Aromatherapie der Seele

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Der Mythos vom Paradies

Sich als getrennt von der innersten Natur der Dinge zu empfinden, ist der Kurzschluss, den es durch die Aromatherapie zu überbrücken gilt.

Der Mensch verkörpert den geistigen Aspekt in der Schöpfung. Er ist das einzige irdische Lebewesen, das als Dreiheit mit der Fähigkeit bewusster Wahrnehmung seiner selbst ausgestattet wurde. Der paradiesische Zustand der Einheit allen Lebens, wie er in Wahrheit besteht, sollte mittels dieser Fähigkeit in der Welt der Gegensätze erkannt und nach bester Kraft gelebt werden.

Die Schwierigkeit ist aber: Menschen können aus dem Paradies fallen und sogar vergessen, dass es existiert, oder naiv dem Dogma aufsitzen, nur der Tod führe dorthin. Die Probleme sind dann unübersehbar. Anstatt in respektvoller Form mit dem Leben umzugehen, das Ausdruck des innewohnenden Göttlichen ist, werden Habgier, Eitelkeit, Neid, Eifersucht, Überheblichkeit, Wut, Hass und dergleichen zu wichtigen Triebfedern des Handelns. Krieg und Ausbeutung, Umweltverschmutzung und Kriminalität bringen Tod und Zerstörung. Die Verirrung lässt die Menschheit an dem Ast des Lebensbaumes sägen, auf dem sie sitzt.

Dies kann nur Ausdruck des Sündenfalls sein, den hier die unbewusste Ausübung des freien Willens zur Folge hat. Der Fall aus dem Paradies kann als Verlust der inneren Verbundenheit mit der Schöpfung betrachtet werden.

Die so genannte Vertreibung aus dem Paradies erfolgt, psychologisch betrachtet, in frühester Kindheit, wenn auf Grund von Unerfahrenheit, Gefühlsblockaden und übernommenen Vorstellungen der eigenen Eltern, Mutter und Vater nicht angemessen auf die elementaren Bedürfnisse des neuen Erdenbürgers eingehen können. Eben noch war das Neugeborene in der sicheren Einheit getragen und geschützt und landet plötzlich in der Welt harter Entbehrungen. Es reagiert mit Ablehnung. Dabei wird der Grundstein einer mechanischen Abwehr gelegt, die sich im weiteren Verlauf des Lebens differenziert, aber in ihrer Mechanik tendenziell immer weiter verhärtet, wenn keine Bewusstseinsentwick-lung stattfindet. Den Gegebenheiten hilflos ausgeliefert zu sein, war die ursprüngliche negative Erfahrung. Die in der Folge entstandene Mechanik zielt darauf ab, den Schmerz der Entbehrung abzupuffern. Wer sein Dasein als Kleinkind als vollkommen unwichtig erfahren hat, weil es die Aufmerksamkeit liebender Eltern entbehren musste, der betrachtet die eigenen Bedürfnisse eben als bedeutungslos, um den Schmerz der Entbehrung zu vermeiden. Wo ich die Sehnsucht nicht zulasse, dort vermisse ich auch nichts.

Sich und seine Bedürfnisse als wichtig und wertvoll zu begreifen, ist jedoch ein unverzichtbares Element eines erfüllten Lebens, deshalb bedarf es einer bewussten Anstrengung, ein solches Abwehrmuster zu durchbrechen.

Eine andere mechanische Reaktion, zum Beispiel auf eingeschränkte Entfaltungsmöglichkeiten, kann auch Wut sein, die mich dann antreibt, mir meinen Teil zu erkämpfen und jede Schwäche zu vermeiden. In beiden Fällen sind es die äußeren Umstände, die eine Abwehrreaktion erzeugen, denen aber keine bewusste Entscheidung zugrunde liegt.

Indem er akzeptiert, selbst vollkommen von den äußeren Einflüssen der konkreten Welt abhängig zu sein, gibt der Mensch das Zepter des Schöpfertums aus der Hand. Die mechanisch entstandenen Denk- und Verhaltensmuster beschränken die Einflussmöglichkeiten auf den Verlauf des eigenen Lebens. Er kann ja doch nichts ändern, so denkt der Mensch, und ist damit der Konsequenz seines eigenen freien Willens auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Was er denkt, prägt seine Wirklichkeit, und was er will, geschieht. Dieser Wille ist auf das Engste mit dem Gefühl verbunden, das sich in dem, was es fühlt, nach teils ziemlich unsinnigen Vorgaben richtet, die von Eltern und Gesellschaft unreflektiert übernommen wurden. Normen, was falsch und richtig, schön oder hässlich ist, überlagern die tatsächliche Empfindung und Wahrnehmung. Was darf sein oder nicht sein? Was gehört dazu oder muss tunlichst vermieden werden? Unreflektierte Glaubenssätze haben den Kopf bis zum Rand gefüllt und halten das Gefühl an der Kandare. Das ist wahrlich kein paradiesischer Zustand.

