Die bedeutendsten Entdecker und ihre Reisen

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B

Babbage Benjamin, 1815–78, engl. Ingenieur, der um 1850/51 nach Australien auswanderte und sich dort an verschiedenen Expeditionen ins Landesinnere beteiligte, da man zu dieser Zeit noch an einen großen Süßwassersee als Herz des Kontinents glaubte. B. war einer der Ersten, der in der großen Seenplatte südöstl. der Musgravekette wissenschaftliche Landschaftsaufnahmen und Höhenmessungen durchführte.

Back Sir George, 1796–1878, brit. Seeoffizier, Marinemaler und Entdecker, der das Polarmeer unter Sir John → Franklin kennenlernte, 1833 eine Suchexpedition nach Sir John → Ross ins nördl. Kanada führte, den heute nach ihm benannten Großen Fischfluss erstmals in ganzer Länge befuhr und kartografisch aufnahm. 1836/37 geriet er bei der Aufnahme der Eismeerküste von der Westküste der Hudson Bay bis Point Turnagain ins Packeis, wobei sein Schiff, die Terror, schwer beschädigt wurde und zehn Monate eingeschlossen blieb.

Baer Karl Ernst von, 1792–1876, Arzt und Zoologe, wissenschaftlicher Entdecker der Insel Nowaja Semlja, der auch Studienreisen zu den finn. Inseln nach Nordfinnland und Lappland durchführte und das Kaspische Meer mit seinen Zuflüssen sowie das Asowsche Meer erforschte. Der hervorragende Gelehrte (Friedensklasse des Pour le Mérite) hat die Doppelinsel Nowaja Semlja dank seiner umfassenden Kenntnisse nicht nur kartografiert, sondern auch hinsichtlich aller interessierenden naturwissenschaftlichen Fakten erschlossen und darüber 1838 in einer wissenschaftlichen Zeitschrift St. Petersburgs berichtet.

Baffin William, vor 1584–1622, brit. Seefahrer und Entdecker der nach ihm benannten Bucht und Insel. B. nahm 1612 an der → Hall-Expedition zur Suche nach einer Nordwestpassage teil; er musste damals schon einen guten Ruf gehabt haben, weil ihn Hall als Chefpilot anheuerte. Nach Jahren im Dienst einer russ. Walfangkompanie, die ihm genaueste Kenntnis des Nordpolarmeers einbrachten, ist B. wieder als Pilot auf der Discovery auf der Suche nach einer Nordwestdurchfahrt. Dabei stellte er mithilfe seiner erstaunlichen astronomischen Kenntnisse erste Höhen- und Lageberechnungen an, die noch 200 Jahre später als vollgültig anderen Expeditionen dienten. Er kam über 300 Seemeilen weiter nach N als sein Vorgänger Davis und erreichte 77.45 Grad nördl. Breite. B. fiel 1622 bei Kämpfen der East India Company im Raum Ormuz.


Samuel Baker und seine Frau beim Ritt durch die Wüste.

Baker Sir Samuel White, 1821–93. Der gebürtige Londoner bereiste nach längerem Aufenthalt auf Mauritius 1846 die Insel Ceylon, wo er acht Jahre als Elefantenjäger lebte, sich aber auch intensiv mit Land und Leuten beschäftigte, wie sein Buch Eight Years Wanderings in Ceylon (1855) beweist. Eine Zeit lang wirkte er beim Bau einer türk. Bahnlinie mit und beschloss dann, die Nilquellen zu suchen und dabei zugleich die beiden Forscher → Speke und → Grant zu treffen, die von der ostafrik. Küste aus mit der gleichen Absicht nach Innerafrika aufgebrochen waren, nur wollte B. im Gegensatz zu ihnen den Weg nilaufwärts wählen. Davor unternahm er eine Jagdexpedition in das nordäthiop. Bergland, die ein ganzes Jahr dauerte. 1862 rüstete er in Khartum drei Barken aus, mit denen er nilaufwärts nach Gondokoro fuhr, wo er mit Speke und Grant zusammentraf, die vom Viktoriasee aus nordwärts gezogen waren. Da die beiden Forscher aber am Oberlauf einen Bogen des Flusses abgeschnitten hatten, war ein Stromstück unbekannt geblieben, in dessen Bereich sie nach den Aussagen der Eingeborenen noch einen weiteren bisher unbekannten großen See vermuteten. B. sah in der Suche nach diesem See eine neue Aufgabe, da aber die Sklavenhändler in seiner Expedition eine Störung ihres Gewerbes erblickten, konnte er nicht direkt südwärts vorstoßen, sondern musste in einem Bogen ostwärts ausholen, bis er schließlich wieder zurück an den Nil gelangte. Dann durchzog B. unter größten Gefahren das Reich Unjoro und erreichte endlich 1864 den gesuchten See, den er Albert Nyanza (Albertsee) nannte. Zehn Tage befuhr er in einem Boot das Nordostufer des Sees, konnte aber den Ausfluss des Weißen Nils nicht entdecken. Dann kehrte er wieder über Khartum und Suez nach England zurück. Die Gräuel der Sklavenjagd, die er auf seinen Reisen kennengelernt hatte, bewogen ihn, den Vizekönig von Ägypten für den Plan zu gewinnen, das Obernilgebiet zu erobern und dort den Sklavenhandel zu unterbinden. Der Khedive Ismail ernannte ihn zum Pascha und übertrug ihm den Befehl über eine kleine Armee, mit der B. von Khartum aus bis Gondokoro vorstieß und dort eine Militärstation anlegte. Zwar gelang es ihm, den Sklavenhändlern schwere Verluste zuzufügen und ihren Handel zu unterbinden, aber die Ruhe dauerte nur so lange, wie er sich selbst im Land aufhielt. 1873 kehrte er nach England zurück. Weitere Reisen führten ihn nach Zypern, Indien, Nordamerika und Japan.

