Lexikon der Gewebe

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Amylasen, engl. = amylases; Enzyme, die Stärke und Glykogen (tierische Stärke) abbauen.

Man unterscheidet folgende Arten von Amylasen:

– Malz-Amylasen pflanzlichen Ursprungs (Diastofor, Ferment D)

– Pankreas-Amylasen tierischen Ursprungs (Degomma DK, Viveral)

– Bakterien-Amylasen, die von bestimmten Bakterienkulturen erzeugt werden (Biolasen).

Sie werden auch für das „umweltfreundliche“ Stonen bei Jeans verwendet (→ Enzyme).


pH-Bereich Temperatur-Bereich
Malz-Amylasen ca. 5,0 ca. 55 °C
Pankreas-Amylasen ca. 6,8 ca. 50–55 °C
Bakterien-Amylasen ca. 6,3–6,5 ca. 75–89 °C

Tab.: Optimale Temperatur- und pH-Wert-Bereiche verschiedener Amylasen

Ananasbatist, engl. = pineapple cloth; überwiegend in Manila produzierte, leinwandbindige Ware, feinfädig wie ein Batist, aus Fasermischungen von Ananasfasern (→ Aloehanf) und Baumwolle. Er hat einen feinen, weichen Griff, eine gleichmäßige Struktur und wird heute selten, dann aber im hochwertigen DOB-Bereich verwendet. Aufbereitung → Sisal.

Einsatz: Hemden, Blusen, Kleider.

Ananasfasern, engl. = pineapple fibre; verspinnbare feine Blattfasern (Bromeliafasern) aus der essbaren Ananas. Diese wird speziell auf den Philippinen gezüchtet, aber auch in Mittel- und Südamerika sowie in Indien, und dient aufgrund ihrer Reißfestigkeit zur Herstellung von Seilen und Schnüren. Mit Baumwolle kann die Faser zu feinen Geweben, dem sog. → Ananasbatist, verarbeitet werden. Gewebe aus 100 % Ananasfasern sind unregelmäßig in der Struktur, etwas kräftig im Griff und ähneln einem mittelfeinen Leinengewebe. Die Faserlänge beträgt nur 4–10 mm, die Breite ca. 4–8 µm.

Einsatz: Hemden, Kleider, Blusen, Kostüme und Anzüge.

Angorakanin (WA), engl. = angora rabbit hair; Wolle bzw. Haar des Angorakaninchens. Das Flaumhaar ist von großer Feinheit, bei rundem Querschnitt ca. 15 µm, bei bandförmigem Querschnitt ca. 40 µm, die Stapellänge beträgt ca. 60 mm. Der Griff ist weich, die Optik glänzend. Durch die relativ kurze Stapellänge neigt Angora zum Flusen. Die Markkanäle in den Fasern können sehr viel Luft einschließen, woraus sich die hohe Wärmeisolation erklärt. Die leicht ölhaltige Oberfläche wirkt hydrophob, dadurch lädt sich die Faser höher elektrostatisch auf und wirkt im Zusammenhang mit der Wärmeisolation antirheumatisch (Rheumawäsche). Bei Überempfindlichkeit gegen Angora ist Unterwäsche aus Polyester oder Polypropylen zu empfehlen, das bei vergleichbaren Eigenschaften einen hohen Tragekomfort garantiert. Der jährliche Ertrag pro Tier liegt bei ca. 200–400 g. → Kaschmir, → Pashmina, → Caregora.

Einsatz: Wäsche, Pullover, Jacken, Decken und als Beimischung im Schwerkonfektionsbereich.

Anstoßen, engl. = plank; Begriff, der in der Wollausrüstung für das Anwalken verwendet wird. Es ist ein leichtes Anfilzen der Oberfläche des Gewebes. Typisch ist das Anstoßen (Meltonieren) bei Flanell.

Antibakteriell, gegen Bakterien wirksam.

Antibakterielle Ausrüstung, es werden u. a. folgende Marken angeboten:

– Afrotin (Schill & Seilacher)

– → Amicor™, Amicor™ Plus und Biokryl (Thai Acrylic Fibre)

– → Bactekiller® (Kanebo Ltd.)

