rein mit herein zeigt die AphäreseAphärese der Lautgruppe [hE]. – Beim Übergang vom AlthochdeutschAlthochdeutschen zum MittelhochdeutschMittelhochdeutschen ist das [h] in hloufan ‘laufen’ aphäriert worden.

die AphäreseAphärese, der AphäreseAphärese, die Aphäresen (-ph- wird [f] gesprochen, Betonung auf -re-, Trennung: Aph-ä-re-se); Verb: aphärieren

4.2/9 ApokopeApokope

Wegfall eines oder mehrerer LautLaute (bes. VokalVokale) am WortendeWortende.

Beispiele:

In Wörtern wie (ich) komm, (dem) Haus ist am Ende ein [«] apokopiert, nicht aber bei (ich) muss, (der) Maus, da letztere keine Parallelform *[mUs«] (*<musse>) bzw. *[maíoz«] (*<Mause>) haben, erstere aber sehr wohl [km«] (<komme>) bzw. [haíoz«] (<Hause>) neben sich haben. Entsprechendes gilt für den Übergang von z. B. mhdMittelhochdeutsch. herze zu nhdNeuhochdeutsch. Herz.

die Apokope, der Apokope (Betonung auf -po-), die Apokopen (Betonung auf -ko-, Trennung: Apo-ko-pe); Verb: apokopieren

4.2/10 SynkopeSynkope

Wegfall eines oder mehrerer LautLaute (bes. VokalVokale) im WortinnernWortinneres.

Beispiele:

Der Vergleich von drum mit darum zeigt, dass [a] ausgefallen ist: synkopiertes [a]. Beim Übergang vom MittelhochdeutschMittelhochdeutschen zum NeuhochdeutschNeuhochdeutschen ist das [«] in obest synkopiert worden (jetzt: Obst).

 

die SynkopeSynkope, der SynkopeSynkope (Betonung auf Syn-), die SynkopeSynkopen (Betonung auf -ko-); Verb: synkopieren

4.2/11 LautzuwachsLautzuwachs

Hinzufügung eines zuvor nicht vorhandenen LautLautes.

LautzuwachsLautzuwachs ist in der Gegenwartssprache und in der deutschen Sprachgeschichte sehr viel seltener anzutreffen als ElisionElision (▶ Nr. 4.2/7). Je nach der Position, an der der Zuwachs erfolgt, wird unterschieden zwischen

 EpitheseEpithese (am WortendeWortende, z. B. mhdMittelhochdeutsch. nieman > nhdNeuhochdeutsch. niemand),

 EpentheseEpenthese (im WortinnernWortinneres, z. B. mhdMittelhochdeutsch. spinnel > nhdNeuhochdeutsch. Spindel) und

 ProstheseProsthese/ProtheseProthese (am WortanfangWortanfang, z. B. im Französischen e vor sp und st in Wörtern lateinischen Ursprungs: esprit [entspr. lat. spiritus], état [entspr. lat. status].

Der Spezialfall der Vokaleinfügung im InlautIn- oder AuslautAuslaut heißt AnaptyxeAnaptyxe (z. B. die Einfügung des SprossvokalVokalSpross-Sprossvokals [«] in manchen Dialekten: [fYn«f] fünef gegenüber standardsprachl. [fYnf] fünf; diese Einfügung wird auch als EpentheseEpenthese bezeichnet).

die Epithese/Epenthese/Pro(s)these, der Epithese/Epenthese/Pro(s)these, die Epithesen/Epenthesen/Pro(s)thesen (Betonung jeweils auf -the-, Trennung: Epi-the-se, Ep-en-the-se, Pros-the-se/Pro-the-se)

die Anaptyxe, der Anaptyxe, die Anaptyxen (Betonung auf -pty-, Trennung: Ana-p-ty-xe)

4.2/12 AssimilationAssimilation

Ersetzung eines LautLautes durch einen anderen, der einem benachbarten LautLaut ähnlicher ist.

Beispiele:

Senf: standardsprachl. [zEnf] – umgangssprachl. [zEmf]: Der LautLaut [n] wird durch [m] ersetzt, einen LautLaut, der dem folgenden [f] insofern ähnlicher ist als [n], als er wie [f] das MerkmalMerkmal [labiallabial/Labial] hat; vgl. auch Lippen: standardsprachl. [lIp«n] – umgangssprachl. [lIpm^] ([m^] bezeichnet ein silbischessilbisch [m]; Amboss: mhdMittelhochdeutsch. [an«bo<s] > nhdNeuhochdeutsch. [ambs].

Wenn die beteiligten LautLaute unmittelbar benachbart sind, spricht man von KontaktassimilationAssimilationKontakt-Kontaktassimilation, sonst von FernassimilationAssimilationFern-Fernassimilation. Progressive AssimilationAssimilationprogressiveprogressive Assimilation liegt vor, wenn der voranstehende LautLaut auf einen ihm folgenden Laut Einfluss nimmt, regressive AssimilationAssimilationregressiveregressive Assimilation liegt vor, wenn ein Laut einen vorangehenden Laut beeinflusst. Regressive Fernassimilation: Bei mächtig (zu Macht), mütterlich (zu Mutter) usw. gehen die UmlautUmlaute ä und ü auf das i der Endung zurück (▶ Nr. 4.3/2, SekundärumlautSekundärumlaut).

4.2/13 DissimilationDissimilation:

Ersetzung eines LautLautes durch einen anderen, der einem benachbarten LautLaut unähnlicher ist.

Beispiele:

Maulbeere: ahdAlthochdeutsch. [mu<r-bEri] – mhdMittelhochdeutsch. [mu<l-bEr«]; Knäuel: mhdMittelhochdeutsch. [kly<v«l] – nhdNeuhochdeutsch. [kníO«l].