Liebe des Todes

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Aus der Reihe: Liebe des... #1
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„Oh, ein Zocker.“ Ich hob eine Augenbraue, wobei ich schelmisch grinste. „Was für Spiele spielst du denn?“

„Nun ja, gerne Rollen- oder Adventurespiele. Sonst gerne auch mal ein Strategie- oder Simulationsspiel, wenn ich mal ein wenig Abwechslung möchte.“ Du zucktest mit den Schultern und gabst die Frage zurück: „Welche Bücher findet man bei dir im Regal?“

„Thriller, Krimi und normale Romane. Also nichts Besonderes.“ Auch ich zuckte am Ende meiner Aussage mit den Schultern und schließlich kamen unsere Eisbecher, wodurch wir ruhig damit begannen, zu essen.

„Wo siehst du dich in zehn Jahren?“, stelltest du eine Frage, die mich zunächst ein wenig überraschte, bevor ich dann kurz überlegte, um schließlich zu antworten: „Nun ja, darüber habe ich eigentlich noch nie so wirklich nachgedacht. In zehn Jahren sollte ich meinen Abschluss in der Tasche haben. Vielleicht ein gemeinsames Zuhause mit dem Menschen, den ich liebe, bewohnen.“

„Den Menschen, den du liebst? Stehst du denn nicht nur auf Frauen?“ Du sahst mich irritiert an und ich schluckte kurz, bevor ich dann mit den Schultern zuckte. „Nein, ich finde beide Geschlechter reizvoll.“

Mein Herz schlug gegen meine Brust. Hart und unnachgiebig, wobei ich spürte, wie meine Handinnenflächen feucht wurden. Ich hatte Angst, dass ich nun alles verdorben hätte. Schließlich wusste ich, wie die meisten Männer auf dieses Thema reagierten.

„Interessant. Ich begegne selten einem Jungen, der offen zugibt, bi zu sein.“ Ich hörte deine Stimme und ein Stein fiel mir vom Herzen, wobei ich ein erleichtertes Lächeln nicht verhindern konnte. „Ich weiß, ist auch nicht so einfach, dazu zustehen.“

„Traurig irgendwie. Na ja, gibt es einen solchen Menschen im Moment in deinem Leben?“, stelltest du schon die nächste Frage, wobei ich kurz stockte und dann überlegte, was ich antworten sollte: „Ich bin im Moment Single.“

„Komisch. Ich hätte damit gerechnet, dass so ein Kerl wie du, schon längst vergeben wäre. Du kannst dich wahrscheinlich vor Angeboten kaum retten.“ Du schobst dir einen Löffel voller Eis in den Mund und ich musste erneut leicht lächeln. „Ja, vielleicht. Aber niemand, der mich interessiert. Um Sex zu haben, brauche ich ja keine Beziehung.“

Etwas veränderte sich in deinem Blick. Irgendwas starb dort. Ich wusste nur nicht, ob das gut war oder nicht, wodurch du erneut einen Löffel nahmst und ich ebenfalls ein wenig weiter aß.

Wir schwiegen eine gefühlte Ewigkeit. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und als ich mich dazu durchgerungen hätte, dich ebenfalls nach deinem Liebesleben zu fragen, durchbrachst du selbst die Stille: „Hast du es schon einmal mit einem Mann getrieben?“

Die Frage war eigentlich viel zu privat, doch ich wollte ja selbst, dass du der Mensch wurdest, der alles über mich wusste, wodurch ich sanft den Kopf schüttelte. „Nein. Hat sich bis jetzt nicht ergeben.“

„Hm. Woher weißt du dann, dass du auf Kerle stehst?“, kam prompt die nächste Frage und ich seufzte kurz: „Nun ja, weil mich die Vorstellung daran nicht wirklich abschreckt oder abturnt. Es gab schon den ein oder anderen Mann, bei dem ich mir mehr vorstellen konnte als Freundschaft. Aber nun ja, hat sich halt nicht ergeben. Wie sieht’s bei dir aus? Vergeben oder frei? Mann oder Frau?“

„Im Moment bin ich Single und nun ja, mit Frauen kann ich nur sehr wenig anfangen.“ Du zucktest wieder mit den Schultern und erneut spürte ich, wie mein Herz schneller schlug. Oh mein Gott, du warst auch noch schwul. Es konnte nicht besser werden. Jetzt musste ich dich nur noch von mir überzeugen.

