Die bedeutendsten Entdecker und ihre Reisen

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Alexander, um 100 n. Chr., griech. Fernkaufmann mit Sitz in Berenike oder Myos Hormos und einer Niederlassung auf der Insel Sokotra. Er ist der Gewährsmann für die erstaunlichen Kenntnisse von Hinterindien und Südostasien, die sich bei → Ptolemaios feststellen lassen. Nach damaliger Sitte viel selbst reisend, hat A. die Malaienhalbinsel, Sumatra und Java kennengelernt und wohl auch die Küste von Annam bis in den Raum des heutigen Hanoi, wo damals ein stark besuchter Handelshafen lag. Hingegen dürfte ihm die Malakkastraße zwischen dem heutigen Singapur und Sumatra unbekannt gewesen sein, da sie – bis heute klippenreich und gefährlich – von der Segelschifffahrt gemieden wurde. Die Handelsreisen aus dem Mittelmeerraum bis nach Südchina sind auch in alten chines. Quellen bestätigt; ihre Ausgangspunkte waren Rotmeerhäfen des Ptolemäerreichs; eine Hauptetappe und Nachrichtenbörse war die Insel → Sokotra (in der Antike Diskorides-Insel genannt), ehe sie zu einem Piratennest mit zeitweise bis zu 10 000 Piraten wurde.

Alexander der Große, 356–23 v. Chr., König von Makedonien. Von großer Bedeutung war A.s Zug zum Hindukusch und ins Pandschab (330–25 v. Chr.). A. war nicht nur von Offizieren, sondern auch von Gelehrten und Künstlern umgeben und erweiterte die Kenntnis der Mittelmeerwelt in Richtung O ganz erheblich durch seinen gewaltigen Kriegszug und die ihn begleitende Flottenaktion (→ Nearchos). Fortan gehörten Indien, der Persische Golf und der Indische Ozean mit den afrik. Küsten zum Seefahrts- und Handelsbereich der Mittelmeervölker. Es war eine Verbindung, die zwischen A. und Vasco da → Gama nie für längere Zeit unterbrochen wurde und außerordentliche wirtschaftliche und kulturelle Folgen hatte. A. ließ seine Truppen über die heutigen Städte Kandahar und Kabul und über den Chawakpass (3548 m) des Hindukuschgebirges ins nördlichste Afghanistan marschieren. Von dort wandte sich das Heer über den Syr-Darja hinweg in den Raum der heutigen Stadt Chodschent und weiter ins Pandschab bis zum Biasfluss. Der europafernste Punkt dieses einzigartigen Zugs wird bei der Stadt Jalalpur vermutet. Dort zwang die Unzufriedenheit des Heers den König zur Umkehr, ehe das eigentliche Kernland Indiens, das damals blühende Reich des Tschandragupta, erreicht wurde. Auf dem Rückmarsch durchzog A. Gedrosien, die Wüstenpartien von Belutschistan und erreichte Anfang 324 in Persien wieder seit alters bekannte Gegenden. Unter den tüchtigsten der Diadochenherrscher, die sich A.s Reich später aufteilten, erstreckte sich die griech. Herrschafts- und kulturelle Einflusszone zeitweise bis ins Tarimbecken (Euthydemos, herrschte 225–184).

Alexander von Rhodos (Alexandra de Rhodes), Asienmissionar → Rhodes.

Alexandros, griech. Seefahrer, erreichte von Berenike am Roten Meer aus um 100 n. Chr. einen hinterind. Hauptumschlagplatz, der damals Kattigara hieß und vermutlich dem heutigen Hanoi entspricht. Dabei wurden Südindien und die Malakkahalbinsel umfahren. Die Kunde von dieser Fahrt hat sich bei → Marinos von Tyros erhalten. A. Herrmann (s. Lit.) hat sich um die Identifizierung der einzelnen Stationen besonders bemüht.

Al Gahiz → Gahiz.

Aliun Sal, gest. 1863, stammte vom oberen Senegal und war der Sohn eines wohlhabenden einheimischen Kaufmanns. → Barth nannte ihn einen Mann »von großem persönlichen Mut«. Als Leutnant im Dienst der franz. Kolonialtruppen wurde er 1860 mit einer Reise nach Timbuktu beauftragt, um das Land für Frankreich zu erkunden; doch er musste umkehren, ohne die berühmte alte Wüstenstadt erreicht zu haben, wurde unterwegs beraubt und zeitweilig gefangen gehalten. 1862 traf er wieder am unteren Senegal ein. Seine Reise bestätigte die von Barth während dessen Aufenthalts in Timbuktu eingeholten Nachrichten über das Land zwischen Senegal und Niger. Bald nach seiner Rückkehr erlag er den Strapazen der Reise.

