Die bedeutendsten Entdecker und ihre Reisen

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Bogle George, 1746–81, stammte aus Schottland und trat nach Studien an der Universität Edinburgh 1765 in die Dienste der Ostindischen Kompanie. Generalgouverneur Warren Hastings beauftragte ihn mit einer Mission an den Tashi Lama und so trat B. 1774 von Kalkutta aus seine Reise nach Tibet an, auf der er von dem Arzt Alexander Hamilton begleitet wurde. Sie gelangten über Bhutan bis nach Tashilunpo, der Residenz des Tashi Lama, wo sie sich bis April 1775 aufhielten und dann nach Bengalen zurückkehrten. Eine zweite Reise nach Tibet kam nicht zustande, da B. in Kalkutta starb.

Bollaert William, 1807–76, engl. Chemiker und Montantechniker, bereiste die wenig bekannte Provinz Tarapaca (damals Peru) und beschrieb als Erster den Vulkan Isluga in der Hauptkette der Anden, dessen Höhe (5486 m) er allerdings überschätzte. Diese Mitteilungen waren für die Verkehrsnutzung der Gegend (Pichutapass) wichtig und qualifizierten B. für spätere Untersuchungen in Texas auf Eignung des Landes für Einwanderer und eine wirtschaftliche Expansion. 1853/54 weilte B. wieder im nördl. Südamerika und in Chile.

Bonaparte-Wyse → Wyse.

Bonard Louis-Adolphe, 1805–67, franz. Vizeadmiral aus Cherbourg und Kolonialpionier. Als sein Schiff La Sirene 1830 vor der alger. Küste scheiterte, wurde er von dem Barbareskenfürsten gefangen genommen und erst wieder befreit, als Algier durch eine Gemeinschaftsaktion der Seemächte erobert wurde. 1853–55 Gouverneur in Franz.-Guayana, erhielt B. 1861 das Oberkommando in Indochina, eroberte mit Landungstruppen Bien Hoa und die Zitadelle von Vinh Long (1862), widmete sich dann aber der organisatorischen Durchdringung des Landes, der kartografischen Aufnahme und der Verbesserung der Verkehrswege. 1862 schloss er mit Tu Duc (Kaiser von Annam) den Vertrag von Saigon und wurde der erste Gouverneur dieses franz. Schutzgebiets. B. eroberte auch die Inselgruppe Poulo Condor vor der Mekongmündung und warf einen Aufstand nieder, ehe er, die Ratifizierung des Vertrags durch Tu Duc (1830–83) im Gepäck, nach Frankreich zurückkehrte.

Bonneville Benjamin Louis Eulalie de, 1796–1878, amer. Offizier der Pionier- und Grenztruppen aus franz. Familie. 1832 wurden ihm längere Urlaube zu selbstständigen Erkundungsexpeditionen bewilligt, deren Kosten er teilweise durch Pelzhandel decken wollte. Es gelang B., die bis dahin nur flüchtig bekannten und schwer voneinander zu unterscheidenden Oberläufe und Quellgebiete der Flüsse Snake River, Columbia, Muscle Shell, Sweetwater u. a. kartografisch zu klären und in Aufzeichnungen zu kommentieren, die der bekannte Schriftsteller Washington Irving (1783–1859) herausgab und um Tagebücher B.s vermehrte (1837). Wegen Urlaubsüberschreitung aus der Armee entlassen, wurde B. im Krieg gegen Mexiko reaktiviert und zog sich 1866 als Brigadegeneral zurück. Die späteren Bewertungen B.s unterscheiden sich von Irving und sehen in B. eher einen wagemutigen Händler als einen Entdecker; er hatte allerdings sehr gute Indianerkontakte und war auch bei den Rothäuten wegen seiner humanen Gesinnung beliebt.

