Medizingeschichte

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2.3.1 Antike – Naturalismus und Illusionismus

Die Geschichte der medizinischen Skulptur und Abbildung im weiteren Sinne lässt sich im westeuropäischen Kontext bis zur Vasenmalerei der griechischen Antike oder zu den Votivdarstellungen der antiken Asklepiosheiligtümer zurückverfolgen. Wenngleich diese Opfergaben auch noch nicht die Funktion der unmittelbaren Information über körperliche Gebrechen und deren Wunderheilungen erfüllen, sondern eher als Danksagungen oder als Belege für die subjektive Authentizität der erfolgten Heilung verstanden werden müssen, so sind sie doch gleichwohl bereits, zusammen mit den ihnen gelegentlich beigegebenen Berichten, wichtige Belege für das Mühen um die naturalistische Illustration des Pathologischen oder des idealtypisch Gesunden im theurgischen Kontext. Dass daneben bereits in der griechischen Antike reich bebilderte medizinische Handschriften existiert haben dürften, können wir aus entsprechenden Hinweisen antiker Autoren schließen. So erwähnt etwa Aristoteles (384–322 v. Chr.) wiederholt (etwa in seiner Historia animalium) ein „reich bebildertes“ Anatomiewerk. Für diese frühen Abbildungen, die im Sinn der „imitatio“ den ägyptischen Schematismus in der medizinischen Illustration überwinden, besitzen wir allerdings neben ihren antiken Erwähnungen keine materiellen Belege. Erst der spätantike „Wiener Dioskurides“ (512 n. Chr.) darf als die bislang früheste bekannte Quelle für die naturalistische medizinisch-botanische Textillustration angesehen werden. Der Pergament-Codex (De materia medica) des Arztes und Pharmakologen Pedanios Dioskurides aus Anazarba (1. Jh. n. Chr.) ist mit 383 ganzseitigen kolorierten Pflanzenabbildungen illustriert. Dazu enthält er eine Illustration, die einen Blick ins Atelier des Autors und seines Textillustrators gestattet.

Vermutlich noch nach einer antiken Originalvorlage ist die Kopie eines Kommentars (De articulis) des Apollonios von Kition (1. Jh. v. Chr.) zur hippokratischen Schrift Über das Einrenken der Glieder entstanden. Der byzantinische Kopist hat wohl die Kernaussagen der 30 antiken Textillustrationen (nackte Männerfiguren, Patienten und Heilkundige in chiropraktischen Therapiesituationen im Stil des antiken Illusionismus) der byzantinischen Renaissance folgend bildgetreu übernommen, sie dann aber mit der rahmenden Ornamentik der mittelbyzantinischen Buchmalerei versehen.

2.3.2 Mittelalter – Motivdominanz der Humorallehre

Hinsichtlich der mittelalterlichen medizinischen Abbildung ist nach wie vor Robert Herrlinger (Herrlinger, 1967) die unverzichtbare Grundlagenlektüre. Zu den Hauptgruppen der mittelalterlichen Abbildungen im Bereich der Lehrgraphik zählt Herrlinger [<<65] Aderlassfiguren, Darstellungen der Urindiagnostik, Wundenmänner, Illustrationen des auf die Qualitäten- und Säftelehre der Antike bezogenen Viererschemas sowie Szenendarstellungen aus der medizinischen Praxis.

Aderlassfiguren und Schemata der Qualitäten- und Säftelehre treten besonders im späten Mittelalter in großer Zahl und Vielfalt auf. Sie sind grundlegend für die im Aderlass geübte humoralistische Säfteentleerungpraxis auf der Grundlage einer Wechselbeziehung zwischen cosmos (Gestirne, Konstellationen), mundus (vier Elemente und Primärqualitäten), annus (Jahreszeiten) und homo (vier Säfte), also ein Aufeinanderbezogensein von Makro- und Mikrokosmos. Der Wundarzt musste wissen, wann und wo er welche Ader zu „schlagen“ hatte, um den gewünschten Entleerungs- und Ausgleichseffekt zu erzielen. Diagnostischen Zwecken dienten die Darstellungen zur Harnschau, die in ihrer spätmittelalterlichen Häufung ebenso typisch wie die Aderlassabbildungen waren und gleichermaßen in den Wiegendruck übergingen (Voswinckel, 1993). Da aus dem Urin vor allem nach dessen Farbe diagnostiziert wurde, handelt es sich oft um kolorierte Darstellungen. Abbildungen von Wundenmännern haben möglicherweise eine Funktion in der Ausbildung zum Wundarzt oder Handwerkschirurgen besessen, weil sie auf die unterschiedlichsten Verwundungstypen hinwiesen. In der Abbildung medizinischer Behandlungsszenen ist es besonders die gotische Miniaturmalerei der französischen Schule des 13. Jahrhunderts, die große Illustrationsfülle präsentiert und unter anderem das gesamte chirurgische ikonographische Programm a capite ad calcem bietet. Aber auch frühe Hospitalszenen oder Abbildungen von Leprösen mit Klappern kommen vor.

