Handbuch Jüdische Studien

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Ausblick

Die deutsch-jüdische Rezeption von Sepharad kulminierte im 19. Jahrhundert in der Wissenschaft des Judentums, die ein breites Forschungsprogramm zur sephardischen Philosophie und Poesie des Mittelalters entwickelte.63 Über Deutschland hinaus wirkte sie z. B. nach England, wo sich Staatsmänner und Autoren wie Benjamin Disraeli trotz ihrer Konversion zum Christentum auf sephardische Vorfahren besannen und sephardische Juden zu ihren literarischen Protagonisten machten.64 In der deutsch-jüdischen Literatur begründeten Autoren wie Heinrich Heine, Phöbus und Ludwig Philippson oder Berthold Auerbach bewusst ein neues, auf sephardischen Narrativen aufgebautes Genre jüdisch-historischer Fiktion, um damit einen Beitrag zur Entstehung einer selbstbewussten, nicht assimilierten jüdischen Minderheitskultur zu leisten.65 (Siehe hierzu auch den Beitrag von Irmela von der Lühe, S. 385.) Dieses Genre endete mit dem Beginn des Nationalsozialismus, dem Scheitern der erträumten deutsch-jüdischen Symbiose und der Durchsetzung eines neuen Spanienbilds, das primär mit der Zeit der Inquisition, der Verfolgungen, Pogrome und Vertreibungen verbunden wurde.66

In der Architektur orientierten sich die Entwürfe aschkenasischer Reformsynagogen in einem kurzen Zeitraum zwischen 1830 und 1870 ebenfalls an Modellen, die wie Reminiszenzen an das Zusammenleben zwischen Juden und Muslimen auf der Iberischen Halbinsel wirkten, wenn sie auch gleichzeitig von anderen Faktoren beeinflusst wurden, wie John Efron herausgearbeitet hat.67 Schließlich wirkten sephardisch-orientalische Einflüsse auf körperliche Ideale deutscher Juden von Schönheit und Reinheit.68 Dabei wurden bisweilen aktuelle Bilder orientalischer Jüdinnen und Juden herangezogen. Insgesamt war die Orientierung am sephardischen Judentum im 18. und 19. Jahrhundert jedoch mehr auf vergangene als auf existente sephardische Welten ausgerichtet, und sephardische Juden, die sich nach dem Zerfall des Osmanischen Reichs in westlichen Zentren der aschkenasischen Diaspora ansiedelten, wurden nicht etwa mit den herrschenden Idealen des „Sephardismus“ in Verbindung gebracht, sondern in Umkehrung früherer Verhaltensweisen von der Mehrheit der Aschkenasim als rückständig stigmatisiert und ausgegrenzt.69 Dabei spielten auch westliche Sephardim bisweilen eine ambivalente Rolle, wie Aviva Ben-Ur in einer wichtigen Studie zum US-amerikanischen Judentum gezeigt hat.70

Die Erwartung, dass Sephardim und Aschkenasim in einem einheitlichen Judentum aufgehen sollten, wurde vor allem in frühen zionistischen Diskursen vorgetragen, die entgegen gängiger Narrative auch in Zentren der sephardischen Diaspora von Bedeutung und Einfluss waren.71 Vorläufer hatte diese Erwartung in Wohltätigkeitsorganisationen, die seit dem 18. Jahrhundert von Istanbul aus zur Unterstützung jüdischer Gemeinden in Eretz Israel gegründet wurden, sich aber nie gegen sephardische und aschkenasische Partikularismen durchsetzen konnten, wie Matthias Lehmann gezeigt hat.72 Auch die unterschiedliche Fremdwahrnehmung von Sephardim und Aschkenasim überlebte den Beginn der Moderne und führte z. B. im Spanien des frühen 20. Jahrhunderts zu einer Welle von „Philosephardismus“, die sephardischen Juden aus dem ehemaligen Osmanischen Reich den Erwerb spanischer Pässe ermöglichte.73 Gleichzeitig entstand eine neue Situation, indem der Begriff „Sephardim“ seit der Zwischenkriegszeit eine Erweiterung auf nichtaschkenasische Juden erfuhr und fortan auch arabische Juden umfasste, die keinen europäischen Hintergrund vorzuweisen hatten.74 Im Nahen Osten hatte dies zur Folge, dass zionistische Einheitsideale durch europäische Kolonialdiskurse konterkariert und Sephardim nichteuropäischer Abstammung als „Juden des Orients“ (edot hamisrach) stigmatisiert wurden.75