Allen William, 1793–1864, hatte schon 1832–34 als Marineleutnant an der Nigerexpedition von → Lander teilgenommen und dabei seine ersten selbstständigen Forschungen ausgeführt. 1841 befehligte er ein Dampfschiff auf einer weiteren Nigerexpedition von Trotter, musste aber wegen einer Epidemie unter seiner Mannschaft schon nach kurzer Zeit umkehren. Ein Jahr danach übernahm er wichtige kartografische Arbeiten an der westafrik. Küste, vor allem am Fuß des Kamerunbergs. 1849 beschäftigte er sich mit der Erforschung des Toten Meers und schlug vor, es durch einen Kanal mit dem Mittelmeer zu verbinden.

Allouez Claude-Jean, 1622–89, Jesuitenmissionar und Generalvikar der westl. Teile der Diözese von Trois-Rivières, in die Missionare noch nie vorgedrungen waren. A. begann um 1655 mit der Erforschung des Seengebiets, vor allem Oberer See und Michigansee, und mit der Gründung weiterer Missionsstationen, von denen aus die Erkundung im Huronengebiet vorangetrieben wurde. Im Quellgebiet des Wisconsin hörte er vom großen Fluss Messipi (sic!) und drang über den Lake Winnebago zu den Algonkins vor. Seine Berichte wurden schon 1668 gedruckt und regten weitere Expeditionen an.

Almagro Diego de, 1464–1538. Wie sein Gefährte → Pizarro von niedrigster Herkunft, aber ein harter Soldat, brachten Tapferkeit und Rücksichtslosigkeit ihm den Großerfolg über das Inkareich ein, den A. mit der Gründung von Quito 1534 abschloss. Seine bedeutendste Leistung ist der Vorstoß nach S ins heutige Chile, wozu ihn die Krone von Spanien ermächtigt hatte. 500 Spanier und mehr als 10 000 Mann indian. Hilfstruppen und Träger zogen größtenteils auf den Heerstraßen der Inkaherrscher über die Höhen und Pässe der Anden in den Raum der heutigen Stadt Salta. Im März und April 1536 wurden in anstrengenden Märschen die Hochebenen der Sierra Gulumpaja und der Laguna Bianca durchmessen und bei Copiapó die chilen. Küstenebene erreicht. Ein Vortrupp unter → Alvarado berichtete, dass bis zu den Araukanern nur noch ödes Land vor A. liege, offensichtlich eine Zweckmeldung, um die Umkehr zu erwirken. Der Rückweg führte durch teilweise wüste Küstenstrecken, die ohne die Versorgungsschiffe kaum hätten bezwungen werden können. Im Streit um Cuzco unterlag A. Pizarro, wurde von diesem im Gefängnis erdrosselt und danach öffentlich enthauptet. Charakterlich weit über Pizarro stehend, war A. Analphabet, von wilder Tapferkeit und bei seinen Soldaten beliebt.

Almeïda Francisco de, um 1450–1510, war eigentlich weit mehr ein Eroberer als ein Entdecker, aber auch seine Fahrten brachten wichtige Erkenntnisse für die Erschließung der Erde. Er stammte aus einer vornehmen portug. Familie, hatte sich schon bei der Eroberung von Granada durch große Tapferkeit ausgezeichnet und wurde 1505 zum ersten portug. Vizekönig in Ostindien ernannt. Mit 22 Schiffen segelte er im März 1505 von Lissabon aus zu seinem neuen Wirkungsgebiet. An dieser Fahrt nahmen auch drei dt. Handelsschiffe teil, die von den Welsern und den Fuggern ausgerüstet worden waren. Zu deren Besatzung gehörten Balthasar Springer aus Vils in Tirol und Hans Mayr als Vertreter der dt. Kaufleute. A. eroberte wichtige Stützpunkte und Königreiche in Vorder- und Hinterindien. Obzwar seine Erfolge ganz offensichtlich waren, misstraute man ihm in Portugal und sandte → Albuquerque nach Indien, der dort den Oberbefehl übernehmen sollte. A. weigerte sich, das Kommando abzugeben, und hielt seinen Nachfolger sogar mehrere Monate gefangen. Erst nachdem er 1508 Goa angegriffen und in Asche gelegt hatte, gab er nach, übertrug die Herrschaft an Albuquerque und verließ Indien, wurde aber auf dem Rückweg am Kap der Guten Hoffnung 1510 in einem Gefecht mit Hottentotten durch einen Lanzenstich getötet. Springer und Mayr waren schon 1506 wieder in die Heimat zurückgekehrt. Hier arbeitete Springer einen Bericht für seine Auftraggeber aus, der in erweiterter Form sogar mit Holzschnitten nach Zeichnungen des Reisenden in Augsburg veröffentlicht wurde und nicht nur den ältesten dt. Bericht über Indien darstellt, sondern auch eine wichtige Quelle für unsere frühe Kenntnis der Hottentotten in Südafrika ist, die Springer auf der Hinreise erstmals besucht und kennengelernt hatte.

