Love Against The Rules

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Kapitel 2

Als ich an diesem Abend endlich in meinem Bett liege, denke ich wieder an die letzten Stunden. So viele Fragen schwirren durch meinen Kopf. Aber es gibt eine Sache, die mich nicht mehr in Ruhe lässt. Ich frage mich, ob Jayden Drake mich wirklich geküsst und auf ein Date eingeladen hat oder ich mir das nur eingebildet habe.

Ich erinnere mich an seine Berührungen. Auch jetzt kann ich seine Hände auf meiner Haut spüren. Dabei fangen die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder an zu flattern. Seufzend drehe ich mich auf den Rücken und starre an die Decke.

Ich weiß nicht, was morgen passieren wird. Doch ich weiß, dass ich aufgeregt deswegen bin.

Aus diesem Grund dauert es eine halbe Ewigkeit, bis ich endlich in den Schlaf finde.

Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlage, fühle ich mich total gerädert, weil ich ständig von Jayden geträumt habe und dann wach geworden bin. Dabei tauchten auch die Fernsehberichte über ihn auf, die ich in den letzten Wochen und Monaten gesehen habe. Gleichzeitig konnte ich seine Hände auf meinem Körper spüren, seine sanfte Stimme hören und seinen unsicheren Blick sehen, als er mich um das Date gebeten hat. Vor allem aber konnte ich den Kuss nicht vergessen.

Der Kuss.

Alleine bei dem Gedanken an seine Lippen auf meinen fängt meine Haut an zu kribbeln und mir wird schwindelig.

Am liebsten würde ich den ganzen Tag im Bett verbringen und mich unter meiner Decke verkriechen. Aber das würde nur dafür sorgen, dass ich erneut über den gestrigen Abend nachdenke und das will ich nicht. Mich noch mehr damit auseinanderzusetzen würde mich wahrscheinlich verrückt machen. Deswegen klettere ich stöhnend aus dem Bett und stelle mich unter die Dusche.

Als das warme Wasser an meinem Körper hinunterfließt werden meine Muskeln zwar lockerer, aber erst dadurch spüre ich, wie angespannt ich eigentlich bin. Und das habe ich nur ihm zu verdanken.

Tief durchatmen, Kaylee, ermahne ich mich.

Heute Abend werde ich ihn wiedersehen und mit etwas Glück wird er mir ein paar Antworten geben. Auch wenn ich noch nicht weiß, wie die Fragen aussehen.

Um mich abzulenken putze ich den ganzen Tag meine Wohnung wie eine Wahnsinnige. Ich schiebe sogar mein Sofa ein Stück zur Seite, damit ich dahinter sauber machen kann. Und das ist etwas, was ich nur äußerst selten mache. Alle Oberflächen werden von mir geschrubbt, bis sie glänzen.

Allerdings nutze ich den Tag nicht nur, um meine Wohnung zu reinigen, sondern auch, um im Internet mehr über Jayden und auch die Ermittlungen zu erfahren. Ich würde ja meinen Vater anrufen, aber der würde mich wahrscheinlich fragen, woher das Interesse plötzlich kommt. Und das möchte und kann ich ihm nicht beantworten.

Mein Gefühl und mein Verstand sagen mir, dass Jayden in jeder Hinsicht ein gefährlicher Mann ist. Aber sicher keiner von denen, die zum Beispiel einen Versicherungsbetrug begehen, indem sie ein Lagerhaus anzünden, so, wie es letztes Jahr der Fall war. Mein Dad ist jedoch überzeugt, dass Jayden etwas damit zu tun hatte, es fehlen ihm aber nach wie vor handfeste Beweise.

Wie immer.

Ich habe schon früh gelernt, dass ich mich auf mein Gefühl verlassen kann. Und mein Bauch sagt mir nun einmal, dass Jayden so etwas gar nicht nötig hat. Egal, wie sehr ich es auch versuche, aber ich kann ihn mir nicht in der Rolle eines Schwerverbrechers vorstellen. Es hat nichts damit zu tun, dass er intensive Gefühle in mir wachruft. Ich kann nicht genau sagen, wo ich es hernehme, doch es ist da.