2.3.3 Frühe Neuzeit – Anatomie

Während die mittelalterliche medizinische Ikonographie des Westens arm an anatomischen Bildern ist, kann das 16. Jahrhundert geradezu als eine Zeit der anatomischen (Sektions-)Abbildung bezeichnet werden. Das Ende der scholastizistischen anatomischen Illustration hatte in Italien bereits die Künstleranatomie Leonardo da Vincis markiert. Im Mittelpunkt aber stand Andreas Vesal. Sorgfältige Menschensektionen und der kritische Vergleich dessen, was sich dem frühneuzeitlichen Anatomen am Sektionstisch tatsächlich offenbarte, mit der klassisch-anatomischen Doktrin Galens und seiner Interpreten haben Vesal geleitet und in seinem Werk stark beeinflusst. Sie fanden ihren Niederschlag in den berühmten De humani corporis fabrica libri septem, die zuerst 1543 in der Offizin seines Freundes Johannes Oporinus in Basel mit Illustrationen des Tizian-Schülers Jan Stefan von Calcar (ca. 1499–1545) ausgestattet und publiziert wurden. Die Holzschnitte dieser Ausgabe versuchten zum ersten Male [<<66] in der Geschichte der Anatomie, die tatsächlichen Gegebenheiten des menschlichen Körpers abzubilden, und sollten für weit mehr als ein Jahrhundert die Norm aller folgenden anatomischen Abbildungen liefern (Givens/Reeds/Touwaide, 2006). Sie sind von einer ganzen Reihe berühmter anatomischer Illustratoren, unter ihnen Walther Hermann Ryff (1500–1548), Juan Valverde de Amusco (Hamusco) (geb. um 1525), Julius Casserius (1561–1616) und Govard (auch Govert) Bidloo (1649–1713), immer wieder kopiert worden.

Unter dem Einfluss des Humanismus entwickelte sich auch die Pflanzenkunde in enger Verbindung mit der Medizin zu einer eigenständigen, neuzeitlichen Wissenschaft. Den Verfassern einer Vielzahl von Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts kam es zunächst darauf an, das antike pflanzenkundliche Wissen von den Fehlern arabisch- und lateinisch-mittelalterlicher Textüberlieferung und -kommentierung zu reinigen, kritisch zu verbessern und die griechischen Originalquellen neu zu edieren. Diese Arbeit war auch gekennzeichnet durch das Bestreben, möglichst alle Lücken in der Textüberlieferung durch eigene Naturbeobachtung, durch eigene Zuwendung zum liber naturae, zu schließen. Man wollte die bekannten Pflanzenarten zunächst in Anlehnung an das antike Schema, vor allem an das des Theophrast von Eresos (373–288 v. Chr.), des Dioskurides von Anazarba (1. Jh. n. Ch.) sowie des antiken Naturenzyklopädisten Plinius (23–79), aber schon bald auch darüber hinaus praktikabel klassifizieren. Als erstes umfangreiches Kräuterbuch des Renaissance-Humanismus, richtungweisend in seiner anschaulichen und exakten Illustrierung, erschien 1530 die Herbarum vivae eicones des Arztes Otho Brunfels (1488–1534), ein Pflanzenatlas mit mehr als 300 naturgetreuen Holzschnitten. Ihm folgten schon wenig später das New Kreütterbuch (1539) von Hieronymus Bock (1498–1554) und die De historia stirpium commentarii (1542) von Leonhard Fuchs (1501–1566).