Bonpland Aimé, 1773–1858, franz. Arzt und Naturforscher, zeitweise Begleiter Alexander von → Humboldts. B., der eigentlich Goujaud hieß, wollte zunächst nach Afrika, lernte als Marinearzt aber den Atlantik kennen und entschloss sich nach Kontakten in Paris, Humboldt zu begleiten, dessen wichtigster Gefährte er wurde. Nach sechsjähriger gemeinsamer Arbeit vor allem in Südamerika konnte Humboldt im Dezember 1804 dem Pariser Jardin des Plantes eine wissenschaftlich geordnete Sammlung von 6200 Pflanzenarten übergeben; Kommentar und Edition durch B. verzögerten sich jedoch bis 1808/09, weil B. die Gärten der Kaiserin Josephine pflegte. Nach ihrem Tod und Napoleons Niederlage ging B. nach Argentinien, nahm eine medizinische Professur an und führte nun eigene Expeditionen durch, wobei er sich besonders für den Mate-Anbau interessierte. Da Mate jedoch Staatsmonopol in Paraguay war, ließ der Diktator Dr. Francia (1757–1840) B.s Pflanzungen zerstören und konfinierte B. bis 1830 in einem entlegenen Gebiet. Später durfte B. nach Brasilien ausreisen, blieb aber weiter an geografischen und botanischen Erkundungen interessiert und entdeckte 1849 die Victoria Regia am Paraná (1801 hatte sie → Haenke am Río Marmoré erstmals gefunden). B. hielt Kontakt zu franz. Gelehrten wie Arago, leistete aber über Korrespondenzen hinaus wenig Schreibtischarbeit, sodass seine Papiere noch weitgehend unveröffentlicht sind. Daran mögen auch seine beschränkten wirtschaftlichen Verhältnisse in den letzten Lebensjahren schuld gewesen sein.

Borchgrevink Carsten, 1864–1934, norweg. Australien- und Südpolarforscher. Acht Jahre brachte B. als Landmesser im Innern Australiens zu, dann ging er als Matrose auf den Walfänger Antarktik und betrat 1895 mit drei anderen als Erster das antarktische Festland. Wichtiger wurde die von dem engl. Verleger Newnes finanzierte Expedition der Southern Cross 1898–1900, die mit 78.50 Grad die südlichste damals bekannte Breite erreichte. Auch wurde jene Bucht (Bay of Whales) aufgefunden, von der aus 1911 Amundsen seinen geheimen Vorstoß zum Südpol startete. B. führte auch Schlittenerkundungen durch, wobei ihm ein Lappländer zur Seite stand.


Carsten Borchgrevink.

Bossi Bartolomeo, 1817–90, ital. Offizier, Abenteurer und Patagonienreisender, der 1850–54 in Kalifornien forschte, danach bis 1872 als Admiral der argentin. Flotte in die Machtkämpfe Argentiniens eingriff und nach 1879 mit der Charrúa Kanal-, Insel- und Halbinselsysteme der Südspitze von Südamerika befuhr, diese allerdings nur summarisch aufzeichnete.

Bossu Jean-Bernard, 1720–92, franz. Amerikareisender aus Burgund, der von Louisiana nach N vorstieß und sich gute Kenntnisse der Indianersprachen aneignete. Die erste Reise 1750–53 führte ihn von La Nouvelle Orléans ins Illinoisgebiet, auf der zweiten (1757–62) verfolgte er den Flusslauf des Alabama und den Tombigbee im Auftrag des Gouverneurs. Da Louisiana aber 1762 an England bzw. Spanien abgetreten werden musste, blieben die genauen und auf Indianerauskünfte gestützten Forschungen B.s im Land ohne Folgerungen, doch findet der Bericht über diese Reisen bis heute starke Beachtung in den USA.

Bougainville Louis-Antoine de, 1729–1811, einer der bedeutendsten franz. Seefahrer und Entdecker mit starken wissenschaftlichen Ambitionen, schon 1755 Mitglied der Royal Society in London, 1756 Adjutant Montcalms in Kanada und an den Kämpfen gegen England als Oberst hervorragend beteiligt. 1763 ging B. als Fregattenkapitän auf die Falklandinseln, wo er 1764 eine franz. Kolonie gründete, die auf span. Druck aufgegeben werden musste, obwohl die Inseln unbewohnt gewesen waren. Darauf folgte der franz. Regierungsauftrag einer Weltumseglung (die erste Frankreichs) mit den Schiffen Boudeuse und Étoile und einer Anzahl bekannter Gelehrter an Bord. Man verließ Saint Malo am 15. 12. 1766, passierte die Magellanstraße, befuhr den Pazifik bis Neuguinea, die Molukken und Insulinde und erreichte am 16.3.1768 wieder Saint Malo. Im Freiheitskampf der Amerikaner führte B. eine Hilfsflotte und wurde Maréchal einer Landarmee. 1791 wurde B. Vizeadmiral, zog sich aber aus dem öffentlichen Leben zurück, da man seinen hervorragend ausgearbeiteten Plan einer Nordpolexpedition nicht zu fördern bereit war. B.s zweibändiger Bericht über die Weltumseglung wurde viel gelesen und begründete ein neues Interesse für Erdkunde und fremde Länder in allen Kulturnationen. Obwohl → Wallis ihm um zehn Monate zuvorkam, nahm B. Tahiti und die umliegenden Inseln für Frankreich in Besitz und begründete damit Franz.-Polynesien, eine Verbindung, die sich auch geistesgeschichtlich und auf die Literatur des 18. Jh.s auswirkte.


