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»Nein! Das ist etwas was ich ihr niemals erzählen werde! Ich weiß, dass sie damit nicht zurechtkommen würde!« Kim beugt sich zu ihm herunter und küsst ihn auffordernd.

»Und jetzt lassen wir das Gequatsche und machen weiter! Ich habe später noch einen!«, beendet sie das kurze Gespräch und reitet Mark, bis er sich irgendwann hinter sie legt und sie in der Löffelchenstellung vögelt. Ihr ist das ganz lieb! Sie muss nicht die ganze Zeit sein Gesicht vor sich haben.

Als er dann aber aus ihr rausgeht und an ihrem Arsch rumnestelt zischt sie sofort los.

»Ey, so sozial bin ich auch nicht! Davon war nicht die Rede!!«

»Bitte!!«, haucht er an ihrem Ohr.

»Nein!! Wenn du da rein willst, hast du zu zahlen und das weißt du!!«

»Ich habe aber kein Bargeld mehr hier!!«, bettelt er, was Kim mit einem schüttelnden Kopf sofort abschmettert.

»Das ist nicht mein Problem!! Geld oder der Arsch ist Sperrgebiet für dich!«

»Bitte! Ich flehe dich an!!«, jammert Mark noch immer, bis Kim zu ihm zurückblickt und ein richtig unschuldiges Gesicht von ihm sieht.

»Ich mache dir einen Vorschlag!! Du kannst da einmal kostenlos rein, aber ich bestimme wann! Auf jeden Fall nicht heute! Ich habe auch gar kein Gleitgel dabei! Bei deinem letzten Mal hatte ich wahnsinnige Schmerzen und mir hat zwei Tage später noch der Arsch wehgetan!«, bietet sie Mark an und sieht ein erschrockene Gesicht von ihm.

»Warum hast du es dann aber gemacht?«

»Geld Mark, nur wegen dem Geld! Aus keinem anderen Grund!« Mark schaut sie noch immer erschrocken an. Dann schüttelt er hektisch den Kopf.

»Mach das bitte nicht, Kim! Mach bitte keine Sachen, die du nicht willst!« Sie schaut Mark mit großen Augen an und fängt zu lachen an.

»Dafür ist es schon seit langer Zeit zu spät, meinst du nicht auch?«, giert sie, sieht aber noch immer ein ernstes Gesicht von ihm.

