Muskelprobleme bei Pferden lösen

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Muskelfasertypen



Die Skelettmuskulatur hat in erster Linie die Aufgabe, den Körper in Bewegung zu versetzen. Sie leistet aber auch Haltearbeit und hat somit mitunter eine stabilisierende Funktion.

Eine ausgeglichene Mischung aus roten und weißen Muskelfasern nennt man Intermediärtyp, der sich insbesondere durch Training in die eine oder andere Faserrichtung beeinflussen lässt. Bei einer andauernden Trainingsweise, die nicht mehr als 15 Prozent des maximalen Kraftaufwands erfordert – also der überwiegenden Arbeit im aeroben Bereich –, gelingt der teilweise Umbau von weißen in rote, langsam zuckende Muskelfasern. Die trainingsbedingte Umstrukturierung von Slow-twitch-Fasern in schnell zuckende Muskelfasern ist hingegen weniger erfolgreich.

1.1.3 Lage und Funktionalität

Sowohl für den Reiter als auch für den Muskeltherapeuten ist es besonders wichtig, die Lage der Muskeln im Pferdekörper zu kennen. Zudem ist die Kenntnis der Muskelfaserrichtung ein entscheidender Faktor, um einen Massagegriff korrekt anzusetzen. Beispielsweise muss bei der (in der Triggerpunkttherapie eingesetzten) Querfriktion eine – wie der Name bereits verrät – Reibung quer zur Muskelfaser erfolgen. Dies ist deshalb entscheidend, weil der Behandlungserfolg von der richtig ausgeführten Technik abhängt.

Nun verlaufen die Muskelstränge und Sehnen nicht immer geradlinig von A nach B, sondern werden über Knochenvorsprünge geführt, über sogenannte Sesambeine umgelenkt oder teilen sich in mehrere Muskelstränge auf. Der einfache Aufbau des Muskels mit einem Muskelbauch und zwei an Knochen ansetzenden Sehnen wird also nicht immer displizit eingehalten. Oft verzweigen sich die Muskelbäuche, haben somit einen Ursprung, aber mehrere Ansätze. Dies spiegelt sich dann meistens auch im Namen der Muskeln wider: Bizeps (zweiköpfig), Trizeps (dreiköpfig) oder Quadrizeps (vierköpfig). Um die Sache noch komplizierter zu gestalten, liegen die Muskeln außerdem nicht brav neben- oder übereinander. Sie tauschen manchmal Fasern untereinander aus, womit sie regelrecht miteinander verflochten sind. Somit darf ein einzelner Muskel nicht separat, sondern muss stets in Verbindung mit allen anderen Muskeln und Geweben gesehen werden. Die Lage und Funktionalität wird nicht allein von diesem einen Muskel bestimmt, sondern werden mitunter von Faszien, Bändern, Knochen, Nerven, Blutgefäßen und Bindegewebe entscheidend beeinflusst.


Man muss Ursprung, Ansatz, Verlauf und Funktion der oberflächlichen Muskulatur kennen, um deren Zustand durch Palpation beurteilen und letztendlich auch behandeln zu können.

Ein einzelner Muskel ist außerdem nicht in der Lage, seiner Aufgabe nachzukommen, wenn sein gekoppelter Partner nicht „mitspielt“. Muskeln können sich nämlich nur zusammenziehen (kontrahieren), jedoch nicht aktiv entspannen. Damit die Myofibrillen wieder auseinandergleiten, muss ein gegensätzlich arbeitender Muskel, der sogenannte Antagonist (Gegenspieler), kontrahieren. Jeder Muskel ist deshalb auf seinen Gegenspieler angewiesen, um optimal zu funktionieren.

Der aktive, kontrahierende Muskel wird Agonist (Spieler) genannt, der dadurch passiv in die Dehnung gebrachte Muskel wird als Antagonist (Gegenspieler) bezeichnet. Arbeiten zwei oder mehrere Muskeln gleichzeitig und ziehen einen Knochen in dieselbe Richtung, spricht man von Synergisten (Mitspielern).

