Kobudo 2

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1.3 Das Halten des Nunchaku

Das Nunchaku wird für gewöhnlich mit einer Hand gehalten, die die Waffe entweder auf natürliche Weise (Honte mochi: Zeichnung a) oder im Rückhandgriff (Gyakute mochi: Zeichnung b) ergreift. Dies geschieht am unteren Drittel, oft so weit unten wie möglich, damit das äußere Ende sich frei auf der Handfläche bewegen kann (was für manche Block- oder Angriffstechniken erforderlich ist).

Der Griff ist verhältnismäßig locker, lediglich der kleine Finger preßt die Waffe sehr fest gegen die Handfläche, während die anderen Finger ohne große Anspannung geschlossen sind. Auf diese Weise werden Drehbewegungen des Handgelenks nicht verlangsamt, und die Zentrifugalkraft, die bei peitschenden Techniken auftritt, kann besser übertragen werden.


Abbildung: Die einzelnen Griffe des Nunchaku.

Man kann auch mit ein und derselben Hand die beiden Abschnitte des Nunchaku ergreifen und sie wie einen Kurzstab benutzen. Auf diese Weise verliert die Waffe natürlich alle Vorteile, die sich aus ihrer Entfaltung ergeben. Dieser spezielle Griff (Tokushu mochi) wird auch angewendet, um mit der Spitze zuzustoßen (Tatami zuki: Zeichnung c). Ein anderer Spezialgriff ist Ippon zuki, wie er in Zeichnung d dargestellt ist.

Das Nunchaku dient sowohl der Verteidigung als auch dem Angriff. Man kann mit ihm in geradlinigen Bewegungen die gegnerische Waffe blockieren und einen Gegenangriff ausführen. Häufiger sind jedoch kreisförmige Bewegungen, bei denen große Zentrifugalkräfte am äußeren Ende des freien Abschnitts entwickelt werden (siehe Foto 2 auf S. 15).

Wird die Waffe schließlich mit beiden Händen gehalten, kann man mit ihr das Handgelenk oder den Hals des Gegners einklemmen.

Natürlich gilt für das Nunchaku, wie für alle Waffen des Kobudô, daß die Handhabung auf effektive Weise mit Karatetechniken verknüpft werden kann, die entweder mit der freien Hand oder mit den Füßen ausgeführt werden. Der Einsatz der Füße ist jedoch eine relativ späte Ergänzung, die wahrscheinlich japanischen Ursprungs ist.


Foto 6: Meister Matayoshi Shinpô (1922 - 1997).

2. Kapitel – Die Verteidigungstechniken (Uke waza)

Um sicher mit einem Abschnitt oder mit beiden Abschnitten des Nunchaku – das heißt, mit einer relativ kleinen Fläche – einen gezielten Schlag, der mit großer Kraft geführt wird, abfangen zu können, ist es notwendig, die Grundtechniken gut zu beherrschen.

Bei einem Block mit offenem Nunchaku halten die Hände jeweils eines der äußeren Enden der Waffe. Es muß dabei ständig eine hohe Spannung zwischen den Abschnitten aufrechterhalten werden, d. h., die Verbindungsschnur muß straff gespannt sein. Auf diese Weise trifft die gegnerische Waffe auf einen festen Block. Außerdem werden genau im Moment des Auftreffens zusätzlich noch die Hände angespannt (Foto 7).


Foto 7

Meistens trifft die gegnerische Waffe auf die Abschnitte des Nunchaku, seltener auf die Verbindungsschnur (in letzterem Fall ist allerdings ein Nunchaku, dessen Abschnitte durch eine Kette verbunden sind, von Vorteil).

Wie auch im Falle eines Bô oder eines Sai gilt, daß man mit dem Nunchaku entweder direkt blocken oder eine Ausweichbewegung schützend begleiten kann.

Wie bei allen Kobudô-Künsten gilt: Der Körper muß sich als eine Einheit bewegen, und die Waffe ist in diesem Sinne nichts weiter als eine Verlängerung des Körpers.

