Moderne Hypnosetechnik

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Weitere Grundversuche

Bei der Beherrschung der Suggestion und Hypnose kommt es auf Ihre eigenen Erfahrungen an. Daher rate ich Ihnen, selber weitere Versuche mit dem Pendel zu machen. Hier einige Anregungen:

1. Verlängern Sie das Pendel und machen Sie die Versuche im Stehen.

2. Pendeln Sie bei verschiedenen Stimmungen. Wenn Sie aufgeregt sind, wird Sie die lebhafte Konzentration auf eine Vorstellung beruhigen und ablenken.

3. Erfinden Sie selber weitere Pendelversuche.

Das Pendel, wie es hier benutzt wird, ist ein sachliches, wissenschaftliches Instrument.

Benutzen Sie es bitte nicht zu abergläubischen Spielereien und Unfug wie Wahrsagen, Lottopendeln usw. Sie als werdender Hypnotiseur sollen klar und sachlich denken, denn nur daraus können Erfolge wachsen.

Leute, die sich mit Aberglauben und Mystik beschäftigen, haben im Leben nie Erfolg, denn ihr Denken ist nicht auf das Wesentliche gerichtet, nicht auf die Wirklichkeit in ihnen und um sie herum. Wer die Wahrheit nicht dort sucht, wo sie wirklich ist, nämlich im Leben und im Tätigsein, der stellt sich außerhalb des Lebens und darf sich nicht wundern, wenn ihn die Erfolge auf allen Gebieten meiden wie einen Aussätzigen.

Klare Grundbegriffe

Bevor wir in der nächsten Lektion zu Versuchen mit Versuchspersonen übergehen, möchte ich versuchen, Ihnen verschiedene Grundbegriffe näher zubringen.

1. Idee: Unter einer Idee versteht man ein geistiges Urbild, einen Grundbegriff. Wir müssen zwischen normalen Ideen, die keine ideomotorische Aktion auslösen, und vitalen Ideen unterscheiden. Daher verwenden wir ab jetzt ein neues Wort: Videe (zusammengesetzt aus vital und Idee). Wir verstehen darunter lebendige (vitale) Ideen, die im ideomotorischen System wirken und dort Aktionen auslösen.

2. Einbilden - Vorstellen: Darunter versteht man Tätigkeiten, die darin bestehen, sich eine Idee oder Videe einzubilden oder vorzustellen. Einbilden = in sich etwas hineinbilden (eine Idee oder Videe). Vorstellen = sich etwas vor das Bewusstsein stellen.

3. Suggestion - Autosuggestion: Unter Suggestion versteht man allgemein jede Art von seelischer Beeinflussung. Wir verstehen darunter alles, was Videen enthält. Dazu gehören: Worte, Gesten, Handlungen, Bilder, Symbole, Geschriebenes usw. Suggerieren ist die Tätigkeit, Videen durch Worte, Gesten, Handlungen, Bilder, Symbole, Geschriebenes usw. in das ideomotorische System einer Person zu bringen. Autosuggestion = Selbstsuggestion, Selbstbeeinflussung, sich selber Videen in das eigene ideomotorische System hineinzubringen durch Selbsteinreden, Vorstellen usw.

Ein neuer Begriff: Videe

Um den neuen Begriff Videe so klar wie möglich zu erklären, ein Beispiel: Wenn sich jemand Napoleon vorstellt, so wie er ihn auf einem Bild gesehen hat, dann stellt er sich eine Idee vor. Diese ist passiv und löst in ihm keine besondere Wirkung aus. Stellt sich einer vor, er wäre Napoleon oder er hätte die Rolle Napoleons zu spielen, dann stellt er sich eine Videe vor das Bewusstsein. Sein ganzes Verhalten, sein Auftreten, seine Gesichtszüge und seine ganze Persönlichkeit verändern sich und passen sich zielstrebig der Videe an. Merken Sie sich: Ideen sind passive Vorstellungen, passive Urbilder. Sie erzeugen im ideomotorischen System keine Wirkung. Videen dagegen sind aktive, dynamische Vorstellungen, aktive und wirkende Urbilder. Sie lösen im ideomotorischen System Aktionen aus.

