Die bedeutendsten Entdecker und ihre Reisen

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Aus der Reihe: Edition Erdmann
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Becknell William, ca. 1785–1832, »Father of the Trail« genannt, womit der Santa Fé Trail gemeint ist, von 1821–80 (Jahr der Vollendung der Eisenbahnstrecke) die wichtigste Handelsroute im amer. SW und keineswegs eine Einbahnstraße nach W für Siedler. Teilweise schon von Vázquez de Coronado und 1806 von Pike genutzt, erlangte sie ihre Bedeutung erst durch B., der auf der Strecke durch Kansas den Schutz gegen die Indianer organisierte. B.s Helfer und Nachfolger waren John Mac Knight, Hugh Glenn, Jacob Fowler und Stephen Cooper, die Zugtiere waren Ochsen und Maultiere, die beförderten Güter umfassten alles, was man brauchte, von Gold und Silber über Pelze, Felle und Wollstoffe bis hin zu Gegenständen des täglichen Bedarfs und Waffen. B.s erste Ladung hatte einen Wert von 300 Dollar.

Beechey Frederick William, 1796–1856, brit. Seefahrer und Pazifikforscher. Nach Teilnahme an den Napoleonischen Kriegen erste Polarerfahrungen in den Expeditionen von J. → Franklin u. W. E. → Parry und kurze Aktivitäten im Mittelmeer (Syrten). Gemeinsam mit seinem Bruder Henry, der das Talent des Vaters geerbt hatte und ein guter Maler war, nahm B. die Küstenstrecke Tripolis-Bengasi-Derna auf. Seine große Leistung ist jedoch die lange Pazifikfahrt mit dem kleinen Schiff Blossom, wobei er den Auftrag hatte, den von O her eine Nordwestpassage suchenden Kapitänen Franklin und Parry entgegenzufahren. Die Reise begann am 19.5.1825 in Spithead und endete im Oktober 1828 in Woolwich. In diesem Zeitraum hatte die Blossom 73 000 Seemeilen zurückgelegt. Die wichtigsten Stationen der gewaltigen Reise waren die Osterinsel (16.11.1825), danach die Elizabeth Islands und Pitcairn. Dort konnte B. von John Adams, dem letzten Überlebenden der Bounty-Meuterer, einen authentischen Bericht der Vorgänge aufzeichnen. Am 29.12.1825 ankerte B. in der Lagune von Mangareva (Gambier Islands), ging dort als erster Europäer an Land und lieferte einen ausgezeichneten Bericht. Am 26.1.1826 entdeckte er Vanavana und nannte die Insel Barrow Island. Die Insel Fangataufa wurde drei Tage später kartografisch aufgenommen und Cockburn Island genannt, eine weitere nördlichere Entdeckung (Ahunui) erhielt den Namen Byam Martin Island. Über Tahiti und Hawaii erreichte er Petropawlowsk auf Kamtschatka am 28.6.1826 und war am 22.7. mit zwölf Tagen Verspätung im Kotzebue-Sund, wo er sich mit der Franklin-Expedition treffen sollte. Nach Ruhepausen, vornehmlich auf Hawaii, lief er im August 1827 noch einmal den Treffpunkt an und kehrte um Kap Hoorn nach England zurück. B. bewegte sich über den Pazifik hinweg wie außer ihm nur James Cook und ergänzte dessen Küstenaufnahmen vor allem in Kanada und Alaska. 1854 wurde B. Konteradmiral, 1855 Präsident der Royal Geographical Society.

Behaim Martin, 1459–1507, Nürnberger Patrizier, der wahrscheinlich als junger Mann in seiner Heimatstadt den bedeutenden Mathematiker und Astronomen Johannes Müller kennenlernte, der sich selbst, einer gelehrten Sitte der Zeit entsprechend, nach seinem Geburtsort Königsberg im heutigen Unterfranken Regiomontanus nannte. Von ihm könnte B. seine astronomischen und nautischen Kenntnisse erworben haben. 1476 ging B. für einige Jahre als Handelsvertreter nach Antwerpen, von wo aus er Kontakte mit Lissabon, der bedeutendsten westeurop. Handels- und Hafenstadt in dieser Zeit, anknüpfte. 1482 reiste B. erstmals selbst nach Lissabon, wo er möglicherweise den Portugiesen gewisse astronomische und mathematische Kenntnisse vermittelte, die ihn Regiomontanus gelehrt hatte. Dazu gehörte auch die Benutzung des sogenannten Jakobsstabs, mit dessen Hilfe sich Meridianbestimmungen auch auf See vornehmen ließen, während man bisher dazu hatte an Land gehen müssen. Damit hatte B. den portug. Kapitänen einen wichtigen Dienst erwiesen, weshalb der 25-Jährige so rasch in die »Astronomische Junta« aufgenommen wurde, ein wissenschaftliches Gremium, das in Lissabon die Grundlage für die Afrikafahrten zu bearbeiten hatte. Auch erlaubte man ihm, selbst an einer dieser Entdeckungsreisen teilzunehmen. So begleitete er → Cão auf seiner Reise 1484–86 entlang der westafrik. Küste. Nach seiner Rückkehr wurde B. in Portugal zum Ritter geschlagen. Dann übersiedelte er auf die Azoren. 1490/91 besuchte er Nürnberg und fertigte hier mithilfe tüchtiger Handwerksmeister seinen »Erdapfel«, die älteste erhaltene Darstellung der Erde in Globusform. Über die weiteren Lebensdaten B.s ist wenig bekannt. 1494 beauftragte ihn der portug. König mit einer diplomatischen Mission in den Niederlanden, dann dürfte er noch einmal einige Jahre auf den Azoren gelebt haben; B. starb in Lissabon.