Im Internet steht nicht mehr, als auch in den Nachrichten einem mitgeteilt wird. Was ich aber herausgefunden habe, ist, dass Jaydens neuestes Wohltätigsprojekt anscheinend der Bau eines Jugendtreffs in Downtown L.A. ist. Die Organisationen, denen er Geld spendet, überschlagen sich im Internet förmlich mit Lob über ihn. Von ihnen sagt keiner etwas Schlechtes.

Jayden ist offenbar ein großartiger Geschäftsmann, der auch einige Erfolge in Übersee zu verbuchen hat. All diese Berichte zeigen mir, dass er sich mit den Dingen auskennt, mit denen er sein Geld verdient. Er weiß, was er macht und verlässt sich nicht auf sein Glück. Wobei das aber sicherlich auch eine große Rolle spielt. In einigen Fachzeitschriften, in denen es um die Wirtschaft geht, wird er sogar als Gastautor genannt.

Sein Fokus liegt auf dem Hotelwesen, wo er die meisten Firmen besitzt. Aber wenn ich die Beteiligungsstruktur vor mir richtig deute, ist er auch Aktionär in anderen großen Firmen und hat seine Finger auch in der Medienbranche.

Plötzlich kommt mir in Erinnerung, was er gestern gesagt hat: Ich habe das nicht geplant. Erneut frage ich mich, was er damit gemeint hat. Und auch, was er eigentlich geplant hat. Seufzend lasse ich mich in die dicken Kissen zurückfallen und betrachte die Zimmerdecke.

Ich gebe es auf, im Internet nach Informationen zu suchen. Es bringt nichts. Alles, was ich finde, bringt mich nicht weiter oder es wirft noch mehr Fragen auf.

Als es um sieben Uhr an meiner Tür klingelt, werfe ich noch einen Blick in den Spiegel. Da ich nicht weiß, was Jayden geplant hat, habe ich mich dazu entschieden, mein pinkfarbenes Lieblingskleid anzuziehen. Es passt zu den meisten Anlässen und sieht trotzdem sexy aus. Dazu trage ich High Heels in der gleichen Farbe. Außerdem habe ich mir meine Haare hochgesteckt.

Im Vorbeigehen schnappe ich mir meine Tasche vom Sofa und öffne die Tür. Ich erwarte, dass Jayden vor mir steht, doch das ist nicht der Fall. Der Mann, der sich mir gegenüber befindet, ist mindestens drei Köpfe größer als ich und so breit gebaut, dass er den Türrahmen auszufüllen scheint. Seine Haare sind so kurz, dass auf dem Kopf nur ein paar Stoppeln zu erkennen sind. Bei ihm handelt es sich um den gleichen Typen, der gestern die beiden betrunkenen Männer aus dem Club geworfen hat. Nun schaut er aber nicht mehr so verbissen, sondern lächelt mich freundlich an.

„Ms. Warren“, begrüßt er mich. „Mein Name ist Reylee. Mr. Drake hat mich beauftragt Sie abzuholen.“ In seiner schwarzen Kleidung, die aus einer Jeans, einem Shirt und einer Jacke besteht, würde er mir Angst einjagen, wenn ich ihm nachts über den Weg laufen würde. Er sieht ein wenig aggressiv aus. Da ich allerdings weiß, dass er wirklich für Jayden arbeitet, mache ich mir keine Sorgen.

„Freut mich“, antworte ich, wobei ich nicht für mich behalten kann, wie nervös ich bin. Gestern bin ich davon ausgegangen, dass er zum Team der Türsteher gehört. Nun schießt mir die Frage in den Kopf, ob Reylee der persönliche Bodyguard von Jayden ist, oder etwas in der Art.

Er macht einen Schritt zur Seite und bedeutet mir so, dass ich ihm folgen soll. Ohne ein weiteres Wort von mir zu geben, gehe ich hinter ihm her auf die Straße und dort auf den großen Geländewagen zu, der ein paar Meter weiter steht.

