Systemische Beratung der Gesellschaft

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Aus der Reihe: Systemische Horizonte
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2Kontextklärung: Die Gesellschaft als Kundensystem







»Gesellschaft betreibt Kommunikation, und was immer Kommunikation betreibt, ist Gesellschaft.«



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Niklas Luhmann



Am Beginn jeder Beratung stehen die Fragen: Was ist das Kundensystem? Womit habe ich es hier zu tun? Was gehört dazu? Wie tickt es? Was sind seine Besonderheiten und Eigenlogiken, und vor allem: Wie verändert es sich? Das herauszufinden ist bereits in Organisationen schwierig genug, aber wir können uns an einigen Gegebenheiten festhalten: Oft haben wir ein gewisses Vorwissen über die Organisation, und über die Branche haben wir zumeist Vorwissen. Dennoch muss man genau hinschauen, worauf und auf wen wir uns einlassen.



Die Gesellschaft war jedoch noch nie Kunde von Beratung. Wir müssen uns deshalb ein umso genaueres Bild von diesem speziellen Kunden machen. Hier also der waghalsige Versuch, die Gesellschaft als »Kunden« der Beratung zu betrachten.








2.1Kann man die Gesellschaft überhaupt beobachten?





Organisationen sind nicht direkt beobachtbar. Organisation ist ein Übertitel für eine Reihe von Elementen: die Gebäude, der Name, die Produkte, die Menschen der betreffenden Organisation. Wir können Daten sammeln hinsichtlich der Branche, Produkte, Strukturen und Eigentumsformen, darüber, wie sich das Unternehmen in der Öffentlichkeit präsentiert, für welche Kunden- und Marktsegmente das Unternehmen wichtig ist? Was davon kann man beobachten?



Die Gesellschaft ist noch schwieriger zu beobachten als Organisationen: Sie ist das Wasser, in dem wir schwimmen, die Luft, die wir atmen, das Leben, das wir mit anderen teilen. Gesellschaft kann man erst erkennen, wenn man sich von ihr entfernt, sie kann erst aus großer Entfernung und Flughöhe gedacht und beschrieben werden.



Die Gesellschaft zu beobachten und Aussagen über sie zu machen ist eine beinahe unmögliche Aufgabe. Dennoch werden offensichtlich Aussagen über die Gesellschaft gemacht: in der Wissenschaft – vor allem in den Sozialwissenschaften wie Soziologie, Anthropologie oder auch Ökonomie –, in der Kunst, die sich kritisch mit der Gesellschaft auseinandersetzt, in Teilen der Zivilgesellschaft, die auf Missstände hinweisen, mitunter sogar in der Politik. Es ist also offenbar möglich, sich gedanklich auf einen Balkon zu setzen, um von dort aus auf die Gesellschaft zu blicken und Muster, Probleme und Veränderungsmöglichkeiten zu erkennen.



Unterschiedliche Beobachter beschreiben Gesellschaft aus unterschiedlichen Perspektiven:

Ethnologen

 bezeichnen Gesellschaft vielleicht als einen auf Riten, Werten und Regeln bestehenden Zusammenschluss von Menschen. Für

Historiker

 ist Gesellschaft ein Ablauf von Ereignissen, ein kontinuierliches Entstehen und Vergehen von Formen des Zusammenlebens und deren Wirkungen. Für

Ökonomen

 ist Gesellschaft eine Art und Weise, wie Güter erzeugt, verteilt, vermarktet werden. Für

Philosophen

 stehen Fragen von Sinn, Ethik, Widersprüche, das Verhältnis der Person und des »Ganzen« im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.



Gesellschaft ist aber aus aber zumindest zwei Gründen nicht objektiv beobachtbar: erstens, weil wir selbst Teile der Gesellschaft sind; und zweitens ist Gesellschaft kein Ding, sondern ein Konstrukt: etwas, das wir als ein Ganzes definieren. Konstrukte sind subjektiv und nicht beobachtbar, auch nicht für Außerirdische. Sie existieren nur in unseren Köpfen und werden von jedem Menschen anders definiert. So gesehen kann weder ich noch die Wissenschaft, die Kunst oder E. T. etwas über die Gesellschaft sagen, das den Anspruch auf Objektivität erfüllen könnte. Über die Gesellschaft können nur Thesen formuliert werden.








