Eine unendliche bedingungslose Liebe

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2. Jugend

Umso älter man wird, desto liebevoller sollte man sich benehmen, weil wir auf Wachstum angelegt sind; Adam tat das nicht; aber wer lehrt einem die Liebe in Europa, wenn nicht Christus? Adam wurde der Kontakt zu ihm leider vorenthalten, es wurde ihm nicht ausgiebig von ihm berichtet. Es gab zwar eine türkise Buddhastatue aus Korea im Wohnzimmer auf einem koreanischen Medizinschränkchen, aber hier hat ihm ebenfalls niemand erklärt was, in diesem Fall, der Buddha gelehrt hat. Adam hat oft seine feinen Finger über die glatte lackierte Keramikoberfläche gleiten lassen, um dem Göttlichen, Guten, Liebevollen, Schützenden aus Asien näher zu sein; er wusste nichts von Verbeugungen, Zufluchtnahme, Entsagung, und Liebe. Es gab auch zwei kleine Metallkreuze an der Wand, die er und seine Schwester zur Kommunion bekommen haben. Doch auch bei diesen hat niemand Adam den Sinn der Zeichen erklärt, auch nicht ansatzweiße, denn den tieferen Sinn können wohl nur wenige verstehen und vermitteln; aber selbst ein allgemeiner oberflächlicher Sinn wurde nicht erklärt. Wegen der anstehenden Kommunionfeier wurde er zwar von Irgendjemanden zum Pfarrer zum Beichten geschickt, aber dieser hat ihn im Beichtstuhl nur angeschrieen: „Hast Du denn nichts zu beichten!“, als Adam nicht wusste was er sagen sollte, weil ihm niemand erklärt hatte was Sünden sind.

Also blieb ihm nichts anderes übrig als selbst zu suchen. In der betexteten Musik der CD Sammlung seines Vaters, in der Kunst, hat er immer wieder etwas Sinn gefunden. The Band sangen in ihrem Song The weight: Take a lord for free … I am a peaceful man … God for everyone. Freddy Mercury sang auf dem Innuende Album von Queen: We are all Gods peoble, make welcome inside your home, don’t turn your back to the lessons of the lord. The Beatles sangen: All we need is love … Doch Adam wusste nicht wo die Regeln Gottes zu finden waren, die zehn Gebote der Liebe im alten Testament der Bibel, noch wo Liebe eigentlich herkommt, von wem sie kommt, von Gott, und wie er sie mit Hilfe von Glauben in sich berühren kann.

Leider hat Adam nicht mehr Input bekommen, von einer Person von Mund zu Ohr, und zwar regelmäßig, damit es sich durch Regelmäßigkeit und Gewohnheit festsetzt, und so wurde dies wenige an Information irgendwann von Weltlichem überdeckt; das Weltliche war in seinem Leben einfach präsenter.

Die Erinnerung an eine Drogensucht schmerzt, und die Erinnerungen an weitere Sünden ebenfalls. Was Adam an Bösem getan hat, hat er getan, das kann nicht rückgängig gemacht werden. Er hat es jedoch bereut. Später sollte er erfahren, dass nur das Jetzt und Hier, der Moment in dem – für einen Atemzug – gedankt, also geliebt wird, von Bedeutung ist, und nicht die Schuldgefühle über die Vergangenheit und genauso wenig die Wünsche für die Zukunft. Der Dank richtet sich schließlich an den Retter, wenn ein dieser außer Gefahr gebracht hat, aus dem Dreck gezogen hat, durch bestimmte Erkenntnisse, durch Erfahrungen, durch Personen, durch Bücher, durch Licht, durch Liebe, u. s. w.

Doch vorher war Adam, dem verlorenen Sohne aus dem Evangelium gleich, vom Himmel in die Hölle geraten. Adam war gewissermaßen gestorben, als die Außenwelt ihn immer mehr zu Gedanken, Worten und Taten verleitete, die unheilsam für ihn wie auch für andere waren. Das Kind eines Menschen stirbt irgendwann, wenn er es nicht bei der Liebe halten kann. Doch wie hätte Adam die Liebe halten können, wenn man ihn von ihr getrennt hatte, weil ihm niemand von der Liebe erzählt hat, auch wenn er sich tief in seinem Inneren danach gesehnt hatte?