„Musst du ja auch nicht“, meinte ich ruhig, um deine Anspannung ein wenig zu lösen, wobei du mich unsicher ansahst. „Warum reagierst du so locker darauf?“

„Warum nicht? Ich weiß die Vorzüge von Männern auch zu schätzen. Also kann ich mich darüber ja nicht beschweren, oder?“ Ich versuchte dich weiter ein wenig aus der Reserve zu locken, wobei ich dich sanft anlächelte.

„Hast auch wieder Recht“, kam es kleinlaut über deine Lippen und erneut nahmst du einen Löffel Eis in deinen Mund, wobei ich nicht verhindern konnte, dass ich deine Zunge dabei beobachtete, wie sie genüsslich über deine Lippen glitt. Wie sehr wünschte ich mir, dass ich mit diesem Muskel spielen konnte?

Doch ich schluckte nur trocken und aß selbst weiter, bis erneut deine Stimme zu mir durchdrang. „Du bist ein richtig guter Mensch, Basti. Ich bin froh, dass ich an dich geraten bin. Ich glaube, dass du mir noch sehr gut tun wirst.“

Erneut lächelten wir uns an und aßen dann schweigend weiter. Genossen einfach die Anwesenheit des anderen und versanken in unseren eigenen Gedanken…

„Nein, bitte nicht“, jammerte ich auf, als du erneut nach meiner Hand griffst, um mich in das nächste Kleidungsgeschäft zu schleifen, „ich kann keine Klamotten mehr sehen. Hab Erbarmen mit mir.“

„Wären dir Schuhe lieber?“, necktest du sofort zurück, wodurch ich jeglichen Widerstand aufgab und von selbst neben dir herging. „Nein, danke. Da zerrt mich Cathy schon oft genug rein. Aber nach diesem Geschäft gehen wir endlich mal in eines, das mich interessiert, okay?“

„Na gut, wenn ich hier endlich die Jacke finde, die ich schon seit Wochen suche. Ansonsten muss ich dich leider noch weiter quälen.“ Na ja, das war ja nicht wirklich ein Kompromiss, doch ich hatte damit eigentlich kein Problem. Es gefiel mir, dir beim Umziehen zu zusehen und dich immer wieder in neuen Kleidungsstücken zu betrachten. Auch wenn ich eigentlich gehofft hatte, dass mir so etwas bei einem Mann erspart blieb, musste ich gestehen, dass es dir anscheinend einfach nur Spaß machte, dich immer wieder neu zu erfinden.

„Endlich! Da ist sie ja!“ Du ranntest zu einem Kleidungsständer und im nächsten Moment holtest du eine schlichte, schwarze Lederjacke hervor, was mich ein wenig skeptisch machte. Deswegen sind wir jetzt durch die halbe Stadt gelaufen? Wegen einer normalen Lederjacke? Das konnte doch nicht dein Ernst sein?

„Das ist eine normale Lederjacke“, gab ich meine Bedenken preis, wobei du mich nur anlächeltest. „Nein, ist sie nicht. Sie hat erstens auch an den Ärmeln Taschen und außerdem ein wunderschönes Motiv hinten drauf.“

Du drehtest das Kleidungsstück so, dass ich das Motiv sehen konnte. Es war ein Dämon, der sterbend in den Armen eines Engels lag. Sie hatten anscheinend gerade gekämpft und der Engel hatte gewonnen, wobei ein Schwert auf dem Boden lag, während das andere in der Erde steckte.

Es war durchaus ein schönes Motiv, wodurch ich nicken musste. „Okay, das überzeugt mich ein wenig.“ „Wusste ich es doch!“ Dein Lächeln wurde breiter und prompt probiertest du sie an. Sie passte dir sofort, betonte deinen wunderschönen Körper und ließ den Bann, den du auf mich ausübtest, noch stärker werden.

„Perfekt.“ Mehr brachte ich nicht über die Lippen und ich merkte, wie du leicht rot wurdest, als du meinen Blick bemerktest. „Das will ich doch auch hoffen.“ Du versuchtest die Röte in deinem Gesicht zu überspielen, wodurch ich erneut lächelte. Deine Nähe tat so gut.

Somit konnten wir endlich recht schnell zur Kasse gehen und der Stolz auf deinem Gesicht wollte gar nicht mehr verschwinden, als wir mit der Jacke das Geschäft verließen.

„Du bist unglaublich.“ Ich musste leicht lachen. „Wie kann dich eine einzige Jacke so glücklich machen?“ „Ich suche sie halt schon sehr lange, weil ich das Motiv so genial finde. Es ist das letzte Bild von meinem Lieblingskünstler, bevor er starb“, antwortetest du mir auf meine Frage, wobei ich es langsam verstand.

