Seitenblicke auf die französische Sprachgeschichte

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Aktueller Forschungsstand zur französischen Sprachgeschichte: Ein selektiver Überblick

Roger Schöntag

Eine Übersicht über alle Facetten der französischen Sprachgeschichte, die in der Forschung bisher oder in den letzten Jahren behandelt wurden, zu liefern – und die zudem den Anspruch auch nur einer gewissen Vollständigkeit reklamieren würde – wäre ein Unterfangen, das an dieser Stelle nicht geleistet werden kann und auch nicht soll. Dennoch erscheint es sinnvoll, einleitend zu vorliegendem Sammelband zumindest eine Auswahl rezenter Publikationen und Forschungsprojekte vorzustellen (ab den 2000er Jahren), um einerseits einen Einstieg in die einzelnen Aspekte aktueller wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem Sujet zu ermöglichen und andererseits, um die vorliegende Publikation in der derzeitigen Forschungslandschaft zu verorten.1

Zunächst seien einige Tagungen (colloques) bzw. Veranstaltungsreihen vorgestellt, die sich mit historischen Aspekten des Französischen befassen. Eine der jüngsten Kongressreihen wird von der Société Internationale de Diachronie du Français (SIDF) organisiert, die nach eigenem Bekunden ein colloque biennal zur histoire du français veranstaltet. Bisher stattgefunden haben die Tagungen in Nancy (I: 2011), in Cambridge (II: 2014) und Paris (III: 2016); die nächste wird in Neuchâtel (IV: 2018) anberaumt. Als Publikation mit entsprechendem thematischem Schwerpunkt ist aus dieser Vortragsreihe allein Ayres-Bennett/Rainsford (2014) hervorgegangen. Eine ebenfalls erst kürzlich ins Leben gerufen Tagungsreihe ist die von Maria Iliescu begründete des Repenser l’histoire du français, die in loser Folge bisher viermal abgehalten wurde, und zwar in Innsbruck (I: 2007), Chambéry (II: 2011), Neuchâtel (III: 2014) sowie in München (IV: 2016) und als nächstes in Erlangen stattfinden wird (V: 2018). Die dazu erschienenen Sammelbände vereinigen Beiträge mit den jeweils angesetzten Schwerpunkten: Lagorgette (2014), Kristol (2017) und demnächst Dufter/Grübl/Scharinger (im Druck 2018). Eine weitere, schon etwas länger laufende Tagungsreihe, ist die vom Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS) initiierte und als DIACHRO betitelte, die bisher bereits achtmal abgehalten wurde (I: Paris 2002 [unpubliziert], II: Paris 2004, III: Paris 2006, IV: Madrid 2008, V: Lyon 2010, VI: Leuven 2012, VII: Paris 2015, VIII: Strasbourg 2017), als prinzipielles Untersuchungsziel die phénomènes de changement en français ausgibt und einige Publikationen zeitigte: Combettes/Marchello-Nizia (2007), Fagard/Prévost/Combettes/Bertrand (2008), Combettes/Guillot/Oppermann-Marsaux/Prévost/Rodríguez Somolinos (2010), Guillot-Barbance/Combettes/Lavrentiev/Oppermann-Marsaux/Prévost (2012), Carlier/Goyens/Lamiroy (2015), Prévost/Fagard (2017). Eine letzte Tagungsreihe, die hier vorgestellt werden soll, sind die sich spezifisch nur dem Mittelfranzösischen widmenden Colloques internationales sur le moyen français, die über mehrere Jahrzehnte stattgefunden hatten (1974–2004), das letzte Mal (XII.) in Montréal. Es sei diesbezüglich nur auf die letzten Aktenbände verwiesen: Buridant (2000), Duval (2003), Vanderheyden/Mortelmans/De Mulder/Venckeler (2007), Di Stefano/Bidler (2007). Ihre Fortsetzung findet die Tagungsreihe in den colloques der Association Internationale des Études sur le Moyen Français (AIEMF), die bisher sechsmal abgehalten wurden (I: Montréal 2004, II: 2006 Poitiers, III: Gargano del Garda 2008, IV: Lovain-la-Neuve 2010, V: Helsinki 2014, VI: Turin 2016) und als nächstes in Paris (2018) stattfindet. Die daraus hervorgegangenen Actes sind folgende: Di Stefano/Bidler (2007) [gleichzeitig letzte Tagung der Vorgängerveranstaltung], Galderisi/Pignatelli (2007), Timelli/Ferrari/Schoysman (2010), Delsaux/Haug (2012). Selbstverständlich findet sich weitere aktuelle Forschung zur französischen Sprachgeschichte im Rahmen anderer, thematisch weitergefasster Tagungen, wie die von der Société de Linguistique Romane, dem Conseil International de la Langue Française (CILF), dem Romanistenverband oder dem Frankoromanistenverband veranstalteten Kongresse. Eine diachrone Sektion hat beispielsweise auch die alle zwei Jahre stattfindende DIA-Tagungsreihe (I–V, 2010–2018).

