Moderne Hypnosetechnik

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Der erste Hypnotisierversuch

Nehmen Sie dazu eine sehr gute VP, mit welcher Ihnen die Suggestionsversuche restlos gelungen sind. Stellen Sie diese VP vor sich hin und beginnen mit ihr den achten Suggestionsversuch. Sobald die VP nicht mehr die Augen öffnen kann, sagen Sie zu ihr:

“Jetzt sind Ihre Augen geschlossen. Versuchen Sie nicht weiter, diese zu öffnen. Entspannen Sie sich am ganzen Körper und achten Sie genau auf meine Worte. Sie werden ganz schläfrig, immer schläfriger und schläfriger. Sie haben den Wunsch, zu schlafen, tief und ruhig einzuschlafen. Nach wenigen Sekunden beginnen Sie, ganz tief und ruhig einzuschlafen. Sie hören dann nur noch meine Stimme und sonst nichts. --- Sie werden jetzt immer schläfriger und schläfriger --- immer schläfriger und schläfriger. --- Wenn ich jetzt bis drei gezählt habe, sind Sie tief und ruhig, ganz tief und ruhig eingeschlafen. Nichts wird Sie wecken, bis ich Ihnen sage, dass Sie erwachen sollen. Sie werden ganz tief, ganz tief schlafen. --- Eins --- Sie werden immer schläfriger und schläfriger --- immer schläfriger und schläfriger. --- Zwei --- Sie fühlen jetzt, wie ein ganz tiefer und ruhiger Schlaf über Sie kommt, genauso, als ob Schneeflocken über Sie herabfallen --- genauso kommt der Schlaf über sie --- immer mehr und mehr, und gleich schlafen Sie tief und ruhig, ganz tief und ruhig --- DREI! SIE SCHLAFEN JETZT GANZ TIEF UND RUHIG!”

Diese letzten Worte sagen Sie mit gehobener Stimme, etwas eindringlich und fest.

Die VP wird jetzt schlafen, und Sie könnten verschiedene Experimente machen, wie in den Lektionen (13 bis 18) dieser Selbstunterrichtsmethode beschrieben. Aber bei Ihrem ersten Hypnotisierversuch machen Sie nur einen kleinen Test.

Test in der Ersthypnose

Heben Sie den rechten Arm der VP, wie in Abb. 14 dargestellt, halten Sie ihn fest und sagen Sie dann: “Wenn ich bis drei gezählt habe, ist Ihr Arm steif, ganz steif --- eins --- zwei --- DREI! --- Ihr Arm ist jetzt ganz steif und lässt sich nicht mehr abbiegen.” Nehmen Sie Ihre Hand jetzt weg und versuchen Sie den Arm der VP vorsichtig zu biegen, es wird nicht gelingen, da er tatsächlich ganz steif ist. Darauf sagen Sie: “Wenn ich jetzt ab drei rückwärts zähle, wird Ihr Arm wieder ganz normal und fällt entspannt und normal an Ihre Körperseite: --- drei --- zwei --- eins! --- Ihr Arm ist wieder normal.” Jetzt wird der Arm entspannt an die Körperseite der VP fallen, wie er vorher war. Nun sagen Sie weiter: “Jetzt öffnen Sie den Mund --- weit --- weit! --- Und wenn ich jetzt bis drei gezählt habe, können Sie den Mund nicht mehr schließen: --- eins --- zwei --- drei! Sie können den Mund nicht mehr schließen! Versuchen Sie es! Es geht nicht!” Wenn die VP einige Augenblicke lang vergeblich versucht hat, sagen Sie weiter: “Jetzt zähle ich ab drei rückwärts und wenn ich die Zahl EINS erreicht habe, können Sie den Mund wieder schließen: --- drei --- zwei ---EINS! Sie können den Mund wieder schließen! Schließen Sie den Mund!”

Nun wollen wir mit der VP nichts weiter tun, denn dieser kleine Testversuch soll Ihnen zeigen, dass Sie die VP wirklich hypnotisiert haben. Wecken Sie nun die VP nach der nun folgenden bereits in den Lektionen (1 bis 6) beschriebenen Methode.