3. Lektion
Der erste Suggestionsversuch

Diesen Versuch können Sie in Anwesenheit mehrerer Personen machen, die wir ab jetzt Versuchspersonen nennen. (Abkürzung VP, Mehrzahl: VPs.) Sagen Sie zu Ihren VPs, dass Sie interessante psychologische Versuche machen möchten, welche zeigen, wie leicht sich lebhafte Vorstellungen verwirklichen können. Zeigen Sie zuerst selber, wie leicht bei Ihnen das Pendel auf die bloße Vorstellung hin zu schwingen beginnt. Dann lassen Sie die erste VP an den Tisch setzen, an dessen andere Seite Sie sich stellen (Abb. 3).

Jetzt sagen Sie zur VP: „Nehmen Sie das Pendel so wie ich vorhin. Sehen Sie das Pendel an und bringen Sie es zum Stillstand über dem Mittelpunkt des Kreises“. Wenn das der VP nicht gleich gelingen sollte, halten Sie das Pendel etwas fest, bis es stillsteht. „Ab jetzt achten Sie nicht mehr auf den Arm und auch nicht auf die Hand, die das Pendel hält. Achten Sie dafür ganz genau auf meine Worte, die ich zu Ihnen sage. --- Stellen Sie sich jetzt ganz, ganz lebhaft vor, dass das Pendel von links nach rechts hin- und her schwingt. --- Immer mehr und mehr auf die Linie L-R hin- und her schwingt“. Dabei deuten Sie selber mit Ihrem Finger dieses Hin- und Herschwingen auf dem Tisch an, wie in Abb. 3 gezeigt. Passen Sie dabei den Rhythmus Ihres Fingers den sich gleich zeigenden schwachen Hin- und Herbewegungen an. Wenn das Pendel deutlich zu schwingen begonnen hat, sagen Sie weiter: „Jetzt wird die Schwingung immer stärker. --- immer stärker und stärker. --- Immer mehr und mehr schwingt das Pendel hin --- her --- hin --- her--- hin --- her.“ Diese letzten Worte passen Sie den Schwingungen des Pendels an. Wenn die Schwingung des Pendels ganz deutlich ist, beendigen Sie den Versuch und sagen zur VP: „Sie haben jetzt gesehen, wie leicht sich auch bei Ihnen lebhafte Vorstellungen verwirklichen. Der Versuch ist jetzt beendet. Legen Sie das Pendel weg!“

Dieser Versuch, wenn er mit mehreren Personen hintereinander gemacht wird, zeigt ihnen, wie verschieden die VPs reagieren. Der Unterschied zeigt sich sowohl in der Reaktionszeit wir auch in der Intensität des Pendelausschlages. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, das Pendel als Messinstrument für die Beeinflussbarkeit einer Person zu verwenden. Kurze Reaktionszeit und großer Pendelausschlag = leicht beeinflussbar. Lange Reaktionszeit und geringer Pendelausschlag = weniger leicht beeinflussbar. Keine Reaktion und nur ganz schwacher Pendelausschlag = schwer beeinflussbar.

Planmäßig Versuchspersonen finden

Um weitere Versuche planmäßig gestalten zu können, legen Sie sich ein Heft an, in welches Sie die Ergebnisse Ihrer Versuche eintragen.

Nehmen Sie dabei eine Klassifizierung Ihrer Versuchspersonen vor. Je nach Ergebnis eines Versuchs bekommt also jede einzelne VP eine Bewertung.

KLASSE I = Personen, bei denen die Versuche überdurchschnittlich gut gelungen ist (besser als erwartet)

KLASSE II = Personen, bei denen ein Versuch gut gelungen ist. (wie erwartet)

KLASSE III = Personen, bei denen der Versuch mangelhaft gelungen ist. (schlechter als erwartet)

KLASSE IV = Personen, bei denen der Versuch nicht gelungen ist oder bei denen sich Schwierigkeiten einstellten. Mit solchen Personen machen Sie keine weiteren Versuche mehr. Gehen Sie von dem Grundsatz aus, dass Versuche mit guten oder geeigneten VPs Ihnen Erfahrungen vermitteln. Dass aber jeder Versuch mit einer schlechten und ungeeigneten VP immer nur Zeitverschwendung ist und Ihnen außerdem schaden kann, denn durch Misserfolge leidet Ihr Selbstvertrauen und Ihr Interesse am Studium.

