Das Gen-Gedächtnis neu schreiben

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Tracys Migräne bestätigten die Aufgabe ihrer Seele

Tracy kam während einer philosophischen Lebenskrise zu mir. Sie hatte über zwanzig Jahre als Krankenschwester in der Notaufnahme gearbeitet, und obwohl sie ihren Beruf liebte und wusste, dass sie dafür eine Gabe hatte, raubte ihr die ständige Gewalt, die sie in ihrem Job miterlebte, jede Illusion. Gelegentlich litt sie unter Migräne, deren Ursache für ihre Ärzte der extreme Stress war, dem sie ausgeliefert war. Ihre Kollegen rieten ihr zu spirituellen Beschäftigungen, wie beispielsweise Meditation und Yoga, um die beruflich bedingten Beschwerden loszuwerden, bevor sie noch eine Krankheit oder einen Burn-out entwickelte und ihre Arbeit aufgeben müsste. Daher hatte sie Reiki-Heilunterricht genommen und eine neue Meditationstechnik aufgegriffen. Als Teil ihrer Seelenforschung befasste sie sich mit der Rückführung in frühere Leben in der Hoffnung, zu einer Entscheidung zu kommen, ob sie ihre Stelle kündigen und sich eine friedlichere Arbeit suchen sollte.

»Ich mag nicht zusehen, wie andere sich gegenseitig verletzen«, sagte sie. »Heutzutage gibt es so vieles, was uns das Leben leichter macht, dass es keine Entschuldigung für all die Gewalt mehr gibt. Ich bin zwar gut in meinem Job, aber manchmal frage ich mich nach all den Jahren, ob ich nicht doch lieber etwas anderes tun sollte.«

In Tracys Familie hatte es mütterlicherseits viele Krankenschwestern gegeben. Der Beruf steckte ihr sozusagen im Blut. Nachdem sie ihre früheren Leben erforscht hatte, führte ich Tracy in einen Raum, in dem wir mit ihrer Mutter sprachen, die sie mit zu einem blutigen Schlachtfeld während des amerikanischen Bürgerkriegs nahm:

SK: Gehen Sie jetzt mit Ihrer Mutter zu einem ganz frühen Zeitpunkt in Ihrer Familiengeschichte zurück, der für Ihr höchstes Seelenheil am wichtigsten ist. Wo befinden Sie sich und was passiert dort gerade? Wen können Sie sehen?

Tracy: Ich sehe eine Frau in einem langen Kleid. Sie kniet sich hin und kümmert sich um Verwundete. Sie versucht, die Ruhe zu bewahren, aber die Situation ist schrecklich! Sie geht von einem zum anderen und versucht verzweifelt, sie vor dem Verbluten zu bewahren. Sie bemüht sich, konzentriert zu arbeiten und nicht in Panik zu verfallen, obwohl sie sich mitten im Chaos befindet. Jetzt weint sie, weil sie kaum jemanden retten kann. Ihr Kopf pocht wie wild. Sie fühlt sich hoffnungslos.

SK: Wer ist sie?

Tracy: Eine Urururgroßmutter.

SK: Ist sie Krankenschwester?

Tracy: Nicht von Beruf, aber sie hilft in der Not aus.

SK: Um welchen Krieg handelt es sich?

Tracy: Um den Bürgerkrieg. Das ergibt sogar Sinn. Die Sendungen im Fernsehen über den Bürgerkrieg haben mich schon immer fasziniert.

SK: Gehen Sie nun in der Situation weiter und achten Sie darauf, was als Nächstes geschieht.

Tracy: Sie hat Angst und fühlt sich völlig überwältigt. Alles ist so düster. Die Luft ist von den Kanonenschüssen total verraucht! Der Himmel ist ganz dunkel. Aber sie ist fest entschlossen, nicht aufzugeben. Sie muss den Verwundeten helfen und hört damit nicht auf. Sie wird immer weitermachen, selbst wenn sie dabei ihr Leben lässt, und sie hat keine Zeit, sich über irgendwas Gedanken zu machen, außer dem, was sie gerade tut.

SK: Spulen Sie nun vorwärts zum nächsten wichtigen Ereignis. Kommen Sie dort an und achten Sie darauf, was passiert.