Behrens Carl Friedrich, 1701 – nach 1750, nahm 1721 und 1722 an der Südseefahrt → Roggeveens teil, auf der die Osterinsel entdeckt wurde, und schrieb darüber Berichte, die aber eher für den Bereich Melanesien Brauchbares enthalten.

Bekri El, gest. 1094, arab. Reisender und Schriftsteller, dem wir eine Beschreibung von Nordafrika verdanken. Obwohl B. von Irrtümern nicht frei ist und gelegentlich auch unklar berichtet, sind doch seine Mitteilungen über normann. Raubflotten an der Nord- und Nordwestküste von Afrika geografisch wie historisch von Bedeutung. B. verzeichnete einen ersten Überfall auf einen nordwestafrik. Hafen 851 (nicht 844, wie bei Hennig – s. Lit.) und auf die Stadt Alhucemas östl. von Tanger im Jahr 866. Zweimal überfielen sie zu nicht genau bekannten Zeitpunkten die Stadt Azila unweit des Kaps Spartel (Nordafrika). Durch B. steht es fest, dass die franz. Normannen oder auch skand. Wikinger bereits im 9. Jh. wiederholt die Straße von Gibraltar passierten.

Belcher Sir Edward, 1799–1877, brit. Pazifik- und Polarforscher, Teilnehmer der Blossom-Expedition und Nachfolger des bei den Vermessungsarbeiten an der kalif. Küste erkrankten → Beechey. Im Juli 1837 schlichtete B. gemeinsam mit → Du Petit-Thouars den auf Hawaii ausgebrochenen Streit um die katholischen Missionare, die daraufhin im Land bleiben durften, und beteiligte sich mit der Sulphur 1840 an einem Angriff auf Kanton im Zug des sog. Opiumkriegs. 1843–46 kommandierte B. die Samarang und führte wesentliche Klärungen der Küsten und Wasserstraßen zwischen Südostasien und Korea herbei. Als über 50–Jähriger begab er sich noch auf die Suche nach → Franklin; es war die letzte der Suchexpeditionen, und B.s energischer Einsatz auf Bootsfahrten und Schlittenexpeditionen brachte wertvolle Erkenntnisse über die geografischen Verhältnisse zwischen Jones-Sund und Patricksinsel. B. verlor vier seiner fünf Schiffe, musste zweimal überwintern und wurde durch den nach ihm benannten B.-Kanal (North Cornwall/Table-Insel) geehrt. Im Tagebuch des Expeditionsteilnehmers Robert → McClure wird B. angegriffen; ebenso in G. F. McDougalls Darstellung von Aufgabe und Wiederauffindung von HMS Resolute (einem der von B. aufgegebenen Schiffe).

Bell Gertrude Lowthian, 1868–1926, war, wie es in der Einleitung zu ihren Briefen heißt, »Gelehrte, Dichterin, Historikerin, Archäologin, Kunstkritikerin, Bergsteigerin, Gärtnerin, Entdeckungsreisende, Naturwissenschaftlerin, Staatsdienerin«. Nach Studien der Orientalistik in England unternahm sie seit 1900 ausgedehnte Forschungsreisen in Syrien, Palästina und Arabien. Auf der Rückreise von Persien und Mesopotamien lernte sie in Syrien den jungen T. E. → Lawrence (später berühmt geworden als Lawrence von Arabien) kennen, mit dem sie eine Zeit lang zusammenarbeitete. Während des Ersten Weltkriegs gehörte sie dank ihrer hervorragenden Sprach- und Landeskenntnisse zu den wichtigsten Agenten der brit. Regierung in Arabien und im Irak.