Balboa Vasco Núñez de, 1475–1517, span. Konquistador und Entdecker des Pazifiks. B. war 1501 in die Neue Welt gekommen und hatte zunächst auf Haiti als Siedler gelebt, bis ihn seine Schulden veranlassten, sich den Abenteurern auf dem Isthmus von Darién anzuschließen. Unter Gefahren und Intrigen wurde B. Alkalde der dortigen span. Niederlassung und unternahm eine Expedition ins Binnenland über den Caledonia River nach Comogre, wo er (wie vor ihm schon Kolumbus) von Indianern das Gerücht eines zweiten großen Meers im SW hörte. Das veranlasste B. im September 1513, zur Durchquerung der Landenge von Panama aufzubrechen, was die Überquerung der Kordilleren in Mittelamerika verlangte; auf schnell gezimmerten Flößen wurden die Flüsse bezwungen und am 25. September 1513 konnte B. den Pazifik sehen. An der Mündung des Sabanaflusses in den Stillen Ozean ging B. ein paar Schritte ins Meer und nahm, als er salziges Weltmeerwasser feststellte, das Mar del Sur für seinen König in Besitz. B. erblickte auch einige der Küste vorgelagerte Inseln und empfing Nachrichten über Nordwestsüdamerika, die der in seiner Begleitung nachgewiesene Francisco → Pizarro offenbar mehr beachtete als B. selbst. Im Juli 1515 erhielt B. auf seine Berichte hin die Ernennung zum Generalkapitän der Provinzen Colba und Panama und zum Obersten Statthalter der Südsee (so wurde der Pazifik genannt, weil der Isthmus von Panama beinahe westöstl. verläuft, der Pazifik also im S des Karibischen Meers lag). Die gelegentlichen Berührungen früherer Reisenden mit dem westl. Pazifik und B.s Entdeckung rundeten nun das Bild der Erde ab. Für die span. Kolonien zwischen Mexiko und der Magellanstraße wurde die weitgehend ungestörte Schifffahrt am Ostrand des Pazifiks von entscheidender Bedeutung. Dass der elegante und selbstsichere B. bald Neid und Missgunst erregte und Pedrarias → Dávila ihn schließlich unter Vorwänden hinrichten ließ, war ein düsterer Auftakt für die nun anbrechende Ära im Kampf um die beiden Weltmeere.

Ball Henry Lidgbird, ca. 1760–1818, brit. Marineoffizier, der auf dem Schiff Supply Siedler auf die Norfolkinseln brachte, dabei am 17.2.1788 Lord Howe Island sichtete und am 13.3.1788 für die brit. Krone in Besitz nahm. Die Insel mit ihren kleinen Nebeneilanden wurde nach dem Ersten Lord der Admiralität benannt, einer ihrer Erhebungen gab B. den Namen Mount Lidgbird. Auf den Admiralty Islets, 20 km von der Hauptinsel entfernt und wegen schlechter Landemöglichkeit nur schwer erreichbar, gibt es einen Felsenturm, The Ball’s Pyramide. B. beteiligte sich in späteren Jahren wiederholt an wissenschaftlichen Expeditionen zu den Norfolkinseln, wo eine Bucht seinen Namen trägt.

