Die bedeutendsten Entdecker und ihre Reisen

Text
Aus der Reihe: Edition Erdmann
0
Kritiken
Leseprobe
Als gelesen kennzeichnen
Wie Sie das Buch nach dem Kauf lesen
Schriftart:Kleiner AaGrößer Aa

Emin Pascha und Gaetano Casati.

Cass Lewis, 1782–1866, amer. Politiker und Naturforscher, wobei ihm zustattenkam, dass er seit 1813, also als relativ junger Mann, schon Gouverneur des Michigan-Territoriums war. Er hatte denn auch keine Schwierigkeiten, eine starke Expedition zusammenzustellen, und erreichte im Mai 1820 über den Huronsee und den oberen See den Mississippi, den er stromaufwärts befuhr und am 21.7.1820 den heute nach ihm benannten See erreichte. C. wurde von Henry Rowe → Schoolcraft begleitet, der zwölf Jahre später die Vorstöße zu den Mississippi-Quellen wieder aufnahm und erfolgreicher war als C., der am Cass-See aufgab und umkehrte. C. war einer der populärsten konservativen Politiker der USA, befürwortete einen Krieg gegen England wegen Oregon und war 1848 Präsidentschaftskandidat.

Castañares Agustín, 1687–1744, einer der vielen Jesuitenpater, die ihren Einsatz bei der Erforschung Amerikas mit dem Leben bezahlt haben. C. forschte vor allem im Bereich der Zamuco-Indianer und bemühte sich, den Lauf des Pilcomayo-Flusses zu kartografieren, was wegen der dort stark wechselnden Wasserstände besonders schwierig war. Im September 1744 wurde C. von dem ihm nur flüchtig bekannten Stamm der Mataguayos ermordet, als er seine Leute zum Holzschlagen für den Bau einer Kapelle aussandte. Mit ihm starb der Laienbruder Franz Azoca.

Castañeda Pedro de, um 1510–nach 1553, ein unauffälliger Teilnehmer der großen → Vázquez-de-Coronado-Expedition nach Nordamerika, über die er den besten von vier vorliegenden Berichten verfasste, wenn auch erst zehn Jahre nach den Ereignissen: Relación de la Jornada de Cíbola.

Castelnau Francis de la Porte Comte de, 1812–80, war zuletzt franz. Konsul in Melbourne. Von Juni 1843 bis März 1846 bereiste C. Südamerika zwischen Rio de Janeiro und Lima, weitgehend ohne sich der Wasserwege zu bedienen; zeitweise reiste er gemeinsam mit Fachgelehrten, von denen der Bergingenieur Eugène Comte d’Osery am 1.12.1846 von seinen indian. Führern ermordet wurde, wobei wertvolle Materialien der Expedition und Aufzeichnungen C.s verloren gingen. C. erforschte vor allem die bis dahin wenig bekannten Distrikte Goiás und Mato Grosso, dazu die Quellen des Paraguayflusses und den Uberabasee; er besuchte auch den Titicacasee und vor der Rückreise nach Europa die Guyana-Kolonien. Seine Berichte erschienen in kostspieligster Aufmachung (15 Bände Texte und Karten), die erst Petermanns Mitteilungen (s. Lit.) durch Teilauswertung in Deutschland bekannt machten.

Castillo Agostino del, um 1845–89, argentin. Seeoffizier, der 1887 erfolgreiche Forschungen in Patagonien unternahm. Er befuhr den Fluss Gallegos in seiner ganzen Länge, nahm das Quellgebiet kartografisch auf und lieferte genaue Lageskizzen von den westpatagon. Hafenorten und anderen möglichen Anlegestellen, wobei militärische Gesichtspunkte mitberücksichtigt wurden.