Diese Jacke hatte alleine durch das Bild schon einen emotionalen Wert für dich. Irgendwie wünschte ich mir, dass ich dich eines Tages auch mal so zum Strahlen bringen würde.

Wir gingen noch in ein paar Elektronikmärkte und durchstöberten DVDs. Ich hatte sogar das ein oder andere Exemplar für mich gefunden, wobei wir uns zum Film schauen verabredeten, denn dich hatten die Rückentext auch neugierig gemacht.

So würden wir uns auf jeden Fall außerhalb der Schule wiedersehen. Ich wollte noch so viel über dich erfahren und dein Lachen wollte aus meinem Herzen nicht mehr verschwinden.

Wo warst du nur all die Jahre gewesen?

Kapitel 2

„So, da haben wir Popcorn und Cola Light. Dann kann der Filmmarathon ja beginnen, oder?“ Ich grinste breit, als ich die Schüssel mit dem gepufften Maiskörnern und die Flasche Cola Light mit zwei Gläsern auf unseren Couchtisch stellte. Wir hatten die ganze Wohnung für uns, weil meine Eltern waren zum Essen ausgegangen und meine Schwester wieder bei unseren Großeltern – wo sie die meiste Zeit verbrachte - war, was mir ganz recht war. Ich wollte dich im Moment nicht teilen.

„Das ist ja perfekt!“ Du grinstest übers ganze Gesicht, wobei du das Getränk sofort in die zwei Gläser einschenktest und einen kräftigen Zug aus deinem nahmst.

„Puh, das hat gut getan.“ Ich wusste nicht, wie du so sein konntest, wie du eben warst. So natürlich und unverfälscht. Du sprachst, wie dir der Mund gewachsen war, und achtetest nicht darauf, ob du irgendwen damit verletzten könntest. Ich war da ganz anders. Viel bedachter und auch ein wenig ruhiger.

„Mit welchem Film wollen wir anfangen?“, fragte ich schließlich und hielt die drei Hüllen, die ich heute gekauft hatte, vor dein Gesicht, sodass du dich entscheiden musstest. Es war ein Action- und zwei Horrorfilme.

„Erst einmal den. Dann den Actionfilm und dann den anderen Horrorfilm. So haben wir ein wenig Abwechslung.“ Eine kluge Wahl, das musste ich dir eingestehen, wobei ich nur nickte und dann den ersten Film in den DVD-Player legte.

Ruhig nahm ich neben dir auf der Couch Platz und ließ das Intro laufen. Ich verfolgte den Film so gut es ging, doch deine Anwesenheit und dein Duft machten es mir nicht gerade leicht.

 

Es war einfach zu verführerisch die Augen zu schließen und mit all meinen Sinnen deine Existenz wahrzunehmen: Dein Atem, dein Duft und deine leichten Bewegungen. Ich konnte es nicht verhindern, dass ich immer wieder zu dir sah.

Wie du da saßest. Ein Bein leicht angewinkelt und an deinen Körper gezogen. Die Schüssel mit Popcorn lag in deiner Hand und du verfolgtest den Film gespannt, wobei immer mal wieder ein Popcorn in deinem Mund verschwand. Genauso lautlos wie damals im Kino. Du warst so wunderschön perfekt.

Ohne es wirklich zu wollen, drehte ich mich gänzlich zu dir um und lächelte dich einfach an. Der Film war mir egal. Ich könnte ihn mir irgendwann auch alleine ansehen, doch dich konnte ich nur betrachten, wenn du auch da warst, wodurch ich mich lieber mit dir beschäftigte, als mit dem Geschehen im Fernseher.

Doch dieses Mal war es anders als damals im Kino. Ich konnte dich nicht ungestört beobachten, denn nach einer Weile wandtest du deinen Blick zu mir und sahst mich irritiert an. „Was ist los, Basti? Hab' ich irgendwas im Gesicht?“

„Nein, ich schau dich nur gerne an.“ Ich lächelte ein wenig schüchtern und zuerst trat Verwirrung in deine Augen, doch dann schienst du zu verstehen, denn ein Lächeln legte sich auf deine Lippen und du stelltest das Popcorn auf den Tisch, bevor du dich ebenfalls zu mir umdrehtest.

Ich ignorierte das Schreien der Todesopfer im Fernsehen und auch wie das Blut spritzte. Es war mir egal. Es zählten nur deine blauen Augen, die mich verführerisch anfunkelten und im nächsten Moment warst du schon ganz nah bei mir.

