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Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22.

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Godolphin’s Rücktritt

Hätte Godolphin sich beharrlich geweigert, seine Stelle aufzugeben, so würden die Whighäupter in eine höchst unangenehme Verlegenheit gerathen sein. Aber ein Staatsmann von nicht gewöhnlicher Gewandtheit übernahm es, sie aus ihrer Verlegenheit zu reißen. In der Kunst, in den Herzen der Menschen zu lesen und sie zu leiten, hatte Sunderland nicht seines Gleichen, und er wünschte, wie er dies schon seit mehreren Jahren that, alle hohen Aemter im Königreiche mit Whigs besetzt zu sehen. Durch seine geschickte Bearbeitung wurde Godolphin bewogen, sich ins königliche Cabinet zu begeben und um die Erlaubniß zu bitten, sich aus dem Staatsdienste zurückzuziehen, und Wilhelm gab diese Erlaubniß mit einer Bereitwilligkeit, über welche Godolphin weit mehr erstaunt als erfreut war.191

Stimmung der Whigs über Fenwick

Eines von den Mitteln, welche die Whigjunta anwendete, um in allen Reihen der Whigs eine noch nie dagewesene Disciplin einzuführen und aufrechtzuerhalten, war die häufige Abhaltung von Zusammenkünften der Mitglieder des Hauses der Gemeinen. Einige dieser Zusammenkünfte waren zahlreich, andere waren gewählt. Die zahlreicheren wurden in der „Rose” gehalten, einer in den politischen Libellen jener Zeit häufig genannten Taverne;192 die kleineren bei Russell in Covent Garden, oder bei Somers in Lincoln’s Inn Fields.

An dem Tage, an welchem Godolphin sein hohes Amt niederlegte, wurden zwei gewählte Meetings veranstaltet. Am Morgen war Russell’s Haus der Zusammenkunftsort. Am Nachmittag fand sich eine zahlreiche Gesellschaft bei dem Lordsiegelbewahrer ein. Fenwick’s Bekenntniß, das bis dahin wahrscheinlich den meisten Anwesenden nur vom Hörensagen bekannt war, wurde vorgelesen. Die Entrüstung der Zuhörer wurde in hohem Grade erregt, namentlich durch eine Stelle, welche sagen zu wollen schien, daß nicht allein Russell, nicht allein Shrewsbury, sondern die große Masse der Whigpartei im Herzen jakobitisch sei, und zwar schon seit langer Zeit. „Der Mensch behauptet,” sagte man, „daß selbst das Mordcomplot ein whiggistischer Anschlag gewesen sei.” Die allgemeine Ansicht war, daß man über eine solche Beschuldigung nicht leicht hinweggehen dürfe. Es müsse eine feierliche Debatte und Entscheidung im Parlamente stattfinden. Das beste Verfahren werde sein, wenn der König selbst zu dem Gefangenen ginge und ihn verhörte und wenn Russell dann um die königliche Erlaubniß nachsuchte, den Gegenstand vor das Haus der Gemeinen zu bringen. Da Fenwick für die Geschichten, die er erzählte, keine andre Autorität zu haben behaupte als bloßes Hörensagen, so könne es nicht schwer halten, eine Resolution, die ihn als Verleumder brandmarkte, und eine Adresse an den Thron durchzubringen, welche um seine sofortige Prozessirung wegen Hochverraths ersuchte.193

Wilhelm verhört Fenwick

Die Ansicht der Versammlung wurde Wilhelm durch seine Minister mitgetheilt, und er verstand sich, wenn auch nicht ohne Widerstreben, dazu, mit dem Gefangenen zu sprechen. Fenwick wurde in das königliche Cabinet zu Kensington gebracht. Einige von den hohen Staatsbeamten und die Kronanwälte waren anwesend. „Ihre Schrift, Sir John,” sagte der König, „ist ganz und gar unbefriedigend. Anstatt mir eine Darstellung der von Ihnen und Ihren Mitschuldigen geschmiedeten Complots zu geben, deren Details Ihnen alle genau bekannt sein müssen, erzählen Sie mir Geschichten ohne Autorität, ohne Daten, ohne Ortsangaben, von Cavalieren und Gentlemen, mit denen Sie gar nicht in Verkehr gestanden zu haben behaupten. Kurz, Ihr Bekenntniß scheint offenbar eine Erdichtung zu sein, welche Diejenigen, die wirklich Anschläge gegen mich entworfen haben, meinen Blicken verbergen und mich veranlassen will, Diejenigen, denen ich guten Grund habe Vertrauen zu schenken, mit Mißtrauen zu betrachten und aus meiner Nähe zu entfernen. Wenn Sie auf irgend eine Vergünstigung von mir hoffen, so geben Sie mir diesen Augenblick und hier an dieser Stelle eine vollständige und offene Darlegung dessen was Sie aus Sich selbst wissen.” Fenwick erwiederte, dieses Verlangen treffe ihn zu unvorbereitet, und bat um Zeit. „Nein, Sir,” sagte der König, „wozu können Sie Zeit brauchen? Sie können nur dann Zeit brauchen, wenn Sie eine zweite Schrift wie diese aufsetzen wollen. Aber was ich von Ihnen verlange, ist eine einfache Erzählung dessen was Sie selbst gethan und gesehen haben, und eine solche Erzählung können Sie, wenn Sie sonst wollen, ohne Feder und Tinte geben.” Fenwick weigerte sich auf das Bestimmteste, irgend etwas zu sagen. „Nun, es sei denn,” sagte Wilhelm. „So will ich weder von Ihnen noch über Sie weiter etwas hören.”194

