Monstermauern, Mumien und Mysterien Band 3

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5. Mahabalipuram (Indien) und Raumschiffe in Stein

Mahabalipuram (eigentlich Mamallapuram) liegt im Bundesstaat Tamil Nadu, direkt an der Südostküste Indiens. Von Chennai (Madras) aus erreicht man die mysteriöse Tempelstadt über die Küstenstraße in etwa einer Stunde. »Gemäßigtes Klima« soll hier herrschen, versprechen die Reiseführer. Als ich aus dem Bus steige, kommt es mir vor, als habe ich mich in eine gewaltige Sauna verirrt. Schon nach kürzester Zeit klebt die Kleidung wie eine zweite Haut am Leibe. Ein sandiger Badestrand lädt verführerisch zu einer Abkühlung ein. Die gefräßigen Haie sollen sich angeblich nur weiter draußen, im tieferen Wasser, aufhalten. Mag sein, dass es so eine Art von stillschweigendem Abkommen zwischen Hai und Mensch gibt, doch ist darauf Verlass?

Heute ist Mahabalipuram ein verschlafenes Fischerdorf, immer noch. Einst muss es ein bedeutendes religiöses Zentrum gewesen sein, vor etwa eineinhalb Jahrtausenden. Irgendwann versank die einstige Hafenstadt der Metropole Kanchipuram in den Schlaf des Vergessenwerdens. Erst 1984 nahm die UNESCO Mahabalipurams Tempelbezirk ins »Weltkulturerbe« auf.

Besonders imposant ist das größte Flachrelief der Welt: 27 Meter breit und neun Meter hoch. Angeblich soll das riesige Bildnis »Arjunas Buße« darstellen. Für welche Missetat mag die legendäre Gottheit wohl bestraft werden? Das durch die meisterliche Präzision bestechende Kunstwerk bezieht ganz bewusst einen natürlichen Felsspalt ein. Hier soll einst Wasser geflossen sein, plastisch-realistisch den heiligen Strom Indiens darstellend. Und so heißt das gewaltige Kunstwerk auch: »Herabkunft des Ganges vom Himmel«.


Das steinerne Relief von Mahabalipuram

Foto: Ingeborg Diekmann

Die märchenhaft anmutende Symbolik der plastischen Darstellung auf der Steinwand erschließt sich dem aufmerksamen Betrachter sofort, sobald er sich nur an die altindische Lehre vom Kosmos erinnert: Das Weltall wurde als riesiger »Ozean« gesehen. Die Planeten wurden als Inseln betrachtet. Der Fluss, der aus dem Himmelsmehr zur Erde herabfließt kann dann sehr wohl als Verbindung zwischen Kosmos (Himmel) und Erde verstanden werden. Ein solcher Kontakt zwischen All und Erde ist nach unserem Verständnis nur per Raumfahrt möglich.

Im Zentrum des Reliefs steigen Gottheiten vom Himmel herab: im »kosmischen Fluss«. Es sind amphibische Wesen, so wie viele Götter der Südsee, Südamerikas und Afrikas. Das ist deutlich zu erkennen! Götter, die aus dem Himmel zur Erde herabsteigen, von ihnen wimmelt es förmlich in der altindischen Literatur. Die heiligen Bücher des alten Indien, etwa das Mahabharata, sind wahre Enzyklopädien: Götter, ihre Vehikel und ihre Waffen werden ausführlich beschrieben! Arjuna ist einer der großen Helden, denen das Mahabharata huldigt. Arjuna soll mit dem fliegenden Himmelswagen der Supergottheit Indra ins All geflogen sein. Im All, so überliefert es das Mahabharata, sah Arjuna viele »Himmelswagen«. Erinnern die alten Texte an prähistorische Besucher von außerirdischen Wesen auf der Erde?


Himmlische kommen zur Erde herab

Unweit des kosmischen Szenarios in Stein, direkt am Strand gelegen: fünf Rathas, allesamt aus einem einzigen gewachsenen Steinblock gehauen. Rathas sind Flugvehikel der Götter, die offenbar zwischen riesigen Mutterraumschiffen im Erdorbit und der Erdoberfläche hin- und herpendelten. Aus heutiger Sicht gab es vor Jahrtausenden so etwas wie Shuttleflüge zwischen Erde und riesigen Weltraumstädten unvorstellbaren Ausmaßes. Den alten Überlieferungen zufolge drehten sich die gewaltigen radförmigen Superraumschiffe stetig um die eigene Achse und erzeugten so an Bord künstliche Schwerkraft.

