Iron Man

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17: Ein neues Management

Unsere Plattenfirma initiierte einen Wechsel von Fontana zu Vertigo Records, einem anderen Label, das ihr gehörte. Bei Vertigo zeigte man wesentlich mehr Einsatz, denn es war ein neues Label mit sogenannten progressiven Gruppen. Doch wir hatten kaum Kontakt zu ihnen, da sie nur mit unserem Manager reden wollten. Zumindest erzählte er uns das. Manchmal kamen Leute von Vertigo zu den Konzerten, doch wir konnten sie nicht zuordnen und wussten nicht, ob sie Manager oder Laufburschen waren.

Die Leute von der Marketing-Abteilung legten den Veröffentlichungstermin auf Freitag, den 13. Februar 1970. Wir gaben einige Interviews, doch das hörte auf, als Patrick Meehan das Management von Jim Simpson übernahm. Er unterband Gespräche mit der Presse, um der Band ein geheimnisvolles Image zu verpassen, damit sie sich von anderen abhob.

Das Radio ignorierte uns weitestgehend, John Peel war der einzige, der uns unterstützte. Dennoch verkaufte sich die Platte in der ersten Woche 5.000 Mal, was sich auf die Mund-zu-Mund-Propaganda zurückführen lässt, vor allem dort, wo wir schon ein paar Fans hatten.

Die Presse hasste uns. Wir bekamen links und rechts was hinter die Ohren und dann noch eins voll auf die Nase. Natürlich machte man sich bei so einer Resonanz seine Gedanken, aber es kam uns nie in den Sinn, den Stil zu ändern. Das Album verkaufte sich gut, also hatten wir den richtigen Weg eingeschlagen. Wir glaubten an unsere Musik, und wir liebten sie. Für uns gab es keine andere Alternative, als weiterzumachen.

Erst als Grunge in den Neunzigern populär wurde und viele Musiker Black Sabbath als großen Einfluss angaben, standen wir bei den Kritikern an erster Stelle. Plötzlich erkannten sie die Bedeutung über einen langen Zeitraum hinweg. Und auf einmal lasen wir positive Rezensionen und Berichte über uns. Das verwunderte einen schon: „Moment mal, was ist denn hier passiert? Die können sogar gute Kritiken schreiben!“ In den Jahren davor trösteten wir uns immer mit einer Portion Ironie: „Sobald die Presse positive Rezensionen schreibt, hören wir lieber auf.“

Zurück in die Vergangenheit. Die Single-Auskopplung „Evil Woman“ setzte sich nicht durch, aber das Album kletterte in den Charts bis auf Platz 8. Jim Simpson hatte uns vor der Veröffentlichung zahlreiche Gigs verschafft, für die wir nun die lächerliche Gage von 20 Pfund erhielten. Das schmeckte uns nicht: „Moment mal, wie viele von den schlecht bezahlten Jobs sollen Sabbath denn noch machen?“

„Tja, es wird noch einige Monate so weitergehen.“

Die Situation steigerte sich ins Absurde, denn sogar die Club-Besitzer erstaunte das: „Ihr müsstet eigentlich viel mehr bekommen. Was macht ihr denn noch in so einem kleinen Laden?“

Scheiße, jetzt reichte es aber! Als dann der Manager Don Arden sein Interesse an einer Zusammenarbeit bekundete, fuhren wir nach London zu einem Treffen.

Wilf Pine holte uns in seinem Rolls-Royce ab. Wenn man ihn gut kannte, war er ein netter Typ, doch er hatte auch eine dunkle, verschlagene und boshafte Seite. Ich habe einige echt eklige Geschichten über ihn gehört. Für Don Arden machte er wirklich alles. Dons gesamte Gefolgschaft wirkte bedrohlich und brutal. Ständig tauchten Typen auf, die problemlos in einem Gangsterfilm mitspielen konnten. Als wir das Büro betraten, überwältigte Don uns mit seinem unbarmherzigen Gebaren: „Ihr werdet berühmt werden. Überall werden eure Plakate hängen. In allen Magazinen werdet ihr Anzeigen sehen. Ich werde euch an die Spitze katapultieren.“