Das eigene Sterben beinhaltete auch das Richten. Adam begann alles in unveränderliche Schubladen in seinem Geist zu stecken, er begann alles was ihm begegnete in Gut und Böse zu unterteilen, wie Adam aus dem alten Testament der Bibel, nachdem er im Paradies von dem Baum der Erkenntnis gegessen hatte, und nicht vom Baum des Lebens, und somit der Sündenfall für ihn wie für die Menschheit begann.

Doch was Gut war, war für Adam Böse, und was Böse war, war für ihn Gut. Er begann nicht nur zu richten, er richtete auch noch sehr schlecht.

Wer aber richtet, richtet sich selbst, weil man nur das sieht, was man auch in sich trägt; doch dies verändert sich ständig; man trägt in sich, was die meist sündhafte Außenwelt an einen herangetragen hat, und was man selbst davon, aufgrund bestimmter Umstände, angenommen hat, ansonsten wäre man leer, frei.

Jesus spricht in den Evangelien: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Denn nach welchem Recht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden. Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? … Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst. (Matthäus 7.1 - 5) Albert Camus meint dazu an einer Stelle seines Werkes, in einem einzigen atemlosen metaphorischen Monolog, (in Der Fall), der Richter ist der Hauptfeind, und er meint vielleicht den Richter in einem selbst. Der Freund ist die Vergebung, Christus, in einem. In Christus geht der Tod zu Ende, der in Adam begann. (Albert Camus – Tagebuch) Er sagte voll Milde zur Ehebrecherin: „So verdamme ich Dich auch nicht!“ (Der Fall)

Wie sich Adam jedoch als Erwachsener wieder selbstständig und bewusst für das Gute entschieden hat, wie es noch erzählt werden wird, konnte er auch wieder zur Liebe zurückkehren, die nicht richtet, sondern für immer bedingungslos liebt, so wie der wieder gefundene einst verlorene Sohn zu seinem Vater zurückkehrt, und dieser nur voller Liebe auf ihn gewartet hat und ihn aufnimmt. … Der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater gib mir den Teil des Vermögens, der mir zufällt! Und er teilte ihnen die Habe. Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort vergeudete er sein Vermögen, indem er verschwenderisch lebte. Als er aber alles verzehrt hatte, kam eine gewaltige Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu leiden … und er begehrte seinen Bauch zu füllen, mit den Schotten, die die Schweine fraßen; und niemand gab sie ihm. Als er aber zu sich kam, sprach er: wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber komme hier um vor Hunger. Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und will zu ihm sagen: Vater ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir. Ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen … Und er machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin und fiel ihm um den Hals und küsste ihn. (Lukas 15.12 - 20)