Muskeln haben unterschiedliche Aufgaben. In erster Linie dient die Skelettmuskulatur dazu, bestimmte Knochen in eine Richtung zu ziehen, damit sich der Körper über eine Beugung oder Streckung im jeweiligen Gelenk bewegen kann. Die Muskulatur ist also für die Bewegung des Körpers verantwortlich. Doch Muskeln bewegen nicht nur, sie stabilisieren auch. Insbesondere die Muskeln der tiefen Ebene erfüllen die Aufgabe der Haltearbeit, so spricht man auch von Haltemuskeln im Gegensatz zu den meist oberflächlich liegenden Bewegungsmuskeln. Die tiefe Rumpfmuskulatur sendet außerdem ständig Signale an das Gehirn über die Lage und Bewegung des Körpers im Raum. Diese Wahrnehmung wird als Propriozeption bezeichnet.

MERKE

Muskeln haben unterschiedliche Aufgaben. Sie dienen insbesondere als Halte- oder Bewegungsmuskeln.

Obwohl die Muskeln nicht selten ineinander verwoben sind, kann man drei Muskelschichten unterscheiden: die oberflächliche, die mittlere und die tiefe Muskelschicht. Über die Massage und Triggerpunkttherapie wird man in erster Linie auf die oberflächliche Muskulatur einwirken. Es ist kaum möglich, mit manuellen Techniken die tiefen Muskelschichten direkt zu erreichen. Dennoch wird die tief gelegene Muskulatur stets auch indirekt beeinflusst. Zudem gewinnt man einen Zugriff insbesondere über Dehntechniken der Extremitäten und des Rumpfes.

Weil man bei der Behandlung der Muskulatur vor allem die oberflächlichen Muskelschichten palpiert (abtastet) und massiert, sollte man vor allem die Lage, den Verlauf und die Funktion dieser Muskeln kennen.

1.1.4 Einführung in den Muskelstoffwechsel

Sportliche Leistungen – aber auch jede einzelne Bewegung des Körpers – sind von der Muskelaktivität abhängig. Der Muskel benötigt jedoch für seine Arbeit eine Art von Treibstoff, der über chemische Stoffwechselvorgänge in Energie umgewandelt wird. Diese Energie besteht allerdings zu 75 Prozent aus Wärme, nur 25 Prozent der Energie wird für die Bewegung aufgewendet.

Dem Körper stehen hierfür verschiedene Energieträger zur Verfügung. Jede Energieform hat unterschiedliche Eigenschaften, die sich in ihrer Kapazität, der Schnelligkeit des Zugriffs und Dauer der Verfügbarkeit unterscheiden. Welche Energieträger angezapft werden, ist somit abhängig von der Art der Leistung, die dem Körper abverlangt wird.

Immer jedoch muss das Adenosintriphosphat (ATP) zur Verfügung stehen, das bei der Muskelarbeit gespalten wird. Um dieses zu generieren, stehen mehrere Energiedepots zur Verfügung. Zunächst jedoch werden geringe Mengen des ATP im Muskel vorrätig gehalten, damit sie sofort abrufbar sind, wenn sie benötigt werden. Durch die Spaltung des ATP entsteht das Zerfallsprodukt Adenosindiphosphat (ADP) sowie anorganische Phosphate. Auf diese Weise wird der Körper zwar sehr schnell, aber nur für extrem kurze Zeit mit Energie versorgt. Der Vorrat an ATP ist innerhalb von wenigen Sekunden bereits verbraucht, weil der Muskel nur geringe Mengen des energiereichen ATP speichern kann.