Almeïda Manuel de, 1579–1646, war 1594 in den Jesuitenorden eingetreten und hatte von 1602–20 in Indien gewirkt. Zum Visitator der äthiop. Mission ernannt, kam er 1624 nach Massaua und ging von da nach Ganeta Jesus, dem heutigen Azazo im N des Tanasees, einem bedeutenden Zentrum der Jesuitenmission in Äthiopien. Von hier aus unternahm er bis 1633 mehrere Reisen in Äthiopien, als deren Ergebnis er eine Karte veröffentlichte, die trotz einiger Mängel bis zur Mitte des 19. Jh.s die wohl wichtigste kartografische Darstellung des Landes bildete. Als 1633 die Jesuiten aus Äthiopien vertrieben wurden, musste auch er das Land verlassen und kehrte nach Indien zurück, wo er bis zu seinem Tod als Missionar wirkte.

Althaus Clemens von, um 1780–1836, aus altem münsterländ. Geschlecht; zunächst Offizier, ging er 1818 nach Peru und übernahm, da Kommandostellen nicht frei waren, die Aufgabe der Landvermessung und Kartografierung des jungen Staats. An der Spitze einer Pioniertruppe bereiste er beinahe ganz Peru und Teile des heutigen Ecuador und leistete Bahnbrechendes für die Kenntnis dieser Länder.

Alvarado Pedro de, vor 1485–1541, ist nach → Cortés die farbigste Gestalt des berühmten Eroberungszugs, tapfer, zäh und grausam, durch seine Unbeherrschtheit oft eine Gefahr für die Spanier, beim Rückzug aus Tenochtitlán (Noche triste) die herausragende Erscheinung und Held von Legenden. Als selbstständiger Konquistador eroberte er die Gebiete der heutigen Staaten Guatemala und El Salvador. Auf einen Vorstoß nach Ecuador verzichtete er gegen 100 000 Pesos, die ihm Diego de → Almagro bezahlte, und wandte sich stattdessen nach N, doch hinderten ihn die Wirren in seinem Herrschaftsbereich an weiteren Expeditionen.

 

Álvarez Francisco, gest. um 1540, kam als Kaplan und Chronist einer portug. Gesandtschaft 1520 nach Äthiopien. Zwar gelangte diese nicht an den Hof des Kaisers und musste unverrichteter Dinge wieder an die Küste zurückkehren, verblieb aber noch fünf Jahre in Massaua, bis ihr die Weiterreise nach Indien gelang. In dieser Zeit unternahm A. vier Reisen, mit denen er die Erforschung Äthiopiens durch die Europäer begründete. Sein 1540 erschienener Reisebericht gilt als die früheste und wichtigste Quelle über das Land und wurde deshalb schon 1566 unter dem Titel Wahrhafftiger Bericht von den Landen, auch Geistlichem und Weltlichem Regiment, des Mechtigen Königs in Ethiopien, den wir Priester Johan nennen, wie solches durch die Kron Portugal mit besondern Vleiß erkundigt worden, beschrieben durch Herrn Franciscum Alvarez ins Deutsche übersetzt. A. erwies sich darin als guter und vielseitiger Beobachter, berichtet auch über das Alltagsleben, vor allem über die kirchlichen Einrichtungen des Landes. Er gibt die ersten Nachrichten von den auch heute noch berühmten Felsenkirchen von Lalibela.