„Zu nah?“ Deine Stimme war nur ein Flüstern, doch ich musste dadurch leicht lächeln und lehnte mich leicht nach hinten, wodurch du nun gänzlich über mich kommen konntest, bevor ich dann den Kopf schüttelte. „Das schaffst du nicht.“

„Die Herausforderung nehme ich an.“ Erneut das spielerische Funkeln in deinen Augen, als deine Hand schon auf meinem Unterschenkel zu liegen kam und langsam nach oben strich.

Ich hatte dieses Spiel schon öfters gespielt. Vorzugsweise mit Cathy oder auch einen anderen Mitschüler, doch sie alle hatten gegen mich verloren und so würde es auch jetzt sein.

Deine Berührungen taten gut und fachten das Feuer in meinem Körper weiter an, wobei ich nicht verhindern konnte, dass ich kurz zuckte, als du über mein Knie fuhrst, denn dort war ich leicht kitzlig.

Langsam kamen deine Finger immer höher. Strichen über die Innenseite meines rechten Oberschenkels und ich musste zittrig Luft holen. Es hatte sich noch niemals so gut angefühlt, wobei ich mich konzentrieren musste, dass nicht all mein Blut zwischen meinen Beinen landete.

Deine Augen fraßen sich in meine und ich wollte auch nicht loslassen. Einfach nur tiefer versinken in das blaue Meer und mich entführen lassen, während mich dein Duft weiter berauschte. Noch nie hatte ich mich so in der Nähe eines anderen Menschen gefühlt.

Schließlich stoppte deine Berührung und ich fühlte, dass deine Hand neben meinem Schritt zum Liegen gekommen war, was ich jedoch lieber nicht bemerkt hätte, denn sofort spürte ich, wie besagte Gegend langsam zum Leben erwachte, wodurch ich den Spieß schnell umdrehte, damit du diesen Umstand nicht sofort bemerktest.

„Hoppla!“ Du schienst über meinen Tatendrang etwas überrascht, als du plötzlich unter mir auf dem Sofa lagst und mich ein wenig verwirrt ansahst.

„Jetzt bin ich dran. So sind die Spielregeln“, versuchte ich deine Verwirrung ein wenig zu beseitigen, wobei ich dich sanft anlächelte.

Ich spürte, wie sich mein Atem alleine bei dem Gedanken diesen Körper zu berühren ein wenig beschleunigte, doch ich zwang mich zur Ruhe, als ich meine Finger an derselben Stelle starten ließ, wie vorher deine.

Die Hose störte mich schon nach wenigen Zentimetern, dennoch nahm ich sie als gegeben hin. Schließlich konnte ich dich schlecht dazu zwingen, sie auszuziehen. Das wäre dann doch zu viel des Guten gewesen.

Langsam strich ich höher und bemerkte, wie dein Atem immer schwerer wurde und dass du ebenfalls kitzlig an deinem Knie warst, sodass du kurz wegzucktest.

„Ey, das gilt nicht. Ich bin nur kitzlig“, wolltest du deinen Verlust sofort als ungültig erklären, wobei ich nichts dagegen hatte. Ich wollte dich noch ein wenig länger berühren, was ich mit einem Nicken auch tat: „Kenn' ich, war bei mir nicht anders.“

Ich strich höher. Fuhr besonders zärtlich über den Oberschenkel und bemerkte, dass sich ein leichter Rotschleier auf deinen Wangen ausbreitete, was mir durchaus gefiel. Es tat gut, zu sehen, dass dir meine Berührungen nicht egal waren.

Schließlich kam ich auch bei deiner Leistengegend an und stoppte, wobei ich mich dir noch ein wenig näherte und so deinen warmen Atem auf meiner Wange spüren konnte. „Unentschieden.“

Deine Lippen waren so nah. Nur noch wenige Zentimeter und ich würde dich schmecken können. Es war so verführerisch, wobei ich nicht verhindern konnte, wie meine Hand einfach weiter nach oben fuhr und sich unter dein Shirt stahl. Ich spürte die sanfte Haut, die mich noch trunkener machte, während ich ein leichtes Stöhnen von deiner Seite aus vernahm.

Jetzt hielt mich nichts mehr. Ohne großartig nachzudenken senkte ich meinen Kopf noch ein wenig und versiegelte deine Lippen mit meinen.