Heute bezeichnen sich arabisch-stämmige Juden vielfach selbst als „Misrachim“, um ihre positive Verbindung zur arabischen Welt zu markieren und die Dominanz des europäischen Erbes im Judentum in Frage zu stellen.76 Andere lehnen „Misrachim“ als Bezeichnung ab und halten in Reminiszenz an das europäische Erbe an der Bezeichnung „Sephardim“ fest, die sie mit mediterraner Kultur und religiöser Beweglichkeit verbinden.77 Erneut werden die Ambivalenzen und Probleme von Zuschreibungen deutlich. Offenkundig ist, dass die Geschichte der sephardischen Juden mit der erweiterten Terminologie und den politischen Umbrüchen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts im klassischen Sinne entweder endet78 oder eine völlig neue Dimension und Blickrichtung gewinnt, deren Konsequenzen u. a. in Israel zu verfolgen sind. In jedem Fall setzt sich die Begegnungs- und Vernetzungsgeschichte von sephardischen und aschkenasischen Juden fort und wird auch in Zukunft das Thema von Forschungen sein, die sich dieser Perspektive mehr und mehr öffnen.

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1„Sepharad“ findet sich zuerst in Ob 20 und wird seit dem Ende des 8. Jahrhunderts zur Bezeichnung von Spanien verwandt. Vgl. Elazar, Daniel: The Other Jews: The Sephardim Today, New York 1989, S. 15. „Aschkenas“ findet sich u. a. in Gen 10,3 oder 1 Chron 1,6, etabliert sich aber ebenfalls erst im 10. Jahrhundert als Bezeichnung für den deutschsprachigen Raum. Vgl. Aust, Cornelia: Art. Aschkenasim, in: Enzyklopädie der Neuzeit, 12 Bde., Stuttgart 2005–2012, Bd. 1, S. 696.

2Zur Unterscheidung nach halachischen Traditionen vgl. z. B. Medding, Peter Y. (Hg): Sephardic Jewry and Mizrahi Jews (= Studies in Contemporary Jewry, Bd. 22), Oxford 2007, S. vii. Speziell zu den Ritusgruppen vgl. Elbogen, Ismar: Der jüdische Gottesdienst in seiner geschichtlichen Entwicklung, Frankfurt/Main 1924.

3Ben-Ur, Aviva: Sephardic Jews in America: A Diasporic History, New York 2009, S. 93.

4Sorkin, David: Beyond the East-West Divide: Rethinking the Narrative of the Jews’ Political Status in Europe, 1600–1700, in: Jewish History 24/3–4 (2010), S. 247–256. Zur Entstehung der Zuschreibung im aschkenasischen Judentum vgl. Efron, John M.: German Jewry and the Allure of the Sephardic, Princeton 2016, bes. S. 57–61.

5Für einen historischen Überblick vom Mittelalter bis zur Neuzeit, der sowohl sephardische als auch aschkenasische Entwicklungen berücksichtigt, vgl. Battenberg, Friedrich: Das europäische Zeitalter der Juden, 2 Bde., Darmstadt 2000.