Doch vor der Rückkehr folgt die Trennung. Auf dem schwäbischen Land war es für Jugendliche meist üblich, viel Bier zu trinken, sich regelrecht zu besaufen. So begann Adam zuerst, mal hier und mal dort, mit dem Trinken, und mit dem Rauchen von Zigaretten, weil es beinahe jeder tat, und später kam der Konsum von Marihuana hinzu, als er irgendwie damit in Berührung kam. Schließlich gewöhnte er sich an den Rausch, weil er mal hier und mal dort eingeladen wurde, oder einfach mitmachte, ohne Grund; der Rausch war aus Gewohnheit irgendwann öfter und somit normaler als ein nüchterner Geist, für ihn war es schon normal berauscht zu sein, und er wollte somit dieses Gefühl jeden Tag haben. Einfach aus Gewohnheit, er hatte sich daran gewöhnt. Denn wir können uns an alles gewöhnen, was es auch ist. Und weil er seine Aufmerksamkeit auf das Marihuana lenkte, eine Substanz die ihn vom reinen klaren Geist entfernte, weil sie verwirrt macht, schizophren und depressiv, so verlor er das Licht, das ihn das Licht hätte erkennen lassen. Wer nicht klar und nüchtern ist, ist meist verrückt. Adam erlebte eine verrückte Jugend. Das einzig positive an ihr waren die innigen Freundschaften. Oft hat er Musik gemacht. Der Sinn und Wunsch der Jugend bestand für Adam darin, schöne anspruchsvolle Musik zu machen, so wie sie ihn oft beglück hatte, wie sie ihm einen tieferen Sinn vom Leben erklärt hatte. Er suchte Musik überall, leider auch in der damals angesagten, rhythmus- und lyrikstarken Rap Musik, die ihre Wurzeln aber im Ghetto, in der Straße hat. So nahm er auch die Einflüsse der Straße auf, konsumierte wie die inspirierenden Musiker Drogen und durch die Drogen die ihn verwirrten, konnte er immer weniger Unterscheiden, was Gut ist, also zu Glück führt, und was Böse ist, also zu Leid führt. Genauer betrachtet suchte er Liebe, wie jeder Mensch, jedes Wesen, er suchte bedingungslos geliebt und angenommen zu sein, so wie er ist; er dachte er bekäme für die Musik Anerkennung. Er dachte das Ansehen von Menschen sei Liebe. Vor Gott gibt es jedoch kein ansehen der Person; sein Herz sieht mehr was fleischliche Augen sehen. Freunde suchten Anerkennung, Gefühle und Schutz in der Liebe zu Mädchen und Frauen, was für Adam vollkommen legitim war. Adam wusste jedoch nicht wie man mit einer Frau umgeht, seine Mutter war ja oft nicht da. Er war irgendwie unsicher, ein Außenseiter, anders, und keine Frau, mit zwei kurzen Ausnahmen, hatte sich wirklich an ihn herangetraut, weil sie merkten, dass ihm ihr Wesen fremd war; – wie kann ein Kind außerdem vertrauensvoll Beziehungen aufbauen, wenn es seine zwei Schöpfer beobachtet und diese nichts mehr miteinander zu tun haben wollen, sich im schlimmsten Fall hassen, was bei ihm Gott sei dank nicht der Fall war, wie kann es eine ungetrübte Liebe zum Partner entwickeln können? Nur durch Hingabe an Gott, an die wahre Liebe. Treue hat er auch nicht entwickeln können, weil unterbewusst kannte er nur die Trennung; hätte er damals schon Gott gesucht, dann hätte er die wahre Treue kennen gelernt, doch er suchte ihn noch nicht, und deshalb war er irgendwann noch mehr abgestürzt, weil er die Hand nicht ergriff, die ihn gerne gehalten hätte. Er suchte die Liebe nicht bei Gott, sondern bei Dingen denen er einen übertriebenen Wert beimaß der nicht existiert, – denn auch die meiste Musik ist eine Illusion –, und er suchte sie bei einigen untreuen Bekanntschaften und so dachte er, er ist nicht gewollt, weil ihn all dies nicht liebte, dieses denken hatte sich manifestiert, und so konnte er niemanden mehr an sich heranlassen, niemandem mehr vertrauen und nicht mehr ungetrübt lieben, weil nichts zurückkam, und auch aufgrund der Drogen in denen er sein Elend zu vergessen suchte, die jedoch sein Herz noch mehr zerstörten, solange bis er die unterschiedlichen guten Priester traf, die sein Herz erweichten, weil sie ihn als wertvoll betrachteten; die Buddhisten aus ihrem Grund, weil sie in ihm wie in jedem die Buddhanatur sahen, jemand der zur vollständigen Erleuchtung befähigt ist, und die Christen aus einem anderen, weil sie ein Geschöpf Gottes in ihm sahen, das von Gott geliebt ist.

 

Im Nachhinein ist Adam froh, dass sein Leben so verlaufen ist, wäre alles ohne Probleme verlaufen, wäre er wahrscheinlich ein cooler Partyboy geworden. Doch durch das kennen lernen des eigenen Leides, das Leid seiner Familie und der Vorfahren, und das der Welt, hat er nach wahrem Glück, nach wahrer Liebe gesucht, und so Menschen gefunden, (oder hat Gott durch sie ihn gefunden?), die sie ihm erklärten und zeigten. Sie sagten: „Ließ diese Schriften und denk darüber nach!“, und sie erkannten die Gewohnheiten die Leid bringend waren, worunter er litt, und teilten sie ihm mit, so dass er sie aufgeben konnte. Sie berichteten von der Liebe, und dass das alte böse Selbst zu sterben hat, indem man bestimmte Sachen nicht mehr tut, so dass Platz entsteht, dass sie sich gänzlich in einem entfalten kann, und nicht unterdrückt wird; Umstände, Orte, Wesen, Gedanken und Sachen die nichts mit reiner Liebe zu tun haben, müssen losgelassen werden, wenn für die Liebe und den Atem des Lebens Platz sein soll, und je mehr losgelassen wird, desto mehr Freude entsteht, weil damit das ursprünglich Göttliche Wesen, das Liebe und somit Freude beinhaltet, dass in jedem Wesen von Grund auf weilt, unbefleckt existieren kann und wahrgenommen werden kann.