Balleny John, ca. 1795–1856, brit. Kapitän der Eliza Scott, mit der er Südpolarforschungen durchführte und im Februar 1839 die nach ihm benannte Gruppe von fünf Inseln entdeckte. Sein Begleitschiff, der Kutter Sabrina, befehligt von Kapitän Freeman, sank im März 1839. Der südlichste Punkt, den B. erreichte, liegt unter 69.2 Grad südl. Breite.

Balleny-Inseln, ausgedehnte Gruppe von fünf größeren und vielen kleinen Inseln innerhalb des südpolaren Treibeisgürtels und daher bisher erst fünfmal angelaufen. Höchste Erhebung, 1520 m, auf Sturge, der südlichsten Insel. Die vulkanischen Inseln sind meist von Eis bedeckt. Ihr Entdecker war der Robbenfänger J. Balleny 1839. → Enderby.

Banks Sir Joseph, 1743–1820, brit. Naturforscher, Weltreisender und Mäzen. Mit 18 Jahren erbte B. einen großen landwirtschaftlichen Besitz und die Nutznießung von 270 Pachtfarmen, was ihn in die Lage versetzte, den in Oxford verwaisten Lehrstuhl für Botanik mit einem hoch qualifizierten Dozenten zu besetzen und sein Leben lang Forschungsvorhaben, Expeditionen, Mustergärten, Bibliotheken u. Ä. zu finanzieren. 1766 fuhr B. nach Neufundland und Labrador. Von August 1768 bis Juni 1771 nahm er an → Cooks erster Reise teil und half mit, ihren großen wissenschaftlichen Gewinn zu sichern. 1772 besuchte B. Island und studierte die Insel Staffa (Innere Hebriden) mit ihren Basaltsäulen und Höhlen. Entdeckungsgeschichtlich höchst bedeutsam wurde B.s Förderung von Forschern wie → Park und → Flinders und sein Interesse an Australien. Dank seiner engen Freundschaft mit König Georg III. konnte B. eigenes und Kronvermögen vereinigen, um den institutionellen Hintergrund der Entdeckungsfahrten zu schaffen, die Gärten von Kew sowie die Association for promoting the Discovery (Afrika) zu gründen. B.s Haus Nr. 32 Soho Square wurde zum Treffpunkt der Naturwissenschaftler, so wie ein halbes Jh. davor der Weimarer Frauenplan für die Geisteswissenschaftler.

Bantschoa, arab. Name des Rebellengenerals Huang Ch’ao → Ibn Wahab.

 

Baranowinsel, nach dem langjährigen Leiter der russ. Alaskakompanie benannt, galt lange Zeit als Teil des nordwestamer. Festlands, bis → Lissjanski ihren Inselcharakter entdeckte. Sie trägt heute einen National History Park bei Sitka (mit Russenfriedhof).

Barclay Henry führte 1877/78 wichtige geodätische Messungen im N Südaustraliens und an der Grenze von Queensland durch und untersuchte die landwirtschaftlichen Qualitäten dieser Gegend. Dabei entdeckte er Passagemöglichkeiten über die Strangway Range und den Herbert River. Ausgangs- und Endpunkt der Expedition war Alice Springs.

Barents Willem, ca. 1550–1597, holl. Seefahrer und Entdecker im Bereich der Nordostpassage, um die er sich in drei großen Fahrten bemühte. Die erste Expedition umfasste vier Schiffe, die sich im Juni 1594 teilten. B. und ein Begleitschiff erreichten am 4.7.1594 Nowaja Semlja, am 31.7. die Oranjeinseln, wo Packeis zur Umkehr zwang. Im Jahr darauf brachte eine Flottenfahrt von sieben Schiffen, deren eines B. kommandierte, keine darüber hinausgehenden Ergebnisse. Die dritte Expedition umfasste nur zwei Schiffe, erreichte am 9.6.1596 die Bäreninsel, so benannt nach einem 4 m langen Eisbären, der hier erlegt wurde. Erkundungsfahrten von der Bäreninsel aus erbrachten u. a. die (Wieder-) Entdeckung der den Normannen schon bekannten Spitzbergen-Gruppe. Auf den nach vielen Mühsalen erreichten Oranjeinseln wurden B. und seine Leute zur Überwinterung gezwungen (von August 1596 bis Juni 1597), in einer aus Treibholz erbauten Hütte. Als das Eis auch im Frühjahr das Schiff nicht freigab, entschloss man sich mit Booten Rettung zu suchen. Dabei starb B., während zwölf seiner Leute sich in zwei Booten zur Kolamündung durchkämpfen konnten, wo ein holl. Schiff sie aufnahm. 1871 entdeckte Carlsen das Blockhaus und 1875 fand man sogar den Bericht B.s über seine letzte Fahrt. B. hat unter schwierigen Bedingungen den Nordrand Europas erkundet und von diesen Küsten und Inseln des Polarmeers die ersten verlässlichen Nachrichten geliefert. Das Meer zwischen Skandinavien, Spitzbergen und Nowaja Semlja ist seit 1853 nach ihm benannt.


