Schroeders Turm

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Kapitel 12

Orion und Fritsche lösten nun auch das Teil, das den Unterleib von Martha Blumenzweig umschloss. Immer wieder warfen sie Blicke zur Tür, durch die der Alien verschwunden war. Als sie Martha von diesem Ding befreit hatten, hoben sie sie vorsichtig aus dem Gestell und legten sie auf den Boden. Fritsche zog seine Jacke aus und bedeckte Martha damit.

Gemeinsam machten sie sich daran, auch Allysia Lehmann von ihrer Qual zu befreien. Sachte lösten sie als erstes den Helm von ihrem Kopf.

Plötzlich hörten sie einen Knall und eine leichte Erschütterung ging durch den Boden. Stimmen kamen aus dem Gang, durch den sie diesen Raum betreten hatten. Mehrere Sicherheitsleute mit gezogenen Waffen traten ein.

„Was zum Henker ist das denn hier?“

„Hallo, Willem!“, Fritsche grinste. „Habt euch aber beeilt!“

„Wir haben so schnell gemacht, wie es eben ging. Haben ein Ärzteteam mitgebracht. Ein paar Jungs haben sich gerade durch die Decke gesprengt.“

„Super, Willem!“, lobte Schroeder.

„Hol die Ärzte her, die sollen Allysia befreien und sich um die Beiden kümmern. Lass paar Leute hier, Willem, die anderen kommen mit uns. Ein Alien ist abgehauen, wer weiß, was er vorhat.“

Schroeder, Fritsche und einige der Sicherheitsleute verließen den Raum durch die Seitentür, durch die der Sator’ri geflohen war. Sie stürmten den Gang entlang und kamen an eine weitere Tür. Dahinter öffnete sich eine große Halle, in der Reihe an Reihe Sator’ri auf Liegen lagen. Alle waren an Maschinen angeschlossen und schienen zu schlafen. Plötzlich regten sich einige, sie schienen zu erwachen und wirkten augenscheinlich orientierungslos.

„Was haben wir denn hier?“, brummte Schroeder und sah Fritsche an.

Der zuckte mit den Schultern.

„Scheint eine Art Ruheraum zu sein. Aber wozu die Maschinen? Und warum sind die Aliens verkabelt?“

„Na, egal! Leute, verteilt euch, behaltet alle im Auge! Fritsche und ich sehen uns in den Nebenräumen um.“

Orion und Hyroniemus begaben sich zur nächstgelegenen Tür. Als sie gerade den Raum betreten wollten, kam ein Sator’ri herausgestürmt. Geistesgegenwärtig schoss Orion ihm eine Ladung ins Bein, sodass er zuckend zusammenbrach.

Der Wächter überprüfte die Maschinen, die das Erweckungsserum den Träumern injizierten, und ging anschließend hinüber in den Traumsaal. Er schritt die Reihen der Liegen ab und betrachtete die Träumer. Da, einer schien sich bereits zu regen. Der Wächter trat an dessen Liege und beugte sich über ihn. Er regte sich unruhig und war seltsam verstört. Ja, so fühlten sie sich, wenn sie aus ihren Träumen gerissen wurden. Der schlaftrunkene Sator’ri schaute ihn verständnislos mit seinen großen grünen Augen an.

„Wach auf und verschwinde von hier!“

Der Wächter wollte sich eben dem nächsten Schläfer nähern, als ein Warnsignal aus dem Maschinenraum erklang.

Oh nein, eine Störung bei der Erweckung, das kann schlimme Folgen haben!

Der Wächter rannte zurück in den Maschinenraum, um die Störung zu beheben. Er hatte in der Eile die Einstellungen fehlerhaft vorgenommen. Er korrigierte seinen Fehler und kontrollierte noch einmal, ob die Erweckung nun reibungslos verlaufen würde. Ja, jetzt konnte er sich wieder den erwachenden Träumern widmen und ihnen bei der Rückkehr in die Realität helfen. Er lief zurück zur Tür und als er sie just durchschreiten wollte, sah er sich zu seinem Erschrecken mehreren Menschen gegenüber. Blitzschnell zog einer von ihnen seine Waffe und schoss. Bevor der Wächter begriff, was vor sich ging, schlug es wie ein Blitz in sein Bein ein, er zuckte hilflos und brach zusammen.