Und so ging’s weiter bis zum abschließenden Satz: „Hier unterschreiben!“

In dem Augenblick konnten wir keine Entscheidung fällen. Er hatte uns unaufhörlich mit seinen Worten bombardiert, und uns blieb die Spucke weg. Mein Gott, was sollten wir bloß machen? Vielleicht würde er uns umbringen? Arden hielt den Kontakt zur Band, arrangierte Geschäftsessen und bemühte sich redlich um uns. Der Mann ließ niemals locker. Eines Tages rief Wilf an: „Da ist noch ein anderer Typ, der euch treffen möchte. Ich bringe ihn mal mit nach Birmingham.“

Es war Patrick Meehan. Er wirkte ruhiger und besonnener als Arden, und er schien unsere Wünsche erraten zu können: „Ihr habt jetzt eine Platte auf dem Markt, die niemand pusht. Ihr müsst unbedingt bessere Gigs bekommen.“

In unseren Ohren klang das alles sehr vernünftig. Wir wollten nicht an Plakatwänden kleben, sondern Konzerte geben. Patrick Meehan hatte eine angenehme Art und vernünftige Ansichten, und so unterschrieben wir bei ihm.

Im Rückblick ist es schon komisch, dass ausgerechnet Wilf, der für Arden arbeitete, uns den Kontakt zu Meehan herstellte. Vielleicht hegte er keine Hintergedanken, sondern wollte uns nur einen geeigneten Geschäftspartner vermitteln. Wir wussten nicht, wie eng die Beziehung zwischen Arden und Meehan tatsächlich war. In der Vergangenheit hatte Meehans Vater für Don Arden gearbeitet, und so bestanden da mit Sicherheit irgendwelche Verflechtungen.

John Pearson hat ein Buch über Wilf geschrieben, One of the Family, in dem sich ein Bild von uns beiden befindet. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man ihn mit John Gotti, dem ehemaligen Kopf der New Yorker Mafia. Meine Güte, wo war ich da nur hineingeraten?

Patrick hatte das Handwerk von seinem Vater gelernt, der eine Management-Agentur besaß. Zuerst wirkte alles rosig und viel versprechend. Meehan redete überzeugend und brachte viel ins Rollen. Ihm gelang es, Black Sabbath in die USA zu bringen, womit sich für uns alles änderte. Wir waren endlich berühmt und reisten nur noch in Privatjets. Wenn wir etwas haben wollten, genügte ein Telefonanruf. „Hey, ich will mir einen neuen Wagen kaufen.“

Er antwortete völlig entspannt: „Oh ja, was für einen?“

In meinem Fall waren das ein Lamborghini oder ein Rolls-Royce.

„Wo steht er?“

Ich erklärte es ihm.

„Und wie teuer?“

Ich nannte ihm den Preis.

„Ich schicke ihnen einen Scheck und lass dir den Wagen bringen.“

Das war’s. Wenn ich mir ein Haus zulegen wollte, lief das nach der gleichen Prozedur ab: „Wo steht es? Wie teuer ist es?“

Und dann konnte ich schon einziehen. Wir führten ein königliches Leben, sahen aber selten Bares, obwohl viel Geld durch ihre Hände floss. Man steckte uns lediglich einige Scheine zu, die wir brav zur Bank brachten. Bedenkt man unsere Herkunft, waren die paar Hundert Pfund auf der Bank schon unglaublich viel Kohle. Wir wussten nie, wie viel Geld die Band eigentlich verdiente, denn dafür hatten wir ja die Finanzbuchhalter, und deren Arbeit hinterfragte man nicht. Und es war uns auch egal, von wem die Überweisungen kamen.

„Das ist eine große Kanzlei. Da läuft alles sauber ab.“

Um das Geschäftliche haben wir uns nie gekümmert. Im Büro wurden wir immer nett und zuvorkommend empfangen. „Ach ja, da müssen noch diese Papiere unterschrieben werden. Es handelt sich um dies oder das, alles Fachchinesisch. Kommt vom Buchhalter und ist in Ordnung. Macht mal eben.“

Und wir glaubten natürlich, dass alles mit rechten Dingen zuging.

Ich mochte Meehan. Alle mochten ihn anfangs und glaubten an ihn.

18: Paranoid!