Die Rathas von Mahabalipuram sind recht unterschiedlich gestaltet. So unterschiedlich sie auch gestaltet sein mögen, es sind immer Darstellungen von prähistorischen Flugvehikeln der »Götter« aus dem All. Eines dieser Götter-Vehikel erinnert an eine einfache steinerne »Hütte«. Das zweite Fahrzeug ist mit herrlichen Skulpturen geschmückt. Jede einzelne ist liebevoll bis ins letzte Detail ausgestaltet. Das dritte beherbergt in seinem Inneren ein göttliches Wesen. Ist es der Pilot? Oder ein Passagier? Das vierte ist komplexer als seine »Kollegen« und gleich mehrstöckig angelegt. Das fünfte hingegen wirkt wieder eher bescheiden. Alle fünf Tempelchen, die im abendlichen Licht der untergehenden Sonne zauberhaft schön erstrahlen, sind steingewordene Flugvehikel der kosmischen Götter Indiens.

Die Tempel von Mahabalipuram stehen in einem phantastischen Kontext: sie gehören in die faszinierende Welt der altindischen Tempel, von denen es einst Zigtausende gab. Leicht entstehen Missverständnisse, etwa wenn es um den Begriff »Tempel« geht. Der »Tempel« in Indien ist weit mehr als ein Raum für religiöse Zeremonien, wie mehr als ein Gebäude mit religiösem Hintergrund.

Im christlich geprägten »Abendland« ist ein »Tempel« ein Ort der Verehrung und Anbetung Gottes. Die Gemeinde versammelt sich im »Gotteshaus«, um in stiller Andacht zu beten, frommes Liedgut zu singen oder der Predigt des Priesters zu lauschen. Für den Christen ist die Kirche ein Ort der Versammlung. Der Geistliche ist im Idealfall ein Schriftkundiger, der die Bibel für das gläubige Volk auslegen kann. Schriftkundig musste der Sthapati im alten Indien auch sein. Er musste sich auch in den heiligen Riten perfekt auskennen. Und er musste über ein ganz außergewöhnliches Wissen verfügen.

»Vimanas« heißen die prähistorischen Flugvehikel der Götter aus dem All in der altindischen Überlieferung. »Vimana« war nach heutigem Verständnis ein außerirdisches Flugvehikel. »Vimana« heißt der so viele Tempel dominierende Turm. Warum? Zufall ist ganz sicher nicht im Spiel!

»Der Turm selbst heißt im Süden Vimana, sein an der Spitze gerundeter Abschlussstein aber Sikhara oder Stupika, was der Bezeichnung für den gesamten Nagara-Turm entspricht.« steht in »Das alte Indien«, verfasst von Heinrich Gerhard Franz. Solche Tempeltürme sah ich zu Hunderten auf meiner faszinierenden Indienreise. Etwa in Bhubaneswar. So wird der um 750 errichtete »kleine« Parasuramesvara-Tempel von eben diesem Turm dominiert. Ebenso wie der Rajarani-Tempel, 250 Jahre jünger, aus der gleichen Stadt. Wie steht doch geschrieben im altehrwürdigen, heiligen indischen Text »Natyasastra« von Bharata? »Die Tempel sind nach den Vorbildern der himmlischen Flugzeuge entworfen.«

Dem Gott Schiwa geweiht, der vor vielen Jahrtausenden Indiens Himmel mit seinem Flugapparat unsicher machte, ist eines der imposantesten Bauwerke, das ich in Indien gesehen habe. Ich beschrieb das Bauwerk in meinem Buch »Das Sphinx-Syndrom/ Die Rückkehr der Astronautengötter« wie folgt:

»Ein besonders schönes Beispiel für ein in heiligem Stein verewigtes Raumschiff ist der Brhadisvara-Tempel im Westen der Stadt Tanjore. Das mächtige Bauwerk ist von Südosten nach Nordosten ausgerichtet. Betritt man den Tempel von Südosten, so folgen auf eine Säulenhalle der große Versammlungssaal, dann ein Vorraum und schließlich das Heiligtum selbst. Über diesem Sanktuarium erhebt sich in einer Gesamthöhe von 74 Metern der Tempelturm, auch Turmpyramide genannt. An der Spitze steht das Götterfahrzeug.«

1003 soll das Heiligtum nach nur siebenjähriger Bauzeit vollendet worden sein, eine imposante Leistung. Ans Wundersame grenzt Folgendes: In 70 Metern Höhe thront die Nachbildung des Götterfahrzeugs, sie ist aus einem einzigen Granitbrocken gefertigt. Und wiegt immerhin stolze 80 Tonnen! Niemand vermag schlüssig darzulegen, wie denn damals der Steinkoloss in die luftige Höhe gewuchtet wurde!

