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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Zehnter Band: enthaltend Kapitel 19 und 20.

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Mariens Leichenbegängniß

Des Leichenbegängnisses erinnerte man sich lange als des traurigsten und feierlichsten, das Westminster je gesehen. Während die irdische Hülle der Königin in Whitehall auf dem Paradebette lag, waren die benachbarten Straßen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mit Menschenmassen angefüllt, welche allen Geschäftsverkehr unmöglich machten. Die beiden Häuser mit ihren Sceptern folgten der Bahre, die Lords in Scharlach und Hermelin, die Gemeinen in langen schwarzen Mänteln. Noch nie war ein Souverain vom Parlamente zum Grabe geleitet worden, denn bisher war das Parlament immer mit dem Souverain erloschen. Man hatte zwar eine Schrift verbreitet, in der ein unbedeutender scharfzungiger Rabulist seine Logik anwendete, um den Beweis zu führen, daß Ausschreiben, welche unter den vereinten Namen Wilhelm’s und Mariens erlassen seien, keine Gültigkeit mehr haben könnten, sobald Wilhelm allein regierte. Aber diese erbärmliche Sophisterei hatte ihre Wirkung gänzlich verfehlt. Sie war im Unterhause gar nicht, und im Oberhause nur erwähnt worden, um mit Verachtung verworfen zu werden. Die gesammte Magistratur der City schloß sich dem Zuge an. Die Banner England’s und Frankreich’s, Schottland’s und Irland’s wurden von vornehmen Edelleuten vor dem Sarge her getragen. Die Zipfel des Leichentuches trugen die Oberhäupter der berühmten Häuser Howard, Seymour, Grey und Stanley. Auf dem prachtvollen Sarge von Purpur und Gold lagen Krone und Scepter des Reichs. Der Tag war ganz geeignet für eine solche Feierlichkeit. Der Himmel war dunkel und trübe und einige Schneeflocken fielen auf die schwarzen Federn des Leichenwagens. In der Abtei strahlten Schiff, Chor und Transept von zahllosen Wachskerzen. Die Leiche wurde unter einem prächtigen Thronhimmel im Mittelpunkte der Kirche abgesetzt, während der Primas predigte. Der erste Theil seines Vortrags war durch pedantische Abtheilungen und Unterabtheilungen verunziert; gegen den Schluß hin aber erzählte er was er selbst gesehen und gehört mit einer Einfachheit und einem Ernste, welche ergreifender waren, als die kunstvollste Rhetorik es hätte sein können. Während der ganzen Ceremonie hörte man von Minute zu Minute den entfernten Kanonendonner von den Batterien des Tower. Die holde Königin ruht unter ihren erlauchten Verwandten im südlichen Flügel der Kapelle Heinrich’s VII.276

Gründung des Greenwich-Hospitals

Die Liebe, mit der ihr Gemahl ihr Andenken feierte, wurde bald durch das prächtigste Denkmal bethätigt, das je einem Herrscher errichtet worden ist. Kein Plan war so ganz von ihr ausgegangen und hatte ihr so sehr am Herzen gelegen als der, den Palast zu Greenwich in ein Asyl für Seeleute zu verwandeln. Die Idee war in ihr aufgestiegen, als sie sah, wie schwer es hielt, den Tausenden von Tapferen, welche nach der Schlacht von La Hogue verwundet nach England zurückkehrten, ein gutes Obdach und gute Pflege zu verschaffen. Zu ihren Lebzeiten war so gut wie nichts für die Verwirklichung ihres Lieblingsplanes gethan worden. Aber es war als ob ihr Gemahl, sobald er sie verloren, sich wegen der Nichtachtung ihrer Wünsche Vorwürfe gemacht hätte. Es wurde keine Zeit mehr verloren. Man entwarf einen Bauplan, und bald erhob sich am Ufer der Themse ein Gebäude, das das Asyl, welches der prachtliebende Ludwig für seine Soldaten errichtet, bei weitem übertraf. Wer die Inschrift rund um den Fries der Halle liest, wird bemerken, daß Wilhelm keinen Theil von dem Verdienste des Plans für sich beansprucht und daß er dasselbe lediglich Marien überläßt. Hätte der König bis zur Vollendung des Bauwerks gelebt, so würde die Statue der Frau, welche die eigentliche Gründerin der Anstalt war, in dem Hofe, der den Massen, welche beständig den majestätischen Strom auf und ab fahren, zwei hohe Kuppeln und zwei geschmackvolle Säulengänge zeigt, einen ins Auge fallenden Platz erhalten haben. Doch dieser Theil des Planes kam nicht zur Ausführung, und nur Wenige von Denen, welche jetzt das großartigste aller Hospitäler Europa’s betrachten, wissen, daß es ein Erinnerungszeichen der Tugenden der Königin Marie, der Liebe und der Trauer Wilhelm’s und des großen Sieges von La Hogue ist.

276L’Hermitage, 1. (11.), 6. (16.) März 1695; London Gazette vom 7. März; Tenison’s Leichenrede; Evelyn’s Diary.