Briefe über den Yoga

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Das bringt uns geradewegs zu der von Prof. Sorley erhobenen Frage, nämlich der Beziehung zwischen mystischer und spiritueller Erfahrung und ob es – wie behauptet wird – zutrifft, dass der Mystiker hinsichtlich der Gültigkeit seiner Erfahrung oder der Gültigkeit ihres Ausdrucks den Intellekt als Richter anerkennen muss. Es ist durchaus einleuchtend, in der Erfahrung als solcher kann der Intellekt nicht beanspruchen, seine Grenzen oder sein Gesetz einem Bestreben aufzuerlegen, dessen Ziel, Prinzip und Anliegen es ist, den Bereich des gewöhnlichen, erdverhafteten und sinnenverhafteten mentalen Denkvermögens hinter sich zu lassen. Das wäre so, als sollte ich einen Berg ersteigen mit einem Strick an den Beinen, der mich an die Erde fesselt, oder als ob ich fliegen sollte unter der Bedingung, meine Füße auf dem Boden zu behalten. Es mag sicherer sein, auf der Erde mit festem Boden unter den Füßen zu wandern; sich auf Flügeln oder anderswie zu erheben, kann einen Sturz und alle möglichen Unfälle zur Folge haben, wie Irrtum, Illusion, Extravaganz, Sinnestäuschung und was nicht sonst noch – die üblichen Vorwürfe des positiv erdgebundenen Intellektes gegenüber mystischer Erfahrung; doch wenn ich es überhaupt tun will, muss ich das Risiko auf mich nehmen. Der erwägende Verstand fußt auf der normalen Erfahrung des Menschen und auf einer oberflächlichen, äußeren Wahrnehmung und Auffassung der Dinge und ist nur zufrieden, solange er auf einer mentalen Grundlage arbeitet, die durch die Erderfahrung und ihre angesammelten Daten gebildet wurde. Der Mystiker wendet sich darüber hinaus in einen Bereich, in dem diese mentale Grundlage wegfällt, in dem diese Daten überschritten werden und in dem es ein anderes Gesetz, eine andere Richtlinie der Wahrnehmung und Erkenntnis gibt. Sein einziges Anliegen besteht darin, diese Grenzen zu einem anderen Bewusstsein zu durchbrechen, das die Dinge auf andere Weise betrachtet; und obwohl dieses neue Bewusstsein die Tatsachen des gewöhnlichen äußeren Verstandes mit einbeziehen mag, kann es durch diese nicht eingeschränkt oder festgelegt werden, die Dinge vom intellektuellen Standpunkt aus zu sehen oder in Übereinstimmung mit seiner Auffassung und Begründung und seiner hergebrachten Deutung der Erfahrung. Ein mystisches Betreten des okkulten oder spirituellen Bereiches mit dem Intellekt als einzigem oder höchstem Licht oder Führer würde bedeuten, nichts zu sehen oder aber lediglich zu einer mentalen Verwirklichung zu gelangen, die bereits festgelegt ist in den Spekulationen des intellektuellen Denkers.

Es gibt durchaus eine Richtung im indisch-spirituellen Denken, die mit der modernen intellektuellen Forderung einen Kompromiss schließt und die Vernunft als höchsten Richter anerkennt; doch damit ist eine Vernunft gemeint, die ihrerseits bereit ist, die Tatsachen spiritueller Erfahrung als gültig per se zu akzeptieren und mit ihnen einen Kompromiss zu schließen. Dies ist gewissermaßen genau das, was indische Philosophen immer taten; denn sie versuchten, durch metaphysisches Denken Verallgemeinerungen aufzustellen, die aus spiritueller Erfahrung stammten, jedoch auf der Grundlage dieser Erfahrung und mit der Aussage des spirituell Suchenden als höchstem Beweis, der über intellektueller Spekulation oder Erfahrung steht. Auf diese Weise wird die Freiheit spiritueller und mystischer Erfahrung bewahrt, der erwägende Verstand tritt lediglich in zweiter Linie als Richter verallgemeinernder Äußerungen auf, die aus der [spirituellen] Erfahrung stammen. Dies kommt vermutlich Prof. Sorleys Einstellung nahe; er stimmt zu, dass die Erfahrung als solche dem Bereich des Unsäglichen angehört; und sobald ich sie zu deuten und darzulegen beginne falle ich zurück in den Bereich des denkenden Mentals, ich gebrauche dessen Begriffe, dessen Art zu denken und sich auszudrücken und muss den Verstand als Richter anerkennen. Tue ich es nicht, dann stoße ich die Leiter fort, mit deren Hilfe ich über das Mental zum Jenseits des Mentals emporstieg – und hänge in der Luft. Es ist [aus Prof. Sorleys Äußerungen] nicht ganz ersichtlich, ob die Echtheit meiner Erfahrung als solcher durch diese haltlose Stellung in der Luft als entwertet angesehen werden soll, doch bleibt sie auf jeden Fall etwas Fernes, Unmitteilbares, ohne Halt oder irgendwelche Folgen für das Denken und Leben. Drei Thesen kann man vermutlich aus dem Obigen als feststehend, anerkannt und zusammenhängend aufstellen: Erstens, spirituelle Erfahrung als solche stammt aus dem [Bereich] Jenseits des Mentals und ist unbeschreibbar und vermutlich undenkbar. Als nächstes, willst du die Erfahrung ausdrücken oder deuten, bist du gezwungen, in den Bereich jenes Bewusstseins zurückzufallen, das du verlassen hast, und musst dich mit dessen Ansicht abfinden, musst die Bedingungen und Richtlinien seines Gesetzes anerkennen und dich seinem Urteil unterwerfen; du hast die Freiheit des Unsäglichen verlassen und bist nicht mehr dein eigener Herr. Und als letztes, spirituelle Wahrheit mag in sich, für ihre eigene Selbsterfahrung wahr sein, doch unterliegt jede Äußerung darüber dem Irrtum, und hier ist der Intellekt der einzige Richter.