Louis-Antoine de Bougainville.

Bouguer Pierre, 1698–1758, breton. Südamerikaforscher, Hydrograf und Alpinist. Schon in jungen Jahren verblüffte B. durch nautische und geografische Studien, die ihm eine Professur in Vannes eintrugen. 1735 reiste er mit Isabella Godin (Jean → Godin des Odonais) und → La Condamine nach Süd- und Mittelamerika zur Messung eines Meridianbogens und zu magnetischen Messungen. Danach nahm B. mit La Condamine Höhenmessungen und hydrografische Untersuchungen in der Südwestkaribik und im heutigen Panama vor, wobei B. berühmte Gipfel wie den Montecristi und den Chimborasso kennenlernte und den Antisana mit einer Abweichung von nur 23 m vermaß. An diesem 5870 m hohen Berg wurde eine der höchsten Dauersiedlungen der Erde besucht, das Dorf Tambo de Antisana in beinahe 4000 m Höhe. B. berichtete von Reisen und Forschungen lediglich in wissenschaftlichen Denkschriften, von denen es allerdings popularisierende dt. Versionen gibt.

Bouman Cornelis, holl. Teilnehmer der → Roggeveen-Expedition in die Südsee 1721/22. Sein Schiff Thienhoven entdeckte im Ostteil der Samoa-Gruppe die Boumans-Eylanden und im Juni 1722 die hoch aufragende Vulkaninsel Tutuila (höchste Erhebung 702 m), heute eine der Hauptinseln von Amer.-Samoa. Secondelieutenant de Langle und elf weitere Mitglieder der → La-Pérouse-Expedition wurden auf Tutuila ermordet, in einer Bucht, die heute noch Massacre Bay heißt (1787). Das Schiffsjournal der Thienhoven enthält wichtige Ergänzungen zu den eigenen Berichten von Roggeveen.

Bourgey Eugène, 1838–99, Offizier aus Südfrankreich, der sich nach dreijährigem Aufenthalt auf Tahiti vor allem der Erforschung von Melanesien widmete. Er durchquerte als Erster Neukaledonien von Yaté bis zur Mündung des Boulariflusses und 1865 die Strecke von Canala zur Hauptstadt Nouméa. B.s Reisen folgten unmittelbar auf die für Neukaledonien entscheidenden Nickelfunde (1863) und auf den Beginn der Häftlingsdeportationen (1864) und blieben daher zunächst unausgewertet. Erst als 1897 die Deportationen endeten, erinnerte man sich an B.s Informationen über eine zivile Nutzung der Insel, die nun freilich zu einem Großteil von Häftlingen und deren Nachkommen bewohnt war.

 

Bourmont Étienne Véniard de, Sieur de Vergié, etwa 1675–1730, berühmter franz. Waldläufer und Entdecker im Missourigebiet. B. verteidigte das soeben gegründete Detroit (damals Ville d’étroit) 1705–07 mit großer Tapferkeit. Nach der Abberufung von Lamothe-Cadillac oder wegen Liebesgeschichten desertiert, trat B. im damals noch kaum bekannten Missourigebiet auf, das er wegen seiner Verbindung zu einer Häuptlingstochter bereisen konnte. Zum Unterschied von anderen Waldläufern, von denen man nur die Namen kennt, beschrieb B. seine Ermittlungen zunächst in einem kurzen Hilfsbuch für Händler von nur 22 Seiten, später dann anspruchsvoller in seiner Exacte Description de la Louisiane (1717). Gestützt auf seine Gründung Fort d’Orléans begann B. mit systematischen Erkundungsvorstößen in den Raum westl. des heutigen Kansas City bis an die Grenzen von Colorado. B. leitete die kurze franz. Besitznahme von Teilen des heutigen Staats Kansas ein (1719–25), kehrte jedoch darauf nach Frankreich zurück; das Gebiet blieb bis 1803 in den Händen der Indianer.

Bouvet de Lozier Jean-Baptiste, 1706–86; der auch kurz Lozier-Bouvet genannte Seefahrer entdeckte 1739 die nach ihm benannte Insel im Südatlantik (54.26 Grad südl. Breite), die er zunächst wegen der beinahe 1000 m hohen Olafspitze für ein Kap des antarkt. Festlands hielt. (Die Valdivia-Expedition von 1898 vermaß dann die B.-Insel, die heute norweg. ist.) Obwohl die franz. Compagnie des Indes auf B.s großen Plan einer Antarktisumsegelung und genaueren Aufnahme des Kontinents nicht einging, gilt B. als der Vater der Südpolarforschung. Charles de Brosses brachte einen Auszug aus seinen Berichten.