2.1 Tiefe Abwehrtechniken (Gedan uke)

2.1.1 Fegende Abwehr (Gedan barai)

Erste Form:

Die Abwehr wird mit einem Abschnitt des Nunchaku, welcher die Außenseite des Unterarms verstärkt, ausgeführt. Sie eignet sich für alle im Bogen geführten Angriffe gegen die Seite oder den Bauch.

Fotos 8 und 9 zeigen diese Technik von vorn und von der Seite, und die Zeichnungen auf der folgenden Seite stellen den Ablauf dar. Man beachte auf den Fotos folgendes:

 den Zug durch die hintere Hand, durch welchen die Schnur des Nunchaku gespannt wird, um die Waffe zu verstärken. Dies ist auch eine Möglichkeit, die Hand in Hikite zu bringen;

 die Haltung des Oberkörpers (im Profil zu erkennen);

 die entgegengesetzte Stellung der Füße (Gyakuashi dachi), die eine bessere Positionierung der Seite ermöglicht;

 die Rolle, die der Zeigefinger spielt; er wird auf dem äußeren Ende plaziert, um die Bewegungsbahn des Nunchaku zu steuern;

 die Lage des Nunchaku, das fest zwischen Handgelenk und Ellbogen am Unterarm anliegt;

 die tiefe Haltung der Schultern; die Kraft konzentriert sich unter den Achseln und im Tanden.


Foto 8


Foto 9

Zeichnungsfolge 1 zeigt den Handlungsablauf der ersten Form. Zu Beginn wird das Nunchaku im Chûdan gamae als Trapez vor der Brust gehalten. Die linke Hand und der rechte Ellbogen stellen Fixpunkte dar, um die sich der rechte Unterarm dreht. Zu beachten ist die Art, wie man die Basis des Nunchaku in der Handfläche der rechten Hand schwingen läßt. Man blockt mit einer bogenförmigen Bewegung von oben nach unten und von innen nach außen. Siehe auch Fotos 20 bis 23 (S. 39), auf denen der von diesem Block ausgehende Gegenangriff dargestellt wird. Die Endposition (5) ist in Zeichnungsfolge 2 unter verschiedenen Blickwinkeln dargestellt.



Zweite Form:

Die Abwehr erfolgt mit einem Abschnitt des Nunchaku, der als Verlängerung des Unterarms gehalten wird. Sie dient in erster Linie zur Abwehr von geradlinigen Angriffen, die weniger kraftvoll sind als peitschenartige Schläge. Diese geradlinigen Angriffe können leicht durch eine Bewegung, die von innen nach außen geführt wird, abgelenkt werden (Zeichnung oben: die Position ist Sagiashi dachi). Zu beachten ist, daß die führende Hand den aktiven Abschnitt des Nunchaku am Kontei hält, während die andere Hand den anderen Abschnitt wie in der ersten Form dieser Technik hält.


2.1.2 Kreuzblöcke (Gedan juji uke)

Erste Form:

Man kreuzt die Abschnitte des Nunchaku, und man blockt mit der Gabel, die auf diese Weise gebildet wird. Die Verbindungsschnur ist straff gespannt. Diese Technik ist zur Abwehr direkter Stöße gegen die Bauchregion sowie gegen aufwärts geführte Stöße geeignet. Für den Einsatz dieser Technik in der Praxis empfiehlt sich ein Nunchaku, dessen Verbindungsschnur durch eine Kette ersetzt wurde.


Zweite Form:

Das Nunchaku wird auf gleiche Weise gehalten wie in der ersten Form, aber man blockt hier von oben nach unten, indem die gegnerische Waffe abgefangen und ein wenig nach unten gestoßen wird. Im Unterschied zur ersten Form wird die gegnerische Waffe nicht durch Zustoßen mit der Gabel eingefangen. Diese Technik wird im allgemeinen im Nekoashi dachi ausgeführt, und man weicht, während man sie einsetzt, in bezug auf die Angriffsachse nach innen aus.