„Das ist doch einer der Typen, die auf uns geschossen haben!“, sagte Fritsche.

„Ja, das war der, der abgehauen ist, er wollte wohl seine Mitentführer warnen. Aber wir waren schneller!“

Orion sah sich um. Ein Alien nach dem anderen schien zu erwachen und regte sich auf seinem Bett.

„Los, Leute, fesselt alle Aliens, ehe sie hier durchdrehen.“

Orion, Fritsche und die Sicherheitsleute machten sich daran, Sator’ri für Sator’ri zu fesseln.

Da öffnete sich eine Tür auf der anderen Seite des Saales und eine Gruppe von alten Sator’ri betrat die Halle. Ihnen folgten einige jüngere Aliens, welche ebenfalls bewaffnet waren. Einer der alten trat vor, stellte etwas an einem Instrument, das sich an seiner Kleidung befand, ein und eine mechanische Stimme erklang aus dem Gerät:

„Was geht hier vor? Was macht ihr in dieser Etage und was ist das für ein Raum?“

„Das kann ich dir sagen. Wir haben uns unsere Mitbewohner zurückgeholt, die von euch entführt und missbraucht wurden!“

Wieder hörten sie die Stimme des Sator’ri aus dem Translator.

„Mein Name ist Re’Sa Mork, ich bin vom Rat der Ältesten unseres Raumschiffes. Wir wissen nichts von Entführungen, deshalb bitte ich dich, mir alles genau zu erklären.“

Es wurde ein sehr langes Gespräch, das Orion mit Re’Sa Mork führte. Dabei trat viel Erstaunliches zutage und bei der Befragung des Wächters auch Erschreckendes.

Epilog

Orion saß in seinem Büro und dachte über die vergangen Ereignisse nach.

Die Sator’ri waren mit ihrem Schiff vor einer Invasion der „Jünger des Nekros“ geflohen, welche ihren Planeten verwüstet hatte. Bei der Flucht waren sie während des Übergangs in ein rettendes Kontinuum noch getroffen und ihr Schiff beschädigt worden. Daraufhin hatte ziemlich bald der neue Antrieb versagt und sie hatten hier auf diesem Planeten notlanden müssen.

Sie halfen den Menschen beim Bau ihrer Turmstädte, lebten aber lieber zurückgezogen für sich. Nach einer gewissen Zeit breiteten sich unter der Besatzung Depressionen aus und so forschten einige Wissenschaftler nach einer Lösung. Bald waren sie fündig geworden, sie hatten nämlich die Biologie der Erdbewohner unter die Lupe genommen. Einige der Enzyme ihrer Muttermilch übten eine erstaunliche Wirkung auf die Körper der Sator’ri aus. Sie verlängerten ihr Leben, da sie den Zerfall und die Alterung der Zellen der Sator’ri extrem verlangsamten. Und ein einziges Enzym – Lysozym – erweiterte zudem ihr Bewusstsein und versetzte sie in die Lage, ihren Geist durch Traumwelten fliegen zulassen. Sie durchquerten Universen aus Farben, Formen und Geschöpfen, die ihr Unterbewusstsein erschufen.

Aber die Forscher hielten diese Ergebnisse geheim, nur ein kleiner Teil der Besatzung wusste darüber Bescheid. Um nun in den Genuss des Fliegens zu kommen, entführten sie Frauen und Männer, betäubten diese, befruchteten die Frauen künstlich und molken ihnen dann die Muttermilch ab. Einen Teil davon gaben sie dem Nahrungsbrei bei, von dem sie sich ernährten. Das meiste benötigten sie, um das Lysozym zu extrahieren, damit sie es über die Blutbahn den Träumern verabreichen konnten. Die Föten entsorgten sie über die Biorecyclinganlage, ebenso die verbrauchten Körper der Frauen und Männer. Sören Maibach und Melany Mandel waren diesen Weg bereits gegangen. Maibach war nach der erfolgten Befruchtung nutzlos geworden, Melany hatte die Schwangerschaft nicht verkraftet, weil diese von den Wissenschaftlern beschleunigt worden war.