Ihren großen Aufschwung allerdings, sowohl hinsichtlich der Formen- und Funktionsvielfalt als auch hinsichtlich moderner Druck- und Gravurverfahren, scheint die medizinische Abbildung im Verlauf des 17. Jahrhunderts zu erfahren. Hierbei muss wohl vor allem dem Übergang vom Hoch- zum Tiefdruck durch die Einführung des Kupferstiches eine besondere Bedeutung beigemessen werden, und zwar nicht so sehr als Ausdruck einer Entrückung ins Graphisch-Malerische oder einer Veränderung des Körperempfindens, sondern, viel pragmatischer, als Ausdruck eines Bedürfnisses nach höheren Auflagen; von einer Kupferplatte können sicher mehr als 1000 brauchbare Abzüge hergestellt werden, von einer Holztafel wesentlich weniger. Es kann hier unmöglich auf die ganze Vielfalt der frühneuzeitlichen medizinischen Abbildung (von Einblattdrucken über die lehrgraphische Buchillustration, einschließlich des Titelkupfers, bis hin zu Klapp- oder Schichttafeln, der medizinischen Karikatur oder [<<67] medizinischen Motiven in der Genremalerei des 17. Jahrhunderts) eingegangen werden. Grundlegend hierfür ist immer noch eine deutsche Übersichtsdarstellung (Putscher, 1972). Eine umfassende Geschichte der medizinischen Abbildung, die in den Vordergrund ihrer Betrachtung vor allem die Abbildungsfunktion stellt, also den speziellen Beitrag der Illustration zur Wissens- und Wissenschaftsvermittlung, ist allerdings bis heute ein Desiderat.

2.3.4 Neue Bild- und Audiomedien in der Moderne – Fotografie, Film, Rundfunk, Poster

Für die Abbildung und Textillustration stellt das 19. Jahrhundert eine revolutionäre Epoche dar. Die Erfindung der Fotografie (griech. „Lichtzeichnung“) wurde nicht vor dem frühen 19. Jahrhundert gemacht, obwohl die beiden wichtigsten Vorraussetzungen, das Prinzip der Camera obscura (lat. „dunkle Kammer“) und die Schwärzung von Silbernitraten durch Licht, schon viel früher bekannt waren. Im Jahre 1839 gaben die Akademien der Wissenschaften und der Schönen Künste zu Paris gemeinsam das Verfahren der sogenannten Daguerreotypie als „Geschenk Frankreichs an die Welt“ bekannt. Die silberglänzenden Spiegelbilder traten einen raschen Siegeszug an, kamen sie doch genau zu dem Zeitpunkt, als der Wunsch des wirtschaftlich und politisch erstarkten Bürgertums nach Repräsentation in naturgetreuen und preisgünstigen Porträts manifest wurde. Die Entstehung fotografischer Bilderwelten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begründete eine kulturelle Praktik, die Ausdruck eines gesellschaftlich präfigurierten und stetig wachsenden Bedürfnisses nach Bildern war, das man geradezu als Bildhunger bezeichnen könnte. Es war der Einstieg in eine neue visuelle Gesellschaft. Es war zugleich der Beginn einer Suche nach neuen, naturgetreuen Realitäten in den Wissenschaften. Alexander von Humboldt (1769–1859) war wohl der erste deutsche Gelehrte, der eine Daguerreotypie in Händen hielt. Zu Recht erwartete Humboldt essentiellen Nutzen für die Naturwissenschaft. Tatsächlich bemächtigte sich auch die Medizin bald des neuen Mediums, indem sie erstmals in bestechender Wirklichkeitstreue den gesunden Menschen in seinen bislang verborgenen physiologischen Abläufen, den Patienten konkret in seiner Krankheitspose, den Probanden des Humanexperiments als reagierenden Organismus konkret abbildete (Bömelburg, 2007). Damit präsentierten sich zugleich neue Aufschlüsse über den kulturell präfigurierten Blick des Arztes und die neue Rolle des Betrachters als Zeuge eines physiologisch und pathophysiologisch illusionierten Momentanereignisses, so z. B. die fotografischen Studien von Bewegungsabläufen der Physiologen Étienne-Jules Marey (1830–1904) und E. J. Muybridge (1830–1904) oder die fotografischen [<<68] Dokumentationen des Elektrophysiologen Guillaume Duchennes (1806–1875). Hingewiesen sei hier auch auf die bedeutende Rolle der Mikrofotografie für die Kochsche Bakteriologie oder auf die Röntgenfotografie am Ende des 19. Jahrhunderts. Inzwischen häufen sich auch Arbeiten zur Geschichte der klinischen Photographie. Exemplarisch kann hier auf die Studie Susanne Regeners zum Verhältnis von Bild und Gewalt in der psychiatrisch-photographischen Aufnahme (Regener, 2010) verwiesen werden oder auf die Geschichte der Lazarett-Postkarte im Ersten Weltkrieg (Eckart, 2013). Unter den Arbeiten, die sich in grundlegender Weise dem Problembereich der Visualisierung von Patientenpersönlichkeit und Krankheit der medizinischen Photograpie widmen, sind exemplarisch die Studien zu Visualisierungspraktiken in medizinischen und populären Publikationen des 19. und 20. Jahrhunderts (Brink/Sauerteig, 2007), zur Patientenphotographie in der deutschen Psychiatrie zwischen Fin de siécle und NS-Diktatur (Bömelburg, 2007) sowie zur Kultur- und Sozialgeschichte der photographischen Aufnahme körperlich beeinträchtigter Kinder in den 1920er und frühen 1930er Jahren (Osten, 2010) zu nennen. Wissenschaftliches Neuland betritt auch die Auswertung der Plakat- und Bildaufklärung in der Medizin (Cooter/Stein, 2007).

