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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Siebenter Band: enthaltend Kapitel 13 und 14.

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Die Whigs unzufrieden mit dem Könige

Der König hatte gleich beim Beginn seiner Regierung ihr Mißfallen erregt, indem er einige Tories und Trimmers zu hohen Aemtern berief und die durch diese Ernennungen erweckte Unzufriedenheit war durch sein Bemühen, eine allgemeine Amnestie für die Besiegten zu erlangen, noch verstärkt worden. Er war allerdings auch nicht der Mann, der sich bei den rachsüchtigen Zeloten irgend einer Partei hätte beliebt machen können. Denn zu den Eigenthümlichkeiten seines Characters gehörte eine gewisse schroffe Humanität, durch die er seine Feinde selten gewann und seine Freunde oftmals aufbrachte, in der er aber eigensinnig beharrte, ohne sich weder um die Undankbarkeit Derer, die er vom Untergange gerettet, noch um die Wuth Derer zu kümmern, deren Rachegelüste er vereitelt hatte. Einige Whigs sprachen jetzt ebenso hart über ihn, als sie je über einen seiner beiden Oheime gesprochen hatten. Er sei im Grunde auch ein Stuart und er sei dies nicht umsonst. Wie Alle dieses Stammes liebe auch er die Willkürherrschaft. In Holland sei es ihm gelungen, sich unter der Form einer republikanischen Staatseinrichtung zu einem kaum minder absoluten Herrscher zu machen, als es die erblichen Grafen gewesen seien. Durch eine sonderbare Verkettung von Umständen habe sein Interesse eine kurze Zeit lang dem Interesse des englischen Volks entsprochen, aber obgleich er zufällig ein Befreier geworden, sei er doch von Natur ein Despot. Er sympathisire nicht mit dem gerechten Zorne der Whigs. Er habe Zwecke im Auge, welche die Whigs keinen Souverain gutwillig erreichen lassen würden, und er wisse auch recht gut, daß er nur die Tories als Werkzeuge dazu benutzen könne. Daher habe er sie vom Augenblicke seiner Thronbesteigung an ungebührlich begünstigt. Jetzt wolle er den nämlichen Verbrechern, die er vor wenigen Monaten in seiner Erklärung als eine exemplarische Strafe verdienend bezeichnet habe, eine Amnestie erwirken. Im November habe er der Welt gesagt, daß die Verbrechen, an denen jene Männer Theil genommen, es Unterthanen zur Pflicht gemacht hätten, ihren Huldigungseid zu brechen, Soldaten, ihre Fahnen zu verlassen, Kinder, gegen ihre Eltern zu kämpfen. Mit welcher Consequenz könne er jetzt dazu rathen, diese Verbrechen mit dem Mantel allgemeiner Vergessenheit zu bedecken? und sei nicht nur zu triftiger Grund zu der Besorgniß vorhanden, daß er die Helfershelfer der Tyrannei vor dem verdienten Loose in der Hoffnung zu retten wünsche, daß sie ihm früher oder später einmal eben so gewissenslos dienen würden, wie sie seinem Schwiegervater gedient hätten?

Maßlose Heftigkeit Howe’s

Unter den von diesen Gefühlen beseelten Mitgliedern des Hauses der Gemeinen war Howe der Heftigste und Kühnste. Er ging einmal so weit, daß eine Untersuchung der Maßnahmen des Parlaments von 1685 eingeleitet und daß allen Denen, die in diesem Parlament mit dem Hofe gestimmt hatten, irgend ein Brandmal aufgedrückt werden solle. Dieser eben so absurde als hämische Antrag wurde von allen ehrenwertheren Whigs gemißbilligt und von Birch und Maynard nachdrücklich bekämpft.157 Howe mußte nachgeben, aber er war ein Mann, den kein Schlag niederwerfen konnte, und er wurde durch den Beifall vieler hitzköpfiger Mitglieder seiner Partei ermuthigt, welche nicht die entfernteste Ahnung hatten, daß er, nachdem er der hämischeste und characterloseste Whig gewesen, in nicht ferner Zeit der hämischeste und characterloseste Tory werden würde.