Bell Robert, 1841–1917, arbeitete 1856–1908 an der topografischen Durchdringung fast aller weniger bekannten kanad. Landschaften, namentlich der großen Seen, der Hudson Bay, des Athabasca River. Einer der Quellflüsse des Nottawa River wurde nach B. benannt. Nach N reichte das Forschungsgebiet B.s bis nach Baffinland. B. veröffentlichte seine Berichte in Montréal in franz. Sprache.

Bellingshausen Fabian Gottlieb Benjamin von, 1778–1852, balt. Seefahrer, in der russ. Expansion in Richtung Pazifik besonders erfolgreich. Nach ersten Erfahrungen auf der Bark Nadeschda unter → Krusenstern 1810–15 im Mittelmeer stationiert, 1819–21 Leiter der zaristischen Antarktisexpedition mit der Barke Vostok und dem Versorgungsschiff Mirnyi. B. sichtete 1820 als Erster das antarkt. Festland, bewies den Inselcharakter des Sandwichlands, nahm lange Strecken der Küste von Südgeorgien auf und entdeckte am 10.1.1821 die Peter-I.-Insel. B. stiftete einige Verwirrung, weil er eine Reihe bereits entdeckter Inseln im Südpazifik zusätzlich zu ihren Eingeborenen-Namen und jenen, die ihnen andere Entdecker gegeben hatten, nun auch noch mit ausführlichen russ. Bezeichnungen versah, doch ist seine genaue Aufnahme der Tuamotu-Gruppe – immerhin 76 Inseln – wegen des gefährlichen Fahrwassers zwischen den Atollen eine große Leistung; zehn der von ihm aufgenommenen Inseln waren unbekannt gewesen. B.s Arbeiten in der Tuamotu-Gruppe sind seit 1930 aktuell geworden, weil die Archäologen des Bishop-Museums (Hawaii) Spuren vorpolynes. Zivilisationen in der Gruppe entdeckt hatten und Wortstämme, die auf eine Besiedlung einzelner dieser Inseln von Südamerika aus hindeuten. Die Insel Ono-i-Lau (Fidschi-Gruppe), die erst B. der Wissenschaft bekannt machte, wurde vermutlich vor ihm nur von der Bootsmannschaft unter → Bligh betreten. Nach B. ist ein Kap auf Sachalin benannt und eine ozean. Insel (Motu One). B. wurde 1843 Admiral und 1847 persönlicher Adjutant des Zaren.

Bellot Joseph-René, 1826–53, Leutnant zur See, franz. Teilnehmer an der → Kennedy-Expedition zur Rettung → Franklins, 1853 Offizier auf der Phoenix. Kam ums Leben, als er zu Fuß mit Eilnachrichten für → Belcher unterwegs war und ein Sturm die riesige Eisscholle unter ihm aufriss. Eine Meeresstraße an der Boothia-Halbinsel ist nach ihm benannt.

 

Beltrame Giovanni, 1824–1906, ging 1853 im Dienst eines ital. Missionsinstituts an den Oberen Nil. 1854 unternahm er von Khartum aus eine Reise auf dem Blauen Nil. Nach kurzem Europaaufenthalt kehrte er wieder nach Khartum zurück und bereiste den Fluss mit anderen Missionaren bis zur Station Heiligenkreuz bei Gondokoro. Von hier aus unternahm er mehrere Exkursionen durch damals völlig unbekannte Gebiete. 1862 verließ er Afrika und beschäftigte sich in Italien als Professor vorwiegend mit linguistischen Arbeiten über das Nilgebiet.

Beltrami Giacomo Costantino, 1779–1855, ital. Reisender und eines der seltenen Beispiele für einen Entdecker-Poeten. Mit großem Mut und beachtlicher Ausdauer suchte B. 1822–24 nach den Quellen des Mississippi. Nach einem Zerwürfnis mit → Long ganz auf sich gestellt, kämpfte er sich vom Red Lake zum Turtle Lake vor und entdeckte auf der Höhe einer Wasserscheide einen See, den er Julia Lake nannte; auch der Itasca Lake wurde von ihm erreicht und auf einer umstrittenen Karte eingetragen. B. kehrte 1828 nach Europa zurück. Seine Entdeckungen, über die er in schwärmerischen Briefen an eine in Italien zurückgebliebene Contessa berichtete, werden von der amer. Kritik bestritten, obwohl → Schoolcraft erst 1832 in diese Gegenden kam. B.s Reisewerk erschien in franz. Sprache in New Orleans (1824) und in engl. Sprache 1828, sodass Schoolcraft es kennen musste.