Tracy: Am nächsten Tag ist die Schlacht vorbei. Es wird wieder hell. Überall liegen Leichen herum. Es ist grauenhaft. Sie weint. Sie hat – wie alle – mehrere Angehörige im Krieg verloren. Sie legt sich die Hand auf den Bauch. Sie ist schwanger. Jetzt, da der Krieg vorbei ist, denkt sie wieder an ihre Zukunft. Sie will für ihr Kind weiterleben, aber wäre sie nicht schwanger, dann wäre sie jetzt lieber tot.

SK: Stellen Sie sich vor, dass Ihr Engel ihr ein heilendes, liebevolles Licht schickt, und lassen Sie zu, dass das Licht alle Menschen in der Schlacht überflutet, alle, die sie überlebt haben, und alle, die gefallen sind. Sagen Sie mir, wenn es sich ein wenig friedlicher oder wenigstens neutraler anfühlt.

Tracy: Ja, jetzt ist es ein bisschen besser.

SK: Sehr gut. Wie hat sich die Erfahrung Ihrer Vorfahrin seit diesen Ereignissen auf Ihre Familienmitglieder ausgewirkt?

Tracy: Wir sind alle Krankenschwestern geworden oder im Gesundheitswesen tätig. Meine Mutter, meine Großmutter. Ich weiß nicht genau, was mit ihren Vorfahren war, aber dieses Erlebnis macht mich doch nachdenklich. Ich muss da noch weiter recherchieren. Unsere Familie hat ein Motto: Anderen zu helfen ist das Nobelste, was du im Leben tun kannst.

SK: Welchen Bezug haben diese Ereignisse zu Ihrem gegenwärtigen Stress und den Migräneattacken?

Tracy: Manchmal verliere ich den Mut, vor allem, wenn ich an Feiertagen arbeiten muss. Dann gibt es immer so viele Patienten mit Schuss- oder Stichwunden oder Opfer anderer überflüssiger Gewaltakte unserer modernen Gesellschaft. Ich wünschte, es wäre anders. Jetzt wird mir klar, dass meine Urururgroßmutter mit genau demselben konfrontiert wurde – wenn auch noch schlimmer. Wir wollen Veränderung, und danach sollten wir streben und um Frieden beten, aber in der Zwischenzeit müssen wir einander helfen, egal wie schlimm die Situation auch sein mag.

SK: Inwiefern beeinflusst dieses Wissen Ihre Entscheidung, wie Sie den Rest Ihres Berufslebens verbringen wollen?

Tracy: Ich bin für diesen Beruf gemacht. Ich kann ja als Unterstützung immer meine Reiki-Technik in die Notaufnahme mitbringen. Seit ich mit dem Meditieren angefangen habe, hatte ich keine Migräne mehr. Also weiß ich, dass ich sie unter Kontrolle bekommen kann, wenn ich es will, aber wenn ich sehe wie schwer meine Ahnin gearbeitet hat (sie weint) und wie sie gegen noch viel schlimmere Zustände angekämpft hat als die, an die ich gewöhnt bin, zeigt mir das, wie sinnvoll meine Arbeit ist, und ich weiß, dass sie die Leute nie im Stich gelassen hätte. Ich habe eine Gabe und werde glücklicher sein, wenn ich sie nutzen und meine Heilarbeit anwenden kann, um den Menschen auf einer tieferen Ebene als der rein medizinischen zu helfen.

SK: Lassen Sie zu, dass ein heilendes Licht alle Ereignisse zwischen dem Bürgerkrieg und heute überflutet und alle Familienmitglieder sowie alle anderen auf dem Schlachtfeld verwandelt. Lassen Sie zu, dass das Licht auch alle Ereignisse zwischen damals und heute heilt. Sagen Sie mir, wenn es sich besser anfühlt.

Tracy: Nachdem die Lichtstrahlen auf alle Beteiligten fielen, waren sie glücklicher, als wir den Ort wieder verlassen haben. Die Energie ist jetzt eine bessere.

Bis heute übt Tracy ihren Beruf als Krankenschwester aus, und ich weiß, dass wir alle davon profitieren. Manchmal hilft eine Rückführung, unsere Lebensfragen zu klären und uns daran zu erinnern, dass wir tatsächlich auf dem richtigen Weg sind.