– → Bactenet (Bactenet)

– BIOBAC (Zschimmer & Schwarz)

– iSys AG, iSys MTX (CHT R. Beitlich)

– → MicroSafe® (Celanese Acetat LLC)

– → Sanitized (Sanitized AG)

– Silpure (Huntsman Textile Effects)

– → Trevira® Bioactive®, Silvado® (Trevira GmbH)

Antibiotisch, wachstumshemmende oder abtötende Wirkung.

Antisnag-Ausrüstung, engl. snag = Ziehfaden, Snagging = zieheranfällig; schiebe- und laufmaschenfeste Ausrüstung, auch als „snag resistance” (engl. resistance = Widerstand) bezeichnet. Gewebe, die zu offen eingestellt sind und aus Filamentgarn bestehen, neigen zum Schieben, wobei die Kett- und Schussfäden verrutschen und die Nähte aufschlitzen können. Bei Maschenwaren können die Maschen verzerrt und herausgezogen werden. Dieser unerwünschte Effekt wird – wie auch bei Pillingbildung – durch Weichmacher noch verstärkt. Man behebt dieses Problem mit klebenden, filmbildenden Produkten und mit chemischen Mitteln, die die Faseroberfläche leicht rau gestalten. Filmbildende Mittel aus Acrylpolymeren werden verwendet, um das Gewebe waschmaschinen- bzw. reinigungsbeständig zu machen. Für rauere Oberflächen setzt man Metallkomplexsalze und Kieselsäuredispersionen ein. Diese Ausrüstung muss vorsichtig aufgebracht werden, um die Vernähbarkeit zu gewährleisten.

Antung, seidenproduzierende Provinz in China. → Honan.

Aprikosenhaut, → Duvetine.

Aquaguard, mikroporöse Polyurethanbeschichtung, die auf der Innenseite des Oberstoffs aufgebracht wird (back coated fabric). Das Gewebe ist somit wind- und wasserdicht (Ws > 1,3 m), dabei wasserdampfdurchlässig und kältebeständig (kann ein Problem bei PVC-Beschichtungen sein). Ebenso hat diese Ware gute Abriebfestigkeiten und einen textilen Griff. Hersteller: ROTOFIL fabrics SA, Schweiz.

Einsatz: Sportbekleidung, Arbeitsbekleidung und modische Artikel.

Aquator®, Marke von Invista für Wetterschutzstoffe. Markenzeichen für Funktionsgewebe mit Fasern von Invista, z. B. → Tactel, Cordura usw., wasserabweisend und gut wasserdampfdurchlässig.

Aramidfasern (AR), Chemiefasern aus synthetischen Polymeren. Die erste Faser dieses Typs wurde 1966 von St. L. Kwolek (DuPont) entwickelt, während die erste Vorarbeit zur Entwicklung des Aramids bereits 1935 von dem amerik. Erfinder des Polyamids, W. H. Carothers (DuPont) geleistet wurde. Aramidfasern gehören neben Glas- und Kohlenstofffasern zu den Hochleistungsfasern. Bei den Aramidfasern werden in die Polyamidketten aromatische Strukturen eingebaut. Die Moleküle enthalten aromatische Benzolringe und Aramidgruppen.

Kevlar® (Meta-Aramidfaser, DuPont), Teijinconex® (Meta-Aramidfaser, Teijin Twaron),→ Nomex® (Para-Aramidfaser, DuPont) und → Twaron® (Para-Aramidfaser, Teijin Twaron).