Soll der Muskel jedoch weiterarbeiten, muss der Körper die nächste Energiestufe anzapfen, um wiederum ATP herstellen zu können. Als weitere Energiequelle steht deshalb das Kreatinphosphat (KP) zur Verfügung, dem sich der Körper bedient, um in Verbindung mit ADP wiederum das ATP herzustellen. Der Vorrat des KP ist aber ebenfalls nach etwa 20 Sekunden intensiver Muskelarbeit erschöpft. Das Pferd müsste jetzt eine Pause einlegen und etwa drei Minuten warten, bis die Kreatinphosphatspeicher wieder gefüllt sind. Nachfolgend könnte das Pferd wiederholt eine knappe halbe Minute laufen oder springen.

Da jeder Pferdebesitzer schon aus Erfahrung weiß, dass das Pferd aber durchaus länger laufen kann, muss es weitere Energiequellen geben, die das Pferd plündert, sobald die Kreatinspeicher leer sind. Die gibt es selbstverständlich auch, und zwar in Form von Glykogen, der Speicherform von Glukose (Traubenzucker), und letztendlich auch Fettsäuren. Glykogen wird in der Muskulatur, aber auch in der Leber gespeichert. Der gespeicherte Vorrat reicht für etwa eine halbe Stunde Muskelarbeit. Sind nach dieser Zeit die Glykogenspeicher aufgebraucht, zapft der Körper schließlich die Fettreserven an.

Allerdings darf man sich die Verwertung der Energiequellen nicht so vorstellen, dass ein Depot zuerst vollständig geleert wird, bis die nächste Quelle ausgeschöpft wird. Die Energiequellen werden stets ineinander übergreifend angezapft. Dennoch gibt es die Regel, dass je kürzer und intensiver die Leistungsanforderung, desto eher werden die gespeicherten Phosphate als Energiequelle herangezogen. Je länger und moderater die geforderte Leistung hingegen ist, desto eher verbrennt der Körper Zucker und Fette.


Um den Fettstoffwechsel anzuregen, ist eine kontinuierliche leichte Arbeit wesentlich effektiver als kurzzeitige hohe Leistungsanforderungen.

Zucker und Fette werden mit der Nahrung aufgenommen, in eine speicherfähige Form gebracht und eingelagert. Fettreserven stehen dabei in fast unerschöpflichem Maß zur Verfügung. Wie viel Glykogen in den Speichern vorhanden ist, hängt vom Trainingszustand und von der Nahrungszufuhr über Kohlenhydrate ab. Die adäquate Fütterung spielt deshalb eine nicht zu unterschätzende Rolle für die Leistungsfähigkeit des Pferdes.

Nach Verbrauch des gespeicherten Zuckers greift der Körper nun auf die Fettreserven zu. Dies kann er allerdings nur im aeroben Stoffwechsel. Bei kurzzeitigen Höchstleistungen können die Fettreserven nicht genutzt werden. Soll ein Pferd abspecken, ist eine kontinuierliche leichte Arbeit deutlich effektiver als hohe, aber kurzzeitige Leistungen. Das Pferd muss dabei im aeroben Stoffwechselbereich bleiben, wobei es nicht mehr als 15 Prozent der möglichen Muskelkraft aufwenden darf.

 

MERKE

Der Abbau von Fettreserven findet nur im aeroben Stoffwechsel statt, wobei das Pferd nicht mehr als 15 Prozent der maximalen Muskelkraft aufwenden darf.

Sollten selbst die Fettreserven zur Neige gehen, nimmt sich der Körper im äußersten Notfall Eiweiße als Energiequelle vor. Dieser Prozess allerdings zerstört die Zellen und führt somit zu körperlichen Schäden.


Die Überwachung der Herzfrequenz mit Hilfe eines Pulsmessers kann helfen, das Training des Pferdes zu optimieren.

Aerober und anaerober Stoffwechsel

Da die Energiequellen Adenosintriphosphat und Kreatinphosphat sofort verfügbar sind, aber mit nur kleinem Vorrat zur Verfügung stehen, eignen sich diese Depots für den anaeroben Stoffwechsel. Im Umkehrschluss nutzt der Körper die großen Speichervorräte von Glykogen und Fettsäuren für den aeroben Stoffwechsel, insbesondere auch deshalb, weil die Verfügbarkeit zeitlich verzögert ist.