 

Gleiches gilt für den Film, dessen Frühgeschichte bereits mit den Serienfotografien Mareys und Muybridges beginnt und den auch die Medizin bald nach 1900 als neues Dokumentationsmedium entdeckt. Dabei wird der Film, ähnlich wie die Fotografie, einerseits zum neuen Instrument der klinischen Forschung, wie etwa im Bereich der Tuberkulose, andererseits aber auch durch seine fiktionalen Möglichkeiten (Spielfilm) zum Spiegelbild des Arztbildes in der Öffentlichkeit. Belegt sei dies exemplarisch an der Bedeutung des Spielfilms im Nationalsozialismus. Hier sind es einerseits stehende (Fotografie) und bewegte (Film) Bilder ärztlicher Verbrechen, aber auch dokumentarische Aufnahmen des Nürnberger Ärzteprozesses gegen die Haupttäter der medizinischen NS-Verbrechen, die der historischen Analyse zur Verfügung stehen. Im Hinblick auf den fiktionalen Film verwundert nicht, dass sich das NS-Regime auch der neuesten Medien- und Propagandatechniken bediente und in einer Reihe von Spielfilmen Ärzten eine wichtige Rolle zuwies, weil sich in diesem Medium publikumswirksam ideologische Versatzstücke transportieren ließen, die von der Hervorhebung der großen Leistungen deutscher Ärzte und der Betonung der „Führerpersönlichkeit“ des Arztes (wie in „Robert Koch“ von 1939 und in „Paracelsus“ von 1943) bis hin zum Kolonialrevisionismus (etwa in „Germanin“ aus dem Jahr 1943) reichten. Das bekannteste Beispiel eines NS-Medizinfilmes stellt der Film „Ich klage an“ (1941) dar, in dem die Tötung (auf Verlangen) thematisiert und popularisiert wurde, um der ungefragten Tötung sogenannten „lebensunwerten“ Leben, dem klinischen [<<69] Morden in psychiatrischen Anstalten des Reichs und der besetzten Gebiete, den Weg ins Bewusstsein einer breiten wahrnehmenden Öffentlichkeit zu ebnen. Anhand des deutschen Nachkriegsfilms ist zu verfolgen, wie sich das Bild des Mediziners im Spielfilm der 1950er Jahre veränderte. Einerseits zog das Leben großer Arztpersönlichkeiten immer noch das filmische Interesse auf sich (z. B. „Sauerbruch – Das war mein Leben“ von 1954 oder auch „Semmelweis – Retter der Mütter“, DEFA 1950), andererseits faszinierte die Filmschaffenden, ob und wie die Nachkriegsgeneration die Rolle von Medizinern im Nationalsozialismus oder in der Kriegsgefangenschaft bei ehemaligen Kriegsgegnern deutete, wie etwa in dem Spielfilm „Die Mörder sind unter uns“ (SBZ 1946) oder in der Verfilmung des millionenfach verkauften Bestsellers von Heinz G. Konsalik „Der Arzt von Stalingrad“ (D 1948). Kontinuität und Diskontinuität landläufiger Arztbilder lassen sich so in einer Analyse des Mediums Film aufschlüsseln.