Alcazova Simón de, um 1490–1535, portug. Entdecker in Patagonien. Er trat seine Reise im September 1534 im Auftrag des Königs von Spanien an und erreichte das östl. Patagonien mit zwei Schiffen im Februar 1535, vermutlich unter 45 Grad südl. Breite. A. sandte 200 Soldaten ins Innere aus, folgte der Expedition selbst jedoch nur etwa zwei Wochen. Die enttäuschten Soldaten setzten ihren Anführer in der Wildnis aus, kehrten um, ermordeten A. und eroberten die Schiffe.

Amundsen Roald, 1872–1928, bedeutender und sehr erfolgreicher Polarforscher aus Borge (Norwegen). Nach medizinischen Studien nahm A. als 21-Jähriger an einer belg. Südpolexpedition teil und wandte sich nach diesen Eindrücken geografischen und erdmagnetischen Studien in Deutschland zu. Bekannt wurde A., als er mit nur sieben Gefährten auf der Gjöa die Doppelinsel Nowaja Semlja, die Spitzbergengruppe und das schwer zugängliche Ostgrönland erkundete. 1903–06 gelang ihm die Erfüllung eines Seefahrertraums: Er schaffte mit der Gjöa die seit Jh.en umkämpfte Nordwestpassage aus dem Atlantik in den Nordpazifik. Im Juni 1910 begann A. unter ihm später vorgeworfener Geheimhaltung seine Südpolexpedition, auf der er zielsicher von der Ross Bay aus am 16.12.1911 als Erster den Südpol erreichte, fünf Wochen vor → Scott, dessen tragischer Untergang auch auf A.s Erfolg seine Schatten warf. Der unermüdliche A. versuchte sich bald darauf an der Nordostpassage in den sibir. Gewässern, hatte dabei aber ebenso wenig Erfolg wie bei einem ersten Flugzeugvorstoß zum Nordpol (Mai 1923). Auch auf einem zweiten Flug mit dem Luftfahrtpionier → Ellsworth wurde 1925 der Pol noch nicht erreicht; dies gelang erst im Mai 1926 (Überfliegung des Pols in einem halbstarren Luftschiff gemeinsam mit Ellsworth und → Nobile). Im Sommer 1928 nahm A. an der groß angelegten Suche nach dem verschollenen Luftschiff Italia Nobiles teil und fand dabei den Tod im Nordpolarmeer. A. war vor allem in Deutschland sehr populär. Seine Bücher und Berichte erzielten hohe Auflagen: Die Nordwestpassage (1907), Die Eroberung des Südpols (2 Bde., 1912), Der erste Flug über das Polarmeer (1927). – In der Antarktis ist ein meist mit Packeis gefülltes Seegebiet als Amundsen-See auf den Karten eingezeichnet (101–123 Grad westl. Länge. Benennung 1929).


Roald Amundsen.

Anaximandros von Milet, 609–546 v. Chr., Schöpfer einer Weltkarte und eines Modells der Himmelskugel, Schüler des Thales und vielleicht Lehrer des → Hecataeus. Er sah die Erde nicht als Scheibe, sondern als Zylinder (!), was Hecataeus offenbar veränderte, um eine flache Karte zu erhalten. A. beschäftigte sich mit Abständen, Größe und Bahn der Gestirne und glaubte an die Möglichkeit vieler Welten, die entstehen und wieder vergehen.

Anderson James, Chefagent der Hudson’s Bay Company → Stewart.

Anderson Samuel, 1803–63, gebürtiger Schotte, einer der ersten Kolonisten auf der Insel Tasmanien, wo er von der Ostküste aus zahlreiche Erkundungsvorstöße ins Landesinnere unternahm. A. entdeckte den Tarwin River. Andersons Inlet ist nach ihm benannt.

Andersson Charles John, 1827–67. Der in Schweden geborene Sohn eines Engländers war leidenschaftlicher Jäger und ungemein reiselustig. So nahm er die Gelegenheit wahr, 1850 den engl. Reisenden Francis Galton nach Südafrika zu begleiten und mit ihm gemeinsam in das Ovamboland vorzudringen, ohne allerdings den ein Jahr zuvor von → Livingstone entdeckten Ngamisee zu erreichen. Dieser Fehlschlag beweist nur die großartige Leistung → Livingstones, der sogar mit Frau und Kindern bis zu dem See vorgedrungen war. Während Galton 1851 wieder nach Europa zurückkehrte, blieb A. im Land, um 1853 erneut eine Reise zum Ngamisee zu unternehmen, den er schließlich als erster Europäer vom W her erreichte, mit einem Boot befuhr und ausführlich beschrieb. 1859 unternahm er eine zweite Reise, auf der er über das Kaoko-Veld weit in das Innere Südafrikas vorstieß und schließlich 1860 an die Ufer des Okawango, »eines wahrhaft prächtigen Stromes«, gelangte, den er knapp 60 km abwärts befuhr. A. trug viel zur Kenntnis des Betschuanalands und der Kalahari bei; sein bekanntester Reisebericht trägt in der dt. Übersetzung den Titel Der Okavango-Strom. Entdeckungsreisen und Jagdabenteuer in Südwest-Afrika (1862).