Fenwick wurde in sein Gefängniß zurückgeführt. Er hatte bei dieser Audienz eine Kühnheit und Entschiedenheit gezeigt, welche Diejenigen, die sein Benehmen beobachtet hatten, in Erstaunen setzten. Während der ganzen bisherigen Dauer seiner Haft hatte er stets ängstlich und muthlos geschienen und doch hatte er jetzt, bei dem Wendepunkte seines Schicksals, dem Zorne des Fürsten getrotzt, den er kurz zuvor demüthig um Nachsicht angefleht. In wenigen Stunden wurde das Räthsel aufgeklärt. Unmittelbar vor seiner Vorladung nach Kensington hatte er von seiner Gattin die Mittheilung erhalten, daß sein Leben nicht gefährdet sei, daß nur ein Belastungszeuge gegen ihn existire, daß es ihr und ihren Freunden gelungen sei, Goodman zu bestechen.195

Verschwinden Goodman’s

Goodman war eine Freiheit gestattet worden, wegen der man nachmals die Regierung mit einigem Grunde getadelt hat. Denn seine Aussage war von der höchsten Wichtigkeit, sein Character war notorisch schlecht, die gemachten Versuche Porter zu verführen, bewiesen, daß, wenn Fenwick’s Leben mit Geld zu retten war, solches nicht gespart werden würde, und Goodman war nicht, wie Porter, behülflich gewesen, Jakobiten an den Galgen zu bringen, und war daher nicht, wie Porter, durch ein unauflösliches Band an die Sache Wilhelm’s gekettet. Die Familien der gefangenen Verschwörer bedienten sich der Vermittelung eines schlauen und kühnen Abenteurers, Namens O’Brien. Dieser Mann kannte Goodman genau. Sie hatten in der That einer und der nämlichen Räuberbande angehört. Im „Hund” in Drury Lane, einer Taverne, welche von gesetzlosen und verzweifelten Menschen frequentirt wurde, trafen sie miteinander zusammen. O’Brien war von einem andren Jakobiten von entschlossenem Character begleitet. Sie stellten Goodman die einfache Alternative, entweder zu verschwinden und als Belohnung ein Jahrgeld von fünfhundert Pfund zu erhalten, oder auf der Stelle ermordet zu werden. Er willigte theils aus Habsucht, theils aus Furcht ein. O’Brien war nicht der Mann sich prellen zu lassen wie Clancy. Von dem Augenblicke an wo der Handel abgeschlossen, wich er nicht eher wieder von Goodman’s Seite als bis sie in Saint-Germains waren.196

Am Nachmittage des Tages, an welchem Fenwick vom Könige in Kensington befragt worden war, begann sich das Gerücht zu verbreiten, daß Goodman vermißt werde. Er war seit vielen Stunden vom Hause abwesend und man hatte ihn nicht an den Orten gesehen, die er zu besuchen pflegte. Zuerst entstand der Verdacht, daß die Jakobiten ihn ermordet hätten, und dieser Verdacht wurde durch einen sonderbaren Umstand verstärkt. Kurz nach seinem Verschwinden war ein vom Rumpfe getrennter Menschenkopf gefunden worden, der so furchtbar zerfleischt war, daß sich kein Zug im Gesicht mehr erkennen ließ. Die Menge, von dem Gedanken besessen, daß es kein Verbrechen gebe, zu dessen Verübung sich nicht ein irischer Papist finden würde, war zu dem Glauben geneigt, daß das Schicksal Godfrey’s ein neues Opfer betroffen habe. Bei näherer Untersuchung stellte es sich jedoch als gewiß heraus, daß Goodman sich absichtlich entfernt hatte. Es erschien eine Bekanntmachung, welche Demjenigen, der den Flüchtling ergreifen würde, eine Belohnung von tausend Pfund versprach; aber es war zu spät.197

 

Dieser Vorfall erbitterte die Whigs über die Maßen. Keine Jury konnte jetzt Fenwick des Hochverraths schuldig erklären. Sollte er also davon kommen? Sollte eine lange Reihe von Verbrechen gegen den Staat ungestraft bleiben, lediglich weil zu diesen Verbrechen noch das neue Verbrechen gekommen war, einen Zeugen zu bestechen, damit er seine Aussage unterdrücke und sich der Bürgschaftleistung durch die Flucht entziehe? Gab es kein außergewöhnliches Mittel, durch das die Justiz einen Verbrecher erreichen konnte, der einzig und allein weil er schlimmer war als andere Verbrecher außer dem Bereiche des gewöhnlichen Gesetzes stand? Es gab ein solches Mittel, das durch zahlreiche Präcedenzfälle autorisirt war, das während der Wirren des 16. Jahrhunderts die Papisten sowohl als die Protestanten, und während der Wirren des 17. Jahrhunderts die Rundköpfe sowohl als die Cavaliere angewendet hatten, ein Mittel, das kein Führer der Torypartei verdammen konnte, ohne sich selbst zu verurtheilen, und über das sich Fenwick anständigerweise nicht beklagen konnte, da er selbst wenige Jahre früher eifrig dafür gewesen war, es gegen den unglücklichen Monmouth anzuwenden. Zu diesem Mittel beschloß die Partei, die jetzt im Staate die Oberhand hatte, zu greifen.