Das Innere von Barents’ Hütte. Zeitgenössischer Stich.

Barlanga Fray Tomás (oder Theodor?), der Entdecker der bis heute viel genannten Galápagos-Gruppe. Er stellte dort schon 1535 »viele große Schildkröten« fest und gab den Hauptinseln erste Namen, die größtenteils heute wieder gelten, weil die Inseln zu Ecuador gehören. Die engl. Namensgebungen gehen auf Walfänger zurück. B. starb 1551 als vierter Bischof von Panama.

Barré Michel, franz. Antarktisforscher → Adélieland.

Barreto Doña Isabel de, Frau und Witwe Mendañas, die nach seinem Tod seine zweite Fahrt zu Ende führte und dabei die Pakininsel (Karolinengruppe) entdeckte (21.12.1595). Ihr Pilot war → Quirós, Kapitän ihres Flaggschiffs ihr Bruder Lorenzo, der Entdecker der Swallow-Gruppe in den Salomonen.

Barth Heinrich, 1821–65, gilt zu Recht als einer der bedeutendsten dt. Afrikaforscher. Er stammte aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie, studierte in Berlin Philologie und Geschichte, wandte sich aber aus besonderem Interesse der Geografie der Mittelmeerländer zu. 1845 unternahm er seine erste größere Mittelmeerreise, die ihn nach Spanien, Marokko, Libyen und Ägypten führte und von der er über Vorderasien und den Balkan in die Heimat zurückkehrte. 1849 wurde er Privatdozent für alte Geografie an der Universität Berlin. Durch Vermittlung des preuß. Gesandten in England durfte er mit dem dt. Gelehrten → Overweg an einer britischen Expedition unter der Leitung von → Richardson in die Länder am Tschadsee teilnehmen. Die Reise führte 1850 von Tripolis aus quer durch die Sahara nach Bornu. 1851 starb Richardson und so zogen B. und Overweg allein weiter und besuchten teils gemeinsam, teils in getrennten Unternehmungen den Süden und Osten des Tschadseegebiets. Dabei halfen B. seine eiserne Konstitution und sein zäher Wille, alle Strapazen und Gefahren zu überwinden. Während Overweg 1852 an Sumpffieber starb, kam B. als erster Europäer bis Baghirmi und im Herbst 1853 bis Timbuktu, wo er bis Frühjahr 1854 blieb. Auf der Rückreise traf er in Kuka, der Hauptstadt von Bornu, seinen Landsmann → Vogel, den man zu seiner Rettung ausgesandt hatte. Beide Forscher blieben noch einige Wochen zusammen, dann zog Vogel allein weiter. Als B. erkannte, dass er am Ende seiner Kräfte war, verließ er im Frühjahr 1855 Kuka und kehrte über Mursuk nach fast sechs Jahren Abwesenheit in die Heimat zurück. Hier widmete er sich der Herausgabe seines Reisewerks Reisen und Entdeckungen in Nord- und Zentralafrika in den Jahren 1849–55 (5 Bde., 1857/58), das zu den Meisterleistungen der Reiseliteratur des 19. Jh.s zählt. 1864 erhielt B. die Professur für Geografie an der Universität Berlin, doch starb er schon ein Jahr danach.


Timbuktu. Abbildung aus Barths Reisewerk.

Bartlett Bob, 1875–1946, als Robert Adam B. auf Neufundland geboren, Seemann mit bedeutenden Verdiensten in der Arktis. Von Kind auf an der Seefahrt und dem Segeln interessiert, machte er seine erste Arktisexpedition 1898– 1902 auf der Windward unter → Peary. 1905/06 und 1908/09 kommandierte er die Roosevelt für Peary und nahm an seinem erfolgreichen Vorstoß zum Pol 1909 teil. 1913–18 kommandierte er → Stefánssons Flaggschiff Karluk und rettete, als sie vom Eis eingeschlossen wurde, die ganze Besatzung bis auf vier Mann, die sich selbstständig gemacht hatten. Der Bericht über dieses Ereignis trägt den Titel Northward Ho! (1919). Weitere Expeditionen galten 1928 den Alëuten und 1930 Grönland, doch verbrachte B. auch viel Zeit auf eigenen Arktiskreuzfahrten mit seinem Schoner Effie M. Morrisey. Seine gut lesbare humorvolle Autobiografie erschien 1928 unter dem Titel The Log of Bob Bartlett.