Angriff gegen Caermarthen

Dieser scharfsinnige, ruchlose und boshafte Politiker hielt sich, obgleich er selbst ein einträgliches Amt im königlichen Hofstaat bekleidete, tagtäglich über die Art der Besetzung der hohen Staatsämter auf und seine Declamationen wurden, wenn auch etwas weniger scharf und heftig, von anderen Rednern wiederholt. Keiner, sagten sie, der ein Minister Karl’s oder Jakob’s gewesen sei, dürfe ein Minister Wilhelm’s sein. Der erste Angriff wurde gegen den Lordpräsidenten Caermarthen gerichtet. Howe stellte den Antrag, daß dem Könige eine Adresse überreicht werden solle, die ihn ersuchte, alle Diejenigen, welche je einmal von den Gemeinen angeklagt worden seien, aus Sr. Majestät Staatsrath und Angesicht, zu entfernen. Die Debatte über diesen Antrag wurde zu wiederholten Malen vertagt. Während der Ausgang noch zweifelhaft war, schickte Wilhelm Dykvelt an Howe ab, um ihn zur Rede zu setzen. Howe war unbeugsam. Er war was man im gewöhnlichen Leben einen uneigennützigen Menschen nennt, das heißt, er legte auf das Geld weniger Werth als auf das Vergnügen, seiner üblen Laune Luft zu machen und Aufsehen zu erregen. „Ich erweise dem König einen Dienst,“ sagte er; „ich befreie ihn von falschen Freunden, und meine Stellung wird mich nie abhalten, meine Gedanken auszusprechen.“ Der Antrag wurde gestellt, scheiterte aber gänzlich. Der Satz, daß eine bloße Anklage, ohne Ueberführung, als ein entscheidender Beweis von Schuld betrachtet werden solle, widerstritt in der That der natürlichen Gerechtigkeit. Caermarthen hatte allerdings große Fehler begangen, aber sie waren durch Parteigeist übertrieben, durch harte Leiden gesühnt und durch neuerliche ausgezeichnete Dienste wiedergutgemacht worden. Zu der Zeit als er die große Grafschaft York gegen Papismus und Tyrannei zu den Waffen rief, hatten ihm einige der ausgezeichnetsten Whigs versichert, daß aller alte Zwist vergessen sei. Howe behauptete zwar, daß die Artigkeiten, welche im Augenblicke der Gefahr erzeigt worden seien, nichts bedeuteten. „Wenn ich eine Viper in der Hand habe,“ sagte er, „gehe ich sehr subtil mit ihr um; sobald ich sie aber am Boden habe, zertrete ich sie.“ Aber der Lordpräsident wurde so kräftig unterstützt, daß nach einer dreitägigen Discussion seine Feinde es nicht wagten, über den gegen ihn gerichteten Antrag die Meinung des Hauses zu sondiren. Im Laufe der Debatte wurde beiläufig eine wichtige Verfassungsfrage in Anregung gebracht. Die Frage war, ob eine Begnadigung vor einer parlamentarischen Anklage schützen könne. Die Gemeinen resolvirten ohne Abstimmung, daß eine Begnadigung nicht davor schützen könne.158