Die einfache Weckmethode

Diese einfache Weckmethode haben Sie schon in der 5. Lektion kennengelernt. Ich will sie aber hier noch einmal beschreiben. Sagen Sie zur VP: “Ich werde Sie jetzt wecken. Wenn ich bis drei gezählt habe, sind Sie vollkommen wach und fühlen sich frisch und munter. Eins --- zwei --- drei! Sie sind nun ganz wach und fühlen sich frisch und munter!” Bitte vergessen Sie nicht, diese einfache Weckmethode, bevor Sie den ersten Hypnotisierversuch machen, vollkommen auswendig zu lernen. Sollte eine VP nicht gleich erwachen, wiederholen Sie die Methode, sprechen Sie die Zahl: „DREI“ ganz kräftig und laut aus und rütteln Sie die VP kräftig an den Schultern. Dann wacht sie bestimmt auf, denn auch Hypnotisierte kann man so wecken wie Normalschläfer.

Manchmal findet man in schlechten Romanen die Behauptung, dass Hypnotisierte nicht mehr geweckt werden konnten und dann wochenlang schliefen und schließlich verhungert sind. Solche Schauermärchen entsprechen nicht den Tatsachen, denn eine hypnotisierte VP kann immer geweckt werden, und wenn eine der üblichen Weckmethoden nicht hilft, da die VP vielleicht zu bequem oder zu träge ist, um zu erwachen, kann man sie kräftig beim Namen rufen und sie tüchtig wachrütteln wie eine verschlafene Person im Bett.

Eine Weckformel für tiefe Hypnose

Wenn eine VP in tiefer Hypnose ist, was meist eintritt, wenn eine Anzahl von Experimenten mit ihr gemacht wurde, oder wenn die Hypnose, wie gleich beschrieben, absichtlich vertieft wurde, dann benutzen Sie bitte die Weckformel, die ich selber oft verwende:

“Ihr Schlaf wird jetzt leichter --- immer leichter. --- Ich werde Sie jetzt langsam wecken. --- Sie werden nach dem Erwachen keinerlei Kopfschmerzen oder Benommenheit fühlen. ---Ihr Schlaf wird immer leichter und leichter. --- Ich zähle jetzt bis drei --- wenn ich die Zahl DREI erreicht habe, öffnen Sie die Augen und Sie sind vollkommen wach --- eins --- Ihr Schlaf wird leichter und leichter --- zwei --- Sie beginnen bereits zu erwachen --- DREI! Sie sind wach, vollkommen wach! Sie fühlen sich wohl!”

Die Zahl DREI sprechen Sie dabei laut und befehlsmäßig aus. Sollte bei dieser Methode tatsächlich einmal eine VP nicht gleich erwachen, wiederholen Sie das Ganze mit gehobener und lauterer Stimme, und bei DREI! rütteln Sie die VP kräftig an den Schultern und sagen noch: “DU BIST WACH! GANZ WACH!” Bei normalen VPs haben Sie beim Wecken nie Schwierigkeiten, höchstens bei so genannten hysterischen Personen. Nehmen Sie daher solche nie als VP!

Eine einfache Methode zum Vertiefen der Hypnose

Hier will ich Ihnen eine der einfachsten Methoden beschreiben, mit der Sie die Hypnose vertiefen können.

Nachdem Sie eine VP hypnotisiert haben, sagen Sie zu ihr: “Ich werde Sie jetzt wecken und gleich darauf noch mal einschläfern --- dann wird Ihr Schlaf noch viel tiefer und fester sein, als er jetzt ist.” Dann wecken Sie die VP auf und beginnen nach wenigen Sekunden wieder, sie einzuschläfern. Wenn sie schläft, sagen Sie: “Bei jedem Atemzug wird jetzt Ihr Schlaf tiefer und tiefer --- immer tiefer und tiefer!”

Dann sagen Sie im Atemrhythmus der VP, jedes Mal wenn diese ausatmet: “Tiefer --- tiefer --- tiefer --- usw.” Nach etwa 20 bis 30 Atemzügen sagen Sie dann: “Jetzt schlafen Sie ganz tief, ganz tief und fest und hören nur meine Worte, sonst hören Sie nichts, nur meine Worte!” Dann können Sie solche Versuche machen, zu denen eine tiefere Hypnose erwünscht ist.