Ich spürte, wie du kurz erschrakst, doch dann entspanntest du dich wieder und gabst dich dem Kuss hin. Es war ein berauschendes Gefühl, dass du mich gewähren ließest und sogar deinen Mund nach wenigen Sekunden öffnetest, um meiner Zunge Einlass zu gewähren.

Ohne zu zögern drang ich vor und begann deine Mundhöhle zu erforschen, wobei ich auch mein Becken langsam auf deines herabsenkte und bemerkte, dass diese Aktion fast die gleichen Spuren bei dir hinterlassen hatte wie bei mir.

Meine Hand löste sich von deinem Bauch und ich strich dir sanft durchs Haar, während ich den Kuss weiter ausbaute und einfach nur deinen Geschmack genoss, der meine Sinne noch mehr berauschte. Ich wollte nicht mehr aufhören.

Doch plötzlich war sie da: Deine Hand, die mich leicht wegdrückte. Ich trennte mich verwirrt von dir, wobei du mich gänzlich von dir schobst und ich somit wieder auf meinem ursprünglichen Platz saß.

„Was ist los?“ Ich begriff nicht, wobei ich plötzlich eine Verzweiflung in deinen Augen erkannte, die ich dort niemals sehen wollte.

„Das geht nicht“, huschte es leise über deine Lippen und ich verstand noch weniger: „Was geht nicht?“

„Das mit uns. Wir dürfen das nicht. Ich, ich gehe jetzt wohl besser.“ So kannte ich dich gar nicht. Du wirktest plötzlich wie ein verschrecktes Reh und als du aufsprangst, um zu flüchten, griff ich reflexartig nach deinem Arm, damit du nicht verschwinden konntest.

„Nein, du bleibst!“ Meine Stimme war mehr ein Befehl als ein Wunsch, wobei sich erneut unsere Augen trafen. Ich sah die Angst in deinen und die Panik. Vielleicht waren dort sogar Tränen, doch die wollte ich nicht sehen.

„Dir hat es doch auch gefallen, oder?“, fragte ich nach, wobei ich meine Hand langsam zu deiner wandern ließ und meine Finger mit deinen verschränkte, um dir so noch mehr Halt zu bieten.

Du nicktest zögernd und wichst erneut meinem Blick aus. Ich verstand nicht, was hier gerade geschah, doch egal wie sehr ich es versuchte, ich wurde aus deinem Verhalten nicht schlau. Ich wusste, dass ich jetzt keine Erklärung bekommen würde, dennoch konnte ich dich jetzt nicht so gehen lassen. Denn ich hatte das Gefühl, dass ich dich dann verlieren würde.

„Was ist daran dann falsch?“, fragte ich weiter nach und hörte dein Seufzen, bevor du durch deine Haare fuhrst und ich sogar ein leichtes Streicheln an meiner Hand wahrnahm.

„Es wäre nicht gut, wenn wir zusammen kommen. Klar, du gefällst mir, Basti. Sehr sogar. Aber ich weiß auch, was solch eine Beziehung für eine Belastung sein kann. Vor allem bist du beliebt und berühmt an der Schule. Sie würden es sofort herausfinden und zu hetzen beginnen. Ich wäre dann der Böse, der dich dazu verführt hat und keiner wird auch nur einmal nach deiner Meinung fragen, sondern dich als Opfer meiner bösen Magie beschimpfen. Darum ist es besser, wenn wir nicht weitermachen.“ Du wolltest dich aus meinem Griff lösen, doch ich ließ es nicht geschehen, sondern stand auf und zog dich einfach zu mir, um dich sanft zu umarmen.

„Dann sagen wir es halt niemanden. Das, was zwischen uns läuft, geht nur uns etwas an und der Rest muss es nicht wissen. Oli, du bist mir wichtig und ich möchte so mit dir zusammen sein. Bitte, gib uns eine Chance.“ Sanft griff ich nach deinem Kinn und hob es ein wenig an, um dann einen leichten Kuss auf deine Lippen zu hauchen.

Ich wollte mehr, doch gleichzeitig wollte ich auch deine Antwort hören, die letztlich nur aus einem leichten Nicken bestand und meinen Herzen einen Freudensprung machen ließ.

„Danke“, war das einzige Wort, was über meine Lippen kam, doch ich bekam keine Antwort sondern nur einen Kuss…

Dein Oberkörper lehnte an meinem, wobei ich einen Arm um deinen Brustkorb gelegt hatte und wir einfach gemeinsam den Geschehnissen auf dem Fernseher folgten. Den ersten Film hatten wir gänzlich verpasst, doch es war uns egal gewesen, wodurch wir einfach mit dem Actionfilm weitermachten und jetzt war der Raum mit Explosionen, Kugelhagel und weiteren Kampflärm erfüllt.