Parlamentarische Maßnahmen in Bezug auf Fenwick’s Geständnisse

Bald nachdem die Gemeinen am Morgen des 6. Novembers zusammengetreten waren, erhob sich Russell auf seinem Platze und bat um Gehör. Die Aufgabe die er übernommen hatte, erforderte einen Muth nicht von der ehrenwerthesten Art; aber ihm fehlte es an keiner Art von Muth. Sir John Fenwick, sagte er, habe dem Könige eine Schrift übersandt, in der schwere Beschuldigungen gegen einige Diener Sr. Majestät erhoben wären, und Se. Majestät habe auf Ersuchen seiner angeklagten Diener zu befehlen geruht, daß diese Schrift dem Hause vorgelegt werde. Das Bekenntniß wurde vorgelesen. Hierauf verlangte der Admiral mit einem Muthe und einer Würde, die eines besseren Mannes werth gewesen wären, Gerechtigkeit für sich und Shrewsbury. „Wenn wir unschuldig sind, so reinigen Sie uns. Wenn wir schuldig sind, so bestrafen Sie uns wie wir es verdienen. Ich übergebe mich Ihnen als meinem Vaterlande und bin bereit, nach Ihrem Urtheilsspruche zu stehen oder zu fallen.”

Es wurde sofort angeordnet, daß Fenwick schleunigst vor die Schranke gebracht werden solle. Cutts, der als Abgeordneter für Cambridgeshire im Hause saß, wurde angewiesen, für eine genügende Eskorte zu sorgen, und ihm noch besonders eingeschärft, darauf Bedacht zu nehmen, daß der Gefangene auf dem Wege von Newgate nach Westminster keine Gelegenheit habe, eine mündliche oder schriftliche Mittheilung zu geben oder zu empfangen. Dann vertagte sich das Haus bis zum Nachmittag.

Um fünf Uhr, damals eine späte Stunde, wurde das Scepter wieder auf den Tisch gelegt und das Haus und die Vorhallen sorgfältig von Fremden gesäubert. Fenwick wartete draußen unter starker Wache. Er ward hereingerufen und vom Sprecher aufgefordert, ein vollständiges und offenes Geständniß abzulegen. Er zögerte und machte Ausflüchte. „Ich kann ohne Erlaubniß des Königs nichts sagen. Es könnte Sr. Majestät mißfällig sein, wenn etwas, was nur er erfahren darf, Anderen mitgetheilt würde.” Es wurde ihm hierauf entgegnet, daß seine Besorgnisse ungegründet seien. Der König wisse sehr wohl, daß es das Recht und die Pflicht seiner getreuen Gemeinen sei, Alles zu untersuchen, was die Sicherheit seiner Person und seiner Regierung betreffe. „Mein Prozeß kann in einigen Tagen beginnen,” sagte der Gefangene. „Man kann nicht von mir verlangen, etwas zu sagen, was vor Gericht gegen mich sprechen könnte.” – „Sie haben nichts zu fürchten,” erwiederte der Sprecher, „wenn Sie nur vollständige und unumwundene Enthüllungen machen. Nie hat Jemand Ursache gehabt, es zu bereuen, daß er gegen die Gemeinen England’s aufrichtig gewesen war.” Nun bat Fenwick um Aufschub. Er sei kein gewandter Redner, er habe ein schlechtes Gedächtniß, er müsse Zeit haben, um sich vorzubereiten. Man sagte ihm, wie dies schon einige Tage vorher im königlichen Cabinet geschehen war, daß er, ob vorbereitet oder nicht, sich doch nothwendig der hauptsächlichsten Complots, bei denen er betheiligt gewesen sei, und der Namen seiner Hauptmitschuldigen erinnern müsse. Wenn er das was er unmöglich vergessen haben könne, ehrlich erzählte, so würde das Haus alle billigen Rücksichten nehmen und ihm Zeit lassen, sich auf untergeordnete Details zu besinnen. Dreimal wurde er von der Schranke entfernt und dreimal wurde er dahin zurückgebracht. Man machte ihn mit feierlichem Ernste darauf aufmerksam, daß die ihm jetzt gegebene Gelegenheit, sich die Gunst der Gemeinen zu erwerben, wahrscheinlich die letzte sein werde. Er beharrte in seiner Weigerung und wurde nach Newgate zurückgebracht.