Andrée Salomon August, 1854–97, war Ingenieur der Technischen Hochschule Stockholm und interessierte sich insbesondere für Ballonfahrten, von denen er einige nach Gotland und Finnland über die offene Ostsee erfolgreich durchführte. Nach schwieriger Geldbeschaffung für eine Ballonfahrt zum Nordpol startete er 1896 nach Spitzbergen, musste aber bis zum 11.7.1897 auf Südwind warten. Seine Gefährten hießen Nils Strindberg und → Knut Fraenkel, der Ballon war ein franz. Erzeugnis. Erst 1930 entdeckten Robbenjäger die Reste der Expedition und die Aufzeichnungen der Teilnehmer auf der Insel Vitö.

Androsthenes aus Thasos, lebte längere Zeit in Amphipolis, ehe er als Trierarch (Flotillenführer) an der großen Flottenfahrt des → Nearchos teilnahm. Nach 324 v. Chr. von Alexander dem Großen zur Erforschung der arab. Küsten ausgesandt, zeichnete A. den ungefähren Küstenverlauf im S des Persischen Golfs und die Lage einiger Inseln auf und wies nach, dass der Golf größenmäßig etwa dem Schwarzen Meer entspricht.

Ango, bedeutende Reederfamilie von Dieppe, die mit ihrer großen Flotte den Portugiesen entschlossen Konkurrenz machte. Ihre berühmtesten Kapitäne waren → Aubert (Neufundland), → Parmentier (Sumatra), → Verrazzano (Kanada) und → Ribault (Florida). Als der König von Portugal zwei Ango-Schiffe als Prisen (d. s. erbeutete Schiffe) aufbringen ließ, segelte die ganze Flotte vor Lissabon und erreichte vollen Schadenersatz. Beträchtliche Einbußen erlitten die A., als sie ihre Schiffe König Franz I. von Frankreich zur Verfügung stellten, der seine enormen Schulden an die A. nie bezahlte.

Ansgar, Heiliger, 801 (?)–865, Bischof von Hamburg, bereiste seit 827 als Missionar Dänemark und das damals so gut wie unbekannte Schweden; auch nach seiner Bestellung zum Bischof (845) begab er sich auf schwierige Seefahrten und Landreisen. Seine Berichte enthalten Wertvolles über Siedlungen, Religion, Bräuche und den Handel der Nordgermanen.

Anson George, 1697–1762, später Lord A. of Soberton. Brit. Admiral, Weltumsegler und Reformator des Seewesens, berühmt durch seine Geschwaderfahrt 1740–44 um Kap Hoorn, mit Landungen in Chile und in Peru, und die Heimkehr mit reicher Beute um das Kap der Guten Hoffnung. Angeregt durch die Erfolge des Freibeuters Woodes → Rogers, rüstete A. seine Kaperflotte aus, hatte sehr unter Bordkrankheiten zu leiden und brachte von acht Schiffen nur die Centurion nach England. Mehr navigatorisch als geografisch interessiert, wurde A. für die weitere Entwicklung der Fernfahrten sehr wichtig, da er als guter Verwaltungstechniker und Organisator die wertvollen Erkenntnisse aus seiner langen Fahrt in Reformen umsetzte. Sein Reisebericht (dt. 1763) wurde ein Bestseller durch Jahrzehnte, seine Flottentaktik beeinflusste noch lange die brit. Seekriegführung.

Arago Jacques-Étienne-Victor, 1799–1855, der künstlerisch Begabteste der berühmten Familie. 1817–20 als Zeichner Teilnehmer der Weltumseglung des Schiffs Urania, worüber er einen ausführlichen Bericht verfasste. Er überquerte fünf Mal den Atlantik und blieb trotz Erblindung fruchtbar und geistreich als Autor und Briefschreiber. A. hat sein abenteuerliches Leben selbst mehrfach beschrieben.