Es soll nun im Folgenden eine kleine Auswahl von Sammelbänden, Kongressakten und Monographien vorgestellt werden, die in den letzten Jahren erschienen sind und selektiv einige Themenfelder abdecken.

Spezifisch zum Altfranzösischen sei auf Wüest (2017) zur frühen Historiographie verwiesen, auf Varga (2017) zu Syntax und Diskurstradition, auf Gleßgen/Trotter (2016) zur lexikalischen Diversität, auf Floquet/Giannini (2015) zum anglo-français, auf die von Bellon (2015) herausgegebene Festschrift für Queffélec mit grammatischen Einzeluntersuchungen, auf Grübl (2014) zur Koineisierung und Standardisierung,2 auf Zimmermann (2014) zu denSubjektpronomen, auf Arteaga (2013) zur internen Sprachentwicklung, auf Burdy (2013) zur diachronen Wortbildung, auf Glikman (2011) zur syntaktischen Subordination, auf Rainsford (2011) zur Akzentstruktur, auf Kleinheinz/Busby (2010) zur Vielsprachigkeit im mittelalterlichen Kontext, auf Goldbach (2007) zur Pronominalisierung sowie auf Völker (2003) zu Skripta und Variation. Arbeiten zur Editionsphilologie und textliche Einzeluntersuchung zum Altfranzösischen liegen mit Zwink (2017), Gabel de Aguirre (2015), Videsott (2015), Ducos (2014), Gleßgen/Kihaï/Videsott (2011), Carles (2011), Schauwecker (2007), Overbeck (2003) und Holtus/Overbeck/Völker (2003) vor. Die Urkunden- und Literatursprache des Deutschen und Französischen im13./14. Jh. wird bei Gärtner/Holtus (2005) behandelt. Ein weiteres wichtiges Werk zum Altfranzösischen ist zweifellos die umfassende Grammatik von Buridant (2000).3

Zur Übersetzung im Alt- Mittel- und Renaissancefranzösischen liegt der Band von Galderisi/Vincensini (2015) vor, zur Editionsphilologie des Mittelfranzösischen der Aktenband von Van Hemelryck/Marzano (2010) und zu historischen Einzelaspekten u.a. des français ancien, des français moyen und des français classique die Festschrift für Bernard Combettes von Bertrand/Prévost/Charolles/François/Schnedecker (2008).

Soziolinguistische Arbeiten zu verschiedenen Epochen des Französischen wurden von Kremnitz (2013), Pooley/Lagorgette (2011), Lusignan (2004), Ayres-Bennett (2004) und Lodge (2004) vorgelegt, von Buridant (2006) mit zusätzlichem Bezug zum Okzitanischen und von Lusignan/Martineau/Morin/Cohen (2011) die Variation im amerikanischen Kontext mitberücksichtigend. Der Einfluss des Französischen auf andere Sprachen im Verlauf seiner Geschichte thematisiert beispielsweise die Monographie von Gadet/Ludwig (2015) sowie der Kongressband von Horiot (2008).

Einzelne Phänomene der französischen Sprachgeschichte, die ebenfalls verschiedene Epochen betreffen, wurden in folgenden Arbeiten behandelt: das françois italianizé in der Frühen Neuzeit von Scharinger (im Druck 2018), kommentierte Privattexte des 17. und 18. Jhs. von Ernst (im Druck 2018) und Ernst/Wolf (2005), die manuels épistolographiques von Große (2017), die Grammatikschreibung von Beck-Busse (2014), Französischunterricht im England des 15. Jh. von Nissile (2014), Französischlehrwerke in Deutschland des 19. Jh. von Willems (2013), Reflexivmarkierungen von Waltereit (2012), der „Antiakkusativ“ von Heidinger (2010), die Sprachpolitik in der Aufklärung von Große/Neis (2008), Grammatikalisierungsphänomene von Klump (2007), der Normierungsprozess bzw. seine Vertreter von Caron (2004), Texte und Institutionen von Haßler (2001).

In Bezug auf den Sonderbereich der französischbasierten Kreolsprachen sei nur auf Neumann-Holzschuh (2011), auf Hazaël-Massieux (2008) und das noch im Entstehen begriffene Handbuch von Stein/Mutz/ Krämer (2019 im Druck) verwiesen.