6Für einen guten Überblick vgl. Bossong, Georg: Die Sepharden: Geschichte und Kultur der spanischen Juden, München 2008. Vgl. auch die zahlreichen Publikationen, die 1992 zur Erinnerung an die Vertreibung von 1492 entstanden sind, unter ihnen Beinart, Haim (Hg.): Moreshet Sepharad: The Sephardi Legacy, 2 Bde., Jerusalem 1992; Kedourie, Elie (Hg.): Spain and the Jews: The Sephardi Experience 1492 and After, London 1992; Méchoulan, Henry (Hg.): Les Juifs d’Espagne: Histoire d’une diaspora (1492–1992), Paris 1992.

7Zu den Conversos vgl. Graizbord, David L.: Souls in Dispute: Converso Identities in Iberia and the Jewish Diaspora, 1580–1700, Philadelphia 2004. Zu sephardisch-atlantischen Handelsnetzwerken vgl. Israel, Jonathan: Diasporas within a Diaspora: Jews, Crypto-Jews and the World Maritime Empires, 1540–1740, Leiden 2002; Kagan, Richard L. (Hg.): Atlantic Diasporas: Jews, Conversos, and Crypto-Jews in the Age of Mercantilism, 1500–1800, Baltimore 2009; Studnicki-Gizbert, Daviken: A Nation upon the Ocean Sea: Portugal’s Atlantic Diaspora and the Crisis of the Spanish Empire, 1492–1640, Oxford 2007.

8Zu Polen vgl. Gutterman, Alexander: Sephardic Jews in Poland, in: Pe’amim 18 (1984), S. 53–79 [hebr.]. Für eine ältere Darstellung vgl. Balaban, Majer: Skizzen und Studien zur Geschichte der Juden in Polen, Berlin 1911, S. 11–19.

9Vgl. Ayala, Amor; Denz, Rebekka; Salzer, Dorothea M.; Schmädel, Stephanie von (Hg.): Galut Sepharad in Ashkenaz: Sepharden im deutschsprachigen Kulturraum, Potsdam 2013. Vgl. auch einen Teil der Beiträge in Studemund-Halévy, Michael (Hg.): Sefarad in Österreich Ungarn, in: transversal 13 (2012), S. 5–80.

10Für die folgenden und zusätzliche Zahlen vgl. Elazar: The Other Jews, S. 44 ff. und 50 f.

11Für die folgenden und zusätzliche Zahlen vgl. Medding: Sephardic Jewry, S. ix. Gerber spricht sogar von 60 % Sephardim zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Vgl. Gerber, Jane S.: The Jews of Spain: A History of the Sephardic Experience, New York et al. 1994, S. xxiv.

12Vgl. z. B. Medding: Sephardic Jewry, S. vii, der von einer „fundamental halakhic unity“ spricht.

13Für einen guten Überblick vgl. Aust: Art. Aschkenasim. Für Details vgl. Zimmels, H. J.: Ashkenazim and Sephardim: Their Relations, Differences and Problems as Reflected in the Rabbinical Responsa, London 1958. Abraham Joshua Heschel hat einen Teil der Unterschiede zum Ausgangspunkt genommen, um Sephardim und Aschkenasim prominent als „klassische“ und „romantische“ Juden zu beschreiben. Vgl. Heschel, Abraham: Die Erde ist des Herrn, Neukirchen-Vluyn 1985, S. 21–31. Für eine sephardische Erwiderung vgl. Elazar: The Other Jews, S. 30–39.

14Zu Juden im Christentum und Islam vgl. Cohen, Mark R.: Unter Kreuz und Halbmond: Die Juden im Mittelalter, München 2005.

15Posner, Raphael; Kaploun, Uri; Cohen, Shalom (Hg.): Jewish Liturgy: Prayer and Synagogue Service throughout the Ages, Jerusalem 1975, S. 249–253. Sichtbar werden diese liturgischen Traditionen auch in unterschiedlichen Raumkonzeptionen sephardischer und aschkenasischer Synagogen. Vgl. Keßler, Katrin: Ritus und Raum der Synagoge: Liturgische und religionsgesetzliche Voraussetzungen für den Synagogenbau in Mitteleuropa (= Schriften der Bet Tfila – Forschungsstelle für jüdische Architektur in Europa, Bd. 2), Petersberg 2007.

