Gaias Garten

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Andere natürliche Muster im Garten

Sehen wir uns an, warum die Kräuterspirale so lohnend ist. Dieses Design windet eine gerade Linie zu einer Spirale und drapiert dieses zweidimensionale Muster über ein dreidimensionales – den Erdhügel. Aus dieser Kombination ergibt sich eine Fülle von so genannten Synergieeffekten – unerwartete Vorteile einer neuen Zusammenarbeit, die keiner der Partner allein bieten kann. Diese beiden Muster interagieren auch mit der Umwelt – Sonne, Schatten, Tageszeit usw. – sowie mit Menschen – sparen Arbeit und Platz, regen zur Nutzung an, sehen attraktiv aus – auf viel mehr Arten als es eine statische Reihe je könnte. Die geschickte Verwendung natürlicher Muster kann bei der Gartengestaltung oft reizvolle Gewinne erzeugen.


Einige der vielen Spiralmuster, die man in der Natur findet.

Die Natur selbst ist voll von diesen Mustern. Die Spirale und die verwandte Helix (eine dreidimensional gestreckte Spirale, wie ein Korkenzieher oder eine Kräuterspirale) sind besonders vielfältig. Schneckenhäuser, das Muster der Samen in einem Sonnenblumenkopf, Schafsbockhörner, Hurrikane, Galaxien – alle bilden Spiralen. Die Muster von Blättern oder Ästen, die sich aus einem Stängel strecken, bilden oft eine Helix, was die Beschattung durch jedes Blatt verringern, das darunter liegt. Spiralen sind oft das Ergebnis von Wachstum oder Ausdehnung.

Hier sind ein paar weitere Muster der Natur, die nützlich sind, wenn ein Gärtner sie erkennt.

Äste. Verzweigungsmuster werden in der Natur eingesetzt, um Nährstoffe, Energie und Wasser zu sammeln oder zu verteilen. Baumäste breiten die Blätter über eine weite Fläche aus, um Sonnenlicht zu absorbieren. Sich gabelnde Wurzeln sammeln Nährstoffe und Feuchtigkeit.

Wir können unsere Beobachtung der Äste im Garten anwenden. Der kalifornische Designer und Lehrer Larry Santoyo von Earthflow Design Works verwendet ständig Muster bei seinen Gartengestaltungen. Die inspirierte Beobachtung eines Blattes lehrte ihn ein neues Design für Gartenwege. In einem seiner Kurse, die ich besuchte, verteilte er Blätter unter seinen Studenten. »Seht euch die verzweigten Adern an«, sagte er. »Sie nutzen den geringstmöglichen Platz, um den Saft von den grünen Zellen, den Photosynthesezellen, zum Rest der Pflanze zu befördern«, zeigte er uns. Die mittlere Ader des Blattes war am dicksten, die Hauptäste halb so groß und von dort erstreckten sich kleine Äderchen, über die Nährstoffe zu und Saft von jedem Zellhaufen transportiert werden konnten. Die Adern selbst sammeln nicht viel Licht, so dass es im Sinne der Pflanze ist, sie zu minimieren. »Warum gestalten wir Gartenwege nicht so? Warum ist das noch niemandem aufgefallen?«, fragte Larry. »Man legt einen breiten Zentralweg für einen Wagen oder eine Schubkarre an und kleinere, die davon abzweigen, damit man zu den Beeten gehen kann. Man spart eine Menge Platz und hat ein natürliches Fließmuster.« Ich war beeindruckt davon, wie originell und nützlich Larrys Beobachtung war. Er hat viele Gärten erfolgreich mit diesem Muster gestaltet, und andere haben ihn kopiert.

Verzweigungsmuster sind sehr effizient, um alle Punkte in einem großen Areal zu erreichen und dabei die kürzeste Entfernung zurückzulegen. Ein einzelner Zweig lässt sich leicht reparieren, falls er beschädigt wird, und sein Verlust hat nur eine kleine Auswirkung auf das gesamte System oder den Organismus. Wo immer in der Natur etwas gesammelt oder verteilt werden muss, findet man Verzweigungsmuster: die Nebenflüsse eines Flusssystems, die Fruchtstände von Wilder Möhre und anderen Doldenblütlern, Blutgefäße, das gegabelte Zickzackmuster von Blitzen oder die noch feineren Unterteilungen der Schläuche in einem Tropfbewässerungssystem. Äste sind ein verbreitetes Muster in der Natur und in unseren Gärten.

