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Das Dschungelbuch

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Das Dschungelbuch
Das Dschungelbuch
Hörbuch
Wird gelesen Lydia Herms
4,99
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»Die rote Blume?« fragte Mogli, »die wächst vor den Hütten in der Dämmerung. Ich will sie holen!«

»So spricht ein Menschenjunges!« erwiderte Baghira mit Stolz. »Vergiß nicht, in kleinen Töpfen wächst sie. Und nun fort! Eile! Und bewahre sie wohl für die Zeit der Not!«

»Gut!« sagte Mogli. »Ich laufe. Aber bist du sicher, mein lieber Baghira«, er schlang seinen Arm um den glänzenden Hals seines Freundes und sah ihm tief in die großen Augen, »bist du auch ganz sicher, daß alles das Schir Khans Werk ist?«

»Bei dem gesprengten Schloß, das mich befreite, sicher bin ich, kleiner Bruder.«

»Dann, bei dem Bullen, der mein Kaufpreis war, dann will ich Schir Khan voll heimzahlen und vielleicht auch ein wenig mehr, als ich ihm schulde.« Und mit langen Sätzen sprang Mogli davon.

Ja, Mensch! Ganz und gar Mensch, dachte Baghira, sich wieder lagernd. »Oh, Schir Khan, niemals gab es schlimmere Jagd als deine Froschhetze vor zehn Jahren!«

Mogli rannte und rannte durch den Wald, und hoch schlug ihm das Herz. Als der Abendnebel stieg, gelangte er zu der Höhle, schöpfte Atem und blickte hinab ins Tal. Seine Brüder waren fort, aber Mutter Wolf lag hinten im Dämmer der Höhle. Sie hörte seinen keuchenden Atem und wußte sogleich, daß ihr kleiner Frosch Kummer hatte.

»Was hast du, Sohn?« fragte sie.

»Ach, nichts, nichts, nur dummes Geschwätz von Schir Khan!« rief er zurück. »Ich jage auf den gepflügten Feldern heute nacht!« und fort war er, seinen Weg durch das Dickicht bahnend, fort zum Flusse im Talgrunde. Da plötzlich stutzte er, denn er vernahm das Geheul des jagenden Rudels, hörte dumpfes Röhren gehetzter Sambarhirsche und das wilde Schnauben des Bockes, der sich den Verfolgern stellte. Dann ertönte das höhnische, böse Heulen der jungen Wölfe. »Akela, Akela! Der Einsiedelwolf zeige seine Stärke. Platz dem Führer des Rudels. Spring an, Akela!«

Und Akela sprang, mußte aber gefehlt haben, denn Mogli hörte das scharfe Zuklappen des Gebisses und gleich darauf ein Wehgeheul, als der wütende Hirsch mit seinen Vorderläufen den Wolf niederschlug.

Mogli verharrte nicht länger, sondern preschte weiter. Das Bellen und Heulen hinter ihm ward schwächer, als er durch die Äcker und Saatfelder lief zu den Wohnungen der Menschen.

»Baghira sprach wahr«, keuchte er und ließ sich auf einem Strohhaufen neben dem Fenster einer Hütte niederfallen, »morgen gilt's uns beiden – Akela und mir!«

Dann erhob er sich geräuschlos, preßte das Gesicht gegen das kleine Fenster und beobachtete das Feuer auf dem Herd. Er sah, wie in der Nacht das Weib des Dörflers aufstand und dem Feuer kleine schwarze Stücke zur Nahrung gab. Als dann der Morgen anbrach und weiß und kalt die Nebel zogen, gewahrte er, wie der Knabe des Dörflers einen Weidenkorb nahm, der innen mit Lehm ausgelegt war, Stücke rotglühender Holzkohle hineintat, ihn zudeckte und hinaustrat, um nach den Kühen im Stall zu sehen.

»Ist das alles?« sagte Mogli zu sich. »Wenn das ein Menschenjunges tun kann, so ist keine Gefahr dabei.« Er bog rasch um die Ecke, trat auf den Knaben zu, entriß ihm den Topf und war im Nebel verschwunden, während der Junge in ein Angstgeheul ausbrach.

Sie sehen ganz aus wie ich – die Menschen, dachte Mogli und blies in den Topf, wie es die Frau gemacht hatte. Es wird sterben, wenn ich es nicht füttere. Und er legte kleine Zweige und Baumrinde auf die rote Blume. Er war schon wieder weit den Berg hinauf, als er Baghira traf, auf dessen Fell die Tautropfen des Morgens wie Mondsteine glänzten.

»Akela hat den Sprung verfehlt«, erzählte der Panther. »Sie hätten ihn schon diese Nacht getötet, aber auch dich wollten sie haben. Überall in der Dschungel suchten sie nach dir.«

»Bei den Hütten der Menschen war ich. Jetzt bin ich bereit. Sieh!« Er hielt den rauchenden Topf in die Höhe.