1. Eigenschaften von Meta-Aramid (m-Aramid): Längsansicht: glatt und strukturlos; Querschnitt: länglich; Eigenfarbe: gelb; spezifische Dichte: 1,38 g/cm3 mit 44–53 cN/tex hohe Zugfestigkeit; Zersetzungstemperatur: 370 °C. Aramide schmelzen nicht, sondern verkohlen in der Zündflamme. Bei Wegnahme der Flamme verlöschen sie von selbst. Die Feuchtigkeitsaufnahme beträgt bei 20 °C 65 %, die Luftfeuchte 5 %. Meta-Aramid besitzt eine gute Widerstandsfähigkeit gegen organische Lösungsmittel. Heiße Konzentrate von Säuren und Laugen zerstören die Faser. Die Lichtbeständigkeit ist relativ gering. Bei direkter Sonneneinwirkung sinkt die Reißfestigkeit bei Meta-Aramidfasern nach 40–60 Wochen auf 50 %, bei Para-Aramidfasern nach 16 Wochen auf 65–80 %.

Einsatz: Schutzkleidung, Asbestersatz, Bezugs- und Dekoartikel und Isolationsmaterial für elektrische Anlagen.

2. Eigenschaften von Para-Aramid (p-Aramid): Längsansicht: glatt und strukturlos; Querschnitt: rund; Eigenfarbe: weiß; spezifische Dichte: 1,44 g/cm3; mit 190 cN/tex sehr hohe Zugfestigkeit; Zersetzungstemperatur: 500 °C; Feuchtigkeitsaufnahme: 7 %; Lösungsmittelbeständigkeit und Lichtbeständigkeit wie Meta-Aramid.

Einsatz: Sportartikel (Tennisschläger, Skier), Flugzeugbau, Automobilindustrie, Hitzeschutz, Löschdecken, Schnittschutz und Geotextilien.

Literatur: P.-A. Koch: Faserstofftabellen, Deutscher Fachverlag, Frankfurt a. M., 1989.

Armure (Kammgarn-Armure), engl. = armure dress goods, frz. armure = Rüstung; die kleinen Schaftmuster, die für dieses Gewebe typisch sind, kennt man auch unter den Namen Perlseide oder Granitseide. Sie entstehen durch das Kombinieren verschiedener Grundbindungen sowie deren Ableitungen, wie z. B. Rips und Panama. Auch Ripskrepp, Kautschukbindungen und kleine Karoeffekte gehören dazu. Die klassische Armure ist ein kahlausgerüstetes Wollkammgarngewebe, sie ist aber ebenso in Seiden- oder Viskoseausführung zu finden. Die Armure hat ein klares Gewebebild, bei dem die Bindungseffekte z. T. durch farbige Fäden unterstützt werden. Bei einfarbiger Ware sind die Bindungsstrukturen oft nur durch die Lichtreflektion erkennbar. Diese Bindungen werden auch als frei verteilte Muster auf taftbindiger Ware verwendet (Taft-Armure) und sind im Handtuchbereich auch als → Gerstenkorn bekannt. Eine weitere Musterungsart wird durch versetzte Ripsbindungen erzeugt. Der Unterschied liegt hier in der Verwendung von Wollkammgarn (Kammgarn-Armure), während für Handtücher überwiegend mittelstapelige Baumwolle eingesetzt wird. → Kammgarn-Carré.

 

Einsatz: Kleider, Kostüme, Deko- und Krawattenstoffe.


Abb. 1: Armure aus einer Ripskombination


Abb. 2: Taft-Armure


Abb. 3: Kleider-Armure

Arraché, engl. = arrache, frz. arracher = herausreißen; wird überwiegend aus Woll- oder Wollmischgeweben hergestellt und kommt natur- oder stückfarbig in den Handel. Arraché ist meist diagonal (Köper) oder in größeren Fischgratdessins (Chevron, Herringbone) gemustert, wobei die Diagonalrippen stärkeres Profil zeigen. Die in der Rohware sichtbaren, längeren Flottierungen dienen in der Ausrüstung (dem Walk- und Rauprozess) dazu, die Einzelfasern besser aus dem Fadenverbund herausziehen zu können (arracher). Dadurch wird ein gerautes, wärmeisolierendes und kräftiges Gewebe gebildet. Der Rauflor ist nicht, wie z. B. beim Strichtuch, in Strich gelegt. Der Arraché gehört mit dem → Velours und dem → Flausch zu den klassischen Wintergeweben. Der Flor ist beim Arraché lang und wirr, beim Flausch kurz und wirr; beim Velours wird der Flor sehr kurz und gleichmäßig gehalten.