Bove Giacomo, 1852–87, ital. Arktis- und Südamerikaforscher, Teilnehmer der berühmten Vega-Expedition von → Nordenskjöld und 1881/82 vor allem auf Staten Island und in Patagonien unterwegs, wo er geografisch hervorragend arbeitete, während seine ethnografischen Ergebnisse später diskutiert wurden. B. forschte auch am oberen Paraná, widmete seine letzten Lebensjahre aber wieder Feuerland, insbesondere der Insel Ushuaia und dem Admiralty Sound.

Bovo (11. Jh.), ein Bischof ohne Diözese, den Erzbischof Alebrand von Hamburg und Bremen gerne um sich hatte, weil er viel von fremden Ländern zu erzählen wusste. B. war drei Mal nach Jerusalem gereist und auf einer dieser Pilgerfahrten von Sarazenen nach Bagdad verschleppt worden; die Rückkehr von dort sei eine wahre Odyssee gewesen und habe ihn durch alle Länder des Nahen Ostens geführt, die damals in Mitteleuropa noch weitgehend unbekannt waren, wie der Chronist Adam von Bremen berichtete. Bovo ist ein Abt-Name, der in dem berühmten Kloster Corvey wiederholt vorkommt, ohne dass sich Verbindungen zu B. beweisen lassen.

Bower J. St. C., engl. Marineoffizier und Melanesienforscher, der auf dem bewaffneten Schoner Conflict die schon vorher vereinzelt gesichtete Conflict-Gruppe in den Louisiaden aufnahm und benannte. Seit B.s Arbeit 1880 weiß man, dass es sich um insgesamt 22 bis zu 5 km lange Inselchen mit reichem Kokospalmenbestand handelt. Die Hauptinsel ist Irai, 114 km östl. von Neuguinea.

Bowers H. R., Leutnant der brit. Marine, Mitglied der letzten Scott-Expedition zum Südpol. → Scott.

Boyd Louise Arner, 1887–1972, aus Kalifornien, amerik. Entdeckungsreisende, Abenteurerin und Polarforscherin u. a. in Grönland und der Arktis. Sie kam als Kind einer wohlhabenden Familie zur Welt und genoss eine gute schulische Erziehung. Früh lernte sie, sich in der Wildnis Kaliforniens zu behaupten. Ihre beiden Brüder verstarben kurz hintereinander an einer Herzkrankheit. Nach dem Tod Ihrer Eltern war sie Alleinerbin des Familienvermögens. In den 1920ern unternahm sie ausgedehnte Reisen, 1924 führte sie ihr Weg nach Norwegen. 1926 stach sie mit dem bereits von → Roald Amundsen genutzten Versorgungsschiff Hobby in See, um arktische Gewässer zu erkunden. In dieser Zeit begann sie auch, Polarbären zu jagen, was ihr den Spitznamen »arktische Diane« einbrachte. 1928 machte sie sich auf die Suche nach dem verschollenen → Roald Amundsen. Die Expedition blieb zwar erfolglos, brachte ihr aber internationalen Ruhm, u. a. das Ritterkreuz des St. Olav-Ordens, das ihr durch König Haakon von Norwegen verliehen wurde. In den Jahren 1931, 1933, 1937, 1938 und 1941 leitete sie 5 Expeditionen an die östliche und nordöstliche Küste von Grönland. Hier ist ein Gebiet um den Jaette-Gletscher nach ihr benannt. 1934 reiste sie über Polen in die Ukraine. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, war ihr Wissen über die Polarregion aus strategischer Sicht eminent wichtig geworden. Das amerikanische Kriegsministerium verhinderte den Druck eines ihrer Bücher, da man nicht wollte, dass das Wissen dem Kriegsgegner in die Hände fiel. 1941 leitete sie eine wissenschaftliche Arktis-Expedition auf der Effie M. Morrissey, das die Auswirkungen des Erdmagnetfeldes auf die Radiokommunikation untersuchen sollte. (Ergänzt durch Verlag)

Brackebusch Ludwig, 1849–1906, dt. Kartograf Argentiniens, wo er 1875 bis zu seiner Emeritierung wirkte. Mit enormem körperlichem Einsatz kartografierte B. zunächst die Provinz Córdoba, deren westl. Gebiete nur ungefähr bekannt waren, und bereiste ab 1883 von Tucumán aus die Gebirgslandschaften bis zur Wasserscheide von Tacanas. 1887/88 widmete er sich vor allem der genauen Aufnahme von Kordillerenpässen und der Quellgebiete von Río Castaño und Agua Negra. Ergebnis dieser Forschungen ist die moderne Karte Argentiniens, erstmals vorgelegt 1889 auf der Pariser Weltausstellung, wo sie eine Goldmedaille erhielt.