»Was du bei den anderen machst, ist mir vollkommen egal! Aber bitte nicht bei mir! Sei ehrlich zu mir und sag mir was du nicht willst! Ich will dir nicht wehtun!«, appelliert Mark fürsorglich an Kims Gewissen. Tiefgründig und schweigend betrachtet sie ihn. Verdammt, dieser Kerl ist echt etwas Besonderes, wenn er das jetzt wirklich ernst meint. Wieso ist er so nett und besorgt um sie? Kim weiß es nicht und versucht etwas aus seinem Gesicht herauszulesen. Sie kann dort aber nichts erkennen, was an seinen Worten zweifeln lässt. Von daher schiebt sie ihre Hand in seinen Nacken, zieht ihn zu sich, flüstert leise »Du bist echt ein ganz Süßer!« und küsst ihn.

~~~~~~~~

Um drei Uhr nachts klingelt Kims Handy, was sie allerdings erst nach einiger Zeit registriert. Ohne auf das Display zu achten, nimmt sie das Gespräch an und murmelt verschlafen »Ja?«. Sie hört lediglich unbekannte laute Geräusche im Hintergrund, irgendwelche Sirenen und unendlich viele hektische Stimmen. Dann ertönt die Stimme ihrer Mitarbeiterin Angelica.

»Das Lager brennt!«, brüllt sie durch das Handy.

»Was?«, quetscht Kim verschlafen durch die Muschel.

»Das Lager vom Laden brennt!!«, donnert erneut die Stimme durch die Technik.

»WAS???«. Kim schießt im Bett hoch und ist von einem Moment zum anderen hellwach.

»Die Polizei und Feuerwehr sind schon hier! Komm sofort her!«, keift die Mitarbeiterin. Kim nimmt das aber nicht auf. Sie springt mit einem Satz aus dem Bett. Notdürftig zieht sie sich auf dem Weg zur Wohnungstür einige Klamotten an.

Während der Autofahrt zu ihrem Laden, beginnt sie sich ein Bild auszumalen. Was wird sie erwarten? Hat ihre Mitarbeiterin sie eventuell verarscht? Wenn sie das gemacht hat, dann wird Kim sie definitiv fristlos kündigen. Sie versteht zwar verdammt viel Spaß, aber dieser Schritt wäre zu viel. Sie kann sie aber nicht verarscht haben. Dafür klang die Situation am Telefon zu realistisch und der erste April ist schon lange vorbei.

Kim biegt zitternd in die Straße ihres Ladens und kann schon aus dieser Entfernung einen hellen Fleck am dunklen Himmel erkennen.

»Bitte nicht!«, haucht sie geschockt und tritt das Gaspedal im Fußraum vollständig durch.

Ihr Wagen fährt mit rasender Geschwindigkeit auf das Geschäft zu. Kim ist sich sicher, dass ihre Mitarbeiterin sie nicht verarscht hat, als sie Meterhohe Stichflammen aus dem Gebäude dringen sieht. Mehrere Feuerwehr- und Polizeiwagen stehen auf der Straße. Genauso wie einige Schaulustige. Man kann sich tatsächlich fragen ob die Leute zu dieser späten Stunde nichts anderes zu tun haben, als die Arbeit eines Feuers zu beobachten.

Mit quietschen Reifen hält Kim zwischen den Feuerwehrfahrzeugen und stürzt auf die Straße. Vor Angst und Sorge wahnsinnig werdend, blickt sie zur Lagerhalle, die sich einige Meter neben ihrem Laden befindet. Ihre Augen wandern hektisch hin und her. Ihr Gefühlsleben kämpft einen Kampf zwischen Verzweiflung und Erleichterung, weil nur das Lager brennt und nicht auch noch der Laden. Sie hatte damals kein geeignetes Gebäude gefunden um beide Räumlichkeiten in einem Haus zu haben. So musste sie einige Dollar mehr aufbringen, um ihre Lagerkapazität aufzufangen. Ein ungewollter Glücksgriff, wie sich nun herausstellt. Denn der Laden wurde bisher vom Feuer verschont. Allerdings nicht vom Löschwasser. Die Feuerwehr katapultiert das rettende Nass wild um sich, um zu verhindern, dass ihr Geschäft Feuer fängt. Wenn das passiert, könnte Kim sich einen Strick nehmen. Dann wäre sie ruiniert!

»KIM!«, hört sie eine quiekende Stimme, blickt zur Seite und sieht nur noch eine Frau, die sich ihr sofort um den Hals schmeißt. Eigentlich behält Kim es dabei, dass Mitarbeiter, Mitarbeiter sind und hält Privat und Beruf getrennt. Aber in diesem Moment ist es ihr egal. Sie drückt Angelica an sich und kämpft mit sich, nicht in Tränen auszubrechen. Wie soll sie diesen Schaden nur auffangen? Sie kann wegen dem Löschwasser die nächsten Tage ihren Laden mit Sicherheit nicht öffnen.

»Miss Stryder?«, reißt plötzlich jemand die beiden auseinander.

Matt blickt Kim zur Seite und sieht einen Polizisten neben sich. Muss sie jetzt ernsthaft irgendwelche Gespräche führen und Fragen beantworten? Sie ist jetzt viel zu aufgewühlt und innerlich zerstreut, als dass sie jetzt auch nur ein vernünftiges Wort zustande bekommt.

»Ja?«, huscht ihr aber doch benebelt über die Lippen.