Es tat gut, dich so nah bei mir zu fühlen. Niemals hätte ich gedacht, dass dies so schnell geschehen würde, sondern dass ich noch wochenlang um deine Gunst buhlen müsste, doch es war anders gekommen. Ich hatte auf dich die gleiche Wirkung wie du auf mich und das ließ die Schmetterlinge in meinem Bauch noch höher fliegen.

Ich liebte es. Nein, ich liebte dich und ohne zu überlegen beugte ich mich kurz zu dir, um dir einen Kuss auf das Haar zu hauchen. Dein Duft war so wunderschön, wodurch ich einfach die Augen schloss und ihn ein wenig genoss.

„Basti.“ Du stupst mich in die Seite. „Nicht einschlafen. So langweilig ist der Film auch wieder nicht. Komm! Wach bleiben!“

„Ich schlafe gar nicht, sondern genieße nur dein Sein. Du bist viel interessanter als dieser olle Film“, meinte ich ruhig, wobei ich erneut sanft über deinen Oberkörper streichelte.

„Schon verrückt, dass wir nun so hier liegen, oder?“, kam es über deine Lippen, wobei ich leicht lächeln musste. „Ja, schon. Aber ich habe mich schon in dich verliebt, als ich dich damals im Kino gesehen hatte. Ich saß neben dir.“

„Ja, ich weiß. Ich habe deinen Blick gespürt und so wirklich konnte ich mich nicht auf den Film konzentrieren“, gestandest du ebenfalls dein damaliges Interesse.

„Das hat man dir aber nicht angemerkt.“ Ich lächelte leicht und küsste erneut deinen Kopf.

„Ich bin halt gut. Aber du bist mir schon aufgefallen. Jedoch weißt du es ja selbst, wie unwahrscheinlich es ist, dass man sich noch einmal sieht, deswegen habe ich dich einfach irgendwohin gepackt und gut ist es gewesen... Bis du in dem Klassenzimmer saßest.“ Du nahmst meine Hand in deine und küsstest sie leicht, wodurch ein angenehmer Schauer durch meinen Körper glitt.

„Das Schicksal ist uns wohlgesonnen. Ich habe am Anfang gar nicht bemerkt, dass du ein Junge bist. Erst als du im Kinosaal an uns vorbei gegangen bist. Das hat Cathy gar nicht gefallen. Sie hasst es, wenn man so aus dem Saal flüchtet“, meinte ich ruhig, wobei du erneut auflachtest. „Oh, tut mir Leid. Aber na ja, ich wollte gehen, bevor es noch irgendwie peinlich wird. Außerdem hat man auf mich gewartet. Mein Vater wollte mich sofort nach der Kinovorstellung wieder abholen und dann zur gemeinsamen Wohnung fahren. Deswegen hatte ich auch keine Zeit. Ich lasse Leute nur ungern warten“, meintest du ruhig und langsam verstand ich unser erstes Treffen.

„Ich hatte auch nicht mehr damit gerechnet, dass wir uns noch einmal sehen. Doch ich bin froh, dass es so gekommen ist, denn ich konnte dich nicht vergessen.“ Erneut beugte ich mich zu dir, doch dieses Mal, um mir einen richtigen Kuss zu holen.

Es tat so gut, mit dir hier zu sein. So wahnsinnig gut. Hoffentlich hörte dies niemals auf.

Schließlich lief gerade der dritte Film, als plötzlich die Wohnungstür geöffnet wurde, wodurch du dich schlagartig aus meiner Umarmung befreitest und dich normal auf die Couch setztest. Es tat weh, dass du so weit weg warst, doch ich wusste, dass dies nötig war, um unsere Tarnung aufrecht zu erhalten.

„Sebi, wir sind wieder da“, erklang die Stimme von meiner Mutter, wobei ich leicht lächelte: „Willkommen zurück. Wir sind noch am Filme schauen.“

 

„So spät noch? Bleibt dein Freund dann über Nacht?“, hörte ich die Stimme meines Vaters, wobei ich kurz zu dir sah, doch du schüttelst nur den Kopf, was mich ein wenig verwirrte.