Brackenridge Henry Marie, 1786–1871, amer. Pelzhändler und Reiseschriftsteller, der 1811 den Missouri befuhr, und zwar bis ca. 1800 km stromaufwärts von Saint Louis. Die Beschreibung dieser Reise, erstmals 1814 in Pittsburgh veröffentlicht, hatte großen Erfolg und wurde bis 1904 immer wieder aufgelegt (dt. Ausgabe 1818).

Bradshaw Joseph, Reisender und Forscher in Nordwestaustralien, der auf eigene Faust und Kosten 1891 die Gegenden zwischen dem Kimberley District und dem Prince Regent River erstmals bereiste. War der Zweck der Reise auch die Entdeckung von Kolonialland, so brachte sie doch wichtige Aufschlüsse über Flussläufe und Gebirgszüge in dieser Gegend des Kontinents und das Leben der Aborigines in den Höhlen der Sandsteingebirge am Sepulchre Creek.

Brandan → Brendanus.

Braun (Brun) Samuel, 1590–1668, Feldscher aus Basel. 1607 trat er seine Wanderschaft rheinabwärts nach Amsterdam an, wo er Arbeit bei einem Wundarzt fand. Hier wurde seine Wanderlust durch die vielen Schiffe angeregt, die aus allen Erdteilen in den Hafen einliefen. So ließ sich B. Ende 1611 als Wundarzt auf einem Handelsschiff anwerben, das nach Westafrika fuhr. Auf dieser ersten Reise lernte er bereits die Loangoküste und die Kongomündung kennen. Auf einer zweiten Reise von 1614–16 gelangte er über Benin und Kamerun nach Gabun. 1617–20 ging er noch einmal nach Westafrika, um in der Festung Nassau als Militärarzt zu arbeiten. Auf seinen Fahrten trieb er auch Handel, was ihm ein beachtliches Vermögen einbrachte, sodass er als begüterter Mann zurückkehrte. 1624 verfasste er ein Buch, in dem er seine Fahrten beschrieb. Es gilt als die früheste dt. Nachricht über die Guineaküsten, und wenn man B. auch nicht als den ersten dt. wissenschaftlichen Afrikareisenden bezeichnen kann, so enthält seine Schilderung doch viele interessante geografische und vor allem völkerkundliche Hinweise, weswegen man ihn zu den frühen Entdeckungsreisenden zählt.

Brazza Pierre Savorgnan de, 1852–1905, röm. Adeliger, der sich seit seiner Kindheit für Reisebeschreibungen und Astronomie interessierte. Mit zwölf Jahren kam er auf Vermittlung eines Admirals in die franz. Marineschule, beantragte als 18–Jähriger seine Einbürgerung in Frankreich und wurde schließlich Marineoffizier. Während seiner Dienstzeit lernte er die Küsten von Algerien, Nordamerika sowie die franz. Stationen am Senegal kennen. Dann erbot er sich, den Lauf des Ogowe in Aquatorialafrika auf seine Eignung als Handelsweg in das Innere des Erdteils hin zu erforschen. Die Aufgabe war wegen der feindseligen und kriegerischen Stämme an seinen Ufern sehr gefährlich, doch konnte B. sie während einer dreijährigen Reise bewältigen. Sein Ziel war es dabei immer, nicht mit Waffengewalt gegen die Eingeborenen vorzugehen. 1878 traf er wieder in Paris ein, um dort Bericht zu erstatten. Sobald er sich von den Strapazen und einer schweren Krankheit erholt hatte, ging er erneut nach Afrika. Dort hatte inzwischen → Stanley den Kongo befahren und → Lenz als Erster die Wasserscheide zwischen Ogowe und Kongo überschritten. B. versuchte nun 1880 im Auftrag einer franz. Kolonialgesellschaft den oberen Ogowe mit dem Kongo durch Stationen zu verbinden. Das Unternehmen erwies sich als ein Wettlauf zwischen ihm und Stanley; denn Letzterer war bereits wieder im Auftrag des Königs der Belgier unterwegs, um am Kongo ebenfalls Stationen anzulegen und dort Besitzungen für den König zu erwerben. B. legte diesmal den Weg, zu dem er auf der ersten Reise fast zwei Jahre benötigt hatte, innerhalb von drei Monaten zurück, gründete nahe der Mündung des Passaflusses in den Ogowe die Station Franceville, zog auf neuer Route weiter an den Kongo und erwarb hier am sog. Stanley-Pool ein Territorium, auf dem er eine zweite Station gründete, die später nach ihm Brazzaville benannt wurde. Dann befuhr er den Kongo stromabwärts und traf dabei mit Stanley zusammen. Über den Ogowe kehrte er 1881 wieder nach Franceville zurück, von wo aus er noch einmal vier Monate lang intensive Forschungen am Oberlauf des Ogowe-Quellgebietes betrieb. Da es aber sein Ziel war, den Raum zwischen Ogowe und Kongo politisch und wirtschaftlich für Frankreich zu gewinnen, unternahm er 1883–85 eine dritte Reise in dieses Gebiet. Seine Erfolge veranlassten das franz. Parlament, die Kolonie Franz.-Kongo zu gründen, dessen erster Generalkommissar B. wurde. Nach kurzem Aufenthalt in Algier kehrte er 1895 nach Paris zurück, wo er heiratete und sofort wieder (bis 1897) in den Kongo ging. Eine letzte Afrikareise unternahm B. 1905.