Er hält mir die Hintertür des schwarzen BMW X6 auf, sodass ich einsteigen kann. Mit offenem Mund sitze ich auf der Rückbank und lasse meinen Blick von rechts nach links wandern. Jedes noch so kleine Detail sauge ich in mir auf. Von innen ist das Auto komplett mit Leder ausgestattet, und vorne sieht alles so aus, als wäre es auf dem neusten Stand der Technik. Noch nie habe ich in so einem Wagen gesessen. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass ich eines dieser Luxus-Autos jemals von innen zu sehen bekomme. Umso geschockter bin ich jetzt.

Während der gesamten Fahrt sagt Reylee kein Wort, trotzdem sieht er mich immer wieder prüfend an. Wahrscheinlich überlegt er, was genau da zwischen seinem Chef und mir läuft. Und so gerne ich ihm eine Antwort darauf geben möchte, ich kann es nicht.

Nach einer halben Stunde bleibt er vor einem Hochhaus mitten in Beverly Hills stehen.

„Diesen Schlüssel werden Sie brauchen“, klärt Reylee mich auf, steigt aus und öffnet die Tür, sodass ich aussteigen kann. Dabei übergibt er ihn mir. Verwirrt nehme ich ihn entgegen.

Da ich nicht weiß, was er mir damit sagen will, hebe ich fragend eine Augenbraue. Doch er sagt nichts, sondern deutet lediglich auf den Eingang. Durch die gläserne Front kann ich den Aufzug erkennen, der sich auf der anderen Seite befindet. Ich nicke, verabschiede mich von ihm und mache mich auf den Weg in das Innere des Gebäudes.

„Ms. Warren“, werde ich von dem Portiert begrüßt. „Es freut mich Sie kennenzulernen.“ Freundlich lächelt er mich an und nimmt mir so ein wenig der Angst vor dem Ungewissen, auch wenn er wahrscheinlich gar nicht weiß, wie es mir geht. „Mr. Drake hat sie bereits angemeldet. Stecken Sie einfach den Schlüssel hier herein“, erklärt er mir.

„Danke“, murmle ich verlegen und stecke ihn in die dafür vorgesehene Vorrichtung, nachdem ich eingestiegen bin. Die Türen schließen sich sofort und der Aufzug setzt sich in Bewegung. Hibbelig schaue ich auf die Anzeige. Als ich endlich im 34. Stock anhalte, bin ich nur noch ein wandelnder Haufen Hormone.

Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnen sich die Türen und geben den Blick auf den Innenraum eines atemberaubenden Penthouses frei. Da ich Jayden nicht entdecken kann, mache ich vorsichtig einen Schritt vorwärts und schaue mich um.

Ich weiß nicht, womit ich gerechnet habe. Die Einrichtung hier erinnert in keinster Weise an die in seinem Büro im Freeze.

Sofa, Wohnzimmertisch und die riesige Schrankwand, die sich auf der anderen Seite des Raumes befindet, bilden mit ihrem hellen Farbton einen wunderschönen Kontrast zu dem dunkelbraunen Holzfußboden. Ein Mauerwerk gibt es nicht, da alle Außenwände aus Glasscheiben bestehen, die vom Fußboden bis zur Decke reichen. Sie geben den Ausblick auf die Stadt frei, die mir nun zu Füßen liegt.

 

Schon oft habe ich Bilder aus dieser Perspektive gesehen. Doch es in der Realität begutachten zu können, ist etwas ganz anderes.

Ohne darüber nachzudenken, gehe ich auf die großen Fenster zu und schaue hinaus. Es ist atemberaubend und schöner, als ich es mir je vorgestellt hätte.

„Gefällt es dir?“

Erschrocken zucke ich zusammen. Ich war so in den Anblick vertieft, dass ich nicht gemerkt habe, wie Jayden hinter mir getreten ist. Schwungvoll drehe ich mich um und begutachte ihn. Dabei nicke ich, da ich gerade keinen Ton herausbekomme.

Er trägt eine weite Jeans, die sexy auf seiner Hüfte sitzt. Dazu hat er ein T-Shirt an, das seinen Oberkörper, und damit auch seine Muskeln, betont. Seine Haare hat er unter einer Basketballmütze versteckt.