Damit Sie klar wissen, welche VPs Sie zu Versuchen verwenden sollen, wiederholen Sie mit der Klasse III den jeweiligen Versuch. Gelingt es wieder mangelhaft, dann geben Sie der betreffenden VP Klasse IV. Ist der Versuch besser als der erste, geben Sie Ihr Klasse II.

Zu den weiteren Versuchen nehmen Sie immer nur VPs mit Klasse I oder II.

Wachsuggestionsversuche

Es gibt eine Reihe von Versuchen, die sich bereits mit wachen VPs durchführen lassen, ohne das diese zuerst hypnotisiert worden sind. In der Literatur findet man dafür die Bezeichnung: Wachsuggestion oder Wachhypnose. Da aber meiner Erfahrung nach die VPs bei solchen Versuchen weder ganz wach noch ganz in Hypnose sind, verwende ich dazu die Bezeichnung: Suggestionsexperimente, beziehungsweise in dieser Selbstunterrichtsmethode: Suggestionsversuche. Da bei solchen Versuchen fast immer ein Zustand auftritt, der zwischen Wachsein und eigentlicher Hypnose liegt, ein halber Hypnosezustand oder eine Halbtrance, könnte man auch von Halbtranceversuchen sprechen. Aber wollen wir nicht unnötig zu viele neue Begriffe einführen. Solche Versuche werden vielfach zum Erlernen des Hypnotisierens verwendet, besonders in den Vereinigten Staaten, wo Hypnose viel mehr bekannt und viel weiter verbreitet ist als bei uns. Und in der Tat eignen sich diese Versuche auch gut dazu, da die Halbtrance sich leicht zur Vollhypnose ausweiten lässt, wie Sie in den Lektionen 7 bis 12 noch erfahren werden.

Worum es bei Suggestionsversuchen geht

Bei Suggestionsexperimenten geht es darum, dass es Ihnen gelingt, Ihre Worte, Gesten und Handlungen bei den Versuchen so zu gestalten, dass diese klare und intensive Videen ausdrücken. Nur wenn Sie tatsächlich die VP beeindrucken und beeinflussen können, gelingt es Ihnen, deren ICH aus dem Mittelpunkt des Bewusstseins zu verdrängen und dann können Ihre Videen in das ideomotorische System der VP gelangen, wo sie die gewünschten Wirkungen auslösen.

Da Suggestionsversuche schon tief in das seelische Gefüge eines Menschen eingreifen können, muss ich Ihnen jetzt eine Aufstellung von Grundregeln vorlegen, die Sie alle berücksichtigen müssen, wenn Ihre Versuche ungefährlich sein sollen.

Grundregeln für Suggestionsversuche

1. Als Versuchspersonen NUR gesunde und normal intelligente Menschen verwenden.

 

2. Dafür sorgen, dass jeder Versuch vollkommen ungestört durchgeführt und vollendet werden kann.

3. Jedes Wort und jeder Satz, der zur VP gesprochen wird, muss klar, präzise und eindeutig sein.

4. Jede Beeinflussung muss durch entgegen gesetzte Beeinflussung wieder aufgehoben werden. Dies ist sehr wichtig, da Beeinflussungen auch nach dem Versuch in der VP weiterwirken können.

5. Bei allen Versuchen ganz ruhig und selbst beherrscht sein. Auch dann, wenn etwas nicht gelingt. Sie dürfen bei den Versuchen NIE die Ruhe verlieren!

6. Jeder Versuch soll vorher geplant und schriftlich fixiert werden. Wenn es Ihnen möglich ist, nehmen Sie jeden Versuch auf ein Tongerät auf.