Nach den Aufnahmen von Black Sabbath begannen wir unverzüglich mit dem Songwriting für das zweite Album. Einige Nummern hatten wir schon auf der Europa-Tournee geschrieben, zum Beispiel „War Pigs“. Während des Gastspiels in dem schäbigen Laden in Zürich jammten wir viel, und dort entstand die Idee zu dem Stück, das wir bei späteren Proben in einen Song verwandelten. Wir organisierten Songwriting-Sessions in jedem Proberaum, der uns damals zur Verfügung stand. In Monmouth in Wales arbeiteten wir an Paranoid, da es ein idealer Ort war, sich von der Außenwelt abzukapseln. Nach Dave Edmunds, dem Gitarristen und Sänger von Love Sculpture und – später – Rockpile, gehörte Black Sabbath zu den ersten Bands, die in den Räumlichkeiten übten. Andere Proberäume durften wir nur eine bestimmte Zeit lang nutzen, doch Wales hatte den Vorteil, ständig zusammen sein und arbeiten zu können.

Die Aufnahmen von Paranoid gingen schnell über die Bühne. Wir nahmen wieder in den Regent Sound Studios auf, mit dem bewährten Produzenten Rodger Bain. Es dauerte nur drei oder vier Tage, also ein wenig länger als bei unserem Debütalbum. Ich musste die Scheibe mit einem großen, blauen Auge einspielen, weil wir einige Nächte zuvor in eine Schlägerei geraten waren. Damals beherrschten Mods und Rocker die Szene, und wir traten in einem kleinen Ort am Meer auf. Nach dem Konzert ging Geezer raus, um zu telefonieren. Blitzschnell stürzte er wieder durch die Tür: „Verdammte Scheiße, da draußen wartet eine Horde Skinheads auf uns. Die wollten mich nicht durchlassen!“

Wir gingen raus. Die Lage schien ernst zu sein. Ozzy schnappte sich einen Hammer, und ich fragte wutentbrannt: „Wer hat dich angemacht?“

Er deutete auf so einen Typen: „Der war’s.“

Ich latschte hin und ballerte ihm eine. Plötzlich tauchten wie aus dem Nichts noch mehr von den Typen auf. Das wahre Grauen, doch wenn man da mittendrin steckt, kämpft man unerbittlich. Ein Typ umklammerte meinen Hals und ich schrie um Hilfe: „Ozzy, knall ihm den Hammer in die Fresse.“

Ozzy zögerte nicht lange und schlug voll zu. Plötzlich sprang ihn einer von hinten an. Ohne mit der Wimper zu zucken, holte Ozzy aus und schlug mit dem Hammer rückwärts – direkt in das Gesicht des Kerls. Es war unglaublich brutal. Diese Horrorgestalten trugen Stiefel mit Stahlkappen und traten uns damit ins Gesicht. Es gelang uns gerade noch zu entkommen, allerdings mit blutüberströmten Visagen.

Ron Woodward, mein Bass-spielender Nachbar, hatte uns zu dem Gig gefahren, um seinen brandneuen Wagen zu testen. Wir sprangen schreiend rein: „Los, mach schon, schnell weg hier!“

 

Aber er fuhr in aller Seelenruhe an, wie eine Schnecke auf Valium, während wir uns mit zuschwellenden Augen und blutigen Fressen die Stimmbänder rausschrieen: „Tritt auf das Pedal, Mensch, fahr schon, fahr los!“

Eine Meute Skinheads raste den Hügel runter, kam immer näher und schwang dabei Baseballschläger. Und Ron flüchtete im Zeitlupentempo. Wie sich herausstellte, hatte er Angst, zu schnell Gas zu geben, denn der Motor war noch nicht eingefahren. Wir setzten uns nur mit Mühe und Not ab, doch die Heimfahrt dauerte eine Ewigkeit. Schließlich ging ich ins Haus, wo sich Mum schon ins Schlafzimmer zurückgezogen hatte.

„Wie war der Auftritt?“

Ich öffnete die Tür.