Belzoni Gianbattista, 1778–1823, nimmt eine merkwürdige, doch keineswegs unbedeutende Sonderstellung unter den zahlreichen Afrikareisenden ein. In seiner Jugend führte er ein recht bewegtes, abenteuerliches Leben, trat für kurze Zeit in ein Kloster ein, reiste dann nach Holland und von da nach England, wo der fast zwei Meter große junge Mann als Kraftmensch in einem Zirkus auftrat. 1815 kam er nach Ägypten, wo er dank seiner technischen Kenntnisse beim dortigen Herrscher eine Anstellung zu finden hoffte. Als Aufseher beim Abtransport von Altertümern im Auftrag des engl. Konsuls erwarb er sich erstaunliche Kenntnisse in der Archäologie und bereiste nun auf eigene Faust das Niltal bis nach Nubien. Dort untersuchte er als erster Europäer den heute versetzten Felsentempel von Abu Simbel. Von Nubien aus zog er ans Rote Meer, kehrte nach Kairo zurück, öffnete bei Gizeh die Chephren-Pyramide und drang bis in die Grabkammer vor. Weitere Reisen führten ihn in das Faijum und in die Libysche Wüste. 1822 fuhr er an die Westküste Afrikas, aber der Plan, von da aus nach Timbuktu und an die Nigerquellen vorzustoßen, wurde durch seinen frühen Tod auf dieser Reise vereitelt.


Blick auf Ibrim in Nubien. Aus dem Reisewerk Belzonis.

Benalcázar Sebastián de (Belalcázar), um 1492–1551, einer der erfolgreichsten Konquistadoren, Gefährte und Stellvertreter → Pizarros, eroberte 1533 Quito mit nur 200 Mann und erbaute den Hafen Guayaquil. Danach eroberte er sein späteres Gouvernement Popayán (heute Südkolumbien) und gründete 1537 Cali. Ein entbehrungsreicher Eroberungszug über die Anden nach Bogotá brachte ihm die Enttäuschung, dort auf → Quesada und → Federmann zu treffen. Historisch wichtig wurde B.s Vorstoß ins Caucatal, wo er die selbstständige Indianerkultur des Chibcha-Reichs entdeckte (Vor-Inka-Kultur mit eigenem Recht). B. starb auf der Heimreise nach Spanien.

Benjamin von Tudela → Tudela.

Berejnik → Iwanow.

Berendt Carl Hermann, 1817–78, dt. Forschungsreisender und Sprachforscher, der die erste verlässliche Karte der Verapaz-Hochfläche und des Flusslaufs vom Río Chixoy herstellte. Sein Hauptverdienst lag jedoch in der Entwirrung der mesoamer. Dialektgeografie, wobei eine Reihe von Altsprachen ermittelt, charakterisiert und vor dem Vergessenwerden bewahrt wurde. Seine Karte von Yucatán erschien in Petermanns Mitteilungen (s. Lit.). Starb bei Ausgrabungen in Guatemala.

Bering Vitus Jonassen, 1680–1741, stammte aus Jütland, diente in der dän. Marine und besuchte dabei West- und Ostindien und trat schließlich 1704 in Amsterdam in die Dienste Zar Peters I. Nachdem er sich im Nordischen Krieg ausgezeichnet hatte und zum Kapitän befördert worden war, übertrug ihm der Zar die Führung einer Expedition in das Gebiet von Kamtschatka, auf der er die Ostgrenze Asiens näher erforschen sollte. Anfang 1725 reiste B. auf dem Landweg über Tomsk und Jakutsk bis nach Ochotsk und zog dann mit seinen Leuten auf Hundeschlitten quer über die Halbinsel Kamtschatka. An der Küste ließ er ein Schiff bauen und verfolgte im Sommer 1728 den genauen Küstenverlauf nach N. Dabei entdeckte er die Meeresstraße zwischen Asien und Amerika, die später nach ihm benannt wurde. Nachdem er bis zum 15. August weit ins Polarmeer nach N vorgedrungen war, betrachtete er seine Aufgabe als erfüllt und beschloss umzukehren. Noch einmal überwinterte er in Kamtschatka und kehrte dann durch Sibirien nach St. Petersburg zurück. Da man dort seinen Aussagen mit Misstrauen begegnete, wollte er mit einer weiteren Expedition beweisen, dass Kamtschatka tatsächlich gegenüber dem amer. Festland liege. Die Vorbereitungen dauerten aber über sieben Jahre, und währenddessen gelangten Aussagen von Kosaken nach St. Petersburg, die Berings Entdeckungen bestätigten. Die »Große Nordexpedition« begann 1741. B. lief diesmal mit zwei Schiffen von der Awatschabucht an der ostsibir. Küste aus und landete unter 59 Grad nördl. Breite an der Nordwestküste Amerikas. Dort blieb er aber nur so kurz, dass der dt. Naturforscher Georg W. → Steller, der ihn begleitete, nicht einmal Zeit für wissenschaftliche Beobachtungen fand. Die Heimfahrt stand unter einem ungünstigen Stern. Während das eine Schiff rechtzeitig die Küste von Kamtschatka erreichte, wurde B. mit seinen Leuten durch widrige Stürme aufgehalten und landete schließlich Anfang November auf einer kleinen Insel vor der Küste. Dort beschloss man zu überwintern, aber ein Großteil der Seefahrer, unter ihnen auch B., starb an Skorbut. Der Rest konnte sich auf das Festland retten.