»Das ist ihr Lager?«, fragt der Polizist eine, für Kim, reichlich dämliche Frage, die sie lediglich mit einem nickenden Kopf beantwortet. Gleichzeitig schweifen ihre Augen wieder zum Flammenherd zurück. Sie sieht dieses gewaltige Feuer, das ohne jegliche Rücksicht ihren Traum vernichtet. Das schlimmste daran ist aber, dass unschuldige Bücher darunter leiden und erbarmungslos liquidiert werden. Werke von Autoren die gekauft und gelesen werden wollen. Wenn Kim wieder soweit startklar ist, dass sie eine Bestellung aufgeben kann, wird sie mehrere Paletten geliefert bekommen. Sie weiß jetzt schon, dass sie dann Nachtschichten einführen muss, um alles zu buchen und Inventurgerecht einzulagern. Was für ein unglaublicher Rattenschwanz an diesem Feuer dranhängt.

»Nach den ersten Vermutungen der Feuerwehr, entstand das Feuer durch ein Kabelbrand. Das Feuer ist direkt in der Lagermitte ausgebrochen!«, klärt der Polizist Kim über den Hergang auf, was sie allerdings nur nebenbei aufnimmt. Kabelbrand? Kabelbrand??

»Ich habe erst vor einem halben Jahr sämtliche Leitungen neu legen lassen, weil die alten eine Gefahrenquelle waren!«, wirft sie dem Polizistin geschockt vor die Füße, den das allerdings reichlich wenig interessiert. Er sieht sie nüchtern an.

»Dann werden sie sich wohl oder übel mit der Firma auseinandersetzen müssen! Vergessen sie auch nicht ihre Versicherung zu benachrichtigen! Es wird dann zwar die Versicherung der Elektrofirma für diesen Schaden aufkommen müssen, aber eine gewisse Beteiligung werden sie auch tragen müssen! Alleine schon den Schaden an dem Geschäft!«, klärt er Kim weiter auf. Versicherung? Versicherung?? Versicherung???

»Oh mein Gott!«, haucht Kim leise. Sie spürt wie sie blass wird und ihre Knie nachgeben. Tausend Gedanken rasen durch ihren Kopf. In dem Moment wo diese eine Vollbremsung machen, wird ihr schlecht. Sie bricht in die Knie und beginnt ohne Vorwarnung hemmungslos zu weinen.

»Kim??«, japst Angelica jammernd aber besorgt und stützt sie. Kim sitzt wie ein Häufchen Elend auf der Straße und will den Gedanken in ihrem Kopf nicht wahrhaben. Wie ein Virus spukt dieser in ihrem Gehirn umher.

»Kim was ist los?«, weint die Mitarbeiterin noch immer und blickt sie aufgelöst an. Kim wirft einen verzweifelten Blick zu ihr hoch und fängt stärker zu weinen an.

»Ich habe im Moment keine Versicherung!«, heult sie und will einfach nicht weiterdenken. Sie will nicht darüber nachdenken was das für sie heißt! Für sich und ihren Körper.

»Was??« quiekt Angelica geschockt. Der Polizist neben den beiden fragt (noch immer nüchtern), weshalb sie keine Versicherung abgeschlossen hat.

»Das habe ich!«, schluchzt Kim und hat jetzt schon ekelerregende Gesichter von Männern vor ihrem inneren Auge.

»Aber ich musste wechseln, weil die alte pleite gegangen ist! Ab Montag hätte ich wieder Versicherungsschutz gehabt!«, klagt Kim weinend. Verdammt, heute ist Freitag! Nur noch drei Tage. Nur drei Tage dann wäre alles super! Nur drei Tage fehlen, dann müsste sie sich dahingehend keine Gedanken mehr machen! Nur drei verdammte Tage? Wieso musste das Feuer auch ausgerechnet jetzt ausbrechen??

»Das nenne ich doch mal Pech!«, murmelt der Polizist. Am liebsten würde Kim jetzt sofort vom Asphalt aufspringen und ihm für diesen Kommentar in seine Eier treten. Aber sie beherrscht sich, weil sie weiß, dass er nichts dafür kann. Auch muss sie nicht alle Männer über einen Kamm scheren. Kraft hat sie dafür derzeit auch gar keine. Sie hat lediglich nur noch einen Gedanken im Kopf. Gedanken die sie da nicht haben will! Gedanken die ihr zu wider sind!

 

Weinend und auf dem Boden sitzend, schlägt sie sich beide Hände vor das Gesicht und heult »Es sollte doch nur ein Nebenjob sein!«. Dieses Feuer hat größere Auswirkung, als ihr lieb ist. Kein Versicherungsschutz, kein Geld! Sie sitzt ganz alleine auf sämtlichen Kosten und kann nur hoffen, dass die Versicherung der Elektrofirma für einen großen Teil aufkommen wird. Trotzdem wird sie ihren Nebenjob länger machen müssen, als von ihr geplant war. Es sollten nur ein paar Monate sein und dann wollte sie damit aufhören. Bei dieser Vielzahl an Aufträgen, die sie schon in den letzten Wochen hatte, wäre sie sehr schnell damit fertig gewesen. Aber so nicht! Jetzt fängt sie wieder bei null an. Schlimmer noch, sie fängt bei minus null an. Sie muss einen weiteren Kredit aufnehmen, um ein neues Gebäude für ein Lager zu kaufen, oder zu mieten. Auch muss sie davon ihre erste Bestellung bezahlen und die Verluste der nächsten Tage auffangen, die sie somit zwangsläufig erleidet.

Erschlagen von den neuen Erkenntnissen, blickt Kim verheult zum Feuer und kann nicht glauben, dass diese Naturgewalt in diesem Moment ihr ganzes Leben zerstört! Das Feuer beraubt sie nicht nur ihrer Arbeit und ihren Traum, sondern auch ihrer Moral und ihrem Körper!