Der aerobe Stoffwechsel findet unter Sauerstoffverbrauch statt. Das bedeutet in der Praxis, dass der aerobe Stoffwechsel nur dann gegeben ist, wenn nicht mehr Leistung abgefordert wird, als die Lunge an Sauerstoff liefern kann. Die sportliche Leistung ist dabei relativ gering, kann aber über einen langen Zeitraum aufrechterhalten werden. Arbeitet der Organismus hingegen im anaeroben Bereich, findet der Stoffwechsel ohne Sauerstoffverbrauch statt. In diesem Fall werden ATP und KP abgebaut (siehe oben). Zudem kann es zu einer unvollständigen Glukoseverbrennung mit anfallendem Laktat kommen. Die Leistung kann nur kurzzeitig aufrechterhalten werden, dann ist das Pferd „außer Atem“ und muss eine Pause einlegen (um die verbrauchten Phosphatspeicher wieder zu füllen).

Kommt es zur unvollständigen Verbrennung von Glukose mit Laktatbildung, übersäuert der Muskel. Dies spürt man als „Brennen“ im Muskel. Im Leistungssport wird die Laktatmessung herangezogen, um den Bereich zu finden, in dem der aerobe Stoffwechsel in den anaeroben übergeht. An dieser sogenannten Schwellenleistung erbringen Pferde die größtmögliche Ausdauerleistung. Aus diesem Grund möchte man die Tiere im Schwellenbereich trainieren. Doch eine Laktatmessung ist beim Pferd nicht praktikabel, so muss man auf die Herzfrequenzmessung ausweichen, um eine optimale Trainingsbelastung zu erreichen. Mit zunehmender Fitness eines Pferdes verlagert sich der Schwellenwert und somit der Übergang in den anaeroben Bereich. Das Pferd kann auf diese Weise mehr im aeroben Bereich leisten als ein untrainiertes Tier.

Es setzt viel Gefühl und Kenntnis voraus, ein Pferd optimal zu trainieren und Überforderungen zu vermeiden. Überlastungsphasen führen letztendlich zu Verletzungen in Muskeln, Sehnen oder Bändern. Die meisten Pferde haben muskuläre Probleme aufgrund unsachgemäßen Trainings.


Ein Muskelriss wird durch eine Delle im Muskelverlauf sichtbar.

1.2 Auffinden von muskulären Problemen

Muskuläre Probleme sind beim Pferd ein sehr häufiges Phänomen, was bei über 40 Prozent Körpermasse nicht ungewöhnlich ist. So ist es nicht verwunderlich, dass mehr als drei viertel der Bewegungseinschränkungen dem myofaszialen System zuzuordnen sind. Ein guter Grund, der Muskulatur mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Um muskuläre Probleme behandeln zu können, müssen sie zunächst erkannt und deren Ursachen beseitigt werden. Die Behandlung der Muskulatur muss stets mit der Ursachenfindung und -beseitigung Hand in Hand gehen, um eine langfristige Lösung zu erzielen.

1.2.1 Ursachen von Muskeldysfunktionen

Die häufigste Form der muskulären Dysfunktion ist die Muskelverspannung. Sie entsteht immer aufgrund einer Stresssituation, die nun allerdings sowohl physisch als auch psychisch bedingt sein kann. Stresssituationen sind sehr vielfältig und decken nicht nur den Trainingsbereich ab. So kennen wir auch den Haltungs- und Fütterungsstress (siehe auch Kap. 4.1.) sowie den Trainings- und Verletzungsstress.