Einsatz: Mäntel, Jacken für DOB und HAKA sowie Decken.


Abb.: Arraché (Fischgratbindung) Grundbindung 20-0303-01-01

Asbest, engl., griech. asbestos = unvergänglich, unauslöschbar. Natürliches Mineral, das mit seiner Feinststruktur an vielen Stellen der Erde in die Erdkruste eingebunden ist. Asbest galt als Wunderfaser, da sie sehr hitzebeständig ist, eine hohe Isolationsfähigkeit hat, sehr säureresistent, elastisch und zugfest ist. Typische Einsatzgebiete: Rohre, Wellpappen, Pflanzkübel, Fassadenverkleidungen, Brandschutzplatten, Fugenmaterial usw. Asbesthaltige Produkte sind nicht leicht zu erkennen. Typische Merkmale: nicht brennbar und verkohlen nicht, an den Bruchstellen sieht es meist faserig-wollig aus. Die Farbe ist weiß bis grau, manchmal ins Bläuliche gehend. Die Haptik ist fettig, ohne dass die Haut fettig wird. Freigesetzte Asbestfasern können in die Lunge gelangen und rufen Asbestose hervor. Heute ist Asbest in vielen Ländern verboten. Das größte Problem ist seine Entsorgung.

Literatur: W. E. Höper: Asbest in der Moderne. Industrielle Produktion, Verarbeitung, Verbot, Substitution und Entsorgung, Waxmann Verlag, Münster/New York, 2008.

Ashmouni (Ashmuni), langstapelige ägyptische Baumwollsorte, ist als → Mako- und → Jumelbaumwolle bekannt geworden und heute nur noch historisch von Interesse; → Baumwolle.

ASTM, Abkürzung für American Society for Testing and Materials = Gesellschaft für Werkstoffprüfung; definiert Prüfungen für Funktionsmaterialien wie Membranen, Lederimitate und Mikrogewebe, wie z. B. → Gore-Tex®, → Sympatex®, → Techtex™.

Astrachan, Webpelz, nach der gleichnamigen Stadt in Russland benannt, auch als Eisblumenplüsch bezeichnet. Der Astrachan wird als Ruten- oder Doppelplüschware hergestellt. Grundgewebe dieser Pelzimitation ist meist Baumwolle, der Flor kann aus Mohair, Seide, aber auch Viskose sein. Um die typische Optik zu erhalten, wird das Florgewebe „astrachiert“, d. h., die Flordecke wird gekocht, geknautscht und gedämpft; → Krimmer.

Einsatz: Mäntel, Jacken, DOB und HAKA.

Astrachin, → Astrakin (siehe Abb. 1, 2, S. 237).

Astrakin, engl. = bonded crimped fabric; ist als unechter Cloqué einzustufen, da hier die stark blasigen Muster nicht wie beim echten Cloqué durch die Webtechnik eines Doppelgewebes hergestellt werden, sondern durch das Zusammenkleben zweier Gewebelagen (daher auch Klebecloqué). Die Oberware wird aus Normalfäden (Normaldrehung) gewebt. Materialien sind je nach Verwendung Seide, Chemiefasern, Wolle usw. Das untere Gewebe besteht aus einer Crêpe-Georgette-Ware, Kette und Schuss aus Kreppgarn, 2 Z- und 2 S-Drehungen, geschärt oder geschossen. Die Optik des Astrakin richtet sich nach der mustermäßigen Bedruckung (z. B. durch den Rotationsfilmdruck). Nach dem spannungslosen Trocknen wird die Ware in heißem Wasser mit Seife und Soda krepponiert. Auch andere Ausrüstungsvarianten sind möglich. Das Kreppgewebe springt ein, und die Oberware muss den Schrumpf zwangsläufig mitmachen. So entstehen blasenförmige Figuren, die nicht immer so haltbar sind wie der echte → Cloqué, da sich der Kleber lösen kann.

Einsatz: DOB, z. B. Kleider, Blusen, Kostüme, sowie Dekoartikel.