Brehm Alfred Edmund, 1829–84, stammte aus Thüringen, wo er in Renthendorf bei Neustadt an der Orla geboren wurde. Häufig kennt man ihn nur als den Verfasser des sechsbändigen klassischen Werks Tierleben, doch unternahm er als Zoologe auch mehrere Forschungsreisen nach Afrika, Spanien, Skandinavien und Sibirien. Mit 18 Jahren schloss er sich als Jagd- und Sammelgehilfe einer dt. Expedition an, die von Kairo nach dem Oberen Nilgebiet aufbrach. Dabei machte er sich selbstständig, zog mit einem Missionar nach Dongola und von dort weiter durch die Bayudasteppe nach Khartum, der Hauptstadt des Sudan. Dann kehrte er wieder nach Kairo zurück. B. studierte Arabisch und den Koran und reiste 1850 an den Blauen Nil, nach Sennar, nach dem Sinai und erneut nach Oberägypten. 1852 kehrte er nach Europa zurück. Seine Berichte und vor allem seine Untersuchungen über das Tierleben in Steppe, Wüste und Urwald trugen zur besseren Kenntnis dieses Raums bei. Seine Reiseskizzen aus Nord-Ost-Afrika (1855) zählen dank ihrer exakten Schilderungen zu den Standardwerken der Reiseliteratur über das nördl. Afrika. 1856 bereiste B. Spanien, ein Jahr danach Norwegen und Lappland und schließlich 1876 Sibirien.

Brenchley Julius Lucius, 1816–73, brit. Geistlicher, der 1850 begann, Mississippi und Missouri zu bereisen und die Rocky Mountains zu erforschen. Während seine Kanufahrt von den Mississippiquellen bis Saint Louis gut belegt ist, zweifelt man an seiner Besteigung des Chimborasso. B., der auch Südamerika, Hawaii und China bereiste, erkundete die Umgebung des Tauposees im neuseeländ. Maorigebiet und nahm 1865 an der Südseekreuzfahrt der Curaçao teil. Auf all diesen Reisen entfaltete er eine eifrige Sammlertätigkeit.

Brendanus senior, gest. 587, Abt zu Cluainfert (Irland). Er dürfte unter den verschiedenen Heiligen dieses Namens jener sein, dem man die halb legendäre Meerfahrt zuschreibt. Angesichts der erwiesenen Fernfahrten ir. Mönche (Färöer, Island) und der wiederholten Reisen des Abts zu Klöstern auf der brit. Hauptinsel und im schott. Inselbereich ist B.s vermutlich unfreiwillige Atlantikfahrt gewiss nicht erfunden. Ein erster Bericht darüber erschien im 9. Jh. als Navigatio Brendanni. Die Legende, die B. von der Auffindung des »Gelobten Landes für die Heiligen« in Gestalt einer Insel im Weltmeer berichtet, ist die erfolgreichste Entdeckergeschichte aller Zeiten und selbst in heute halbvergessene Sprachen wie das schott. Gälisch und das Altprovenzalische übersetzt worden. Die von B. angeblich entdeckte Insel Brendan figurierte bis 1589 auf Weltkarten.

 

Holzschnitt aus dem Volksbuch von St. Brendans Meerfahrt.

Brentano Carl, 1694–1751, mit der nach Deutschland eingewanderten Sippe des Peter Anton B. offenbar nicht verwandt, missionierte in portug. Südamerika und vorher in Peru, wo er eine Karte der Provinz Quito erstellte. Wichtig ist seine Geschichte der Missionen am Marañónfluss.