2.2Vier Thesen über Gesellschaft





Ich stütze mich gern auf Theorie. Wenn es um Thesen über Gesellschaft geht, erscheinen mir die Soziologie und Systemtheorie diesbezüglich als besonders hilfreich:





 1)Gesellschaft ist ein Kommunikationssystem.



 2)Gesellschaftliche Kommunikation ist Kommunikation über Gesellschaft.



 3)Gesellschaftliche Kommunikation erzeugt die Rahmenbedingungen für ihre eigene Kommunikation.



 4)Gesellschaft muss ihre eigene Komplexität einfangen.









These 1: Gesellschaft ist ein Kommunikationssystem





Normalerweise fällt uns zur Gesellschaft ein, dass sie aus Menschen besteht. Wir sind Teil der Gesellschaft und erleben diese von dem Punkt aus, an dem wir selbst stehen. Unser Verständnis, unsere Einschätzung von Gesellschaft wird zudem durch die Perspektive jener Gruppen von Menschen geprägt, denen wir uns jeweils zugehörig fühlen: unserer Generation, unserem Geschlecht, unserem geografischen Lebensraum, unserer sozialen Schicht, den Menschen aus unserem Arbeitsumfeld. Jede dieser Zugehörigkeiten erzeugt für jeden und jede von uns ein eigenes, besonderes Bild von Gesellschaft.

Die

 Gesellschaft gibt es also nicht.



Aus systemtheoretischer Sicht ist Kommunikation der zentrale Begriff zur Definition sozialer Systeme. Gesellschaften sind soziale Systeme, die wie alle sozialen Systeme durch Kommunikation entstehen, aufrechterhalten werden und sich durch sie verändern. Lateinisch

communis

 bedeutet »eins werden«. Gesellschaften erzeugen sich gleichsam in dieser »kommunikativen Einheit« immer wieder neu, indem Kommunikation an Kommunikation anschließt und damit ermöglicht, dass der Rohstoff des Systems, Kommunikation, immer vorhanden ist und das System daher immer lebendig bleibt. In der systemischen Begrifflichkeit wird dieser Prozess der kontinuierlichen Selbsterschaffung »Autopoiese«

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 genannt.



Durch Kommunikation erschaffen wir aber nicht nur jene sozialen Systeme, in denen wir leben, sondern wir definieren zugleich eine Systemgrenze, innerhalb derer ein »Wir« entsteht. Durch diese Grenzziehung schaffen wir auch eine Umwelt und damit die »anderen«, die nicht zu uns gehören, die außerhalb unserer Systemgrenzen sind. Kommunikation unterscheidet und verbindet zugleich. Die Frage, wer zu diesem »Wir« dazugehört, wer sich diesem »Wir« zugehörig fühlt, wird durch Kommunikation bearbeitet und entschieden.

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These 2: Gesellschaftliche Kommunikation ist Kommunikation über Gesellschaft





Kommunikation hält die Gesellschaft zusammen, definiert ihre Grenzen, ihre gesellschaftliche Identität, beschreibt die gemeinsamen und unterschiedlichen Werte, die dieses »Wir« oder »unsere Kultur« gegenüber den »anderen« ausmacht. Durch Kommunikation gestaltet sich das Zusammenleben oder das Verhältnis zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft, durch Kommunikation eignet sich jeder und jede von uns die Welt und die Gesellschaft an und bestimmt die Entwicklungen, die diese »Weltbeziehungen« nehmen.