 

16Für einen kompakten Überblick vgl. Lowenstein, Steven M., Jüdisches Leben – Jüdischer Brauch, Düsseldorf 2002, S. 108–111.

17Für Details vgl. Zimmels: Ashkenazim and Sephardim, S. 164–187. Zum Ehe- und Scheidungsrecht vgl. auch Fn 26 und Fn 27.

18Zimmels: Ashkenazim and Sephardim, S. 186.

19Für einen Eindruck vgl. Lowenstein: Jüdisches Leben.

20Grossman, Avraham: Relations between Spanish and Ashkenazic Jewry in the Middle Ages, in: Beinart: Moreshet Sepharad, Bd. 1, S. 220–239.

21Vgl. z. B. Ray, Jonathan: New Approaches to the Jewish Diaspora: The Sephardim as a Sub-Ethnic Group, in: Jewish Social Studies N. S. 15/1 (2008), S. 17 f.; Lehmann, Matthias B.: Emissaries from the Holy Land: The Sephardic Diaspora and the Practice of Pan-Judaism in the Eighteenth Century, Stanford 2014, S. 199.

22Elazar: The Other Jews, S. 19.

23Grossman: Relations between Spanish and Ashkenazic Jewry.

24Ebd., bes. S. 229–231. Zu Ascher ben Jechiel vgl. auch Ta-Shma, Israel: Rabbi Joseph Caro and his Beit Yosef: Between Spain and Germany, in: Beinart: Moreshet Sepharad, Bd. 2, S. 195, und ders.: Creativity and Tradition: Studies in Medieval Rabbinic Scholarship, Literature and Thought, Cambridge, MA 2007, S. 111–126.

25Ta-Shma: Creativity and Tradition, S. 13.

26Grossman, Avraham: Pious and Rebellious: Jewish Women in Medieval Europe, Waltham, MA 2004, S. 68–101, bes. S. 70–90.

27Grossman: Halakhic Decisions on Family Matters in Medieval Jewish Society, auf: http//jwa.org/encyclopedia/article/halakhic-decisions-on-family-matters-in-medieval-jewish-society, letzter Zugriff: 31. 05. 2016.

28Grossman: Pious and Rebellious, S. 77 f.

29Assis, Yom Tov: The Ordinance of Rabbenu Gershom and Polygamous Marriages in Spain, in: Zion 46 (1981), S. 251–277 [hebr.]; vgl. auch Grossman: Pious and Rebellious, S. 79–82.

30Cohen, Gerson D.: Messianic Postures of Ashkenazim and Sephardim, in: Saperstein, Marc (Hg.): Essential Papers on Messianic Movements and Personalities in Jewish History, New York 1992, S. 202–233.

31Ebd., S. 223 f.

32Vgl. z. B. Gross, Abraham: On the Ashkenazi Syndrome of Martyrdom in Portugal in 1497, in: Tarbiz 64 (1994), S. 83–114 [hebr.]; Ben-Shalom, Ram: Kidush ha-Shem and Jewish Martyrdom in Aragon and Castile in 1391: Between Spain and Ashkenaz, in: Tarbiz 70 (2001), S. 227–282 [hebr.] und Gross, Abraham: Conversions and Martyrdom in Spain in 1391: A Reassessment of Ram Ben-Shalom, in: Tarbiz 71 (2002), S. 269–278. [hebr.]. Zum sephardischen Märtyrertum vgl. auch Bodian, Miriam: Dying in the Law of Moses: Crypto-Jewish Martyrdom in the Iberian World, Bloomington, IN 2007, S. 1–22, bes. 4–9.

33Carlebach, Elisheva: Between History and Hope: Jewish Messianism in Ashkenaz and Sepharad, Jerusalem 1998.