Ich glaube nicht, dass ich bereit bin, irgendeine dieser Behauptungen, so wie sie sind, völlig hinzunehmen. Es stimmt, spirituelle und mystische Erfahrung führt zuerst in die Bereiche eines Anderen Mentals (und auch eines Anderen Lebens) und dann in das Jenseits des Mentals;es ist ebenfalls richtig, dass die höchste Wahrheit als undenkbar, unsagbar, unerkennbar beschrieben wird, und weder die Sprache noch das Mental können sie erreichen; ich möchte bemerken, dass dies für das menschliche Mental zutrifft, doch nicht für diese [höchste Wahrheit] als solche, denn diese, auf sich selbst bezogen, wird als ihrer selbst-bewusst beschrieben, sie ist auf eine direkte supramentale Weise erkennbar und wird erkannt und ist ewig ihrer selbst gewahr. Und hier handelt es sich nicht um die letzte Verwirklichung des letzten Unsäglichen – das nach Meinung vieler allein in einer höchsten Trance, samadhi, abgewandt von aller äußeren oder anderen Wahrnehmung erreicht werden kann –, sondern um eine Erfahrung in der leuchtenden Stille des Mentals, das in die Unendlichkeit des letzten, unbegrenzten Schweigens aufblickt, in das es eintreten und in dem es aufgehen soll; doch bevor jene unaussprechliche Erfahrung des Letzten stattfindet oder das Aufgehen in ihm, ist eine Herabkunft von zumindest irgendeiner Macht oder Gegenwart der Wirklichkeit in die Mentalsubstanz möglich, die diese gleichzeitig modifiziert; und diese Erfahrung auf irgendeine Weise auszudrücken, sie auf das Denken zu übertragen, sollte möglich sein. Oder wir können auch annehmen, dass das Unsägliche und Unerkennbare Aspekte und Darstellungen dieser Erfahrung besitzt, die nicht gänzlich undenkbar und unsagbar sind.

Wäre es nicht so, dann wäre jede Darstellung spiritueller Wahrheit und Erfahrung unmöglich. Man könnte bestenfalls Mutmaßungen darüber anstellen, doch diese würden sehr in der Luft hängen, ja sogar in einer Leere ohne Grund und Boden, es wäre ein reines Manipulieren aller möglichen Ideen über das Höchste und Letzte. Abgesehen davon könnte es nur einen bestimmten unerklärlichen Übergang so oder so von Bewusstsein zu einer Art unbeschreibbarer Überbewusstheit geben. Und tatsächlich war es dies, was ein großer Teil des mystischen Suchens in Europa und Indien erreichte. Die christlichen Mystiker sprachen von einer totalen Finsternis, einer vollständigen Finsternis, unberührt von jedem mentalen Licht, durch die man hindurchzugehen hat auf dem Weg zu jenem leuchtenden Unsäglichen. Die indischen sannyasin versuchten das Mental insgesamt abzustreifen und in eine Trance ohne Denken einzugehen, aus der man bei der Rückkehr weder eine Mitteilung noch einen Ausdruck mitbringen kann – außer der Erinnerung an ein unaussprechliches Dasein, an unaussprechliche Seligkeit. Und doch gab es Erfahrungen des höchsten Mysteriums, Formulierungen des Höchsten oder des okkulten universalen Daseins, die als spirituelle Wahrheit anerkannt wurden und auf deren Grundlage Seher und Mystiker ihre Erfahrung darstellen und die Denker ihre zahllosen Philosophien und die Bücher der Exegese aufbauten. Die einzig offene Frage ist, wodurch diese Mitteilung, dieser Ausdruck, diese Umschreibung von Tatsachen einer anderen Bewusstseinsordnung für das Mental ermöglicht wird und was über die Gültigkeit des Ausdrucks oder gar die Gültigkeit der ursprünglichen Erfahrung überhaupt entscheidet. Wenn keine gültige Darstellung möglich wäre, gäbe es keine Frage der Beurteilung durch den Intellekt – es gäbe lediglich den grotesken Widerspruch, sich hinzusetzen und vom Unsäglichen zu sprechen, an das Undenkbare zu denken und das Unbegreifliche und Unerkennbare zu erkennen.