Hinweis für Ärzte: Zur therapeutischen Anwendung der Hypnose reicht ein leichter Schlafzustand vollkommen aus. Das ideomotorische System ist in diesem Zustand schon weit geöffnet, so dass Ihre Heilsuggestionen (Videen) eindringen können. Dabei können sich die Suggestionen entweder sofort verwirklichen oder aber sich aufspeichern und dann später oder bei Dauersuggestionen erst im Laufe der Zeit verwirklichen. Das Vertiefen der Hypnose ist nur bei solchen Versuchen wichtig, die vielleicht das ICH-Bewusstsein vorzeitig aktivieren könnten. Dies wird durch tiefe Hypnose verzögert.

8. Lektion
Der zweite Hypnotisierversuch (eine schnelle Methode)

Lassen Sie die VP vor sich hinstellen und legen Sie Ihre beiden Arme auf deren Schultern, wie in Abb. 14 gezeigt. Dann sehen Sie der VP in die Augen und beginnen.


Abb. 14


Abb. 15

Sagen Sie zur VP: “Sehen Sie in meine Augen. --- Stellen Sie sich vor, wie Sie jetzt schläfrig werden --- ganz schläfrig --- immer schläfriger und schläfriger. --- Sehen Sie mir fest in die Augen. --- Sie fühlen jetzt, wie Ihre Arme schwer werden, immer schwerer und schwerer --- schwerer und schwerer --- und wie jetzt Ihre Beine schwer werden, immer schwerer und schwerer --- schwerer und schwerer --- und wie jetzt das Gefühl der Schwere Ihren ganzen Körper überkommt, als ob Schneeflocken auf Sie hernieder fallen würden. ---Ihr ganzer Körper wird immer schwerer und schwerer --- schwerer und schwerer --- und jetzt werden Ihre Augenlider schwer, ganz schwer --- immer schwerer und schwerer. --- Sie werden immer schläfriger und schläfriger --- Ihre Augenlider werden so schwer wie Blei. ---Sie können die Augen kaum noch offen halten --- ich zähle jetzt bis drei. --- Ihre Augenlider werden immer schwerer und Sie werden immer schläfriger --- wenn ich die Zahl DREI erreicht habe, sind Ihre Augenlider so schwer, dass sie zufallen --- und Sie sind so schläfrig, dass Sie einschlafen --- ganz tief und fest einschlafen --- eins --- Ihr ganzer Körper ist schwer und Ihre Augenlider sind so schwer wie Blei --- zwei --- Sie sind so schläfrig, dass Sie kaum noch wach bleiben können --- Sie schlafen gleich ein --- ganz tief und fest --- tief und fest --- DREI! Sie schlafen ein --- die Augen fallen zu --- Sie schlafen tief und fest! SCHLAFEN SIE! SCHLAFEN SIE TIEF UND FEST! GANZ TIEF UND FEST!”

Diese Methode geht ziemlich schnell, wenn Sie eine normale VP haben. Wollen wir nun, um den Vorgang beim Hypnotisieren auch theoretisch zu verstehen, diese Methode analysieren.

 

Die Theorie des Hypnotisierens

Bei obiger Hypnotisiermethode geschieht das Folgende:

1. Durch die Worte: “Sehen Sie mir in die Augen...”, wird der Hypnotiseur bei der VP in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gebracht. Dies bewirkt, dass das ICH der VP bereits ganz leicht aus dem Mittelpunkt des Bewusstseins verdrängt wird. Dadurch können die vom Hypnotiseur kommenden Videen bereits etwas wirken.

2. Die Vorstellung: “... wie Sie jetzt schläfrig werden”, stellt eine Videe dar, die sich verwirklichen will. In diesem Moment ist das ICH bereits schon leicht geschwächt und die Videe kann sich etwas verwirklichen, wodurch das ICH natürlich noch mehr geschwächt wird. (Beachten Sie, wie stufenweise dabei das ICH immer mehr und mehr ausgeschaltet wird und wie sich Videen immer mehr und mehr verwirklichen können, da dass ICH immer mehr an Einfluss verliert.)

3. Die Suggestion: “schwer werden”, die sich durch die Lenkung der Aufmerksamkeit auf Arme, Beine und schließlich den ganzen Körper erstreckt, bewirkt den zur ICH-Ausschaltung nötigen physiologischen Vorgang der Durchblutungsänderung im Gehirn, wie gleich näher erklärt wird.