Äterna, lat. aeterna = Ewigkeit; der Begriff weist auf die Gebrauchstüchtigkeit hin und war eine klassische Bezeichnung für gutes Bettlakengewebe in Leinwandbindung. Vereinzelt verwendete man auch noch den Ausdruck „Bettlaken zur Mitte verstärkt“. Die Kettfäden – meist Zwirne – nehmen von beiden Webkanten gerechnet in bestimmten Abständen zur Warenmitte hin an Fadendichte zu. Diese strapazierfähige Ware ist in seiner Fadenfeinheit und der Bindungskonstruktion (Leinwand) dem → Dowlas ähnlich. Als Materialien wurden Reinleinen, Halbleinen und Fasermischungen aus 80 % Baumwolle und 20 % Viskose verwendet. Um eine gute Haltbarkeit zu gewährleisten, wurden in der Kette Zwirne und im Schuss Garne eingesetzt.

Atlas, engl. = atlas, sateen, satin, arab. atlas = kühl, glatt; Gewebetypen, die immer atlasbindig gewebt werden. Meistens wird der 5-bindige Kettatlas verwendet. Die Ketteinstellung ist fast immer doppelt so dicht wie die Schussfadenanzahl pro Zentimeter. Atlasgewebe zeigen eine glatte, strukturlose und gleichmäßige Oberfläche. Der Griff ist weich, geschmeidig und der Fall sehr elegant. Die Optik ist bindungstechnisch bedingt, da der Atlas keine sich berührenden Bindungspunkte hat. Je größer die Flottierungen (8-, 10-, 12-bindiger Atlas) sind, desto dichter muss die Wareneinstellung sein. Die Folgen einer zu geringen Einstellung wären schlechtes Verarbeitungsverhalten und eine geringe Schiebefestigkeit. Der Griff ist einstellungs- und faserbedingt. Der Begriff Atlas allein sagt nichts über die Materialzusammensetzung aus und ist daher meistens näher bezeichnet, z. B. als Seidensatin, Polyestersatin, Acetatsatin, Baumwollatlas/-satin, Wollatlas usw. (→ Satin). Einstellungstechnisch ist der Atlas sehr breit gefächert, in der Kette von ca. 40–120 Fd/cm und im Schuss von ca. 25–60 Fd/cm. Das Gewicht liegt bei reinseidenen Qualitäten zwischen 30 und 60 g/m2. Wenn man laufende Meter (lfm) berechnet, muss auf die Warenbreite 86–150 cm geachtet werden. Bei Chemiefasern (ohne Mikrofilamente) rechnet man mit dem doppelten Gewicht. Ein klassisches Gewicht für einen Baumwollsatin liegt bei ca. 120 g/m2. Einstellungsbeispiel: Fd/cm in Kette und Schuss 50 × 31, Nm 68 × 68 in Kette und Schuss. Der Schussatlas wird überwiegend für robuste, stärkere Gewebekonstruktionen verwendet, z. B. Möbelstoffe, Taschenfutter. Eine Ausnahme bildet u. a. der Crêpe-Satin.


Abb. 1: Kettatlas 5-bindig (Flechtbild und Patrone)


Abb. 2: Schussatlas 5-bindig (Flechtbild und Patrone)


Abb. 3: Deutlich sichtbar ist hier die hohe Kettfadendichte des Atlasgewebes (hier 100 % Baumwolle) (30-0401-01-02)


Abb. 4: Atlasbindung (Detail); seitlich gut zu erkennen, dass der Kettfaden über 4 Schussfäden flottiert und der danebenliegende Kettfaden die Steigungszahl 2 hat (30-0401-01-02).

Atlasgewebe mit geringem Glanz werden meist für Tageskleider und Blusen verwendet, stark glänzende Satins für Abendkleider, Tops, Kostüme etc. Je nach Gewicht und Optik gibt es noch spezielle Gewebebezeichnungen: Kettatlas wie → Duchesse, → Liberty, → Messaline, → Merveilleux, → Foulardine, → Satinella und Schussatlastypen wie → Moleskin, → Zanella und → Crêpe-Satin.