Anmerkung: Diese Form des Juji uke kann auch unter der Kategorie der Otoshi uke behandelt werden (siehe folgende Technik).


2.1.3 Abwehr durch Stoß nach unten (Otoshi uke)

Zeichnungen unten: Man blockt direkt von oben nach unten, indem das Nunchaku bei Kontakt mit der gegnerischen Waffe nach unten gestoßen wird. Man nimmt dabei eine stabile Position ein, bei der der Schwerpunkt nach vorn verlagert ist (Zenkutsu dachi).


Folgendes ist zu beachten:

 Der rechte Arm ist gestreckt und im Gedan barai;

 

 Die Spannung wird durch die linke Hand aufrechterhalten.

 Die Abschnitte des Nunchaku werden im rechten Winkel zueinander gehalten.

 Die Ebene, in der der vordere Abschnitt des Nunchaku liegt, ist in bezug auf die Horizontale leicht geneigt.


Diese Technik ist zur Abwehr direkter Stöße gegen den Bauch geeignet, vor allem aber gegen nach oben geführte Stöße.

Wird das vordere Handgelenk nach außen gedreht, so daß der Daumen direkt nach unten zeigt, kann der Stoß nach außen abgelenkt werden. Dies stellt eine weitere Variante des Gedan barai dar, die der Form, die in der Zeichnung links dargestellt ist, sehr nahe kommt.

2.2 Hohe Abwehrtechniken (Jôdan uke)

2.2.1 Nach oben geführter Block (Jôdan age uke)

Erste Form:

Fotos 10 und 11: Die Abwehr wird mit einem Abschnitt des Nunchaku, der sich schützend vor dem Unterarm befindet, ausgeführt.


Foto 10


Foto 11

Diese Technik gehorcht den gleichen Prinzipien wie der Age uke des Karate:

 Der Arm wird schräg vor das Gesicht gebracht.

 Während der Arm von unten nach oben geführt wird, wobei die schräge Haltung ununterbrochen beibehalten wird, dreht er sich; am Ende zeigt die Handfläche der erhobenen Hand nach vorn.

 Während dieser Bewegung dreht sich das Ende des Nunchaku in der Handfläche. Somit wird am Ende der Bewegung das Kikonbu umgekehrt gehalten als zu Beginn.

 Die Spannung der Verbindungsschnur, die außen am Ellbogen straff anliegt, versteift den gesamten Arm.

 Der Oberkörper ist zu drei Vierteln seitlich abgedreht.

Dieser Block, wie auch seine in der Folge beschriebenen Varianten, ist gegen vertikale Schläge, die gegen den Kopf gerichtet sind, geeignet. Je nach Neigungswinkel des erhobenen Abschnitts des Nunchaku kann die gegnerische Waffe entweder abgestoppt oder gleitend abgelenkt werden. Im äußersten Fall kann zu einem Jôdan barai übergeleitet werden (siehe Foto 14 auf S. 32).

Zweite Form:

Foto 12 und Zeichnungsfolge 3. Die Abwehr erfolgt mit einem Nunchaku, dessen Abschnitte im rechten Winkel zueinander gehalten werden, wobei die Arme gekreuzt sind.


Foto 12

Die Zeichnungen auf der folgenden Seite stellen den Bewegungsablauf dar. Die Ausgangsposition ist Yoi, bei welchem das Nunchaku mit beiden Händen vorm Körper gehalten wird. Man blockt nun nach links (3) und, indem die Hände ihre Haltung tauschen, nach rechts (5).

Folgendes ist zu beachten:

 Ein Abschnitt des Nunchaku ist horizontal und der andere vertikal ausgerichtet (quadratischer Block). Zwischen den beiden Abschnitten wird ständig eine Spannung aufrechterhalten.

 Die Ellbogen sind nahe beieinander.

 Der Oberkörper ist zu drei Vierteln seitlich.