7. Auch wenn eine VP auf eine Beeinflussung (Suggestion) nicht reagiert, immer die Gegenbeeinflussung (Gegensuggestion) geben. Wenn Sie z.B. sagen: „Sie können jetzt den Arm nicht mehr bewegen!“ und die VP bewegt ihn doch, dann MÜSSEN Sie auf jeden Fall nachher die Gegensuggestion geben: „Sie können jetzt Ihren Arm wieder bewegen!“

8. Machen Sie nie einen Versuch, den Sie nicht vorher beherrschen. Imaginationsübungen mit eingebildeten VPs (wie in 1. Lektion, letzter Absatz beschrieben) helfen Ihnen, einen Versuch zu beherrschen.

9. Versuche nicht einfach mechanisch nachmachen, sondern immer versuchen, sie theoretisch zu verstehen, das gibt Ihnen Selbstsicherheit und Versuchssicherheit.


Abb. 3


Abb. 4

Der zweite Suggestionsversuch

Beginnen Sie, wie beim ersten Suggestionsversuch beschrieben steht. Nehmen Sie dazu eine gute VP. Wenn das Pendel stark hin- und her schwingt, sagen Sie:

„Jetzt schwingt das Pendel ganz von selber! Sie können es nicht mehr aufhalten! Je mehr Sie versuchen, das Pendel aufzuhalten, um so mehr und um so stärker schwingt es!“ Dabei machen Sie mit den Händen vor der VP Hin- und Herbewegungen im Rhythmus der Pendelschwingungen, wie in Abb. 4 gezeigt wird. Sagen Sie weiter: „Die Schwingungen des Pendels werden immer stärker -- immer stärker --- immer stärker und stärker. Je mehr Sie das Pendel anhalten wollen, um so stärker schwingt es --- immer stärker und stärker!“

Jetzt schwingt das Pendel bestimmt so stark, wie Sie es nicht erwartet haben. Die VP wird sich bemühen, es aufzuhalten, aber dadurch macht sie gerade die Bewegungen, die das Pendel immer stärker schwingen lassen. Wenn Sie den Versuch beendigen wollen, sagen Sie: „Jetzt wird das Pendel langsamer --- Sie können es jetzt wieder aufhalten. Halten Sie es auf!“ Wenn Sie bemerken, dass die VP wieder die Herrschaft über das Pendel hat, sagen Sie weiter: „Gut so! Sie fühlen sich wohl. Sie sind ganz wach! Legen Sie das Pendel weg, der Versuch ist beendet!“

Dynamik der Gesten

bei diesem Versuch können Sie sich darin üben, Ihre Gesten, in diesem Falle Ihre Handbewegungen, so lebhaft und dynamisch wie möglich zu gestalten. Machen Sie auch diesen Versuch zuerst als Imaginationsversuch. Denn wenn Sie alleine sind, können Sie ungestört versuchen, die Handbewegungen, die übrigens den Pendelbewegungen angepasst sein müssen, so lebhaft und dynamisch wie möglich zu machen.

4. Lektion
Was bei Suggestionsversuchen geschieht

Im Wachzustand ist das ICH des Menschen wach und befindet sich, funktionell gesehen, zwischen den Sinnesorganen und dem ideomotorischen System. Wenn eine Videe über die Sinnesorgane in den Menschen eintritt, wird Sie vom ICH kontrolliert, gehemmt und geschwächt. Daher sind Menschen im Wachzustand schwer zu beeinflussen.

Bei Suggestionsversuchen wird das ICH durch intensive Videen (eindringliche Worte und Gesten) zeitweise aus dem Mittelpunkt des Bewusstseins verdrängt und eindringende weitere Videen können besser in das ideomotorische System kommen, wo sie Aktionen auslösen.

In der eigentlichen Hypnose wird das ICH durch physiologische Vorgänge soweit ausgeschaltet, dass es die eindringenden Videen nicht mehr hemmt, so dass diese direkt in das ideomotorische System eindringen können. Daher verwirklichen sich diese Suggestionen in Hypnose leicht.

Bei Suggestionsversuchen geschieht also zweierlei:

1. Durch besonders starke und wirksame Videen, die mittels eindringlicher Worte und Gesten erzeugt werden, wird das hemmende ICH zeitweise vom Mittelpunkt des Bewusstseins verdrängt.