Atlasbindung (Satinbindung), engl. = satin; Grundbindung, bei der die Bindepunkte gleichmäßig über den Rapport verteilt sind und sich gegenseitig nicht berühren. Die kleinste Atlasbindung ist 5-bindig.

Atmungsaktivität (Atmungsfähigkeit), engl. = breathability; → Wasserdampfdurchlässigkeit.

ATY, Abk. für Aero Textured Yarn, in Korea gebräuchliche Bezeichnung für ein lufttexturiertes Garn, bekannt auch unter dem Namen → Taslan; sehr zugfest und von hoher Abriebfestigkeit.

Ätzdruck, engl. = discharge printing; Drucktechnik (→ Druckerei), bei der die vorher gefärbte Ware bedruckt und mittels einer Ätzpaste die Fondfarbe mustermäßig herausgeätzt wird, sodass die weiße Grundware wieder zum Vorschein kommt (Weißätze). Setzt man der Ätze noch ätzbeständige Farbstoffe (Illuminationsfarbstoffe) hinzu, entsteht eine sog. Buntätze. Weiß- und Buntätzen werden überwiegend für kleinere, nicht zu stark den Fond bedeckende Dessins verwendet. Buntätzen sind an der gestochen klaren Form und auf der rechten Seite häufig an den sehr feinen weißen Konturen um das Dessin herum zu erkennen. Auf der linken Warenseite lassen sich in den Figuren meist Reste der Fondfarbe finden. Eine klassische Buntätze kann man mit ätzbarem Reaktivfarbstoff (Fond) vornehmen und mit einer Küpenätze bedrucken. Die Fondfarbe muss allerdings lagerfähig sein und darf keinen großen Temperaturschwankungen ausgesetzt werden. Des Weiteren darf das Ätzreduktionsmittel nicht zu lange zwischenlagern (bis zum Dämpfprozess), da sonst der Luftsauerstoff eine Reduktion der Ätze verhindert.

Ätzsamt, → Ausbrenner, → Velours dévorant.

 

Ätzsatin, engl. = burnt-out satin; → Crêpe reversible.

Ätzspitze, engl. = burnt-out lace; Imitation der alten → Nadelspitze. Sie wurde erstmalig von den Gebrüdern Wetter in St. Gallen hergestellt; → Luftspitze.

Aufdruck (Direktdruck), engl. = direct printing, application printing; → Druckerei Unterpunkt A.

Ausbrenner (Dévoré), engl. = burnt-out fabric, frz. dévorer = verzehren; Transparent- oder Halbtransparentgewebe → wie Batist, → Georgette oder → Voile. Je nach Verwendung weisen sie einen fließenden Fall und weichen Griff auf. Jacquardähnliche Optiken werden z. B. durch folgende Materialzusammensetzung erzielt: fasergesponnene Mischung aus CO und PES oder CV und PES. Eine andere Variante ist das Schären von einem Faden PES und einem Faden CO im Schuss. Ein Garn wird dabei mit weicher, das zweite mit Kreppdrehung gesponnen. Die dritte Möglichkeit besteht in der Verwendung von Corespun-Garnen. Weitere Materialkombinationen für eine Ausbrennerware sind PES mit CA, PES mit WO oder CV mit CA.


Abb. 1: Das Gewebe wird partiell vom Baumwollschuss abgedeckt, der transparente Teil zeigt die offene, taftbindige (Filament-)Grundkonstruktion.


Abb. 2: Die Halbtransparenz des Ausbrenners ist gut sichtbar (10fach vergrößert).


Abb. 3: Hier sieht man deutlich die Polyesterfilamentgarne in Kette und Schuss und das teilweise „ausgebrannte“ Baumwollfasergarn (150fach vergrößert).