Netze. Das Netz oder Gewebemuster findet sich in der Natur in Spinnennetzen, Vogelnestern, Bienenwaben und aufgebrochener trockener Erde. Netze sind Muster der Ausdehnung, Zusammenziehung und auch der Verteilung. Gärtner erzeugen oft ein Netzmuster, wenn sie Samen in einem Hochbeet in einem Muster aus Dreiecken aussäen, um dieselbe Entfernung zwischen jedem Samen zu erzeugen. Dieses Muster passt für die meisten Samen auf der verfügbaren Fläche. In Trockengebieten pflanzen Obstgärtner ihre Bäume in einem Netzmuster, um Regen und Abfluss aufzufangen. Die Obstbäume werden in kleine Mulden gepflanzt und die Becken sind durch ein Netz flacher Gräben verbunden. Durch dieses ausgeklügelte System werden Regen- und Ablaufwasser, das auf einer großen Fläche fällt, durch das Grabennetz aufgefangen und an die Basis der Bäume geleitet.


Verzweigte Gartenwege, einem Blatt nachempfunden. Das Muster von Blattadern ist eine platzsparende Möglichkeit, um Nährstoffe zu den Blattzellen zu transportieren, ohne wertvolle, Licht absorbierende Fläche zu opfern. Wir können dasselbe Muster für Gartenwege nutzen, was die Anbaufläche minimiert, die für unsere stampfenden Füße verloren geht.


Ein dreieckiges Netzmuster erlaubt die Aussaat von mehr Samen auf derselben Fläche als bei dem üblichen quadratischen Muster.

Die Natur verwendet Netzmuster, um Boden aufzubauen und raue Bedingungen zu verbessern, und wir können uns das für unsere Gärten abschauen. Ich habe erlebt, wie wandernde Sanddünen durch ein Netzmuster von Pflanzen stabilisiert wurden. Die stürmischen Winde auf den Dünen verstreuen Gras- oder andere Samen wahllos über eine große Fläche. Während jede Pflanze wächst, bildet sie einen kleinen schattigen, windstillen Fleck um sich herum. Unterstützt von diesem selbst geschaffenen, freundlichen Mikroklima sendet die Pflanze Ausläufer aus und besiedelt neuen Boden. Schon bald hat ein netzartiges Muster von Pflanzen einen großen Fleck Landschaft eingefangen und gezähmt, obgleich zwischen den einzelnen Pflanzen blanker Boden liegt. Im Laufe der Zeit vergrößern sich die verteilten Pflanzen und verbinden sich. Die gesamte Region wurde so »gebändigt« und gemäßigt und in einen milden und einladenden Lebensraum verwandelt.

Wir können dieses Netzmuster in unseren Gärten einsetzen. Falls unser Boden mager ist und es wenige Pflanzen gibt, ist die klassische Reaktion zu oft eine arbeits- und geldintensive Blitzaktion, um Mutterboden hinzuzufügen und den Platz gleichzeitig mit Pflanzen zu füllen – eine Strategie, die gewöhnlich zu überwältigend viel Arbeit führt, gefolgt von vielen toten Pflanzen. Permakulturist Doug Clayton aus New Hampshire schwor sich, diesen Fehler nicht zu begehen, und wandte das Netzmuster in seinem Garten an. Er begann mit einem Gitter aus kleinen Obstbäumen, die über seinen zukünftigen Obstgarten verteilt waren. Um jeden Setzling herum fügte er Dung und Holzschnitzelmulch hinzu und pflanzte Gründüngung und Stauden an, wodurch ein Netz aus gemulchten Kreisen entstand. Jeder Baum wurde zu einer kleinen Zone mit gesundem Boden und mildem Mikroklima. Zwischen den Kreisen wuchs zuerst Gras, das Doug mehr oder weniger ignorierte, weil er wusste, dass es jedes Jahr weniger werden würde. »Ich habe es einfach gemäht und den Grasschnitt um die Bäume herum angehäufelt, um die Fruchtbarkeit dort zu konzentrieren«, erzählte mir Doug. Er glaubt, dass dieser Prozess auch Pilzkrankheiten unter Kontrolle hält. »Das Mähen, Laub zusammenharken, im Herbst einen Ring Dung drauflegen und periodisch alles mit Holzspänen bedecken, unterbricht meiner Meinung nach den Sporenzyklus des Apfelschorfes. Ich spritze nicht gegen Schorf, aber ich habe keine Probleme mit dem Schorf. Der Pilz verrottet einfach.«