Bernatzik Hugo Adolf, 1897–1953; der aus Wien stammende Völkerkundler unternahm mehrere Forschungsreisen in das Obere Nilgebiet, nach Portugiesisch-Guinea, Hinterindien und nach Nordwestafrika. In seinen seit 1934 erschienenen Büchern gab er lebendige, auch einen breiten Leserkreis interessierende Schilderungen, die er mit für damalige Verhältnisse hervorragenden und ungemein eindrucksvollen Fotos ergänzte. Sie sind oft letzte Zeugnisse sterbender Stammesgemeinschaften. Seine Hauptwerke sind eine große Völkerkunde (3 Bde., 1939 und 1954) sowie ein Handbuch der angewandten Völkerkunde von Afrika (2 Bde., 1947).

Berrío y Oruña Don Antonio de, verheiratet mit einer Nichte des → Quesada; selbstständiger Sucher nach der Goldstadt Manoa, befuhr 1584 mit 700 (!) Mann zwei Zuflüsse des Orinoco und diesen selbst in seinem Oberlauf unter Strapazen, Kämpfen mit Indianern und Verlusten durch Krankheiten. Seine Versuche, vom Orinoco aus Guayana zu erreichen, blieben erfolglos. B. wurde 1595 von Sir Walter → Raleigh gefangen genommen.

Bertandoña Francesco Ximénez de, bask. Pilot, der 1533/34 nach einer Meuterei, deren Anführer er war, die kalif. Küste entdeckte, dort jedoch mit fast allen seinen Leuten von Indianern umgebracht wurde.

Best George, gest. 1584, Leutnant → Frobishers und Chronist seiner Reisen, die er alle mitmachte. B. erfreute sich als begabter und gebildeter junger Offizier der Förderung durch Sir Christopher Hatton (1540–91), der seinerseits einer der Günstlinge Königin Elisabeths I. war. B.s Berichte erschienen 1578 in London.

Beurmann Moritz von, 1835–63, zeigte schon als Gymnasiast großes Interesse für die Naturwissenschaften, trat nach der Schule bei den Gardepionieren ein und ging drei Jahre auf die Königliche Ingenieurschule. Während seines Garnisonsdiensts in Luxemburg beschäftigte er sich mit der zeitgenössischen Afrikaliteratur und wurde durch die Berichte → Barths angeregt, selbst nach Afrika zu gehen. B. studierte Arabisch und reiste nach Ägypten, von wo aus er eine Expedition nach Nordäthiopien unternahm. Er zog nilaufwärts durch die Nubische Wüste nach Berber, von wo aus er auf einer von Europäern bisher noch nicht berührten Strecke nach Suakin am Roten Meer kam. B. fuhr mit dem Schiff weiter nach Massaua, doch verhinderten Unruhen eine Weiterreise und so kehrte er über Aden nach Kairo zurück. Ein zweites Unternehmen führte ihn über Khartum und Kassala zu den Bogos, einem kleinen hamitischen Volk von Hirten und Ackerbauern in Äthiopien. Nach Zwischenaufenthalt in Europa beschloss er, das Schicksal des verschollenen Forschungsreisenden → Vogel aufzuklären, reiste nach Bengasi und zog von da in die Sahara. In Mursuk schloss er sich einer Karawane in das Reich Bornu an und kam bis zur Hauptstadt Kuka, wo er vier Monate blieb. Auf der Weiterreise nach Wadai wurde er ermordet.