„Nein, der Film ist ja auch bald vorbei“, meinte ich nur ruhig, jedoch sah ich dich fragend an und du lächeltest mich an. „Ist besser so.“

„Ich bring dich aber nach Hause“, entgegnete ich ruhig, doch du winktest ab: „Nein, das muss nicht sein. Ich bin groß und stark. Mir passiert schon nichts.“

So wirklich gefiel es mir nicht, doch ich hörte deutlich, dass jede weitere Diskussion vergeudete Liebesmüh war, wodurch ich dann nur nickte und dich gewähren ließ.

„Hui, da spritzt aber viel Blut!“ Mein Vater war gerade in das Zimmer gekommen, wobei er genau erschien, als einer der Protagonisten ermordet wurde und das auf eine sehr blutige Art und Weise.

„Muss ja, ist schließlich ein Splatterfilm“, übernahmst du das Antworten, wobei mein Vater auf dich aufmerksam wurde und dir die Hand hinstreckte. „Christopher, der Vater von Sebastian.“

„Oliver, ein Freund von Sebastian.“ Es tat weh, dass du dich so vorstelltest, aber was hatten wir groß für eine Wahl? Wir wollten es geheim halten. Also sollte ich mich daran gewöhnen.

„Na gut, Jungs. Wir verschwinden im Bett“, verabschiedete sich mein alter Herr. Sein kurzes dunkelbraunes Haar wurde schon von einzelnen silbernen Strähnen durchzogen, wobei seine grünen Augen voller Leben und Jugend waren, doch das Alter hatte ihn auch ein wenig träge gemacht, wodurch er einen leichten Bauchansatz hatte.

„Ist gut, Dad. Schlaft gut“, entgegnete ich ruhig und auch du verabschiedetest dich von ihm, wobei er dann schon wieder verschwand und wir alleine waren. Eigentlich hoffte ich, dass du nun wieder an meine Brust kamst, doch du bliebst auf deinem Posten.

Ich konnte sehen, wie die Angst, erwischt zu werden, dich dort festhielt, wodurch ich nichts sagte und nur sanft nach deiner Hand griff, um wenigstens so deine Nähe zu spüren.

Schließlich war auch dieser Film zu Ende und wir erhoben uns fast gemeinsam, wobei ich dich zur Tür brachte und noch einmal besorgt ansah. „Und du bist dir sicher, dass ich dich nicht begleiten soll?“

„Ja, mach dir keine Sorgen. Außerdem müsstest du dann alleine nach Hause laufen und das würde mir nicht gefallen. Wir würden dadurch also nur in ein Dilemma geraten.“ Ich spürte deine Hand, wie sie zärtlich über meine Wange streichelte und musste erneut sanft lächeln. „Okay, aber pass' auf dich auf.“

Ich konnte nicht verhindern, dass ich mich dir noch einmal näherte und dir einen kurzen Kuss stahl, bevor ich dann die Tür öffnete, um mit dir vor sie zu gehen. „Sehen wir uns morgen wieder?“

„Nun ja, Schule haben wir keine. Was hast du denn vor?“, meintest du ruhig, was mich kurz lächeln ließ. „Nun ja, das Wetter soll schön werden. Wir könnten ins Schwimmbad gehen. Was hältst du davon?“

„Ja, können wir machen. Morgen gegen zwei Uhr?“, machtest du einen Zeitvorschlag, worauf ich ebenfalls nickte. „Klingt gut. Ich freu' mich schon.“

„Ich mich auch.“ So viel Gefühl in deiner Stimme ließ mich erschaudern, wobei du dich dann schon von mir trenntest und dich auf den Heimweg machtest.

Es tat weh, dich gehen zu sehen, doch ich würde dich morgen ja wiedersehen, was mich leicht lächeln ließ und ich schließlich zurück in die Wohnung ging, um ebenfalls schlafen zu gehen…

Es war für mich unbegreiflich, wenn ich an den letzten Abend dachte. All meine Wünsche wurden erfüllt. Du warst genauso in mich vernarrt, wie ich in dich und das tat so gut. Am liebsten hätte ich dich in dieser Nacht bei mir gehabt, doch vielleicht wollte ich auch zu viel auf einmal, weshalb ich mich in Geduld übte.

Der Vormittag verstrich für mich quälend langsam. Ich wollte endlich in das Schwimmbad fahren und dich wiedersehen. In solchen Momenten fragte ich mich, wie du das geschafft hattest. Wie konntest du mich so vollends für dich einnehmen?

Ich wollte so vieles mit dir tun. Noch so viel mit dir erleben und am liebsten alles auf einmal, doch das ging nicht, wodurch ich mich selbst zur Geduld ermahnte. Warum war ich plötzlich wie ein kleines Kind kurz vor Weihnachten? Diese Unruhe kannte ich von mir gar nicht.