Physische Überforderungen haben häufig auch Verletzungen zur Folge, die einen weiteren Aspekt für nachfolgende Muskelverspannungen darstellen. Verletzungen der Muskulatur entstehen immer aufgrund einer Überbeanspruchung der Struktur. Dabei darf man die Muskulatur nicht getrennt vom Sehnenapparat betrachten. Muskeln und Sehnen bilden eine Einheit und beeinflussen sich gegenseitig. Kommt es zu einer Sehnenzerrung, wird der dazugehörige Muskel mit kontrakten Fasern reagieren, die den Zug auf die verletzte Sehne weiter erhöhen. Bei der Behandlung sind deshalb stets beide Komponenten – Muskel und Sehne – zu berücksichtigen.

MERKE

Eine Sehnenverletzung hat immer auch eine Verspannung des zugehörigen Muskels zur Folge.

Überbeanspruchungen der Muskulatur können durch Fehltritte des Pferdes, Überlastungen im Training, eine ungenügende Aufwärmphase oder traumatische Ereignisse wie Tritte oder Schläge von Artgenossen entstehen. Die Auswirkungen sind unterschiedlich und richten sich mitunter nach der Schwere der Verletzung. In der Reihenfolge der Schwere der Verletzung werden Muskelläsionen wie folgt eingeteilt: Muskelzerrung – Muskelkater – Muskelfaserriss – Muskelriss – Muskelprellung – Muskelkrämpfe.

Doch jede Verletzung kann wiederum in verschiedene Schweregrade eingestuft werden, sodass die Reihenfolge der Auflistung nicht zwingend ist.

Man sieht, dass bereits ein Muskelkater eine Verletzung darstellt, die nicht verharmlost werden sollte. Bei einem Muskelkater handelt es sich nach aktueller Lehrmeinung um kleinste Muskelfaserrisse. Immer noch kursiert jedoch die veraltete Annahme, es handle sich um eine Muskelübersäuerung durch die Bildung von Laktat. Diese These ist allerdings längst widerlegt. Auch die Meinung, dass man bei einem Muskelkater das Pferd weiterhin bewegen sollte, ist veraltet. Vielmehr ist Schonung angesagt, bestenfalls nur leichte Bewegung und Wärmeapplikationen.

Muskelzerrungen sind häufige Verletzungen des Pferdes, wobei diese von den Reitern oft gar nicht erkannt werden. Das Pferd zieht sich eine Muskelzerrung durch zu intensive Belastung, falsches Training und mangelhaftes Aufwärmen zu. Der Muskel wird dabei bis zur Belastungsgrenze gedehnt, überschreitet die Elastizitätsgrenze jedoch noch nicht. Die nächste Stufe, bei der bereits einzelne Muskelfasern zerreißen, wäre der Muskelfaserriss. Die Ursachen sind dieselben wie bei einer Zerrung, jedoch wirken die auslösenden Faktoren intensiver ein. Bei noch größeren zerstörerischen Einwirkungen können ganze Muskelbündel reißen oder gar der gesamte Muskel. Da sich gerissene Muskelfasern aufrollen und einziehen, hinterlassen diese Verletzungen stets sichtbare Dellen im Bereich der Verletzungsstelle.

Vor Unfällen ist man nicht immer gefeit, dennoch kann umsichtiges Verhalten beim Reiten und im Umgang mit dem Pferd bereits viele Verletzungen vermeiden. Im Training kann man Verletzungen der Muskulatur am besten verhindern, indem der Reiter auf ausreichend lange und gut strukturierte Auf- und Abwärmphasen achtet.

Muskelprellungen erleiden Pferde meist aufgrund von Tritten durch Artgenossen. Um diese Verletzungen zu vermeiden, sollte man die Haltungsbedingungen überprüfen: Hat das Pferd genügend Ausweichmöglichkeiten im Herdenverband? Die häufigsten Verletzungsgründe sind zu wenig Auslauf bei zu hohem Pferdebe-satz sowie eine ungünstige Herdenkonstellation.