Catlin George, 1796–1872, kein Entdecker im engeren Sinn, aber für die Popularisierung der Entdeckungen von größter Bedeutung. Zum Jusstudium bestimmt, wurde C. ohne jede künstlerische Ausbildung ein gefragter Maler und porträtierte die Bourgeoisie von Philadelphia mit Erfolg und gegen gute Bezahlung, bis ihn nach einer Alternative verlangte. Diese fand er bei seinen berühmten Gemälden aus der indian. Welt und dem damals noch wilden amer. Westen. Im Frühjahr 1830 reiste er über Saint Louis den Mississippi aufwärts nach Fort Crawford und weiter zum Missouri und nach Fort Leavenworth. Er begleitete dann (dank guter Verbindungen aus seiner Porträtistenzeit) amer. Truppen zu den Pawnees und anderen Stämmen und fuhr 1832 den Missouri bis Fort Union hinauf. Weitere Reisen folgten bis 1837 in Nord- und ab 1853 in Südamerika. Eine besondere Sensation waren die von ihm im Bild festgehaltenen »weißen Indianer« (Mandans), weil sie mit ihrem Aussehen und ihrer Lebensweise in Häusern zu Theorien über eine Abkunft von skand. Seefahrern Anlass gaben. C. ist auch mit seinen ethnografischen Berichten von großer Bedeutung für die Entdeckungsgeschichte und die Amerikanistik.


Zeichnung George Catlins.

Cavendish (auch Candish) Thomas, 1560–92, hat in seinem kurzen Leben neben zahlreichen Korsarenfahrten auch (als Dritter) eine Weltumseglung vollbracht. C. begann seine Laufbahn als Begleiter von Sir Richard Grenville, einem Verwandten von Francis → Drake, was C. bewogen haben mag, es Drake gleichzutun. Er verließ Plymouth am 21.6.1586 mit drei Schiffen und 123 Mann, von denen nur ein Drittel auf der winzigen Desire (140 t) am 10.9.1588 zurückkehrte. C. erreichte Patagonien, entdeckte dort den Hafen Port Desire, passierte die Magellanstraße und erbeutete auf der pazifischen Seite des span. Südamerika womöglich noch mehr als vor ihm Drake. An der Südspitze Kaliforniens nahm er das span. Schatzschiff Grande Santa Ana und kehrte über Ladronen, Philippinen, Molukken und das Kap der Guten Hoffnung nach Europa zurück. Mit zwei Jahren und 50 Tagen war dies die schnellste der Erdumsegelungen bis dahin und eben darum auch arm an geografischen Erkenntnissen. Immerhin nahm C. an mehr als 100 Orten neue Lagebestimmungen und Tiefenmessungen vor. Von einer neuerlichen Fernfahrt, die 1591 mit fünf Schiffen unternommen wurde und die den Chinahandel Englands begründen sollte, kehrte C. nicht mehr zurück. Die Flotte musste in der Magellanstraße umkehren; C. starb an Bord.

Chabert Joseph-Bernard de Cogolin, Marquis de, 1724–1805, franz. Seeoffizier und Hydrograf, der 1750/51 im Auftrag Ludwigs XV. die (noch) franz. Gebiete Nordamerikas bereiste, vornehmlich Acadie (heute Nova Scotia), Cape Breton und Neufundland, von welcher Insel er als Erster verlässliche Karten anfertigte. Dazu kamen Spezialkarten von besonders gefährlichen Gewässern und Fahrstraßen, eine Arbeit, die später → Cook für die neuen Herren dieser Gegenden fortführte. Neben seinen wissenschaftlichen Verdiensten nahm C. an der Eroberung von Mahé teil und wurde zum Vizeadmiral befördert; 1792 emigrierte C., kehrte aber unter Napoleon zurück.

Chaldoun → Ibn Khaldun.

Challenger, Name zweier brit. Forschungsschiffe mit ozeanografischen Aufträgen. Challenger I trug die Expedition von 1872–76, die wissenschaftlich von Sir Wylfrid Thomson, seemännisch von George → Nares geleitet wurde. Challenger II maß 1951 im Marianengraben (Pazifik) eine Tiefe von 10 899 m.


Die Korvette »Challenger« vor den St.-Pauls-Felsen.