»Gut, aber höre. Ich sah, wie die Menschen einen trockenen Ast in die Masse bohrten, und dann blühte plötzlich die rote Blume an seinem Ende auf. Hast du keine Angst?«

»Nein! Warum sollte ich denn? Jetzt entsinne ich mich – wenn es kein Traum war –, wie ich einst, bevor ich ein Wolf wurde, neben der roten Blume lag; warm war sie und freundlich.«

Mogli saß den ganzen Tag in der Höhle bei seinem Feuertopfe und steckte trockene Zweige hinein, um zu sehen, wie die rote Blume aufzüngelte. Zuletzt fand er einen starken Ast, der ihm gefiel. Am Abend dann, als Tabaqui in die Höhle kam und ihm höhnisch zurief, er werde gewünscht auf dem Ratsfelsen, da lachte er und lachte, bis Tabaqui entsetzt davonlief. Und lachend noch ging Mogli zur Ratsversammlung der Wölfe.

Akela, der Einsiedelwolf, lagerte am Fuß seines felsigen Sitzes zum Zeichen, daß die Führerschaft des Rudels frei war. Schir Khan schritt stolz auf und ab, umschmeichelt von seinem Anhang, den abfallfressenden Wölfen. Baghira lag dicht bei Mogli, der den Feuertopf zwischen den Knien hielt. Als alle vollzählig versammelt waren, hob Schir Khan an zu sprechen, wie er's zur Zeit von Akelas kraftvoller Führung nie gewagt haben würde.

»Er hat kein Recht zu reden«, flüsterte Baghira. »Sage ihm das! Ein Hundesohn ist er! Sag es ihm! Er wird dann Furcht haben!«

Mogli sprang auf. »Freies Volk!« rief er. »Ist Schir Khan des Rudels Führer? Was hat ein Tiger mit der Führerschaft zu tun?«

»In Anbetracht dessen, daß die Führerschaft frei ist – in Anbetracht, daß ich ersucht worden bin, zu sprechen… «, begann Schir Khan.

»Ersucht? Von wem?« rief Mogli. »Sind wir denn alle Schakale, daß wir vor diesem lahmen Viehschlächter kriechen? Die Führerschaft über das Rudel steht ganz allein dem Rudel zu.«

Wildes Geschrei erhob sich: »Schweige, du Menschenjunges!« Und andere riefen: »Er rede! Er hat das Gesetz gehalten!« Endlich übertönte die donnernde Stimme des Ältesten des Rudels das Gewirr: »Der tote Wolf soll sprechen. Akela hat das Wort.« Sobald nämlich der Führer des Rudels seine Beute verfehlt hat, wird er der »tote Wolf« genannt, solange er noch am Leben ist.

Akela hob müde sein graues Haupt und sagte:

»Freies Volk, und auch ihr, Schakale Schir Khans! Zwölf Jahre lang führte ich euch vom Lager zum Schlagen, vom Schlagen zum Lager, und während der ganzen Zeit geriet keiner in Fallen, kam keiner zu Schaden. Nun habe ich meine Beute gefehlt. Ihr alle wißt von der Verschwörung gegen mich. Ihr wißt, wie ihr mich zu dem Bock in der Brunft gebracht habt, um dem Rudel meine Schwäche zu zeigen. Die Falle war gut gestellt. Euer Recht ist nun, mich hier am Ratsfelsen zu töten. Ich frage daher, wer kommt an, um mit dem alten Führer ein Ende zu machen? Denn mein Recht ist nach Dschungelgesetz, daß ihr einzeln kommt, um mit dem alten Führer ein Ende zu machen. Denn mein Recht ist nach Dschungelgesetz, daß ihr einzeln kommt, um mich anzugehen, einer nach dem anderen.«

Tiefes Schweigen herrschte ringsum; niemand regte sich, denn keiner hatte den Mut, Akela zu Tode zu kämpfen. Da brüllte Schir Khan:

»Bah! Was haben wir denn mit diesem zahnlosen Narren zu schaffen? Er ist sowieso dem Tode verfallen! Aber das Menschenjunge ist's, um das es sich handelt! Freies Volk, er war meine Beute von Anbeginn! Liefert ihn mir aus! Meine Geduld mit ihm ist zu Ende! Dieser Menschenwolf hat zehn Jahre lang in der Dschungel sein Unwesen getrieben! Gebt ihn heraus, oder … ich schwör's … ich werde immerdar in euren Gründen jagen und keinen trockenen Knochen übriglassen. Mensch ist er, eines Menschen Kind – ich hasse ihn, bis in das Mark meiner Gebeine hasse ich ihn!« Mehr als die Hälfte des Rudels heulte:

»Ein Mensch ist er! Was haben wir mit einem Menschen zu schaffen? Zum Menschenpack gehe er, wo er hingehört!«

»Um alle Dörfler gegen uns aufzuhetzen?« fragte Schir Khan. »Nein, gebt ihn mir. Mensch ist er, und keiner von uns vermag ihm in die Augen zu blicken.«

Wieder erhob Akela den grauen Kopf. »Er hat mit uns sich gesättigt. Er hat mit uns geschlafen. Er hat uns das Wild zugejagt. Er hat niemals ein Gesetz der Dschungel gebrochen.«

»Ich zahlte einen Bullen für ihn als Preis für seine Aufnahme. Gewiß, der Wert eines Bullen ist gering, aber für seine Ehre wird Baghira möglicherweise zu kämpfen wissen«, sagte der Panther mit sanfter Stimme.

»Ein Bulle, vor zehn Jahren bezahlt«, knurrte das Rudel. »Was kümmern uns alte gebleichte Knochen?«

»Auch nicht Verträge?« Baghira fletschte sein weißes Gebiß. »Freies Volk nennt man euch und mit Recht.«

»Kein Menschenjunges darf laufen und leben mit den Völkern der Dschungel«, heulte Schir Khan. »Gebt ihn mir frei!«

»Er ist unser Bruder in allem – nur nicht im Blute!« fuhr Akela fort, »und dennoch wollt ihr ihn erwürgen? Wahrlich, zu lange schon habe ich gelebt! Manche unter euch sind Viehfresser geworden, und andere – so hörte ich sagen – schleichen sich nachts im Gefolge Schir Khans in die Dörfer und stehlen kleine Kinder von den Türschwellen! Feiglinge seid ihr und Hundegezücht, und zu Feiglingen spreche ich jetzt. Ich bin dem Tode verfallen, und keinen Wert hat mein Leben, sonst würde ich es euch anbieten, um das Menschenjunge zu retten. Aber um der Ehre des Rudels willen, die ihr – führerlos geworden – vergaßt, schwöre ich euch, daß ich mich nicht wehren will, wenn meine Zeit kommt, zu sterben! Laßt das Menschenjunge in sein Dorf zurückkehren, und ich lasse mich willig von euch zerreißen, ohne zu kämpfen! Das wird zum mindestens dreien aus dem Rudel das Leben retten. Mehr kann ich nicht tun; aber wenn ihr wollt, kann ich euch die Schande ersparen, einen Bruder zu töten, gegen den keine Klage ist – einen Bruder, für den man sprach und den man einkaufte ins Pack nach dem Gesetz der Dschungel.«

»Er ist ein Mensch – Mensch – Mensch!« knurrte wütend das Rudel, und die meisten Wölfe begannen sich um Schir Khan zu scharen, dessen Schwanz die Luft peitschte.

»Jetzt ist's an dir!« sagte Baghira zu Mogli. »Uns bleibt nur der Kampf!«

 

Mogli stand aufrecht, den Feuertopf in den Händen. Dann streckte er die Arme aus und gähnte den knurrenden Wölfengerade ins Gesicht. Aber im Herzen war er rasend vor Wut und Trauer, denn nach Wolfsart hatten die Wölfe ihn niemals merken lassen, wie sehr sie ihn haßten.

»Hört jetzt, ihr da!« rief er. »Überflüssig ist all dieses Hundegekläff! Gern wäre ich mit euch ein Wolf geblieben, bis zu meines Lebens Ende – aber immer wieder habt ihr's mir heute gesagt, ich sei ein Mensch, und ich fühle, eure Worte sind wahr! Und so nenne ich euch hinfort nicht mehr meine Brüder, sondern Sag (Hunde), wie dem Menschen geziemt. Was ihr tun oder nicht tun werdet, das habt nicht ihr zu bestimmen – das ist allein meine Sache. Und damit euch das deutlich wird, darum habe ich, der Mensch, zu euch die rote Blume gebracht, vor der ihr Hunde euch fürchtet!«

Er warf den Feuertopf um, und rote Kohlen fielen auf trockenes Moos, das aufflammte; entsetzt wich das Wolfspack zurück vor den aufzüngelnden, glühenden Schlangen.

Mogli hielt den trockenen Ast in das Feuer, bis die Zweige brannten, und dann schwang er ihn über den Kopf und sprang zwischen die kauernden Wölfe.

»Du bist ihr Herr und Meister!« flüsterte ihm Baghira zu. »Rette Akelas Leben! Er war stets dein Freund!«

Akela, der grimmige, alte Wolf, der niemals in seinem Leben um Gnade gefleht hatte, sah auf und warf einen zaghaft klagenden Blick auf den Knaben, der nackend dastand mit wallendem, schwarzem Haar und umtanzt vom zitternden, schwankenden Schatten der flackernden Glut.