„Na, großartig!“

In Bezug auf die Texte lässt sich Paranoid als politisch kategorisieren, was besonders auf „War Pigs“ zutrifft. Das lag auf gar keinen Fall an den negativen Resonanzen auf unser erstes, angeblich okkultes Album, denn wir standen noch immer zu dem Werk als Ganzes. Es entwickelte sich halt so. Nicht alle Nummern auf Black Sabbath lassen sich – mir fällt kein besseres Wort ein – als okkult beschreiben, und sicherlich geht Paranoid nicht komplett als politisches Album durch. Der Arbeitstitel von „War Pigs“ war „Walpurgis“, was einen Song mit einer übernatürlichen Thematik vermuten lässt. Es war einfach ein Arbeitstitel, ohne Text. Man kann nicht zwangsläufig von Songtiteln auf den Inhalt schließen. Ich weiß nicht, warum Geezer den Titel von „Walpurgis“ in „War Pigs“ änderte. Texte waren seine Abteilung. Ich mochte immer, was er schrieb, also fragte ich nicht nach.

Rodger Bain und Tom Allom beschleunigten das Stück zum Ende hin. Beim ersten Anhören fanden wir das befremdlich und konnten uns diese Entscheidung nicht erklären. Damals hatten wir noch kein Mitspracherecht.

Wir kifften was das Zeug hielt, und deshalb wirken einige Texte eher ungewöhnlich. Zum Beispiel der von „Iron Man“, der von dem Marvel-Comic „Der Eiserne“ inspiriert wurde. Ich nehme an, dass ernste Gedankengänge dahinter stecken. Vielleicht wollte er ausdrücken, dass sich ein Mensch nicht von seinem Körper befreien oder dass er sein Verhalten nicht ändern kann. Und „Fairies Wear Boots“? Ach du meine Güte – was für ein Titel. Doch er wurde nie hinterfragt. Die Leute akzeptierten ihn.

Nach dem Ende der Aufnahmen sagte Rodger: „Wir haben nicht genug Songs. Habt ihr noch einen drauf? Nur eine kurze Nummer?“

„Ja, wir kriegen noch was hin.“

Die anderen gingen zum Mittagessen und ich probierte: „DadaDadaDadaDada DadaDadaDadaDada DuduDudu DuduDudu – Daa Duu Daa.“ Als die Band zurück kam, spielte ich ihnen die Akkorde von „Paranoid“ vor. Sie gefielen ihnen auf Anhieb. Geezer schrieb den Text. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob Ozzy beteiligt war. Wenn wir an einem neuen Song arbeiteten, improvisierte Ozzy und sang zum Beispiel „Flying out the window“ oder was auch immer. Wahrscheinlich wusste er manchmal gar nicht, was er da sang. Geezer pickte sich oft einige Wörter raus und ließ sie in den Text einfließen.

Meist verfasste er die Texte vor den Aufnahmen, in einigen Fällen jedoch im Studio – und dann lag es an Ozzy, was er daraus machte. Er musste die Melodie beisteuern, die in vielen Fällen parallel zu den Riffs verlief. Ich weiß nicht, wie Geezer auf die Idee zum Text von „Paranoid“ kam, aber er hatte eine blühende Phantasie. Er setzte sich hin und hörte sich die Musik konzentriert an. Manchmal brauchte er seine Ruhe und verfasste die Zeilen ohne das Playback. Er begann zu schreiben, strich einige Wörter und ersetzte sie schnell durch andere Vokabeln. Dann reichte er Ozzy den Zettel, der meckerte: „Fuck, was meinst du damit, Geez?“

Paranoid: Damals wusste ich noch nicht mal, was das Wort bedeutet. Ozzy und ich hatten ja die selbe Schule besucht, in der so ein gehobener Wortschatz nicht auf der Tagesordnung stand. Klar, wir wussten was „fuck“ und „piss off“ bedeuteten, aber „paranoid“? Deshalb bekam Geezer den Job des Texters. Er war der Intellektuelle in der Band.

Die Songs von Sabbath dauerten alle länger als fünf Minuten. Wir hatten noch nie einen Drei-Minuten-Song geschrieben. „Paranoid“ war eine Notlösung, ein Lückenbüßer.