Sein Anblick lässt mir das Wasser im Mund zusammen laufen und als er mich schief angrinst, möchte ich ihm am liebsten um den Hals fallen. Es erfordert meine ganze Selbstbeherrschung, genau das nicht zu tun.

Nach wie vor finde ich meine Stimme nicht und kann ihn nur stumm anhimmeln. Aber das ist mir schon peinlich genug, weil ich mich nicht besser im Griff habe.

„Komm“, fordert er mich auf, nimmt meine Hand in seine und führt mich eine breite Glastreppe hinauf.

Hier oben befinden sich auch noch mehrere Räume. Ihre Türen stehen auf, sodass ich sehen kann, dass auch ihre Außenwände aus Glas bestehen. Jayden führt mich durch einen langen Flur, ehe er vor einer Tür stehen bleibt.

„Ich habe eine Überraschung für dich und hoffe, dass sie die gefällt.“ Seine Stimme klingt verunsichert. So ein Verhalten bin ich von einem Mann nicht gewohnt. Und schon gar nicht, von einem wie Jayden. Auch wenn ich zugeben muss, dass mir so einer noch nicht über den Weg gelaufen ist.

Kommt es mir nur so vor, oder quält ihn wirklich die Befürchtung, dass es mir hier nicht gefällt?

Mir geht diese Frage zwar durch den Kopf, doch ich stelle sie ihm nicht. Soweit sind wir nicht. Er steht direkt vor mir und versperrt mir damit die Sicht auf das, was sich hinter der Tür befindet. Seine Geheimniskrämerei macht mich neugierig.

Wie von alleine hebt sich meine Hand, sodass ich ihm über die Wange streichen kann. Ich will es nicht, kann es jedoch auch nicht verhindern. Sein Blick ist liebevoll und voller Wärme. Einen Moment bleiben wir so stehen, ehe er die Tür öffnet und den Blick auf einen riesigen Blick freigibt. Er befindet sich in der Mitte einer überdimensionalen Terrasse. Überall sind Kerzen aufgestellt, sogar im Wasser schwimmen Teelichter. Scharf ziehe ich die Luft ein.

In der rechten Ecke kann ich einen kleinen Tisch erkennen, auf dem ebenfalls Kerzen stehen. Und in der Mitte befindet sich ein großer Blumenstrauß.

„Wow, das habe ich nicht erwartet“, flüstere ich.

„Ich habe gehofft, dass du das sagst.“ Jayden folgt mir, als ich hinausgehe. Dabei legt er seine Hand auf meinen unteren Rücken.

Ich bin überwältigt. Anders kann ich das Gefühl gerade nicht beschreiben, was sich in mir befindet.

Ob er mir sein Verhalten von gestern erklären wird?

Dieser Gedanke trifft mich völlig unvorbereitet. Schnell schiebe ich ihn wieder zur Seite, da ich in diesem Moment nicht darüber nachdenken möchte.

Unsere Finger verschränken sich miteinander, während er mich am Pool vorbei zum Tisch führt. Dort reicht er mir eine einzelne rote Rose, die neben der Vase liegt. Danach beugt er sich ein Stück zu mir herunter und küsst mich zärtlich.

„Ich war damit beschäftigt, alles vorzubereiten, dass ich keine Zeit mehr hatte, mich umzuziehen“, entschuldigt er sich, nachdem er einen Blick auf mein Klein geworfen hat.

„Das ist nicht schlimm. Du gefällst mir so.“ Mit diesen Worten streife ich mir meine Schuhe von den Füßen und löse die Klammern, sodass meine Haare mir in leichten Wellen über die Schultern fallen.

Normalerweise würde ich so was nicht tun. Und ich weiß auch nicht, wieso ich es jetzt mache. Doch ich fühle mich wohl in seiner Gegenwart.