Orion richtete sich auf und streckte seinen Körper. Wenigstens hatten sie Allysia und Martha retten können, welche sich mittlerweile gut erholt hatten.

Der Saal der Träumer und die Gestelle, in denen die Menschen gehalten worden waren, hatten die Aliens entfernt. Die Wissenschaftler und Träumer, deren man habhaft werden konnte, waren aus dem Schiff verwiesen worden und mussten fortan ihr Leben draußen in der freien Natur fristen. Diesbezüglich war der Rat der Ältesten der Sator’ri hart geblieben. Es widersprach ihrer Moral und Ethik zutiefst, Kreaturen zu benutzen und anschließend zu vernichten, solch ein Verhalten konnte nicht geduldet werden.

In Absprache mit dem Obersten Rat der Türmer sollten die Alien künftig stärker integriert werden und gemeinsam wollten Menschen und Sator’ri nach Möglichkeiten suchen, das Raumschiff zu reparieren.

Und wenn nicht?

Dann blieben sie eben hier …


II Zehn Sekunden

Prolog

Gebückt huschte ein Schatten durch die verfallenen Hallen, in denen sich zertrümmerte Stände schier endlos aneinanderreihten und deren einzige Bewohner Ratten zu sein schienen. Leise vor sich hin murmelnd bewegte er sich durch den Müll, der den Boden bedeckte, und untersuchte jeden der zerstörten Messestände aufs Genaueste nach irgendetwas Verwertbarem oder Ungewöhnlichem.

Zum wiederholten Male stolperte die Gestalt über einen heruntergebrochenen Träger und verhedderte sich in einem zerschlissenen Transparent, auf dem noch schwach GAMES COM 2236 zu lesen war.

Immer tiefer drang der Schemen in die Halle ein. Bis jetzt war seine Suche nach Artefakten einer längst vergessenen Zeit erfolglos geblieben, doch gab es noch genug zu untersuchen. Nur durfte er die Zeit nicht aus den Augen lassen, damit er rechtzeitig wieder im Turm war, denn nur Sammlern war es erlaubt, sich außerhalb des Turmes aufzuhalten. Die hatten ja auch Schutzanzüge, um sich vor dem sauren Regen zu schützen – er nicht!

Wieder kam er an einen Trümmerhaufen, der einmal ein Messestand gewesen war, – und stutzte. Da stand eine Art Stuhl oder Gestell. Darüber hing ein seltsames Kleidungsstück. Ein Anzug aus Plastik, der voller Leitungen steckte, und ein merkwürdiger Helm mit Visier. Er besah sich seine Beute von allen Seiten. Was das genau war, konnte er sich nicht vorstellen, aber egal, Hauptsache er hatte was gefunden! Er stopfte beides in seine Umhängetasche und machte sich zufrieden auf den Rückweg. Hoffentlich bekam er nicht wieder so viel von diesem Giftregen ab!

 

Kapitel 1

Tag 1

Carsten Gras konnte es kaum fassen. Was Ralf ihm da anbot, klang verdammt gut. Einer der wenigen zu sein, die nach dem Studium die besten Jobs im Turm bekamen, war schon der Hammer. Seit seine Eltern von der Turmphobie dahingewelkt waren wie Blumen ohne Wasser, hatte er es nicht leicht gehabt. Viele ertrugen das Leben im Turm nicht – die Enge, das fehlende Sonnenlicht, die immer gleich schmeckenden Nahrungsriegel, und einmal im Quartal ein Restaurantbesuch. Derweil draußen die Natur wütete. Und es bestand keine Hoffnung, dass sich daran je etwas ändern würde. Hunderte hielten das nicht aus und starben daran.