Mittlerweile ist auch eine Reihe grundsätzlicher Arbeiten zur filmischen Dokumentation medizinischer Themen im 20. Jahrhundert erschienen, deren Lektüre jedem Neuling auf diesem Forschungsfeld empfohlen werden kann. Es handelt sich hierbei zunächst um eine Studie zur Soziologie des populären Wissenschaftsfilms (Verdicchio, 2008) sowie um eine Arbeit zur Frage nach der Faktizität im wissenschaftlichen Dokumentarfilm des 20. Jahrhunderts (Boon, 2008). Zum Medizinfilm sowie zum halbdokumentarischen Film mit medizinischen Sequenzen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist die Studie von Christian Bonah und Anja Laukötter wegweisend (Bonah/Laukötter, 2009), während sich Philipp Osten in zwei Beiträgen dem Film als Element der medizinischen Volksbelehrung (Osten, 2009 u. 2011) und in einer weiteren Studie Ärzten als Filmregisseuren (Osten, 2008) zuwendet.

Inzwischen ist auch eine Reihe grundlegender Arbeiten zur Geschichte der Medizin im Film und im Fernsehen erschienen, die sowohl die jüngere Geschichte dieses Forschungszweiges als auch den wissenschaftshistorischen Umgang mit diesen neuen medialen Dokumentationsformen thematisieren (Ostherr, 2013; Reagan, 2010; Regener, 2010; Ritzmann, 2009). Ein Desiderat der Forschung ist bislang noch die Geschichte der Medizin im Rundfunk (Biermann, 2013).

2.3.5 Bildersammlungen an medizinhistorischen Instituten

Nahezu alle medizinhistorischen Institute und Museen verfügen über eigene Bildersammlungen, die allerdings in Dichte und Erschließungsstand so vielfältig wie unterschiedlich sind, so dass sie hier lediglich exemplarisch behandelt werden können. Eindeutig führend im europäischen Kontext ist die Bildersammlung des Medizinhistorischen [<<70] Instituts und Museums der Universität Zürich (http://www.mhiz.uzh.ch/). Dokumentiert im Archiv des Instituts, umfasst die Sammlung ca. 3000 Originale, darunter frühneuzeitliche Kupferstiche, ca. 20.000 Reproduktionen, eine umfangreiche Porträtsammlung mit Kupferstichen von Ärzten und Porträtreproduktionen, daneben eine beachtliche Grafiksammlung (Ärzte und Patienten als Künstler, Kunstwerke medizinischen Inhalts). Verwiesen werden muss in diesem Zusammenhang außerdem auf die medizinhistorische Objektsammlung im Museum des Instituts (http://www.mhiz.uzh.ch/ueber.html).

2.3.6 Bilder im Internet

Auf die neuen Bilderwelten des Internet kann an dieser Stelle nur kursorisch eingegangen werden. Hervorzuheben ist aber besonders, dass die zahllosen präsentierten Bilder, die über entsprechende Suchmaschinen gefunden werden können (etwa bei Google-Bildsuche, http://images.google.de/), häufig nur mangelhaft hinsichtlich ihrer Quellenherkunft belegt sind. Hier ist also beim Zitieren und Reproduzieren größte Vorsicht geboten. Unter den quellenmäßig gut belegten und reichhaltigen Sammlungen sei exemplarisch auf die umfangreiche Bildersammlung (etwa 60.000) der amerikanischen National Library of Medicine verwiesen: http://www.nlm.nih.gov/hmd/ihm/. Die dort präsentierten Bilddokumente sind vorzüglich recherchiert, aber mit einem Copyright-Vermerk versehen, und müssen für Reproduktionen gegen geringes Entgelt bestellt werden. Vergleichbar umfangreich ist die medizinhistorische Bildersammlung der Wellcome Library (Wellcome Images) (http://wellcomeimages.org). Auch hier sind die im Netz verfügbaren Bilder mit Copyright-Vermerken versehen, können aber nach Anmeldung kostenpflichtig in guter Auflösung bestellt werden. Eine über 1000 Bilder umfassende Spezialsammlung des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung zur Geschichte der Homöopathie ist ebenfalls online recherchierbar (http://91.103.114.166/fmi/iwp/res/iwp_auth.html;jsessionid=055FE5FFEC68A97C157CB873.wpc1). Daneben existieren zahlreiche allgemeine historische Bildersammlungen anderer Anbieter, meist historischer Archive oder Universitätsbibliotheken, die immer auch medizinhistorisches Bildmaterial aufweisen. Auf die große Zahl solcher Anbieter kann hier nur am Beispiel der photographischen Bildersammlung der US National Archives (http://www.archives.gov/research/alic/reference/photography.html) verwiesen werden. Beachtenswerte Hinweise auf das Zitieren von Bildern im Internet bietet die Universität Mainz (http://www.zdv.uni-mainz.de/508.php). [<<71]

2.3.7 Bibliographie

Benzenhöfer, Udo/Eckart, Wolfgang U.: Medizin im Spielfilm des Nationalsozialismus. Tecklenburg 1990.