Angriff auf Halifax

Der nächste Angriff galt Halifax. Er nahm eine viel verhaßtere Stellung ein als Caermarthen, der sich unter dem Vorgeben, daß seine Gesundheit angegriffen sei, fast gänzlich von den Geschäften zurückgezogen hatte. Halifax wurde allgemein als der erste Rathgeber der Krone betrachtet und für alle in Bezug auf Irland begangenen Fehler speciell verantwortlich gemacht. Die Uebel, sagte man, welche dieses Königreich zu Grunde gerichtet, hätten durch rechtzeitige Vorsicht verhütet oder durch kräftige Anstrengung wiedergutgemacht werden können. Die Regierung aber habe nichts vorgesehen; sie habe wenig gethan, und dieses Wenige sei weder zur rechten Zeit noch in der rechten Weise geschehen. Zu einer Zeit, wo einige wenige Truppen genügt haben würden, habe man Unterhandlungen anstatt Truppen angewendet. Als viele Truppen nöthig gewesen seien, habe man wenige geschickt, und diese wenigen seien schlecht ausgerüstet und schlecht commandirt gewesen. Dies, riefen die heftigen Whigs, seien die natürlichen Früchte des großen Fehlers, den König Wilhelm am ersten Tage seiner Regierung begangen habe. Er habe zu Tories und Trimmers ein Vertrauen gehabt, das sie nicht verdienten. Insbesondere habe er die Leitung der irischen Angelegenheiten dem Trimmer der Trimmers anvertraut, einem Manne, dessen Talent Niemand bestreite, der aber der neuen Regierung nicht treu ergeben, der überhaupt gar nicht fähig sei, irgend einer Regierung treu ergeben zu sein, der stets zwischen zwei Meinungen geschwankt und bis zum Augenblicke der Flucht Jakob’s die Hoffnung nicht aufgegeben habe, daß die Unzufriedenheit der Nation ohne einen Dynastiewechsel beschwichtigt werden könnte. Howe bezeichnete bei zwanzig Gelegenheiten Halifax als die Ursache aller Calamitäten des Landes. Eine ähnliche Sprache führte Monmouth im Hause der Lords. Obgleich erster Lord des Schatzes, schenkte er doch den Finanzgeschäften, für die er übrigens ganz untauglich war und deren er bald überdrüssig geworden, seine Theilnahme. Seine ganze Thätigkeit widmete er der Verfolgung der Tories. Er sagte dem Könige rund heraus, daß Niemand, der nicht ein Whig sei, im Staatsdienste angestellt werden solle. Wilhelm’s Antwort war kalt und entschieden. „Ich habe so viel für Ihre Freunde gethan, als ich ohne Gefahr für den Staat thun kann, mehr aber werde ich nicht thun.159“ Die einzige Wirkung dieses Verweises war, daß Monmouth factiöser wurde als je. Besonders gegen Halifax intriguirte und haranguirte er mit unermüdlicher Animosität. Die anderen whiggistischen Lords des Schatzes, Delamere und Capel, waren kaum weniger eifrig bestrebt, den Lordsiegelbewahrer aus dem Amte zu vertreiben, und persönliche Eifersucht und Antipathie bewogen den Lordpräsidenten, mit seinen eignen Anklägern gegen seinen Nebenbuhler zu conspiriren.

 