Araujo Manuel Paës de, einer der erfolgreichsten Bandeirantes (Sklavenjäger und Landräuber) in Brasilien. Er eroberte sich 1672 mit unmenschlicher Härte ausgedehnte Ländereien am unteren Tocantinsfluss und in der Capitania Pará, womit allerdings auch eine gewisse Entdecker- und Erschließungsleistung verbunden war.

Archer David, 1816–1900, kam nach 1830 mit Vater und fünf Brüdern über Norwegen nach Ostaustralien, wo die tatkräftigen Männer im Moreton District die damals nördlichsten weißen Niederlassungen in Australien gründeten und die Landschaften bis zum Emu Creek erkundeten. A. traf auch mit → Leichhardt zusammen und wurde dessen Freund. Leichhardt benannte vier Hügel am Carpentariagolf »The 4 Archers«.

Arellano Don Alonso de, gest. nach 1575, Kapitän in der → Legazpi-Flotte, die seit November 1564 von Südamerika nach den Philippinen unterwegs war. Als eines der vier Schiffe in den Marshallinseln verloren ging, kam es zu einer Meuterei, die der Pilot Lope Martín anführte. A.s Rolle ist unklar, doch steht fest, dass er zahlreiche Inseln des heutigen Trust Territory genau beschrieb und verzeichnete, einige von ihnen zweifellos auch entdeckt hatte und nach April 1565 als erster Weißer den Pazifik in Westostrichtung überquerte, wobei er den Kurs nordwärts legte (40.–43. Breitengrad) und im Juli 1565 Span.-Südamerika erreichte. Der bekanntere Fray Andrés de → Urdaneta erreichte Acapulco erst im Oktober 1565.

Arguin, 45 km lange gefährliche Sandbank im Ostatlantik vor Cabo Blanco (heute Mauretanien). Im Juli 1816 strandete hier die Fregatte Medusa unter dem Kommando des Kapitäns Duroy de Chaumareys, Flaggschiff einer kleinen Flotte, mit der Frankreich nach einem Ausgleich mit England seine Besitzungen im Senegal wieder übernehmen wollte. Da zu nahe am Land gesegelt wurde, sich die kleine Flotte auch zu sehr auseinandergezogen hatte und nach der Strandung die vorhandenen Boote nur unzureichend mit Personen von Stand besetzt worden waren, gingen auf dem »Floß der Medusa«, berühmt durch das Gemälde von Géricault, mindestens 130 Menschen zugrunde – nach Gewalttaten und kannibalischen Szenen, von denen noch jahrelang gesprochen wurde.

Arsenjew Wladimir K., russ. Geograf und Ethnologe, der zwischen 1906 und 1917 das Ussurische Gebirge und die dort wohnenden Udechesen ausdauernd erforschte. Der Auftrag, sich mit diesem entlegenen Gebiet und einem Restvolk zu befassen, ging von der Pri-Amurischen Abteilung der Russischen Geografischen Gesellschaft in Moskau aus, um über chinesische Bevölkerungsinfiltrationen in diesem Raum Klarheit zu erhalten. A. wies nach, dass die chines. Einwanderung vergleichsweise jungen Datums sei und lediglich der chines. Handel mit dem Ussurigebiet Jahrhunderte zurückreiche. Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten gewann A. wertvolle Aufschlüsse über Jagd- und Fangweisen, den Handel mit Fellen und die wirtschaftliche Sonderstellung des Zobels. A. schrieb darüber Russen und Chinesen in Ostsibirien. Dt. Ausgabe mit Karte Berlin o. J.

Ascensión Fray Antonio de la, um 1570–1632, Kosmograf der Vizcaino-Expedition 1602/03 an der kalif. und nordwestamer. Küste, dem die Spanier einen hervorragenden Portulan (mittelalterliches Segelhandbuch) der mexikan. Pazifikküste verdanken. Er blieb jahrzehntelang im Gebrauch.

Ascherson Paul Friedrich August, 1834–1913, gehört zwar nicht zu den bedeutendsten dt. Afrikaforschern, doch leistete er vor allem vorzügliche wissenschaftliche Kleinarbeit. Er begleitete 1873–74 → Rohlfs in die Libysche Wüste, wo er auf abweichender Route vom Hauptweg der Expedition eine Reihe kleinerer Forschungen durchführte. Zwei Jahre später beauftragte ihn → Schweinfurth, in das Gebiet der sog. Kleinen Oase zwischen der Oase Siwah und dem ägypt. Faijum zu reisen; dabei gelang es ihm, eine Reise von bisher in der Literatur verbreiteten geografischen Ungenauigkeiten zu berichtigen. Diese Reise bedeutete großen Gewinn für die Kenntnis jenes Gebiets und zugleich auch für die pflanzengeografische Forschung.