»Gut!« sagte Mogli und blickte im Kreise um sich, »ich wußte es – ihr seid Hunde! Ich gehe von euch zu meinem eigenen Volke – wenn es mein Volk ist. Verschlossen ist mir fortan die Dschungel, und vergessen muß ich euch und das Leben bei euch. Aber ich will barmherziger sein, als ihr es wart! Da ich euer Bruder war – euer Bruder in allem, nur nicht im Blute –, verspreche ich, daß ich, bin ich Mensch unter Menschen, euch nicht an die Menschen verraten werde, wie ihr mich verraten habt. Kein Krieg soll sein zwischen mir und euch.« Mogli stieß mit dem Fuß in die brennenden Hölzer, daß die Funken aufprasselten. »Aber noch ist eine Schuld hier zu begleichen, bevor ich gehe.« Er schritt hin zu Schir Khan, der dasaß und blöde blinzelnd in die Flamme starrte, und packte ihn fest an den Kinnhaaren. Baghira war ihm gefolgt.

»Auf Hund!« schrie Mogli ihn an. »Auf, wenn ein Mensch mit dir spricht, oder ich stecke dir dein Fell in Brand!«

Schir Khans Ohren legten sich flach an den Kopf, und er schloß die Augen, denn allzu nahe schwelte der glimmende Ast.

»Dieser Viehschlächter prahlte, er würde mich heute töten, weil ich einst von ihm fortlief, als ich noch ein wehrloses Junges war! Ich will dir zeigen, wie die Menschen, wenn sie Männer geworden sind, die Hunde strafen! Rühre nur ein Glied, Langri, und ich stoße dir die Feuerblume in den Rachen!«

Und er schlug den brennenden Ast dem Tiger um die Ohren, der in kläglicher Angst winselte und heulte.

»Pah! Du versengte Dschungelkatze! … Du kannst nun gehen! Aber wisse, daß ich das nächste Mal nur mit Schir Khans Fell um die Schultern hier zum Ratsfelsen kommen werde! … Und ihr anderen, ihr falschen Brüder, hört meinen Willen! … Akela geht frei von hier, wohin es ihm beliebt. Ihr werdet ihn nicht töten, weil ich es nicht will. Und nun fort mit euch allen! Ihr sollt hier nicht länger sitzen mit hängender Zunge, als wäret ihr etwas anderes als Hunde, die ich von dannen jage! Fort!«

Das Feuer brannte hell am Ende des Astes, und Mogli schlug rechts und links in den Haufen, daß die Wölfe heulend mit versengtem Fell davonstoben. Zuletzt waren nur Akela, Baghira und etwa zehn Wölfe auf dem Platze, die Moglis Freunde geblieben waren. Da ergriff Mogli ein Schmerz im Innern, wie er ihn noch nie gekannt hatte; sein Herz krampfte sich zusammen, er schluchzte, und Tränen liefen über sein Gesicht.

»Was ist das? Was ist das nur?« fragte er. »Bei euch in der Dschungel möchte ich bleiben, und ich weiß nicht, wie mir ist. Sterbe ich, Baghira?«

»Nein, kleiner Bruder! Das sind nur Tränen, wie die Menschen sie haben. Und nun weiß ich, daß du ein Mann bist und nicht mehr ein Kind. Die Dschungel ist dir in Zukunft verschlossen … Laß sie rinnen, mein Mogli, es sind nur Tränen!«

So saß Mogli und weinte und schluchzte, als wollte das Herz ihm brechen – weinte zum erstenmal in seinem Leben.

»Jetzt«, sprach er, »jetzt will ich zu den Menschen gehen! Aber erst muß ich Abschied nehmen von meiner Mutter!«

Und er lief zur Höhle, wo seine alte Mutter mit dem grauhaarigen Vater noch immer wohnte, und er weinte, weinte an ihrem Halse, während seine vier Brüder jämmerlich heulten.

»Ihr vergeßt mich nicht?« fragte Mogli.

»Niemals, solange wir noch einer Spur folgen können!« sagten die Brüder. »Komm zu dem Fuß der Hügel, wenn du bei den Menschen wohnst, und wir werden mit dir sprechen und bei Nacht mit dir in den Feldern spielen!«

»Komm bald zu uns«, sagte Vater Wolf. »Oh, weiser, kleiner Frosch, du kehrst doch bald zurück? Denn wir beide sind alt, deine Mutter und ich!«

»Komme bald, mein kleiner, nackter Sohn!« sagte Mutter Wolf. »Denn höre, du Menschenkind, ich liebte dich mehr als meine eigenen Jungen!«

»Gewiß! Ich kehre zurück, und wenn ich komme, dann wird es sein, um Schir Khans Fell auf dem Ratsfelsen auszuspannen! Vergeßt mich nicht, Mutter – Vater – Brüder –, sagt allen in der Dschungel, sie sollen sich meiner erinnern!«

Die Morgendämmerung stieg im Osten auf, als Mogli einsam die Hügel hinabschritt zu den Rätselwesen – Menschen genannt.