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Ich las Leonard Woolfs Artikel, doch habe ich nicht die Absicht, mich damit in meinen Kommentaren zu Prof. Sorleys Brief auseinanderzusetzen; denn abgesehen von der unwissenden Beschuldigung und billigen Satire, die darin zum Ausdruck kommen, enthält seine Anklage gegen spirituelles Denken oder spirituelle Erfahrung nichts Erwähnenswertes; seine Überlegungen sind oberflächlich und entspringen einer völlig falschen Auffassung der mystischen Seite. Der Artikel enthält in der Hauptsache vier Argumente gegen diese, und keines davon hat irgendeinen Wert.

Argument Nummer eins: Mystizismus und Mystiker hätte es immer in Zeiten der Dekadenz, während der Ebbe des Lebens gegeben, und ihr lautes Geschrei sei ein Symptom der Dekadenz. Dieses Argument ist absolut falsch. Im Osten fanden die großen spirituellen Bewegungen in der vollen Blüte des Lebens und der Kultur eines Volkes statt – in der ansteigenden Flut – und gaben seinem Denken, seiner Kunst, seinem Leben einen machtvollen Impuls des Ausdrucks und der Fülle; in Griechenland gab es die Mystiker und Mysterien in prähistorischen Zeiten und auch später (Pythagoras war einer der größten Mystiker) und nicht nur während Ebbe und Niedergang; die mystischen Kulte blühten in Rom, als seine Kultur im Aufstieg begriffen war; viele große spirituelle Persönlichkeiten Italiens, Frankreichs, Spaniens wirkten in einem Leben, das reich und lebendig und nicht im geringsten von der Dekadenz berührt war. Eine solche vorschnelle und dumme Verallgemeinerung enthält keine Wahrheit und ist daher ohne Wert.

 

Argument Nummer zwei: Eine spirituelle Erfahrung könne nicht als Wahrheit angesehen werden (sie sei ein Hirngespinst), sofern sie nicht bewiesen werde, so wie man das Vorhandensein eines Stuhles im anderen Zimmer beweisen kann, indem man ihn dem Auge zeigt. Natürlich kann eine spirituelle Wahrheit nicht derart bewiesen werden, denn sie gehört nicht der Ordnung physischer Tatsachen an und ist physisch weder sichtbar noch berührbar. Die Darstellung des Autors läuft darauf hinaus, dass nur das, was für jedermann auch ohne Schulung und Entwicklung, ohne Rüstzeug oder persönliche Entdeckung leicht ersichtlich ist oder ersichtlich gemacht werden kann, als Wahrheit betrachtet werden darf. Diese Einstellung würde, falls man sie annähme, das Wissen oder die Wahrheit auf sehr enge Grenzen beschränken und einen Großteil menschlicher Kultur zunichte machen. Ein spiritueller Friede – jener Friede, der alles Verstehen überschreitet – ist eine allgemeine Erfahrung der Mystiker der ganzen Welt, er ist eine Tatsache, doch eine spirituelle Tatsache, eine Tatsache des Unsichtbaren, und sobald man in ihn eintritt – er tritt besser gesagt in einen selbst ein –, erkennt man ihn als eine Wahrheit des Daseins, die immerfort hinter dem Leben und den sichtbaren Dingen steht. Doch wie soll ich diese unsichtbaren Tatsachen Herrn Leonhard Woolf beschreiben? Er wird sich abwenden und sagen, es sei das übliche Geschwätz, und verächtlich die Schultern zucken – vielleicht um einen weiteren seichten Artikel zu schreiben über ein Thema, von dem er keine persönliche Kenntnis oder Erfahrung besitzt.