Challe(s) Robert, 1659–1720 oder 1721, frz. Literat und Abenteurer, »ein sehr angenehmer Mensch, fröhlich, unterhaltsam und engagiert, ein Lebenskünstler und Genussmensch«, Urteile über C. in einem histor. Lexikon von 1758; in heutigen Nachschlagewerken, auch spezialisierten, ist er nicht mehr zu finden. Dass Colbert de Seignelay, ein Sohn des allmächtigen Ministers, C.s Mitschüler war, bestimmte sein Leben auf weite Strecken. Er wurde Marineoffizier, verlor bei riskanten Unternehmungen im damals eben noch französischen Kanada und Akadien sein ganzes ererbtes Vermögen und musste froh sein, als Chronist frz. Unternehmungen zur See unterzukommen, angesichts der Verhältnisse auf Kriegsschiffen des Sonnenkönigs kein leichtes Brot. An Bord der von einem trinkfreudigen Kapitän kommandierten Écueil nahm C. an der Ostasienreise des Geschwaders von Abraham Duquesne-Guitton teil, die am 24.2.1690 begann und am 19.8.1691 glücklich endete, wobei Kaperkrieg vor den indischen Küsten getrieben wurde. Die Flotte lief die Gangesmündung an, den Golf von Bengalen, Pondicherry u. a. damals zwischen den Seemächten umstrittene Orte. Siam, wohin eine vier Jahre zuvor in Frankreich eingetroffene Gesandtschaft zurückgebracht werden sollte, wurde nicht erreicht, hingegen überquerte Duquesne den Atlantik und besuchte Martinique, wo C. vom Tod seines Gönners Colbert de Seignelay erfuhr. C. nahm dann noch als Écrivain du Roi an der Seeschlacht von La Hougue (29.5.1692) teil, in der die vereinigten britisch-holländischen Kriegsflotten unter Lord Russel die Franzosen unter Tourville vernichtend schlugen. Cs. Bericht über die Schlacht vor den Küsten des Cotentin ist von besonderer historischer Bedeutung, wenn auch nicht so lebendig wie sein Journal d’un Voyage fait aux Indes Orientales (dt. Ausgabe mit gutem Vorwort, Stuttgart 1980). Gegen Ende seines Lebens erntete C. noch literarischen Ruhm mit der vierbändigen Novellensammlung Les Illustres Françoises und starb in Chartres.

Chalmers James, 1841–1901, schott. Missionar, der nach Jahren auf Rarotonga 1878 eingehende Küstenforschung auf Ost-Neuguinea begann, dabei etwa 90 Dörfer erstmals besuchte und in den Zentralgebirgen Besteigungen vornahm. B. wurde am 7.4.1901 von Eingeborenen erschlagen und gefressen.

Chambeyron Léon, 1827–84, franz. Schiffsoffizier und Hydrograf, war vor allem um die Erforschung von Neukaledonien bemüht und durchquerte wiederholt diese große Insel. Drei Jahre (1860–63) widmete er der Südostküste zwischen Cape Reine Charlotte und der Toupeti-Insel, bereiste dann die Westseite und nahm schließlich die nördl. Rifflandschaften auf (etwa 50 km zwischen Hauptinsel und Belepinsel). Die nördlichste seiner Forschungsstätten war die kleine Huoninsel, 260 km von Neukaledonien, in der Gruppe der Surprise Isles, die insgesamt nur 60 ha bedecken. Eine letzte Ausgabe von C.s Berichten wurde 1886 von Banaré herausgegeben, der zeitweise mit C. gereist war.

 

Chamisso Adelbert von (eigtl. Louis Charles Adélaïde de Ch. de Boncourt), 1781–1838, dt. Dichter und Naturforscher, 1792 aus Frankreich emigriert. C. blieb in Berlin, als seine Eltern später nach Frankreich zurückkehrten, und wurde Offizier. Nach der verräterischen Übergabe von Hameln an die Franzosen 1806 nahm C., der sich korrekt verhalten hatte, seinen Abschied und widmete sich nur noch den Naturwissenschaften. 1815 erhielt er den Antrag, Otto → Kotzebue auf der Weltumseglung der Rurik zu begleiten, wurde aber in seiner Arbeit auf der ganzen Reise erheblich behindert, sodass er seine Berichte und Tagebücher erst 1836 vollständig herausgeben konnte. Nach seiner Rückkehr lebte C. als Vorsteher der kgl. Herbarien und seinem literarischen Werk. Seine Entdeckerleistung liegt nicht nur auf botanischem Gebiet (er schaffte z. B. eine so gut wie vollständige Aufnahme der Flora der Ratakinseln), sondern auch in den hervorragenden Landschaftsbeschreibungen, insbesondere der Korallen- und der Vulkaninseln, und seinen Forschungen über hawaiian. Sprachen. Henze (s. Lit.) betont sehr zutreffend, dass C. die Eingeborenenwelt des Stillen Ozeans und im Besonderen Mikronesiens am Vorabend der Zerstörung ihres gewohnten Lebens noch gesehen und geschildert habe, freilich ohne sie retten zu können. Sein Gedicht → »Sala y Gómez« (1816) machte die Felseninsel in Ostpolynesien in Deutschland bekannt. Ähnlich wie Goethe erfasste C.s Genius Erscheinungen und Eindrücke aus allen Bereichen der Natur von der Meteorologie bis zur Topografie und Linguistik.