Das innere Kind und das Ego-Phänomen

In jedem von uns wohnt ein kleines zerbrechliches Wesen, das dem Kind entspricht, als das wir auf die Welt gekommen sind. Es musste die ersten Erfahrungen im Umgang mit dem materiellen Leben machen und wurde von den Widerständen und Mangelzuständen überrascht, die das mit sich brachte. Neun spezifische Schattenaspekte beschreiben im Kapitel der neun Tore, wie mit Mangel und Verlust unterschiedlich umgegangen wird. Allen gemeinsam ist, dass die frühkindliche Erfahrung zu einer Verdrängung der Bedürfnisse des inneren Kindes geführt hat.

Gerade diese Verdrängung behindert später die essenzielle Entfaltung in der Persönlichkeit, weil das ursprüngliche Verlustgefühl permanent vom Ego kompensiert, abgepuffert und versteckt wird. Der Schmerz des inneren Kindes muss aber angenommen werden, um sich auflösen zu können. Somit steht uns unser Ego bei der Selbsterfahrung massiv im Wege.

Diese künstliche Instanz hat sich auf der bedrohlichen Grundlage von Ängsten und Zwängen gebildet und geht höchst mechanisch mit der Willenskraft um. Die Welt wird als ein Existenzkampf erlebt, in dem letztlich nur noch zählt, ob man zu den Gewinnern oder den Verlierern gehört. Die Welt teilt sich dann in Täter und Opfer, die sich gegenseitig bedingen und beiderseits ihre Freiheit verspielen.

In jeder Ehe, Familie, Firma, Gemeinschaft, Nation wird der Verlust von essenzieller Qualität schnell erkennbar, wenn aggressive Übergriffe und Polarisierung zunehmen.

Die Gesundheit des Ganzen spiegelt den Grad der Verirrung.

Je unbewusster gehandelt wird, desto stärker wird der freie Wille vom Ego dominiert. Das Ego entsteht in mehreren Phasen.

Es gibt – wie vorab geschildert – ein auslösendes Verlustgefühl in den frühen Stunden des Lebens. Der Mensch wird in diese Welt geboren, indem er die Einheit mit der Mutter verlassen muss. Die Verbundenheit und geschützte Welt in der Gebärmutter, schwimmend in warmem Urwasser, wird plötzlich beendet und eine anstrengende Phase des Übergangs setzt ein.

Die Geburt in eine raue Welt physischer Tatsachen wird in unseren Breitengraden leider noch viel zu oft als unbarmherzige Mechanik erlebt. Nie wieder ist das Wunder des Lebens so unmittelbar erfahrbar wie in den ersten unvorbereiteten Begegnungen des Babys mit den elementaren Erscheinungen der Welt.

Verletzbar und den harten Anforderungen des Lebens ausgeliefert, wird der Verlust der schützenden Einheit oftmals als höchst bedrohlich erfahren.

Notgedrungen wird ein Mechanismus des Selbsterhalts nach der Geburt begründet. Es stehen zu diesem Zeitpunkt nur wenige Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung. Schreien, Lächeln oder Verweigerung. Das, was funktioniert, wird wiederholt. Der Entstehungsprozess der Basis-Strategie läuft automatisch ab.

Jede weitere Erfahrung von Verlust an Zuwendung und Trost trägt zur weiteren Differenzierung der unbewussten Strategie bei. Etwas Wesentliches scheint zu fehlen und das muss um jeden Preis kompensiert werden, um die Entbehrung abzumildern.

Die unbewusste Strategie ist also darauf ausgerichtet, einen schmerzhaften Absturz abzufedern, deshalb wird oft ein Netz der Verneinung über dem vermeintlichen Abgrund gespannt. Er wird vermieden und ausgeblendet. Das mechanische Ego-Prinzip der Psyche funktioniert so, dass es einen aggressiven oder defensiven Puffer zwischen sich und der Wahrheit aufbaut.