 Der vertikale Abschnitt des Nunchaku kann zusätzlich noch einen seitlichen Schlag abwehren, der von außen nach innen auf Kopf- oder Schulterhöhe geführt wird.

Foto 7 auf S. 23 zeigt diese Form der Abwehr mit Age uke in der Position Kôkutsu dachi, wobei man nach hinten ausweicht.


Dritte Form:

Zeichnung unten: Die Abwehr erfolgt mit rechtwinklig gehaltenem Nunchaku, wobei die Arme jedoch nicht gekreuzt sind. Die Spannung zwischen beiden Abschnitten der Waffe muß aber genauso groß sein wie in der vorigen Form. Zu beachten ist, daß der vertikale Abschnitt des Nunchaku zusätzlich einen seitlich auf Kopf- oder Brusthöhe geführten Schlag abwehren kann.


2.2.2 Kreuzblöcke (Jôdan juji uke)


Foto 13

Erste Form:

(Zeichnung Mitte und Foto 13). Die Abschnitte des Nunchaku werden gekreuzt, und der Block wird mit der auf diese Weise gebildeten Gabel ausgeführt, wodurch die Verbindungsschnur (bzw. vorzugsweise die Kette) gespannt wird. Diese Technik ist zur Abwehr von Schlägen, die vertikal gegen den Kopf geführt werden, geeignet. Die Arme sind angespannt und werden nach vorn und nach oben gestoßen.


Zweite Form:

Zeichnung unten. Dieser Block stellt die Umkehrung der vorigen Abwehr dar. Das Nunchaku wird trapezförmig gehalten. Der vertikal geführte Angriff wird durch den Winkel, der durch die voneinander entfernt gehaltenen Abschnitte gebildet wird, abgefangen. Auch hier empfiehlt sich der Einsatz einer Verbindungskette anstelle der Verbindungsschnur. Die Hände müssen das Nunchaku an den Jôkonbu halten, um den Angriff abfangen zu können. Die Arme sind angespannt und werden so hoch wie möglich gehalten. Es muß bei dieser Technik eindringlich darauf hingewiesen werden, daß ihre praktische Anwendung heikel ist. Es ist ratsam, sie mit einem allgemeinen Zurückweichen oder mit einer Ausweichbewegung des Kopfes zu verbinden.


2.2.3 Fegende Abwehr (Jôdan barai)

Von dieser Technik existieren mehrere Varianten. Sie ist vor allem geeignet, kreisförmige von außen geführte Angriffe abzuwehren.


Foto 14


Erste Form:

Foto 14 und Zeichnung oben. Die Abwehr wird mit einem Abschnitt des Nunchaku, der schützend vor den Unterarm gebracht wurde, ausgeführt. Man vergleiche Foto 14 mit Foto 10 (S. 28). Der Unterschied besteht in der Ausrichtung des oberen Abschnitts des Nunchaku, die hier vertikal ist. Das bedeutet, daß der obere Abschnitt als Sperre gegen einen seitlich geführten Angriff eingesetzt werden kann. Der Körper steht im Profil. Es geht bei dieser Technik nicht darum, wie im Fall des Age uke die gegnerische Waffe nach oben zu führen, sondern ihre Bahn zu unterbrechen.

Zweite Form:

Zeichnung links: Die Abwehr erfolgt mit dem im rechten Winkel gehaltenem Nunchaku. Ein Abschnitt ist horizontal ausgerichtet, der andere vertikal.


Dritte Form:

Zeichnung unten: Doppelter Block mit beiden Abschnitten des Nunchaku. Eine Hand hält den Kikonbu des unteren, die andere den Jôkonbu des oberen Abschnitts. Diese Technik gestattet es, auf einfache Weise mit dem oberen Abschnitt einen Gegenangriff mit Jôdan uchi auszuführen (siehe Foto 24 und die Zeichnungen auf S. 41).