Es wurde nun beantragt zu resolviren, daß sein Bekenntniß falsch und verleumderisch sei. Coningsby schlug den Zusatz vor, daß es den Zweck habe, Mißtrauen zwischen dem Könige und guten Unterthanen hervorzurufen, um wirkliche Verräther dem Arme der Gerechtigkeit zu entziehen. Einige unversöhnliche und starrköpfige Whigs, deren Haß gegen Godolphin durch seinen Rücktritt nicht gemildert worden war, sprachen Zweifel aus, ob das ganze Schriftstück verworfen werden dürfe. Aber nach einer Debatte, in der sich Montague besonders auszeichnete, wurde der Antrag angenommen. Ein paar Stimmen riefen zwar „Nein,” aber Niemand wagte es eine Abstimmung zu verlangen.

Bill zur Verurtheilung Fenwick’s

So weit war Alles mit Ruhe abgegangen; aber in wenigen Minuten brach der Sturm los. Das furchtbare Wort Verurtheilungsbill wurde ausgesprochen und alsbald erwachten alle heftigen Leidenschaften der beiden großen Parteien. Die Tories waren überrascht worden und viele von ihnen hatten das Haus verlassen. Die Zurückgebliebenen erklärten laut, daß sie nie in eine solche Verletzung der ersten Grundsätze der Gerechtigkeit willigen würden. Die Whigs waren nicht minder heftig und ihre Reihen waren ungelichtet. Der Antrag auf Erlaubniß zur Einbringung einer Verurtheilungsbill gegen Sir John Fenwick wurde spät Abends mit hunderteinundsiebzig gegen einundsechzig Stimmen angenommen, aber es war unzweifelhaft, daß der Kampf lang und heiß werden würde.198

Der Parteigeist war in der That selten heftiger erregt gewesen. Es war allerdings auf beiden Seiten viel ehrlicher Eifer, aber ein beobachtendes Auge würde auf beiden Seiten auch Furcht, Haß und Habsucht unter den schimmernden Vorwänden der Gerechtigkeit und des Gemeinwohls entdeckt haben. Die bedauerliche Hitze der Parteisucht brütete rasch eine Menge giftiges Gewürm aus, das lange erstarrt gelegen hatte: verabschiedete Spione und verurtheilte falsche Zeugen, welche die Peitsche, das Brenneisen und die Scheere verschont hatten. Selbst Fuller hoffte wieder Leichtgläubige zu finden, die ihn anhören würden. Seitdem er am Pranger gestanden, hatte die Welt ihn vergessen. Er hatte jetzt die Stirn an den Sprecher zu schreiben, um Gehör vor der Schranke zu bitten und viele wichtige Aufschlüsse über Fenwick und Andere zu versprechen. Am 9. November zeigte der Sprecher dem Hause den Empfang dieser Mittheilung an; aber das Haus weigerte sich geziemenderweise, den Brief eines so notorischen Schurken nur vorlesen zu lassen.

Debatten der Gemeinen über die Verurtheilungsbill

An dem nämlichen Tage wurde die Verurtheilungsbill, nachdem sie von dem Generalfiskal und dem Generalprokurator vorbereitet worden, eingebracht und zum ersten Male gelesen. Das Haus war gefüllt und die Debatte heiß. John Manley, Mitglied für Bossiney, einer von den starren Tories, die sich während der vorhergehenden Session lange geweigert hatten, dem Verein beizutreten, beschuldigte die Majorität in nicht eben gemäßigten Ausdrücken, daß sie dem Hofe schmeichle und die Freiheiten des Volks verrathe. Seine Worte wurden zu Protokoll genommen und obgleich er sie wegzuerklären versuchte, wurde er doch in den Tower geschickt. Seymour sprach nachdrücklich gegen die Bill und führte die Rede an, welche Cäsar im römischen Senate gegen den Antrag hielt, daß die Mitschuldigen Catilina’s unregelmäßigerweise vom Leben zum Tode gebracht werden sollten. Ein whiggistischer Redner bemerkte hierauf sarkastisch, der würdige Baronet vergesse, daß Cäsar selbst sehr stark in dem Verdacht gestanden habe, bei Catilina’s Complot betheiligt gewesen zu sein.199 In diesem Stadium stimmten hundertsechsundneunzig Mitglieder für die Bill, hundertundvier gegen dieselbe. Es wurde Fenwick eine Abschrift übersandt, damit er sich auf seine Vertheidigung vorbereiten könne. Er hielt darum an, sich durch einen Advokaten vertheidigen lassen zu dürfen; dieser Wunsch wurde ihm gewährt und der 13. zum Anhören der Vertheidigung anberaumt.