Ein anfänglich einfaches psychisches Schild zur Abwehr einer Grundangst wird im weiteren Verlauf des Lebens immer vielschichtiger und ist Ursache für die immer wiederkehrenden Engpässe und Sackgassen, in die Menschen mit ihren Beziehungen zueinander geraten. Jeder möchte sich getragen fühlen, gesehen und anerkannt, also muss der Fehler, den man zu haben meint, versteckt werden. Das Ego stemmt sich unwillkürlich mit aller Kraft dagegen, den Schatten sichtbar werden zu lassen. Für diese unterbewusste Ego-Abwehr wird das machtvolle Mittel der Willenskraft eingesetzt, ohne dabei einer bewussten Entscheidung zu folgen.

Die Auflösung

Das, was Schmerzen bringen könnte, will der Mensch nicht sehen. Es ist aber der Wille Gottes, dass der Mensch kraft seines freien Willens die persönliche Wirklichkeit mit aller Konsequenz erschafft, selbst dann, wenn sie ihm um die Ohren fliegt.

Es lohnt sich also die Frage, wer es denn ist, der da reagiert? Oder, wann lasse ich mich von Ängsten steuern? Die gute Nachricht: es ist möglich, dem Grundangst-Mechanismus auf die Schliche zu kommen. Die Lösung besteht darin, in Kontakt zum ursprünglichen Verlustgefühl zu treten. Es will einfach nur gesehen werden.

Das „innere Kind“, das hinter dem Abwehrmechanismus verborgen immer noch das frühere Leid spürt, möchte in den Arm genommen werden. Dieser Kontakt kann jedoch nur über das Gefühl hergestellt werden. Die Wahrheit soll fühlbar werden! Die persönliche Wahrheit ist, dass dieser Schmerz existiert und bewusst erfahren werden muss. Dies ermöglicht uns, dem Abwehrmechanismus seine Mechanik zu nehmen und zu einer liebevollen Annahme der Dinge, wie sie sind, zu gelangen.

Je bewusster wir also das Göttlich-Essenzielle in unserem Herzen fühlen und vertrauen können, dass wir vom Netzwerk des Lebens getragen werden, desto stärker wirkt die Licht- und Lebensenergie durch uns hindurch. Es wird immer spannender, je besser wir fühlen können. Die steigende Spannung kann unterschiedlich zum Ausdruck kommen. Wenn mein Problem der Stillstand ist, dann kann wachsende Handlungsbereitschaft und Entscheidungskraft die Folge sein.

 

Wenn ich dagegen wie der Goldhamster im Laufrad unterwegs bin, wird sich als Ergebnis eher die innere Stille manifestieren. In der Folge setzt eine Dynamisierung ein, die alle ungelebten Bereiche einbezieht. Der Schatten wird integriert und die Ausstrahlung von Einheit, Liebe, Vollkommenheit, Hingabe, Harmonie, Authentizität, Erfüllung, Gelassenheit und Lebensfreude kann das Dasein durchdringen.

Dies gilt es mit der Aromatherapie der Seele zu bewirken. Im Ennearom-System wird ein Duftzyklus eingesetzt, um ganz bewusst einen Kreis zu schließen. Auf der Duftebene erleben wir die verschiedenen Ausprägungen von Offenheit und Abwehr, um die Schattenthemen zu integrieren, die uns möglicherweise belasten. Es ist ganz unglaublich, welche Dimensionen an Selbsterkenntnis dadurch möglich werden. Die Teilnehmer an einer solchen Arbeit kommen zu einem sehr starken Erleben ihrer selbst. Die Düfte gehen so tief, dass oft die erstaunlichsten Anteile der eigenen Persönlichkeit an die Oberfläche kommen und betrachtet werden können. Dieses Phänomen macht die Duftarbeit zu einem Instrument, das in unterschiedlichen therapeutischen ebenso wie unterhaltsamen Zusammenhängen eingesetzt werden kann.

Der Personal-Trainer kann das Ennearom-Räucherritual für Arbeitsgruppen einsetzen, wenn die zwischenmenschliche Dynamik verbessert werden soll, um beispielsweise Mobbing vorzubeugen.

Der Heilpraktiker kann das Ennearom-Naturparfüm auf der Resonanzebene im Dialog mit dem Patienten erstellen und dabei wertvolle Hinweise für die Anamnese gewinnen.