In wie weit die Beschuldigungen, welche damals gegen Halifax, erhoben wurden, begründet gewesen sein mögen, läßt sich jetzt nicht mehr mit Gewißheit ermitteln. Obwohl seine Feinde zahlreiche Zeugen befragten und obgleich sie von Wilhelm die ungern gegebene Erlaubniß erlangten, die Protokolle des Geheimen Raths einzusehen, konnten sie doch keinen Beweis entdecken, auf den sie eine bestimmte Anklage hätten stützen können.160 Es war indessen unleugbar, daß der Lordsiegelbewahrer als Minister für Irland fungirt hatte und daß Irland fast verloren war. Unnöthig und sogar widersinnig ist die Annahme vieler Whigs, daß seine Verwaltung deshalb unersprießlich gewesen sei, weil er nicht gewollt habe, daß sie ersprießlich sein solle. Das Wahre ist, daß die Schwierigkeiten seiner Stellung groß waren und daß er bei all’ seiner Genialität und Beredtsamkeit diesen Schwierigkeiten nicht gewachsen war. Die ganze Regierungsmaschine war aus den Fugen, und er war nicht der Mann, der sie wieder in Gang bringen konnte. Dazu gehörte nicht das was er in so reichem Maße besaß: Geist, Geschmack, glänzende Fassungskraft und scharfe Unterscheidungsgabe, sondern das was ihm fehlte: rasches Entscheiden, unermüdliche Energie und unerschütterliche Entschlossenheit. Sein Gemüth war im Grunde zu weich für eine Arbeit, wie sie jetzt auf ihm lastete und es war neuerdings durch harte Schicksalsschläge noch weicher gestimmt worden. Er hatte in Zeit von nicht ganz einem Jahre zwei Söhne verloren. Es existirt noch ein Brief, in welchem er damals gegen seine hochverehrte Freundin, Lady Russell, über die Verödung seines Herdes und über die herzlose Undankbarkeit der Whigs klagt. Ebenso besitzen wir noch die Antwort darauf, worin sie ihn freundlich ermahnt, da Trost zu suchen, wo sie denselben unter nicht minder harten Prüfungen gefunden habe.161

Der erste Angriff auf ihn erfolgte im Oberhause. Einige whiggistische Lords, unter denen sich der launenhafte und ruchlose erste Lord des Schatzes besonders hervorthat, schlugen vor, den König zu ersuchen, daß er einen neuen Sprecher ernenne. Halifax Freunde beantragten die vorläufige Frage und brachten sie durch.162 Ungefähr drei Wochen später beantragten seine Feinde in einem Comité des ganzen Hauses der Gemeinen eine Resolution, die ihm keine specielle Unterlassungs- oder Begehungssünde zur Last legte, sondern es einfach für rathsam erklärte, daß er aus dem Dienste der Krone entlassen werde. Die Debatte war heiß. Die gemäßigten Politiker beider Parteien waren nicht geneigt, einem zwar nicht fehlerfreien, aber durch Talent und Liebenswürdigkeit gleich ausgezeichneten Mann ein Brandmal aufzudrücken. Als seine Ankläger sahen, daß sie ihren Zweck nicht erreichen konnten, suchten sie sich einer Entscheidung, welche gewiß ungünstig für sie gelautet haben würde, dadurch zu entziehen, daß sie beantragten, der Vorsitzende solle die Sache vertagen. Aber ihre Taktik wurde durch das umsichtige und muthige Benehmen Lord Eland’s, des Marquis’ einzigem noch lebenden Sohne, vereitelt. „Mein Vater hat es nicht verdient,“ sprach der junge Edelmann, „daß man solches Spiel mit ihm treibt. Wenn Sie ihn für strafbar halten, so sagen Sie es, und er wird sich ohne weiteres Ihrem Urtheile unterwerfen. Entlassung vom Hofe hat nichts Schreckliches für ihn. Gottes Güte hat ihn der Nothwendigkeit überhoben, die Mittel zur Aufrechthaltung seines Ranges in einem Amte zu suchen.“ Das Comité stimmte ab und Halifax wurde mit einer Majorität von vierzehn Stimmen freigesprochen.163