Die ältesten Mitglieder konnten sich nicht erinnern, daß jemals ein solcher Andrang nach dem Hause stattgefunden wie am Morgen des 13. Novembers. Es kostete einige Mühe, die Zugänge frei zu halten und keine Fremden, Peers ausgenommen, wurden eingeladen. Der Zudrang der Peers war so groß, daß ihre Anwesenheit einen bemerkbaren Einfluß auf die Debatte ausübte. Selbst Seymour, der als ehemaliger Sprecher des Rangtitels der Gemeinen ganz besonders eingedenk hätte sein sollen, vergaß sich einmal so auffallend, daß er sie mit „Mylords” anredete. Nachdem Fenwick von den Sheriffs von London der Form gemäß dem Stabträger übergeben worden, wurde er vor die Schranke gebracht, begleitet von zwei Advokaten, deren sich jakobitische Angeklagte gewöhnlich bedienten: von Sir Thomas Powis und Sir Bartholomäus Shower. Zur Vertheidigung der Bill hatte das Haus seinerseits Rechtsanwälte bestellt.

Die Vernehmung der Zeugen und die Ausführungen der Advokaten nahmen drei Tage in Anspruch. Porter wurde hereingerufen und vernommen. Es wurde zwar nicht durch juristischen Beweis, aber durch solchen moralischen Beweis, wie er das Verfahren der Menschen bei den Vorkommnissen des alltäglichen Lebens bestimmt, dargethan, daß Goodman’s Abwesenheit einem von Fenwick’s Freunden mit Fenwick’s Wissen und Willen entworfenen und ausgeführten Plane zuzuschreiben sei. Sekundäres Zeugniß für das was Goodman, wenn er anwesend gewesen wäre, hätte beweisen können, wurde nach lebhafter Debatte zugelassen. Sein eidlich bekräftigtes und von ihm eigenhändig unterschriebenes Bekenntniß wurde vorgelegt. Einige Mitglieder der großen Jury, welche Grund zur Anklage gegen Sir Sohn gefunden hatte, erstatteten Bericht über das was Goodman vor ihnen beschworen, und ihre Aussage wurde von einigen Mitgliedern der kleinen Jury, die einen andren Verschwörer für schuldig erklärt hatte, bestätigt. Zu Gunsten des Angeklagten wurde kein Zeugniß vorgelegt. Nachdem die für und gegen ihn sprechenden Anwälte angehört worden waren, wurde er in sein Gefängniß zurückgebracht.200 Hierauf begann der eigentliche Kampf. Er war lang und heftig. Das Haus war zu wiederholten Malen von Tagesanbruch bis gegen Mitternacht versammelt. Einmal blieb der Sprecher funfzehn Stunden ununterbrochen auf seinem Stuhle. Fremde hatten freien Zutritt, denn man sah ein, daß das Haus, nachdem es für gut befunden hatte, die Functionen eines Gerichtshofes zu übernehmen, auch, wie ein Gerichtshof, bei offenen Thüren sitzen müsse.201 Der wesentliche Inhalt der Debatten ist uns in Folge dessen in einem Berichte erhalten worden, der zwar im Vergleich zu den Berichten unsrer Zeit dürftig, für die damalige Zeit aber ungewöhnlich vollständig ist. Jeder Mann von Bedeutung im Hause betheiligte sich bei der Discussion. Die Bill wurde von Finch mit der fließenden und sonoren Beredtsamkeit, die ihm den Namen der Silberzunge eingebracht, und von Howe mit der ganzen Schärfe seines Geistes und seines Characters, von Seymour mit characteristischer Energie, und von Harley mit characteristischer Feierlichkeit bekämpft. Auf der andren Seite entfaltete Montague die Talente eines vollendeten Wortkämpfers und wurde durch Littleton kräftig unterstützt. In den ersten Reihen der feindlichen Parteien machten sich zwei ausgezeichnete Juristen, Simon Harcourt und Wilhelm Cowper, bemerkbar. Beide waren Gentlemen von achtbarer Herkunft, Beide zeichneten sich durch ein schönes Aeußeres und durch einnehmende Manieren aus; Beide waren wegen ihrer Beredtsamkeit berühmt, und Beide liebten die Gelehrsamkeit und die Gelehrten. Nebenbei mag auch bemerkt werden, daß Beide schon frühzeitig wegen ihrer Verschwendung und Vergnügungssucht bekannt gewesen waren. Die Verschwendung hatte sie arm, die Armuth hatte sie fleißig gemacht, und obwohl sie nach der Altersberechnung, die bei den Juristencollegien gebräuchlich ist, noch sehr junge Männer waren, Harcourt ein Sechsunddreißiger, Cowper ein Zweiunddreißiger, so hatten sie doch schon die stärkste advokatorische Praxis. Sie waren dazu bestimmt, noch höher zu steigen, die Bewahrer des großen Staatssiegels und die Gründer patrizischer Häuser zu werden. In der Politik waren sie directe Antipoden. Harcourt hatte die Revolution mit Widerwillen gesehen, hatte nicht Mitglied der Convention sein wollen, hatte sein Gewissen nur schwer mit den Eiden versöhnt und hatte die Vereinsurkunde spät und ungern unterzeichnet. Cowper hatte für den Prinzen von Oranien und ein freies Parlament die Waffen getragen und sich in dem kurzen und tumultuarischen Feldzuge, welcher Jakob’s Flucht vorausging, durch Intelligenz und Tapferkeit ausgezeichnet. Seitdem Somers auf den Wollsack versetzt worden war, hatten die Kronanwälte weder im Unterhause noch überhaupt irgendwo eine hervorragende Figur gespielt und ihre Mangelhaftigkeit war mehr als einmal durch Cowper ersetzt werden. Seine Geschicklichkeit hatte bei dem Prozesse Parkyns’ das Verdict gesichert, das durch das unrichtige Verfahren des Generalprokurators einen Augenblick zweifelhaft geworden war. Bei der allgemeinen Wahl von 1695 war er zum Abgeordneten für Hartford gewählt worden, und er hatte seinen Sitz kaum eingenommen, so schwang er sich zu einer hohen Stellung unter den Parlamentsrednern empor. Chesterfield schilderte viele Jahre später in einem Briefe an seinen Sohn Cowper als einen Redner, der nie ohne Beifall sprach, dessen Logik aber schwach war und der den Einfluß, den er lange auf große Versammlungen ausübte, dem eigenthümlichen Zauber seines Styls, seines Organs und seines Vortrags verdankte. Chesterfield war ohne allen Zweifel geistig befähigt, sich über einen solchen Gegenstand ein richtiges Urtheil zu bilden. Es muß aber daran erinnert werden, daß der Zweck seiner Briefe der war, Takt und Bildung im Gegensatz zu viel höheren Eigenschaften zu preisen. Er schrieb daher beständig und systematisch den Erfolg der ausgezeichnetsten Personen seiner Zeit ihrer Ueberlegenheit in äußeren Vorzügen der Diction und Manier, und nicht in gediegenen Talenten und Kenntnissen zu. Selbst Marlborough stellte er als einen Mann von ganz gewöhnlichen Geistesgaben dar, der sich lediglich durch eine feine Bildung und Redekunst aus Armuth und Dunkelheit auf den Gipfel der Macht und des Ruhmes emporgeschwungen habe. Man kann jedoch mit Zuversicht behaupten, daß Chesterfield sowohl gegen Marlborough als gegen Cowper ungerecht war. Der General, der das deutsche Reich rettete und die Niederlande eroberte, war gewiß noch etwas mehr als ein feingebildeter Gentleman, und der Richter, der neun Jahre lang unter dem Beifalle aller Parteien den Court of Chancery präsidirte, muß wohl etwas mehr gewesen sein als ein eleganter Redner.