 

Ashehurst Thomas, Kaufmann und Schiffseigner aus dem engl. Atlantikhafen Bristol. → Fernandes.

Ashley Will Henry, um 1778–1838, eine der farbigsten Figuren aus der Frühzeit der USA, Grubenbesitzer, Pulverfabrikant, Pelzhändler und Scout und ab 1820 Vizegouverneur von Missouri. Die von ihm gegründete Rocky Mountains Fur Company tat 1821–36 unendlich viel für die Erforschung des ausgedehnten Gebirges, wobei A.s Kompagnon Thomas Fitzpatrick den South Pass entdeckte und James Bridger den Großen Salzsee, den er für einen Meeresarm hielt. Den Weg vom Großen Salzsee nach Saint Louis legte A. in nur 70 Tagen zurück, womit die Tauglichkeit der gefundenen Gebirgsübergänge bewiesen war.

Astrup Eyvind, 1871–95, Polar-und Grönlandforscher, der zweimal → Peary begleitete und auf einer eigenen Schlittenreise die Nordküste der Melville Bay erstmals kartografisch aufnahm. Man verdankt A. auch wertvolle Aufzeichnungen und Beobachtungen über das Inlandeis und über das Leben auf Grönland. A. endete durch Freitod.

Atkinson Thomas William, 1799–1861, war als Waisenknabe seit seinem achten Lebensjahr auf sich selbst gestellt und wollte ursprünglich Architekt werden, bildete sich aber auch als Maler aus. Durch die Schilderungen Alexander von Humboldts über Zentralasien angeregt, beschloss er die dortige Landschaft im Bild festzuhalten und brach auf, obwohl er kaum die Mittel für eine solche Reise besaß. Sieben Jahre lang durchstreifte er das Gebiet zwischen dem Ural und dem Baikalsee und gelangte im S bis zum Tienschan-Gebirge. Die Leistungen dieses Autodidakten sind ungemein beeindruckend, legte er doch auf seinen Kreuz-und-quer-Zügen etwa 63 000 km zurück, mehr als die Hälfte davon nach eigenen Angaben in Wagen und Schlitten, knapp 3000 im Boot und über 20 000 zu Pferd. Dabei ging es ihm nicht um neue geografische Erkenntnisse und kartografische Aufnahmen, sondern in erster Linie um seine Zeichnungen; er brachte 560 in Farbe ausgeführte Skizzen aus Gebieten mit, die bis dahin kaum ein Europäer betreten hatte. Nicht weniger reizvoll als die Bilder sind seine Landschaftsschilderungen, denn er sah die durchreisten Gebiete mit den Augen des Malers und beschrieb sie auf lebendige, fassliche Weise.

Aubert Thomas, Kapitän der berühmten Reederfamilie Jehan → Ango, Jehan (Vater und Sohn), die seit 1474 ihre Fischereiflotten von Dieppe aus auf die Neufundlandbänke schickte. Mit dem Schiff La Pensée befuhr A. den Sankt-Lorenz-Strom und brachte acht Indianer mit nach Rouen. Später erkundete er vor allem Neufundland und nahm es mit den vorgelagerten Inseln für Frankreich in Besitz.

Auckland-Inseln, 1806 von Abraham → Bristow entdeckt, unbewohnt (1941–45 Wetterstation).