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Dirk Baecker gliedert die zentralen Inhalte gesellschaftlicher Kommunikation in drei Themen, die »Minimalbedingungen« für das Leben einer Gesellschaft darstellen und permanent bearbeitet werden müssen:



»Die erste Minimalbedingung lautet, dass es weitergeht. Und die zweite lautet, dass das, was da weitergeht, nach wie vor als Gesellschaft (und nicht als etwas ganz anderes) erkennbar ist. Eine dritte Minimalbedingung ist : Offenbar muss es eine Erkenntnisleistung geben, die die Gesellschaft als Gesellschaft wiedererkennt.«

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Die Kommunikation in und über die Gesellschaft ist also auf das Weiterleben der Gesellschaft, auf ihre

Zukunft

, ihre

Identität

 und Wiedererkennbarkeit sowie auf ihre

Selbsterkenntnis

 gerichtet.







These 3: Gesellschaftliche Kommunikation erzeugt die Rahmenbedingungen für gesellschaftliche Kommunikation





Wie unterscheidet sich Gesellschaft von anderen sozialen Systemen, etwa einer Organisation, einer Gruppe oder einer Familie? Welche spezifischen Unterscheidungsmerkmale zeichnen die Gesellschaft aus? In der soziologischen Literatur werden fünf Merkmale von Gesellschaft genannt, die einen Unterschied zu anderen sozialen Systemen markieren:





 Inklusion bedeutet, dass man in einer Gesellschaft normalerweise – etwa durch Geburt, durch Rituale – automatisch dazugehört und an der gesellschaftlichen Kommunikation beteiligt ist. Der Ausnahmefall ist Exklusion, der Ausschluss aus der Kommunikation der Gesellschaft. Damit spricht man Menschen die Mitgliedschaft ab und macht sie zu Außenseitern. Nachdem Gesellschaft auch immer ein Schutz – gegen die Natur, gegen Gewalt oder gegen Hunger – war, bedeutete der Ausschluss meistens den Tod. Gesellschaftlicher Tod war körperlicher Tod. Das ist heute noch so.



 Koppelung: Individuen in Gesellschaften sind lose gekoppelt, also nicht unbedingt direkt und persönlich miteinander verbunden, sondern durch ihre Mitgliedschaft in der Gesellschaft. Sie müssen einander nicht kennen oder etwas miteinander zu tun haben. Es genügt, dass sie sich durch Kommunikation zu dieser Gemeinschaft zugehörig fühlen.



 Zwecklosigkeit: Eine Gesellschaft dient keinem Zweck und keinem Ziel, das sie von einer außenstehenden Instanz erhält. Gesellschaften haben nur den Zweck, weiter zu existieren. Gesellschaft ist, so gesehen, ein Selbstzweck.



 Lebensraum: Gesellschaft ist der ultimative Raum unseres Lebens, die Welt, die uns umschließt und die unser Leben prägt. Unser Leben wird durch unseren Platz in der Gesellschaft und unser Verhältnis zu ihr bestimmt. Gesellschaft schwingt in uns selbst. Hartmut Rosa untersucht diese Resonanzen, die Gesellschaft in uns auslöst, die wir als Teil der Gesellschaft auf diese entwickeln und die entscheidend dafür ist, wie wir selbst in der Gesellschaft stehen.

 





»Meine These ist, dass es im Leben auf die Qualität der Weltbeziehung ankommt, das heißt auf die Art und Weise, in der wir als Subjekte Welt erfahren und in der wir zur Welt Stellung nehmen; auf die Qualität der Weltaneignung.«

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Wenn wir also von Gesellschaft als Lebensraum sprechen, dann ist damit das Zusammenspiel von Menschen und der Gesellschaft gemeint. Dieses Verhältnis ist entscheidend für uns und die Gesellschaft:



»Ob Leben gelingt oder misslingt, hängt davon ab, auf welche Weise Welt (passiv) erfahren und (aktiv) angeeignet oder anverwandelt wird und werden kann.«

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 Grenzen der Gesellschaft: Immer wieder sind die Grenzen der Gesellschaft Thema gesellschaftlicher Diskussion: Wer gehört dazu, wer nicht?