 

Jeder, der den Bericht von den Debatten aufmerksam und unparteiisch studirt, wird der Meinung sein, daß in vielen Punkten, welche mit großer Ausführlichkeit und Lebhaftigkeit discutirt wurden, die Whigs ein entschiedenes Uebergewicht in der Argumentation, daß aber die Tories in der Hauptsache Recht hatten.

Fenwick war allerdings des Verbrechens des Hochverraths durch Beweise überführt worden, die in dem Geiste keines Menschen von gesundem Verstande einen Zweifel übrig lassen konnten und die ihn auch nach den strengsten Regeln des Rechts überführt haben würden, wenn er sich nicht durch Begehung eines neuen Verbrechens der Gerechtigkeit der gewöhnlichen Tribunale entzogen hätte. Er hatte allerdings noch während er Reue an den Tag legte und um Gnade flehte, seine früheren Vergehen um ein neues Vergehen vermehrt, indem er, unter dem Vorgeben, daß er ein vollkommen offenes Geständniß ablege, mit durchtriebener Bosheit alles dasjenige, an dessen Bekanntwerden der Regierung gelegen sein mußte, verhehlt, und alles das, an dessen Verschweigung der Regierung gelegen sein mußte, ausgesagt hatte. Es war ein großes Uebel, daß ihn die verdiente Strafe nicht treffen sollte; es war klar, daß er nur durch eine Verurtheilungsbill erreicht werden konnte, und man konnte weder leugnen, daß schon viele derartige Bills angenommen worden waren, noch daß keine solche Bill je in einem klareren Schuldfalle und nach unparteiischerer Anhörung des Für und Wider angenommen worden war.

Alle diese Sätze scheinen die Whigs erschöpfend bewiesen zu haben. Auch waren sie in dem Streite über die Vorschrift, welche in Hochverrathsfällen zwei Zeugen verlangt, entschieden im Vortheil. Diese Vorschrift ist allerdings absurd. Es ist nicht zu begreifen, warum das Zeugniß, welches genügt, um zu beweisen, daß Jemand auf seinen Mitbürger geschossen hat, nicht genügen soll, um zu beweisen, daß er auf seinen Souverain geschossen hat. Es kann durchaus nicht als allgemeine Regel festgestellt werden, daß die Versicherung zweier Zeugen überzeugender sei als die Versicherung eines Zeugen. Die Aussage eines Zeugen kann schon an sich wahrscheinlich sein. Die Aussagen zweier Zeugen können extravagant sein. Die Aussage eines Zeugen kann unwiderleglich sein. Die Aussagen zweier Zeugen können durch vier andere Zeugen widerlegt werden. Die Aussage eines Zeugen kann durch eine Menge von Umständen bekräftigt werden. Die Aussagen zweier Zeugen können keine solche Bekräftigung zur Seite haben. Der eine Zeuge kann Tillotson oder Ken sein. Die zwei Zeugen können Oates und Bedloe sein.