34Vgl. Yerushalmi, Yosef Hayim: Zachor: Erinnere Dich! Jüdische Geschichte und jüdisches Gedächtnis, Berlin 1988; Bonfil, Robert: How Golden was the Age of the Renaissance in Jewish Historiography? in: History and Theory 27/4 (1988), S. 78–102. Für einen guten Überblick über die Diskussionen im Anschluss an Yerushalmi vgl. Jacobs, Martin: Islamische Geschichte in jüdischen Chroniken. Hebräische Historiographie des 16. und 17. Jahrhunderts, Tübingen 2004, S. 28–57. Zur sephardischen und aschkenasischen Historiographie vgl. neuerdings auch Wilke, Carsten: Sephardi and Ashkenazi Conceptions of World History: From Gedaliah ibn Yahya to David Gans, in: Judaica Bohemiae 51/1 (2016), S. 111–126.

35Benbassa, Esther (Hg.): Mémoires juives d’Espagne et du Portugal, Paris 1996 und Bodian, Miriam: Hebrews of the Portuguese Nation: Conversos and Community in Early Modern Amsterdam, Bloomington, IN 1999, bes. S. 76–95.

36Israel: Diasporas within a Diaspora.

37Bodian: Hebrews of the Portuguese Nation, bes. S. 96–131.

38Galasso, Christina: Religious Space, Gender, and Power in the Sephardi Diaspora: The Return to Judaism of New Christian Men and Women in Livorno and Pisa, in: Lieberman, Julia (Hg.): Sephardi Family Life in the Early Modern Diaspora, Hanover, NH et al. 2011, S. 101–128. Zur Rolle der Frau in Converso-Familien, die im Geheimen ihr Judentum aufrecht erhielten, vgl. prominent Melammed, Renée Levine: Heretics or Daughters of Israel? The Crypto-Jewish Women of Castile, New York 1999.

39Für einen Überblick über beide Sprachen vgl. Weinstock, Nathan; Sephiha, Vidal: Yiddish and Judeo-Spanish: A European Heritage, Brüssel 1997. Für die Neuzeit hat besonders Sarah Abrevaya Stein die Funktion beider Sprachen im Russischen und Osmanischen Reich verglichen. Vgl. dies.: Making Jews Modern: The Yiddish and Ladino Press in the Russian and Ottoman Empires, Bloomington 2003 und dies.: Assymetric Fates: Secular Yiddish and Ladino Culture in Comparison, in: The Jewish Quarterly Review 96/4 (2006), S. 498–509. Ansonsten existieren keine vergleichenden Studien.

40Lowenstein: Jüdisches Leben, S. 65–68. Zur unterschiedlichen Schrift und Aussprache des Hebräischen vgl. auch Zimmels: Ashkenazim and Sephardim, S. 82–99.

41Davis, Joseph: The Reception of the „Shulhan Arukh“ and the Formation of Ashkenazic Jewish Identity, in: Association for Jewish Studies Review 26/2 (2002), S. 251–276, bes. S. 259.

42Zimmels: Ashkenazim and Sephardim, S. 115 f.

43Ta-Shma: Rabbi Joseph Caro and his Beit Yosef.

44Davis: The Reception of the Shulhan Arukh, S. 259–268.

45Zimmels: Ashkenazim and Sephardim, S. 116–121.

46Für einen Überblick vgl. Aust: Art. Aschkenasim. Am besten sind die genannten Interaktionen für den Buchdruck und Buchhandel erforscht. Vgl. z. B. Berger, Shlomo: Ashkenazim Read Sephardim in Seventeenth-and Eighteenth-Century Amsterdam, in: Studia Rosenthaliana 35/2 (2001), S. 253–265 und Stanislawski, Michael: The Yiddish „Shevet Yehudah“: A Study in the „Ashkenization“ of a Spanish-Jewish Classic, in: Carlebach, Elisheva; Efron, John M.; Myers, David N. (Hg.): Jewish History and Jewish Memory: Essays in Honor of Yosef Hayim Yerushalmi, Hanover, NH 1998, S. 134–149. Zu Sephardim und Aschkenasim in Krisen und Fragen der Krisenbewältigung vgl. z. B. Barnai, Jacob: The Spread of the Sabbatean Movement in the Seventeenth and Eighteenth Centuries, in: Menache, Sophia (Hg.): Communication in the Jewish Diaspora: The Pre-Modern World, Leiden 1996, S. 313–337.