Ein Schockerlebnis half Cliff, Nähe zu seinem Großvater aufzubauen

Cliff war ein erfolgreicher Banker und Geschäftsmann, der nach einem kürzlichen Schock über seinen Gesundheitszustand Klarheit über sein Leben fand. Er dachte daran, früher in den Ruhestand zu gehen, und wollte wissen, was er nach dem Aufgeben seiner lukrativen Karriere, der er über dreißig Jahre lang sein Leben gewidmet hatte, noch anfangen könnte.

»Ich hatte vor kurzem während der Arbeit ein Schockerlebnis«, erklärte Cliff. »Es ist nichts Ernstes passiert, aber ich bekam mehrere Herzuntersuchungen. Wir haben seit langem Herzkranke in der Familie, und auch wenn mein Arzt sagte, dass derzeit alles in Ordnung zu sein scheint, brachte es mich zum Nachdenken. Vielleicht sollte ich ja doch etwas kürzertreten. Das Problem dabei ist: Ich habe keine Ahnung, wie ich das bewerkstelligen soll. Wenn ich noch ein paar Jahre weiterarbeite und erst später in Rente gehe, kann ich noch mehr in meinem Beruf erreichen. Ich habe zwar schon viel erreicht, aber es bleibt immer das nagende Gefühl, dass hinter der nächsten Ecke noch mehr, noch etwas Größeres, Besseres auf mich wartet. Es ist, als könnte ich nie genug bekommen. Ich will mich aber auch nicht zu Tode arbeiten. Wir brauchen das Geld nicht. Ich bin zwar längst erfolgreich, aber teilweise ist der Grund, warum ich nicht loslassen kann, in meiner Kindheit zu finden. Wir hatten damals kein Geld. Wir wuchsen arm auf, aber meine Eltern haben uns Kindern eine eiserne Arbeitsmoral mit auf den Weg gegeben, und das ist der Grund, weshalb ich das alles heute erreicht habe.

Zu der Zeit, in der meine Eltern aufwuchsen, ging man abends nicht nach Hause und machte Feierabend, so wie heute. Man hat sein ganzes Leben bis zum Tod gearbeitet. Aber meine Frau will reisen, und wenn wir es nicht jetzt tun, werden wir zu alt sein, um es noch genießen zu können – oder noch schlimmer: nicht mehr gesund genug sein. Man kann nicht planen, was in der Zukunft sein wird, aber wenn ich aus der Firma ausscheide, brauche ich dafür meinen Seelenfrieden.«

Während unserer Session suchte Cliff ein früheres Leben vor vielen Jahrhunderten auf:

SK: Was erleben Sie?

Cliff: Ich bin in Indien. Ich bin in der Ära von Alexander dem Großen beim Militär. Ich bin ein hoher Offizier; mein Rang entspricht ungefähr dem eines heutigen Generals. Ich bekomme Respekt und habe den Befehl über Hunderte von Soldaten, die in einer Schlacht kämpfen.

SK: Welchen Bezug hat Ihr Leben zu Zeiten von Alexander dem Großen zu Ihrem jetzigen Leben?

Cliff: Business ist ein Kampf. Ich habe immer getan, was ich musste, um erfolgreich zu sein, nur dass in meinem jetzigen Leben dafür niemand getötet wurde. Manchmal muss man anderen aber auf die Zehen treten, um im Leben weiterzukommen.

 

SK: Gehen Sie zu einem früheren Zeitpunkt im Leben des Generals zurück, zu einem wichtigen Ereignis, das Ihnen noch mehr Einsichten in Ihre Seelenreise vermittelt. Kommen Sie da jetzt an. Wo befinden Sie sich?

Cliff: Ich sehe eine enge Hütte voller Kinder. Es gibt kaum Geld oder was zu essen. Ähnlich wie in meiner jüngsten Kindheit. Es zeigt mir nur, dass der Startpunkt im Leben egal ist. Mit Willenskraft kann man Großes erreichen.

SK: Spulen Sie nun bis zum Todestag des Offiziers vor. Achten Sie darauf, wie er in die geistige Welt übergeht; tun Sie es jetzt. Schweben Sie in den friedlichen Raum zwischen den Leben. Was haben Sie dort herausgefunden?