Die Häupter der Torypartei behaupteten jedoch mit Heftigkeit, daß das Gesetz, welches zwei Zeugen vorschreibe, allgemein und ewig bindend, daß es ein Theil des Naturgesetzes, ein Theil des göttlichen Gesetzes sei. Seymour citirte das vierte und fünfte Buch Mosis, um zu beweisen, daß Niemand auf die Aussage eines einzelnen Zeugen hin zum Tode verurtheilt werden dürfe. „Kaiphas und sein Sanhedrin”, sagte Harley, „waren vollkommen bereit, eine Verletzung der Gerechtigkeit durch einen Zweckmäßigkeitsgrund zu rechtfertigen; sie sagten, – und auch wir haben Derartiges sagen hören —: „„Wir müssen diesen Menschen tödten, sonst werden die Römer kommen und uns Land und Leute nehmen.”” Doch selbst Kaiphas und sein Sanhedrin wagten es bei jenem abscheulichsten aller Justizmorde nicht, das geheiligte Gesetz bei Seite zu werfen, das zwei Zeugen vorschrieb.” – „Selbst Jesabel,” sagte ein andrer Redner, „wagte es nicht, Naboth seinen Weinberg wegzunehmen, bis sie zwei Männer des Belial als falsche Zeugen gedungen hatte.” – „Wenn das Zeugniß eines ernsten Aeltesten genügt hätte,” fragte Jemand, „wie würde es der keuschen Susanna ergangen sein?” Dieses letzte Citat veranlaßte den Ruf: „Apokryphisch! Apokryphisch!” in den Reihen der Niederkirchlichen.202

Ueber diese Argumente, welche selbst Denen, die sich herabließen, sie anzuführen, wohl schwerlich als schlagend erschienen sein können, erlangte Montague einen vollständigen und leichten Sieg. „Ein ewiges Gesetz! Wo war dieses ewige Gesetz vor der Regierung Eduard’s VI.? Wo ist es jetzt, außer in Statuten, die sich nur auf eine sehr kleine Klasse von Vergehen beziehen? Wenn diese Stellen aus dem Pentateuch und diese Präcedenzfälle aus dem Verfahren des Sanhedrin etwas beweisen, so beweisen sie, daß die ganze Strafrechtspflege des Reichs eine Masse von Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit ist. Ein Zeuge genügt, um einen Mörder, einen Einbrecher, einen Straßenräuber, einen Brandstifter, einen Schänder zu überführen. Ja, es giebt sogar Fälle von Hochverrath, in denen nur ein Zeuge erforderlich ist. Ein einziger Zeuge kann eine ganze Bande von Kippern und Falschmünzern nach Tyburn bringen. Wollen Sie denn behaupten, daß das ganze Beweisrecht, nach welchem die Menschen seit Jahrhunderten in unsrem Vaterlande wegen Vergehen gegen das Leben und Eigenthum gerichtet worden sind, mangelhaft ist und umgestaltet werden muß? Wenn Sie Sich scheuen dies zu behaupten, so müssen Sie zugeben, daß wir jetzt vorschlagen, nicht uns von einer göttlichen Vorschrift von allgemeiner und ewiger Bindungskraft, sondern einfach von einer englischen Procedurregel zu dispensiren, die nur auf einige wenige Verbrechen Anwendung findet, die noch keine hundertfunfzig Jahre in Kraft ist, deren ganze Autorität sich auf eine Parlamentsacte stützt und die daher, ohne Gott oder die Menschheit zu beleidigen, durch eine andre Acte abgeschafft oder suspendirt werden kann.”