Und nun das! Er sollte bei einem Intelligenzspiel mitmachen und je nachdem, welche Stufe er erreichen würde, bekäme er einen besonderen Job zugewiesen. Das war eine Riesenchance, denn er hatte keine Lust, in der Wasseraufbereitung zu arbeiten oder als Biorecycler. Oder gar als Sammler draußen nach Rohstoffen die Ruinen der umliegenden Städte und Dörfer zu durchsuchen. Natürlich war dieses Spiel streng geheim, es sollte ja nicht jeder daran teilnehmen. Er musste nur über das turmeigene Netz eine Nachricht posten – „!Grüßt?“ – und schon würde abends Punkt acht dieser seltsame Typ erscheinen. Er nannte sich Mr. Riddler und hatte einen virtuellen Anzug dabei. Wenn man den anlegte, befand man sich prompt in einem fiktiven Raum, bekam sein Rätsel und musste das innerhalb einer vorgegebenen Zeit lösen.

Hatte man das geschafft, stieg man einen Level auf und sollte drei Tage später wieder eine Aufgabe lösen.

So hatte er es schon bis Stufe 88 geschafft und er war sich sicher, dass er es bis zum Ende durchziehen würde. So schwer waren die Aufgaben nicht.

Na ja, in zwei Tagen fand die nächste Runde statt, bis dahin hatte er Zeit, sich auf sein Studium zu konzentrieren, denn bald stand die Physikprüfung an.

Carsten zog sich sein Lehrbuch heran und vertiefte sich wieder in seine Lehrsätze über Gravitationslehre.

Orion saß am Schreibtisch und starrte ins Leere. Einige Wochen waren bereits seit dem aufregenden Ereignis um die vier verschwundenen Bewohner ihres Turmes vergangen. Zwei der Vermissten hatten zwar letzen Endes gerettet werden können, aber für die zwei anderen und die drei Neugeborenen war die Befreiungsaktion zu spät gekommen. Dass diese durchgeknallten Aliens ausgerechnet mittels Kidnapping und künstlicher Befruchtung an Muttermilch und deren Enzyme hatten kommen wollen, war schon sehr schockierend gewesen. Und wie gerissen sie ihre Spuren verwischt hatten … Die Leute per Schwerkraftneutralisator durch geheime Klimaschächte zu transportieren – da musste erst mal einer drauf kommen!

Mehrere Dutzend Sator’ri waren daraufhin aus der Gemeinschaft der Aliens ausgestoßen worden und mussten ihr Leben nun draußen fristen. Sammler hatten berichtet, sie in der Nähe von Attendorn gesehen zu haben. Da sollte sich, alten Quellen zufolge, wohl eine große Höhle befinden, die sich die Ausgestoßenen wahrscheinlich als Unterschlupf ausgesucht hatten. Na ja, wie auch immer, diese Verbrecher waren weg und im Turm war wieder Ruhe eingekehrt und man konnte sich vergnüglicheren Dingen widmen. So war Orion zu Ohren gekommen, dass wohl eine Verbindung zu Turm 15 geschaffen werden sollte, der in der Nähe von Dortmund stand. Deshalb würden schon seit Wochen Sammler unterwegs sein, um nach Möglichkeiten für den Streckenverlauf zu suchen. Es sollte eine Bahnstrecke entstehen, aber Konkretes war noch nicht bekannt, da hielten sich die „Oberen Türmer“ bedeckt. – Regierungen ändern sich eben nie!

Ach, jedenfalls war erst mal Ruhe! Orion und Fritsche gingen wieder alltäglichen Angelegenheiten nach und da gab es keine großen Aufregungen.

Apropos Fritsche. Mit dem schien irgendwas nicht zu stimmen, der war plötzlich immer so gut gelaunt. Wahrscheinlich hatte er eine heimliche Freundin – na, es war ihm zu gönnen. Vielleicht half ihm das auch, die Ereignisse zu verarbeiten, denn das konnte er gut gebrauchen.

Orion lächelte vor sich hin und grübelte, wann Fritsche es ihm wohl sagen würde. Er freute sich schon darauf, das brachte mal etwas Abwechslung in den einförmigen Alltag.