4. Wenn die VP sich schwer fühlt, ist bereits das ICH passiv und alle weiteren Videen können sich immer mehr verwirklichen, beziehungsweise in das ideomotorische System eindringen und dort Aktionen auslösen.

5. Wenn dann der Hypnotiseur zu Ende des Hypnotisiervorgangs sagt: ”SCHLAFEN SIE!”, dann ist das ICH schon unfähig, auch nur die schwächste Gegenvidee zu erzeugen, denn diese müsste sein: “ICH BLEIBE WACH!”

Der Hypnotisiervorgang muss also so stufenweise als möglich das ICH immer mehr und mehr abschalten, bis es ganz passiv ist und die entscheidende Videe: “SCHLAFEN SIE!” in das ideomotorische System kommen kann und dort im Körper und im Gehirn dann alle Vorgänge auf Schlaf stellt. Also das ICH vollkommen abschaltet und ganz passiv macht.

Der geheimnisvolle physiologische Hypnosevorgang

Der ausschlaggebende Hypnosevorgang bei den modernen Hypnotisiermethoden besteht darin, dass durch die Videe der Schwere in den Gliedern tatsächlich eine echte Schwere erzeugt wird, und zwar dadurch, dass das ideomotorische System ganz und gar zielstrebig das einzig Mögliche macht, um die Schwere tatsächlich zu verwirklichen. Das ideomotorische System veranlasst nämlich, dass in den Gliedern die Blutgefäße entspannt werden und sich erweitern. Dadurch kommt in die Glieder mehr Blut und --- sie werden tatsächlich schwer. Das ideomotorische System arbeitet also so zielstrebig, dass es auf die Videe: SCHWERE oder SCHWER in den Gliedern, auf welche zugleich die Aufmerksamkeit gelenkt wird, eine tatsächliche Schwere herbeiführt, und diese ist der eigentliche Hauptwirkungsfaktor bei den modernen Hypnotisiermethoden. Denn wenn in den Gliedern durch die Entspannung mehr Blut vorhanden ist, dann hat das Gehirn weniger Blut zur Verfügung, und was geschieht, wenn das Gehirn weniger Blut zur Verfügung hat?

Wenn im Gehirn die Blutzufuhr geringer wird, und zwar nur ein klein wenig geringer, dann schaltet sich automatisch ein Zentrum ab, und zwar das so genannte ICHZENTRUM. Und das ist gerade das, was wir bei der Hypnose brauchen: Das ICHZENTRUM muss abgeschaltet werden, damit das ICH nicht mehr funktioniert und keine Gegenvideen mehr erzeugt. Dabei aber sind alle anderen Gehirnfunktionen noch voll tätig, also auch das ideomotorische System. Bei gesunden Personen kann durch Schweresuggestionen die Blutleere im Gehirn nicht so weit gesteigert werden, dass außer dem ICHZentrum auch noch andere Zentren abgeschaltet werden. Daher sind Hypnotisiertechniken mit Schweresuggestionen bei gesunden Personen mit normalem Blutvolumen vollkommen ungefährlich. Bei solchen Personen aber, die irgendwie durch Verletzungen oder Blutspenden usw. eine gewisse Menge Blut verloren haben, sollen keine Schweresuggestionen zur Anwendung gebracht werden, bevor sich nicht die fehlende Blutmenge wieder erneuert hat.

Kurz zusammen gefasst: Durch Schwerevideen wird über das ideomotorische System eine Entspannung und Erweiterung der Blutgefäße in den Extremitäten ausgelöst, die automatisch im Gehirn eine Ausschaltung des ICHZentrums durch Blutmangel verursacht. Das ICH kann also weitere Videen nicht mehr durch Gegenvideen hemmen oder neutralisieren. Das ist eigentlich das ganze Geheimnis der Hypnose.

Hypnose und die Geschlechtsfunktion des Menschen

Einen ähnlichen Vorgang wie der beim Hypnotisieren nach modernen Methoden in Erscheinung tretende Entblutungsvorgang des ICHZentrums hat die Natur bei der Geschlechtsfunktion des Menschen vorgesehen.