Ein gewisser Schwerpunkt der Betrachtungen zur französischen Sprache liegt bei aller Vielfalt wohl auf strukturellem Wandel und Grammatikalisierungsprozessen, wie sie auch zahlreiche Sammelbände zu den romanischen Sprachen im Allgemeinen widerspiegeln; beispielhaft sei diesbezüglich nur auf folgende hingewiesen: Ayres-Bennett/Carlier/Glikman/Rainsford/Siouffi/Skupien-Dekens (im Druck 2018), Dufter/Stark (2017), Detges/Waltereit (2008) und Stark/Schmidt-Riese/Stoll (2008).

Zweifellos werden innerhalb der Romanistik auch zahlreiche andere Themen abgehandelt. Auch diesbezüglich sei nur auszugsweise auf einige Sammelbände verwiesen, in denen auch Einzeluntersuchungen zum Französischen zu finden sind: zur Sprache in der Renaissance Herling/Hardy/Sälzer (2016), zu Entwicklungen im Wortschatz Hillen/Jansen/Klump (2013), zur Pragmatik Wehr/Nicolosi (2012) sowie Iliescu/Siller-Runggaldier/Danler (2010), zu Manuskripttraditionen Wilhelm (2012), zum mittelalterlichen Wissenstransfer Dörr/Wilhelm (2009), zur historischen Semantik Lebsanft/Gleßgen (2004), zum Sprachbewusstsein Haßler/Niederehe (2000).4

Die letzten Monographien zur gesamten französischen Sprachgeschichte oder einzelnen Epochen, die aktuell erschienen sind, stellen im Wesentlichen Neuauflagen älterer Editionen dar, wie beispielsweise Cerquiglini (2013), Klare (2011), Berschin/Felixberger/Goebl (2008), Zink (2007) oder Picoche/Marchello-Nizia (2001). Relativ neu hingegen ist die neu aufgelegte Zusammenschau von Huchon (2016) sowie die kurzen Übersichten zum Alt- und Mittelfranzösischen von Ducos/Soutet (2012) und Duval (2009). Die lautliche Entwicklung und die Morphologie des Altfranzösischen finden sich in den beiden Neuauflagen von Joly (2004, 2009); die zahlreichen reinen Lehrbücher zum Altfranzösischen seien hier nicht berücksichtigt. Maßgeblich sind entsprechend dem allgemeinen Trend in den historischen Wissenschaften größere Kompendien mit einer Sammlung von Einzeldarstellungen. Ein solches Werk wie es beispielsweise für das Spanische mit der Sprachgeschichte von Cano Aguilar (2005) oder für das Italienische mit der mehrbändigen Sprachgeschichte von Serianni/Trifone (1993–1994) erschien, liegt, wenn auch nicht so differenziert wie letzteres, für das Französische mit der Neuauflage von Chaurand (2012) vor. Die umfangreichste Darstellung der französischen Sprachgeschichte bleibt jedoch nach wie vor die von Brunot (1905–1938).5 Was die aktuelle Forschung anbelangt ist zudem vor allem auf die einzelnen einschlägigen Artikel der dreibändigen Romanischen Sprachgeschichte von Ernst/Gleßgen/Schmitt/Schweickard (2003–2008) aus der HSK-Reihe zu verweisen, auf die wenigen historisch ausgerichteten kurzen Beiträge aus dem Handbuch Französisch von Kolboom/Kotschi/Reichel (2008) sowie ganz aktuell auf die entsprechenden Einzeldarstellungen aus dem Manuel de linguistique française von Polzin-Haumann/Schweickard (2015). Ergänzend dazu können auch die entsprechenden historischen Artikel aus dem zu den Fach- und Gruppensprachen vorliegenden Manuel von Forner/Thörle (2016) herangezogen werden, aus dem zur Editionsphilologie von Trotter (2015) und aus dem zur francophonie von Reutner (2017), alle aus der neugegründeten MRL-Reihe.