Cliff: Kurze Zeit später bin ich in einer Schlacht gefallen – aber für was? Wir nahmen jedes mögliche Gebiet ein, und wir wurden auf eine besonders harte Auslandsmission nach Indien geschickt.

Cliff benutzte einen modernen Begriff für sein Dilemma in der fernen Vergangenheit. Bei einer Hardship Tour werden die Soldaten auf extrem schwierige Missionen geschickt und bekommen dafür Extrasold.

Cliff: Die Männer waren wütend, und ich hätte den Kurs gern geändert, aber ich konnte mich nicht meinem Befehl widersetzen und der Mission den Rücken kehren. Wenn man bei einem Militäreinsatz seine Pflicht nicht erfüllt, kann man gleich sein eigenes Todesurteil unterschreiben.

SK: Was haben Sie gelernt und wie können Sie es auf Ihr jetziges Leben anwenden?

Cliff: Im damaligen Leben konnte ich nicht weggehen. Jetzt habe ich die Wahl. Ich sollte etwas unternehmen, bevor ich in einer Schlacht, die ich nicht gewinnen kann, vom Stress umgebracht werde. Ich will mehr vom Leben als nur Arbeit. Was allein zählt, sind Liebe und Familie. Es gibt keinen lebensnotwendigen Grund, jetzt nicht aufzuhören, wo es mir gutgeht und es da draußen eine ganze Welt zu erkunden gibt.

Cliffs Seele verbrachte ihr Leben mit harter Arbeit und zahlte letztendlich den Preis dafür. Auch wenn es so schien, als hätte Cliff Antworten auf die Frage, ob er sich demnächst zur Ruhe setzen sollte, gefunden, spürte ich, dass es noch mehr gab, was er herausfinden musste. Aber was war das?

Vor Beginn unserer Session hatte Cliff kurz erwähnt, dass seine Mutter ein Jahr davor verstorben war. Als wir mit seiner Reise in das frühere Leben fertig waren, führte ich ihn an einen Ort, an dem er ihrem höheren Selbst begegnen konnte, um alles Unausgesprochene zu klären. Einen ähnlichen Prozess können Sie weiter hinten im Buch selbst durchführen. Die Seele seiner Mutter hatte ihm viel zu sagen und wollte ihm auch etwas zeigen. Cliff ging in die Zeit der Vorfahren seiner Mutter zurück und fand etwas Unerwartetes heraus:

SK: Wo sind Sie jetzt und welches Jahr haben wir?

Cliff: Ich bin in Irland, dem Land, aus dem meine Familie vor mehreren Generationen gekommen ist. Das genaue Datum kenne ich nicht.

SK: Was geschieht da gerade?

Cliff: Mein Ururgroßvater ist da. Er ist noch recht jung und hat ein Mädchen geschwängert. Er hat seine und ihre Familie entehrt. Das Mädchen wird aus der Gesellschaft ausgestoßen, und er darf sie nie wiedersehen. Was geschehen ist, ist schon schlimm genug, aber dazu kommt, dass sie aus einer tieferen Schicht kommt als er. Wie aus einer niedrigeren Kaste. Seine Familie sagt, sie sei nicht gut genug für ihn. Mein Vorfahre trägt sein Leben lang an dieser Schuld und an dem Glauben, er sei nicht gut genug. Er fühlt sich beschmutzt, obwohl sie über das Mädchen gesprochen haben. Die Familie hat sie verschwinden lassen. Er hat sie jedoch geliebt, und auch wenn er ohne sie weitergelebt hat, ist er nie ganz darüber hinweggekommen.

SK: Was für einen Bezug zu Ihrem jetzigen Leben gibt es?

Cliff: (zögernd, räuspert sich) Na ja, außer meiner Frau habe ich es nie jemandem erzählt. Meine Freundin an der Highschool wurde schwanger von mir, und auch sie wurde von ihrem Vater in ein Heim geschickt. Er hat mir verboten, jemals wieder Kontakt zu ihr aufzunehmen. Das Kind habe ich auch nie gesehen, und ich habe nie herausgefunden, was aus ihnen geworden ist, aber ich habe mich das immer gefragt. Es ist ein komisches Gefühl, zu wissen, dass einer meiner Vorfahren in genau derselben Situation war.