Bei weitem nicht so leicht war es, den Häuptern der Opposition zu antworten, als sie behaupteten, daß es gefährlich sei, die Scheidewand niederzureißen, welche die Functionen des Gesetzgebers von denen des Richters trennt. „Dieser Mann,” wurde gesagt, „kann ein schlechter Engländer sein, und doch kann seine Sache die Sache aller guten Engländer sein. Erst im vorigen Jahre haben wir eine Acte zur Regulirung des Prozeßverfahrens der ordentlichen Gerichtshöfe in Hochverrathsfällen angenommen. Wir nahmen diese Acte an, weil wir der Ansicht waren, das bei diesen Gerichtshöfen das Leben eines der Regierung mißliebigen Unterthanen damals nicht hinlänglich gesichert sei. Gleichwohl war das Leben eines der Regierung mißliebigen Unterthanen damals viel sicherer, als es dies sein wird, wenn dieses Haus sich die höchste richterliche Gewalt in politischen Fällen beilegt.” Warme Lobreden wurden auf das alte nationale System der Aburtheilung durch zwölf zuverlässige Biedermänner gehalten; und die Vorzüge dieses Systems in politischen Fällen liegen in der That auf der Hand. Der Angeklagte darf jede Anzahl von Geschwornen aus Gründen und eine beträchtliche Anzahl ohne Grund verwerfen. Die Zwölf werden von dem Augenblicke an, wo sie mit ihrer kurzen Magistratur bekleidet werden, bis zu dem Augenblicke, wo sie dieselbe niederlegen, von der übrigen Gesellschaft getrennt gehalten. Jede Vorsicht wird beobachtet, um zu verhindern, daß ein Agent der Gewalt durch Bitten oder durch Bestechung auf sie einwirkt. Jeder von ihnen muß jedes Wort der Beweisaufnahme und jedes für und wider vorgebrachte Argument anhören. Der ganze Fall wird dann von einem Richter resumirt, welcher weiß, daß, wenn er sich der Parteilichkeit schuldig macht, er vor dem großen Richterstuhle der Nation zur Rechenschaft gezogen werden kann. In dem Prozesse Fenwick’s vor der Schranke des Hauses der Gemeinen fehlten alle diese Garantien. Einige hundert Gentlemen, von denen jeder schon vor Eröffnung der Untersuchung seinen Entschluß mehr als halb gefaßt hatte, übten zu gleicher Zeit die Functionen des Richters und der Jury aus. Sie wurden nicht wie es bei einem Richter der Fall ist, durch das Gefühl der Verantwortlichkeit in gewissen Schranken gehalten, denn wer konnte ein Parlament bestrafen? Sie waren nicht, wie eine Jury, in der Weise gewählt, daß der Angeklagte seine persönlichen und politischen Feinde ausschließen konnte. Die Männer, in deren Händen sein Schicksal lag, kamen und gingen nach ihrem Belieben. Sie hörten hier und da ein Bruchstück von dem was zu seinen Gunsten gesagt wurde. Während des Verlaufes der Untersuchung waren sie allen möglichen Einflüssen ausgesetzt. Ein Mitglied wurde von den Wählern seines Burgfleckens mit dem Verluste seines Sitzes bedroht, ein andres konnte für seinen Bruder von Russell eine Fregatte erhalten, die Stimme eines Dritten konnte durch die Schmeicheleien und den Burgunder Wharton’s gewonnen werden. In den Debatten wurden Kunstgriffe angewendet und Leidenschaften geweckt, welche wohlconstituirten Tribunalen unbekannt sind, von denen aber keine große volksthümliche Versammlung jemals frei gewesen ist, noch jemals sein wird. Der Vortrag des einen Redners rief lautes „Hört ihn!” hervor. Ein andrer wurde durch Räuspern und Scharren zum Schweigen gezwungen. Ein dritter sprach übermäßig lange, damit seine Freunde, welche zum Abendessen gegangen waren, zur Abstimmung wieder zurück sein konnten.203 Wenn mit dem Leben des unwürdigsten Menschen ein solches Spiel getrieben werden konnte, war dann das Leben auch des Tugendhaftesten sicher?

191Somers an Shrewsbury, 21. (31.) Oct. 1696; Vernon an Shrewsbury; 31 Oct.; Wharton an Shrewsbury, 10. Nov. „Ich möchte glauben,” sagt Wharton, „daß nichts eine größere Geschicklichkeit erforderte, als die Erreichung dieses Zweckes.”
192Siehe zum Beispiel ein Gedicht auf den letzten Schatzamts-Tag zu Kensington, März 1696/97.
193Somers an Shrewsbury, 31. Oct. 1696; Wharton an Shrewsbury von dem nämlichen Datum.
194Somers an Shrewsbury, 3. Nov. 1696. Die Unlust des Königs, Fenwick zu sehen, ist in Somers Brief erwähnt.
195Vernon an Shrewsbury, 3. Nov. 1696.
196Die Umstände von Goodman’s Flucht wurden drei Jahre später von dem Earl von Manchester ermittelt, als er Gesandter in Paris war, und von ihm in einem vom 25. Sept. (5. Oct.) datirten Briefe Jersey mitgetheilt.
197London Gazette vom 9. Oct. 1696; Vernon an Shrewsbury vom 3. Nov.; Van Cleverskirke und L’Hermitage von dem nämlichen Datum.
198Die Darstellung der Vorgänge dieses Tages habe ich den Protokollen der Gemeinen, dem werthvollen Werke: Proceedings in Parliament against Sir John Fenwick, Bart. upon a Bill of Attainder for High Treason, 1696, Vernon’s Brief an Shrewsbury vom 6. Nov. 1696 und Somers’ Brief an Shrewsbury vom 7. Nov. entnommen. Aus diesen beiden Briefen geht klar hervor, daß es den Whigführern sehr schwer wurde, Godolphin’s Freisprechung zu erlangen.
199Commons’ Journals, Nov. 9. 1696; Vernon an Shrewsbury, Nov. 10. Der Herausgeber der State Trials ist der irrigen Meinung, daß das Citat aus Cäsar’s Rede in der Debatte vom 13. vorkam.
200Commons’ Journals, Nov. 13, 16. 17.; Prozeß gegen Sir John Fenwick.
201A Letter to a Friend in Vindication of the Proceedings against Sir John Fenwick, 1697.
202Diesen Vorfall erwähnt L’Hermitage.
203L’Hermitage sagt uns, daß solche Dinge in diesen Debatten wirklich vorkamen.