In den folgenden Jahren erweiterte Doug diese Kreise mit Mulch und mehr Anpflanzungen. Schließlich begannen sich einige der Kreise der Fruchtbarkeit und des Lebens zu berühren und verbanden den Obstgarten mit reichhaltiger Erde und üppiger Vegetation. Dies ist eine Möglichkeit, ein Netzmuster in einem Garten oder Obstgarten einzusetzen, um allmählich Fruchtbarkeit und eine breit gefächerte Palette an Pflanzen über eine große Fläche aufzubauen. Da ein Netzmuster naturgemäß verbindet und automatisch Ganzheit schafft, bedeutet dies eine sehr überschaubare Menge an Arbeit und Ausgaben, um unsere Gärten dorthin zu stupsen, wo das Muster bereits hinführt.


Bäume in Trockengebieten können in kleinen Mulden gepflanzt werden. Die Becken werden dann durch ein Netz flacher Gräben verbunden. Man nennt das »vernetzte Mulden«. Das Grabennetzwerk sammelt Regen- und Abflusswasser, das auf einer großen Fläche fällt, und lenkt es an die Basis der Bäume. In den Becken sammelt sich auch Mulch an, was für Bodenaufbau sorgt.

Neben Spiralen, Ästen und Netzen gibt es noch viele andere Muster in der Natur, die auf den Garten angewandt werden können. Es gibt Kreise, Wellen, Flügel und Fraktale sowie die komplexen Wirbelmuster von Flüssigkeiten und Gasen mit exotischen Namen wie Kármánsche Wirbelstraßen, Korkenzieherströmung (oder Ekman-Spirale) und Overbeck-Jets. Falls Sie mehr über Muster erfahren möchten und wie sie in der Natur und im Design vorkommen, finden Sie im Literaturverzeichnis weitere Bücher dazu.

Am Rand leben

Wenn man Muster bildet, indem man eine Reihe Kräuter zu einer Spirale aufwickelt oder ein rechteckiges Gartengrundstück in ein Schlüssellochbeet verwandelt, verkürzt das die Länge des benötigten Wegs. Diese Muster vermindern die Länge des Beetrands im Verhältnis zu seiner Fläche. »Randzone« ist ein Schlüsselkonzept in der Ökologie, sodass Ökologen sogar vom »Randeffekt« sprechen. Randzonen sind faszinierende und dynamische Bereiche und ich möchte kurz darauf eingehen, wie man die Randzonen und ihre Wirkungen im Garten einsetzen kann.

 

An den Rändern passiert viel. Wo ein Wald auf die Prärie trifft, wo ein Fluss ins Meer fließt, oder an fast jeder anderen Grenze zwischen zwei Ökosystemen gibt es eine Brutstätte von Artenreichtum. All die Arten, die in beiden Umgebungen gedeihen, sind vorhanden und auch neue Arten, die in der Übergangszone zwischen beiden leben. Der Randbereich ist reicher als das, was auf der anderen Seite liegt. Jeder Fischer weiß das. Er wirft seinen Köder nicht in die Mitte des Sees aus, sondern im Uferbereich, wo sich die Fische versammeln, um im belebten seichten Wasser zu fressen.

Wir können in unseren eigenen Gärten Randzonen in Aktion sehen. Wo versammeln sich die meisten Vögel? Nicht in der Mitte der Wiese, sondern am Rand bei einer Gruppe Bäume oder Büsche, nicht tief in einer dichten Masse von Sträuchern, sondern auf den Zweigen im Randbereich. Wenn wir also die Artenvielfalt in unseren Gärten stärken wollen, sollten wir die Randmenge erhöhen. Dies bedeutet zunächst einmal Pflanzen unterschiedlicher Höhe. Ein Übergang zwischen Wiese und Bäumen sollte allmählich sein, mit immer größeren mehrjährigen Gewächsen und Sträuchern abgemildert werden, um die natürliche Umgebung und Abwechslung zu erhöhen. Doch es gibt viele andere Möglichkeiten, um mit »Rand« zu spielen, um die gewünschten Wirkungen zu erzielen.