Dr. Richard Thompson, einer der besten Indienkenner Amerikas: »Die Erde wurde vor Jahrtausenden von Außerirdischen besucht. Jene Wesen, die interstellare Raumfahrt betrieben und von Planet zu Planet reisten, kamen auch nach Indien.«


Der Küstentempel bei Nacht

Unzählige Beschreibungen von mysteriösen Flugvehikeln, von Raumschiffen der Vorzeit, wurden von den Sthapatis schriftlich niedergelegt, von Generation zu Generation überliefert. Man begnügte sich aber nicht damit, oft sehr konkrete Beschreibungen der göttlichen Gefährte schriftlich zu fixieren. Man holte sie auch auf die Erde, verewigte sie in Stein. Der schriftkundige Sthapati war nicht nur Priester, er war auch Architekt, leitete den Tempelbau. Ziel war es, die Raumschiffe der Götter in Stein zu verewigen, um in den Nachbildungen der Vimanas die höchst körperlichen Götter der Vorzeit zu verewigen. So heißt es im altehrwürdigen indischen Text »Natyasastra«: »Die Tempel sind nach den Vorbildern der himmlischen Flugzeuge entstanden.«

So stellt auch der Tempel im Westen der Stadt Tanjore, der Brhadisvara-Tempel, ein altindisches Vimana dar. Er ist dem Gott Shiva geweiht, der nach alten Überlieferungen in der Stadt Vijayanagara einen Stützpunkt hatte. Betritt man den Tempel, nachdem man alter Landessitte folgend aus Respekt vor der Heiligkeit des Ortes die Schuhe ausgezogen hat, im Südosten, so passiert man zunächst die imponierende Säulenhalle und den großen Versammlungssaal, geht durch einen Vorraum und gelangt endlich in das Hauptheiligtum selbst. Darüber erhebt sich der Tempelturm zu einer Höhe von immerhin 74 Metern. Auf der Spitze dieses Turms, die auch als Tempelpyramide bezeichnet wird, thront das Göttervehikel selbst.

 

6. Eine Prophezeiung in Stein

Es ist eine uralte indische Tradition, Tempel an heiligen Orten zu errichten. Was aber sind »heilige Orte«? Was macht eine Stätte zu etwas Besonderem, religiös Bedeutsamem? »Wo einst Götter vom Himmel zur Erde kamen, dort wurde die Erde geheiligt!« Diese oder eine ähnliche Erklärung hörte ich auf meinen Reisen immer wieder, und nicht nur in Indien. Und dort errichtete man erst kleine Tempelchen, die im Lauf der Jahrhunderte zu gewaltigen Anlagen ausgebaut werden konnten. So entstand auch die weltgrößte Pilgerstätte des Christentums: zu Ehren der Maria von Guadalupe in Mexiko.

In Indien scheint es besonders viele Orte gegeben zu haben, an denen sich Himmlische einst den Menschen zeigten. Wo Menschen und Götter miteinander kommunizierten, wo regelmäßig die Götter erschienen und den Menschen Befehle oder Ratschläge erteilten, dort wurden Häuser der Begegnung errichtet, zur Erinnerung an die Geschehnisse von einst. Zunächst mögen nur bescheidene Hütten an die mysteriösen Ereignisse erinnert haben. Mit dem Heranwachsen der religiösen Kulte wuchsen auch die sakralen Bauten.

Tempel wurden errichtet, oft mit einem heute kaum noch nachvollziehbaren Aufwand. Oftmals wurden gigantische Materialmassen bewegt und mit angeblich primitiven Mitteln zu Wunderwerken der Bautechnik aufgetürmt. Wichtig ist dabei nicht so sehr das steinerne Gebäude, sondern der Ort, an dem es steht.

Wird ein Tempel baufällig, wird er untersucht und – falls möglich – renoviert. Sind die Schäden aber nicht mehr zu reparieren, dann wird der Tempel abgetragen. An gleicher Stelle wird dann ein neuer errichtet. Ähnliches geschah im christlichen Europa: Wo einst heidnische Kulte zelebriert wurden, hat man später Kirchen und Kathedralen gebaut. Die ursprüngliche Bedeutung der heiligen Orte wurde weitestgehend verdrängt.