~~~~~~~~

Zwei Stunden kämpft die Feuerwehr gegen das Feuer, bis es vollständig gelöscht ist. Kaum geht die Sonne auf, wird die Ursache für den Brand gesucht und später bestätigt, dass es sich tatsächlich um einen Kabelbrand handelt.

Angelica ist schon vor Stunden nach Hause gegangen. Kim sitzt hingegen im Büro ihres Ladens und hält das Telefon weit von ihrem Ohr weg. Sie will die Worte nicht hören, die sich wie Krebs in den Gehörgang fressen.

»Die Elektrofirma hat vor circa sechs Wochen Insolvenz angemeldet! Es tut mir wirklich leid Miss Stryder, aber wenn sie eine finanzielle Forderung gegen die Firma erheben wollen, müssten Sie sich bitte mit deren Anwalt in Verbindung setzen!«

»Das bringt genauso viel, als wenn ich Öl ins Feuer kippen würde, um es löschen zu wollen!«, flucht Kim leise und legt ohne eine freundliche Verabschiedung auf. Sie lehnt sich in den Stuhl zurück und versucht die Fassung zu wahren. Minuten um Minuten lässt sie regungslos an sich vorbeiziehen, steht vom Stuhl auf und tritt an eines der beiden Bürofenster. Sie blickt hinaus und sieht nur noch einen verbrannten Haufen von Nichts vor sich. Das Lager ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nichts blieb verschont! Alles ist zerstört! Genauso wie ihr Leben! Genauso wie ihr Körper!

»Das kann alles nicht wahr sein!«, flüstert sie leise und drückt ihre Nase am Fenster platt. Die Kälte der Scheibe legt sich sanft auf ihre Haut. Mit geschlossenen Augen genießt sie die Kälte. Das Feuer von letzter Nacht, hat ihren ganzen Körper aufgeheizt. Sie wich nicht eine Sekunde vom Flammenherd. Sie hatte jede einzelne Sekunde Hoffnung, dass die Feuerwehr schneller und besser arbeitet, als das was sie nun vor sich hat. Ein zerstörter Haufen von Traum liegt vor ihr, mehr nicht! Die Flammen haben alles zerfressen und kaputt gemacht, was ihr wichtig ist. Ohne sie zu berühren, haben sie selbst Kims Seele verbrannt und für immer zerstört.

Erschrocken schießt sie um die eigene Achse als ihr Handy piept. Das Handy! Sie liest sich die Mail durch und ist für einen kleinen Moment froh darüber, dass es Mark ist. Einen neuen könnte sie im Augenblick keineswegs aushalten. Trotzdem steigt so eine tobende Wut in ihr auf, dass sie mit dem Handy ausholt und mit aller Kraft auf den Boden schmeißt.

»Halt die Klappe! Halt verdammt nochmal die Klappe!!«, brüllt sie und tritt wie besessen auf das Handy. Mit dem Absatz des Schuhs, trampelt sie wie ein Stier auf der Technik herum, bis nichts mehr davon übrig bleibt.

Schwer atmend sinkt sie in den Stuhl zurück und fängt zu weinen an. Sie vergräbt ihr Gesicht in den Händen und lässt ihrer Verzweiflung freien Lauf. Wie lange ist es her, dass sie mal mit einer Frau geschlafen hat? Wie lange ist es her, dass sie einen Frauenkörper verwöhnen konnte? Wie lange ist es her, dass sie Spaß am Sex hatte? Und wie lange ist es her, dass dieser Sex auch wirklich von Herzen gewollt war? Ihr kommt es wie eine Ewigkeit vor! Sie hat das Gefühl, als wenn sie vor Jahrzehnten das letzte Mal körperlichen Kontakt mit einer Frau hatte. Es bleibt dabei allerdings noch die Frage offen, ob sie überhaupt jemals wieder mit einer Frau schlafen wird. Zeit hat sie mittlerweile gar keine mehr. Und wenn sie den neuen Kredit wirklich bekommt, hat sie genug Arbeit mit ihrem Job und Nebenjob, dass Zeit eine absolute Mangelware ist. Diese ist dann nicht mehr lieferbar, weil sie nicht mehr produziert wird.