Jagdgesang des Sioni-Rudels

 
Der Tag brach an, und der Sambar röhrt
Einmal – zweimal und wieder.
Eine Hindin sprang auf – eine Hindin sprang auf
Im tiefen Grunde am Wasserlauf –
Dies hab' ich auf einsamer Pirsch gehört
Einmal – zweimal und wieder.
Der Tag brach an, und der Sambar röhrt
Einmal – zweimal und wieder.
Und ein Wolf schlich zurück – und ein Wolf schlich zurück,
Dem Rudel zu künden von Beute und Glück.
Und wir bellten und suchten und fanden die Spur
Einmal – zweimal und wieder.
Der Tag brach an, und das Rudel heult auf
Einmal – zweimal und wieder.
Füße in der Dschungel, spurlos und leis'
Aug', das im Dunkel zu sehen weiß!
Bleckender Fang und rasender Lauf!
Einmal – zweimal und wieder.
 

Kaas Jagdtanz

 
Es prunkt in hell schillernden Farben
der scheckige Leopard,
Stolz ist der mächtige Büffel
auf Hörner gewaltiger Art,
… Doch willst du als Jäger bestehen,
halt glänzend den eigenen Pelz,
Denn Jugendstärke verkündet
des prächtigen Felles Schmelz.
… Und schleudert der kämpfende Büffel
den Feind zur Wolke hinauf,
Und spießt der schnaubende Sambar
den Gegner in rasendem Lauf:
Das brauchst du uns nicht mehr zu melden,
wir wissen's aus uralter Zeit.
Verschone das fremde Junge
und füge ihm zu kein Leid.
Nein, grüß es als Schwester und Bruder,
auch wenn es noch wehrlos und klein,
Es könnte die starke Bärin
des Kleinen Mutter sein.
»Ich bin in der Dschungel der Stärkste!«
ruft prahlend ein junges Blut
Nach dem ersten errungenen Siege
in törichtem Übermut!
Doch groß ist die herrliche Dschungel,
und klein ist das prahlende Kind,
Bald wird es wachsen und wissen,
wer hier die Mächtigen sind.
Bis dahin laß es schwatzen,
wie es nun immer will, …
Bald fühlt es Zähne und Tatzen,
dann wird's von selber still.
 
Balus Lehrsätze

Was hier erzählt wird, geschah in der Zeit, bevor Mogli aus dem Sioni-Wolfspack ausgestoßen wurde und ehe er an Schir Khan, dem Tiger, Rache nahm.

Es war in den Tagen, als Balu das Menschenjunge das Gesetz der Dschungel lehrte. Der große, würdige alte Bär freute sich, einen so gelehrigen Schüler zu haben; denn junge Wölfe wollen nur so viel von dem Dschungelgesetz lernen, als unbedingt nötig ist für das eigene Rudel, und laufen von dannen, sobald sie den Jagdspruch hersagen können: »Füße, die geräuschlos traben, Augen, die im Dunkeln sehen, Ohren, die den Wind hören, Zähne, die wie Messer schneiden – das sind die Zeichen unserer Brüder; ausgeschlossen nur sind die Hyäne und Tabaqui, der Schakal, die verhaßten.«

Aber Mogli, das Menschenjunge, hatte ein ganz Teil mehr zu lernen. Manchmal kam Baghira, der schwarze Panther, durch das Dickicht geglitten, um zu sehen, was sein Liebling für Fortschritte mache, dann schnurrte er und rieb seinen Kopf an Moglis Knie, während der Knabe seine Aufgabe hersagte. Mogli war bald im Schwimmen, Klettern und Laufen Meister, der es in den Bäumen beinahe den Affen gleichtat und im Teiche mit den Fischen um die Wette schwamm. Darum lehrte ihn der weise Balu die Wasser- und Waldgesetze; er zeigte ihm, wie er dürre Äste von gesundem Holz unterscheiden konnte, wie er mit den wilden Bienen höflich sprechen müsse, wenn er ihrem Schwarm unversehens fünfzig Fuß über der Erde begegne, wie er sich zu entschuldigen habe, wenn er Mang, die Fledermaus, beim Mittagsschlaf störe, und wie er die Wasserschlangen benachrichtigen müsse, bevor er in die Sümpfe und Teiche hineinplatsche. Die Dschungelvölker haben es nicht gerne, daß man sie aus ihrer Ruhe aufschreckt, und stürzen sich leicht blindlings auf den Störenfried. Auch lernte Mogli den Jagdruf des Fremdlings, den man, falls man in fremden Gründen jagen will, so lange wiederholen muß, bis Antwort erschallt. Der Ruf lautet: »Laßt mich hier jagen, denn leer ist mein Magen.« Und die Antwort ist: »Jag, um den Hunger zu stillen – nicht um des Vergnügens willen!«