Was kann über eine Zeit geschrieben werden, in der das Licht fehlte, in der das Leben – die Wahrnehmung der Liebe – fehlte?

Die Fakten seiner Jugend waren unter anderem, dass Adam irgendwie eine Konditorlehre bestanden hat. Zu einer Frau bei der Berufsberatung hat er gesagt, er möchte gerne etwas Kreatives machen. Als sich Adam bei einer Konditorei vorgestellt hatte, hat er beim Bewerbungsgespräch und der anschließend Führung durch einen mit Verpackungsmaterialien vollgepackten Gang des Betriebes ein besonderes Gefühl des Da-Seins gehabt; auch in dieser Phase hat Gott in umhegt und gepflegt, obwohl Adam nicht direkt auf ihn vertraut hat. Nach einem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung, bei welcher ihm wiederum Klassenkameradinnen sehr geholfen haben, wollte er in diesem Beruf aber nicht arbeiten – er war ihm zu körperlich –, und als ihn sein Vater gefragt hat, was er stattdessen tun möchte, hat er geantwortet, er möchte mit Menschen arbeiten. Daraufhin hat er sich bei mehreren Berufsfachschulen für Erzieher gemeldet und wurde in Krumbach, einer hübschen Kleinstadt in der tiefsten schwäbischen Provinz, angenommen. Die Schule hat er bestanden, während er nebenbei immer auch Musik mit Freunden und Bekannten gemacht hat. Im Anschluss war er nach Augsburg gezogen, und hat dort noch sein Annerkennungsjahr in einem Waldorfkindergarten absolviert. Wenige Menschen haben Adam damals imponiert und inspiriert auf der richtigen Seite zu stehen. Im letzten Jahr der Ausbildung lernte er jedoch einen gläubigen, guten, sanftmütigen, und konsequenten Erzieher kennen, der viel Erfahrung hatte. Diese Zusammenarbeit hat Adam Momente von Glück und Frieden beschert.

Schon länger hatte er Kontakt nach Augsburg, über die Tochter des Freundes seiner Mutter. Die Menschen lernen einander oft über Beziehungen kennen. Die alten Freundschaften hatte Adam wenig gepflegt, er wollte immer nur gute Musik machen, dazu waren andere Musiker notwendig von denen er lernen konnte. Adam war ein Musiker, der ein kleines Studio in seinem Wohnzimmer hatte und dort Musik aufnahm; er war kein Livemusiker; sein Anliegen war gute Songs, oder Skizzen, zu komponieren die zeitlos waren, und sie mit interessanten und unbekannten Klängen aufzunehmen; dieses Ziel sollte Adam erreichen, doch später auch mit der Musikkomposition und deren Aufnahme aufhören, nachdem ihm von Geshe Thubten Trinley, einem spirituellem Wesen von dem noch die Rede sein wird, erklärt worden war, wie weltliche Musik auch nur Illusion ist, eine Zusammensetzung aus verschiedensten Tönen die kommen und gehen, die einen vielleicht im Moment wie eine Droge in ein anderes Bewusstsein hebt oder senkt, die, wenn man daran hängt, unfrei macht, einen ständig beschäftigt, und somit irgendwie einer Art Hölle gleicht. Mit ihr kann man letztendliche kein längerfristiges Glück erreichen. Sie kann aber ein Mittel sein um die endgültige Medizin zu entdecken.

3. Der junge Erwachsene

Nach Beendigung der Ausbildung zum Erzieher war er Leiter von einem Hort, er hat gut gearbeitet, doch er hatte auch drogenbedingte Aussetzer. In der Freizeit am Feierabend wurde nach wie vor Marihuana geraucht und Musik gemacht. Als Adam mit Freunden die ihn gern hatten, und sehr talentierte Musiker waren, eine Kassette mit Liedern von Adam aufgenommen haben, so war dies auch eine schöne Zeit für ihn, sie war so wie er es mochte. Ein Traum wurde wahr, die Lieder waren gut, die Aufnahmen authentisch: ein Lied wurde wegen des Halls im gekachelten schmalen Bad aufgenommen, als Sampler von eingespielten Gitarrenmelodien diente einmal einfach ein alter kassettenbetriebener Anrufbeantworter, und die außergewöhnlichen und klanglich vielfältigen Rhythmen, wurden mit der Mpc, dem Kultsampler komponiert und aufgenommen, – die Klangfarben waren unter anderem ein Regenmacher aus der Arbeit, und eine hölzerne Mönchsglocke aus Korea, sowie, von einem leidenschaftlichen Klangerzeuger, geschaffene Schlagzeugklänge, die zum Beispiel nur aus einem Husten bestanden, welches dann durch schneiden und andere Tricks zu verschiedenen Klängen ummoduliert worden war. So hatte sich Adam seine Musik erhofft, seine harmonischen durchdachten Melodien und ehrlichen Texte, in Verbindung mit professionellen Rhythmen und detailverliebt mit individuellen Klängen aufgenommen. Doch mit dieser Erfahrung kam auch der Hochmut und der Fall. Er nahm diese Erfahrung nicht demütig an, sondern es entwickelte sich ein Stolz über das eigene Schaffen, an dem doch so viele mitgeholfen hatten; die Überheblichkeit flüsterte ihm ein, dass er sich doch nun mehr erlauben darf.