Beachten Sie, dass das Permakultur-Prinzip zum Rand (siehe Kapitel 1) besagt, man sollte ihn optimieren, nicht nur maximieren. Manchmal zahlt es sich auch aus, den Randbereich zu minimieren, wie bei der Kräuterspirale und dem Schlüssellochbeet. Hier bedeutet Rand eher vergeudeten Platz und mehr Arbeit. Die Entscheidung darüber, ob man Rand vergrößert oder verkleinert, hängt davon ab, was auf der anderen Seite der Randzone liegt und was wir damit vorhaben. Ränder erlauben es uns, Räume zu definieren, ihre Grenzen zu sehen sowie was über sie hinweg fließt, und mit diesen Strömen zu arbeiten. Das sind Orte des Übergangs und der Umwandlung, wo Materie und Energie das Tempo ändern, aufhören oder oft auch zu etwas anderem werden. Sehen wir uns einige Randzonen in einem typischen Garten an und wie wir sie nutzen können:

Rand Haus/Garten. Die Außenwände eines Hauses erzeugen unterschiedliche Mikroklimate. Die Südwand ist am wärmsten und sonnigsten, daher kann man hier wärmeliebende und kälteempfindliche Pflanzen platzieren. Es ist hier oft möglich Pflanzen anzusiedeln, die eigentlich ein oder zwei USDA-Winterhärtezonen weiter südlich wachsen. Die Westwand ist morgens kühl, aber sengend heiß an sonnigen Nachmittagen, und die Nordwand am kühlsten und dunkelsten. Wir können unsere Pflanzen, Arbeits- oder Spielbereiche entsprechend positionieren. Wir können das Haus wärmer oder kühler halten, wenn wir an diesen Rändern pflanzen.

Rand Asphalt/Boden. Asphaltierte Oberflächen sammeln Wasser, durstigere Pflanzen können an Gehsteigen und Einfahrten gepflanzt werden, um Abfluss aufzufangen. Der Asphalt speichert an sonnigen Tagen auch Hitze, die angrenzende Erde ist daher wärmer.

Rand Garten/Zaun. Zäune und Mauern agieren als Filter, stoppen einige Ströme (wie Menschen und Aussicht) und erlauben oder erzeugen andere (Luftstrom, sitzende Vögel). Schmutz und Schnee sammelt sich an Zäunen an, mit Mulch und Feuchtigkeit. Zäune können auch als Spaliere dienen. Ordnet man den Zaun im Zickzack an, erhöht sich der Randbereich für Spalier und Bepflanzungen an der Zaunseite. Das macht den Zaun widerstandsfähiger gegen Wind und schafft eine geschützte Nische in jedem konkaven »Zick«.

Rand Pflanze/Boden. Um die Zahl der Pflanzen zu erhöhen, die in einen bestimmten Bereich passen, kann man sie in einem Wellenmuster statt einer geraden Linie anordnen. Pflanzen am Rand von Beeten liefern oft bessere Erträge als die in der Mitte, also steigern Muster, die den Rand in Beeten erhöhen, die Produktion. Um denselben Effekt zu erzielen, lassen sich Reihen mit hohen Pflanzen mit solchen mit kurzen abwechseln.

Rand Pflanze/Luft. Ich habe bereits erwähnt, wie ein Schlüssellochbeet nach Süden ausgerichtet als Sonnenspeicher dienen kann. Die Ränder der Gartenbeete und, in größerem Maßstab, Busch- und Baumreihen können in gewellte Formen gebracht werden, die kühlere, windigere Flügel und geschützte, warme Buchten bilden.

Rand Wasser/Boden. Die Form eines Gartenteichs hat Einfluss darauf, wie viele Pflanzen an den Rand passen. Ein völlig runder Teich hat den kleinsten Rand, während ein Teich mit Flügeln und Buchten oder sternförmigem Muster eine enorme Zahl an Sumpfpflanzen und anderen Feuchtigkeitsfreunden beherbergen kann. Außerdem werden die Landzungen, die in den Teich ragen, in ihrer erhöhten Mitte trockener sein. Landpflanzen können in der Mitte gedeihen, die Sumpfarten dagegen an den matschigen Rändern wachsen. Unterschiedliche Tiefen im Teich (auch so kreiert man Rand) bieten Platz für mehr Fischarten und Wasserpflanzen. Frösche und Kaulquappen können sich im flachen Wasser wärmen, die Koi-Goldfische in der Tiefe aufblitzen.


Eine Möglichkeit, den Randeffekt zu nutzen. Ein gewellter Rand bringt mehr Pflanzen unter und sorgt für mehr Sonne und Nützlinge als ein gerader Rand.