Vorbereitungen zu einem Feldzuge in Irland

Wäre die Abstimmung um einige Stunden verschoben worden, so würde die Majorität wahrscheinlich viel bedeutender gewesen sein. Die Gemeinen stimmten unter dem Einflusse der Meinung, daß Londonderry gefallen und ganz Irland verloren sei. Kaum war das Haus auseinandergegangen, so traf ein Courier mit der Nachricht ein, daß der Sperrbaum im Foyle durchbrochen sei. Ihm folgte bald ein zweiter, der die Aufhebung der Belagerung meldete, und ein dritter, der die Nachricht von der Schlacht bei Newton Butler brachte. Hoffnung und Jubel folgten auf Mißmuth und Besorgniß.164 Ulster war gerettet, und man erwartete zuversichtlich, daß Schomberg sehr bald auch Leinster, Connaught und Munster wiedererobern werde. Er war jetzt bereit zum Aufbruch. Der Hafen von Chester war der Punkt, von wo er abgehen sollte. Die seinem Commando unterstellte Armee hatte sich dort versammelt, und der Dee wimmelte von Kriegs- und Transportschiffen. Leider waren fast alle kriegserfahrene englische Soldaten nach Flandern geschickt worden, und die große Mehrzahl der nach Irland bestimmten Truppen bestand daher aus Leuten, welche eben vom Pfluge und von der Dreschtenne kamen. Es war indessen eine vortreffliche holländische Brigade unter dem Commando eines erfahrnen Offiziers, des Grafen von Solms darunter. Außerdem waren vier Regimenter, ein Cavallerieregiment und drei Infanterieregimenter, aus den französischen Flüchtlingen gebildet worden, von denen viele mit Auszeichnung gedient hatten. Niemand that mehr für die Aushebung dieser Regimenter als der Marquis von Ruvigny. Er war viele Jahre ein außerordentlich treuer und nützlicher Diener der französischen Regierung gewesen, und man schätzte in Versailles seine Verdienste so hoch, daß man ihn gebeten hatte, Begünstigungen anzunehmen, welche kaum ein andrer Ketzer durch noch so dringende Bitten erlangt haben würde. Hätte er sich entschlossen in seinem Vaterlande zu bleiben, so würde man ihm und seinen Angehörigen gestattet haben, privatim Gott auf ihre eigne Art zu verehren. Aber Ruvigny wies alle Anerbietungen zurück, theilte das Loos seiner Glaubensbrüder und vertauschte in einem Alter von mehr als achtzig Jahren Versailles, wo er noch immer ein Günstling hätte bleiben können, mit einer bescheidenen Wohnung in Greenwich. Diese Wohnung war während der letzten Monate seines Lebens der Sammelplatz aller ausgezeichneten Persönlichkeiten unter seinen Mitverbannten. Seine Talente, seine Erfahrung und seine freigebige Herzensgüte machten ihn zum unbestrittenen Oberhaupte der Refugiés. Zu gleicher Zeit war er ein halber Engländer, denn seine Schwester war eine Gräfin von Southampton gewesen und er war der Oheim von Lady Russell. Die Zeit des selbstthätigen Handelns war für ihn längst vorüber; aber seine beiden Söhne, beides Männer von ausgezeichnetem Muthe, widmeten ihre Degen dem Dienste Wilhelm’s. Der jüngere Sohn, der den Namen Caillemote führte, wurde zum Obersten eines der hugenottischen Infanterieregimenter ernannt. Die beiden anderen Infanterieregimenter wurden von La Melloniere und Cambon, Offizieren von glänzendem Rufe, befehligt. Das Cavallerieregiment war von Schomberg selbst errichtet und führte seinen Namen. Ruvigny lebte gerade noch lange genug, um diese Rüstungen vollendet zu sehen.165