Audubon John James, 1780 (1785?)–1851, franz. Naturforscher und Tiermaler, Schöpfer des legendären Werks The Birds of America. Als Sohn eines franz. Marineoffiziers auf Haiti oder in der Nähe von New Orleans geboren, erhielt A. in Frankreich eine sorgfältige Erziehung durch eine ihn anbetende Stiefmutter. Mit 18 Jahren ging A. nach Nordamerika, heiratete 1808 und begann sich ornithologisch und künstlerisch für die Vogelwelt der USA zu interessieren, vor allem im O und S der USA. Um sich seine ausgedehnten Reisen leisten zu können, gab er Malunterricht, während seine Frau als Lehrerin tätig war. 1826 hatte er genügend Material beisammen, um an eine Publikation zu denken, fand in England auch sofort Verständnis und Förderer und konnte, unterstützt von seinen Söhnen Victor und John, das große Werk zur Subskription auflegen. Zwischen 1826 und 1839 teilten die drei Männer ihre Zeit zwischen Amerika und England, besorgten Material auf neuen Reisen und förderten die für ihre Zeit auch technisch sensationelle Publikation in insgesamt 10 großformatigen Bänden. Seit 1839 in New York lebend, bemühte sich A. um eine verkürzte 7-bändige Ausgabe und um ein Ergänzungswerk über die Vierbeiner Nordamerikas (Texte von John Bachman). Die Vollendung dieses großen Werks in 2 Tafel- und 3 Textbänden 1854 erlebte A. nicht mehr. Die Originalausgaben zählen heute zu den höchstbezahlten Titeln des Buchantiquariats und trugen erheblich zu weltweitem Interesse an den jungen Vereinigten Staaten bei.

Austin Horatio Thomas, 1801–65, brit. Vizeadmiral und Polarforscher. Nach seiner Teilnahme an der zweiten → Parry-Expedition erhielt A. 1850 den Auftrag, nach den verschollenen Franklin-Schiffen zu suchen. Er befuhr die Barrowstraße bis zum Wellingtonkanal, überwinterte dort mit vier Schiffen auf der Griffithinsel und erkundete mit seinen Offizieren auf ausgedehnten Schlittenexpeditionen den ganzen Bereich zwischen Coburginsel, Wolstenholme- und Whale-Sund (Spuren der → Franklin-Expedition wurden erst 1859 bzw. 1879 gefunden).

Avé-Lallemant Robert, 1812–84, Arzt und Reisender aus Lübeck, Mitglied der österr. Novara-Expedition. Veröffentlichte vier Bände Reisebeschreibungen aus Brasilien und ein Buch über die Pflanzen der Tropen. A. wirkte bahnbrechend auch im Kampf gegen Tropenkrankheiten.

Avé-Lallemant Germán, verdienter Kartograf, der als Bergingenieur um 1875 nach Argentinien ging, dort zunächst die Provinz San Luis und das Flussgebiet des Desaguadero aufnahm, später dann vor allem das Gebiet um den Aconcagua und die Mesa del Volcan, wo er Dutzende von Gipfeln in ihrer Höhe bestimmte und die Lage zahlreicher Bergsiedlungen festhielt. Neben Landkarten und Reisebeschreibungen veröffentlichte A. auch mineralogische Studien über das Aconcaguagebiet (alles in span. Sprache zwischen 1882 und 1892).

Ayolas Juan de, 1485–1538, span. Notar, der im Stab Pedro de Mendozas nach Argentinien kam und 1535 den Auftrag erhielt, klimatisch günstige Lagen für Städtegründungen ausfindig zu machen. 1536 begann er seine Reise den Paraná aufwärts mit acht Galeeren und etwa 400 Mann, unter denen sich Ulrich → Schmidel aus Straubing befand. Es gelang, die stark befestigte Hauptstadt der Guaraní-Indianer zu erobern. Da dies am Himmelfahrtstag geschehen war, wurde die hier gegründete span. Stadt Asunción genannt. Auf dem weiteren Vormarsch den Paraguayfluss aufwärts und durch den Gran Chaco nach NW wurde A. von Indianern getötet.

Azara Don Félix de, 1746–1811 oder 1821, span. Ingenieuroffizier, weilte 1781–1801 zu Grenzfestlegungsarbeiten an der argentin.-brasil. Grenze im Raum des heutigen Paraguay. Während der diplomatischen Verhandlungen bildete er sich zoologisch aus und unternahm ausgedehnte Studienreisen. Sie führten zu hervorragenden wissenschaftlichen Ergebnissen und machten Höhen- und Ortsangaben, Flussläufe und Landesnatur erstmals verlässlich bekannt. Von ihm entdeckte Tierarten führen die Bezeichnung az.

Azoren, Gruppe von neun Inseln im Atlantik, 1600 km von Portugal, zu dem sie heute gehören. Aufgrund eines Münzfunds, einer Kombination karthag. Münzen, die in dieser Zusammenstellung eindeutige Beweiskraft hat, ist die zumindest einmal erfolgte Erreichung der Inseln um 320 v. Chr. sicher. Wiederentdeckung 1431 durch Gonçalo Velho Cabral. Der bedeutende Geograf Martin → Behaim lebte fünf Jahre auf der Insel Faial.