Champlain Samuel de, 1567 (68?)-1635, franz. Seefahrer, Kartograf und Kolonialpionier, auch »le père de la Nouvelle France« genannt (der Vater von Französisch-Nordamerika). Mitten in schwerste Religionskriege hineingeboren, hatte C. gute Gründe, Jugend und erste Aktivitäten zu kaschieren. Immerhin steht fest, dass er in dem (heute versandeten) kleinen Salzhafen Brouage zur Welt kam und sich erste Sporen auf Korsarenfahrten nach Mittelamerika verdiente. Die Rente, die der stets geldknappe König Heinrich IV. ihm aussetzte, muss in diesen frühen Verdiensten begründet gewesen sein, vielleicht in reicher Korsarenbeute. Nach Kanada segelte C. zum ersten Mal 1603 unter dem Sieur de Pont-Gravé, vermutlich schon mit kartografischen und Beobachtungsaufträgen für den König. Er fuhr den St.-Lorenz-Strom aufwärts bis zu den Lachine-Stromschnellen, entwarf aufgrund indian. Auskünfte eine Karte des Seengebiets und nahm später den Richelieu River und Nova Scotia auf. Schon 1604 war C. wieder nach Kanada unterwegs, gründete eine Kolonie auf der Île Sainte-Croix (heute Dochet’s Island, Maine) und blieb bis 1607 in Acadie, jener Neuengland-Kolonie, an der die Franzosen gefühlsmäßig heute noch hängen. C. nahm die Neuengland-Küsten auf, den Kennebec River und gründete 1608 Québec als Pelzhandelszentrum, die älteste bis heute dauernd bewohnte Kolonialstadt in Kanada. – 1609 kam es zu schweren Kämpfen des Huronenbunds gegen die Irokesen; Champlain, von Anfangserfolgen ermutigt, unterstützte die Huronen, während die Briten heimlich die Irokesen mit Waffen belieferten und damit die sehr viel kampftüchtigeren Indianervölker für sich hatten, was in der Folge entscheidend wurde. In fortdauernden Kämpfen zweimal verwundet, erkundete C. bis 1628 die Flüsse Ottawa und Mattawa sowie den French River, den Nipissing und verschiedene Seen, hatte aber wegen der Untüchtigkeit der Huronen und der Saumseligkeit seines Gefährten → Brûlé keine Waffenerfolge; 1629 musste er nach tapferem Widerstand Québec übergeben (die Stadt kam 1632 durch Friedensvertrag an Frankreich zurück und wurde von C. wieder aufgebaut). C. starb im Dezember 1635 in Québec. 1905 wurde in Toronto eine Champlain-Society gegründet.

Chancellor Richard, (?)–1556, brit. Seefahrer und Pionier des Russlandhandels. Er wuchs in der Familie von Sir Henry Sidney, dem Irland-Minister König Heinrichs VIII. auf, hatte also beste Verbindungen, als er 1553 in der Nordostexpedition von Sir Hugh → Willoughby zum Ersten Piloten ernannt wurde. Schlechtwetter in der Nordsee trennte ihn von den anderen sechs Schiffen, doch setzte er unverdrossen seine Fahrt fort, lief in das Weiße Meer ein und ankerte im August 1553 vor der Dwinamündung. Von hier reiste C. zu Land nach Moskau (!) weiter, wurde von Zar Iwan IV. dem Schrecklichen sehr huldvoll empfangen und erreichte ein schriftliches Handelsabkommen mit für die brit. Schifffahrt sehr günstigen Bedingungen. Schon zwei Jahre später kam es zur Gründung der Muscovy Company. 1555 lief C. abermals in Richtung Russland aus; auf der Rückreise fand er bei einem Schiffbruch an der schott. Küste den Tod.