Für die Altersbestimmung eines Ortes der Verehrung ist es also nicht ausschlaggebend, wann das jeweils aktuelle Tempelgebäude errichtet wurde, sondern wann der allererste Tempel an der heiligen Stätte gebaut wurde. Das aber lässt sich in der Regel nicht mehr feststellen.

Wichtig ist: Es handelt es sich bei letztlich allen wichtigen indischen Tempeln stets um Kopien von Kopien von Kopien – und niemand vermag zu sagen, wann denn das jeweilige Original gebaut wurde.

Der Brhadisvaratempel in seiner heutigen Ausführung soll anno 1003 nach einer Bauzeit von nur sieben Jahren errichtet worden sein. Allein schon die steinerne Monsterkugel (Kopie eines Vimana) an der Spitze der Tempelpyramide stellt heutige Bauingenieure vor ein Rätsel: sie wiegt stattliche 80 Tonnen, wurde aus einem einzigen Riesenstein gefertigt. Wie wurde der gewaltige Monolith an seinen Platz in luftiger Höhe gebracht?

Verschiedene »Erklärungen« werden angeboten, die alle nicht so recht überzeugen. Man habe eine komplizierte Holzkonstruktion errichtet, meinen die einen Theoretiker, eine mindestens 6.000 Meter lange Rampe, auf der der Steinkoloss von 80 Tonnen Gewicht mit Hilfe zahlloser Arbeitskräfte und Elefanten geschoben und gezerrt wurde. Andere »Erklärer« lehnen diese Überlegung ab. Eine Holzkonstruktion habe niemals die enorme Last tragen können. Man habe vielmehr den gesamten Tempel nebst Turm unter einem künstlich aufgeschütteten Riesenhügel verschwinden lassen, dann den Vimana-Stein auf einer ebenso aus Erde aufgeschütteten Rampe gen Himmel geschoben und schließlich wieder die Erdmassen abgetragen. Wie nun besagte Rampe ausgesehen haben soll, selbst darüber streiten sich die Gelehrten. War sie gerade und viele Kilometer lang? Oder wurde sie spiralförmig um den Hügel, der den Tempel in der Bauphase umgab, gelegt?

So ein Erdberg hätte die Tempelbauer vor schier unlösbare Probleme gestellt. Er müsste nicht nur gewaltige Ausmaße gehabt haben, sondern auch irgendwie befestigt worden sein, damit nichts beim Transport des Riesensteins abrutschte. Vor Ort löst diese Hypothese nur Kopfschütteln aus. Nie und nimmer hätte man einen heiligen Tempel, den man nur mit bloßen Füßen betreten darf, unter einem schmutzigen Erdberg verschwinden lassen, auch nicht vorübergehend. Eine solche Vorgehensweise wäre mit der Würde des heiligen Bauwerks in keiner Weise vereinbar gewesen.

Eine dritte Hypothese geht von einer gewaltigen Holzkonstruktion aus, die in massiv angelegten aufgebaut worden sein soll. Die gewaltige Last musste nach dieser Theorie nicht in einem Anlauf angehoben werden. Vielmehr habe man sie Stück für Stück hochgewuchtet. Von Stockwerk zu Stockwerk habe man mit Hilfe von gewaltigen hölzernen Hebeln und Elefanten die steinerne Last Stockwerk für Stockwerk hochgeschafft. Auch diese Erklärung, die sich nicht einmal auf dem Papier wirklich gut ausmacht, lässt sich praktisch wohl kaum verwirklichen.

Es gibt keinerlei Unterlagen aus der Zeit des Tempelbaus über die Arbeitsweisen der damaligen Baumeister. Immer wieder werden Theorien vorgetragen: aber es sind Spekulationen, für die keine Beweise vorliegen. Immer wieder wird versucht die Methoden der Tempelbaumeister zu erahnen. Doch niemand kann behaupten zu wissen, was geschah, allenfalls was womöglich geschehen ist.