Bei dem Gedanken, dass sie wahrscheinlich erst im Rentenalter wieder mit einer Frau schlafen wird, bricht sie vollständig auf dem Schreibtisch zusammen.

~~~~~~~~

Kraftlos und müde klopft Kim zwei Stunden später gegen Marks Wohnungstür. Sie hatte seine Mail weder richtig gelesen, noch hat sie diese beantwortet. Ob er sie hierher zitiert hat, weiß sie also gar nicht. Sie ist einfach auf gut Glück zu seiner Wohnung gefahren und hat sich unterwegs ein neues Handy geholt. Kaum steckte die Sim-Karte in der Technik, piepte das verhasste Teil auch gleich zweimal. Wie könnte es auch anders sein?

Auch wenn Kim letzte Nacht so gut wie keinen Schlaf bekommen hat und mit Sicherheit zum kotzen aussieht, wird sie trotzdem jeden Mann treffen. Jetzt hat sie einen noch triftigeren Grund diesen Job machen zu müssen. Zuerst war es der, um Rechnungen bezahlen zu können und um sich zu ernähren. Aber nun hat sich ihre vollständige Existenz dazwischen gequetscht. Und wer hat sie gefragt? Niemand! Sie wird nie gefragt! Das wurde sie noch nie und mit Sicherheit wird sich dahingehend nichts in ihrem Leben ändern. Sie wird immer mit der ganzen Nase in die Scheiße gedrückt, nur um genug Kraft aufbringen zu müssen, um sich da wieder rauszuholen.

»Oh, hi!«, dringt in Kims Ohren. Sie hat in ihren Gedanken versunken nicht mitbekommen wie die Tür aufgeschlossen wurde. Jetzt steht sie Mark gegenüber. Sie hebt weder den gesenkten Kopf, noch den müden Blick und tritt in seine Wohnung. Jetzt ist es ihr sogar egal, dass sie damit ihre eigenen Regeln bricht. Sie braucht jetzt nur noch das Geld, mehr nicht! Trotzdem wird Mark der einzige sein, den sie zu Hause besucht.

»Geld!«, raunt sie grob und streckt blind eine Hand orientierungslos in die Luft. Es dauert etwas, bis sie Papier auf ihrer Haut spürt.

»Ist alles ok mit dir?«, fragt Mark leise. Kim antwortet nicht, sondern blickt stattdessen matt und kraftlos auf die grünen Scheine! Wie sie dieses Papier hasst! Wie sie diesen Nebenjob von Herzen abgöttisch verabscheut! Wie sie sich selbst für diese Entscheidung verachtet? Wie tief konnte sie nur sinken??

Ohne sich ihren Gedanken hinzugeben oder Mark zu antworten, steuert sie auf das Schlafzimmer zu. Sie will definitiv keine Nummer auf seinem Esszimmertisch schieben. Auch wenn sie eh nicht schlafen kann, braucht sie jetzt etwas Weiches unter sich.

Vor dem Bett bleibt sie stehen und zieht sich mechanisch aus. Eigentlich übernimmt Mark diesen Part immer, aber dieses Mal will sie es nicht. Sie will nur noch den Job erledigen und dann aus dieser Wohnung raus.

»Fang an!«, haucht sie eiskalt und spürt Marks Körperwärme hinter sich.

»Kim, was ist los mit dir?«, fragt er vorsichtig und tritt an ihre Seite. Ihr Gemütszustand scheint keineswegs an ihm vorbeigegangen zu sein.

Anstatt auf seine Frage einzugehen, schließt sie kurz die Augen, holt tief Luft, dreht sich in seine Richtung und blickt ihn mit einem eiskalten und ausdruckslosen Blick an.

»Mein Name ist Angelique!!«, faucht sie eisig und einem Gefrierbrand bedrohlich nahe kommend. Sie packt Mark in den Nacken und presst ihre Lippen auf seine.

Als sie ihn wenig später über sich sieht, schweifen ihre Augen an ihrem Bauch entlang und sieht seinen immer näher kommenden und angezogenen Penis. Bei dem Gedanken weshalb sie das hier jetzt macht, platzt unkontrolliert und ungewollt ein Weinen aus ihr heraus. Ohne auf Mark zu achten, dreht sie sich von ihm weg und bricht innerlich zusammen. Sie kriegt nichts mehr von ihrem Umfeld mit. Sie weint nur noch! Sie weint all ihren Schmerz heraus, der sie von innen brutal zerfrisst und zerreißt! Sie weiß nicht wie lange sie das noch aushalten wird! Sie weiß nicht wie lange ihr Körper das noch mitmachen wird! Sie weiß gar nichts mehr! Sie will einfach nur noch wegrennen! Vor sich selbst, vor ihrem Nebenjob und vor all den Männern dieser Welt!