Charcot Jean-Baptiste Étienne Auguste, 1867–1936, franz. Antarktisforscher. Nach Studien der Medizin unternahm C. 1903–05 eine Expedition in südpolare Gewässer. Vom Forschungsschiff Le Français aus wurden erstmals genauere Küstenaufnahmen im Bereich des Grahamlands mit den vorgelagerten Biscoe-Inseln und des Palmer-Archipels durchgeführt. Obwohl die zweite Forschungsfahrt 1908–10 demgegenüber keine Sensation brachte, erregte sie nicht zuletzt wegen des provokanten Namens Pourquoi Pas (Warum nicht?), den C. dem Forschungsschiff gegeben hatte, weltweites Interesse. Die Ergebnisse der ersten Reise wurden überprüft und erweitert und zudem die → Charcot-Insel entdeckt. C., nach dem Ersten Weltkrieg Frankreichs führender Ozeanograf und für sein Institut in Neuilly mit großen Mitteln ausgestattet, führte beinahe alljährlich Lehr- und Forschungsreisen im Nordatlantik durch. 1936 starb er während einer solchen Reise mit neunzehn seiner Mitarbeiter und Studenten unweit Islands.

Charcot-Insel, etwa 2000 qkm groß, in der Westantarktis mit einer Erhebung von 610 m (Mont Monique), im Übrigen aber von einer 300 m dicken Eisschicht bedeckt. 1910 von → Charcot entdeckt, 1929 von Wilkins vermessen.

Chardin Jean, 1643–1713, franz. Asienreisender, als Sohn eines Juweliers auf seinen ersten Reisen auch kaufmännisch interessiert, schließlich aber nach eigenen Studien bester Kenner Persiens im 17. Jh. 1666/67 durchmaß er Persiens wüstenhaftes Innere von N nach S, reiste weiter nach Indien, weilte 1669 nochmals in Persien und traf 1670 wieder in Frankreich ein. 1672 reiste er, diesmal mit vorwiegend wissenschaftlichem Interesse, über Smyrna und die Schwarzmeerküste nach Tiflis und Eriwan. Bis 1674 hielt er sich in den bedeutendsten alten Städten Persiens auf, segelte schließlich von Bandar Abbas nach Indien und kehrte 1679 nach Paris zurück. Während er das Persische in verschiedenen Stammessprachen beherrschte und die wichtigsten Städte aus langen Aufenthalten kannte, fühlte er sich in Indien durch die Unkenntnis der Sprache gehemmt. Seine Persienberichte erschienen seit 1681 in verschiedenen Ausgaben und Auflagen, zum Teil mit einem wertvollen Atlas. C. starb bei London, wo ihn der kunstsinnige König Karl II. Stuart wiederholt ausgezeichnet und auch in diplomatischen Verwendungen eingesetzt hatte.

Charlevoix Pierre-François-Xavier de, 1682–1761. Er war Lehrer am Jesuitenkolleg in Québec und wurde vom Regenten Philipp von Orléans 1719 mit der Erkundung eines Handelswegs an den Pazifik beauftragt. Er verließ Montréal im Mai 1721, reiste den ganzen Mississippi langsam abwärts, wobei er alle franz. Handelsposten besuchte, und erreichte am 5.1.1722 La Nouvelle Orléans. Beim ersten Versuch, nach Frankreich heimzukehren, erlitt er Schiffbruch, musste zurück nach Louisiana, kam schließlich aber heil nach Frankreich und konnte in seinem großen Bericht die erste erzählte Geschichte von Franz.-Nordamerika geben. Sie enthält kundige Vorschläge für die weitere Entwicklung und wurde trotz ihres Umfangs von sechs Bänden noch ein halbes Jahrhundert lang immer wieder aufgelegt und mehrfach übersetzt und spielte in den wilden Spekulationen mit Kolonialpapieren eine große Rolle.

Charnay Désiré, 1828–1915, franz. Weltreisender, der als einer der Ersten die Tempelruinen und Urwaldstädte der altamer. Kulturen besuchte (1857–61, 1880/81, 1882/83) und die ersten tauglichen Fotografien davon mitbrachte. Er bereiste auch die USA, den Jemen und andere Länder.

Chaumont Alexandre Chevalier de, 1632–1710, franz. Seeoffizier und Leiter der Gesandtschaft Ludwigs XIV. an den Hof von Siam. Seiner Gesandtschaft gehörten 1685/86 auch der Schriftsteller Abbé de Choisy und der junge Missionar Guy Tachard an (gest. 1712 in Bengalen). C. und Choisy haben über die pompöse Reise berichtet. Wenig später entsandte der Sonnenkönig ein ganzes Geschwader nach Südostasien.

Chauvin Pierre, Sieur de Tonnetuit, gest. 1603. Franz. Offizier, Pelzhändler und Kolonialpionier, seit 1596 in Kanada, gründete 1600 die Handelsstation Tadoussac am Saguenay River, durch viele Jahre Hauptumschlagplatz für Pelze.