Der gewaltige Tempelturm

Der gewaltige Steinkoloss hoch oben auf der Tempelpyramide lenkt unseren Blick auf sich. Dabei übersieht man leicht, den Tempelkomplex, der um den alles dominierenden Pyramiden-Turm gebaut wurde. Bis zu eintausend Menschen sollen unmittelbar vom Tempelkult gelebt haben, im Sakralbereich von Brhadisvara allein: Vierhundert Temel-Tänzerinnen (»devadasis«) und mindestens 600 Angehörige zahlreicher Berufe, vom Steinmetz zum Tempelpriester, vom Händler bis zum Tempeldiener, vom Opferpriester bis zum Maler. Offenbar wurden nicht nur religiöse Zeremonien abgehalten. Offenbar wurden nicht nur den Göttern Opfer gebracht. Offensichtlich wurde die Tempelanlage im Verlauf der vielen Jahrhunderte ständig renoviert, instandgehalten und nach und nach erweitert.

Einst pulsierte der Komplex von Brhadisvara wie eine Miniaturstadt von Leben. Die ehrfürchtige Stille christlicher Kirchen gibt es erst seitdem Brhadisvara zu einer leeren Hülle wurde, die den einstigen Glanz kaum noch erahnen lässt. Wie ein kupferner Turm überragt die steile Tempelpyramide den Komplex, vom Licht der morgendlichen oder abendlichen Sonne verzaubert. Man bräuchte Zeit, sehr viel Zeit, dann könnte man diesen gewaltigen Tempelturm wie ein Buch lesen. Aus der Distanz beeindruckt die gewaltige »Kugel« an der Spitze, auf der der 80-Tonnen-Koloss zu schweben scheint. Die steinerne Nadelspitze darunter ist eine Art Bilderbuch in Stein. Sechzehn Stockwerke bestehen jeweils aus einer vom Boden aus kaum zu erkennenden Fülle Hunderter Figürchen. Hunderte reliefartig dargestellter kleiner Tempelchen verzieren jeden einzelnen Reliefkranz. Jedes dieser Tempelchen stellt ein Flugvehikel der Götter dar. Steigt da eine ganze Armada von Flugvehikeln gen Himmel?


Der Mann mit Hut am Tempel

Die eigentliche Sensation wird meistens übersehen und von Touristenführern verschwiegen: Mitten in diesem Gewimmel von halbplastischen Götterdarstellungen, von mächtigen irdischen Heroen und unzähligen kleinen Tempelchen, da ist eine fremdartige Darstellung versteckt. Man übersieht sie wirklich leicht in luftiger Höhe, zwischen den vielen Darstellungen von Opfergaben und Spenden für die Götter. Zeigen uns viele der kunstvoll gearbeiteten Halbreliefs Lobpreisungen des Herrschers, der den gewaltigen Bau ermöglichte? Und zwischendrin erkennt man, bei konzentrierter Aufmerksamkeit, einen Europäer in Hut und Anzug. Rechts und links wird er von zwei Kämpfern flankiert. Diese beiden Krieger sind mit Schwert und Schild bewaffnet. Sie halten ihre martialischen Attribute mit spielerischer Eleganz. Geradezu tänzerisch scheinen sie so etwas wie ein seltsames Ballett aufzuführen, annähernd spiegelbildlich zueinander. Dank meines 300-Millimeter-Teleobjektivs konnte ich die mysteriöse Darstellung im Bild festhalten.

Bedenken wir: Erst um das Jahr 1290 besuchte Marco Polo Indien, von seiner Chinareise zurückkehrend. Noch später, nämlich 1498, drangen portugiesische Handelsleute ins Landesinnere vor. Wann mögen die ersten Europäer in die Region von Brhadiswara gekommen sein? Wir wissen es nicht genau, nur dass zu jener Zeit der mysteriöse Tempel längst gestanden hat!

Warum setzten indische Künstler, deren Namen wir nicht kennen, das Bild eines Europäers an die Tempelpyramide, und das im zehnten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung, Jahrhunderte bevor der erste Europäer nach Indien kam? Handelt es sich bei dem »Mann mit Hut« um die prophetische Vision eines indischen Künstlers, der auf seine Weise die Ankunft der Europäer in Indien vorhersagte? Stellt die seherische Darstellung den kriegerischen Kampf der Inder dar, die sich gegen die mit Gewalt vorrückenden Europäer zu verteidigen suchten?

7. Die Götter kamen in Raumschiffen

Indien ist nicht nur das Land der Tempel, die vor vielen Jahrhunderten errichtet wurden. Indien ist nicht nur das Land der heiligen Tradition, Flugvehikel in Tempelform zu verewigen. Indien ist auch das Land der auch heute noch lebenden Vimana-Tradition. Immer wieder sieht man – oft an zentralen Plätzen – scheinbar roh zusammengezimmerte Hütten eigentümlicher Form. Sie dienen nicht etwa als Unterkunft für Arme. Es sind mit einfachen Mitteln nachgebaute »Tempeltürme«. So wie die altehrwürdigen steinernen Monumente erinnern sie an jene Zeiten, als Götter aus dem Kosmos zur Erde herabstiegen und die Menschen besuchten.