Ja, unendlich viel hatte Mogli zu lernen, und oftmals ermüdete es ihn, hundertmal den gleichen Spruch zu wiederholen. Dashalf ihm jedoch nichts, denn, wie Balu eines Tages zu Baghira sagte, als Mogli nach einer Züchtigung bockig davongerannt war: »Menschenjunges ist Menschenjunges, und alle Gesetze der Dschungel muß er lernen.«

»Aber bedenke doch, wie klein er ist!« meinte der schwarze Panther, der – wäre es nur nach ihm gegangen – Mogli ganz und gar verzogen hätte. »Wie kann denn in seinem kleinen Kopfe für all dein langes Gerede Raum sein!«

»Klein? Ist in der Dschungel irgend etwas zu klein, um getötet zu werden, wie? Darum lehre ich ihn alles das beizeiten, darum schlage ich ihn bisweilen – nur ein wenig und ganz sanft –, wenn er vergißt.«

»Sanft! Was verstehst du denn von Sanftheit, alter Eisenfuß!« grollte Baghira. »Ganz braun und blau war sein Gesicht heute morgen – von deinem Sanftsein. Uff!«

»Besser, er hat jetzt ein paar blaue Flecke, als daß er später durch Unwissenheit zu Schaden kommt!« antwortete Balu sehr ernst, »denn ich habe ihn lieb. Jetzt lehre ich ihn gerade die Meisterworte, Urworte der Völker der Dschungel, die ihm Schutz gewähren bei Vögeln und Schlangenvolk und bei allem, was vierfüßig auf dem Erdboden jagt. Wenn er die Worte behält, dann kann er bei allen Völkern der Dschungel Schutz und Hilfe heischen. Ist das nicht ein paar Schläge wert?«

»Na, paß nur auf, daß du das Menschenjunge nicht totschlägst. Er ist kein Baumstamm, an dem du deine stumpfen Krallen schärfen kannst. Übrigens, wie heißen denn deine prächtigen Meisterworte? Zwar bin ich gewöhnt, eher Hilfe zu gewähren, anstatt sie zu suchen«, Baghira reckte und streckte die Pranke und blickte voll Stolz auf die stahlblauen, eisenstarken Krallen – »doch möchte ich die Worte ganz gern kennen.«

»Ich werde Mogli rufen, er soll sie sprechen – das heißt, falls er will. Komm her, kleiner Bruder!«

»Mein Kopf brummt mir wie ein Bienenstock«, tönte eine mürrische Stimme über ihnen; gleich darauf raschelte es im Blattwerk, und Mogli glitt den Baumstamm herab. Er machte ein ärgerliches Gesicht und sagte trotzig: »Nur Baghira zuliebe komme ich und nicht deinetwegen, alter fetter Balu!«

»Das macht mir nichts«, sagte Balu, obgleich er sich gekränkt fühlte. »Sage also deinem Baghira die Meisterworte der Dschungel, die du heute gelernt hast!«

»Meisterworte welches Volkes?« fragte Mogli, im Grunde froh, sein Wissen zeigen zu können. »Viele Sprachen hat die Dschungel. Ich weiß sie alle.«

»Ein paar weißt du, aber längst nicht alle. Da siehst du wieder, Baghira, wie wenig ein Lehrer Dank erntet. Noch nie ist einer der Wölflinge zurückgekommen, um mir ein Wort des Dankes zu sagen. Brrr! Und nun sage uns mal, du großer Gelehrter, wie heißt der Spruch, der allgemeine Jagdspruch?«

»Du und ich, und ich und du, wir sind vom gleichen Blute«, gab Mogli die Worte in der Bärensprache, die alle Jagdvölker benutzen.

 

»Gut«, sagte Balu. »Nun das Vogelwort!«

Mogli wiederholte den Spruch und schloß mit dem hohlen, langgezogenen Pfiff des Geiers.

»Jetzt das Wort der Schlangenvölker«, sagte Baghira.

Die Antwort war ein unbeschreibliches, scharfes Zischen. Dann schlug Mogli ein Rad vor Freude, klatschte sich selbst Beifall, sprang auf Baghiras Rücken und trommelte mit den Beinen gegen das glänzende Fell, während er seinem Lehrer die fürchterlichsten Grimassen schnitt.