47Bodian: Hebrews of the Portuguese Nation, S. 85–92.

48Levie Bernfeld, Tirtsah: Poverty and Welfare among the Portuguese Jews in Early Modern Amsterdam, Oxford 2012, bes. S. 117–121.

49Kaplan, Yosef: The Portuguese Community in 17th-Century Amsterdam and the Ashkenazi World, in: Michman, Jozeph (Hg.): Dutch Jewish History, 3 Bde., Jerusalem 1984–1993, Bd. 2, S. 23–45.

50Vgl. z. B. Greenberg, Mark I.: A „Haven of Benignity“: Conflict and Cooperation Between Eighteenth-Century Savannah Jews, in: The Georgia Historical Quarterly 86/4 (2002), S. 544–568 zu Sephardim und Aschkenasim im kolonialen Savannah oder Vink, Wieke: Creole Jews: Negotiating Community in Colonial Suriname, Leiden 2010, bes. S. 187–219 zu Sephardim und Aschkenasim im kolonialen Surinam. Vgl. neuerdings auch Mirvis, Stanley: Ashkenazim and Sephardim in Colonial Jamaica (1692–1785), in: Studemund-Halévy, Michael (Hg.): A Sephardic Pepper Pot in the Caribbean: History, Language, Literature, and Art, Barcelona 2016, S. 109–123; Roitman, Jessica: The Repercussions of Rumor: An Adultery Case from the 18th Century, in: ebd., S. 124–135; Zacek, Natalie A: Great Tangled Cousinries? Jewish Intermarriage in the British West Indies, in: ebd., S. 136–155.

51In einigen Extremfällen besteht sogar der Verdacht, dass sephardische Gemeinden ihre Privilegien auf Kosten ortsansässiger aschkenasischer Gemeinden verhandelten. Vgl. z. B. Braden, Jutta: Hamburger Judenpolitik im Zeitalter lutherischer Orthodoxie (1590–1710), Hamburg 2001, S. 224–229.

52Für gute Überblicke vgl. Coudert, Alison; Shoulson, Jeffrey S. (Hg.): Hebraica veritas? Christian Hebraists and the Study of Judaism in Early Modern Europe, Philadelphia 2004; Friedman, Jerome: The Most Ancient Testimony: Sixteenth-Century Christian-Hebraica in the Age of Renaissance Nostalgia. Athens, OH 1983; Manuel, Frank: The Broken Staff: Judaism through Christian Eyes, Cambridge, MA 1992.

53Baskind, Samantha: Distinguishing the Distinction: Picturing Ashkenazi and Sephardic Jews in Seventeenth-and Eighteenth-Century Amsterdam, in: The Journal for the Study of Sephardic & Mizrahi Jewry (2007), S. 1–13.

54Nahon, Gérard: From New Christians to the Portuguese Jewish Nation in France, in: Beinart: Moreshet Sepharad Bd. 2, S. 336–364; für ein differenzierteres Bild, in dem neben Alleingängen der sephardischen und aschkenasischen französischen Juden auch gemeinsame Emanzipationsbemühungen hervorgehoben werden, vgl. ders.: Sépharades et Achkénazes en France: La conquête de l’émancipation, in: Yardeni, Myriam (Hg.): Les Juifs dans l’histoire de France. Premier colloque international de Haifa, Leiden 1980, S. 121–145.