Davor jedoch war eine verrückte doch intensive Zeit voller glühender Sonnenuntergänge über der Stadt, voller Kameradschaften und Treffen, voller planloser doch nahezu lebendiger Streifzüge durch die heißen Straßen, und voller Freundschaft zu einer Wohngemeinschaft, in der ein Mädchen Namens Mai wohnte, das er in Krumbach kennen gelernt hatte. Adam war sehr oft in diesem Haus gegenüber einer Sportanlage, auf der meist Ausländerkinder ihrer Leidenschaft für Basketball frönten und die Adam auch von seiner Wohnung aus im Blick hatte. Jedenfalls fühlte sich Adam nicht allein, oft war er mit Leuten unterwegs, um in irgendeiner Wohnung wieder jemand kennen zu lernen, eben auch Bosse, eine Person die eine starke Ausstrahlung hatte, diese aber letztendlich für das Böse verwenden wollte, und deren Art indirekt auf Adam überging, da alles miteinander verbunden ist. Nur wenn er mal wieder für kurze Zeit mit der Droge aufgehört hatte, wurden ihm seine wirkliche Einsamkeit und sein inneres Vakuum bewusst.

Einsam war er, weil egal wie intensiv die Freundschaften vorher auch waren, sie sind meist nicht beständig. Es kommt jedoch immer wieder etwas neues Schönes. Nur muss man dies halt auch registrieren. Adam jedoch schottete sich ab, ihm war in dieser Phase nicht zu helfen, – und er hätte Hilfe gebraucht, die ihm zeigt, dass Drogen kein guter Weg sind, und was stattdessen ein guter Weg ist, die ihm im Entzug und darüber hinaus hätte helfen können –; er ließ sich nichts von der Familie sagen, auch nicht von Kameraden; und er hätte das von einem durchschnittlichen noch jungen Kameraden auch nicht verlangen können, dass dieser viel Zeit mit ihm verbringt, ihn bedingungslos liebt, gegen jede Art von Zurückweisung seitens Adam standhaft bleibt, und ihn dabei noch zähmt, indem er lobt und tadelt, denn Adams Geist war außer Kontrolle, da er Gott und ein Achten auf den Atem nicht mehr kannte; außerdem hätte es somit selbst ein gezähmtes Wesen sein müssen, und so eines hatte er kaum noch in seinem Umfeld – er war weit gefallen. Es hätte schon eines besonders guten geduldigen Wesens bedürft, wie den Freund von seinem Vater, welches ihn unterweißt, doch dazu kommen wir erst später. An Gott als einzigen wahren ewigen Freund dachte Adam damals noch nicht, auch wenn dieser Freund schon lange für ihn sorgte, trotz Adams selbst gewählter Trennung von ihm.

Das Marihuana macht depressiv und schizophren, es entsteht ein Verfolgungswahn, man lässt kaum jemand an sich heran. Alkohol macht aggressiv, ihn hatte Adam noch vor dem Marihuana viel konsumiert, vielleicht hat er deswegen auch harte Musik gehört. Doch ganz harte Drogen hat er immer gemieden: Heroin, welches einen den besten Freund hintergehen lässt, dass den Charakter zerstört, Kokain, welches überheblich, arrogant, hochmütig macht, sowie die neuen chemischen Drogen, die das Gehirn zerstören, verwirren, verrückt machen; und jede Droge zerstört letztendlich das Herz, die Liebe.