Jayden macht einen Schritt auf den Tisch zu und zieht den Stuhl zurecht. Während ich mich setze, erscheint eine Frau auf der Bildfläche, die ungefähr in dem gleichen Alter wie Reylee ist und gießt uns Champagner ein. Dabei lächelt sie mich freundlich an und kurz meine ich sogar, ein Glitzern in ihren Augen zu erkennen.

Sie hat blonde Haare, die sie zu einem Dutt hochgesteckt hat. Auf mich macht sie einen mütterlichen Eindruck. Nachdenklich schaue ich ihr nach, als sie wieder verschwindet.

„Das ist meine Haushälterin Julie. Ich glaube, sie und Reylee haben eine Wette abgeschlossen“, erklärt er mir. Dabei scheint er sich jedoch nicht sicher zu sein, ob das gut ist oder nicht.

„Eine Wette?“, frage ich ihn belustigt.

„Wie lange ich brauche, um das hier zu versauen.“

„Wieso solltest du das machen? Bis jetzt ist es doch perfekt.“

Ein glückliches Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus, trotzdem zögert er mit seiner Antwort. „Ich werde es noch schaffen. Um ehrlich zu sein habe ich sogar damit gerechnet, dass ich es in den Sand setze, noch bevor du überhaupt hier erscheinst.“

Solange er mich nicht verhören will, um rauszubekommen, was mein Vater gegen ihn in der Hand hat, kann er nicht sehr viel falsch machen.

Mein aufmerksamer Blick ist noch immer auf ihn gerichtet, als er fortfährt: „Ich gebe zu, dass ich mich gefragt habe, ob du vielleicht absagst.“

Sein Geständnis überrascht mich. Und das behalte ich auch nicht für mich, als ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansehe.

„Wieso hätte ich das machen sollen?“, frage ich ihn, als er sonst nichts mehr dazu sagt.

„Dein Vater führt Ermittlungen gegen meine Familie und auch gegen mich.“ Seine schlichte Antwort verschlägt mir die Sprache, sodass ich für ein paar Sekunden nicht weiß, was ich sagen soll. Gestern hat er dieses schwierige Thema nicht angesprochen. Deswegen war ich wohl auch nicht darauf vorbereitet, dass er es jetzt tut. Auch wenn ich mir gedacht habe, dass es irgendwann auf den Tisch kommt.

„Man könnte sagen, dass ich die Rebellin in meiner Familie bin. Das war ich schon immer. Mich hat noch nie interessiert, was mein Dad sagt. Deswegen sind wir schon unzählige Male aneinander geraten. Ich war zwar etwas unsicher, ob ich in deinen Club kommen soll, aber ich habe mir noch nie etwas von meinen Eltern vorschreiben lassen“, erkläre ich ihm schließlich. „Beziehungsweise, es ist schon einige Jahre her.“

„Ich habe das alles so nicht geplant.“ Ich sehe ihm an, dass es ihm nicht leicht fällt, diese Worte auszusprechen. Und wieder frage ich mich, was hier eigentlich los ist.

Jayden sitzt mir gegenüber und schaut mich wie ein kleines Kind an, das Ärger bekommen hat. Er sieht verloren aus, auch wenn ich keinen Grund weiß, wieso er das sein sollte.

Ich löse nicht eine Sekunde den Blick von ihm. Jede Reaktion will ich mitbekommen. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass ich so mehr erfahre.

Über den Tisch hinweg greift er nach meiner Hand und sofort spüre ich wieder das Feuer in meinem Körper aufflammen. Als ich jedoch Schritte hinter mir höre, drehe ich mich um und sehe, dass Julie uns zwei Teller bringt.

Pizza!

Belustigt wende ich mich wieder Jayden zu, der mit den Achseln zuckt.

„Ich dachte mir, Pizza mag jeder“, erklärt er.

Schöner könnte dieser Abend gar nicht sein. Wir unterhalten uns über unsere Kindheit, unsere Schulzeit, machen Scherze und irgendwann fällt auch das Thema auf unsere Verflossenen. Als ich ihm von John, dem Kollegen meines Vaters, erzähle, schaut er mich unverwandt an.

„Wie lange seit ihr zusammen gewesen?“, erkundigt er sich. Dabei bekomme ich den Eindruck, dass es ihm nicht leicht fällt, darüber zu sprechen. Doch auch für mich ist das nicht einfach.