Auch dieser Brhadiswara-Tempel ist ein Vimana in Stein

Die »Raumfahrt« unserer Zeit, die Astronauten zum Mond brachte, nötigt schriftkundigen Indern nur ein müdes Lächeln ab. In der Tat muten die Raketen der Menschheit zu Beginn des dritten nachchristlichen Jahrtausends armselig an im Vergleich zu den gewaltigen Raumschiffen Götter Indiens, die vor Jahrtausenden zur Erde kamen.

»Andere Menschen dagegen leben nur in der Gegenwart. Sie betrachten die Gegenwart als das Vollkommene, als das Produkt der Entwicklung, und sie halten es für überflüssig, sich mit der Vergangenheit zu befassen.« So schrieb der langjährige Bürgermeister meiner Heimatgemeinde Michelau (Oberfranken), Johann Nemmert, im Vorwort zum Büchlein »Ein Beitrag zur Michelauer Ortsgeschichte« (Michelau/ Lichtenfels 1958).

In der Welt der Wissenschaften scheint diese Philosophie weit verbreitet zu sein: In grauer Vorzeit, zum Anbeginn der Zeit, gab es einen Big Bang im Universum. Und von da an entwickelte sich alles evolutionär: Das Höherentwickelte folgt dem Weniger-Entwickelten. Das Bessere geht aus dem Schlechteren hervor. Aus primitivsten Lebensformen im Einzellerbereich entwickelten sich nach und nach komplexere. Aus »primitiven Tieren« wurden irgendwann im Lauf der Zeiten unsere Vorfahren, aus denen der heutige intelligente Mensch hervorging. Wir sind, um es bildhaft auszudrücken, die Krone der Schöpfung. So wie sich das Leben vom Einzeller zum heutigen Menschen entwickelte, so evolutionär verlief demnach auch die Geschichte der Menschheit: von primitiven Gesellschaften bis zur heutigen modernen Zivilisation.

Folgt man dieser Vorstellung, dann hat der Mensch heute den höchsten Entwicklungsstand aller Zeiten. Mensch und Zivilisation sind gleichermaßen Ergebnisse von Evolution. In diesem Weltbild gibt es keinen Platz für die altindischen Vimanas, die Flugvehikel der Götter. Erst wir Menschen beginnen langsam Raumfahrt zu betreiben. Wir, als Krone der Schöpfung, stoßen die Tür ins Universum auf. Raumfahrt darf es vor Jahrtausenden nicht gegeben haben.

Und doch gibt es in den altindischen Epen und heiligen Dichtungen, die ganze Bibliotheken füllen, unzählige Hinweise auf Vimanas, auf Flugvehikel der utopischsten Art. Strenge Vertreter der »Der Mensch ist die Krone der Schöpfung«-Theorie dulden auch keine außerirdischen Zivilisationen, die der unseren um Jahrtausende der Entwicklung überlegen sind.

Einst sollen riesige Weltraumstädte aus den Tiefen des Alls zur Erde gekommen sein. Vimanas pendelten zwischen Himmel und Erde, brachten die fremden Besucher in irdische Gefilde und wieder zurück in ihre riesigen Weltraum-Siedlungen. Parallelen zwischen Ägypten und Indien sind nicht zu übersehen: Pyramiden kennen wir aus Ägypten. Sie begegnen uns auch in Indien: als pyramidenförmige Tempeltürme. Einst thronte im Land am Nil auf der Spitze von Pyramiden und Obelisken ein heiliger Stein, genannt Benben. Bei den indischen Tempeln sind es oft pyramidenartige, steil aufragende Türme, die die sakralen Bauwerke dominieren.