Biddulph John, 1840–1921, kam schon 1858 als Offizier nach Indien und nahm von 1873–74 an einer Expedition nach Ostturkestan teil, zog dann allein weiter und erforschte den Karakaschfluss. 1874 drang er von Kaschgar aus ostwärts bis zur Stadt Maralbaschi vor, besuchte den Kleinen Pamir und nach seiner Rückkehr aus Turkestan das Obere Industal. B. konzentrierte sich vor allem auf die Erforschung der Gebirgsländer im N des Indus-Quertals und beschäftigte sich mit den Eingeborenenstämmen des Hindukusch, über die er umfangreiches Material zusammentrug.

Bieber Friedrich Julius, 1873–1924, wuchs in Wien in einfachen Verhältnissen auf. Er sollte Schuster werden, aber das Fernweh trieb ihn schon mit 15 Jahren zum ersten Mal hinaus. Zu Fuß zog er über den Balkan nach Konstantinopel und wieder zurück. Danach konnte er bei einem kleinen Buchhändler als Verkäufer arbeiten, was ihm die Möglichkeit verschaffte, viel zu lesen. B. liebte Reiseliteratur und interessierte sich vor allem für Äthiopien, das sein großer Traum wurde. 1892 erhielt B. die Möglichkeit, eine Reise nach Afrika zu unternehmen. Ein Offizier, der nach Äthiopien vorstoßen wollte, nahm ihn als seinen Begleiter mit. Aber schon in Aden wurde das Geld knapp, der Offizier verschwand mit der Reisekasse und B. musste zu Fuß über Arabien und den Balkan wieder nach Wien zurückkehren. Hier gelang es ihm endlich, einen Beamtenposten im Handelsministerium zu erhalten. Er sammelte alle Nachrichten über Äthiopien, das unter der Herrschaft Kaiser Meneliks II. 1898 in der Schlacht bei Adua ein Kolonialheer der Italiener besiegt hatte. In Aufsätzen und Vorträgen trat B. unermüdlich für wirtschaftliche Kontakte Österreichs mit Abessinien ein. Dann geschah das Unerwartete: 1904 wurde B. von Kaiser Franz Joseph persönlich beauftragt, eine Botschaft an Menelik zu überbringen. Dabei gelang es B., der inzwischen die Landessprache erlernt hatte, recht gute Kontakte mit Menelik zu knüpfen, die dazu führten, dass 1905 eine offizielle österr. Delegation nach Äthiopien geschickt wurde, an der B. als Wegbereiter und Dolmetscher teilnahm. Gemeinsam mit Alfons von Mylius, einem anderen Teilnehmer der Mission, gelang es B., in Addis Abeba von Menelik die Genehmigung zu einer Reise in das bis dahin Fremden verschlossene und von Äthiopien erst kurz zuvor unterworfene kleine Kaiserreich Kaffa im SW des heutigen Äthiopien zu unternehmen. B. sammelte eifrig völkerkundliches Material, das er nach seiner Rückkehr in Wien zu einem großen Werk über Kaffa verarbeitete. Vier Jahre später reiste er mit dem Großindustriellen E. G. Pick noch einmal zu Menelik, der ihn zum Obersten der abessin. Armee ernannte und ihm einen der höchsten Orden des Landes verlieh. Während dieser Reise durfte er auch den gefangenen letzten Kaiser Kaffas besuchen und sprechen. Die Rückreise führte ihn von Äthiopien aus in den Sudan und über Khartum in die Heimat, wo er sich nun ganz seinen Studien und wissenschaftlichen Arbeiten widmete.

Bigsby John Jeremiah, 1792–1881, brit. Feldscher und Kanadareisender, kam 1818 mit einem dt. Schützenregiment in die Neue Welt, hatte zunächst eine schwere Ruhrepidemie unter den Einwanderern zu bekämpfen und brach 1822 mit einer Kommission zur Festlegung des Grenzverlaufs von Fort William zum Lake of the Woods auf. In den folgenden Jahren unternahm B. ausgedehnte Kanufahrten zur Kartografierung des nördl. Oberen Sees. Seine Pictures of Travels in the Canadas mit Stichen nach B.s Skizzen erschienen 1850 in London und sind ein erschütternder Bericht über die Verhältnisse, unter denen Einwanderer damals in Kanada leben mussten.

 

Bikini, Atoll im US-Trust-Territory im Pazifik, seit 1946 für Nukleartests verwendet, später wenig erfolgreiche Wiederbesiedlungsversuche. Das Atoll wurde am 9.10.1825 von → Kotzebue auf seiner zweiten Weltumseglung entdeckt.