„Nur ein paar Monate.“ Ich kann es nachvollziehen, dass Jayden hellhörig geworden ist und deswegen mehr über meine Beziehung zu John wissen will. Schließlich ermittelt er auch gegen ihn.

„So wie ich deinen Vater einschätze, hat er sich sicherlich darüber gefreut.“

„Das hat er. Ich bin mir sogar sicher, dass er heimlich schon unsere Hochzeit geplant hat. Allerdings habe ich schnell gemerkt, dass so ein Mann nichts für mich ist. Er war immer freundlich und gut zu mir, aber leider auch in jeder erdenklichen Hinsicht wie mein Vater. Und das gefällt mir nicht.“

„Du standest an zweites Stelle.“ Es ist nur ein Satz. Doch damit zeigt er mir, wie gut er mich kennt.

„Wahrscheinlich kann man es so nennen“, antworte ich, nachdem ich kurz darüber nachgedacht habe. Doch es stimmt.

Mann kann es verrückt nennen, dass ich mich überhaupt mit ihm darüber unterhalte. Aber John war für drei Monate ein Teil meines Lebens. Auch wenn wir uns nicht sehr oft gesehen haben, da er immer Überstunden gemacht hat. Aber für mich gibt es keinen Grund, wieso ich es verheimlichen sollte. Auch, wenn ich ehrlich gesagt nicht sehr stolz darauf bin.

Ich genieße das Zusammensein mit Jayden. Jedes Mal, wenn er mich anlächelt, macht mein Herz einen Salto. Seine Anwesenheit trägt zu meinem Wohlbefinden bei.

Nach einer Weile kommt ein frischer Wind auf, sodass es kühler wird. Als Jayden mitbekommt, dass ich zittere, steht er auf, nimmt meine Hand und führt mich wieder in das Innere der Wohnung, wo wir das große Wohnzimmer betreten. Dort setze ich mich auf das riesige Sofa, während er verschwindet. Ich nehme an, dass er in der Küche ist, denn nach wenigen Sekunden kommt er wieder und hält zwei Gläser Wein in den Händen.

Noch nie habe ich mich in der Gegenwart eines Mannes, den ich noch nicht lange kenne, so wohlgefühlt. Wir teilen die gleichen Interessen, mögen dieselben Filme und Musik. Beinahe ist es so, als würden wir hier jeden Tag gemeinsam sitzen.

„Ich habe den Abend mit dir sehr genossen“, flüstert er, als ich mich mitten in der Nacht von ihm verabschiede. Am liebsten würde ich bei ihm bleiben, mich an ihn kuscheln und so einschlafen. Aber diesen Wunsch verscheuche ich schnell.

Er führt mich zum Aufzug. Sobald wir vor ihm stehen, legen sich seine Hände auf meine Hüften. Er steht so dicht vor mir, dass ich kaum noch einen klaren Gedanken fassen kann.

Darf ich so etwas überhaupt beim ersten Date fühlen? Sollten sich Gefühle nicht langsam entwickeln?

„Er ging leider viel zu schnell vorbei“, gebe ich zurück und schaue ihm dabei in die Augen.

Jayden beugt sich herunter und küsst mich zärtlich. Doch dieser Kuss wird schnell leidenschaftlicher und sorgt dafür, dass ich außer Atem bin, als er sich schließlich von mir löst. Sein Blick ist dunkler geworden, doch er macht keine weiteren Annäherungsversuche.

„Sehen wir uns in den nächsten Tagen?“, fragt er mich. Zur Antwort nicke ich nur. Gerne würde ich diesen Abend wiederholen und noch mehr Zeit mit ihm verbringen.

Jayden verschränkt seine Finger mit meinen und führt mich in den Aufzug, wo bereits Reylee auf mich wartet. Ich drehe mich noch mal zu Jayden um und gebe ihm einen sanften Kuss auf die Wange. Er entfernt sich ein paar Schritte von mir. Als die Türen sich schließen lächle ich noch einmal.