55Pinto, Isaac de: Apologie pour la nation juive: Réflexions critiques sur le premier chapitre du VIIe tome des œuvres de M. Voltaire, Amsterdam 1762. Für ergänzende Literatur vgl. Cardoso, José Luis; Nogueira, Vasconcelos: Isaac de Pinto (1717–1787) and the Jewish Problems: Apologetic Letters to Voltaire and Diderot, in: History of European Ideas 33/4 (2007), S. 476–487; Sutcliffe, Adam: Can a Jew Be a Philosopher? Isaac de Pinto, Voltaire, and Jewish Participation in the European Enlightenment, in: Jewish Social Studies NS 6/3 (2000), S. 31–51.

56Zimmels: Ashkenazim and Sephardim, S. 276–279.

57Sorkin, David: The Early Haskalah, in: Feiner, Shmuel; Sorkin, David (Hg.): New Perspectives on the Haskalah, Oxford 2004, S. 9–26.

58Für ein Beispiel vgl. die Rezeption von Judah Halevis Kuzari, die Adam Shear in mehreren Studien minutiös nachverfolgt hat: Shear, Adam: Judah Halevi’s Kuzari: The Reinterpretation and Reimagining of a Medieval Work, in: Brann, Ross; Sutcliffe, Adam (Hg.): Renewing the Past, Reconfiguring Jewish Culture: From Al-Andalus to the Haskalah, Philadelphia 2004, S. 71–92; ders.: Judah Halevi’s Sefer ha Kuzari in Early Modern Ashkenaz and the Early Haskalah: A Case Study in the Transmission of Cultural Knowledge, in: Fontaine; Schatz; Zwiep: Sepharad in Ashkenaz, S. 69–84.

59Vgl. Efron, John M.: German Jewry and the Allure of the Sephardic, Princeton 2016, S. 61–66; Kennecke, Andreas: Isaac Euchel: Architekt der Haskala, Göttingen 2007, S. 378–383, und Schapkow, Carsten: Vorbild und Gegenbild: Das Iberische Judentum in der deutsch-jüdischen Erinnerungskultur, 1779–1939, Köln 2011, S. 80–104.

60Die klassische Darstellung ist nach wie vor Schorsch, Ismar: The Myth of Sephardic Supremacy, in: Leo Baeck Institute Year Book 34 (1989), S. 47–66. Für neuere Monographien vgl. Schapkow: Vorbild und Gegenbild sowie Efron: German Jewry. Für zusätzliche Beiträge vgl. Brann; Sutcliffe: Renewing the Past; Fontaine, Schatz und Zwiep: Sepharad in Ashkenaz.

61Efron: German Jewry, S. 78.

62Ebd., S. 21–52.

63Schorsch: The Myth of Sephardic Supremacy. Speziell zur Historiographie vgl. Efron: German Jewry, S. 190–229 und Schapkow: Vorbild und Gegenbild, S. 136–274.

64Endelman, Todd M.: Benjamin Disraeli and the Myth of Sephardi Superiority, in: Jewish History 10/2 (1996), S. 21–35.

65Skolnik, Jonathan: Jewish Pasts, German Fictions: History, Memory, and Minority Culture in Germany, 1824–1955, Stanford 2014.

66Ebd., S. 147–175. Nach der Shoah blieb die Erinnerung an Sepharad als Ort des Verbrechens an der eigenen jüdischen Bevölkerung erhalten und wurde in den ersten Jahren der Staatsgründung Israels zentrale Folie für Reiseverbote nach Deutschland. Vgl. hierzu Diner, Dan: Rituelle Distanz: Israels deutsche Frage, München 2015, S. 35–65. Allgemein zum „Sephardismus“ in der Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts vgl. neuerdings Halevi Wise, Yael (Hg.): Sephardism: Spanish Jewish History and the Modern Literary Imagination, Stanford 2012. Zur karibisch-jüdischen Literatur vgl. Casteel, Sarah Phillips: Calypso Jews: Jewishness in the Caribbean Literary Imagination, New York 2016, S. 35–173.

67Efron: German Jewry, S. 112–160. Zur Jahresangabe vgl. ebd., S. 131 und 159.