Die Pflegekraft im Altenheim wird mit einer Duftreise in die Welt der Erinnerungen mit Sicherheit eine gute Erfahrung machen, wenn sie Kontakt im Kreis der alten Menschen herstellen möchte und dafür ein anregendes Medium sucht.

Auch bei der Sterbebegleitung bietet sich die Duftarbeit an, um eine Lösung im Einklang mit der geistigen Welt zu unterstützen. Manchmal manifestiert sich das noch Fehlende dabei auf wunderbare Weise.

Der Ergotherapeut darf sich als Ergebnis eines Duftzyklus der sensiblen Öffnung des Patienten sicher sein.

Der Wellness-Spezialist hat mit einer Räucherrunde oder dem Angebot der Kreation des individuellen Naturparfüms ein Highlight für seine Event-Planung.

Und natürlich wird auch der spirituelle Lehrer für seine Gruppe mit einem Räucherzyklus alle Tore für die Erfahrung des Augenblicks öffnen.

Aber auch für jeden interessierten Laien ist das Spiel mit der Duft-Resonanz ein höchst anregendes Medium, um einen Abend mit Freunden zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen.

Letztlich ist das Ennearom-System ein Modell, das Hilfe zur Selbsthilfe anbietet. Deshalb werden der Phantasie bei dieser Arbeit grundsätzlich auch keine Grenzen gesetzt, sondern der Intuition soll gefolgt werden.

Informationen zu den neun Duft-Toren

„Herr, kommt dieser süße Duft von der Wiese der Seele, oder ist es eine Brise, die von jenseits der Welt herüberweht?“

– Rumi –


Es geht darum, das vielschichtige Gebilde der Persönlichkeit des Menschen zu untersuchen und Schattenbereiche aufzuhellen. Das Ennearom überträgt dieses Anliegen auf die aromatische Ebene und die Problematik kann über den Geruchssinn angeschaut und zugleich bearbeitet werden.

Um mit einer bildhaften Bezeichnung die Charakteristik von neun Bezugspunkten nahe zu bringen, verwenden wir den Begriff Spirituelle Tore. Wir betrachten sie als Pforten zwischen den vereinigenden Lichtkräften der Seelenwelt und den polaren Gegebenheiten der Außenwelt. Als Tor können wir sie mit unserer Vorstellungskraft zu einem Ort werden lassen, den wir innerlich aufsuchen, um Kraft aufzunehmen. Wir greifen also auf neun verschiedene Kraftquellen zu, die uns der Kosmos anbietet. Ihnen werden natürliche Duftstoffe nach gewissen charakteristischen Merkmalen zugeordnet. Ob diese Merkmale den Menschen angenehm oder unangenehm berühren, lässt Rückschlüsse auf die innere Einstellung zu. Die Akzeptanz für bestimmte Ausprägungen des Daseins geht daraus hervor. Damit erschließt die Aromaarbeit, welche Ängste, Vorstellungen und Glaubenssätze den Menschen umtreiben und möglicherweise belasten. Eine Diagnose der Persönlichkeit ist ebenso möglich, wie eine passende Auswahl von Duftstoffen zu treffen. Die Wahrnehmung eines Dufteindrucks erzeugt eine Antwortreaktion, die interpretiert werden kann. Es kann also über diese Resonanz die Befindlichkeit eines Menschen untersucht werden und man kann bei sich selbst feststellen, welcher Schwerpunkt im Persönlichkeitsbild mehr oder weniger stark ausgeprägt ist.

Die innere Logik einer Lebensentfaltung liegt in der Zahlenfolge 1 – 9 des äußeren Kreises. Wir orientieren uns also an neun Toren und ihren charakteristischen Gegebenheiten. Diese Orientierungshilfe kann darin bestehen, Selbsterkenntnis voranzutreiben, Rituale energetisch zu unterstützen oder für konkrete Anliegen geeignete Duftstoffe zu finden. Wenn wir uns anschauen, wofür ein Tor steht, dann finden wir leichter unseren Bezug.

Das Enneagramm ist ein universelles Kreis-Modell, dem eine große Kraft innewohnt, die bei der ENNEAROM-Arbeit mit aromatischen Düften aktiviert wird.

Bewegungsrichtungen

Wir arbeiten also mit neun Toren zur inneren Mitte. Sie sind alle zu bestimmten Momenten unseres Lebens von Bedeutung – eines davon ist wahrscheinlich besonders wichtig. Jedes Tor erlaubt uns, das Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, und alle zusammen ergeben ein vollständiges Bild. Wir erkennen, durch Pfeile angedeutet, eine innere Dynamik, ein Fließen der Energie in der Figur des Enneagramms. Die Bewegungsrichtung zeigt an, aus welchem Tor die Unterstützung kommt und wo die Herausforderung liegt. Wenn man sich selbst an einem der Tore eindeutig gefunden hat, ist es interessant zu wissen, dass am unterstützenden Tor immer auch das innere Kind gefunden werden kann.