 

Zuletzt sei noch auf einige Wörterbuchprojekte hingewiesen, die entweder kürzlich abgeschlossen wurden oder die sich noch in Arbeit befinden, sowie auf damit zusammenhängende und weitere Digitalisierungs- und Datenbankprojekte. Es stehen mit Greimas (2012) zum Altfranzösischen und Greimas/Keane (2007) zum Mittelfranzösischen zwei aktuelle je einbändige Wörterbücher zur Verfügung, die ergänzt werden durch die überarbeiteten etymologischen Wörterbücher von Picoche (2015) und von Dubois/Mitterand/ Dauzat (2011) sowie durch das mehrbändige zur Wortgeschichte von Rey (2016), dessen aktuellste und erweiterte Auflage gerade erschienen ist. Im Wörterbuch von Enckell (2017) wird die historische Schichtung des français non conventionnel dargestellt. Das über mehrere Jahrzehnte entstandene Französische Etymologische Wörterbuch (FEW) von Walther von Wartburg (1922–2002), welches 2002 einen vorläufigen Abschluss gefunden hatte, wird zur Zeit in Nancy (ATILF/CNRS/Université de Lorraine) weiterverfolgt und dort digitalisiert (bisher nur images) – weitere Faszikel sind zumindest in Planung. Noch im Entstehen begriffen ist das Dictionnaire étymologique de l’ancien français (DEAF), welches von Kurt Baldinger begründet wurde und nun von Frankwalt Möhren in Heidelberg weitergeführt wird, zudem gleichzeitig als DEAFél digitalisiert wird. Ebenfalls noch im statu nascendi sind die beiden Wörterbuchprojekte zum Okzitanischen, das DAO und das DAG, die in München respektive Heidelberg fortgeführt werden. An der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist unter der Leitung von Martin-Dietrich Gleßgen auch die Digitalisierung des gaskognischen Wörterbuchs realisiert worden (DAGél). Digitalisiert und mit einer Suchfunktion versehen wurde das nun schon betagte, aber nichtsdestoweniger immer noch dienliche Wörterbuch zum Altfranzösischen von Godefroy (1881–1902), das von Classiques Garnier in Paris gehosted wird, sowie das an der Universität in Stuttgart angesiedelte von Tobler/Lommatsch (1925–2002), beide nach wie vor unverzichtbare Referenzen. Zwar nicht grundsätzlich historisch ausgerichtet aber mit knapper und valider etymologischer Referenz versehen ist die Online-Version des TLF, die in Form des TLFi in Nancy (ATILF/CNRS/Université de Lorraine) verortet ist. Dort ist zudem das elektronische Wörterbuch DMF zum Mittelfranzösischen angesiedelt sowie das Dictionnaire Électronique de Chrétien de Troyes (DÉCT), welches sich aus den Dichtungen Érec, Cligès, Lancelot, Yvain und Perceval speist, sowie das gesamtromanische etymologische Wörterbuch DÉRom unter der Leitung von Wolfgang Schweickard (Saarbrücken) und Éva Buchi (CNRS/ATILF). Ein spezifisches Wörterbuch ist das Anglo-Norman-Dictionary (AND), das 2005 neu aufgelegt wurde und zusätzlich nun an den Universitäten von Aberystwyth und Swansea nach und nach digitalisiert wird (Anglo-Norman Online-Hub). Ebenfalls historisch spezifisch sind die in Bamberg angesiedelten etymologischen Wörterbuchprojekte zum französischen Kreol von Annegret Bollée (als Ergänzung des FEW gedacht), das DECOI (1993–2007) und das DECA (2017–2018). Nicht diatopisch, sondern fachsprachlich orientiert sind die Wörterbuchprojekte DFSM (Paris) zur mittelalterlichen Wissenschaftssprache des Französischen und DiTMAO (Göttingen) zum medizinisch-botanischen Fachwortschatz des Okzitanischen. Einem grammatischen Phänomen widmet sich das Grazer Projekt des Dictionnaire historique de l’adjectif-adverbe (DHAA).

Ein digital aufbereitetes Korpus zum Alt- und Mittelfranzösischen (9.–15. Jh.) steht mit der von Christiane Marchello-Nizia begründeten Base de Français Médiéval (BMF) zur Verfügung, die am ENS in Lyon gehosted wird. Das aktuell von Achim Stein und Pierre Kunstmann an der Universität Stuttgart betriebene Nouveau Corpus d’Amsterdam (NCA) stellt im XML-Format aufbereitete Texte des Altfranzösischen vom Anfang des 11. bis Ende des 14. Jh. zur Verfügung.6 Bei beiden Datenbanken bedarf es zur Nutzung einer Registrierung. Eine Recherche zur älteren Sprachstufe des Französischen bzw. seiner Entwicklung ist auch über die Datenbank von FRANTEXT (ATILF/ CNRS/Université de Lorraine) möglich, die prinzipiell Schriftzeugnisse vom 10.–21. Jh. enthält und verschiedene ergänzende Teildatenbanken umfasst (Frantext Moyen Français, Frantext AFNOR, Frantext CTLF). Während die allgemeine Version (Frantext intégral) 79 Texte zum Altfranzösischen und 279 zum Mittelfranzösischen enthält, beinhaltet die Spezialdatenbank des Frantext MF allein 219 Texte zum Mittelfranzösischen (1330–1550).