Allgemein vermindern gerade Linien und glatte Formen die Randmenge, während Gebilde mit Flügeln, Einbuchtungen, Hügeln, Gruben, Kräuseln und Zinnenmustern den Rand erhöhen. Vergessen Sie nicht, den Randeffekt in die dritte Dimension auszudehnen, indem Sie die Höhe und Tiefe von Anpflanzungen, Boden, Strukturen und Teichen variieren. Die Bedeutung von Randzonen ist einfach eine Manifestation der Rolle von Verbindungen im ökologischen Garten. Ränder sind keine statischen Orte, sie sind das Ergebnis einer Beziehung zwischen zwei oder mehr dynamischen Teilen der lebenden Landschaft.

Der australische Designer Geoff Lawton, der eng mit Bill Mollison zusammengearbeitet hat, sagt, falls wir die Ränder eines Gartens unter Kontrolle bekommen, nimmt der Rest des Designs leichter Gestalt an. Eine sorgfältige Beurteilung, was und wo die Randzonen in der Landschaft sind, was über sie fließt oder von ihnen gestoppt wird und welche wichtigen Randzonen vielleicht fehlen, erlaubt es uns, die Muster in unserer Landschaft und in ihrer Nutzung durch uns zu sehen. Sehen wir uns den Prozess einer Landschaftsgestaltung genauer an, wobei die Natur uns leitet.

Der ökologische Gestaltungsprozess

Ein ökologisches Design erkennt, dass nichts in der Natur allein und getrennt steht. Jeder Garten reflektiert diese Verbundenheit, ob wir wollen oder nicht. Pflanzt man z. B. eine Reihe Rosen oder Brokkoli, werden die Blattläuse sie schnell finden und sich an der neuen Nahrungsquelle gütlich tun. Rasch ist unsere neue Pflanze mit dem Rest der Natur verbunden, selbst wenn uns das nicht recht ist. Alles, was wir pflanzen, verbindet sich sofort mit natürlichen Zyklen, nimmt Nährstoffe und Wasser auf, gibt Sauerstoff und andere Moleküle an Luft und Boden ab, wandelt Sonnenlicht in Grün um und wird von Insekten, Vögeln, Mikroben und dem Rest des Lebens als Nahrung und Habitat betrachtet.

Das Diktum der Umweltschützer, dass alles mit allem anderen verbunden ist, stimmt. Jedes Element eines Entwurfs – eine Pflanze, ein Weg, ein Gewächshaus oder eine andere Struktur – steht in Beziehung zu vielen anderen Elementen. Wie die Teile des Designs miteinander verbunden sind, ist mindestens so wichtig wie die Teile selbst. Ein ökologisch gestalteter Garten tut mehr als einfach nur diese dynamische Vernetzung zu akzeptieren – er wird in ihr schwelgen und sie zu seinem Vorteil nutzen. Wenn z. B. eine geliebte Pflanze auch ein Magnet für Blattläuse ist, entdeckt und schafft ein guter Designer Bedingungen, die Blattlausbefall verhindern. Statt Rosen oder Brokkoli blockweise zu pflanzen, können wir ein anderes Pflanzmuster einsetzen und die Pflanzen zwischen anderen Arten verteilen, damit die Blattläuse härter arbeiten müssen, um sie zu finden. Auch die Verringerung der Stickstoffmenge im Boden ist hilfreich, da Blattläuse saftige, stickstoffgemästete Pflanzen suchen. Und wir können eine natürliche Umgebung für Blattlausfeinde wie Marienkäfer und parasitäre Wespen fördern, eine Abhilfe, die Insektenplagen allgemein vermindert. Die besten Lösungen haben Vorzüge, die weit über das ursprüngliche Problem hinausgehen.


Die Vorzüge, die Randzone in einem Teich zu erhöhen. Beide Teiche sind an Volumen und Fläche ungefähr gleich, doch der gewellte Teich hat mehr Randfläche. So kann er weitaus mehr Pflanzen beherbergen und die ausgedehnte flache Zone bietet mehr Lebensraum für Fische und Wasserpflanzen.

Ein Rosenbusch z. B. ist mit vielen anderen Arten verknüpft, auch mit den Blattläusen, die er so oft anzieht. Die Blattläuse selbst locken Marienkäfer an, die Marienkäfer werden hungrig von Vögeln verzehrt und die Vögel hinterlassen ihren Kot, der Mikroben füttert und die Rose zu düngt. Alles in einer Landschaft ist damit beschäftigt, auf andere Elemente einzuwirken und wird selbst von ihnen beeinflusst.