2. Die in diesem Zustand weiter eindringenden Videen gelangen in das ideomotorische System, wo sie entsprechende Aktionen und Wirkungen auslösen. Der wesentliche Unterschied zwischen Suggestionsversuchen und Hypnoseversuchen ist der, dass bei Suggestionsversuchen das ICH nur zeitweise ausgeschaltet oder verdrängt ist und bei Hypnoseversuchen eine längere Zeitdauer der Zustand anhält, in dem das ICH verdrängt also unwirksam ist. Bei genügend tiefer Hypnose kann der entsprechende Zustand der ICHAusschaltung sogar mehrere Tag lang aufrechterhalten werden.

Freiheitsberaubung durch Hypnose und Suggestion

Durch Hypnose und auch schon durch Suggestionsversuche kann der Mensch des Gebrauchs seiner persönlichen Freiheit beraubt werden. Daher muss ich Sie darauf hinweisen, bei allen Ihren Versuchen das Folgende strengstens zu berücksichtigen:

1. Verwenden Sie zu Ihren Versuchen NUR solche VPs, die sich vollkommen freiwillig dafür zur Verfügung stellen. Überreden Sie niemanden, mit sich Versuche machen zu lassen. Weisen Sie jede VP darauf hin, dass Sie sich vollkommen freiwillig unter Ihren Einfluss stellt, und lassen Sie das in Zweifelsfällen schriftlich vor Zeugen bestätigen.

2. Machen Sie nie Versuche mit fragwürdigen Personen, deren Geisteszustand nicht vollkommen in Ordnung ist, besonders nicht mit Unzurechnungsfähigen.

3. Wenn Sie Versuche mit Jugendlichen oder Kindern machen, sorgen Sie immer dafür, dass Sie das volle Einverständnis der Eltern oder Erziehungsberechtigten haben.

4. Wenn Sie Versuche mit weiblichen VPs machen, sorgen Sie dafür, dass immer Zeugen anwesend sind.

Der dritte Suggestionsversuch

Dieser Versuch, der sehr imponierend aussieht, ist eigentlich ganz leicht durchzuführen. Er lässt sich vorzüglich vor mehreren Zuschauern machen, die dann ebenfalls als VPs mitmachen können. Nun nehmen Sie eine VP Klasse I oder II und sehen Sie ihr in die Augen. Dann sagen Sie: „Nehmen Sie jetzt die Füße ganz zusammen, so dass sich Fersen und Zehen berühren (Abb. 6). Ich mache jetzt einen Versuch mit Ihnen, bei dem Sie nach hinten fallen. Haben Sie keine Angst, ich fange Sie sicher auf. Sie werden bei diesem Versuch alles so fühlen, wie ich es Ihnen sage.“

Nun treten Sie hinter die VP und halten die Hände so vor deren Gesicht (Abb. 5), dass sich die beiden Mittelfinger etwa 10 cm vor den Augen der VP berühren (Abb. 7). Dann sprechen Sie weiter: „Sehen Sie jetzt auf die beiden Fingerspitzen, die sich berühren! ---Achten Sie auf meine Worte. --- Entspannen Sie jetzt Ihren ganzen Körper --- und jetzt besonders die Arme --- noch besser entspannen. --- Jetzt fühlen Sie, wie Ihre Arme schwer werden --- ganz schwer! --- Achten Sie auf Ihre Arme --- diese werden schwer, immer schwerer und schwerer --- schwerer und schwerer. --- Sie fühlen es jetzt ganz deutlich. --- Jetzt achten Sie gut auf meine Fingerspitzen. --- Wenn ich die Fingerspitzen jetzt auseinander nehme, --- fühlen Sie ganz deutlich eine Kraft, --- die Sie nach hinten zieht! --- immer mehr und mehr nach hinten zieht! (Nun nehmen Sie die beiden Mittelfinger etwa 2 bis 4 cm auseinander.) --- jetzt zieht Sie eine Kraft nach hinten. --- Es zieht Sie immer mehr und mehr nach hinten, es zieht Sie immer mehr --- zieht Sie immer mehr --- und wenn ich jetzt meine Hände nach hinten ziehe, dann zieht es Sie ganz nach hinten und Sie fallen nach hinten, --- ich fange Sie auf! --- Es zieht ------------- (Jetzt ziehen Sie langsam die Hände nach hinten vom Gesicht der VP weg.) Zieht! Fallen Sie! Sie fallen --- fallen --- fallen --- Sie FALLEN!“