Durch Videen wird die stärkere Durchblutung der Genitalzonen ausgelöst. Die nun im Gehirn fehlende Blutmenge schaltet nicht das ganze Ich ab, da sie dazu zu gering ist, sondern nur einen Teil des ICHZentrums, nämlich den des Verstandes und der Kritik.

Wenn man diesen Vorgang kennt, kann man sich erklären, warum so viele Menschen in der Liebe die größten Dummheiten begehen. Man sagt ja allgemein: “Wo die Liebe herrscht, fehlt der Verstand!” Dass dies tatsächlich der Fall ist, erklärt sich spätestens jetzt von selbst. Sie haben also nun die Freiheit, sich vor solchen Videen (Reizen) zu schützen, die Ihnen in dieser Beziehung schaden könnten.

Planmäßig hypnotisieren können - jetzt möglich

Wenn man die Vorgänge begreift, die beim Hypnotisieren eine Rolle spielen, und zwar eine entscheidende Rolle, dann ist man in der Lage, planmäßig zu hypnotisieren. Planmäßig kann nur der erfolgreich hypnotisieren, der sich außer der praktischen Anwendung auch theoretisch hineinfühlen kann, das Hintergrundwissen besitzt und es versteht, warum etwas möglich ist und warum etwas nicht möglich ist. Selbst bei sehr gewandten Hypnotiseuren kann man immer wieder Misserfolge feststellen, da sie unzureichende Kenntnisse und theoretisches Grundwissen besitzen. Sie bauen ihre Versuche nur auf praktische Erfahrungen auf, nicht aber auf grundlegende und planmäßige theoretische Erwägungen.

9. Lektion
Zwei Arten des Hypnotisierens

Bei den modernen Hypnotisiermethoden kann man zwei Arten des Hypnotisierens deutlich unterscheiden.

1. Das indirekte Hypnotisieren

Dabei wird von leichten Suggestionsversuchen ausgegangen und das ICH durch lebhafte und beeinflussend wirkende Worte und Gesten aus dem Mittelpunkt des Bewusstseins verdrängt. Wird das öfters wiederholt, dann bleibt das ICH passiv und untätig, weitere Videen können also ungehemmt in das ideomotorische System gelangen.

Dazu muss man wissen, dass das ICH eine gewisse Trägheit hat. Wenn es einmal aus dem Mittelpunkt des Bewusstseins verdrängt ist, hat es die Tendenz, so zu bleiben, wie es ist, wenn nicht triftige Gründe oder starke Reize es dazu bringen, wieder in den Mittelpunkt des Bewusstseins zurückzukehren.

2. Das direkte Hypnotisieren

Dabei wird direkt eine ICHAusschaltung erstrebt und zwar durch die Änderung der Durchblutungsverhältnisse im Körper der VP. Schweresuggestionen lenken das Blut in die Außenbezirke, und das ICHZentrum im Gehirn muss daraufhin abschalten. Der Zustand der ICHAusschaltung durch Entblutung des ICHZentrums hält dabei so lange an, bis irgendein Reiz oder eine natürliche Notwendigkeit das Blut wieder in das ICHZentrum lenkt. Dann erwacht die VP.

Soll die Reizschwelle, durch welche das ICH wieder eingeschaltet wird, erhöht werden, so dass nur ganz starke Reize das ICH wecken können, dann muss die Hypnose vertieft werden. Eine Methode dazu haben wir schon kennen gelernt, eine weitere wird später noch vorgestellt.

Beim indirekten Hypnotisieren kommt es darauf an, so lebhafte und wirksame Suggestionen wie möglich zu geben, damit die darin enthaltenen Videen so intensiv wie möglich sind. Beim direkten Hypnotisieren kommt es nur darauf an, dass die VP so gut wie möglich entspannt ist, so dass dann die Schwerevidee wirken kann. Diese besteht, wie Sie schon wissen, in der stärkeren Durchblutung der Extremitäten und der damit verbundenen Unterdurchblutung des ICHZentrums im Gehirn.