4. Buddhistische Bekehrung

Als Adam dreiundzwanzig Jahre alt war, wurde eine Unterweißung in die Lehre von Buddha in München von Geshe Thubten Trinley, einem tibetischen buddhistischen Meister, der in der Schweiz lebt, gegeben, dessen Schüler auch Adams Vater war und welcher den Fall seines Sohnes nicht mehr mit ansehen konnte und ihn deshalb gefragt hatte, ob er mitkommt. Es hatte sich für Adam gut und interessant angehört, er vernahm den leisen Hauch einer Chance sich zu ändern, um von den Toten aufzuerstehen, und er hat Mai aus der Wohngemeinschaft mitgenommen. An jenem Tag hat er gemerkt, wie falsch er im Gegensatz zu dieser Person, die dort vorne auf dem Holzthron saß, lebte; einfach durch dessen reines Vorbild hat er es bemerkt.

Nachdem er danach noch ein wenig so weiter gelebt hatte wie zuvor, tat Adam schließlich, und mehrere Umstände wirkten dabei zusammen, etwas sehr unrechtes; zuvor hatte er unrechtes getan, doch dann hatte er eine Grenze überschritten. Adam wusste, das die alte Zeit zu Ende war und etwas Neues beginnen musste, wenn er weiterleben wollte; Gott sei Dank hatte er nach dem Treffen mit dem Meister eine leichte Ahnung, dass es einen Weg gab. Sein eigener Wille und Wunsch hatte ihn letztendlich in das Unglück geworfen, doch eben in dieser Zeit des Falls war auch Geshe Thubten Trinley in sein Leben getreten. Letztendlich hat Adam seine Wohnung und die Arbeitsstelle im Hort gekündigt, und wollte für unbestimmte Zeit nach Korea in ein buddhistisches Kloster ziehen.

Einige Zeit später saß er wirklich in einem kleinen buddhistischen Tempel in Korea, jedoch nur für einen kurzen Augenblick.

Seine Mutter hatte ihn ein Jahr vorher, bei einem Besuch in Korea, für zwei Tage in so einen Tempel gegeben, so wie es Brauch ist, oder aber auch weil die Familie gesehen hatte, wie kaputt Adam gewesen war. Dieser erste Besuch hat Adam eine Gebetskette von einem Mönch beschert, der ihm an einem Abend geduldig zugehört hatte, und ihm schließlich das Geschenk gemacht hat – mit der Hoffnung, sie wird als Glücksbringer benutzt, und das wurde sie auch, zwar verspätet, aber dafür später dann umso intensiver.

In dem fremden koreanischen Tempel hielt er es nach einer so langen Sucht und ohne Sprachkenntnisse und Kenntnisse der Lehre jedoch nicht aus. Doch als er kurz darauf schon wieder in Deutschland war, konnte und wollte er nicht mehr zurück in sein altes Leben. Er hatte ein gutes Buch von Thich Nhat Hanh, einem vietnamesischen buddhistischen Zen-Meister der in einem von ihm gegründeten Kloster in Südfrankreich lebt, auf dem Rückflug im Flugzeug gelesen und so war er auch noch dorthin aufgebrochen, weil er noch etwa Geld übrig hatte. Dort hatte er eine schöne Erfahrung von Liebe, von Wärme und Schönheit, die ihm geschenkt wurde, obwohl er ebenfalls nur kurz da war. Auf seiner Heimreise von Südfrankreich sah er die grünen Wiesen und vollen Felder in den sattesten Farben von einem goldenen Abendhimmel erleuchtet, und er war mit eingebunden in diese Schönheit, und gleichzeitig erfüllte ihn eine Wärme, ein Frieden, eine Begierde – und Wunschlosigkeit, wie noch nie, und all dies deutete er so, er kann diesen Zustand auch stabil und gänzlich erreichen, wenn er sich der Liebe zuwendet.

 

Was Adam in dem Hauptkloster von Zen-Meister Thich Nhat Hanh aus Vietnam, einem echten Mann, gelernt hat, auch wenn er nur kurze Zeit dort verbracht hatte, ist, auf seinen eigenen Atem zu achten, die Ein – und Ausatmung; denn die Achtsamkeit schadet den Wesen und ihm selbst nicht, sie ist Liebe, und da man immer Atmen muss, wird die Achtsamkeit immer aufrechterhalten; und außerdem erfrischt das bewusste Atmen Körper und Geist und verbindet diese.