Bartlett John Russel, 1805–86, ist der seltene Fall eines reisenden Bibliothekars. Heute noch berühmt durch sein Dictionary of Americanisms, verließ er 1850 seinen Schreibtisch und schloss sich einer Topografengruppe an, die bis 1853 mit der Vermessung der US-Grenze gegen Mexiko befasst war. Man hat berechnet, dass er etwa 8000 km zurücklegte, verteilt auf acht Reisen zwischen dem Golf von Mexiko und Kalifornien. Seine Forschungen waren vor allem für die Gebiete westl. des Río Grande del Norte wichtig, die bis dahin wissenschaftlich noch nicht bereist waren, und für den südl. Teil der Rocky Mountains auf amer. Gebiet.

Bashenow, Pelzhändler und Jäger der Baranow-Kompanie in (Russ.) Alaska. Im Auftrag seiner Gesellschaft, die in Alaska eine ähnliche Rolle spielte wie die Hudson’s Bay Company in Nordwestamerika, drang B. als Erster längs des Copper River (späterer Name!) nach N ins Landesinnere vor. Er legte mit Ruderern und unter größten Anstrengungen auf dem reißenden Fluss mehr als 300 km zurück, obwohl die Ufer ein Treideln der Boote nicht gestatteten und der Fluss durch Stromschnellen, mitgeführte Eisblöcke und Untiefen sehr gefährlich war und oft unter haushohen Gletscherabbrüchen des Wrangelgebirges hinfloss. Nach mehreren Tagereisen entdeckten B. und seine Leute eine Indianersiedlung bei einer Kupfermine, wo die Indianer Äxte und Messer aus Kupfer schmiedeten, das in schweren Brocken vorkommt. Nachdem einige spätere Expeditionen spurlos verschwunden waren (die Copper-Indianer galten als Kannibalen), gelang es endlich, acht Tagereisen oberhalb der Copper-Stromschnellen einen kleinen Handelsposten zu errichten.

Basile, 1. Jh. n. Chr., vermutlicher Name jenes griech. Kaufmanns, der im ägypt. Handelsplatz Berenike am Nordufer des Roten Meers vor 89 n. Chr. den Periplus Maris Erythraei verfasste, eines der kostbarsten und überraschendsten geografischen Werke des Altertums. → Marinos von Tyros und → Ptolemaios kannten es. In ihm finden sich ohne jeden Vorbehalt die Mitteilung, dass sich südl. von Afrika Indischer und Atlantischer Ozean vereinigen (1400Jahre vor Vasco da Gama!), sowie eindeutige Hinweise auf Lage und Verkehrsverhältnisse von Indien, Ceylon, Hinterindien und China. Der Text dieses alten Schifferhandbuchs hat sich bis auf einige Stellen im Codex Heidelbergensis erhalten.

Bass George, 1771–1803, brit. Schiffsarzt, der gemeinsam mit → Flinders ausgedehnte Bootsfahrten an den Küsten Tasmaniens und Südostaustraliens durchführte und auch versuchte, die sog. Blauen Berge zu bezwingen. 1802 entdeckte B. die Marotiri-Inseln 75 km südöstl. von Rapa in der (heute franz.) Gruppe der Austral Islands (Tubuai-Inseln). Dabei handelt es sich um acht Felsenriffe und eine Insel mit zwei Gipfeln, auf deren Einsattelung Thor → Heyerdahl 1956 archäologische Untersuchungen durchführte. Die Befestigungen sind nicht so ausgedehnt wie die auf Rapa, ähneln ihnen aber darin, dass sie offenbar von einem nicht polynes. vorgeschichtlichen Volk stammen, das die Tubuai-Inseln dichter bevölkerte, als dies heute der Fall ist. Während die Marotiri-Inseln nur gelegentlich Bass-Inseln genannt werden, bewahrt die → Bass-Straße zwischen Australien und Tasmanien seinen Namen.

Bass-Straße, 340 km lang und im Mittel 70 m tief. Die erst 1798 von dem brit. Seefahrer George → Bass entdeckte Straße trennt Australien von Tasmanien und ist der Rest einer abgesunkenen Landverbindung, reich an Klippen, Untiefen und Inseln. In dem sehr schwierigen Fahrwasser kam es zu zahlreichen Schiffstragödien, darunter dem bis heute ungeklärten Verlust des Goldschiffs Britomart im August 1840.