 


Rekonstruktion einer der Flugmaschinen der Götter

Interpretieren wir modern, sozusagen mit »Weltraumfahrerbrille«: Der Obelisk symbolisiert so etwas wie eine Rakete, mit der einst in grauer Vorzeit Atum-Ré von seiner himmlischen Heimat zur Erde herabstieg. War der Benben-Stein so etwas wie eine Landekapsel? »Das wahrscheinlich metallene Raumschiff wurde wegen der Härte und Festigkeit des Materials als ›Art harter Stein‹ bezeichnet, der ›glänzt‹ und ›in den Himmel aufschießt‹.« schreibt Peter Fiebag in seinem hochinteressanten Aufsatz »Der Obelisk: Symbol für ein Raumfahrzeug?«

Wie auf der Spitze der Pyramiden und der Obelisken thront auch heute noch ganz oben auf vielen Tempeltürmen Indiens etwas Ähnliches, nämlich eine Art heiliger Stein etwas wie ein Flugvehikel der Götter. Bis heute ist unklar, wie diese gewaltigen Kolosse in luftige Höhen geschafft wurden.

Der Begriff »Gott« ist im christlichen Abendland positiv besetzt. Gern wird auch vom »lieben Gott« gesprochen. In Indien ist das anders. Gott ist dort weder das personifizierte Gute noch ein Sinnbild für alles Gute. Seit Jahrtausenden weiß man in Indien, dass die himmlischen Wesen auch durchaus negative Eigenschaften hatten. Sie harmonierten selten miteinander, bekämpften sich häufig heftig. In der Wahl ihrer Mittel waren sie dabei nie zimperlich. Mit brachialer Gewalt versuchten sie, die göttliche Konkurrenz zu vernichten. Zahllose Berichte von Götterkämpfen und Kriegen sind in heiligen Büchern überliefert. Sie erinnern uns an heutige Science-Fiction-Filme a la Steven Spielberg.

Einst kamen – folgt man den uralten Überlieferungen – riesige Weltraumstädte aus den Tiefen des Alls und zogen dann ihre Bahn um die Erde. Arjuna zum Beispiel griff vehement das riesengroße Raumschiff Hiranyapurna an. Die attackierten Götter wehrten sich vehement. Sie starteten ein fliegendes Kampfgeschwader, das mit furchteinflößenden Waffen ausgerüstet war. Arjuna freilich ließ sich nicht beirren. Er feuerte ein »Raketengeschoß« ab, das exakt ins Ziel traf. Die Weltraumstadt explodierte und wurde in Stücke gerissen. Brennend und qualmend stürzten die Trümmer auf die Erde. Einige mögen auf dem Land eingeschlagen sein, die meisten versanken im Meer.

Derlei kriegerische Auseinandersetzungen wurden in enormer Höhe, im erdnahen Weltraum ausgefochten, aber auch in geringeren Höhen. So vermeldet das heilige Epos »Bhagavata«, dass Salva einst die Stadt Dvaraka mit seinem Flugzeug angriff und mit Geschossen überschüttete. Krisna versuchte, rettend einzugreifen. Er lockte den Angreifer von der Stadt weg und verwickelte ihn in eine Luftschlacht.

Salva fühlte sich unterlegen. Er würde den Kampf nicht gewinnen. Also versuchte er sein Heil in der Flucht. Womöglich wurde er dabei getroffen. Seine Flugmaschine mag beschädigt worden sein. Kurzzeitig landete er im Meer, stieg aber kurz darauf bereits wieder mit enormer Geschwindigkeit empor – bis in eine Höhe von 1.300 Metern. Krishna zeigte kein Mitleid. Er feuerte ein Raketengeschoss ab. Salvas Los war entschieden. Er konnte der Gefahr nicht entrinnen. Die Rakete folgte ihm, wurde vom Geräusch von Salvas Flugzeug gelenkt. Salva starb in einem glühenden Feuerball.

Im 7. Buch des wohl ältesten Epos der Menschheitsgeschichte, des »Mahabharata« werden Götterwaffen beschrieben, deren Wirkungsweise mit denen von Atombomben gleichgesetzt werden muss. Über eine dieser Waffen heißt es: »Sie schoss hoch in die Lüfte, und Flammen brachen aus ihr hervor, die dem Feuer glichen, das die Erde am Ende des Erdzeitalters verschlingt. Tausende von Sternschnuppen fielen vom Himmel. Die Tiere in den Gewässern und auf dem Land erzitterten vor Angst. Die Erde bebte.«