Der Schlafwandler am Tor der Werte wird erst aufwachen, wenn er seinem kleinen Magier vom Tor der Inspiration Gehör schenkt, und der zerrissene Rebell, dem es am Tor der Zuversicht an Vertrauen mangelt, muss dafür zunächst dem friedlichen kleinen Dickhäuter vom Tor der Werte Zuwendung schenken. Wenn am Tor der Inspiration der getriebene Erfolgsabhägige Erlösung findet, dann dadurch, dass sein unsicherer kleiner Zweifler vom Tor der Zuversicht getröstet wird.

Der Moralist vom Tor der Ideale kann sich von seinem zwanghaften Überlegenheitsbedürfnis befreien, indem er den lebenshungrigen kleinen Hedonisten am Tor des Lernens in sich zulässt. Der Unersättliche am Tor des Lernens erkennt, dass ein zurückgezogener kleiner Eremit am Tor der Erkenntnis verloren ging und wieder integriert werden muss, um das zwanghafte Streben nach Abwechslung zu beenden. Der zurückgezogene Eigenbrötler vom Tor der Erkenntnis kann seine Überlebensangst nur besiegen, wenn er den kleinen Draufgänger vom Tor der Kraft in sich zum Zuge kommen lässt. Ebenso weiß der Platzhirsch am Tor der Kraft, dass sein Macho-Gehabe mit einem kleinen Jungen zusammenhängt, der am Tor der Großzügigkeit sehnsüchtig auf Liebe und Anerkennung wartet.

Dem manipulativen Schmeichler am Tor der Großzügigkeit wird das eigene Loch im Bauch erst bewusst, wenn er das verlassene kleine Opfer vom Tor der Kreativität in den Arm nimmt, während der depressive Weltschmerz an eben diesem Tor erst durch Zulassen des klärungsbedürftigen kleinen Ordners vom Tor der Ideale aufgelöst werden kann.

Wenn diese inneren Kinder mit ihren Bedürfnissen gesehen und integriert sind, kann nach vorne geschaut und auf jede Forderung guten Mutes zugegangen werden.

Man hat zudem die Möglichkeit, sich mittels der inneren Dynamik eine persönliche Zusammenstellung von neun Duftstoffen zu machen, wenn man an seinem Tor und den zwei korrespondierenden Toren jeweils drei Duftstoffe auswählt. Die können dann als Zyklus angewendet oder auch in einer Mischung verarbeitet werden.

Seelenkontakt über das Riechen

Unser Geruchssinn kann als Tor zur Seele eingesetzt werden.

Seele bezeichnet die essenzielle Qualität im Menschen. Sie meldet sich über die Intuition und führt den Menschen zu seiner individuellen Erfahrung. Seele kann nur durch Öffnung und Hingabe erfahren werden. Sie führt in die Freiheit, die den Menschen erwartet, der bewusst aus den Zwängen der selbst zu verantwortenden Begrenzung herauszutreten vermag. Enge entspringt der eigenen Vorstellung von Mangel und wird nach außen als Neid, Missgunst, Ablehnung, Arroganz und ähnlichen sich selbst disqualifizierenden Empfindungen in der Haltung zur Mitwelt gelebt. Dieses Mangelgefühl hat Ursachen und ist mit Ängsten verbunden. Letztlich fühlt man sich von der Welt abgetrennt, als wäre man in Isolationshaft. Auf der Herzensebene wird es für den Menschen möglich, den Ausgang aus dem Gefängnis zu finden. Es ist die Gefühlsebene, auf der uns befreiende Energie zufließt, wenn wir uns mit der uns umgebenden Welt offenherzig verbinden. Mitgefühl und Vergebung sind die Qualitäten, die dabei eine Schlüsselfunktion erfüllen, getreu dem göttlichen Prinzip:

„Das, was ich meinem Nächsten zukommen lasse, das gebe ich mir selbst, denn wir sind Gestalt gewordenes Göttliches und dadurch alle EINS.“

Es sind Licht und Liebe, die uns erfrischen, wenn wir Mitgefühl und Vergebung verschenken und empfangen. Über das Herz nehmen wir Kontakt mit dieser vereinigenden göttlichen Kraft auf.