Schomberg

Dem General, dem man die Oberleitung des Feldzugs gegen Irland übertragen hatte, war es in seltenem Grade gelungen, sich die Zuneigung und Achtung der englischen Nation zu erwerben. Er war zum Herzoge, zum Ritter des Hosenbandordens und zum Feldzeugmeister ernannt worden, er stand jetzt an der Spitze einer Armee, und doch erweckte seine Erhebung nichts von dem Neide, der sich jedesmal kundgab, so oft Bentinck, Zulestein oder Auverquerque ein Zeichen königlicher Gunst zu Theil ward. Schomberg’s militärische Tüchtigkeit war allgemein anerkannt. Er wurde von allen Protestanten als ein Bekenner betrachtet, der für die Wahrheit Alles erduldet hatte, den Märtyrertod ausgenommen. Um seines Glaubens willen hatte er einem glänzenden Einkommen entsagt, hatte den französischen Marschallsstab niedergelegt und hatte, in einem Alter von beinahe achtzig Jahren, als ein armer Soldat des Zufalls seine Laufbahn noch einmal von vorn angefangen. Da er in keiner Connection mit den Vereinigten Provinzen stand und niemals dem kleinen Hofe im Haag angehört hatte, so wurde der ihm vor englischen Anführern gegebene Vorzug mit Recht nicht nationaler oder persönlicher Parteilichkeit, sondern lediglich seinen Tugenden und Fähigkeiten zugeschrieben. Sein Benehmen war weit verschieden von dem der anderen Ausländer, welche so eben zu englischen Peers creirt worden waren. Diese waren bei vielen ehrenwerthen Eigenschaften in Geschmack, Sitten und Neigungen Holländer und konnten den Ton der Gesellschaft, in die sie versetzt worden, nicht treffen. Er war ein Weltbürger, hatte ganz Europa durchwandert, hatte an der Maas, am Ebro und am Tajo Armeen commandirt, hatte sich in dem glänzenden Cirkel von Versailles bewegt und hatte am Berliner Hofe in hoher Gunst gestanden. Französische Edelleute hatten ihn oft für einen französischen Edelmann gehalten. Er hatte einige Zeit in England zugebracht, sprach sehr gut englisch, fand sich leicht in die englischen Sitten und wurde oft in Begleitung von Engländern im Parke gesehen. In seiner Jugend hatte er mäßig gelebt, und seine Mäßigkeit genoß jetzt den ihr gebührenden Lohn: ein ungemein rüstiges und kräftiges Alter. Als achtzigjähriger Greis, hatte er noch Sinn für unschuldige Vergnügungen, seine Conversation war außerordentlich elegant und lebhaft, man konnte nichts Geschmackvolleres sehen als seine Equipagen und seine Tafel, und jeder Cavalleriecornet beneidete die Anmuth und den würdevollen Anstand, womit der Veteran an der Spitze seines Regiments auf seinem Schlachtrosse in Hydepark erschien.166 Das Haus der Gemeinen hatte ihn mit allgemeiner Zustimmung durch ein Geschenk von hunderttausend Pfund Sterling für seine Verluste entschädigt und für seine geleisteten Dienste belohnt. Vor seinem Abgange nach Irland bat er um die Erlaubniß, für dieses großmüthige Geschenk seinen Dank aussprechen zu dürfen. Es ward ein Stuhl für ihn innerhalb der Schranke bereitgestellt. Er nahm, mit dem Scepter zu seiner Rechten, auf demselben Platz, erhob sich dann, sprach in kurzen freundlichen Worten seinen Dank aus und nahm Abschied von der Versammlung. Der Sprecher erwiederte darauf, daß die Gemeinen die Verpflichtungen, welche sie schon gegen Se. Gnaden hätten, nie vergessen würden, daß sie ihn mit Vergnügen an der Spitze der englischen Armee sähen, daß sie volles Vertrauen in seinen Eifer und seine Geschicklichkeit setzten und daß sie sich seiner stets mit besonderer Fürsorge annehmen würden. Das bei dieser interessanten Gelegenheit gegebene Beispiel wurde hundertundfünfundzwanzig Jahre später bei einer noch interessanteren Gelegenheit mit strengster Genauigkeit nachgeahmt. Genau auf derselben Stelle, wo Schomberg im Juli 1689 die Freigebigkeit der Nation dankend anerkannt, stand im Juli 1814 ein Stuhl für einen noch berühmteren Krieger, der gekommen war, um sich für ein noch glänzenderes Zeichen der öffentlichen Anerkennung zu bedanken. Wenige Dinge bezeichnen treffender den eigenthümlichen Character der englischen Verfassung und Nation als der Umstand, daß das Haus der Gemeinen, eine aus dem Volke hervorgegangene Versammlung, selbst in einem Augenblicke freudiger Begeisterung mit der ängstlichen Gewissenhaftigkeit eines Wappencollegiums an althergebrachten Formen festhielt; daß das Niedersetzen und Aufstehen, das Bedecktbleiben und das Entblößen des Hauptes im 19. Jahrhundert noch genau nach der nämlichen Etikette regulirt war wie im 17., und daß das nämliche Scepter, welches zur Rechten Schomberg’s gehalten worden war, in gleicher Stellung zur Rechten Wellington’s gehalten wurde.167