SK: Bringen Sie Ihrem Vorfahren heilendes Licht und lassen Sie zu, dass das Licht Ihre ganze Familie überschwemmt, bis das Licht Sie alle mit Liebe und Frieden ausfüllt. Sagen Sie mir, wenn es sich besser anfühlt.

Cliff: (nach einer Weile) Ja.

SK: Hilft Ihnen dieses Wissen über Ihren Vorfahren in Ihrer jetzigen Situation?

Cliff: Doch, ja. Ich glaube, daher kommt meine Unentschlossenheit. Als ich sah, wie er sich wegen der Geschehnisse fühlte, wurde mir klar, dass ich bei dem, was mir passiert ist, dasselbe empfunden habe, nur habe ich es nie jemandem erzählt. Es ist so, als wollte ich diese Gedanken nicht zugeben.

Mehrere Jahre lang hörte ich nichts mehr von Cliff. Doch dann begegnete ich ihm zufällig auf einem Event, wo er mir Erstaunliches berichtete. Cliff war früh in Rente gegangen und genoss die Zeit, die er nun mit seiner Frau verbringen konnte. Wie er mir erzählte, hatten er und seine Frau keine Kinder. Sie wusste jedoch von dem Kind, dessen Vater er als Jugendlicher geworden war. Manchmal neckte sie ihn damit, dass sein Kind ihn eines Tages finden würde, und zu seiner Überraschung geschah genau das. Cliff hatte einen Sohn, der Mitte fünfzig war und beschlossen hatte, auf einer Website, auf der man Ahnenforschung betreiben kann, nach seinen leiblichen Eltern zu suchen.

Obwohl die Situation gewöhnungsbedürftig war, berichtete Cliff, dass alle glücklich darüber waren. Seine Frau und er hatten plötzlich Enkelkinder und eine neue, erweiterte Familie. Seine Entscheidung, früh in Rente zu gehen, bedeutete, dass er nun mehr Zeit für seine neue Familie hatte, und die Erfahrung, seinen Sohn kennenzulernen, hatte das Leben der Eheleute bereichert. Ein glückliches Ende, das letztendlich die Wogen des Schicksals glättete. Cliffs Ururgroßvater hätte sich sicher gefreut.

Sein schwaches Selbstwertgefühl bescherte Kay ein Magengeschwür

Äußerlich wirkte Kay, als hätte sie alles, was man sich nur wünschen kann: einen guten Job, Selbstbewusstsein und eine nette Familie. Doch in ihrem Inneren sah es ganz anders aus.

»Ich habe Probleme mit meinem Selbstwertgefühl«, gab sie zu. »Mir ist zu wichtig, was andere über mich denken, und das macht mich unglücklich. Ich nehme seit Jahren Antidepressiva, und oft bin ich von einer dicken Nebelwolke der Traurigkeit umgeben, die immer dunkler wird, je mehr ich so tun muss, als sei ich glücklich. Mittlerweile ist es so schlimm, dass ich ein Magengeschwür habe. Ich weiß zwar, dass mein Körper sich selbst heilen kann, aber das kann er erst, wenn ich meine Gedanken und das, was in meinem Inneren brodelt, ändere. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich bin dankbar für alles, was ich habe, und mir ist klar, dass ich gesegnet bin – was alles nur noch schlimmer macht. Ich weiß, dass ich nicht so empfinden dürfte, aber ständig hängt diese dicke Nebelwolke über mir – wie etwas, was über mein eigenes Leben hinausgeht. Eigentlich müsste ich glücklich sein, aber ich finde aus der Misere einfach nicht mehr heraus. Und deswegen möchte ich eine Rückführung versuchen, um zu sehen, ob es etwas in meiner Vergangenheit gibt, was geklärt werden muss.«

Liebe ist das einzige Reale auf der Welt, aber als Menschen zeigen wir häufig das Gegenteil von Liebe, und das kommt entweder in Form von Traurigkeit oder Wut zum Ausdruck. Kay war zwar eine ganz liebe Person und kein bisschen wütend, doch unterschwellig strahlte sie Trauer aus, die andere wohl nicht spürten. Während unseres Gesprächs schimmerte sie jedoch durch. Rückführung ist die perfekte Methode, um zur Wurzel eines solchen Dilemmas vorzudringen und einen helleren Weg zu erschaffen. In Hypnose versuchte Kay, Zugang zu ihren eigenen früheren Leben zu bekommen, um das ursächliche Ereignis zu finden. Doch stattdessen stieß sie auf etwas ganz anderes:

SK: Wo und in welchem Jahr befinden Sie sich?