Argument Nummer drei: Verallgemeinerungen, die sich auf spirituelle Erfahrung gründen, seien sowohl irrational als auch unbewiesen. Irrational inwiefern? Sind sie lediglich töricht und unfassbar oder gehören sie einer überrationalen Ordnung der Erfahrung an, für Welche die gewöhnlichen intellektuellen Maßstäbe nicht anwendbar sind, da sich diese auf die Welt der Erscheinungen gründen, wie das äußere Mental und der Verstand sie erfasst, und nicht auf eine innere Verwirklichung, die diese Erscheinungen überschreitet? Das ist es, was die Mystiker behaupten, und man kann es nicht abtun mit der einfachen Feststellung, dass diese Verallgemeinerungen mit der normalen Erfahrung nicht übereinstimmen würden, weshalb sie unsinnig und falsch seien. Ich unternehme es nicht, alles, was Joad oder Radhakrishna geschrieben haben, zu verteidigen – wie zum Beispiel die Behauptung, die Welt sei gut –, doch kann ich es nicht zulassen, dass der Autor viele dieser Äußerungen als absolut irrational verdammt. „Die Persönlichkeit zu integrieren“ zum Beispiel mag keine Bedeutung für ihn haben, es hat aber eine sehr klare Bedeutung für mich, denn es ist eine Wahrheit der Erfahrung; und wenn man der modernen Psychologie Glauben schenken will, ist diese nicht irrational, da sich in unserem Wesen nicht nur ein bewusster Teil, sondern auch ein unbewusster oder verborgen unterschwelliger Teil befindet, und es ist nicht unmöglich, sich beider bewusst zu werden und eine Art Integration zu vollziehen. Beide Teile zu überschreiten, kann ebenfalls eine rationale Bedeutung haben, denn wenn wir zugeben, dass es einen unterbewussten Teil unseres Wesens gibt, kann es auch einen überbewussten Teil geben; ungleiche Teile unserer Natur oder Erfahrung miteinander in Einklang zu bringen, ist daher keine so sinnlose oder lächerliche Phrase. Es ist weiterhin nicht absurd zu sagen, die Karma-Lehre verbinde Determinismus und Freien Willen, da angenommen wird, dass unsere vergangenen Taten und unser vergangener Wille in großem Ausmaß die gegenwärtigen Folgen bestimmen, doch nicht derart, dass sie einen gegenwärtigen Willen ausschließen, der sie modifiziert und unser künftiges Dasein neu determiniert. Die Stelle über den Wert der Welt ist durchaus erklärbar, wenn wir erkennen, dass sie sich auf einen progressiven Wert bezieht, der nicht bestimmt wird von den guten oder schlechten Erfahrungen des Augenblicks, sondern auf einen Daseins-Wert, der sich in der Zeit entwickelt und als Ganzes zu sehen ist. Die Äußerung über Gott ergibt keinen Sinn, wenn sie mit der oberflächlichen Darstellung des Göttlichen in Verbindung gebracht wird, wie sie in der volkstümlichen Religion üblich ist; doch es ist ein durchaus logisches Ergebnis des Obenerwähnten, dass es einen Unendlichen und Ewigen gibt, der in sich die Zeit und Dinge manifestiert, die in ihrer Erscheinung endlich sind. Man kann diese komplexe Vorstellung des Göttlichen, die sich auf der Koordinierung von Tatsachen einer langen spirituellen Erfahrung gründet und die Tausende von Suchenden zu allen Zeiten hatten, hinnehmen oder zurückweisen, doch sehe ich nicht ein, warum sie als irrational anzusehen ist und was daran so tadelnswert und unzulässig sein soll. Es kann schließlich eine synthetische und globale Beurteilung der Dinge geben und ein Bewusstsein der Dinge, die nicht durch die Gegensätze und Trennungen eines bloß analytischen, auswählenden und zergliedernden Verstandes gebunden sind.