Vierte Form:

Foto 15 und Zeichnung unten: Man leitet den Angriff mit dem oberen Abschnitt des Nunchaku ab. Das Nunchaku wird hierbei wie ein Stock gehalten, eine Hand hält das untere Ende, die andere entweder das obere Ende oder das Jôkonbu des zur Abwehr eingesetzten Abschnitts.

In beiden Fällen muß der obere Arm gestreckt sein, und eine kraftvolle Drehung der Hüften muß die bogenförmige Bewegung dieses Blocks unterstützen. Zu beachten ist die Haltung der vorderen Hand: die Handfläche zeigt in Angriffsrichtung und der Daumen nach unten. Die in der Zeichnung dargestellte Variante ist eine besonders wirkungsvolle Abwehr, wenn sie durch eine seitliche Oberkörperdrehung unterstützt wird.


Foto 15


2.3.1 Dreiecksförmige Abwehr (Chûdan uke)


Zeichnung links: Man wehrt die gegnerische Waffe mit dem Nunchaku ab, das wie in der Grundhaltung (Kamae – vergleiche Foto 3 auf S. 17 und Zeichnung 2 auf S. 18) keil- oder dreiecksförmig gehalten wird. Die Abwehrbewegung wird seitlich von innen nach außen geführt. Gleichzeitig weicht man in die entgegengesetzte Richtung aus. Der Körper wird dabei seitlich abgedreht und nimmt eine Position mit Schwerpunkt nach hinten ein (Shumoku dachi). Dieser Block wird gegen direkt geführte Stöße und gegen seitliche Angriffe eingesetzt.

Die rechte Zeichnung zeigt die gleiche Abwehr auf Jôdan-Höhe. In beiden Fällen bleiben die Ellbogen leicht angewinkelt, und die Hände halten das Jôkonbu mit festem Griff. Die Verbindungsschnur muß gespannt bleiben, und die gesamte Kraft muß im Punkt Saika tanden konzentriert sein.

2.3 Mittlere Abwehrtechniken (Chûdan uke)

2.3.2 Fegende Abwehr (Chûdan barai)

Hiervon existieren mehrere Formen, die jedoch lediglich Variationen der Techniken darstellen, wie sie bereits für Verteidigungen auf Jôdan-Höhe vorgestellt wurden.

Erste Form:

Zeichnung oben: Das Nunchaku wird im rechten Winkel gehalten, ein Abschnitt ist vertikal, der andere horizontal ausgerichtet. Der Körper bleibt im Profil. Zu beachten ist, daß die Spannung der Verbindungsschnur aufrechterhalten bleibt.


Zweite Form:

Zeichnung unten: Die Abwehr wird mit einem Abschnitt des Nunchaku ausgeführt, der sich schützend vor dem Unterarm befindet (die Abwehr entspricht einem Chûdan soto uke des Karate). Die Abwehr erfolgt hier durch eine Armbewegung von außen nach innen und nicht umgekehrt wie im Falle eines Jôdan barai.


Dritte Form:

 

Fotos 16 und 17: Man blockt, als ob man in der vorderen Hand nichts als einen Stock halten würde, mit einer seitlichen Bewegung von außen nach innen (Foto 16) oder von innen nach außen (Foto 17). Zu beachten ist dennoch, daß der hintere Abschnitt des Nunchaku mit der anderen Hand nach hinten gezogen wird, wodurch der aktive Abschnitt eine größere Stabilität erhält.


Foto 16


Foto 17

2.4 Abwehr mit dem in einer Hand gehaltenen Nunchaku


Zeichnungen 1 bis 3: Die beiden aneinanderliegenden Abschnitte werden mit einer Hand gehalten. Zeichnungen 1 bis 3 stellen einige Verteidigungstechniken dar, in denen das Nunchaku wie ein kurzer Stock eingesetzt wird. Die gleichen Techniken können auch für den Angriff eingesetzt werden.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, daß man das Ende eines Abschnitts des Nunchaku mit einer Hand hält. Es handelt sich hierbei um Furi-uchi-Techniken, die im 3. Kapitel behandelt werden, und die gleichermaßen zur Verteidigung wie für den Angriff eingesetzt werden können.