Kay: Amerika, im Jahr 1835.

SK: Sind Sie ein Mann oder eine Frau?

Kay: (hält einen Augenblick inne) Ich bin nicht da. Ich sehe jemand anderen.

SK: Wen?

Kay: Eine Frau, ungefähr Mitte zwanzig.

SK: Welche Verbindung hat sie zu Ihnen?

Kay: Ich bin mir nicht sicher.

Wenn bei Klienten manchmal andere Erinnerungen als die, zu denen ich ihnen Zugang verschaffen will, auftauchen, erkunden wir trotzdem diesen Weg, weil alles, was in einer Session an die Oberfläche kommt, einen Grund hat.

SK: Okay. Was passiert gerade mit der Frau, die Mitte zwanzig ist?

Kay: Sie sitzt in einem Zugabteil und ist extrem traurig. Ihre Eltern sind tot, und sie ist gezwungen, einen viel älteren Mann zu heiraten. Sie ist durch die Ehe zwar zu Wohlstand gekommen und hat vier Kinder, aber sie schämt sich ihr Leben lang. Sie fühlt sich beschmutzt, in die Ehe gezwungen, um zu überleben. Hätte sie nicht geheiratet, dann wäre es ihr schlecht ergangen, und deswegen sollte sie eigentlich froh sein, aber das ist sie nicht. Ihre Beschämung wurde an die Kinder weitergereicht.

SK: Und diese Frau waren nicht Sie?

Kay: Nein. Das bin nicht ich. Ich fühle, es ist eine Verwandte von mir.

SK: Von welcher Seite der Familie?

Kay: Von meiner Mutter. Eindeutig von ihrer Seite.

SK: Warum taucht das jetzt auf?

Kay: Mein Gefühl, nicht glücklich zu sein, scheint irgendeinen Bezug zu ihr zu haben, so als hätte sie das Gefühl weitergegeben. Es war ihr wichtig, was die Leute über sie dachten, und das hat an ihr genagt. Und jetzt geht es mir genauso.

SK: Stellen Sie sich vor, Sie hätten ein energetisches Band, das aus Ihrem Sonnengeflecht kommt und Sie beide miteinander verbindet. Lassen Sie Ihren Engel dieses Band jetzt durchschneiden. Ihr Engel schickt Ihnen beiden und allen Mitgliedern Ihrer Familie heilendes Licht. Das Licht strömt in Ihren Bauch hinein und löst alle Anspannungen auf, und es heilt auch Ihre Mutter. Spüren Sie, wie das Licht heilt und die Schamgefühle auflöst, und sagen Sie mir, wenn es sich besser anfühlt.

Kay: Ja, es ist schon besser.

SK: Ist es in Ordnung, die Energie jetzt loszulassen?

Kay: Ja.

Nachdem Kay das Band zerschnitten hatte und das heilende Licht die Situation beruhigt hatte, musste ich die wichtigste Frage von allen stellen.

SK: Ist die Situation im 19. Jahrhundert das Ereignis, das die Probleme in Ihrem jetzigen Leben verursacht?

Kay: Nein.

SK: Stellen Sie sich vor, Sie und Ihr Engel könnten jetzt noch weiter in die Vergangenheit zurückreisen, bis Sie bei der wahren Ursache dieser Probleme angelangt sind. Kommen Sie da nun an. Achten Sie darauf, was vor sich geht. Wo befinden Sie sich?

Kay: In Schottland.

SK: Gut. Welches Jahr haben wir?

Kay: Das 14. Jahrhundert.

SK: Sehr gut. Was geht im 14. Jahrhundert in Schottland vor?

Kay: Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich sehe einen jungen Mann, der in einer brutalen Armee kämpft.

SK: Welchen Bezug hat die Situation zu Ihnen?