Muskelkrämpfe kommen bei Pferden eher selten vor und sind meist das Resultat eines Elektrolytverlusts durch Schwitzen. Zu hohe Leistungsanforderungen (Überlastung) bei zu geringer Mineralstoff- und Wasserzufuhr ist die häufigste Ursache.

Jegliche Muskelverletzungen gehen in der Regel mit Schmerzen einher, die wiederum zur Folge haben, dass die Pferde versuchen, über eine bestimmte Schonhaltung oder -bewegung eine Schmerzlinderung zu erreichen. Diese Schonhaltung steht zunächst mit einer angespannten Muskulatur in Verbindung. Die über einen längeren Zeitraum eingegangene Schonhaltung oder Vermeidungsbewegung ist fast immer eine unnatürliche Bewegung oder Haltung, was folglich muskuläre Überlastungen und daraufhin Verspannungen verursacht. Somit befindet sich das Pferd in einem Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.

Es reicht leider meist nicht aus, die Ursache zu finden und zu beseitigen, um muskuläre Verspannungen dauerhaft zu lösen. Deshalb ist die Unterstützung eines Therapeuten, der die Muskeln des Pferdes behandelt, ein wichtiger Aspekt im therapeutischen Gesamtkonzept, um eine langfristige Besserung herbeizuführen.


Schwitzt das Pferd aufgrund hoher sportlicher Leistungen regelmäßig sehr stark, kann es unter einem Elektrolytverlust leiden. Dies kann in schweren Fällen zu Muskelkrämpfen führen, wenn die Mineralstoff- und Wasserzufuhr nicht rechtzeitig ausgeglichen wird.

Bevor man muskuläre Verspannungen jedoch lösen kann, muss man sie zunächst erst einmal auffinden. Viele Reiter kennen den muskulären Zustand ihres Pferdes überhaupt nicht. Sie trainieren mehr oder weniger oft und intensiv, wissen jedoch nicht, wie sich die Muskulatur dabei entwickelt oder verhält. Nicht selten bauen Pferde eine muskuläre Schutzspannung gegen das (unsachgemäße) Training auf, sodass sich Muskeln nicht auf-, sondern eher abbauen.

MERKE

Pferde bauen muskuläre Schutzspannungen auf, um sich vor Verletzungen, Überforderung oder Schmerzen zu schützen. Die damit verbundenen Daueranspannungen und Fehlhaltungen können zu weiteren gesundheitlichen Problemen führen und verhindern einen Muskelaufbau.

Dass etwas mit der Muskulatur des Pferdes nicht in Ordnung ist, kann der Reiter aber schon an verschiedenen Anzeichen erkennen. Taktunreine Gänge oder gar Lahmheiten sind nicht nur Zeichen von eventuellen Verletzungen, sondern auch muskulären Dysbalancen und Verspannungen. Verspannungen können aber auch ohne eine verletzungsbedingte Kombination entstehen.


Die Ausprägung der Muskulatur wird im Seitenvergleich beurteilt. Ausbalancierte Pferde haben meist auch eine symmetrische Muskulatur.

Ein verminderter Raumgriff, Unwilligkeit oder ein faul wirkendes Pferd sind ebenfalls Hinweise für mögliche muskuläre Probleme. Weigert sich das Pferd, eine bestimmte Bewegung auszuführen, ist dies ebenfalls ein Anzeichen. Ein typisches Beispiel hierfür ist, wenn das Pferd sich schlecht stellen oder biegen lässt. Gute Reiter erkennen muskuläre Probleme an einem festgehaltenen Rücken, wenig Raumgriff, unnachgiebigen Maul, einem fixiert getragenen Schweif oder verhaltenen Gängen. Wenn bereits Abwehrreaktionen beim Putzen auftreten, leidet das Pferd schon unter stark schmerzenden Muskelproblemen. Empfindlichkeiten an bestimmten Körperstellen können ebenfalls ein Hinweis auf eine muskuläre Dysfunktion sein.

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