»Das ist schon ein paar blaue Flecke wert«, sagte der Bär, zärtlich schmunzelnd. »Du wirst mir schon einmal dafür danken, mein kleiner Bruder!« Und damit wandte er sich zu Baghira und erzählte ihm, wie er Hathi, den wilden Elefanten, gebeten habe, ihm die Meisterworte zu verraten – denn Hathi weiß alles; und wie dann Hathi Mogli selbst mit nach dem Sumpf genommen habe, um das Schlangenwort von den Wasserschlangen zu erfahren, denn das vermochte Balu nicht auszusprechen. Und nun wäre Mogli gegen alles Unglück in der Dschungel gefeit, da weder Schlangen noch Vögel noch Raubtiere ihm etwas anhaben könnten.

»Keinen also hat er mehr zu fürchten«, schloß Balu seinen Bericht, sich stolz auf den pelzigen Bauch klatschend.

»Sein eigenes Volk ausgenommen«, brummte Baghira leise und dann laut zu Mogli: »Meine Rippen! Du schlägst sie mir ja kaputt, kleiner Bruder. Was soll denn das Herumgetanze immerwährend?«

Mogli hatte versucht, die Aufmerksamkeit der beiden Freunde auf sich zu lenken, deshalb zauste er kräftig Baghiras haariges Fell und trommelte ihm mit den Füßen gegen die Rippen. Als sie endlich hörten, rief er aus vollem Halse: »Und ich werde einmal mein eigenes Volk für mich haben, jawohl, und werde es von morgens bis abends durch die Baumstraßen führen!«

»Was ist denn das wieder für eine Dummheit, du Traumhans?« fragte Baghira.

»Jawohl! Und dann werde ich Äste und sonst noch allerlei auf den alten Balu hinabwerfen. Das haben sie mir versprochen! Jawohl!«

»Wuf!« Balus große Tatze fegte Mogli von Baghiras Rücken; und als der Knabe zwischen den Vordertatzen des Panthers lag, konnte er sehen, daß sein Lehrer ergrimmt war.

»Mogli!« brummte Balu, »du hast mit den Bandar-log gesprochen, dem Affenvolke!«

Mogli schielte zu Baghira hinauf, um zu sehen, ob auch der Panther ärgerlich war, und Baghiras Augen blickten grünlich und hart wie Jadestein.

»Was? Bei den Affen bist du gewesen? Bei den grauen Narren – den Leuten ohne Gesetz – den Allesfressern? Oh, Schmach und Schande!«

»Als Balu mich das letztemal schlug«, sagte Mogli, immer noch auf dem Rücken liegend, »bin ich fortgerannt, und die grauen Affen kamen von den Bäumen und hatten Mitleid mit mir. Niemand sonst hatte es.« Seine Stimme war ein wenig unsicher.

»Mitleid bei den Affen!« schnarrte Balu. »Sprich lieber von der Stille des reißenden Bergbaches, der Kälte der glühenden Sommersonne. Und was geschah dann, Menschenjunges?«

»Und dann, und dann gaben sie mir Nüsse und allerlei schöne Dinge zu essen, und sie … sie trugen mich in ihren Armen in die höchsten Wipfel und sagten, ich sei ihr Blutsverwandter – nur der Schwanz fehle mir, und eines Tages würde ich ihr Führer sein.«

»Sie sind stets führerlos«, rief Baghira. »Sie lügen. Immer haben sie gelogen.«

»Sehr gut waren sie zu mir und baten mich, wiederzukommen. Warum habt ihr mich nie zu dem Affenvolk gebracht? Aufrecht stehen sie auf den Füßen wie ich. Sie schlagen nicht mit harten Pranken. Sie spielen den ganzen Tag. Laßt mich auf! Böser, alter Balu, laß mich aufstehen! Ich will zu ihnen und mit ihnen spielen!«

»Höre, Menschenjunges«, sagte der Bär, und seine Stimme grollte wie Donner in schwüler Nacht. »Ich lehrte dich die Gesetze aller Völker der Dschungel, mit Ausnahme des Affenvolkes, das in den Bäumen haust. Ihr Volk hat kein Gesetz; rechtlos sind sie. Nicht einmal eine eigene Sprache haben sie, sondern stehlen sich Wörter von anderen, deren Gespräche sie belauschen. Nein – ihre Art ist nicht unsere Art. Führerlos sind sie und denken nur an den Augenblick. Sie prahlen und schwatzen und machen Geschrei, daß sie ein mächtiges Volk wären und bald Großes vollführen würden in der Dschungel; wenn aber Nüsse fallen, dann ist alles vergessen, sie kichern und toben. Wir von der Dschungel haben nichts mit ihnen gemein. Wir trinken nicht, wo Affen trinken, wir meiden die Plätze, wo Affen hinkommen, wir jagen nicht, wo sie jagen, wir sterben nicht, wo sie sterben. Hast du mich jemals bis heute von den Bandar-log sprechen hören?«

»Nein!« flüsterte Mogli – denn Schweigen herrschte im Walde, als Balu verstummte.