Kay: Ich fühle, dass er ein Vorfahre ist. Vielleicht fantasiere ich auch bloß. Ich weiß, dass meine Mutter unsere Ahnentafel recherchiert hat, und sie kamen alle aus Schottland.

Meine Klienten äußern oft die Befürchtung, die Reise würde nur ihrer Fantasie entspringen. Ich versuche, die Menschen durch diese Gedanken hindurchzuführen, weil Bilder nie grundlos hochsteigen und der Schlüssel zur Heilung sein können. Denken Sie daran, woher unsere Träume kommen. Auch sie sind häufig surreal, doch alle Vorstellungen unseres Geistes haben einen Grund und sollten ernstgenommen werden.

SK: Ich kann verstehen, dass es sich so anfühlt, als würden Sie es sich nur einbilden. Das ist völlig in Ordnung. Stellen Sie sich vor, Sie könnten trotzdem in die Situation hineingehen. Was geschieht dort?

Kay: Es herrscht Tod und Verwüstung. Er hat hart gekämpft, aber er konnte seine Familie nicht retten.

SK: In welcher Hinsicht wirkt sich dieses Geschehen auf Sie heute aus?

Kay: Der Schlüssel ist das Gefühl, versagt zu haben. Diese Energie wurde über die Generationen weitergegeben und hat sich bei jedem in unserer Familie auf unterschiedliche Weise gezeigt. Meine Mutter kämpfte ständig gegen ihr schwaches Selbstbewusstsein an und fühlte sich geistig unterlegen. Das hat sie an ihre Kinder weitergegeben. Erfolglos zu kämpfen ist auch ein Thema. Uns fällt nie was in den Schoß. Wir kämpfen ständig um dies oder das.

 

SK: Stellen Sie sich vor, Sie könnten zum höheren Selbst Ihres Vorfahren sprechen. Schicken Sie ihm heilendes Licht und fragen Sie ihn, was er braucht, um sich besser zu fühlen und die Situation loszulassen.

Kay: Er will, dass die Familie ihm verzeiht. Er glaubt, er sei für ihren Tod genauso verantwortlich, als hätte er sie selbst getötet.

SK: Können Sie ihm sagen, dass das nicht wahr ist? Dass er sein Bestes gegeben hat und ihn keine Schuld trifft?

Kay: (einen Augenblick später) Gut. Ich habe es ihm gesagt.

SK: Fühlt er sich jetzt ein bisschen besser?

Kay: Ja, aber er will immer noch die Absolution für das, was er für seine Sünden hält. Er entschuldigt sich immer wieder und will nicht, dass sein Versagen die Familie immer noch beeinträchtigt.

SK: Können Sie ihm noch einmal sagen, dass ihm verziehen wurde?

Kay: Ja.

SK: Und kann er es akzeptieren?

Kay: Ja.

SK: Gut, dann senden Sie jetzt ein strahlendes weißes Licht, das das Schlachtfeld einhüllt und das Leid dieser Ereignisse wegwäscht. Sehen Sie, wie sich Ihr Vorfahre erhebt; er ist von der Last befreit, und sagen Sie mir, wenn es sich besser anfühlt. Lassen Sie ein wunderschön helles Licht auf die Ereignisse fließen und alle Beteiligten heilen. Erweitern Sie die Heilung auf alle Vorfahren aus dieser Zeit bis zu Ihrer heutigen Familie. Stellen Sie sich vor, dass jedes Ereignis zwischen damals und heute im Licht der Vergebung vollkommen ins Gleichgewicht gebracht wird. Sagen Sie mir, wenn es sich besser anfühlt.

Kay: (ein paar Minuten später) Gut, jetzt geht es ihm besser, und auch allen anderen scheint es besserzugehen.

Während dieser Session begab sich Kay nicht in ihre eigenen früheren Leben. Die Klienten suchen immer den Ort auf, an den sie gehen müssen, um zu heilen. Zum Glück weist uns unser höheres Selbst gekonnt die richtige Richtung. Ich habe zwar nie wieder etwas von Kay gehört, aber ich hoffe, dadurch, dass sie die Verbindung zu ihren Vorfahren aufnahm und die Ursache ihrer Selbstwertprobleme erkannte, konnte sie mit gestärktem Selbstbewusstsein im Leben weitergehen und glücklich werden.

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