Unser Geruchssinn ist ein Werkzeug des Herzens. Über ihn können Impulse aufgenommen werden, die unmittelbaren öffnenden Einfluss auf des Menschen emotionale Befindlichkeit ausüben.

Wenn über die Riechschleimhaut Duftmoleküle an die Nervenenden der Geruchssinneszellen andocken – es sind tatsächlich die einzigen Nervenzellen des Körpers, die direkten Kontakt mit dem Außen haben können –, dann wird ihre Botschaft im so genannten Riechkolben (Bulbus olfactorius) blitzartig in elektronische Impulse umgewandelt, die unmittelbar die Steuerzentrale unserer Gefühlswelt, das Limbische System, erreichen.

Aus diesem Zentrum kommt eine Resonanz, die sehr schwer in Worte gefasst werden kann. Wir sind zu sehr gewohnt, die Sprache als Werkzeug des Verstands zu gebrauchen. Der wiederum kann die Ausdrucksweise des Herzens zumeist nur schwer verstehen. Oft ist es leichter, die Resonanz in Bildern auszudrücken.

Wir ziehen also den Duft in uns hinein und nehmen vielleicht ein Bild wahr, das symbolisch für die Botschaft des Duftes steht. Durch so ein Bild lassen sich gut Assoziationen finden, um die in ihm enthaltene Botschaft zu entschlüsseln. Die Erinnerung oder Assoziation, die da als inneres Bild auftaucht, hat eine Qualität und kann daraufhin angeschaut werden. Löst es ein angenehmes, ein eher bedrohliches oder vielleicht ein gleichgültiges Gefühl aus? Solche Bilder zu empfangen gelingt immer besser, je deutlicher wir die Stimme unseres Herzens vernehmen.

Mag es auch noch so banal erscheinen, jede Assoziation kann sehr wichtig sein, wenn sie im Anschluss in ihrem Bezug zur Botschaft des Duftes betrachtet wird.

Die Sinneswahrnehmung wird also mit einem Bild verbunden, das wie ein mystischer Schlüssel das Tor zur anderen Welt öffnet. Das offene Herz findet an diesem Tor Einlass.

Und genau darum geht es: die Chance zu ergreifen, um sich auf eine solche Erfahrung einzulassen und den Kontrolleur im Kopf auszuschalten.

Es ist eine bereichernde Erfahrung, einen Dufteindruck in phantasievolle Bilder zu kleiden. Sich auf der Gefühlsebene einzulassen, sich dem Eindruck ganz hinzugeben und Bilder entstehen zu lassen, ist auch Zeichen hoher Kultur.

Im traditionellen japanischen Koh-Do, dem „Weg des Duftes“, wird dies in exquisiter Form zelebriert, wenn die Teilnehmer dieser Zeremonie nacheinander den Duft feinster Räucherhölzer auf edlen Miniaturstövchen verglimmen, um in die ganz feinen Bereiche der Wahrnehmung vorzudringen und anschließend ihre Eindrücke in poetische Worte und ausdruckstarke Bilder zu fassen. Auf diese Weise teilen sie miteinander eine sehr intensive gemeinschaftliche Erfahrung.

 

Eines kann auch der ungeschulte Mensch sofort probieren, nämlich aufmerksam zu verfolgen, ob der Geruchseindruck einem selber angenehm oder weniger angenehm erscheint. Nicht die Frage, ob der Duft bekannt ist oder nicht, ist hierbei von Bedeutung, sondern ausschließlich, ob der wahrgenommene Eindruck in diesem Augenblick für einen selbst etwas durchweg Positives oder eher Schwieriges verkörpert. Wenn das festgestellt wurde, dann kann man auch in die Bilder eintauchen, die von anderen Teilnehmern beschrieben werden. Daraus entstehen oft wiederum sehr interessante persönliche Bezüge. In jedem Falle ist bewusstes Riechen eine hervorragende Methode, um Kontakt zwischen innen und außen herzustellen. Vergleichbar mit einer direkten Schaltung auf einer hypersensiblen Kommunikationsebene, bringt die Duftwahrnehmung in Kontakt mit der inneren Welt und wirkt dabei regulativ auf das ganze menschliche System. Eine unvoreingenommen gefühlte Reaktion, die so zum Ausdruck gebracht wird, ist ein wertvolles Stück persönliche Wahrheit.

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