Biruni Abu Raihan Muhammed ben Ahmed al, 984–1062, Astronom, Geograf und Mathematiker aus Choresmien, schrieb in arabischer Sprache. Von seinen mindestens acht Werken haben sich nicht alle erhalten, doch ist bekannt, dass er den ganzen Mittelmeerraum bis an den Atlantik bereist hat und danach in Indien Erdkunde und Philosophie, vor allem der Griechen, an Hochschulen vortrug, ehe er am Hof der Sultane von Gazna in geachtetem Ruhestand sein Leben vollendete. Wüstenfeld (s. Lit.) nimmt an, B. sei Schiite gewesen und habe zeitlebens eine tiefe Abneigung gegen die Araber gezeigt. Besonders wertvoll ist sein Canon Masudicus, ein astronomisches und geografisches Werk mit vielen historischen Nachrichten, das B. dem Sultan Masud ben Mahmud 1043 gewidmet hat. Seine Chronologie orientalischer Völker hat C. Eduard Sachau 1878 in Leipzig herausgegeben (engl. 1879). Sie enthält ebenfalls geografische Mitteilungen nicht nur über den Orient, sondern sogar über den Ostrand des Atlantiks.

Biscoe John (Joe), 1794–1843, brit. Südpolfahrer, der die Antarktis nach → Cook u. → Bellingshausen weiter erforschte, Graham-Land den Namen gab und die nach ihm benannten Inseln im Südpolarmeer entdeckte. Auf dem Weg von England nach Tasmanien und zurück besuchte B. zweimal die Falkland-Gruppe. Das Logbuch der Brigg Tula und einen Reisebericht veröffentlichte B. 1833 in engl. und dt. Sprache.

Bishop Charles, 1765–1810, brit. Pazifikreisender, zeitweise Gefährte von → Bass. Zwischen 1799 und 1801 besuchte B. auf seinem Schiff Nautilus verschiedene Inseln der Gilbert-Gruppe und andere Eilande, die heute zu Kiribati gehören. Eine Neuentdeckung war die Insel Nonouti unweit Tarawa und Christmas Island. Nonouti und die Nachbarinseln werden heute häufig von Touristen besucht, weil sie ursprüngliches Eingeborenenleben bewahrt haben.

Bjarni Herjúlfsson, norweg. Seefahrer des 10. Jh.s, der Europäer, von dem mit einiger Sicherheit gesagt werden kann, dass er als Erster die (nord-)amerikan. Küste gesichtet hat. B. kam aus Norwegen nach Island, um seinen Vater zu treffen, musste erfahren, dass dieser mit → Erik dem Roten nach Grönland ausgewandert sei, und segelte weiter nach Grönland. Dabei nach W verschlagen, gelangte er drei Mal an Küstengebiete, die ihn wenig einladend dünkten, weswegen er nicht landete und nur in Grönland, wo er seinen Vater antraf, davon berichtete. Es hat sich vermutlich um die Nordostküste von Neufundland gehandelt, beim zweiten und dritten Landkontakt dann um die Labradorküste. Vermutungen, B. habe die Resolution-Insel gesichtet, stießen auf wenig Glauben. → Leif Eriksson.

Björn Tordisson, Teilnehmer der Polarexpedition von → Erlingr Sighvatsson.

Blackbirding, von Blackbird, die Amsel. Euphemistische Bezeichnung für das Pressen von Sklaven oder auch Schiffsbesatzungen auf den kleineren pazifischen Inseln. Die Unglücklichen mussten auf Walfangschiffen entlaufene Matrosen ersetzen, im chilenischen Salpeterbergbau arbeiten oder ihre Lungen bei der Guano-Gewinnung ruinieren. Deshalb führte das B. zu einer da und dort recht frühen Inbesitznahme pazifischer Inseln durch europäische Mächte, die damit eine gewisse (nicht immer sehr wirksame) Schutzfunktion ausübten. B. ist somit eine der Ursachen der Entdeckung und der Kolonisierung in diesem Raum.

Blackwood Francis Price, 1809–54, brit. Australienforscher, vornehmlich in Nordostaustralien und am Großen Barriereriff (1841–45). Seine Aufnahmen von Küstenstreifen, Durchlässen, Inseln und der östl. Torresstraße gelten als vorbildlich, wozu noch die ethnografischen und geologischen Forschungen des B. begleitenden Joseph Beete Jukes (1811–69) kamen. Auch Teile Neuguineas waren in die fruchtbaren Fahrten B.s auf der Fly einbezogen worden.

Blaxland Gregory, 1778–1853, Farmer in Australien und Führer (?) einer Expedition zur Weidelandsuche 1813. Gemeinsam mit William Charles Wentworth und William Lawson brach B. auf, um einen Weg durch die Blauen Berge zu finden, was am oberen Cox River und bei der Wasserscheide unterhalb Mount York auch gelang (der Berg, von dem aus sie Weideland sichteten, wurde nach B. benannt). Gouverneur Macquarie ließ auf der gesichteten Strecke einen Fahrweg anlegen, auf dem schon 1815 die ersten Siedler in das Innere von Neusüdwales zogen und die Stadt Bathurst gründeten, die erste Binnenlandsiedlung Australiens.