Bastian Adolf, 1826–1905, Sohn einer angesehenen Kaufmannsfamilie aus Bremen, studierte Medizin und wurde 1851 Schiffsarzt. Seine erste lange Reise führte ihn zunächst nach Australien, wo er die dortigen Goldfelder besuchte. Nächste Station der Reise waren Mexiko und Kalifornien, von hier segelte er nach China und gelangte über Hinterindien und Indonesien nach Kalkutta in Indien. Hier unternahm er eine viermonatige Bootsreise auf dem Ganges und durchquerte den Dekkan. Im Zweistromland suchte er die Ruinen von Babylon und Ninive auf und reiste über Syrien und Palästina nach Kairo. Er schiffte sich nilaufwärts ein, ritt durch die Wüste nach Kosseir am Roten Meer, setzte nach Dschidda über und zog mit einer Karawane von Mekka nach Aden. Über die Seychellen und Mauritius führte ihn eine Schiffsreise nach Kapstadt, von wo aus sich ihm eine Gelegenheit zur Weiterreise in die portug. Besitzungen an der Westküste Afrikas bot. Hier drang er nach San Salvador, der alten verfallenen Hauptstadt des ehemaligen Negerkönigreichs Kongo vor und gab unter dem Titel Ein Besuch in San Salvador 1859 den ersten modernen Bericht über diese Stadt. Entlang der afrik. Westküste reiste er nach Lissabon zurück. Danach durchwanderte er die Iberische Halbinsel, fuhr in die Türkei und besuchte von da aus Russland, Schweden und Norwegen. 1861–65 bereiste B. Birma, Siam und Kambodscha, wo er als Erster die berühmten Ruinen von Angkor wissenschaftlich beschrieb. Die nächsten Stationen waren Indonesien und Peking. Von hier aus zog er auf dem Überlandweg durch die Mongolei und Sibirien nach dem Kaukasus. Ergebnis dieser Reise war ein großes Werk, Die Völker des östlichen Asien (6 Bde., 1871). 1868 übernahm er in Berlin die Verwaltung der völkerkundlichen Sammlungen der Königlichen Museen und gründete die Deutsche Gesellschaft zur Erforschung Äquatorial-Afrikas, als deren Vorsitzender er 1873 eine mehrmonatige Reise nach Loango an der Westküste Afrikas antrat. Die Leitung einer von ihm gründlich vorbereiteten großen Expedition von der Loangoküste aus in das Innere Afrikas überließ er aber anderen und kehrte in die Heimat zurück. 1875/76 bereiste B. im Auftrag des Königlichen Museums Peru, Ecuador, Kolumbien und Guatemala, segelte von hier nach San Francisco, durchquerte Nordamerika und kehrte über die Antillen in die Heimat zurück. 1878–80 besuchte er erneut Russland, Persien, Indien, den Malaiischen Archipel, Hawaii, den NW der USA und Yucatán, und als erster Direktor des neu gegründeten Museums für Völkerkunde in Berlin unternahm er schließlich zwischen 1889 und 1905 noch drei weitere große Reisen nach Indien, Ostafrika, Südostasien und Westindien. Wohl keiner seiner Zeitgenossen hat die Welt eingehender bereist als er. Sein Hauptaugenmerk galt dabei weniger der geografischen als vielmehr der völkerkundlichen Forschung.

Bastidas Rodrigo de, span. Notar und Entdecker, der 1500 zwei Schiffe ausrüstete, aber schon im September 1502 wieder in Cádiz war. Mit Juan de la → Cosa stand ihm einer der berühmtesten Piloten der Zeit zur Verfügung, weswegen auch lange Küstenstrecken der Südwestkaribik entdeckt wurden, ehe → Kolumbus dorthin gelangte.

 

Bates Henry Walter, 1825–92, engl. Zoologe und Südamerikareisender. Der Verehrer → Darwins stammte aus einer wohlhabenden Industriellenfamilie, wandte sich früh naturwissenschaftlichen Studien zu und bereiste von 1848 an elf Jahre lang im Wesentlichen den Amazonas und sein Einzugsgebiet. Dabei entdeckte er u.a. nicht weniger als 8000 unbekannte oder in ihrem amer. Vorkommen neue Insektenarten. Unter dem Titel The Naturalist on the River Amazonas veröffentlichte er 1863 in London einen zweibändigen Reisebericht, der 1866 in dt. Sprache und eine bis dahin unerreichte, detailgetreue Beschreibung des ganzen Flussgebiets auch in geografischer und ethnologischer Hinsicht enthält. Eine Digestfassung gab der Amerikanist Krickeberg 1924 bei Brockhaus, Stuttgart, heraus.

Batuta, Battuta → Ibn Batutah.