Tag 2

Andreas befand sich in einem stahlblauen Raum. Er saß an einem Pult mit Touchscreen und an der Wand gegenüber befand sich ein großer Bildschirm, auf dem ein Clownsgesicht zu sehen war.

Der Clown sprach zu ihm: „HIER KOMMT DEINE AUFGABE, DU HAST DREIßIG SEKUNDEN ZEIT, DIESE ZU LÖSEN. SCHREIBE DIE ANTWORT AUF DEN TOUCHSCREEN VOR DIR: WELCHES LEBEWESEN GEHT AM MORGEN AUF VIER BEINEN, AM MITTAG AUF ZWEI BEINEN UND AM ABEND AUF DREI BEINEN? – DIE ZEIT LÄUFT AB JETZT!“

Andreas starrte auf die Aufgabe. Verdammt, ein Lebewesen, das innerhalb des Tages die Gliedmaßen wechselte? Was sollte das sein? Er überlegte und überlegte, aber es fiel ihm nichts ein. Herrgott noch mal, was war das?

„NOCH ZEHN SEKUNDEN!“

Mann, das gab’s doch nicht! So kurz vor dem Ziel zu versagen! Aber da war doch was: gehen, kriechen, gehen oder kriechen? Vier Beine, zwei, drei? Mann!

„NOCH FÜNF SEKUNDEN!“

Kriechen, gehen? Ha!, krabbeln. Der Mensch krabbelt am Morgen seines Lebens auf vier Beinen, wenn man die Arme als Beine zählt. Und geht am Mittag seines Lebens auf zwei Beinen, und am Abend auf drei. Er hatte schon öfter mal einen Alten gesehen mit einem Stock als Gehhilfe!

Schnell schrieb er „MENSCH“ auf seine Tafel. Er atmete tief durch, hoffentlich lag er richtig.

„DIE ZEIT IST UM! DIE ANTWORT IST RICHTIG!“

Ja, geschafft! Er hatte Level einhundert erreicht! Er war ganz oben!

Der Raum verblasste und der Riddler nahm ihm den Helm vom Kopf.

„Herzlichen Glückwunsch! Du hast den Rätselparcour gemeistert. Nach deiner Ausbildung wird man an dich herantreten und dir einen Job anbieten. Bis dahin widme dich deinem Studium und erzähle niemandem von diesem Spiel! – Es sei denn, du hast Lust auf eine Bonusaufgabe. Dann schreibe in einer Woche die Nachricht im Intranet.“

Der Riddler packte den Anzug und den Helm in seine Tasche und wandte sich der Tür zu.

„Machs gut und vielleicht bis in einer Woche!“

Er öffnete die Tür und verließ Andreas’ Appartement.

Andreas war glücklich, er hatte es geschafft! Und er würde sogar noch eine Bonusaufgabe absolvieren dürfen. Na, vielleicht sprang dann ein Job raus, der noch viel besser war als der, den er mit Level einhundert kriegen konnte. Er war sich sicher, dass er in einer Woche die Nachricht schreiben würde! Zufrieden mit sich und der Welt machte er sich auf den Weg in eine Bar, um seinen Triumph zu feiern. Alkohol gab es ja schließlich ohne Scheck!

Kapitel 2

Tag 4

Fritsche flog ins Büro.

„Morgen, Chef!“

Er strahlte über das ganze Gesicht und verströmte Unmengen guter Laune.

„Hast du was genommen? Das ist ja nicht normal – so viel gute Laune!“

„Nö, alles normal, wie immer, Chef!“

Natürlich war nicht alles so normal wie immer, aber das verschwieg Fritsche. Er hatte sich gestern Abend wieder mit Martha Blumenzweig getroffen. Während ihrer Genesung und zu den Vernehmungen nach der Entführung hatte er sie mehrmals in der Krankenstation besucht. Dort waren sie sich dann nähergekommen und es bahnte sich wohl etwas an. Hyroniemus war das sehr recht, er mochte Martha und langsam war es auch mal Zeit für eine Beziehung. Aber er wollte den Beginn dieser Romanze im Geheimen pflegen, bevor er Orion reinen Wein einschenkte.