Bligh William, 1754–1817, begleitete → Cook auf dessen dritter Reise. 1787 segelte er mit der Bounty von England nach Tahiti, um von dort Pflänzlinge des Brotfruchtbaums nach Westindien zu bringen. B. konnte seine Ladung zwar übernehmen, doch brach auf der Rückfahrt wegen seiner brutalen Strenge auf dem Schiff eine Meuterei aus, und B. wurde mit 19 Gefährten in einem Boot ausgesetzt; dank seiner überragenden seemännischen Fähigkeiten erreichte er aber die Insel Timor und machte unterwegs sogar noch mehrere Entdeckungen im Bereich der Fidschiinseln und der Neuen Hebriden. 1791 segelte er erneut mit zwei Schiffen nach Tahiti und anschließend wieder zu den Fidschiinseln, wo er seine Entdeckungen von 1789 ergänzte. Erstmals untersuchte er die Torresstraße genauer und kartierte und benannte eine ganze Reihe von Inseln, bis er über Westindien 1793 wieder nach England zurückkehrte. 1806 wurde B. Gouverneur von Neusüdwales in Australien, machte sich aber dort durch sein heftiges und hochmütiges Wesen so unbeliebt, dass es zu einer Revolte kam und er schließlich von seinem Posten abgelöst wurde. Trotzdem erhielt er 1811 den Rang eines Admirals.

Boas Franz, 1858–1942, dt. Erforscher des westl. Baffinlands und der dort lebenden Eskimostämme. Zwischen August 1883 und September 1884 unternahm B. mühsame Wanderungen mit Schlitten und Bootsfahrten in den Fjorden von Baffinland und auf den umliegenden Inseln. Neben der Küstengestalt nahm B. auch viele ethnografisch bedeutsame Fakten, ja sogar Sagen und Lieder der Eskimos auf. Seine Karte der Cumberlandinsel und auch die des Baffinlands weisen erhebliche Verbesserungen gegenüber den vorhergegangenen brit. Karten auf. B. forschte auch bei den Festlandindianern Nordwestamerikas und wirkte seit 1899 an der Columbia University. 1901–05 am American Museum for Natural History beschäftigt, hatte er die Auswertung der Ergebnisse der Jesup-North-Pacific-Expeditionen vorzunehmen. Als Autor sehr fruchtbar, musste B. sich den Vorwurf gefallen lassen, dass ihm mehr an Stoff und Detail als an der Zusammenschau gelegen sei.

Bodmer Karl, 1809–1893, schweizer. Tier- und Landschaftsmaler, Begleiter des Prinzen Maximilian zu → Wied auf seiner Forschungsreise von 1832/34 in Amerika. B. veröffentlichte selbst Berichte von dieser Reise und empfing auf ihr zahlreiche Anregungen aus der Begegnung mit der Natur und den Völkerschaften Amerikas. Indessen ist er nicht wie etwa → Catlin als Indianermaler zu bezeichnen, sondern er schloss sich der Schule von Barbizon an und stellte im Salon (1836 und später) Landschafts-, Tier- und Genrebilder aus. Seine Amerika-Erinnerungen kamen mehr bei seiner Tätigkeit als Illustrator für Zeitschriften und Sammelwerke zum Tragen.

Bonechea Don Domingo, ca. 1730–75, span. Südseefahrer. Er verließ am 26.9.1772 Callao mit der Fregatte Aguila, um im Auftrag von Don Manuel de Amat, Vizekönig von Chile und Peru, eine span. Kolonie auf Tahiti zu errichten. Beim Durchqueren des Tuamotuarchipels entdeckte er die Insel Tauere und wenig später noch Haraiki und kehrte am 21.1.1773 nach Chile zurück. Auf seiner zweiten Reise begleiteten ihn auf einem zweiten Schiff Oberleutnant Don Tomás Gayangos und zwei Priester, um die Heiden von Tahiti zu bekehren. Entdeckt wurden die Inseln Tatakoto und Amanu (Tuamotu-Gruppe). Als B. die Priester abgesetzt hatte, segelte er weiter nach Ralatea und anderen Inseln, die alle mit neuen span. Namen versehen wurden. Auf der Rückkehr nach Tahiti erkrankte B. und starb am 26.1.1775. Er wurde auf Tahiti begraben. Gayangos führte die Expedition zurück nach Callao.