68Ebd., S. 53–111.

69Guttstadt, Corry: Sepharden auf Wanderschaft: Vom Bosporus an die Spree, Elbe und Isar, in: Amor; Denz; Salzer; Schmädel: Galut Sepharad in Ashkenaz, S. 102–106. Für die Diskrepanz zwischen Sephardismus und den Sephardim in den USA des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts vgl. Ben-Ur: Sephardic Jews in America, S. 147. Mit Blick auf aschkenasische Verhaltensmuster levantinischen Immigranten gegenüber geht Ben-Ur so weit, von einer „coethnic recognition failure“ zu sprechen. Vgl. ebd., S. 108.

 

70Ben-Ur: Sephardic Jews in America, S. 81–107. Für ähnliche Beobachtungen im Falle Französisch-Marokkos vgl. Schroeter, Daniel: Orientalism and the Jews of the Mediterranean, in: Journal of Mediterranean Studies 4 (1994), S. 183–196, bes. S. 190 f.

71Vgl. z. B. Freidenreich, Harriet: Sephardim and Ashkenazim in Inter-War Yugoslavia: Attitudes toward Jewish Nationalism, in: Proceedings of the American Academy for Jewish Research 44 (1977), S. 53–80. Für eine sephardische Erwiderung auf aschkenasische Alleinansprüche am Zionismus vgl. z. B. Elazar: The Other Jews, S. 27–30.

72Lehmann: Emissaries from the Holy Land, S. 169–214.

73„Philosephardismus“ steht hier in Abgrenzung zu „Philosemitismus“ und bezeichnet eine Haltung, die explizit nur Sephardim betrifft. Vgl. Menny, Anna Lena: Spanien und Sepharad: Über den offiziellen Umgang mit dem Judentum im Franquismus und in der Demokratie, Göttingen 2013, bes. S. 72–80.

74Für einen Überblick über die Diskussion, ob die Zusammenfassung aller nichtaschkenasischen Juden als Sephardim als zionistische Fremdbezeichnung oder politisch-pragmatischer Zusammenschluss interpretiert werden muss, vgl. Ben-Ur: Sephardic Jews, S. 18–22. Speziell zu den USA vgl. auch ebd., S. 104 ff.

75Shenhav, Yehouda: The Arab Jews: A Postcolonial Reading of Nationalism, Religion, and Ethnicity, Stanford 2006. Die Bezeichnung „edot ha-misrach“ ist, wie vielfach hervorgehoben wird, zusätzlich problematisch, weil es keine europäischen „edot ha-ma’arav“, sondern nur ein vermeintlich einheitliches aschkenasisches Judentum als Gegenüber gibt. Vgl. z. B. Goldberg, Harvey E.; Bram, Chen: Sephardic/Mizrahi/Arab-Jews: Reflections on Critical Sociology and the Study of Middle Eastern Jewries within the Context of Israeli Society, in: Medding, Peter (Hg.): Sephardic Jewry and Mizrahi Jews, Oxford 2007, S. 231 f.

76Shohat, Ella: Sephardim in Israel: Zionism from the Standpoint of its Jewish Victims, in: Social Text 19–20 (1988), S. 30 und dies.: The Invention of the Mizrahim, in: Journal of Palestine Studies 29/1 (1999), S. 13 f.

77Elazar, Daniel: Can Sephardic Judaism be Reconstructed? (1992), in: The Daniel Elazar On-Line Library, The Jerusalem Center for Public Affairs, auf: http://www.jcpa.org/dje/articles3/sephardic.htm, letzter Zugriff: 19. 12. 2016, und ders.: The Other Jews. Insbesondere wendet sich Elazar gegen die Ost-West-Unterteilung (ebd., S. 23 ff.).

78Vgl. Schroeter, Orientalism and the Jews, S. 187 f., der die Emanzipation zum „End of Sephardic History“ im klassischen Sinne erklärt.

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