Benzenhöfer, Udo: Medizin im Spielfilm der fünfziger Jahre. Pfaffenweiler 1993.

Biermann, Ralf: Medizin im Rundfunk der Weimarer Republik: Von den Anfängen bis zum Vorabend der Diktatur, 1923–1933. Diss. med. Universität Heidelberg, Heidelberg 2013.

Bömelburg, Helen: Der Arzt und sein Modell. Patientenfotografien aus der deutschen Psychiatrie 1880 bis 1933 (=Medizin, Gesellschaft und Geschichte, Beiheft 30). Stuttgart 2007.

Bömelburg, Helen: Fotografien psychiatrischer Patienten in Deutschland 1880–1933. Phil. Diss. Universität Stuttgart 2007.

Bonah, Christian/Laukötter Anja: Moving pictures and medicine in the first half of the 20th century: Some notes on international historical developments and the potential of medical film research. In: Gesnerus. Swiss Journal of the History of Medicine and Sciences 66 (2009), S. 121–145.

Boon, Timothy: Films of fact A history of science in documentary films and television. London 2008.

Brink, Cornelia/Sauerteig, Lutz (Hg.): Bilder von Körpern. Visualisierungspraktiken in medizinischen und populären Publikationen des 19. und 20. Jahrhunderts. Themenheft von WerkstattGeschichte 47 (2007).

Cartwright, Lisa: Screening the body: tracing medicine’s visual culture. Minneapolis 1995.

Cooter, Roger/Stein, Claudia: Coming into focus: Posters, power, and visual culture in the history of medicine, in: Medizinhistorisches Journal 42(2007)2, S. 180–209.

Eckart, Wolfgang U.: Zur Funktion der Abbildung als Medium der Wissenschaftsvermittlung in der medizinischen Literatur des 17. Jahrhunderts. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 3 (1980), S. 35–53.

Eckart, Wolfgang Uwe: Die Wunden heilen sehr schön: Feldpostkarten aus dem Lazarett 1914–1918, Stuttgart 2013.

Fichtel, Folker: Die anatomische Illustration in der frühen Neuzeit. Frankfurt am Main 2006.

Frayling, Christopher: Mad, bad and dangerous? The scientist and the cinema. London 2005.

Geimer, Peter (Hg.): Ordnungen der Sichtbarkeit: Fotografie in Wissenschaft, Kunst und Technologie. Frankfurt am Main 2002.

Givens, Jean A./Reeds, Karen M./Touwaide, Alain (Hg.): Visualizing Medieval Medicine and Natural History, 1200–1550. Aldershot 2006.

 

Gottgetreu, Sabine: Der Arztfilm: Untersuchung eines filmischen Genres. Bielefeld 2001.

Herrlinger, Robert: Geschichte der Medizinischen Abbildung. Bd. 1: Von der Antike bis um 1600. München 1967.

Holländer, Eugen: Die Karikatur und Satire in der Medizin. Stuttgart 1905.

Holländer, Eugen: Die Medizin in der klassischen Malerei. 3. Aufl. Stuttgart 1923.

Krug, Antje: Heilkunst und Heilkult – Medizin in der Antike. 2. Aufl. München 1993.

Londe, Albert: La photographie médicale: application aux sciences médicales et physiologiques. Paris 1893. [<<72]

Mazal, Otto: Pflanzen, Wurzeln, Säfte, Samen: Antike Heilkunst – Miniaturen des Wiener Dioskurides. Graz 1981.

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Osten, Philipp: Emotion, Medizin und Volksbelehrung: die Entstehung des „deutschen Kulturfilms“. In: Gesnerus. Swiss Journal of the History of Medicine and Sciences 66 (2009), 67–102.

Osten, Philipp: Filmdokument. Ärzte als Filmregisseure. Ein Ufa-Kulturfilm aufgenommen in den Jahren 1910 bis 1920. In: Filmblatt 13(2008), Heft 37, S. 37–56.

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Schmidt, Gunnar: Anamorphotische Körper: medizinische Bilder vom Menschen im 19. Jahrhundert. Köln 2001.

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