Wenn die VP nach hinten fällt, fangen Sie sie sicher auf, damit Ihr nichts geschieht. Sehr leicht beeinflussbare VPs fallen bedeutend früher als andere. Seien Sie daher immer auffangbereit! Besondere Vorsicht ist zu beachten bei VPs weiblichen Geschlechts mit hohen Schuhabsätzen. Beim Zurückfallen können die Schuhe umkippen und die VP sich am Fuß verletzen. Lassen Sie daher solche Schuhe mit hohen Absätzen immer vor dem Versuch ausziehen.

Wenn die VP zurückgefallen ist und Sie nach dem Auffangen wieder vor ihr stehen, sagen Sie: „Jetzt ist der Versuch beendet! Sie fühlen sich wohl, frisch und sind ganz wach! Auch Ihre Arme fühlen sich wieder ganz normal, und Sie haben keinen Drang mehr, nach hinten zu fallen! Sie sind ganz wach und fühlen sich ganz wohl und frisch!“


Abb. 5


Abb. 6


Abb.7

Das dynamische Moment bei Ihren Versuchen

Erstreben Sie bei Ihren Versuchen, ein gewisses dynamisches Moment zu entwickeln. Drücken Sie alles das, was Sie zur VP sagen, am ganzen Körper aus. Sie müssen genauso die Herrschaft über Ihre VP ausdrücken können, wie ein Dompteur seine Herrschaft über die Raubtiere ausdrückt. Der ganze Körper, die Augen, das Gesicht, die Hände, die Haltung und sogar Ihre Atmung muss diese Herrschaft ausdrücken. Nur dadurch gelingt es Ihnen, im Wachzustand das ICH der VP aus dem Mittelpunkt des Bewusstseins zu verdrängen. Später bei den Hypnoseversuchen ist dies dann nicht mehr so wichtig, denn da ist das ICH ja durch den Hypnotisiervorgang bereits ausgeschaltet. Aber bei Suggestionsversuchen muss das ICH der VP immer wieder neu aus dem Mittelpunkt des Bewusstseins verdrängt werden.

Das Kernproblem der Suggestionstechnik

Das Kernproblem der Suggestionstechnik liegt darin, dass in jeder einzelnen Einheit Videen ausgedrückt werden. Besonders aber, da es sich meist um wörtliche Suggestionen handelt, in der Sprache. Sie müssen lernen, Ihre Sprache zu beseelen. Wenn Sie sagen: „Es zieht....“, dann muss man aus diesem Wort das Ziehen ganz deutlich herausfühlen, so lebendig muss es sein. Und wenn Sie sagen: „Sie sind ruhig!“, dann muss dieses Wort schon an sich die vollkommene Ruhe ausdrücken, die man ganz deutlich fühlen muss.

Ihre Worte, Gesten, Handlungen usw. müssen immer genau das gefühlsmäßig ausdrücken, und zwar auch von anderen fühlbar, was Sie sagen wollen. Dabei ist auch darauf zu achten, dass die Gesten, Bewegungen usw. genau mit Ihren Worten übereinstimmen und so die Worte deutlich verstärken und unterstreichen. Das was in der VP wirkt, was in ihr ideomotorisches System eindringt, sind nicht die Worte oder Gesten, es sind einzig und alleine die darin enthaltenen Videen! Das müssen Sie in der vollen Tragweite erkennen.

Videen sind irrational und können mit dem Verstand nicht begriffen werden. Man kann sie nur fühlen, erleben. Versuchen Sie es selber. Sprechen Sie das Wort „ja“ mit folgenden Bedeutungen aus: bejahend - zweifelnd - leise und zärtlich - freudig - fragend - bestimmt und fest - verzweifelt - erlösend - verärgert. Sie erkennen daraus sofort, dass jedes Mal eine andere Videe enthalten ist und ausgedrückt wird, obwohl für den Verstand immer nur dasselbe Wort gegeben ist. Wichtig ist wie man es sagt!