Chesney Francis Rawdon, 1789–1872, wurde in Irland geboren und schlug die militärische Laufbahn ein. Als Artillerieoffizier beschloss er 1829, nach Konstantinopel zu gehen, um den Türken im Kampf gegen Russland beizustehen. Da der Krieg aber bei seiner Ankunft schon beendet war, übernahm er einen Auftrag des brit. Botschafters in der Türkei und reiste nach Ägypten, um einen günstigen Verkehrsweg von Europa nach Indien zu erarbeiten. Als Erster schlug er den Bau eines Kanals durch die Landenge von Suez vor, wie ihn später der Franzose Ferdinand Lesseps ausführte. Sein Ratschlag blieb jedoch unbeachtet und wurde von den engl. Behörden erst viel zu spät als richtig erkannt. C. erreichte den Euphrat bei Ana, befuhr den Strom auf einem selbst gebauten Floß bis nach Bagdad und von dort aus auf einem kleinen Dampfer bis zum Persischen Golf. Da der Fluss bis dahin noch nicht vermessen worden war, versuchte er mithilfe eines Taschenkompasses wenigstens eine grobe Routenaufnahme. Nach der Rückkehr von dieser gefährlichen Reise gelang es ihm, die brit. Regierung von der Wichtigkeit einer groß angelegten Expedition zur Erforschung des Zweistromlands zu überzeugen. Man übertrug ihm in London die Ausführung des Unternehmens, das von 1835–37 dauerte und wichtige geografische Ergebnisse erbrachte, da auch C.s beinahe durchweg wissenschaftlich hervorragend geschulte Begleiter wichtige Einzelbeiträge zur Forschung lieferten. Nach Ende dieser Reise diente C. in Indien und China und wurde aufgrund seiner Verdienste 1866 zum General befördert.

Chimmo William, um 1822–91, brit. Marineoffizier und Hydrograf, schon 1845 als Kadett auf dem Vermessungsschiff Herald an der amer. Westküste, 1852 als Kapitän des Dampfers Torch im Westpazifik unterwegs. Zunächst wurden die Riffe und Miniaturinseln rund um Neukaledonien genauer bestimmt, besonders das D’Entrecasteaux-Riff, vier Jahre später wurde die Torch auf der Suche nach der → Gregory-Expedition eingesetzt und lief in den für Segelschiffe schwierigen Carpentariagolf ein. An dessen Südrand wurden zwei kleine Inseln untersucht (Sweers bei der Bentinekinsel, und Bountiful vor dem Ostkap der Wellesley-Insel). Dann lief die Torch in die Mündung des Albert River ein und versuchte, die Fahrt stromaufwärts fortzusetzen. Hier wurde Gregorys verlassenes Lager entdeckt. – 1867 erkundete C. Fischgründe, Laichplätze und Strömungsverhältnisse an der Labradorküste, 1868–70 unternahm er Messungen und Lotungen in systematischer Aneinanderreihung vom Malaiischen Archipel bis nach Hongkong, aber auch in den besonders schwierigen Gewässern der Sulu-See und ihren Durchlässen in Richtung Celebes, wo viele Schiffe gescheitert und die Wracks dann eine leichte Beute der Piraten geworden waren.

Chordadbeh → Ibn Chordadbeh.

Choris Login Andrejewitsch, 1795–1828, Zeichner, Lithograf und Reisender dt.-russ. Herkunft, nahm 1813 an einer Kaukasusexpedition des Freiherrn Friedrich August Marschall von Bieberstein (1768–1826) teil, wo er vor allem Ansichten der Flusslandschaften Terek und Kur festhielt, und begleitete 1815–18 Otto von → Kotzebue auf dessen Weltreise. Die Skizzen von Eingeborenen und die Ansichten nach der Natur machten C. zunächst in Paris bekannt; eine Halbinsel im Kotzebue-Sund erhielt den Namen Choris. 1826 begann C. mit einem neuen großen Mappenwerk über die äquatorialen Gegenden, wurde aber im März 1828 zwischen Jalapa und Veracruz (Mexiko) von Straßenräubern ermordet. Eine Sammlung von Studien zu Trachten und Völkerschaften des Zarenreichs ist von ihm erhalten geblieben. Cuvier und → Chamisso nahmen sich der Edition seiner Arbeiten an.