Baudin Nicolas, 1754–1803, franz. Seefahrer und Entdecker zunächst in österr. Diensten (B. holte 1792 exotische Pflanzen aus Ostindien für die Gärten und Gewächshäuser von Schloss Schönbrunn), danach für Napoleon. In zähen und nicht immer glücklichen Fahrten, auf denen er oft → Flinders begegnete, nahm B. unbekannte Küstenstriche von Tasmanien (vor allem die Halbinseln) auf, aber auch öde Küstenstrecken in Süd- u. Nordaustralien, z. B. nördl. von Kap Banks bis zur Encounter Bay. Entkräftet von Auseinandersetzungen mit seinen Mitarbeitern und unsäglichen Strapazen, starb B. auf Mauritius.

Bauer Ferdinand Lukas, 1760–1826, Botaniker und Maler, bereiste als erster Österreicher nicht nur Australien, sondern auch Timor, die Norfolkinseln und das Kapland und brachte mehr als 2000 Zeichnungen und Aquarelle seiner botanischen Eindrücke mit, aber auch zahlreiche Bilder von Tieren, die zum Teil der ersten Ausgabe des berühmten Reiseberichts von → Flinders (1814) beigegeben wurden.

Baumann, Kapitän des Schiffs Thienhoven bei → Roggeveens Weltumseglung. Die nach ihm benannte, von Roggeveen entdeckte Inselgruppe heißt heute Manua Islands (Samoagruppe, Amer. Samoa) und besteht aus den Inseln Ta’u, Ofu und Olosega, bekannt geworden durch den verheerenden Taifun vom 18. Januar 1987.

Baumann Oscar, 1864–99, studierte an der Universität Wien und an der Technischen Hochschule, ohne sich auf einen bestimmten Studienzweig festzulegen. Schon als junger Mann wollte er unbedingt Forschungsreisender werden. Nachdem er sich im Militärgeografischen Institut in Wien in topografischen Arbeiten geschult hatte, besuchte er als 19-Jähriger Montenegro und bestieg und kartografierte als Erster den Durmitor. Daraufhin teilte man ihn als Kartografen der österr. Kongoexpedition unter → Lenz zu. Dabei gelang B. die erste sorgfältige kartografische Aufnahme des Stromgebiets bis zu den Stanleyfällen. Nach seiner Rückkehr vom Kongo besuchte er 1886 die Insel Fernando Póo vor der afrik. Westküste und promovierte dann in Leipzig bei dem bekannten Geografen und Völkerkundler Friedrich Ratzel mit einer Arbeit über diese Insel. Zwischen 1888 und 1893 führten ihn mehrere große Expeditionen nach Ostafrika, wo er das Gebiet von Usambara, ein Bergland im NO des heutigen Tansania, erkundete, dann durchstreifte er acht Monate lang das Gebiet zwischen der ostafrik. Küste und dem Kilimandscharo und lieferte als Ergebnis eine Karte des nordöstlichen Deutsch-Ostafrika im Maßstab 1 : 300 000. 1892 trat er an der Spitze einer Karawane von 200 Mann seine größte Entdeckungsreise an, die ihn wieder in den N von Ostafrika zum Ostafrikanischen Graben führte, wo er den Riesenkrater des Ngorongoro und die abflusslosen Salzseen Manjara und Eiassi entdeckte. Auf dem Weitermarsch nach NW durchquerte er die südl. Serengeti und gelangte bis an das Ufer des Viktoriasees. Er durchwanderte dessen östl. Randlandschaften, verfolgte den Kagera bis zur Quelle und kam als erster Europäer nach Ruanda. Der Rückmarsch ging über den Tanganjikasee zur Küste. Damit waren, wie er selbst sagte, »die riesigen weißen Flecken, welche die Karte des nördlichen Deutsch-Ostafrika aufwies, ausgefüllt«. Nach kleineren kartografischen Arbeiten im Gebiet des Sansibararchipels und am unteren Pangani war B. 1896–99 österr.-ungar. Konsul in Sansibar.

Beachcomber, im engeren Sinn Strandguträuber, später allgemein für (meist gestrandete) Einzelgänger europ. oder amer. Schiffe, die nach Schiffbrüchen oder Desertionen, Meutereien usw. auf einer meist kleinen Insel zu einer neuen Existenz gelangten. Da dies nur in den Frühzeiten transpazifischer Fahrten möglich war, sind ihre gar nicht so selten zu Papier gebrachten Eindrücke und Erlebnisse heute geschätzte Dokumente für die Erschließungsgeschichte vor allem des pazifischen Raums und werden z. B. im Bishop-Museum auf Hawaii, aber auch in Neuseeland und in Australien gesammelt und gelegentlich neu ediert. Erfolgreiche B. waren z. B. der Schwede Charles Savage auf der Sandelholzinsel Vanua Levu (Fidschi) oder, in der gleichen Gruppe, Paddy Connel auf der Insel Rewa. Zum amer. Vizekonsul auf Levuka (1822) brachte es David Whippy aus New Hampshire, während Lockerby sich mehr für den Gelderwerb durch Sandelholz interessierte.