In den vergangenen Jahren ist eine vollkommen andere, bisher wenig beachtete Grenze der Gesellschaft stärker ins Bewusstsein gelangt: die Grenze zur ökologische Umwelt, also zur Natur, in der und von der wir leben. Das Verhältnis von Gesellschaft und Natur war immer schon ein zentrales Thema der Menschen, das allerdings unterschiedlich interpretiert wurde und wird: Natur als Ressource, als Gefahr, als Quelle der Spiritualität oder als Quelle von Reichtum. Heute ist die Umwelt zum »Sorgenkind« der Menschheit geworden: Es ist das Bewusstsein von Grenzen zur Natur und auch von Grenzen der Natur entstanden, die nicht nur für einzelne Gesellschaften, sondern für die globale Gesellschaft relevant sind.







These 4: Gesellschaft muss ihre eigene Komplexität einfangen





Gesellschaften sind hochkomplexe Kommunikationssysteme. Um mit sich selbst umgehen zu können, um sich selbst steuerbar zu machen, um die eigene Komplexität zu bearbeiten, muss jede Gesellschaft eine innere Ordnung schaffen. Solche Ordnung entsteht, indem die Gesellschaft sich in einzelne Teilsysteme »portioniert« und strukturiert. Zu unterschiedlichen Zeiten, in unterschiedlichen Entwicklungsformen und unter unterschiedlichen Bedingungen waren jeweils unterschiedliche Ordnungskriterien maßgebend: vertikal etwa durch unterschiedliche Machtebenen und Hierarchien; horizontal etwa entlang von Arbeitsformen oder Ständen oder entlang von Familien oder Stämmen. Damit konnten innerhalb der Gesellschaft Zugehörigkeiten ausdifferenziert werden, die Orientierung und Sicherheit gaben.



Unsere moderne Gesellschaft gliedert sich in funktionale Teilbereiche, die für das Ganze der Gesellschaft wichtige Aufgaben – Funktionen – erfüllen: Bildungs-, Gesundheits-, Wirtschafts-, Sozialoder politisches System. Diese Differenzierung hilft den Mitgliedern der Gesellschaft, sich zurechtzufinden, zu wissen, wohin sie sich mit ihren unterschiedlichen Anliegen wenden können. Diese jeweiligen gesellschaftlichen Anliegen können von Organisationen bearbeitet werden.



»Ohne Differenzierung der Gesellschaft in Teilsysteme von geringerer Komplexität, etwa Systeme für Wirtschaft oder für Politik, für Erziehung oder für Kriegführung, gäbe es keine Eigenständigkeit von Organisationen.«

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2.3Wie verändert sich eine Gesellschaft?





Es ist schon schwierig, sich selbst zu ändern. Noch schwieriger ist es, andere Menschen, Familien oder Organisationen zu verändern. Fast unmöglich scheint es zu sein, die Gesellschaft zu verändern. Trotzdem kann man sagen: Jede Gesellschaft hat sich immer wieder verändert. Wie ist das gekommen?



Ausgehend von der Definition von Gesellschaft als Kommunikationssystem lässt sich schließen, dass auch Veränderung von Gesellschaften mit einer Veränderung von Kommunikation einhergeht. Diese Veränderungen können entweder durch innere Prozesse ausgelöst werden: Sei es der dialektische »Kampf der Widersprüche«, seien es Innovationen und Entdeckungen. Veränderungen können aber auch durch externe Ereignisse wie Naturkatastrophen oder andere Veränderungen der ökologischen Bedingungen ausgelöst werden.



Dirk Baecker sieht die wesentlichen Auslöser gesellschaftlicher Entwicklungssprünge in den Veränderungen der Medien und der Mittel der Kommunikation. Gesellschaftliche Veränderungen entstanden demnach durch



»die Einführung der Sprache, der Schrift und des Buchdrucks. Die Einführung der Sprache konstituierte die Stammesgesellschaft, die Einführung der Schrift die antike Hochkultur und die Einführung des Computers die nächste Gesellschaft«

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.



In der Literatur finden sich sehr unterschiedliche Erklärungen für gesellschaftliche Veränderungen. Hier eine kleine Auswahl:





 Veränderung durch Zufälle



 Veränderung durch Erkenntnis



 Veränderung der materiellen Lebensbedingungen



 Veränderung durch Technologie und Innovation



 Veränderungen durch soziale Konflikte.