 
157Grey’s Debates, June 12. 1689.
158Siehe Commons’ Journals und Grey’s Debates, June 1., 3., 4. 1689; Life of William 1704.
159Burnet MS. Harl. 6584; Avaux an de Croissy, 16. (26.) Juni 1689.
160Bezüglich der Protokolle des Geheimen Raths siehe die Commons’ Journals vom 22. und 28. Juni und vom 3., 5., 13. und 16. Juli.
161Der Brief von Halifax an Lady Russell ist vom 23. Juli 1689, etwa vierzehn Tage nach dem Angriffe auf ihn bei den Lords und etwa acht Tage vor dem Angriffe bei den Gemeinen, datirt.
162Siehe die Lords’ Journals vom 10. Juli 1689 und einen Brief aus London vom 11. (21.) Juli, den Croissy an Avaux sendete. Don Pedro de Ronquillo erwähnt des Angriffs der whiggistischen Lords auf Halifax in einer Depesche, deren Datum ich nicht angeben kann.
163Dies geschah Sonnabend den 3. August. Da die Abstimmung im Comité stattfand, sind die Zahlen nicht in die Protokolle aufgenommen. Clarendon sagt in seinem Tagebuche, die Majorität habe elf Stimmen betragen. Aber Narcissus Luttrell, Oldmixon und Tindal geben sie übereinstimmend auf vierzehn an. Der größte Theil des Wenigen was ich über diese Debatte gefunden habe, ist in einer Depesche von Don Pedro de Ronquillo enthalten. „Se resolvio,“ sagt er, „que el sabado, en comity de toda la casa, se tratasse del estado de la nation para representarle al Rey. Emperose por acusar al Marques de Olifax; y reconociendo sus emulos que no tenian partido bastante, quisieron remitir para otro dia esta motion: pero el Conde de Elan, primogenito del Marques de Olifax, miembro de la casa, les dijo que su padre no era hombre para andar peloteando con el, y que se tubiesse culpa lo acabasen de castigar, que el no havia menester estar en la corte para portarse conforme á su estado, pues Dios le havia dado abundamente para poderlo hazer; con que por pluralidad de voces vencio su partido.“ Ich vermuthe, daß Lord Eland auf die Armuth einiger von den Feinden seines Vaters und auf die Habgier anderer anspielen wollte.
164Diese Veränderung in der Stimmung, welche unmittelbar auf die Debatte über den Antrag auf Halifax’ Entlassung folgte, wird von Ronquillo erwähnt.
165Ueber Ruvigny siehe Sir Simon’s Memoiren vom Jahre 1697 und Burnet I. 366. Einige interessante Angaben über Ruvigny und über die hugenottischen Regimenter findet man auch in einer Erzählung aus der Feder eines französischen Refugiés Namens Dumont. Diese Erzählung, ein Manuscript, das ich bei Gelegenheit als das Dumont-Manuscript citiren werde, wurde mir vom Dechanten von Ossory freundlichst geliehen.
166Siehe das Abrègé de la Vie de Fréderic Duc de Schomberg, von Lunancy, 1690, die Memoiren des Grafen Dohna und die Anmerkung St. Simon’s zu Dangeau’s Journal, 30. Juli 1690.
167Siehe die Protokolle der Gemeinen vom 16. Juli 1689 und vom 1. Juli 1814.