Beale Edward Fitzgerald, ca. 1825–93, suchte im Auftrag der amer. Regierung einen Weg von Fort Defiance zum Colorado und führte dabei Kamele mit.

Beauchesne-Gouin Jacques de, ca. 1668–1745, franz. Seefahrer und Entdecker im Südatlantik. Begann im Dezember 1698 mit vier Schiffen einen Handelsvorstoß an die den Spaniern vorbehaltene Westküste Südamerikas, lief unter häufigen Gefechten mit Korsaren verschiedene chilen. Häfen an und kehrte, aus Furcht vor den Klippen einen weiten Bogen beschreibend, um Kap Hoorn zurück. Auf der Hinfahrt benannte er eine Insel der Magellanstraße Île Louis-le-Grand (nach Ludwig XIV.), doch hat sich diese Benennung ebenso wenig erhalten wie andere, die er in dieser Gegend vornahm. Hingegen entdeckte er 1701 auf der Rückfahrt südöstl. von Feuerland die nach ihm benannte Beauchesne-Insel.

Beaufort Henri-Ernest Grout Chevalier de, 1798–1825. Der franz. Adelige verbrachte nach der Marineschule in Toulon einige Jahre in der Levante und wurde mit 21 Jahren als Schiffsoffizier an den Senegal versetzt. 1821 kehrte er nach Paris zurück, um sich systematisch auf die Tätigkeit eines Forschungsreisenden vorzubereiten, indem er Botanik, Zoologie und Geologie studierte und Arabisch lernte. 1824 reiste B. an den Gambia, drang bis zu den Mandingo vor und beendete seine erste Reise in Bakel am Senegal. Durch seine Forschungen ergänzte er die Berichte, die Mungo → Park über diesen Raum gegeben hatte. Dann gelang ihm die kartografische Aufnahme der Siedlungen zwischen Gambia und Senegal. Sein großes Ziel aber war Timbuktu, wohin er im Herbst 1824 aufbrach. Unterwegs wurde er von Mauren ausgeplündert und musste wieder nach Bakel zurückkehren. Weiteren Plänen setzte sein früher Tod in Bakel ein Ende.

Beaumont Lewis A., brit. Offizier, Teilnehmer an der strapaziösen → Nares-Expedition, bei der er die Nordwestküste von Grönland bis ca. 8.30 Grad nördl. Breite aufnahm. Die von ihm gesichtete B.-Insel ist nach ihm benannt.

Beautemps-Beaupré Charles-François de, 1766–1854. »Der Vater der Hydrografie« hatte als Schüler seines Verwandten, des Geografen Buache, eine kartografische Methode von großer Präzision entwickelt und begleitete den Konteradmiral → D’Entrecasteaux auf der Suchexpedition nach → La Pérouse in den Pazifik. Das hielt ihn 1791–96 von Paris fern, erbrachte aber die bis dahin besten Aufzeichnungen über die geografischen Verhältnisse in den besuchten Teilen des Stillen Ozeans, insbesondere auf den neu entdeckten → Kermadecinseln. Nach 1796 lagen praktisch alle hydrografischen Aktivitäten der franz. Regierung in den Händen von B.-B., der mit seinen großen Atlanten zum Vorbild wurde.

Beccari Odoardo, 1843–1920, ital. Naturwissenschaftler, der ausgedehnte Reisen in Afrika, vor allem aber in der südostasiat. Inselwelt durchführte. Hervorzuheben ist seine Borneoreise (1865–68), zum Teil gemeinsam mit dem Marchese Doria, mit Schwergewicht auf Sarawak und den Wasserscheiden im Innern der großen Insel. 1879 reiste B. in Südostafrika (Assab Bay, Massaua), wandte sich aber schon 1871 wieder seinem Hauptforschungsgebiet Melanesien zu und bereiste, weitgehend in Gemeinschaft mit d’Alberti, vor allem Neuguinea und benachbarte Inselgruppen. Außer seinen botanischen Studien und Sammlungen ist dabei die Besteigung des Arfakgebirges hervorzuheben; auch der Samsonfluss wurde von B. entdeckt. – B.s zahlreiche Schriften sind Reiseberichte und Briefsammlungen in ital. Sprache über Neuguinea, Borneo und Malaysia, aber auch botanische Beobachtungen. Sein Buch Nelle Foreste di Borneo (In Borneos Wäldern) erschien 1904 auch in engl. Sprache. Nach seinem Tod erschienen noch Fragmente seiner Tagebücher und Briefe.