Um eine Landschaft zu erhalten, die nicht nur natürlich aussieht, sondern auch wie ein natürliches Ökosystem funktioniert, brauchen wir somit eine Denkweise über die Teile unseres Designs, die über das reine Aussehen hinausgeht. Falls wir vollständig begreifen, wie ein Designelement mit anderen verbunden ist, können wir die Teile auf eine Art verbinden, die elegant, effizient, produktiv und schön ist.

Bedenken Sie, wie eigenständig eine natürliche Landschaft ist. Ein Ökosystem versorgt sich selbst. Niemand bringt lastwagenweise Dünger in einen Wald, niemand bringt dessen Abfall auf die Müllhalde. Der Wald kümmert sich um all das intern, erzeugt Fruchtbarkeit und verwertet Abfall und Schmutz wieder. Mit anderen Worten, Kräfteeinsatz und Ergebnisse des Waldes sind ausgewogen, hinterlassen wenig Abfall, und die Arbeit wird durch Sonnenlicht angetrieben. Dieses Modell wollen wir nachahmen.

Die Schritte, um ein ökologisches Gartendesign zu schaffen, sind kurz gesagt folgende:

Beobachtung. Hier fragen wir: Womit können wir arbeiten? Was sind die Bedingungen und Beschränkungen des Geländes und des Kunden?

Projektentwicklung. Was sollte das Design tun? Was wollen wir? Was braucht das Gelände? Wie soll es sich anfühlen?

Planung. Was müssen wir tun, um unsere Ideen zu verwirklichen? Wie sollen die Teile zusammengesetzt werden?

Entwicklung. Wie wird die endgültige Gestaltung aussehen? Wie gelingt uns das?

Umsetzung, der letzte Schritt. Wie bauen wir den Garten auf?

Wir glauben zumeist, dass Design der Prozess ist, bei dem wir uns überlegen, was wohin kommt: »Wir pflanzen die Heidelbeeren hier und verlegen den Weg dort.« Doch die Planung, der Schritt von »was kommt wohin«, ist nur eine von fünf Phasen des Entwurfsprozesses. Für ein erfolgreiches Design sind die anderen Schritte ebenso wichtig. Ähnlich wie wenn man ein Zimmer streicht: Wenn wir einen nassen Pinsel schwingen, ist das der Teil, den wir als »Streichen« sehen, doch das ist weniger als die Hälfte der Arbeit, um einem Raum eine andere Farbe zu geben. Bei der Auswahl der Farbtäfelchen vergisst man leicht, dass man den Raum leeren, die Wände streichen, Nagellöcher füllen und glattschleifen, Zierleisten abkleben und den Raum danach wieder einräumen muss. Aber falls man einen dieser Schritte auslässt, hat man ein Zwischending zwischen halbherzigem Streichen und außer Kontrolle geratenem Jackson Pollock. So ist das auch mit dem Design, obwohl die meisten Stufen angenehmer sind, als Wände zu streichen. Seien Sie also vorgewarnt: Nur ein kleiner Teil einer guten Gestaltung überlegt, wo die Teile hinkommen. Seien Sie nicht ungeduldig und machen Sie auch keinen kurzen Prozess damit.

 

Noch ein Hinweis, ehe wir den Designprozess untersuchen. Jede Landschaftsgestaltung hat zwei »Kunden« mit ihren eigenen Bedürfnissen: die Leute, die dort wohnen und das Land selbst. Wenn wir versuchen, einem Platz ein Design aufzudrücken, das er nicht unterstützen kann – ausgedehnte grüne Rasenflächen in der Wüste z. B. – kämpfen wir gegen Windmühlen. Nur große Mengen Arbeit, Energie, Ressourcen und Geld halten ein unpassendes Design am Leben. Diese Form von hohen Einsätzen ist konträr zu einer ökologischen Gestaltung. Die Natur funktioniert so nicht. Und falls der Gärtner sich kurz entspannt, zeigt die Natur schnell, wie ungeeignet dieser Entwurf ist. Mit enormen Trockenperioden, Frost-Tau-Zyklen, feuchtigkeitsliebenden Pilzen oder einer Reihe anderer verbreiteter, aber unvereinbarer natürlicher Phänomene wird die Natur einen ökologisch unerfahrenen Gärtner überdauern und ein unpraktisches Design zerstören.

Wir versuchen, Orte zu gestalten, die sich auf die Natur stützen und mit ihrer grenzenlosen Energie arbeiten, nicht gegen sie kämpfen. Wir können dies tun, indem wir erkennen, dass das Land, ebenso wie wir, seine eigenen Anforderungen und Tendenzen hat.

Gehen wir die Gestaltungsschritte im Einzelnen durch.