Alles Zufall







»Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.«



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Victor Hugo



Angeblich hatte man zur Zeit des Pyramidenbaus die Dampfmaschine schon erfunden. Doch wer braucht schon eine Dampfmaschine, wenn Sklaven billigere Produktivkräfte sind?



Das Schießpulver/Schwarzpulver wurde schon vor über 1000 Jahren in China erfunden und dort vor allem bei Festen und Feiern für Feuerwerke verwendet, lange bevor es in Europa bekannt und dann für Kriegswaffen verwendet wurde. Es war offenbar noch nicht die rechte Zeit dafür, solange man schöne Rüstungen und Burgen hatte, um Krieg zu führen.



Manche Veränderungen entstehen als kleine, unbeachtete Phänomene. Wenn mehrere Zufälle zusammenkommen, dann ist die Zeit einfach reif für einen Sprung in eine neue Richtung, man spricht dann von einem »tipping point«, einem Kipppunkt.



»Der Tipping Point ist der Moment der kritischen Masse, die Schwelle, der Hitzegrad, bei dem Wasser zu kochen beginnt.«

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Der Tipping Point markiert einen plötzlichen Wendepunkt, an dem etwas, das möglicherweise schon länger da ist, auf Umstände trifft, die ihm Kraft und Bedeutung geben. Wasser kocht nicht einfach so: Es braucht dazu ein Gefäß und Wärme. Der »Zufall« hat immer eine Geschichte, die diese Umstände, das jeweilige »Feld«, hervorgebracht hat: Zufällige Entdeckungen, künstlerische Kreativität, technische Innovationen haben die Gesellschaft oft von einem Moment auf den anderen nachhaltig verändert.







Veränderung durch Erkenntnis







»Jedes Tun ist Erkennen, und jedes Erkennen ist Tun!«



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Humberto Maturana und Francisco Varela



Andere Erklärungen für die Entwicklung und Veränderung der Gesellschaft werden in den intellektuellen Fähigkeiten des Homo sapiens gesehen, der die Welt, in der er lebt, nicht nur zu erkennen vermag, sondern diese Welt durch Erkenntnis neu entwerfen und das eigene Leben darin gestalten und verändern kann.



Der Historiker Yuval Harari sieht die wesentlichen Impulse für gesellschaftliche Umwälzungen in drei großen intellektuellen Entwicklungsschritten der Menschheit:





 1)Die kognitive Revolution begann mit der Entwicklung der Sprache (vor circa 70.000 Jahren). Sprache hat die Welt für uns Menschen vollkommen verändert und erweitert. Das Besondere an der menschlichen Sprache ist die Möglichkeit und Fähigkeit, mit ihrer Hilfe extrem viel Information zu sammeln. Sprache machte möglich, dass Menschen sich über ihren bisherigen Lebens- und Denkrahmen hinaus austauschen konnten. Durch Sprache konnten Geschichten und konnte Geschichte entstehen und über Generationen und Regionen hinweg weitererzählt werden. Komplexe Situationen konnten besprochen und Kooperationen entwickelt werden. Sprache ermöglicht Abstraktion.





»Das Einmalige ist, dass wir uns über Dinge austauschen können, die es gar nicht gibt.«

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Durch Sprache konnte reflektierendes Ich-Bewusstsein entstehen, die Worte »Ich« und »Wir« sind Ergebnisse einer – sprachlichen – Selbstbeobachtung und Selbstunterscheidung, oder, wie Heinz von Foerster es ausdrückt: Begriffe zweiter Ordnung. Die Entwicklung der Sprache hat die Gesellschaft massiv verändert: Die Welt erhielt eine Geschichte, entwickelte größere Stämme und mehr Territorium.





 2)Durch die landwirtschaftliche Revolution vor circa 10.000 Jahren setzte – ausgelöst durch neue Erkenntnisse über die Natur und ihre Nutzung –, das Sesshaftwerden der Menschen ein. Wandern, Jagen und Sammeln wurden von Sesshaftigkeit, Tierzucht und -haltung und Ackerbau abgelöst. Neue Formen der Sicherung von Lebensgrundlagen entstanden: Lagerung von �