Bridger James, 1804–81, Pelzhändler und Waldläufer, zeitweise zusammen mit → Ashley. Entdeckte 1824/25 den Großen Salzsee; 1830 untersuchte er den späteren Yellowstonepark. Seine Tagebücher sind eine wichtige Quelle für die Routensuche zum Pazifik.

Brieva Domingo de, portug. Franziskanerpater, befuhr den Amazonas dreimal in der ganzen Länge, einmal (1639/40) im Rahmen der großen Teixeira-Expedition mit 1200 Indianern in 45 Booten.

Bristow Abraham, ca. 1765–nach 1818, brit. Kapitän, auf Walfängern der Fa. → Enderby weltweit unterwegs. Auf der Ocean entdeckte er am 18.8.1806 zwischen 50.26 und 50.56 Grad südl. Breite und 165.52 und 166.22 Grad östl. Länge, also im Südpazifik, die ausgedehnte Gruppe der Aucklandinseln, so benannt nach Lord Auckland, mit dem B.s Vater befreundet war. 1807 lief B. die Gruppe noch einmal an. Eine weitere Pazifikreise unternahm er auf dem Walfänger Sir Andrew Hammond, durchquerte den Bismarckarchipel vor Neuguinea und entdeckte die Purdyinseln im SW der Admiralitätsinseln. In diesem Teil des Pazifiks entdeckte B. noch weitere Inseln und Riffe und benannte sie. B. versuchte, die Auckland-Gruppe zu einer Versorgungsstation für Walfangschiffe auszubauen, doch hielt sich dort außer etwa 300 Maoris, die 1852 auch aufgaben, keine Dauerbevölkerung. Lediglich Versorgungsdepots für Schiffbrüchige blieben bis 1929 erhalten.

Brocardus de Monte Sion → Burchardus.

Brøndsted Jorge, dän. Ingenieur, zeitweise in argentin. Diensten. Er kartografierte 1882/83 vor allem die Hochgebirgsgegenden zwischen dem Lago Aluminé und der Reloncaví-Bucht. Dabei dürfte er die genaue Lage des Barilochepasses ermittelt haben; dieser Pass spielt in Missionsberichten der Jesuiten aus dem 17. und 18. Jh. eine gewisse Rolle.

Brooke Sir James, 1803–68; der in Indien geborene Engländer trat mit 16 Jahren in die bengal. Armee ein und nahm am Birmakrieg teil. Da ihm sein Vater ein beachtliches Vermögen hinterlassen hatte, erwarb er 1839 ein eigenes Schiff und fuhr von Singapur aus nach Sarawak auf Borneo. Hier führte er eine Reihe von Untersuchungen durch, die erste gesicherte Daten über den NW der Insel lieferten. Darüber hinaus erlaubte ihm der Radscha auch völkerkundliche Forschungen. Als erster Europäer konnte B. zehn Tage unter den Dajaks verweilen, die als Kopfjäger berüchtigt waren. Eine weitere Reise führte ihn nach Celebes, das er ebenfalls durchforschte. Nachdem er 1840 den Statthalter des Sultans von Brunei gegen eine Meuterei unterstützt hatte, wurde er 1842 vom Sultan zum Radscha von Sarawak erhoben. Gleichzeitig ernannte ihn die brit. Regierung zu ihrem Generalkonsul in Borneo. Seine Tagebücher vermitteln lebendige Eindrücke von Landschaft und Kulturen der Sundainseln und zählen deshalb zu den wichtigen Zeugnissen der Entdeckungsgeschichte.

Brooke John, brit. Seefahrer, der im Mai 1622 auf der Trial nach Java unterwegs war, aber zu weit nach SO gelangte und auf das North West Cape des damals unbekannten Australiens stieß. Bei widrigen Winden wurde eine große Insel gesichtet und drei kleinere Inseln östl. von ihr. Dann lief die Trial auf ein Riff, B. konnte sich mit einigen Gefährten in einem Boot nach Java retten. Einem anderen Boot unter dem Schiffsoffizier Thomas Bright gelang dies ebenfalls, und da 1820 aufgrund der Beschreibungen die Barrowinsel als der Ort dieser Ereignisse ermittelt wurde, sind B. und Bright offenbar die ersten Briten, die Australien sichteten.

Brooks N. C., Kapitän der hawaiian. Bark Gambia, mit der er 1859 die Midwayinseln Sand und Eastern entdeckte, die daraufhin einige Zeit als Brooks Islands geführt wurden. Acht Jahre später wurden sie für die USA in Besitz genommen.