Die einzige Schwierigkeit beim Hypnotisieren

Wenn sich eine VP ganz unvoreingenommen und körperlich wie seelisch gut entspannt hypnotisieren lässt, wird der Erfolg nie ausbleiben, wenigstens nicht mit der direkten Methode. Nun gibt es aber einen hochwirksamen Faktor, der jeden Hypnotisiervorgang scheitern lassen kann: Die ANGST. Wenn eine VP irgendwie Angst vor dem Hypnotisieren oder vor dem Hypnotiseur hat, kann das ICH nicht abgeschaltet werden. Denn bei Angst wirkt im Menschen ein gewisser Schutzmechanismus, der verhindert, dass das ICHZentrum abgeschaltet wird. Dieser Schutzmechanismus dient der Sicherheit der eigenen Person und ist mit dem Selbsterhaltungstrieb, der ja in jedem Menschen einer der stärksten Triebe ist, gekoppelt.

Die Videe der Schwere kann sich nicht verwirklichen, denn der Schutzreflex, wie man den Schutzmechanismus auch nennen könnte, bewirkt immer automatisch, dass sich die Muskeln und Blutgefäße verkrampfen. Und dabei ist es natürlich unmöglich, eine Entspannung und Erweiterung der Blutgefäße herbeizuführen. Das ICH erhält also immer genügend Blut und schaltet nicht ab. Diese Angst der VP zu verhindern oder zu beseitigen, ist die einzige und bedeutendste Schwierigkeit beim Hypnotisieren.

Wie diese einzige Schwierigkeit beseitigt wird

Ich will Ihnen hier Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie die soeben beschriebene Schwierigkeit bei der VP weitgehend beseitigen können.

1. Wenn Sie bemerken, dass eine VP Angst vor dem Hypnotisieren hat, versuchen Sie in einem ruhigen und selbstsicheren Gespräch festzustellen, wo die Ursache dieser Angst liegt. Dabei versuchen Sie, alle Einwände der VP genau zu erklären und sachlich zu widerlegen.

2. Erklären Sie der VP, dass Hypnotisieren vollkommen ungefährlich ist, und dass es außerdem durchaus interessant und lehrreich für sie selber ist.

3. Versuchen Sie, der VP klarzumachen, dass Sie tatsächlich auf diesem Gebiet etwas könne. Der sicherste Beweis ist, wenn Sie der VP durch Suggestionsversuche zeigen, was Sie können, und das ist nicht schwer. Die VP muss Ihnen zutrauen, dass Sie sicher und ohne jede Gefahr hypnotisieren können.

4. Manchmal hat eine VP durch unsachliche Bücher oder durch Schauhypnotiseure eine falsche und irrige Ansicht über den ganzen Vorgang. Widerlegen Sie ihr diese in klaren, vertrauenserweckenden und sachlichen Worten.

5. Sorgen Sie bei ängstlichen VPs immer dafür, dass diese entspannt und ganz bequem sitzen oder liegen können, denn körperliche Entspannung verursacht auch eine seelische Entspannung.

6. Sagen Sie der VP vor dem Hypnotisieren, dass sie sich ganz passiv verhalten soll, sich sozusagen gehen lassen soll. Dass sie weder versuchen soll, Ihnen zu helfen, noch Ihnen zu widerstreben. Die VP soll überhaupt nicht versuchen, etwas zu tun oder etwas nicht zu tun.

7. Sagen Sie nie: “Ich werde jetzt versuchen, Sie zu hypnotisieren!” denn das würde in der VP den Zweifel auftauchen lassen, ob Sie es überhaupt können. Sagen Sie immer ganz schlicht, einfach und mit Selbstüberzeugung: “Ich werde Sie jetzt hypnotisieren!”

8. Machen Sie Ihre Hypnotisierversuche in einem geschlossenen Raum. Möglichst bei angenehmer Temperatur und ohne Ablenkung durch starke Geräusche. Sind irgendwelche Geräusche in der Nachbarschaft, dann können Sie leise das Radio spielen lassen. Wenn möglich aber nur schwere Musik und diese so leise wie möglich. Lichtreize dämpfen Sie durch Schließen der Vorhänge oder Abschalten von besonders hellen Lampen. Die VP soll nicht in eine helle Lichtquelle sehen müssen. Die geeignetsten Stunden zum Hypnotisieren für den Anfänger sind die frühen Abendstunden.

9. Wenn die VP vor Ihnen persönlich irgendwelche Angst verspürt, führen Sie nur dann Versuche durch, wenn eine oder mehrere Vetrauenspersonen anwesend sind, denen auch die VP ihr volles Vertrauen schenkt.