Nach dem vietnamesischen Zen-Kloster begab er sich weiter, auf seiner mehrjährigen Wandlungsreise, zu Geshe Thubten Trinley, um ihn kurz zu sehen. Im Anschluss daran wohnte er erst einmal bei seiner Mutter und seinem Vater. Er hat in Deutschland wieder gearbeitet, und in dieser Zeit auch den Abt des Schweizer Klosters, Gonsar Rinpotsche, sowie weitere Lehrer aus dieser Gemeinschaft, in Zentren in München und in Österreich besucht und ihnen zugehört. In diesen Zentren herrschte immer eine angenehme Atmosphäre, an einer Seite standen meist wertvolle Buddhastatuen von den Meistern der Linie, davor ein hölzerner mit Tüchern geschmückter Thron für den Repräsentanten Buddhas, für die buddhistischen Lehrer, an den geweißelten Wänden hingen bunte wertvoll gewebte Bilder von verschiedenen Buddhas, und auf den sauberen Teppich- oder Holzböden saßen die Schüler dann auf weinroten Matten und Sitzkissen, der Farbe der tibetischen Buddhisten. Adam ist diesen Lehrern treu geblieben, weil sie ihn als erstes verwandelt, zum Guten, nicht direkt zu Gott, aber zum Leben, zurückgeführt haben. In einer Unterweisung in München hat Geshe Thubten Trinley einmal voller Mitgefühl zu ihm direkt in seinen Geist in Deutsch gesprochen, obwohl Geshe Thubten Trinley kein Deutsch spricht und auf einen Übersetzer zurückgreift: „Möchtest Du in der Hölle wiedergeboren werden?“

Analog dazu gab es in der Bibel eine Stelle über das Pfingstwunder, die Adam zeigte, dass die Liebe, und der heilige Geist ist ein Teil von ihr, überall wirkt: … und sie wurden alle erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen. (Apostelgeschichte 2.4)

Obwohl es ihm schon etwas besser ging, war er bald darauf wieder in alte Gewohnheiten zurückgefallen, weil er wieder mit törichten Leuten verkehrte, weil er Zeit in seinem alten Umfeld verbrachte.

Trotzdem hat Adam in dieser Zeit viel buddhistische Literatur gelesen, Bücher aus dem Bücherregal seines Vaters und die welche er sich selbst gekauft hat. Zum Beispiel die Lebensgeschichte von Milarepa, einem tibetischen Laienheiligen, der viel Unrecht begangen hat, und sich dann aber bekehrt hat, und noch in einem Leben ein Buddha wurde. Er hat authentische Bücher aus allen buddhistischen Traditionen gelesen, sie verschlungen, aber noch nicht verstanden. Ein Zitat eines thailändischer Buddhisten, von Ajahn Man Bhuridatta, welches bei Adam großen Anklang fand, war, in eigenen Worten wiedergegeben: Wenn ein Mensch mit geringen guten karmischen Anlagen viel mit Weisen verkehrt, wird auch er zu einem Weisen, wenn ein Mensch mit vielen guten karmischen Anlagen oft mit törichten Menschen verkehrt, wird auch dieser zu einem törichten Menschen.

Deshalb war Adam nach einem erneuten, die Gebote brechenden, Absturz wieder nach Korea gereist, wieder nach Südfrankreich, er wollte immer wieder in buddhistische Tempeln bleiben um frei zu kommen von seiner alten Umgebung, um sich mit Hilfe einer heilsamen Umgebung innerlich zu befreien; aber er hatte sich doch noch am Anfang des Weges befunden, er hatte sich immer wieder von jedem Ort losgerissen, weil sein Geist noch ungezähmt war, konnte er noch nicht verweilen, er war noch nicht sehr stabil in der Lehre zum Glück gewesen. In der buddhistischen Lehre wird man stabil durch studieren der Lehre, durch hören der Lehre, durch die Rechte Anschauung über Ursache und Wirkung und über die Verbundenheit aller Dinge und Wesen, durch ein gutes Verhalten in Gedanken, Rede und Taten, durch Gebete und Meditation, durch ein Aufsuchen von heilsamen Orten, Freunden und Situationen, so kann der Geist vollständig gezähmt werden, so dass er Heilsames tut und Unheilsames lässt, und einen selbst dadurch kein Leiden mehr wieder fährt; jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich, hatte Geshe Thubten Trinley gesagt. Heute versteht er, Gott übernimmt auch Verantwortung für ihn, für alle, er hilft ständig, aber er selbst, jeder Mensch muss selbst ja sagen, und wenn er ein wenig Verstand hat auch Danke.