Broughton William Robert 1762–1821, brit. Marineoffizier, bis 1793 im Verband der → Vancouver-Flotte, 1795–98 als Kommandant der Providence weltweit auf Entdeckungsfahrten. B. übernahm das Schiff, das → Blighs Brotfrüchte nach Westindien gebracht hatte, in Plymouth, verließ diesen Hafen am 15.2.1795 in einem kleinen Flottenverband und erreichte am 5.5.1795 Rio de Janeiro. Danach wurde die verlassene Insel → Gough besucht und am 2.8.1795 Tasmanien erreicht. Bei einem längeren Aufenthalt auf Hawaii wurden freundschaftliche Gespräche mit König Kamehameha geführt, der die Providence besichtigte. Sie ankerte dann in Fair Haven (Honolulu), erst ein Jahr zuvor von William Brown entdeckt, dem Kapitän des brit. Handelsschiffs Butterworth. Am 22.2.1796 brach B. zum Nootkasund auf, wo bis Juli Vermessungsarbeiten durchgeführt wurden. Zurück auf Hawaii, verlor B. zwei Seeleute beim Wasserholen auf Niihau und zerstörte als Strafsanktion 16 Kanus. Danach wandte sich B. der Küstenfahrt in den japan. Gewässern zu, wofür in Macao ein Schoner als Versorgungsschiff angekauft wurde. Es gelang, mit den Ainu (Nordjapan) freundschaftlichen Verkehr aufzunehmen. Am 17.5.1797 lief die Providence unweit der Typinsaninsel auf ein Korallenriff, aber die Besatzung konnte sich auf den Schoner retten. In Macao wurden die Briten auf verschiedene für England bestimmte Schiffe verteilt, bis auf 35 Mann und Offiziere, die den Schoner auf dem Weg um Afrika bis 1799 nach England brachten. B. war es gelungen, die bis dahin so gut wie unbekannten Ostküsten von Hokkaido und von Korea aufzunehmen, ohne von den misstrauischen Japanern (ähnlich wie die russ. Entdecker) verhaftet zu werden; auch die Südspitze von Sachalin wurde angelaufen. Der Bericht über diese wichtige und ausgedehnte Reise erschien 1804 in London und 1805 in Weimar (gekürzt).

Brousseau Georges, forschte 1887–98 meist im Regierungsauftrag in Franz.-Guayana und ermittelte u.a. die Flussläufe des Maroní, Tapanahoni, Itany und des Carsevenne, den er selbst in seiner ganzen Länge befuhr. Dem wichtigsten Nebenfluss des Carsevenne gab er den Namen Fleuve Carnot (Carnotfluss). Während seine 1 : 100 000-Karten nicht ohne Weiteres zugänglich sind, erschienen seine Reise- und Forschungsberichte 1901 im Druck.

Brouwer Hendrik, 1581–1643, holl. Seefahrer, der 1642 mit drei Schiffen nach Chile auslief, um für die Holländische Westindien-Kompanie Handel zu treiben. Obwohl er keinen Entdeckungsauftrag hatte, umrundete er im März 1643 die → Staaten-Insel im Südatlantik, die bis dahin für einen Teil des antarktischen Festlandes gehalten worden war, und stellte ihre Ausdehnung fest.

Brown Alfred N., 1803–84, Missionar und Erforscher der Nordinsel Neuseelands. 1833/34 war er teils zu Fuß, teils im Kanu und teils mit einem Küstensegler um die Erkundung der Flüsse Waihou und Waikato bemüht, drang ins Quellgebiet des Walpa vor und gründete die Missionsstation Puriri. B. sichtete auch den Ruapehu, den höchsten Berg der Insel.

Brown Charles B., ca. 1830–1917, seit 1865 in der Karibik als Geologe und Topograf um die Aufnahme der den Briten verbliebenen Inseln bemüht, seit 1868 in Brit.-Guayana tätig. Bis 1872 zeichnete er die Läufe der Flüsse Mazaruni, Siparuni und Potaro auf, aber auch die Landschaften im NW der Kolonie. Auf Andeutungen von Indianern hin entdeckte B. 1870 die malerischen Wasserfälle und Katarakte des Potaro und befuhr den Fluss anschließend bis zur Einmündung in den Essequibo. Spätere Unternehmungen waren dem oberen Essequibo gewidmet und den Wasserläufen im guayan.-brasil. Grenzgebiet. Für eine brasil. Schifffahrtsgesellschaft bereiste B. 1873–75 den Amazonas, eine Reise von mehr als 20 000 km, auf der B. von zwei anderen Wissenschaftlern begleitet wurde.