Wir hätten niemals gedacht, dass daraus ein Hit würde. Aus unserem gesamten Programm suchen sich die Leute immer diese Nummer für TV-Themen oder Soundtracks zu Filmen aus. Und es hatte nur fünf Minuten gedauert, das Ding zu schreiben. Das unglaublich simple und grundlegende Thema packt die Hörer und gefällt ihnen. Dank „Paranoid“ durften Sabbath sogar in Top of the Pops auftreten. Die Vorbereitungen für die Show zehrten an den Nerven, denn wenn man in Großbritannien in der Sendung zu sehen ist, bringt das eine Menge Prestige. Wahrscheinlich waren wir die lauteste Band, die dort jemals gespielt hat. Ich mochte die dortige Atmosphäre nicht, denn man wurde von den BBC-Leuten herumkommandiert und sollte ihren Anweisungen unbedingt folgen. Das wurde immer nerviger: „Stellt doch das Spotlight ab, das mir direkt ins Gesicht knallt. Es macht mich wahnsinnig.“

„Das geht nicht!“

Im BBC-Sprachgebrauch bedeutete das ungefähr: „Halt das Maul und mach deinen Scheiß!“

Schließlich ließen sie mich doch im Dunkeln spielen. Wir traten dort nie wieder auf, denn im Grunde genommen waren Black Sabbath keine Top of the Pops-Band.

Black Sabbath, besonders das auf dem Cover abgebildete, umgedrehte Kreuz, hatte eine heftige Kontroverse ausgelöst. Paranoid sollte das noch toppen. Wir wollten das Album ursprünglich „War Pigs“ nennen, weil auf dem Cover ein Typ mit einem Schild und einem Schwert abgebildet war: Das „War Pig“. Doch die Plattenfirma akzeptierte das nicht und entschied sich für Paranoid. Was hatte das denn mit dem Cover zu tun?

Sie brauchten den Titel schnell, und uns blieb keine Zeit mehr für Änderungen.

„Nee, wir können nichts mit ,War Pigs‘ anfangen. Wie soll das Album heißen?!“

„Lasst uns Paranoid nehmen!“

Und das war’s dann.

19: Sabbath, Zeppelin und Purple

John Bonham und Robert Plant stammten beide aus Birmingham. Als Bill und ich noch bei The Rest spielten, machten wir mit den jeweiligen Bands von Bonham einige Gigs. Damals kannte Geezer Robert Plant ganz gut. Bei einem Einkaufsbummel trafen wir John und Robert. Sie meinten stolz: „Wir gründen eine neue Band mit Jimmy Page.“

„Hey, großartig!“

Wir hatten Jimmy noch nie persönlich getroffen, aber schon oft seine Songs mit den Yardbirds gehört. Es freute uns, dass die beiden mit diesem Ausnahmemusiker eine Band ins Leben riefen.

Das Led-Zeppelin-Debüt verblüffte mich beim ersten Hören. Ich fand es richtig gut. John Bonham und sein energiereiches Spiel bestimmten die Härte. Jimmy Page brachte großartige Riffs, hatte keinen heavy Sound, setzte sich aber trotzdem von allen anderen Gitarristen ab. Die Magie lag in der Kombination der Musiker. Unser Ansatz war grundverschieden, denn das Riff stand bei uns im Vordergrund, der härtere Sound der Gitarre. Led Zeppelin bauten ihre Musik auf den donnernden Drum-Parts auf, wir hingegen kreierten mit der Gitarre und dem Bass eine „Wall of Sound“.

Angeblich sagte Bill Ward damals, dass die Band sich entschieden habe, noch härter als Zeppelin zu klingen. Ich erinnere mich nicht mehr daran, halte es aber für möglich. So verhielt man sich zu der Zeit. Doch in der Realität gab es keine großartige Rivalität zwischen Sabbath und Led Zeppelin. Wir kamen alle aus Birmingham, also aus der gleichen Scheiße, wenn ich mich so ausdrücken darf. Natürlich wünschten wir ihnen viel Erfolg, und ich bin mir sicher, dass Zep uns nicht beneideten, sondern positiv unterstützten.

Heutzutage kommuniziert fast jeder mit den Mitgliedern anderer Gruppen, doch früher war das eher unüblich. Da wir Bonham und Plant gut kannten, quatschten wir natürlich mit ihnen. Doch zwischen Bands aus London und welchen aus Birmingham oder den Midlands bestand Konkurrenz und Missgunst. Londoner Musiker glaubten immer, dass ihre Bands besser seien. Sie blickten auf die Musiker aus den Midlands arrogant herab. Wir hingegen empfanden die Londoner als versnobt. Der ganze Wettstreit zwischen den Gruppen rührte daher. Jeder wollte den anderen übertrumpfen. Damals lagen Zeppelin, Sabbath und Deep Purple auf Augenhöhe, doch die Rivalität bestand zwischen uns und Purple, besonders als Paranoid in den Charts aufwärts kletterte und sie „Black Night“ veröffentlichten. In dem Moment zeigte sich das Konkurrenzverhalten.