Kehren wir noch mal um, zu den spirituellen Anfängen Adams. Es gab einmal ein Gebet auf Knien in einer weißen spärlichen ausgestatteten griechischen Kapelle, als Adam in seiner Drogen- und Musikerzeit, ohne Drogen den Urlaub verbrachte, und er dachte er wird verrückt; er betete das von Jesus gelehrte Gebet Vater Unser von ganzem Herzen, das einzige Gebet, das er kannte, welches er im Religionsunterricht der Grundschule lernen musste, um eben nicht verrückt zu werden. Etwas später hat er Buddhisten kennengelernt.

Was Adam im Grunde von den Buddhisten gelernt und was ihn angesprochen hat ist folgendes:

Die vier edlen Wahrheiten.

1. Die Wahrheit vom Leid. Unfreiwillige Geburt, Alter, Krankheit, Tod, in ständiger Wiederholung.

2. Die Ursachen des Leides. Unwissenheit, Begierde und Hass. Begierde und Hass entspringen aus der Unwissenheit. Die Unwissenheit ist: Nicht zu wissen, dass alles miteinander verbunden ist, in Ursachen, Umständen, und Wirkungen. Jede Handlung kommt zu einem selbst zurück und berührt das gesamte Universum. Großzügigkeit beschert Reichtum, Geiz beschert Mangel, Geduld bringt als Frucht Schönheit, Hass erzeugt Hässlichkeit, Begierden erzeugen geistige Unfreiheit, Begierdelosigkeit erzeugt geistige Freiheit. Durch das einhalten einer reinen Ethik, durch das einhalten der zehn Gebote, wird man ein glücklicher Mensch und kein Tier oder Dämon, u.s.w. Wenn man anderen hilft, oder ihnen etwas Schönes gibt, ohne etwas zu erwarten, mögen sie einen normalerweise.

Adam liebte, wie jedes Wesen, seine Familie. So hat er, um ihr nicht zu schaden, sich so gut er es vermochte an die Ethik der Laien der Buddhisten gehalten. Um sich selbst und anderen nicht mehr zu schaden, hat er, soweit es ihm möglich war, töten, stehlen, lügen, sexuelles Fehlverhalten und das berauschen durch Drogen, Alkohol …, vermieden. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass ein berauschter Geist, nicht achtsam sein kann, nicht lieben kann, unheilsames bewirkt.

3. Glück ist möglich, ein grenzenloses Glück ist möglich, für jeden. Es besteht aus: grenzenloser Liebe, grenzenlosem Mitgefühl, grenzenloser Freude, grenzenlosem Gleichmut (ein Zustand der frei ist von Anhaftung und Hass gegenüber Nahestehenden und Fernstehenden.)

Nun, wenn ich glücklich sein kann, dann möchte ich lernen und einhalten was zu Glück führt, hatte sich Adam gedacht.

4. Die Wahrheit von Glück – der edle achtfache Pfad, der mittlere Weg. Er ist in drei Teile gegliedert. Richtige Anschauung, rechtes Verhalten, und Meditation (Gebet, heilsame Konzentration, nachdenken über die Lehre). Wer über reine begierdelose Liebe nachdenkt, erlebt ein Glücksgefühl – das ist der Beweiß für Ursache und Wirkung, das ist ein Teil der rechten Anschauung; doch ohne richtiges Verhalten und Meditation, ohne alle drei Glieder zusammen ist kein Glück möglich. Zum richtigen Verhalten gehören die sechs Vollkommenheiten: Geduld (Herzensweite), Geben (vor allem die Lehre), Einhalten einer reinen Ethik (nicht töten, nicht stehlen, nicht Unwahrheit sprechen, kein sexuelles Fehlverhalten, sich nicht zu berauschen, u. s. w.) Tatkraft (Enthusiasmus), Meditation (Sammlung des Geistes, Konzentration auf einen heilsamen Punk wie beim Gebet, das Zähmen des Geistes), und Verstehen. Liebe beinhaltet zu einem großen Teil Verstehen. Kinder wünschen das Gute, dass mit ihnen liebevoll umgegangen wird, dies gilt es zu verstehen, und wiederum hat der Liebe, der ethisch lebt, und dadurch anderen nicht schadet. Aus Ethik entsteht Konzentration und aus Konzentration Weisheit, also Verstehen. Alles ist miteinander verwoben.

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