„Steht irgendwas an, Chef?“

„Alles ruhig, keine besonderen Vorkommnisse. Wir können ja mal eine Tour durch den Turm machen und nach dem Rechten schauen, oder?“

„Ja, können wir machen, besser als den Tag hier im Büro mit Nichtstun zu verbringen!“

So machten Schroeder und Fritsche sich auf den Weg, fuhren im Turm hin und her und ließen sich mal hier und mal da blicken.

Zwei Tage waren vergangen, Carsten freute sich schon auf seine nächste Aufgabe. Endlich hatte er wieder den Riddler kontakten können und wartete nun in seinem Appartement auf dessen Ankunft.

Pünktlich zur achten Stunde klopfte es an seiner Tür und der Riddler trat ein. Der Typ war schon recht skurril, wie er da in seinen hautengen schwarzen Anzug gekleidet war, und mit seinem Mantel und dem Hut. Und immer in Handschuhen – eine seltene Hautkrankheit hat er gesagt – na ja?!

„Hallo, Carsten!“, sagte er und holte den virtuellen Anzug aus seiner Tasche.

„Hier, zieh dich an!“

Während er in den Anzug schlüpfte, bereitete der Riddler den Helm vor.

„Bist du bereit?“

„Ja, bin fertig“

„Dann setz dich.“

Carsten setzte sich und der Riddler legte ihm den Helm an.

„Viel Erfolg!“, hörte er noch, dann befand er sich wieder in diesem blauschimmernden Raum. Er saß am Pult mit dem Touchscreen und auf dem Bildschirm an der Wand war das Clownsgesicht zu sehen.

Der Clown sprach: „HIER DEINE AUFGABE. DU HAST EINE MINUTE ZEIT, NOTIERE DIE ANTWORT AUF DEINEM PULT: EIN MANN STEHT MIT EINEM WOLF, EINER ZIEGE UND EINEM KOHLKOPF AN EINEM FLUSS. ER MUSS ALLES ANS ANDERE UFER BRINGEN, HAT ABER NUR EIN BOOT UND KANN BEI JEDER TOUR NUR EINEN GEGENSTAND ODER EIN TIER MITNEHMEN. IN WELCHER REIHENFOLGE MUSS ER ALLES ANS ANDERE UFER BRINGEN? – DIE ZEIT LÄUFT AB JETZT“

Carsten überlegte. Der Wolf war Fleischfresser, die Ziege vegetarisch. Demnach würde der Wolf die Ziege fressen und die Ziege den Kohl.

„NOCH FÜNFUNDVIERZIG SEKUNDEN!“

Also mussten Wolf und Ziege immer getrennt sein, was ebenso für Ziege und Kohlkopf galt. Ja, das war es!

„NOCH DREIßIG SEKUNDEN!“

Carsten hatte die Lösung! Er fing an, eifrig auf seine Tafel zu schreiben:

„Zuerst muss die Ziege ans andere Ufer. Dann holt der Mann den Kohl und nimmt die Ziege wieder mit. Er lädt die Ziege aus und bringt den Wolf zum Kohl. Nun holt noch die Ziege. Dann stehen alle am anderen Ufer.“

„NOCH ZEHN SEKUNDEN!“

„NOCH FÜNF SEKUNDEN!“

„DIE ZEIT IST UM UND DIE ANTWORT IST – RICHTIG!“

Ja!, er hatte Stufe 89 erreicht. Super! So schwer war das Rätsel gar nicht gewesen.

Der Riddler nahm ihm den Helm vom Kopf und der Raum löste sich auf. Carsten war wieder in seiner Wohnung.

„Herzlichen Glückwunsch, du hast es geschafft!“

„Ja, super. Ich freue mich!“

Der Riddler packte Helm und Anzug wieder in seine Tasche und wandte sich der Tür zu.

„Dann sehen wir uns in drei Tagen wieder, oder?“

„Auf jeden Fall! Bis dahin!“

Der Fragensteller verließ Carstens Appartement und Carsten freute sich schon auf seine nächste Aufgabe.

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