Argument Nummer vier: Die Ausrede die Intuition sei nur ein Deckmantel für die Unfähigkeit, etwas mit Hilfe des Verstandes – des Joad- und Radhakrishna-Verstandes – zu erhärten und statt dessen Zuflucht in der Intuition zu suchen, da der Verstand versagt. Kann man das Problem auf eine so leichte und einschneidende Weise lösen? Tatsache ist, dass sich der Mystiker auf ein inneres Wissen, eine innere Erfahrung verlässt; doch wenn er philosophiert, muss er dem Verstand zu erklären versuchen – wenn auch notwendigerweise nicht mit Hilfe des Verstandes allein –, was er als die Wahrheit erkannt hat. Er kann nichts anderes sagen als: „Ich erkläre eine Wahrheit, die sich jenseits äußerer Erscheinungen und jenseits des Verstandes, der auf die Erscheinungswelt angewiesen ist, befindet; diese [Wahrheit] beruht auf einer Art innerer Erfahrung und auf dem intuitiven Wissen, das aus dieser Erfahrung hervorgeht, und kann mit Hilfe von Symbolen, die der Welt der äußeren Erscheinungen angehören, nicht hinreichend vermittelt werden; dennoch muss ich, so gut ich kann, diese verwenden, damit sie mir zu einer Darlegung verhelfen, die intellektuell annehmbar ist“. Es ist daher keine Bosheit oder trügerische List, Metaphern und Symbole zu gebrauchen mit einem vorsichtigen „gleichsam wie“, so wie zum Beispiel das des Brennpunktes, das bestimmt nicht als Argument, sondern als einprägsames Gleichnis gemeint war. Ich möchte hinzufügen, dass der Schreiber selbst häufig seine Zuflucht zur Metapher nimmt, angefangen mit seinem „quak, quak“, und Joad könnte durchaus erwidern, dass er dies tue, um die Gegenpartei verächtlich zu machen und die Notwendigkeit einer vernünftigen philosophischen Erwiderung auf die Philosophie, die er nicht mag und verabscheut, zu umgehen. Eine Intensität des Glaubens ist kein Maß der Wahrheit, doch ebensowenig ist die Intensität des Unglaubens das rechte Maß.

Was die wirkliche Natur der Intuition und ihre Beziehung zum intellektuellen Mental anbelangt, so ist dies eine ganz andere und sehr weite und komplizierte Frage, mit der ich mich hier nicht befassen kann. Ich habe mich darauf beschränkt darzulegen, dass dieser Artikel eine ziemlich unzulängliche und oberflächliche Kritik enthält. Man kann sich gegen spirituelle Erfahrung, gegen spirituelle Philosophie und ihre Einstellung wenden, doch um eine ernsthafte Antwort zu erhalten, muss dies besser verfochten werden und den wirklichen Kern des Problems berühren. So wie es eine Kategorie von Tatsachen gibt, zu denen unsere Sinne die bestverfügbaren, doch sehr unvollkommenen Führer sind, und so wie es eine Kategorie von Wahrheiten gibt, die wir mit Hilfe des hellen, doch noch unvollständigen Lichtes unserer Vernunft suchen, gibt es gemäß dem Mystiker eine Kategorie von noch feineren Wahrheiten, die sowohl die Reichweite der Sinne als auch die des Verstandes überschreiten, jedoch durch ein inneres, direktes Wissen und eine direkte Erfahrung gesichert werden können. Diese Wahrheiten sind übersinnlich, doch nichtsdestoweniger wirklich: sie haben ungeheure Auswirkungen auf das Bewusstsein, sie verändern seine Substanz und Bewegung und rufen vor allem tiefen Frieden und bleibende Freude hervor, ein großes Licht der inneren Schau und Erkenntnis, eine Möglichkeit, die niedere Tier-Natur zu überwinden, sowie Ausblicke auf eine spirituelle Selbstentwicklung, die ohne diese [Wahrheiten] nicht bestünde. Eine neue Anschauung der Dinge entsteht, die, falls sie in ihrer vollen Konsequenz verfolgt wird, eine große Befreiung bringt, innere Harmonie und Einung – und außerdem viele andere Möglichkeiten. Es ist wahr, diese Dinge sind von einer geringen Minorität der Menschheit erfahren worden, und dennoch war es eine große Anzahl unabhängiger Menschen in allen Zeiten, Ländern und unter allen Voraussetzungen, die sie bezeugen; unter ihnen befinden sich einige der größten Geister der Vergangenheit, einige der bedeutendsten Gestalten der Welt. Müssen nun diese Möglichkeiten sofort als Phantastereien verdammt werden, weil sie nicht nur über den Durchschnittsmenschen der Straße hinausreichen, sondern auch für viele kultivierte Intellekte nicht leicht erfassbar sind, oder weil ihre Methode schwieriger ist als die des gewöhnlichen Verstandes oder der Vernunft? Und wenn ihnen irgendeine Wahrheit innewohnt, ist es dann nicht wert, diese als etwas zu verfolgen, das das höchste Stadium der Selbst-Entdeckung und Welt-Entdeckung durch die menschliche Seele enthüllt? Im besten Falle ist es so – schlimmstenfalls muss es als Möglichkeit betrachtet werden, so wie alle Dinge, die der Mensch erreichte, in ihren frühen Stadien nur Möglichkeiten waren; doch es ist in jedem Fall ein großes und vielleicht ein höchst fruchtbares Abenteuer.

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