Foto 18: Momentaufnahme aus einer Nunchaku-Kata im Dôjô von Nagamine Shôshin in Naha. Diese Bewegung kann sowohl als horizontaler Angriff mit dem unteren Abschnitt oder als Beginn eines Gedan barai mit dem oberen Abschnitt interpretiert werden.

3. Kapitel – Die Angriffstechniken (Tsuki und Uchi waza)

Die Angriffe und Kontertechniken mit dem Nunchaku können grundsätzlich auf zwei verschiedene Weisen ausgeführt werden:

 Direkte Stöße (Tsuki) entweder mit dem inneren Ende (mit einem Ende oder mit beiden zugleich) oder mit dem äußeren Ende (mit einem oder mit beiden zugleich). Diese Art Stöße eignet sich besonders für den Kampf auf kurze Distanz und erfordert einen hohen Grad an Präzision und ein gutes Empfinden des Kime.

 Peitschende Schläge in weiten Bögen (Uchi), entweder mit beiden aneinandergefügten Abschnitten (siehe vorige Seite), wobei das Nunchaku wie ein kurzer Stock eingesetzt wird, oder indem ein Abschnitt völlig freigelassen wird, so daß das Nunchaku wie eine Peitsche wirkt. Letztere Techniken (Furi uchi) sind die bekannteren und die am häufigsten eingesetzten. Sie gestatten es, ohne weiteres auf größere Entfernung zuschlagen zu können. Aufgrund der hohen Bewegungsenergie am äußeren Ende des freien Abschnittes sind sie besonders zerstörerisch.

3.1 Direkte Angriffe (Tsuki waza)

3.1.1 Einfache Stöße (Tsuki)

Stoß mit dem äußeren Ende (Kontei zuki):

Foto 19 und die Zeichnungen auf der folgenden Seite stellen zwei Möglichkeiten dar, diese Art Angriff zu führen:


Foto 19

 Direkter Stoß (Foto 19 und Zeichnungsfolge 4): Bei diesem Stoß liegt normalerweise der Zeigefinger der Hand, die den Stoß führt, auf dem äußeren Ende des Nunchaku. Man beachte die Art und Weise, wie die Hand den Griff ändert.


 Rückhandstoß (Zeichnungen unten): Bei dieser Art Stoß zeigt die Faustaußenseite in Angriffsrichtung, das heißt, der Griff, den die Hand in der Grundbereitschaftshaltung hatte (Sakate zuki), wird beibehalten.


Anmerkung: In verschiedenen Varianten dieser Technik kann der Stoß länger – durch geradlinige Verschiebung (Beispiel unten) – oder kürzer – durch Entfalten des Nunchaku (Beispiel oben) – geführt werden.

Diese Technik kann ausgeführt werden, indem man zugleich entweder einen Schritt in Angriffsrichtung macht (nach Art eines Oi zuki), oder indem man am Ort eine Drehung des Beckens vollführt (nach Art eines Gyaku zuki: Fotos 20 bis 23).

Foto 20


Foto 21


Foto 22


Foto 23

Fotos 20 bis 23: Die Form im Gyaku zuki: Ablauf ausgehend von einem Gedan barai nach rechts (20). Beide Hände verändern ihren Griff im Laufe der Bewegung, bleiben aber in engem und dauerndem Kontakt mit dem Kikonbu. Foto 22 zeigt den abschließenden Gyaku zuki von der Seite und Foto 23 von vorn.


Stoß mit der Spitze (Kontô zuki):

Zeichnung 1: Die rechte Hand stößt nach vorn und unten, während die linke mit ausreichender Kraft den anderen Abschnitt nach hinten zieht, damit die Bewegung der Spitze stabil bleibt. Beide Abschnitte des Nunchaku bleiben in einer vertikalen Ebene.

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