»Die Dschungelleute sprechen nicht von ihnen und halten es nicht für der Mühe wert, an sie zu denken. Zahlreich sind sie, diese Affen, böse, schamlos, schmutzig, und ihr einziger Wunsch ist – falls sie überhaupt einen bestimmten Wunsch haben –, von den Dschungelvölkern bemerkt zu werden. Aber wir beachten sie nicht, nicht einmal, wenn sie Nüsse und Unrat auf unsere Köpfe herabwerfen.«

Kaum hatte er geendet, als ein wahrer Regen von Nüssen und Zweigen aus den Bäumen herabprasselte. Man hörte heiseres, ärgerliches Bellen und Husten und Umherspringen hoch oben in den Wipfeln.

»Die Affenvölker sind ausgestoßen aus dem Verkehr der Bewohner der Dschungel!« sagte Balu. »Ausgestoßen! Hörst du? Und denke daran! Denke daran!«

»Ausgestoßen!« echote Baghira. »Aber dennoch scheint es mir, Balu hätte dich beizeiten vor ihnen warnen sollen!«

»Ich? Warum? Wie konnte ich ahnen, daß er sich mit solchem Schmutz abgeben würde? Affenvölker! Pfui!«

Ein neuer Schauer kam auf sie herabgehagelt, und die beiden nahmen Mogli in die Mitte und trabten mit ihm davon.

Was Balu von den Affen erzählte, war durchaus richtig. Sie hausten in den Baumwipfeln, und da Tiere selten ihren Blick nach oben erheben, lag keine Notwendigkeit für die Dschungelvölker vor, mit den Affen in Berührung zu kommen. Aber sobald die Affen einmal einen kranken Wolf oder einen verwundeten Tiger aufspüren, kommen sie sogleich in Scharen herbeigesprungen und quälen den Wehrlosen. Und auf alles Getier in der Dschungel werfen sie Nüsse und Zweige herab, nur um sich zu belustigen oder um sich bemerkbar zu machen. Dann heulen und kreischen sie sinnlose Gesänge und fordern die Dschungelvölker spöttisch auf, zu ihnen auf die Bäume zu kommen und mit ihnen zu kämpfen. Oder sie beginnen um nichts und wieder nichts wütende Schlachten untereinander, und ihre Toten lassen sie offen liegen, damit die Völker der Dschungel sie sehen können. Immer haben sie die Absicht, sich einen Führer zu wählen und sich eigene Gesetze und Sitten zu schaffen – aber niemals kommt es soweit, denn ihr Gedächtnis reicht nicht über den Tag hinaus. So täuschen sie sich darüber hinweg und versichern sich gegenseitig: »Was die Bandar-log heute denken, wird die ganze Dschungel morgen nachbeten!«, und das tröstet sie sehr. Kein anderes Tier vermag sie in ihren Behausungen zu erreichen, aber dafür schenkt auch niemand ihnen die geringste Beachtung, und deshalb waren sie so erfreut, als Mogli sie aufsuchte, um mit ihnen zu spielen.

Mehr wollten sie nicht, wie sie überhaupt nie etwas Bestimmtes wollten. Aber diesmal kam einer von ihnen auf eine, wie er meinte, glänzende Idee und verkündete sie gleich allen, daß nämlich Mogli sehr nützlich für den Stamm werden könnte, denner verstünde Zweige zusammenzuflechten als Schutz gegen den Wind, und wenn man ihn einfinge und behielte, dann könnte er sie darin unterrichten.

Mogli besaß als Sohn eines Holzfällers vererbte Instinkte aller Art, und er hatte sich oft damit vergnügt, aus Zweigen und Buschwerk kleine Hütten aufzubauen, ohne zu wissen, warum er das tat und woher er diese Fertigkeit besaß. Die Affen hatten seinem kindlichen Spiele von den Bäumen aus zugesehen und hielten es für etwas ganz Wunderbares. Diesmal – so sagten sie – wollten sie sich wirklich einen Führer wählen, und dann würden sie das klügste Volk der Dschungel werden, von allen beachtet und beneidet. Daher folgten sie vorsichtig und geräuschlos Balu, Baghira und dem Knaben durch die Dschungel, bis die Zeit der Mittagsruhe herankam. Mogli hatte sich sehr geschämt und beschlossen, sich nie mehr mit dem Affenvolk abzugeben, und nun legte er sich zwischen Bär und Panther schlafen.