»Kim!«, hört sie irgendwann Marks Stimme leise und ruhig sprechen. Verheult und körperlich bis ins unermessliche geschwächt, öffnet sie ihre Augen und sieht sein Gesicht ganz dicht vor sich. Erst jetzt bemerkt sie, dass sie sich in seinem Badezimmer befinden und sie wie ein kleines hilfloses Kind in seinen Armen liegt. Offensichtlich hat er sie aus dem Bett und Schlafzimmer ins Bad getragen, ohne dass sie es mitbekommen hat.

Sie blickt erschlagen um sich und sieht eine gefüllte Badewanne. Wie ein Unschuldslamm schaut sie Mark fragend an, der sie beruhigend und vertraut anlächelt.

»Lass dir so viel Zeit wie du brauchst!«, flüstert er, setzt sie ab und verlässt ohne jegliche weitere Geste das Bad. Hilf- und kraftlos steht Kim schlaff in der Mitte des Raumes und riecht den Duft des Cremebads. Es dauert noch einige Momente, bis sie ihren Körper dazu bringt sich zu bewegen. Mit langsamen und lahmen Zügen steigt sie vorsichtig in die Wanne und genießt vom ersten Augenblick an die wohltuende Wärme.

Ewigkeiten sitzt sie in dieser warmen und weichen Hülle und verschwendet keinen Gedanken an die vergangenen Stunden und die noch bevorstehende Zeit. Ihr ist es im Moment egal. Sie möchte jetzt nur noch dieser Welt und deren brutalen Realität entfliehen. Alles andere ist zweitrangig.

Es klopft und bevor Kim eine Antwort geben kann, geht die Tür einen kaum sichtbaren Spalt auf.

»Darf ich reinkommen?«, fragt Mark zurückhaltend.

»Ja!«, antwortet Kim kurz. Er tritt ein, lehnt die Tür an und begibt sich ohne Umwege an die Wanne. Er kniet sich hin und lächelt sie vorsichtig an. Seinen Körper, weswegen Kim eigentlich hier ist, hat er mittlerweile mit einem Shirt und Boxershorts wieder bedeckt.

»Setz dich hin!«, lächelt er vertraut. Kim weiß nicht worauf das hinauslaufen soll, setzt sich aber aufrecht hin und spürt gleich darauf, wie er ihren Rücken mit einem großen Schwamm säubert. Wieso ein Mann so einen anregenden Schwamm besitzt, fragt sie sich derzeit lieber nicht. Sie genießt einfach nur seine vorsichtigen und zurückhaltenden Berührungen, die keineswegs nach einem sexuellen Akt brüllen. Und das obwohl er schon bezahlt hat. Aber die Nacht ist noch jung. Auch wenn sie noch zwei weitere Männer vor sich hat, weiß sie, dass Mark ihre Dienstleistung noch einfordern wird. Wie sollte es auch anders sein?

»Was ist passiert?«, fragt er leise. Kim weiß keinen Grund weshalb sie von ihrem bisherigen Tag und der vernichtenden Nacht erzählen sollte. Trotzdem spürt sie, dass sie sich auskotzen muss und beginnt leise zu erzählen. Mark hört ihr schweigend zu und kreist mit dem Schwamm in seiner Hand, noch immer auf ihrem Rücken.

Fast eine Stunde verbringen beide im Bad bis Mark sie mit ins Schlafzimmer nimmt und sie weiß, dass sie jetzt wieder den Eisblock herausholen muss. Fürsorge gut und schön, aber er will das, was all ihre Kunden wollen. Also Augen zu und durch.

Mark zieht Kim zu sich auf die Matratze, legt sie hin und zieht sie plötzlich so dicht an sich, dass sie für einen Moment stockend die Luft anhält. Was soll das??

Wie ein verliebtes Paar legt er beide Arme um sie und hält sie mit seinen kräftigen Armen fest. Mit großen Augen und leichter Panik, liegt Kim regungslos bei ihm und kriegt keinen Gedanken mehr zustande. Sie hört nur noch seine ruhige und regelmäßige Atmung hinter sich und spürt eine Welle der Sicherheit über sich einbrechen. Im selben Moment fällt jegliche Anspannung von ihr ab. Sie atmet tief durch, zieht Marks Arme enger um sich und ist schon nach wenigen Momenten ungewollt eingeschlafen. Vergessen sind die anderen beiden Männer, die sehnsüchtig auf sie warten.