Zu Zeppelin bestand eine so intensive Beziehung, dass sie uns sogar bei ihrem Label Swan Song unter Vertrag nehmen wollten. Ich habe keinen blassen Schimmer, warum daraus nichts geworden ist. Wir hatten bei Warner und der britischen Phonogram Verträge für eine unendlich lange Zeit unterschrieben. Vielleicht kamen wir ja da nicht mehr raus.

Wir hätten gerne einen Peter Grant als Manager gehabt, aber es sollte wohl nicht sein. Er konzentrierte sich auf Led Zeppelin und später Bad Company, die beide bei Swan Song unterzeichnet hatten. Damals gab es noch nicht so viele Manager, und so arbeitete Grant zu Beginn exklusiv. Für uns regelte das Patrick Meehan. Am Anfang schlossen wir einen Exklusivvertrag ab, der aber später erweitert wurde und ihm die Möglichkeit bot, auch andere Künstler zu betreuen.

Bei der Aufnahme von Sabbath Bloody Sabbath besuchten uns Led Zeppelin, und wir jammten miteinander. Bonham wollte einen unserer Songs spielen, ich glaube es war „Sabbra Cadabra“, aber da wir ihn zu oft gehört hatten, wollten wir etwas Neues auspürobieren. Ich weiß nicht, ob die Tapes von den Aufnahmen noch existieren. Sie wären sicherlich mehr als interessant – Black Zeppelin! Es sollte das einzige Mal bleiben, dass die beiden Bands zusammen jammten. In der Anfangszeit kam John manchmal zu den Proben und spielte mit uns, doch Bill mochte nicht, dass er sein Drumset bearbeitete. Es war sein ganzer Stolz, und Bonham machte ständig was kaputt.

„Hey Bill, lass mich mal mit deinem Schlagzeug spielen.“

„Nein, du wirst nur wieder was zerbrechen.“

„Stell dich nicht so an, Bill!“

„Nein!“

Manchmal führten die beiden sich wie zwei total durchgeknallte Typen auf.

Wir sind immer noch mit Zeppelin befreundet, obwohl Bonham Ronnie einmal gewaltig verärgert hat. Zep sahen sich unsere Show im Hammersmith Odeon im Mai 1980 an. John stand an einer Bühnenseite, ließ es sich gut gehen und trank Guinness. Im Laufe des Konzerts wurde er immer besoffener. Als wir von der Bühne kamen, meinte er dreist: „Für so einen verdammten Zwerg hat der Typ aber eine großartige Stimme.“

Natürlich hörte Ronnie das. Bonham hatte es als Kompliment gemeint, doch es klang nicht sonderlich respektvoll. Er drehte sich um und brüllte Bonham an: „Du dummes Arschloch.“

Die beiden waren kurz davor, sich zu prügeln. Das wäre jedoch ein ungleicher Kampf gewesen, denn John konnte zum Hooligan werden. Ich schaute beiden in die Augen und beschwichtigte sie: „Auf keinen Fall, lasst das bitte sein.“

Bonham fragte: „Was ist denn mit dem los?“

„Tja, diese Art von Kommentaren kann Ronnie nicht ab. Geh ins Hotel. Ich komme später nach. Im Moment ist ein ungünstiger Zeitpunkt für eine lockere Unterhaltung.“

Er verzog sich, aber du meine Güte, das hätte ins Auge gehen können.

Auch Pagey – Ian Page von Led Zeppelin – steht mir sehr nahe. Vor einigen Jahren wollte er sich den Sabbath-Gig auf dem Fields Of Rock-Festival in den Niederlanden ansehen und flog mit uns rüber. Wir hingen zusammen ab, er sah sich das Konzert an, dann zogen wir uns noch Rammstein rein, und anschließend ging es wieder nach Hause. Seitdem habe ich ihn immer mal wieder getroffen.

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