Noch im Entstehen ist das deutsch-französische Projekt einer Datenbank zu lateinischen und frühen französischen Texten (PaLaFra), geleitet u.a. von Maria Selig in Regensburg. An der LMU München wird von Thomas Krefeld und Stephan Lücke das alternative geolinguistische Projekt VerbaAlpina betrieben, welches jenseits von Nationalgrenzen operierend auch die Varietäten des französisch- und okzitanischsprachigen Alpenraumes abdeckt.

An elektronischen Editionen der ältesten französischen Texte arbeitet Martin Gleßgen in seinen Projekten an der Universität Zürich (z.B. DocLing, Gleßgen 2015), während Maria Lieber italienische und französische Manuskripte der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden (SLUB) zu erschließen sucht.

Korpora zur jüngeren Sprachgeschichte des Französischen wären beispielsweise das in vorliegendem Sammelband präsentierte Korpus CHSF zum Substandard zwischen 1789 und 1918 von Harald Thun (Kiel) oder das zur Grammaire Générale (CGEC) von Jürgen Trabant an der FU Berlin.

Eine ganze Reihe von Korpora mit sprachhistorischem Bezug werden bei Classiques Garnier gehosted, von denen beispielhaft nur auf das Corpus des remarques sur la langue française (XVIIe siècle) unter der Leitung von Wendy Ayres-Bennett, das Grand Corpus des grammaires françaises, des remarques et des traités sur la langue (XIVe-XVIIe siècles) von Bernard Colombat, Jean-Marie Fournier und Wendy Ayres-Bennett sowie das Corpus de la littérature médiévale des origines au 15e siècle von Claude Blum, Dominique Boutet, Elisabeth Gaucher und Elisabeth Lalou hingewiesen werden soll. Eine andere Übersicht zu Korpora-Projekten findet sich auch auf der Homepage der FU Berlin unter der Rubrik Französische Korpora und Textdatenbanken.

Als übergreifendes Forschungsprojekt zur Diachronie des Französischen sei auf das 2014 gegründete internationale Réseau Corpus Français Préclassique et Classique (RCFC) an der FU Berlin verwiesen, unter dessen Dach verschiedene Einzelprojekte und deren Korpora angesiedelt sind, die sich mit Variation, Sprachwandel und Grammatikalisierung beschäftigen. Des Weiteren sei auf das Laboratoire de Français Ancien (LFA) an der Universität Ottawa unter der Leitung von Pierre Kunstmann aufmerksam gemacht, welches mit dem ATILF und der Universität von Kopenhagen in Kooperation steht und sich der Digitalisierung mittelalterlicher Texte widmet sowie sprach- und literaturwissenschaftliche Studien fördert, die mit diesen Korpora arbeiten.

Abschließend sei nochmals darauf hingewiesen, dass natürlich auch zahlreiche Artikel zur französischen Sprachgeschichte jenseits der hier erwähnten Sammelbände erschienen sind, sowohl in einschlägigen Fachzeitschriften als auch in Sammelbänden zu allgemein romanistischen Themen oder in Festschriften, die hier nicht alle berücksichtigt werden können. Deswegen der womöglich redundante, aber vielleicht dennoch hilfreiche Verweis – jenseits von bekannten Bibliographien – sowohl auf Kommunikationsorgane wie romanistik.de, die Homepages der jeweiligen Organisationen und Projekte (v. supra) sowie der einschlägigen Lehrstühle und ihrer Mitarbeiter.

Literatur

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Duval, Frédéric (Hrsg.) (2003): Frédéric Godefroy. Actes du Xe colloque international sur le moyen français. Organisé à Metz du 12 au 14 juin 2002 par le Centre „Michel Baude, littérature et spiritualité“ et par l’ATILF (UMR 7118). Paris: École des Chartes (= Mémoires et documents de l’École de Chartes, 71).

Enckell, Pierre (2017): Dictionnaire historique et philologique du français non conventionnel. Préface de Pierre Rézeau. Paris: Classiques Garnier.

Ernst, Gerhard (im Druck 2018): Textes français privés des XVIIe et XVIIIe siècles. Berlin: de Gruyter (= Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie, 400).

Ernst, Gerhard/Gleßgen, Martin-Dietrich/Schmitt, Christian/Schweickard (Hrsg.) (2003, 2006, 2008): Romanische Sprachgeschichte: Ein internationales Handbuch zur Geschichte der romanischen Sprachen. 3 Teilbände. Berlin/New York: de Gruyter (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft, 23.1–23.3).