Ausbrenner werden als Raschelware und Strickware angeboten. In der Veredlung bedruckt man das Gewebe mit Chemikalien, die Cellulose-Anteile (z. B. Viskose) werden chemisch zersetzt, d. h. verbrannt, während die synthetischen Chemiefaseranteile (z. B. Polyester) erhalten bleiben. Das mit Ätzpaste bedruckte Gewebe wird im Ofen bei 150 °C ca. 1–2 min getrocknet und anschließend kalt ausgespült, um den Cellulose-Anteil zu entfernen. Man erhält eine halbtransparente Ware, die im Dekobe reich auch als „Inbetween“ bekannt ist. → Velours dévorant.

Einsatz: Kleider, Hosen, Strumpfhosen, Jacken, Dekostoffe, Accessoires.

Literatur: M. Peter; H.-K. Rouette: Grundlagen der Textilveredlung, Deutscher Fachverlag, Frankfurt a. M., 1989.

Ausziehverfahren, engl. = exhaust dyeing; Färbeverfahren, bei dem der Farbstoff aus der Färbeflotte auf den Faserstoff aufzieht (Ausziehen des Farbstoffs aus der Färbeflotte), → Färberei. Ein weiteres Färbeverfahren ist das → Klotzfärben. Beim Ausziehverfahren und beim Klotzen unterscheidet man in der Verfahrenstechnik kontinuierliche und diskontinuierliche Verfahren. Typisch für den diskontinuierlichen Prozess sind die zeitlich nacheinander ablaufenden Verfahrensschritte, während bei kontinuierlichen Verfahren die einzelnen Verfahrensschritte zeitgleich stattfinden.

Quelle: TVI-Verband e.V., 2005.

Avivage, engl. = finish, finishing, frz. aviver = beleben; wird schon in der Flocke oder – wie bei Chemiefasern – nach dem Ausspinnen vorgenommen, um in der Verarbeitung die notwendige Glätte, Weichheit und bei Chemiefasern die antistatische Wirkung zu gewährleisten (Spinn-Avivage). Nach dem Färben erhalten die Garne/Fäden eine weitere Avivage, die auf die geforderten Eigenschaften abgestimmt wird. Die Avivagen bestehen überwiegend aus grenzflächenaktiven Substanzen wie Fetten und Ölen. Da hierbei auch ökologische und humanökologische Probleme entstehen können (z. B. Abbaubarkeit, Krankheitsauslöser), sucht man nach alternativen Möglichkeiten.

Axminster-Teppich, engl. = Axminster carpet; nach der im Südwesten Englands (Grafschaft Devon) gelegenen Stadt Axminster benannter gewebter Chenilleteppich, bei dem das Effektmaterial Chenille den sog. Flor bildet. Dieser Teppich gehört zu den Veloursteppichen und wurde in der gleichnamigen Stadt schon 1755 produziert. In Deutschland (Olsnitz im Vogtland) ist diese Ware um 1880 gewebt worden.

Azofarbstoffe, frz. azot = Stickstoff; wichtigste Gruppe der synthetischen (Teer) Farbstoffe. Die Azo-Gruppe (-N=N-) liegt in den meisten Farbstoffgruppen vor (s. u.), außer bei Küpen- oder Schwefelfarbstoffen. Sie ist als Chromophor entscheidend für die Farbigkeit verantwortlich. Man sollte aber die Azogruppen nicht mit der oft genannten Gefährlichkeit der Azofarbstoffe gleichsetzen, die sich abspaltende, freisetzbare Acrylaminkomponenten enthalten. Diese haben ein kanzerogenes Potenzial.

Folgende bekannte Farbstoffe sind Azofarbstoffe:

– Säurefarbstoffe

– Entwicklungsfarbstoffe

– Direktfarbstoffe

– Metallkomplexfarbstoffe

– Reaktivfarbstoffe

– Pigmente

Es sind aber Farben, die brillante Töne zu günstigen Preisen bieten. Nicht nur für Einfärbungen natürlicher und synthetischer Fasern werden Azo-Farben verwendet, sondern auch für Papier, Leder, Kunststoffe, Mineralöl und Wachs, wie auch für Lebensmittel und Kosmetika.

Literatur: H.-K. Rouette: Handbuch Textilveredlung, Band 1, Farbstoffe für Baumwolle, Deutscher Fachverlag, Frankfurt a. M., 2006.