Die fürchterlichen Geschosse waren »mit der Kraft des Universums« ausgestattet. Sie explodierten mit vernichtender Gewalt, wobei »eine weißglühende Säule von Rauch und Flammen, so hell wie zehntausend Sonnen« entstand. »Die unbekannte Waffe ist ein strahlender Blitz, ein verheerender Todesbote, der alle Angehörigen der Vrischni und der Andhala zu Asche zerfallen ließ. Die verglühten Körper waren unkenntlich. Denjenigen, die davonkamen, fielen die Haare aus. Töpfereien zerbrachen, Vögel wurden weiß. In kurzer Zeit war die Nahrung vergiftet. Der Blitz senkte sich und wurde feiner Staub. Um diesem Feuer zu entkommen, stürzten sich die Soldaten in die Flüsse, um sich und ihre Ausrüstung zu waschen. Es war, als seien die Elemente losgelassen, die Sonne drehte sich im Kreise. Von der Glut der Waffen versengt taumelte die Welt in Hitze. Tausende von Wagen wurden vernichtet. Dann senkte sich tiefe Stille. Es bot sich ein schauerlicher Anblick. Die Leichen der Gefallenen waren von der fürchterlichen Hitze verstümmelt, so dass sie nicht mehr wie Menschen aussahen.«

Derlei Texte beschäftigten auch Dr. Robert Oppenheimer, der in den Jahren 1943 bis 1945 Leiter der Atombombenentwicklung in Los Alamos war. Als die erste Test-Atombombe gezündet worden war, zitierte Physiker und Sanskritkenner Oppenheimer einen altindischen Vers aus dem »Mahabharata«: »Ich habe die Gewalt des Universums entfesselt. Nun bin ich zum Zerstörer des Universums geworden.«

Sieben Jahre später hielt Dr. Oppenheimer einen Vortrag an der Universität von Rochester. Als es im Anschluss daran zu einer Diskussion kam, fragte ein Student, ob denn die Atombombe von Alamogordo die erste gewesen sei, die man gezündet habe, oder ob es nicht vielleicht schon früher bereits ähnlich erfolgreiche Tests gegeben habe, die bislang der Öffentlichkeit verheimlicht worden waren. Kaum jemand verstand die Aussage Oppenheimers: »Well. es war die erste, ja. Jedenfalls in moderner Zeit!« Oppenheimer ging also davon aus, dass es bereits in vorgeschichtlichen Zeiten im Alten Indien atomare Explosionen gegeben hat.

Gotteshäuser sind im christlichen Abendland Häuser der Versammlung und der Andacht. Gebete werden gesprochen, Lieder werden gesungen und Priester predigen. Im »Alten Indien« waren Tempel mehr: Orte der Versammlung, aber auch Abbilder der himmlischen Flugvehikel, der Vimanas der Götter. Was heilige Texte überlieferten, das wurde auch in sakraler Tempelarchitektur verewigt.

Einst gab es »heilige Tänze«, die von wissenden Frauen aufgeführt wurden. In Pantomimen und symbolhaft-bedeutsamen Gesten wurden uralte Geschichten erzählt: von »Göttern«, ihrem Wirken auf Erden und von ihren »Vimanas«.


Götterrakete als Teppichmotiv

Sollten »Vimanas« nicht nur in religiösen Texten beschrieben, sondern zusätzlich noch in Tempelform plastisch dargestellt werden, damit sich Menschen auch noch nach Jahrtausenden an die phantastisch anmutenden, nichtsdestotrotz aber realen Vorgänge erinnern können würden? Sollte uns auf diese Weise etwas verdeutlicht werden? Erschwert wird das Auffinden uralten Wissens durch die schier unüberblickbare Flut von heiligen Texten, die sich im Verlaufe von Jahrtausenden angesammelt haben. Selbst Experten können nur einen Bruchteil davon wirklich ernsthaft studieren und überprüfen.

Und doch können wir die alten Quellen studieren. Und wir sollten sie endlich wirklich ernst nehmen! Die schier unüberblickbare Fülle uralten Textmaterials macht die Suche nach Beschreibungen der »Vimanas« allerdings zu einer Arbeit für Generationen von Forschern. Manch fantastischer Fund wurde schon getätigt. Die schier ellenlangen Namen und Bezeichnungen strapazieren die europäischen wie amerikanischen Zungen. Das darf uns nicht abschrecken! Trotzdem sollten wir die alten Quellen weit intensiver studieren als dies bisher geschah!

Und »heilige Texte« gibt es in Hülle und Fülle. Sie wurden zum Beispiel auf schmalen »Palmblatt-Büchern« aufgeschrieben. Da diese nicht ewig haltbar waren, mussten sie immer wieder abgeschrieben werden. Die Kopisten waren angehalten, wortgetreu die Vorlagen auf frische Palmblätter zu übertragen. Nichts durfte ergänzt, nichts durfte weggelassen werden.

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