Die Musik in meinen Ohren lenkte mich hin und wieder von meinen Gedanken ab, während ich auf dem Bett lag und einfach darauf wartete, dass die Zeit verging. Ich wollte endlich losgehen. Warum hatten wir uns nicht früher verabredet? Zwei Uhr war viel zu spät.

Plötzlich vibrierte mein Handy in meiner Hosentasche, wodurch ich es herausholte und kurz darauf sah: Cathy rief mich an.

Sofort zog ich die Ohrstöpsel aus meinen Ohren und nahm das Gespräch entgegen: „Ja? Was gibt’s?“

„Hallo, Sebilein. Ich wollte nur mal nachfragen, was bei dir heute so auf dem Plan steht. Vielleicht könnten wir ja etwas zusammen unternehmen“, drang ihre Stimme zu mir durch. Anscheinend war ihr genauso langweilig wie mir, was mich leicht lächeln ließ.

„Nun ja, im Moment gammel ich hier eigentlich nur rum. Aber am Nachmittag bin ich mit Oliver im Schwimmbad verabredet“, gab ich meine Pläne bekannt, wobei ich sah, dass wir es zumindest schon einmal Mittag hatten. In einer Stunde konnte ich mich langsam auf dem Weg machen.

„Oliver? Wer ist das?“ Ja, Cathy hatte es nicht so mit Namen, wodurch ich leicht lächelte und sie informierte: „Der Neue.“ „Ach so, ja, du hast ja auch viel Zeit mit ihm in der Schule verbracht. Anscheinend versteht ihr euch ja ganz gut. Was dagegen, wenn ich im Schwimmbad zu euch stoße?“

Ja, eigentlich wollte ich mit dir alleine sein, doch das wären wir ja sowieso nicht, wodurch ich die patzige Antwort hinunterschluckte, die unsere Tarnung nur auffliegen lassen würde und dann ruhig antwortete: „Nein, natürlich nicht. Je mehr desto besser.“

„Gut, dann sieht man sich später im Schwimmbad.“ Mit diesen Worten legte sie auf und ich seufzte schwer. Oh je, so war das irgendwie nicht geplant gewesen. Ich hoffte, dass du nichts gegen die weitere Begleitung haben würdest. Leider konnte ich dich in diese Richtung nicht informieren, weil wir zwar zu einigem die Tage gekommen waren, doch nicht dazu unsere Nummern auszutauschen. Bis jetzt war es ja auch nie nötig gewesen. Wir hatten das nächste Treffen immer sofort ausgemacht und keiner hatte sich je verspätet.

Ich seufzte und steckte mein Handy weg, bevor ich mich wieder der Musik widmete. Noch eine Stunde mich berieseln lassen und dann könnte ich endlich losgehen…

„Sebilein!“ Ich hörte die Stimme von Cathy, als ich mich langsam der Schlange vor dem Schwimmbad näherte, wobei ich leicht lächelte und mich zu ihr gesellte.

Mein Blick glitt über die Menge, doch ich konnte deine roten Haare noch nicht entdecken. Warst du noch gar nicht da oder schon längst drinnen? Ich wünschte mir gerade, dass wir Handynummern ausgetauscht hätten, doch das würde ich definitiv heute nachholen.

„Na? Wo ist dein Freund?“, fragte mich meine beste Freundin leicht verwundert, wobei ich kurz mit den Schultern zuckte: „Ich sehe ihn gerade nicht. Vielleicht ist er schon drinnen oder kommt später.“

„Ist er gerne unpünktlich?“, setzte sie ihre Fragerei fort, wobei ich leicht den Kopf schüttelte: „Nein, bisher war er immer überpünktlich.“

„Dann wird er wohl schon drinnen sein. Komm, wir sind dran.“ Sie bezahlte ihre Eintrittskarte und ich die meine, bevor wir dann gemeinsam in das große Freibad gingen und ich ruhig nach deinem Rotschopf Ausschau hielt. Diese Farbe musste doch eigentlich auffallen, oder etwa nicht?

„Hast du nicht seine Nummer?“ Ich hörte Cathy wieder neben mir und langsam ging sie mir auf die Nerven, dennoch riss ich mich am Riemen und schüttelte den Kopf. „Nein, dazu sind wir noch nicht gekommen. Das werde ich aber, sobald ich ihn gefunden habe, ändern.“